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70 Dienstag, den 21. Juni. 1b04 Ker sächWe Lrzähker, Bezirksanzeiger für Bischofswerda, Stolpe« ««d Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshmptmmmschast, der Kgl. Schulins-evion u. des Sgl. Hau-tzollamtes zu Bautzeo, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtmtes zu BischosSverda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, »teXta-t, DwemerSta«* und rormabenvA, und wprp einschließlich der Sonnabend» erscheinenden „velle- tüiftisch«, «eUa»^ viertrljShrlich Mart I.vo Pf. Nummer der ZeitungSpretSliste 6587. S«r«fpr-chftett< «r »» Bestellungen werden bei allen Popanstalten de« deutsche» Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unser« Zeitungsboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. «chtua»fö»f»t«fte» Jahr«»»«. S»ser««4 welch, in diesem Blatte die weiteste Verbreitung M«, werd« bi« Montag, Mittwoch und Freitag früh v Uhr angrnommm und kostet die virrarspalten, EorpuSzellr IS Pfg-, unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnseratenbettag 30 Pf. - Ewzrlnr Nummer 10 Pf. Slp. Frau Emilie Ernestine verw. Körner geb. Laub in Burkau ist am 14. d. M. als Leichenfrau für den II. Ortsbezirk und als stellvertretende Leichenfrau für den I. Ortsbezirk in Burkau verpflichtet worden. Bautzen, am 16. Juni 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. von Kirchbach. Der internationale Frauenkongretz und die Frauenfrage. Man kann cs verstehen, daß begabte und ge bildete Frauen in allen Kulturländern für eine bessere Stellung.der Frauen im sozialen und wirtschaftlichen Leben kämpfen, ihnen größere und bessere Bildungsstätten eröffnen und neue Felder der Tätigkeit schaffen wollen Man muß scrnrr auch alle diejenigen Bestrebungen in der Frauen bewegung hochschätzen, welche die Hebung der Sittlichkeit im Verkehr zwischen den Geschlechtern ins Auge fassen und gewissen Uebelständen in der Behandlung verlassener und gefallener Mädchen cntgegcnarbeiten wollen. Für alle diese gesunden Bestrebungen bietet der in Berlin tagende inter nationale Frauenkongreß viel Anregung und Be lehrung Leider sind aus dem Kongresse aber auch Stimmen und Forderungen laut geworden, die in dem praktischen Leben nicht bestehen können. Was soll es z. B. heißen, wenn von dem hörigen und dienstbaren Zustande des Frauenlebens, der aus- bören müsse, auf dem Frauenkongrcssc gesprochen wurde?! Das natürliche Zusammenleben zwischen Mann und Frau in der Ehe und Familie ist doch ein gegenseitiges Dienen, Arbeiten und Opfern, und jede seelisch begabte und brave Frau übt in der Ehe und Familie ost größeren Einfluß aus als der Mann. Sehr bedenklich ist cs auch, daß man auf dem Frauenkongresse die politische Gleich stellung der Frauen mit den Männern verlangt hat, also das Wahlrecht für Reichstag, Landtag und Gemeinderat fordert. Man vergißt dabei, daß diese Forderung ein Radikalismus ist, der nichts bessern, aber vieles erschweren und ver schlimmern würde. Auch denkt man nicht daran, daß dem Wahlrecht des Mannes die Wehrpflicht, das Opfer als VaterlandSverteidigcr wirken zu müssen, gegenüber steht. Die Frauen an den schweren und leidenschaftlichen, zumal auch oft ganz verfehlten politischen Kämpfen teilnchmen zu lassen, würde praktisch ja auch teils nur eine Doppelwahl und Doppelschercrei zum Nachteile der Häuslichkeit sein, denn die verheirateten Frauen sind doch noch in der Mehrheit. Wählen sie aber wie ihre Männer, so zählt die Stimme nur doppelt überall, wählt aber die Frau politisch gegen