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Zweite Anlage zu Ar. 69 des sächsischen Lrzähters. Bischofswerda, dea 18. Juni 1V04. Sachsen. Bischofswerda, 17. Juni 1904. — Nicht unberechtigte Klagen unserer Landwirte werden laut über da» jetzt herrschende trocken« Wetter. Die Ackrrgrwächse leiden ganz gewaltig unter der sengenden Glut der Sonne, und die große Trockenheit de» Boden» verkümmert jed wede» Wachstum der Pflanzen. Auch die abge- mähten Wirsen zeigen sich stellenweise schon brandig, e» wäre daher nur zu wünschen, daß dir lang ersehnte Regrnpertode recht bald rintrrte, um die Landwtrtschast vor weiterem Schaden zu bewahren. uv. — Da» Trocknen der Pilze geschieht entweder in der Sonne, auf dem Herd oder im Backofen. Dir kleinen Schwämme werden an eine Schnur gereiht und dann ausgrhängt; die größeren ichnridet man zunächst In Stücke, legt sie auf Horden oder weiße» Papier, aber niemals auf Küchenblrche; so stellt man sie In die Sonne oder in den Backofen. Die getrockneten Pilze mässen in einem trockenen Raume In Gläsern oder in Poptrrdüten hängend aufbewahrt werden. Will man die getrockneten Pilze verwenden, so muß man sie vor dem Gebrauche wie getrocknete» Obst in lauwarmem Wasser einwrichen oder man zerstoße sie zu Pulver und füge dasselbe als Würze zu den Saucen. Manche Hausfrauen zerstoßen die Pilze gleich nach dem Trocknen zu Pulver und bewahren diese» in Gläsern aui. Getrocknete Steinpilze oder Champignon» schmecken recht gut, wenn man sie mit getrockneten Zwetschen auskocht. — Dir Vollstreckung von Gefängnis strafen an Personen männlichen Geich'echtS. Nachdem die neuerrichtete Gesängnisstrafanstalt zu Bautzen sertiggestellt, ferner beschlossen worden ist, vom 1. Juli 1904 ab die Strafanstalt für männ liche jugendliche GrsängniSsträslinge von Sachsen burg nach Bautzen zu verlegen und sie als eine räumlich gesonderte Abteilung der neuen Anstalt einzurtchten, wird mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs unter Aufhebung der Bestimmungen unter Ziffer 3 und 5 im zweiten Absctze der Verordnung vom 19. November 1889 in bezug auf die Einlieferung männlicher Gefängnissträslinge in die Landksstrafanstalten von den Ministerien des Innern und der Justiz solgendeS verordnet: Vom 1. Juli 1904 ob sind etnzuliesern 1) Per sonen männlichen Geschlechts, die längere als einmonatige Gefängnisstrafe zu verbüßen und das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in die Abteilung für Jugendliche der Strafanstalt Bautzen, 2) Personen männlichen Geschlechts, die längere als dreimonatige Gefängnisstrafe zu ver büßen und daS 18. Lebensjahr vollendet haben, wenn die Strafvollstreckungsbehörde ihren Sitz hat a. in den LandgrrichtSbeztrkrn Bautzen und Dresden in die Strasanstalt zu Bautzen, b In den LandgrrichtSbezirkrn Leipzig und Freiberg in die Strafanstalt zu Hoheneck, v. in den Landgerichts bezirken Chemnitz, Plauen und Zwickau in die Strafanstalt zu Zwickau. 