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1»». Frische Pflaumen führte man fast garntcht ein, da auch in Böhmen diese geschätzte Frucht nicht gediehen war. In Teilchen kam am Montag da» Schock Pflaumen 24 bis 30 Heller — 20 bis 25 Pfg. — Gestern und heute stellte sich auch im Eibtale bet -j- 7° R. anhaltender Regen ein. — Die Gasthäuser auf dem Lilien-, Bären- und Pfaffenstrln bleiben auch in diesem Winter geöffnet. (Eine nette Sparkassen-Kontrolle!) Dem Fabrikbesitzer Erwin Theodor Barthold aus Bernsdorf bet Flöha war die Kassiererstelle an der von 6 Gemeinden Coswig und Umgegend im Jahre 1896 in's Leben gerufenen Sparkasse übertragen worden. Er erhielt einen Monats gehalt von 30 Mark (!), befand sich aber bereits vor Uebernahme des Postens in solch' nützlichen VermögrnSverhältnissrn, daß er alsbald, um aus der Klemme zu kommen, die Kasse angriff und 7331 Mark bares Geld und 16 000 Mark Effekten unterschlug. Das war dem Kassierer nur durch die lax; Kontrolle möglich. Den einzelnen Ge meindevorständen lag die Revision der Kasse ob. Dir Kontrolle wurde aber säst gar nicht ausgeübt. Ein Effektenbuch kannte die Kasse Überhaupt nicht, und die von ihr erworbenen Effekten, Retchsanlethe, sächsische Rente rc., welche statutengemäß von einem der Vorstände im Effektenschrank hätten verschlossen gehalten werden sollen, lagen ost tagelang auf dem Tische des Kassierers und gerieten sogar manchmal in Vergessenheit. Der ungetreue Kassierer, welcher die Sparkasse um insgesamt 17 800 Mark ge schädigt hat, wurde von der 2. Strafkammer des Landgerichts Dresden zu 2 Jahren 1 Monat Ge fängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Meißen. Allgemeine Teilnahme wendet sich hier der Familie deS Büchsenmachers Ebtgt zu, dessen 18jährtge Tochter, eine ungewöhnlich hübsche Erscheinung, sich vor etwa 14 Tagen beim Auspacken einer Waffensendung durch eine ver sehentlich oder auch böswillig in einem Revolver gelassene Patrone eine anscheinend geringfügige Schußverletzung an der Hand zugezogen hatte. Trotz sofort in Anspruch genommener ärztlicher Hilfe trat später Blutvergiftung ein, der das liebliche junge Mädchen, eine glückliche Braut, nach schwerem Leiden am Sonnabend erlag. Wurzen. Die freisinnige Partei zeigt sich jetzt in Sachsen sehr rührig. Herr Landtags abgeordneter OSkar Günther aus Plauen hielt am Sonntag hier einen Vortrag über die finanzielle Lage Sachsens, griff darin in üblicher Weise die konservative Partei an, geriet aber zum Schluffe auch mit einigen Sozialdemokraten zusammen, denen er vorwarf, daß die Sozialdemokratie gleichfalls die Finanzkalamttät mit verursacht habe, denn auch sie habe für alle unrentablen Bahnen gestimmt. Zum Schluffe wurde die Ausstellung eines ent schieden freisinnigen Kandidaten für die nächste Wahl im Wahlkreise „zuversichtlich erwartet". Leipzig. (Aus dem Parteileben.) Der Vorstand des Wahlausschusses dec Ordnungs parteien des 13. Wahlkreises Leipzig-Land, für die ehemalige Kandidatur vr. GötzrS, auf die seinerzeit 20 321 Stimmen fielen, beschloß ein stimmig auch für die nächste RetchStagswahl geschlossen vorzugehen. Es soll eine Einigung mit dem ehemaligen Komitee für die Kandidatur C. Fritsches, auf die 3488 Stimmen fielen, angestrebt werden, um der Sozialdemokratie, die 