ihren Mann, nun so wäre der häßlichste Zwist im Hause vorhanden. Mit allen radikalen und übereilten Forderungen auf dem Frauen kongresse wird man also ins Wasser schlagen und viel Lärm um nichts machen. Kein Vernünftiger achtet die Arbeit und Tätigkeit der Frauen gering, aber den Frauen sind von der Natur bestimmte Gebiete des Wirkens und besonders begrenzt an gewiesen, und wenn sie über diese Gebiete hinaus gehen, so straucheln von hundert Frauen mindestens neunzig. Man hat dies gerade bei hochbegabten Frauen und Mädchen beobachten können. Prak tisch genommen hört doch auch in allen modernen Staaten die Frauenfrage mit der Verheiratung aus und die Ehe räumt von Rechtswegen der Frau hohe, wichtige Rechte und Ansprüche ein. Man suche daher m der Frauenfrage nicht nach dem Gegensätzlichen und Feindlichen zwischen den Geschlechtern, sondern nach dem sich gegenseitig ergänzenden Zusammenwirken. ES herrscht doch auch unbestritten im Reiche des Gefühlslebens, der feinen Art und guten Sitte unbedingt die r das scharfe, klare, kühle Arbeiten des Verstandes wird sic wohl dem Manne, der in der Welt steht und rastlos kämpfen muß, überlassen müssen, denn cs gilt wohl noch von ihnen, was Goethe einst sagte: „Was die Weiber lieben und hassen, das wollen wir ihnen gelten lasse»; wenn sie aber urteilen und meinen, da wills oft wunderlich erscheinen." Q Politische WclischM. DaS Katserpaar traf am Sonnabend vor mittag aus Homburg v. d. H. kn Schloß FrtrdrtchShof rin und begab sich von dort mittags nach Kronberg weiter, wo die Majestäten der Enthüllung der Kaiser Friedrich-Gedenktafel In der Stadtkirche beiwohnten, dann kehrten sie zu nächst nach Homburg zurück und reisten abends nach Hamburg weiter. DaS große sportliche Ereignis, welches am Freitag in Gestalt des von der Saalburg bei Homburg auS veranstalteten internationalen AutomobilwrttfahrenS in Szene ging, hat sich in Gegenwart des Kaiserpaares und einer Reihe anderer Fürstlichkeiten und unter Teilnahme eines gewaltigen Publikums in ungemein interessanter Weise vollzogen. Sieger wurde wider allge meines Vermuten nicht Jrnatzy-Deutschland, der erste Preisträger in dem in Inland abgehaltenrn vorjährigen Gordon-Bennet-Rennen, sondern der Franzose Thbry, dessen Triumph von den an wesenden zahlreichen Franzosen mit stürmischem Jubel begrüßt wurde. Der Kaiser selbst beglück- wünschte die in Homburg erschienenen Vertreter der französischen Automobtlindustrie zum Siege ihres Landsmannes. Später empfing der Monarch im Vorstandszimmer des deutschen Automobilklubs den Präsidenten des französischen Automobilklubs und betonte demselben gegenüber die Notwendigkeit der Automobtlwrttrennen. Sus dem Gebiete der inneren Reichs politik hat mit der nunmehr erfolgten langen Vertagung de« Reichstage», der erst am 29. November seine Tätigkeit wieder ausnimmt, dir gewohnte sommerliche Ruhepause eingesetzt. An seinem letzten SitzungStagr vor den Sommer ferien, am 16. Junt, hatte der Reichstag mit Volldampf gearbeitet, um die Verabschiedung der dringlichsten Vorlagen noch zu ermöglichen. In zwei Sitzungen genehmigte da» Hau« definitiv die NachtragSrtatS für Togo, den Gesetzentwurf über die RetchSgarantie für die afrikanische Bahn Dar-rS - Salaam—Mrogoro, die Vorlage über Errichtung von KausmonnSgerichten und den Gesetzentwurf betreff» de» RetchSschuldbuche». Die Tagesordnung der nächsten Sitzung wird der Präsident den Abgeordneten feiner Zeit bekannt geben. Da» preußische Abgeordnetenhaus, welche» voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag seine Vommerferien antreten wird, genehmigte am Freitag rndgiltkg daS Wildschon- gesrtz und nahm den Antrag DouglaS, betr. die Uebrrlaffung des MilitärgrsangbucheS an di« Mannschaften der Landarme« und Marine, an. Dann verwies daS Hau» den Antrag v. Bodel- fchwingh, betr. die Fürsorge für Arbeit suchend« Wanderer, an die Grmriadekommisston und «ahm schließlich in dritter Lesung die Vorlage betreffs der ländlichen Fortbildungsschulen in Hessen- j Nassau und die Aletnbahnvorlage an. Am Sonnabend wurden Wahlprüfungen und Petitionen erledigt. Der internationale Frauenkongreß In Berlin ist am Sonnabend geschlossen worden. Al» sozialdemokratischer RuhmeStag wird im „Vorwärts" der 16. Juni, der Tag de» „Drei millionen - Sieges-, gefeiert. Wir meinen, die Sozialdemokraten, die soeben mit rührenden Worten um Einstellung der Parteistreitigkeiten gefleht haben, hätten weit mehr Anlaß, auf den 16. Juni mit Wehmut zu blicken; denn die an den damaligen Wahlausfall geknüpften überschwäng. ltchen Hoffnungen sind durch die Nachwahlen erheb lich enttäuscht worden. Wenn der „BorwärtS- aber sogar versichert, die Sozialdemokratie habe nichts vergessen, ober vieles gelernt, so ist die» wahrlich kein Ruhm; denn was die „Genossen gelernt haben, hat sich in Dresden und bet den daran anschließenden Vorgängen nicht gerade zu ihrem Vorteile gezeigt, und daß sie recht viel ver gessen haben und noch mehr vergessen müssen, lehren sie die verschiedenen Auslassungen der Revisionisten. Von Hamburg ging am Freitag nachmittag mit dem Dampfer „Palatka- ein neuer Truppen- und PfrrdrtranSport nach Deutsch.Südwest- afrika ab. Der kommandierende General v. Bock und Polach, der zur Verabschiedung er schien, brachte rin Hoch auf den Kaiser au», der TranSportführer, Major Meister, ein Hoch auf Herr und Marine. Die besondere Kommission der französischen Drputiertenkammrr zur Untersuchung der Kort- häuser-Angelegenhrit befindet sich in voller Tätigkeit. Am Freitag wurde u. a. MaScuraud, der Vorsitzende des republikanischen Komitee» für Handel und Industrie, eingehend von der Kommission vernommen, woran sich die Vernehmung Edgar Combe», de» Sohnes des Ministerpräsidenten, schloß. Der von dem Staatsbeamten Eugen Schau mann durch Rrvolverschüffe schwer verwundete Grneralgouvernrur von Finnland, General Bobrikow, ist seinen Verletzungen trotz einer vor genommenen Operation alsbald erlegen. Bobrikow war ein rücksichtsloser Vertreter der RusstfizierungS- Politik gegenüber den Finnländern, seine Ermordung durch Schaumann beruht daher zwetfello» auf politischen Motiven, denn der durch eigene Hand gestorbene Attentäter war bekannt al» begeisterter finnländischer Patriot. Jedenfalls wäre zu wünschen, daß das Attentat auf den General Bobrikow nicht Anlaß zu «eiteren Gewalt maßregeln gegen do» friedliebende, die Gesetze achtende finnische Volk geben, vielmehr die russische Regierung davon überzeugen wird, daß r» höchste Zeit sei, wieder in verfassungsmäßige Bahnen rtnzulenken. Ergänzend wird au» Helsingfor» gemeldet: Bobrikow wurde beim Besuch de» Senat» bi» zur Treppe stet» von einem Mügelodjutanten begleitet. Die Brrantwortung für die Sicherheit Bobrikow» im Senat»grbäude, daß die Polizei nicht betreten darf, hatte der Senat übernommen. An d«m Tage, an dem der Anschlag erfolgte, entließ Bobrikow den Adjutanten schon am Eingänge und verabschiedete sich von dem ihn begleitenden Töchtern de» Gouverneur» von Helsingfor». D«r Portier de» Senat» folgt« de« Grneralgouverneur einige Stufen und ging, da er keinen Frrnch«