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auf «ine mehrwöchige Reise über Em» nach Frankreich. Zu gleicher Zelt mit Sr. Majestät dem König Georg trifft die Prinzessin wieder in Billa Hostrrwitz ein. Dresden, 21. Juni. Sr. Majestät der König genehmigte den Neudruck de» zweiten Teiles der Bekleidungsordnung für die fächfifche Armee und bestimmte, daß die in der Bekleidung und Ausrüstung eingetretenen Aendr> rungen nur für Nrubrschaffungrn gelten. Der Neudruck gelangt demnächst zur Ausgabe. Er wird von der Druckoorschrifteaverwaltung des KrirgSmlntstrriumS vorrätig gehalten; der Brr» kaufSpreiS eines gebundenen Exemplars beträgt 2 Mark. — Freitag ist Johannistag! Wenn sich dir fommerliche Pracht zu voller Blüte entfaltet und die Sonne ihren Höchststand erreicht, gedenkt dir Kirche jener tragischen Gestalt des Neuen Testaments, die zum Vorläufer de« Herrn berufen war, Johannes des Täufers. Nach der alten Annahme, daß Johanne» etwa sechs Monate vor Jesus geboren wurde, war der 24 Juni ohne Weiteres als Geburtstag des Täufers willkommen, umso mehr, als dadurch der heidnische Charakter des aus daS gleiche Datum fallenden Sommrr- solstizeS ausgeglichen ward. Johannes mit seiner ernsten, schweren LrbenSanschauung, dieser Wüsten prediger und Prophet an der Schwelle des neuen Bandes, hat auch heute noch etwas Ergreifendes mit seiner einfachen, und doch so inhaltretchen Botschaft: „Tut Butze, denn daS Himmelreich ist nahe herbeigekommen!- Einmal hat auch diesen, in seiner Weise ehrlich frommen Mann der Zweifel gepackt, ein redlicher Zweifel, wie er ge rade den tapferen und aufrichtigen Naturen nicht selten kommt, und da hat er bet JrsuS anfragen lassen: „Bist du'S der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?- Aber der Zweifel ist ihm nicht zur Verzweiflung geworden; wir wissen von feiner demut-vollen Erkenntnis und seinem freudigen Bekenntnis: „Christus mutz wachsen, ich aber muß abnehmrn!" Am Johannistage bewegt uns diese Losung des Täufers auf mannigfache Weise. Nicht nur, datz wir an das nun wieder eintretende, allmähliche Abnehmen der Tage denken, wir erinnern uns auch der menschlichen Vergänglichkeit mit ihrem leisen Dahingehen und Sterben. „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume aus dem Felde; wenn der Wind darüber gehet, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.- Unwillkürlich wird uns der Johannistag zu einem Gedenktage für unsere Toten. In Kränzen und Blumen legen wir ihnen ein Stück blühendes Leben aufs still« Grab, und wehmütig versetzen wir uns in vergangene Tage zurück. Wer weiß, wie bald man uns selber hinauSträgt zur letzten Ruhr! Es ist eben ein ewiges Kommen und Gehen, und ein Menschenhrrz müßte schier verzagen, Wenns nicht auch an den Gräbern unserer Lieben noch eine christliche Hoffnung gäbe: Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, ob wir nun leben oder sterben, so sind wir des Herrn! Bischofswerda, 22. Juni. Die zweite Juni hälfte bringt uns drei besondere Tage: am 24. den Johannis-, am 27. den Siebenschläfer- und am 29. den Peter- und Paulstag. Der Vorabend des JohanntSsesteS gilt bet manchen Zite der 1. Mat als Hexensabbat, an dem man Zauber- und Heilkräuter pflücken muß. So will rS der Aber glaube, der ferner meint, unter den Feld- und Gartenfrüchten werde großer Schaden angertchtet, wenn eS am 24. Juni regne. Eine nicht minder üble Vorbedeutung soll der Regen am Sieben« fchläfrrtage haben; es soll dann sieben Wochen lang regnen. Weiter besagt eine alte Bauernregel: „Peter Paul klar, bringt rin gute» Jahr.