54 819 Stimmen auf sich vereinigte, kräftig Abbruch zu tun. — (Kosten eines Streiks.) Der am 8. Oktober, wie gemeldet, auf nächstes Frühjahr vertagte Streik der Bauschloffer, an welchem 750 Personen beteiligt waren, hat, wie jetzt bekannt wird, den Streikenden die erhebliche Summe von 27 860 Mk. gekostet, außerdem mußten sie eine Einbuße von 18 960 Arbeits tagen und 66 550 Mk. Lohn mit in Kaus nehmen, ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Leipzig. Die Internationale Motorwagen- Ausstellung hat so günstig abgeschlossen, daß sie vom 8. bis 15. Oktober 1905 wiederholt werden soll. Die Verkäufer, welche größtenteils ihre Plätze wieder belegten, haben brillante Umsätze erzielt. Chemnitz. Der verstorbene Kommerzienrat Esche hatte unserer Stadt rin Vermächtnis von 300000 Mk. ausgesetzt mit der Bestimmung, von diesem Kapital Arbriterwohnhäuser zu bauen, in welchen in erster Linie alt« würdige Arbeiter und Arbeiterinnen, die bei der Firma M. S. Esche gearbeitet haben, unentgeltlich Wohnung erhalten sollen. Jetzt sind am Zeisigwald vier solcher Arbriterwohnhäuser im Rohbau frrtiggestellt, die einen sehr gefälligen Eindruck gewähren. Die Häuser sollen am 1. April nächsten Jahres be zogen werden. «r«. ... -», .L- Ter sächsisch, «Arzrchtrs. Leit« 4, Neubau deS hiesigen Stadttheaters sind bis jetzt 225 000 Mk. aus Bürgrrkretsrn gezeichnet worden. Darunter befinden sich Beträge von 25 000, 22000, 10000 Mk. rc. Geh. Kommerzienrat Vogel zeichnete allein 30000 Mark. Freiberg, 24. Oktbr. Bei einer auf Lang- hennerSdorser Revier abgehaltenen Jagd wurde der Hauptmann von Tümpling vom htef. 12 Jägrrbatatllon von seinem Nachbar so un glücklich angeschossen, daß der Schwerverletzte, dessen Augenlicht gesährdet ist, unverzüglich im hiesigen Tarnisonlazarett ausgenommen werden mußte. Marienberg. Der Stadt ist ein reiches Vermächtnis zugefallen. Der in Prag verstorbene Hosrat vr. Huppert, welcher hier geboren ist, vermachte unserer Stadt die Summe von 40000 Kronen (34000 Mk.) für Armenzwecke. Marienberg. Herrn Forstmeister Mühl mann ist vom 1. November d. I. an unter Er nennung zum Oberforstmeister die Verwaltung deS Marienberger ForstbrztrkS übertragen worden. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin wohnten am Montag vormittag, begleitet vom Kronprinzen, von den Prinzen Eitel Friedrich, August, Oskar, ferner vom Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold, sowie von den Prinzen Albrecht und Friedrich Wilhelm, der feierlichen Enthüllung des Denkmals für den Krtegsmtnister Grafen Roon, dem Reorganisator des preußischen Heeres, in Berlin bei. Außerdem waren bet der Feierlichkeit auch der Reichskanzler, die Minister und Staatssekretäre, zahlreiche Mit glieder des Reichstages und des preußischen Land tages usw. zugegen. Die Feier wurde durch den von einem Schulkinder-Chor ausgelührten Gesang von Beethoven: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" etngeleitet, dann hielt der Kciegsminister von Einem eine längere Ansprache, in der er daS Andenken deS Grafen Roon als Soldaten, Staats mann und Kriegsminister warm feierte. Dann fiel auf Befehl deS Kaisers die Hülle, worauf der selbe das Denkmal eingehend besichtigte. — Mon tag abend fand im „Kaiserhos" zu Berlin ein Festessen der Offiziere