3) Die in der Abteilung für Jugendliche zu Bautzen befindlichen Gefangenen verbleiben, wenn sie dar 18. Lebensjahr vollendet und noch Strafe zu verbüßen haben, in der Strafanstalt Bautzen. *— Der Sportausschuß des Sächsischen Radiahrrr-Bundes erläßt zu dem am IS. bis 18. Juli io Plauen stattfindrnden 13. Bundes- fest folgende Ausschreibungen: 16. Juli 04 Wander, fahrt nach Plauen; 16. Juli 04, vormittag 10 Uhr, großer Preis- und Blumenkorso in 5 Sparten, offen sür alle Bunde»- und BundrSangehörtgen Beretne, sowie solche, die dem Bund nicht angehören; 16. Juli 04, nachmittag 2 Uhr, Bahnwrttfahren aus dem Sportplatz Plauen, Erstfahren, Haupt fahren, Vorgabefahren, Austragung der Bunde». Meisterschaften für 1905 im Einzel- und Mann schaftsfahren, 50 km Meisterschaft hinter Motor führung; 16. Juli 04, abend 8 Uhr, AuSfechtung der Kunstmristrrschaften im Einzel- und Duett-, sowie Rrigrnfahrrn. Anmrldedogen bez. Nennungen sind an da» BundeSkunstsahrwartomt August Fleischer, Zwickau t. Sa„ Kornmarkt 7, zu richten, welche» auch jede AuSkunst erteilt. — Nennungen zum Bahnrennen sind an den Bunde»- rrnnsahrwart Julius Engemann, Leipzig- Reudnitz, Kohlgartrnstraße, rinzusrnden. — An meldungen zum Sächs. Radf.«Bund nimmt an und erteilt nähere Auskunft OrtSvrrtrrtrr S. Teich, Brlm»dorf 39. Bautzen, 15. Juni. Der am 13 Juni wegen Totschag» vom hiesigen Schwurgericht zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilte Maurrrlehrling Mar Udolf Garten au» Nirdersteina bei Pulsnitz unternahm heute mittag gelegentlich seiner Vorführung einen Fluchtversuch. E» gelang ihm, sich von seinem Transporteur plötzlich loS- zureißen, er gelangte aber nur bi» in die Nähe der Predigergasse. Dort wurde er rtngrholt, festgr- nommen und hierauf in sicheren Gewahrsam gebracht. Zittau. Ein Waldbrand entstand am Dienstag im städtischen Forstrevier am Töpfer. Da» Feuer brach in einem sogenannten Talschlage au», auf welchem eine große Anzahl Stämme lagerten. Der Brand ergriff einen Teil des an grenzenden, etwa neunzigjährigen BaumbrstandrS. Im ganzen ist eine Fläche von über einem Hektar von dem Brande betroffen worden. Die LöschungSar beiten waren sehr erschwert, da rin ziemlich starker Ostwind wehte. Dir Ursache konnte noch nicht ermittelt werden. z Neustadt, 15. Juni. Der letzte Jahres bericht de» hiesigen Verbandes der Sächsischen Frchtschule entnehmen wir, daß dieser Verband im Jahre 1903 insgesamt 302 Mitglieder, 11 Ober fechtmeister und 7 Fechtmeister besaß. Unterstützt wurden von diesem Verbände 35 Familien mit einem Betrage von 189 Mk. 65 Pf., an die Kosse drS Landesverbandes wurden 58 Mk. 35 Pf. abgrliefert. Der Bestand der Verbandskasse betrug 547 Mk. 88 Pf. — In stattlicher Anzahl — 60 Personen — unternahm der hiesige Frauen verein kürzlich «inen ganztägigen Ausflug nach der Lößnitz unterhalb Dresden und besuchte bei dieser Gelegenheit die Friedensburg und das sür die Gräfin Kosel erbaute Spitzhaus. DaS Mittagsmahl wurde im Kurhaus Friedewald ein genommen. — Unter gleichfalls reger Beteiligung brachte am letzten Sonnabend und Sonntag die hiesige Gebirgsvereinssrktion eine sehr genußreiche Partie nach Sebnitz, Hinterhermsdorf, Obere Schleußt, Ktrnitzscheoke, in der übernachtet wurde, ferner nach der Balzhütte, die DittrrSbacher Felsen, Dittersbach und Böhmisch - Kamnitz zur Ausführung. Die Rückfahrt erfolgte von letzt genanntem Ort über Tetschen und Schandau. — Kürzlich wurde hier der auS Polenz gebürtige