- Die Zukunft muß es auSwrtsen. Der eigentliche Sommer hat nunmehr begonnen, wenigsten« nach dem Kalen der; in Wirklichkeit haben wir, der großen Hitze angemessen, denselben aber schon seit Wochen ge nossen. Möge der Sommer der Landwirtschaft recht hold sein, bleibt unS doch auch hier nicht» andere» übrig, al« hoffen und harren. 8t. Bischofswerda, 21. Juni. (Unsere Wese nttz fische.) Die natürlichen Wasserläufe bilden einen wichtigen Faktor für di« Ausbreitung der Industrie, und wo diese sich niedergelassen hat, da schwindet naturgemäß der Fischrrichtum immer mehr. So ist in den Industriegebieten mancher Fluß zu einem toten Gewässer geworden. Wie verhält r« sich nun mit dem Fischreichtum unserer Wesenitz? Auch dieser ist mit dem weiter sich entwickelnden Fabrikbetriebe im Rückgänge begriffen. Doch gibt r« noch weite Strecken, besonder« ober halb Bischofswerda, sodann bei Rennrr-dorf, wo der Fischpächtrr noch für seine Mühen belohnt wird und wo r« am Platze wäre, durch geeignete Maßnahmen den Jischbestand zu heben. Do» Elbgebtet zählt noch gegenwärtig 50 Fischarten, davon kommen auf die Wesenitz etwa der 3. Teil. Im Nachstehenden seien die Fischartrn, die zur Zeit noch in der Wesenitz anzutreffen sind, auige« führt: Stachrlflosser: Barsch, ksrca üuvia- lilis L., Aalraupe, Lota vulxaris Ouv. (RrnnerS- dors). Karpsenarttge Fische: Schlecht, I'Inoa vulgaris L., Barbe, Larbus üuviatUis 6uv. (Lohmen), Gründling, Oobiv üuviatilis Ouv., Weiß fisch, ^Iburnus iuolcius 2eoir (im AuSsterben be griffen), Rotauge, I-suoisous rutilus L., Döbel, 8gualius oepkaius L. ('M AuSsterben), Ellritze, kboxiuus iaevis Schlammpeitzger oder Wetter fisch, Ovbitis kossiiis L., Schmerle, Oobitis barba- tula L. LachSartige Fische: Bachforelle, 8almo kario 1^, Asch, Ikvmsllus vulgaris Miss (im AuSsterben). Hrchtartige Fische: Hecht, Lsox luoius L. Aal artige Fische: Aal, Anguilla vulgaris k'lem. — In Nr. 5 seines Verordnungsblattes ver- öffentlicht das evangelisch-lutherische LandeSkonsistorium eine Verordnung wegen Einsammlung einer allgemeinen Kirchen - kollekte am 6 Sonntag nach Trinitatis, den 10. Juli d. I., für den Kirchenbau in Pobershau bei Marienberg. Es ist dazu bemerkt: „DaS im oberen Erzgebirge gelegene Dors Pobershau war bisher teils nach Marienberg, teils nach Zöblitz ringepfarrt. Mit großen Opfern ist eS daran ge gangen, sich rin eigenes Kirchenwesrn zu schaffen. Der Kirchbau kostet trotz einfachster Ausführung über 80,000 Mk. Die mehr als 2000 Seelen umfassende Gemeinde ist gut kirchlich gesinnt und braucht ein geräumiges Gotteshaus. Sie ist aber. zu arm, die Kosten seines Baues allein zu tragen neben den Opfern, die sie sonst für ihre kirchliche Selbst ständigkeit zu bringen hat. Dir wenigen vermögenden Grmeindeglieder haben Beiträge zu bedeutender, zum Teil von außerordentlicher Höhe dargebracht. Aber auch sehr arme Leute haben freiwillig und reichlich beigesteuert. Dennoch bedarf die junge Kirchgemeinde, die zum großen Teile aus unbe mittelten Fabrik- und Heimarbeitern besteht und schon fchwer belastet ist, dringend des Beistands der Brüdergemeinden in der gesamten Landeskirche. Eie seien darum hiermit herzlich gebeten. — Die Beseitigung der Bestellgebühr von Postanweisungen liegt sicherlich im allge