und Räte des Kriegs ministeriums zum Andenken Roons statt, an welchem auch die Söhne Roons, sowie der Reichs kanzler, Staatssekretär v. Tirpitz und der ehe malige Kriegsmintster Vervy du VernoiS teil nahmen. König Georg f. Der „Reichs anzeiger" meldet: „In der Sitzung des Bundesrats vom 22. Oktober gedachte der Vorsitzende Graf Poia- dowSky in einer längeren Ansprache des tief schmerzlichen Verlustes, den das deutsche Vaterland durch daS Htnscheiden des Königs Georg von Sachsen erlitten hat, und teilte zugleich mit, daß eine Abordnung des Bundesrats einen Kranz an der Bahre des Entschlafenen ntedergrlegt hat. Der sächsische Gesandte Graf Hohenthal dankte namens deS Königs von Sachsen dem Bundesrat für seine Trauerkundgebung und seine Teilnahme". — Die sächsische Gesandtschaft in Berlin veröffentlicht folgendes: „Für dir bet dem Hinscheiden Seiner Majestät des hochseltgen Königs Georg von Sachsen in so herzlicher und geradezu über wältigender Weise bekundete Teilnahme bringt die König!. Sächs. Gesandtschaft erhaltenem Auftrage zufolge den tiefgefühltesten Dank öffentlich zum Ausdruck". Berlin, 24. Oktober. Der Bundesrat tagte in der Sitzung am Sonnabend volle 3 Stunden in der Beratung der ltppeschrn Frage. In der Erörterung soll namentlich bet den Vertretern der kleineren Staaten rin lebhafter Widerspruch gegen daS Kaisertelegramm laut geworden sein. ES kam verschiedentlich die Befürchtung zum Ausdruck, eine ähnliche Behandlung wie daS Fürstentum Lippe könnten gegebenenfalls auch andere kleine Bundes staaten zu gewärtigen haben. An eine unmittelbare Abstimmung über die ltppesche Frage ist zunächst nicht zu denken, aber ein Meinungsaustausch findet fortgesetzt statt, und nach diesem läßt sich bereits eine Vermutung über die grundsätzliche Stellung der Mehrheit deS BundeSratS Voraussagen. Man kann schon jetzt mit Bestimmtheit annrhmen, daß die Regentschaft de» Fürsten Leopold von der weit überwiegenden Mehrheit deS BundeSratS al» zu Recht bestehend anerkannt werden wird. Die Nachricht eine» Berliner Blatte«, Eisen- bahnminister v. Budde werde nächsten» von feinem Posten zurücktretrn, um die Leitung der Kruppschen Werke zu übernehmen, erweist sich al« aus Er findung beruhend. — Die Möglichkeit einer Ein berufung de« Retch«tage« «och vor dem Ivo«. da ihm die neuen Handelsverträge bis dahin nicht vorgrlrgt werden können. ReichStagSabgeordneter Auer, der Parteisekretär der sozialdemokratischen Partei, ist durch ein schweres Nervenleiden jeder geistigen Tätigkeit entzogen. DaS Lüden soll zwar zum grüßten Teile behoben, aber Schwerhörigkeit zurück geblieben sein, die ihn hindert, seine parlamentarische Tätigkeit wieder aufzunrhmen. Er werde behufs völliger Wiederherstellung nach Abbazia gehen. Berlin, 25. Oktbr. Hiesige und auswärtige Zeitungen hatten vor einigen Tagen die Meldung verbreitet, eS beginne Mangel an Freiwilligen für SüdwrstafrUa zu herrschen. Der neue Ausrus zum Eintritt in die Schutztruppe sände nur wenig Anklang, sodaß man sich mit dem Gedanken trage, in Gestalt von Geldprämien gewissermaßen ein Handgeld zu zahlen. Diese Meldungen sind falsch. Im Gegenteil sind auch diesmal weit mehr Meldungen tropendienstfähiger Leute eingegangen, als berücksichtigt werden können. Vom Oberst Leutwein liegt eine