Tagearbetter Oswin Lauermann wegen Sittlich- keitSvergehen, verübt an Kindern unter 10 Jahren, verhaftet und dem hiesigen Amtsgericht einge- lirsert. — Am vergangenen Sonntag überfuhr der in Berthelsdorf wohnhafte Messerschmied M. den hiesigen Schmtedemeister L. derartig, daß derselbe eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. Der Radfahrer stürzte infolge des Anpralles kopfüber, ohne jedoch hierdurch bedeutende Verletzungen zu erhalten. — Der hiesige Männergesangvrretn ver ließ heute unseren Ort, um der „Schönen Höhe" und DürrröhrSdorf einen Besuch abzustatten. Im letztgenannten Orte soll ein Beisammensein mit dortigen Grsangsgenossen den Ausflug beschließen. Leisnig. Immer neue ErwerbSzwetge machen sich die Konsumvereine zu eigen. Der hiesige Konsumverein hat beschlossen, ein am Markt gelegenes Grundstück anzukaufen und in demselben ein der Neuzeit entsprechende» Schnittwaren geschäft rinzurichten. Meerane. Als in der hiesigen Stadtkirche vor versammelter Taufgesrlllchaft gerade der Tauf akt beginnen sollte, stellte e« sich heraus, daß der Täufling tot war. Klingenthal. Ein Münzenfund von fragwürdigem Werte wurde am Dienstag in Unter- sachsrnburg gemacht. Spielende Kinder sanden im Hofe des Zimmrrmann'jchen Hauses am Treppen hause hinter Brettern versteckt eine größere Anzahl Zweimarkstücke, neu und blank, aber leider Falsifikate. Die Falschstücke wurden gerichtlich beschlagnahmt und eine Untersuchung eingrleitrt, da mutmaßlich noch mehr falsche» Geld dort verborgen und eine Falschmüozerwerkstätte in der Nähe ist. Vermischtes. — Taler oder Fünfmarkstück? Zu dieser jetzt vielerörterten Frag« schreibt der be kannte Berliner BolkSwirtschastSlehrer vr. Eduard v. Hartmann; Weder Drei- noch Fünsmarkstücke! Da» Zweimarkstück ist da» größte Geldstück von Silber, da» sür da» Tragen in der Tasche noch bequem ist. Die Fünsmarkstücke sind äußerst un bequem wegen ihrer Grüße und Schwere; die Taler sind rin kleinere» Uebrl al» sie, aber auch ein Uebrl. Man erträgt sie eher, weil man sie von alter»hrr gewohnt ist. Bi» zur Elasührung der Markwährung war der Taler nicht wie jetzt eia stark untrrwertigr», sondern eia vollwertige» Geldstück, und weil damal» der Geldwert noch höher war, brauchte man nicht so viele Taler bet sich zu tragen. Heute ist er eine veraltete und tn unser Münz'ystrm nicht mehr passende Münze, und e» ist ganz verkehrt, ihn neu beleben zu wollen. Aber die berechtigte Abneigung gegen dir silbernen Fünsmarkstücke verlangt gebieterisch eine Arndrruog. In der Rückkehr zu den goldenen Fünfmarkstückrn ist sie nicht zu suchen; denn diese haben sich wegen Kleinheit und Weichheit nicht bewährt. Und doch ist die Lösung so einfach. Schon König Krösu» von Lydien hatte sie ge« fundrn, al« er seine Münzen au» Gold und Silber mengte. Man präge Fünsmarkstücke, die in der Größe die Mitte halten zwischen den silbernen Ein- und Zweimarkstücken, dann wird niemand mehr nach den Talern zurückorrlangrn. — Berlin, 15. Juni. Heute nachmittag ist rS der Kriminalpolizei gelungen, den Mörder der 9jährigen Lucte Berlin zu verhaften. Er heißt Berger und wurde durch den Kriminal kommissar Woyman verhaftet. In welchem Zu sammenhänge' der noch