meinen Berkehrstnteresse, ohne daß sich hieraus eine wesentliche Schädigung der Postverwaltung befürchten ließe. Wenn die Verwaltung selbstver ständlich auch einen EinnahmeauSsall zu gewärtigen hätte, so würde er doch gegenüber den Rücksichten aus die Förderung des Verkehr-, dir In erster Reihe für die Maßnahmen der Post entscheidend sein müssen, nicht ins Gewicht fallen dürfen. Einige Handelskammern haben neuerdings den Deutschen HandelStag gebeten, für eine Beseitigung oder Ermäßigung des bei Postanweisungen zu ent richtenden Bestellgeldes einzutreten. — Dir Zett des Kernobstes ist mit dem Erscheinen der ersten Kirschen wieder herangerückt und damit auch jene gefährliche Epoche für den friedlichen Spaziergänger auf der Straße, dem Schritt für Schritt tückische Gefahren in Form unschuldiger Obstreste drohen. Die Manier mancher Leute, vor allem der hoffnungsvollen Jugend, im Gehen Obst zu verspeisen und dir Reste dann fortzuwrrfrn, wird genährt durch den Straßen- handel mit Obst. Durch weggeworfene Kerne aber wird «lne Unsicherheit der Bürgersteige her vorgerufen, die zu schmerzhaften Verletzungen der Gliedmaßen führen kann. Wie manchem hat ein von seinem Mitmenschen achtlo» beiseite geworfener Kirschkern einen Beinbruch verschuldet. Man sollte also mit dem Wegwerfen der Steine recht vor sichtig umgehen oder besser e« überhaupt unter lassen. uo — Die neuen Kartoffeln gelten bet vielen für eine Delikatesse, doch lst ihr Genuß be denklich, wie manche Folgen zeigen, wenigsten« lst Vorsicht dabel zu brauchen, denn man muß daran denken, daß e« unreife Früchte sind und alle» Unreife ist mehr oder minder verdaulich. Der Verständige und auch der wirkliche Feinschmecker gibt der völlig auSgrretften, mehlreichen Frucht den Vorzug. Besonder« ist sofortige« Wassrrtrinken nach dem Genuß von neuen Kartoffeln zu ver meiden. Doch ist jetzt für diese unentbehrliche Ttschsrucht eine üble Zett, di« vorjährigen taugen nicht« mehr und di« diesjährigen sind noch nicht vollständig reif. Darum tut man gut, den letzteren «ine künstliche Vchnellrrife zu geben. Man legt sie einige Tage in ganz trockenen Sand, so daß sie vollständig damit bedeckt werden und setzt diesen den Sonnenstrahlen au«. Abend» aber bringt man sie an einen trockenen Ort, daß sie nicht vom Tau angrfeuchtrt werden. Weil ihnen hierbei der Saft zufluß fehlt, reifen sie sehr schnell, erhalten den nötigen Mehlgrhalt, werden leicht verdaulich und gesundheit-zuträglich. uo. — Gegen Wespenstiche ist Zwiebelsaft ein einfache« und wirksame» Mittel. Eine Zwiebel wird durchgrschnittrn und die Wunde, nachdem der Stachel heraus gezogen, mit der Schnittfläche der Zwiebel ringrrieben, woraus der Schmerz sofort schwindet und keine Geschwulst entsteht. Hauswurz, in ähnlicher Weise verwendet, wirkt gleichfalls. Grüne Schmierseife empfiehlt sich ebenfalls al» sehr gute» und billige« Mittel. f — In der Sitzung, welche der Gesamtvorstand des Verbandes sächsischer Industrieller vergangene Woche in Dresden abhirlt, erfolgte nach Erstattung de« Geschäftsberichte« zunächst die Ausnahme von 33 neuen Mitgliedern. Hierauf wurden in mehrstündiger Beratung die Satzungen de« Verbandes einer gründlichen Durchberatung unterzogen und verschiedene Aenderungen, welche sich au» der Entwickelung des Verbandes zu einer der größten wirtschaftlichen Organisation Deutsch lands ergaben, vorgrnommen. Der neue Entwurf der Satzungen