telegraphische Verlustliste über die Kämpfe mit den auf ständischen Wttbois vor. Sie zählt als tot einen Unteroffizier, einen Reiter und zwei Farmer, al» verwundet einen Gefreiten auf. Nach einer wetteren Meldung Leutweins ist Hauptmann von Burgsdorff, der sich unbewaffnet ins Lager der Witbots begab, sicher als tot zu betrachten. Ferner meldet Leutwein, daß die GochaSlrute auf ständisch, die Bethanier und Warmbadleute „un ruhig" seien. (Todesfall in Deutsch-Südwestafrika.) Im Missionshouse zu Barmen traf die tele graphische Nachricht ein, daß Missionar Riechmann von Franzfontetn in Karibtb an TyphuS gestorben ist. Er wirkte seit 1891 in Franzsontein, das im Hereroland liegt, aber hauptsächlich von Zwart- boots bevölkert ist. Der Ausstand hatte ihn ge- nötigt, zeitweilig nach Karibik zu gehen. Breslau, 24. Okt. Im Jndustrterevier von Russisch-Polen wurden in den letzten Tagen 6000 Reservisten mobil gemacht. Deshalb mußten mehrere Werke und Webereien den Betrieb einstrllen. O e st e r r e i ch. Zum Stande der Handelsvertrags-Ver handlungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland liegt folgende Wiener Meldung vor: Der österreichisch-ungarische Botschafter v. Szögy wy- Martch ist am Sonnabend von Berlin nach Wien zurückgrkehrt und hat im Laufe des Vormittags eine Besprechung mit dem Grafen GoluchowSkt über seine Verhandlungen mit dem deutschen Reichskanzler bezüglich der Wiederaufnahme der Handelsvertrags-Verhandlungen mit Deutschland gehabt. Die Berliner Konferenzen haben insofern ein befriedigendes Ergebnis gehabt, als die Aus sichten auf eine Verständigung über die schwierigsten Fragen sich wesentlich gebessert haben. — Von Wien aus traf dann Herr v. Szögyeny-Marich am Montag in Budapest ein und konferierte dort mit den Mitgliedern der ungarischen Regierung wegen deS Standes der Handelsvertrags-Verhand lungen mit Deutschland. Erzherzog Otto, der Gemahl der Prinzessin Josefa von Sachsen, ist zum Generalinspekteur der Kavallerie ernannt worden. England. London, 24. Oktober. Wie dem „Reuter- schen Bureau" aus Tschumbt vom 21. Oktober berichtet wird, ist eine englische Abteilung von 140 Mann im Rombapasse von einem Schneesturme überrascht worden. 69 Mann sind vollständig erblindet. London, 24. Oktbr., nachts. Dem Mayor von Hüll ging folgendes Telegramm von Lord Kolly», dem Sekretär deS Königs, zu: Se. Majestät beauftragt mich, Ihnen zu sagen, daß Allerhöchst- derstlbe mit tiefem Kummer die Nachrichten von dem unberechtigten Akte erhalten, welcher gegen die Ftfcherflotte in der Nordsee begangen worden ist; der König läßt Sie bitten, den Familien derer, welche von diesem so bedauernswerten Ereignis betroffen worden sind, die Teilnahme de» Königspaare» auSzufprrchrn. — Der russische Botschafter ist heute abend vom Urlaub zurück gekehrt. Auf dem Bahnhose hatte sich eine große Anzahl junger Burschen eingefunden, die den Botschafter mit anhaltendem Pfeifen empfingen. Ein Bursche versuchte mit dem Stock die Scheibe de» Wagen de» Botschafter» rinzuschlagrn. London, 25. Okt. Da» Au«wärtigr Amt fetzte sich mit den Vertretern der Fischerei- betriebe ln Hüll und GrimSby tn Verbin dung und erlangt« dadurch einen genaue« Bericht über den Hergang bet de» Angriff der russisch«! Kriegsschiffe aus di« Ftfcherflotte.