in Haft befindliche Lenz mit dem ergriffenen Mörder steht, ist noch nicht festgestellt. — (Allenthalben Dürre.) Wie ver „Deut schen TageSztg." berichtet wird, herrscht im Kreise Jarotschin in Posen seit Wochen arge Dürre. Auch in der Stargarder Gegend, sowie in dem Pyritzer Weizacker wird seit drei Wochen über große Trockenheit geklagt, welche dir schönsten Hoffnungen der Landwirte zu schänden macht. Am meisten leiden die Rübenschläge. — Von einem Waldbrande meldet man au« Myslowitz: Der Wald beiSzezakowa steht seit einigen Tagen tn Flammen. Fünfhundert Morgen sind bereits abgebrannt. — Srrajewo, 14. Juni. Hier hat gestern ein Wolkenbruch von ungewöhnlicher Stärke großen Schaden angerichtet. Mehrere Straßen wurden überschwemmt. — Heftige Gewitter haben tn der Süd west sch wetz gewütet. Im Kanton Bern ent standen großer Flurschaden und Verkehrsstörungen; überall arbeiten die Feuerwehren. Am Thuner See find zwei Gebäude in den See geschwemmt worden. An zwei Stellen ist die Eisenbahnlinie unterbrochen. Auch tn Tessin strömt der Regen seit fünf Tagen ununterbrochen. — Bern, 15. Juni. Der Geschäftsführer der Sparkasse von Pruntrutt, Schmieder, ist ver schwunden. DaS Defizit der Kasse beträgt 400,000 bis 500,000 Frank. Die Sparkasse weigert sich, die Einlagen zurückzuzahlrn. In der Bevölkerung herrscht große Erregung. — Unter der Anklage des Mordes wurde an Bord des aus Neapel in Genua ringrtroffenen Dampfers „Parthenope" der Priester Mtggltaccio aus Aversa nebst zwei Frauen verhaftet. Er hat an Bord die Messe gelesen. — New-Dork, 15. Juni. Der Dampfer „General Slocum", auf dem die Sonntagsschule der deutsch-lutherischen Sankt MarkuSkirche einen Ausflug machte, geriet gestern aus dem East-River beim Hellgate in Brand und brannte aus. Mehrere hundert Menschen, meist Kinder, sollen umgekommrn sein. Die Zahl der Personen, die sich an Bord des verbrannten Vergnügungs dampfers besanden, war etwa 1000, fast sämtlich Frauen und Kinder. Während deS Brandes sprangen etwa 100 derselben über Bord, viele Leichen wurden schon an Land gespült. Die meisten der Verunglückten sind indessen dem Feuer an Bord zum Opfer gefallen. — DaS Feuer au Bord des BergnügungSdampfer» verbreitete sich mit solcher Schnelligkeit, daß rS unmöglich war, die Boote hrrabzulassen. Die Felsen an beiden Seiten deS tzellgate machten r» zur Unmöglichkeit, da» Schiff auslaufrn zu lassen. Daher wurde rS durch Schleppdampfer nach der Northbrother-Jnsrl bug siert und dort auf Strand gesetzt; das Sturmdeck de« Schiffes brach bald zusammen. — Ein Augen zeuge bekundet: Der Dampfer fahr, mit der Dampf pfeise Notsignale gebend, den Fluß herauf. Bon Deck desselben sah ich 50 bi» 100 Personen, meist Frauen und Kinder, ins Wasser springen. Ehe da« Schiff nach der Northbrother-Jnsrl zu ge schleppt wurde, war seine Lage so, daß niemand durch Schwimmen da» User erreichen konnte. Biele Personen, die sich vor dem Zusammenbrechrn de» Sturmdeck» auf diesem befanden, müssen tn den Flammen umgekommrn sein. Die Geretteten haben zumeist schlimme Brandwunden erlitten, und viele derselben dürfen kaum mit dem Lebe« davon kommen. Da» Feuer ist tu dem Sprtsrsaalr de» Schiffe» zu« Au»bruch gelang». Der Kapitän