wird der nächsten Generalversamm lung zur Genehmigung vorgelrgt werden. In Sachen der Begründung eines Allgemeinen Arbritgebrrbunde» billigte der Vorstand den Beitritt des Verbandes zu der in Berlin be gründeten Freien Bereinigung von Arbeitgeber verbänden, beschloß aber gleichzeitig, von dem der Bereinigung Vorsitzenden Grsamtverband deutscher Metallindustrirller die Erklärung zu erbitten, daß die Freie Bereinigung den Bestrebungen veS Ab geordneten Menck aus Bekämpfung deSReichStag«- wahlrrchtrS fern stehe. Der Gesamtvorstand ging bet diesem Beschluß von der Erwägung au», daß rin Zusammenschluß aller deutschen Arbeitgeber sich nur ermöglichen lasse, wenn alle wirtschaft lichen und rein polit scheu Fragen au« seinem Programm auSgeschalten würden. In allen Ver sammlungen, welche der Begründung de« Arbeit- geberbundr« voraufgingen, ist auch stet« betont worden, daß die Aufgaben des neuen Verbandes sich lediglich auf die Abwehr unberechtigter Ar beitseinstellungen und ähnlicher Kämpfe zu be schränken hätte. Daher mußte der Verband ent schieden fordern, daß die Ansicht deS Herrn Ab geordneten Menck, es werde eine der Hauptaufgaben der neuen Arbeitgeberorganisation fein, den Kampf gegen daS Reichstagswahlrecht zu führen, als eine private gekennzeichnet wurde. Inzwischen ist seitens der „Deutschen Industrie-Zeitung" bereits erklärt worden, daß eine so scharf umstrittene Frage, wie die Aenderung des Reichstagswahlrechtes, von den Bestrebungen der Hauptstrlle deutscher Arbeitgeber verbände absolut ausgeschlossen sein werde, und ebenso hat der Gesamtverband deutscher Metalltndustrieller erklärt, daß die Freie Vereinigung den Standpunkt des Ver bandes sächsischer Industrieller in dieser Frage durchaus teile und eventuell dafür sorgen werde, daß ein diesbezüglicher Passus in die Satzungen der Freien Vereinigung ausge nommen würde. Nach dieser zweifelsfreien Stellung der in Betracht kommenden Vereinigungen dürfte die Behauptung, daß dieselben irgendwie den Kampf gegen da« ReichStagSwahlrrcht zu führen gedächten, al« hinfällig gekennzeichnet sein. — Die weiteren Verhandlungen de« Verbände« be trafen die Agitation für die weitere Ausbreitung de« Verbände», zu welchem Zwecke an den wichtigsten industriellen Orten Versammlungen der Industriellen abgrhalten werden sollen, und einige interne Angelegenheiten. — Eine Reserve-Feld-Artillerie-Sb- teilung wird für die Zett vom 18. bi« 30. Juli formiert und übt auf dem Truppenübungsplatz Zeithain unter dem Kommando de» Abteilung«- .Führer« Herrn Hauptmann Kloß vom Feld-Art.- Regt. Nr. 77. Die Abteilung besteht au» drei Batterien zu je 5 Offizieren, 19 Unteroffizieren, etwa 55 Kanonieren und ebensoviel Fahrern. *— Der Harz. Anfang diese« Jahre» bildete sich ein Harzer BerkehrS-Berband, dem sich ca. 40 Hauptorte de» Harze» und umliegenden Städte angrschlossen haben und der sich die Hebung der VrrkehrSgrlegenhetten, Herausgabe und Verbreitung von Schriften über de« Harz re. rc. zur Aufgabe gemacht hat. Soeben tritt dieser verband nun mit der ersten Schrift, einem reich illustrierte« Harzbuch«, an die Oeffentlichkeit, welche» wir allen unseren Lesern, die Interesse für den schönen Harz hoben, warm empfehlen möchten. Da» elegant au-grstattrte Buch hat zunächst ein« sehr lesen», werte Einleitung an» der Feder de» bekannten Schriftsteller» Han» Hoffmann, dann kommen illustrierte Beschreibungen der einzelnen Harz-Vrte