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1S04. Es mag dir ruistsch-japanische Krieg auSsallen wie er will, so steht schon heute so viel fest, daß Korea, die Mandschurei und China nicht wieder in den alten Schlummerzustand zurückverfallen können, in welchem sie sich seit Jahrtausenden be funden haben, denn der Krieg ist rin Brenneisen, das gründlicher wir alle anderen Maßregeln und Gesetze mit verrotteten Zuständen, mit Schlendrian und Trägheit, Unwissenheit und Torheit ausräumt. Als oberstes Naturgesetz und letzte» Hilfsmittel in der Entwickelung der Völker bringt der Krieg und Kampf alle in einem Lande und in einem Volke vielfach noch schlummernden Kräfte zur wirklichen Geltung und Förderung und so sehr wir auch den Kriegszustand zu vermeiden suchen müssen, so ist eS doch klar, daß der Krieg neben seinen Greueln auch viel Segen im Gefolge hat. Am meisten ist dies natürlich bet halbkulttvtrrtrn oder barbarischen Ländern der Fall oder bet solchen, die wie Frankreich bi» zum Jahre 1870, in einem frevelhaften Dünkel leben. Gegenüber solchen un vernünftigen und ungerechten Zuständen ist rin Krieg al» begrenzte Brandfackel ausgrfaßt, daS allein noch wirksame Heilmittel. Und so wollen wir auch nicht zu den Pessimisten und Angst- mrirro gehören, die in einem Kriege nur die Ver luste, die Schrecken und Gefahren sehen, sondern wir wollen hoffen, daß in letzter Linie der ost asiatische Krieg und der ihm folgende Frieden auch noch der Kultur und dem Weltverkehre, die alle Länder umspannen sollen, zum Segen gereichen werden. SrbeitSprogramm des HauseS ist auch in dem nachöstrrltchen EessionSabschnttte noch immer ein ziemlich reichhaltiges, vor allem harren noch er hebliche Teile des RetchShauShaltSetatS ihrer Verabschiedung. Noch in zweiter und dritter Lesung ist ferner die Vorlage betreff» der ReichS- finanzreform durchzunehmen, auch verschiedene sonstige Vorlagen befinden sich noch in der Schwebe. Inwiefern die Gerüchte, eS werde dem Reichstage in dessen nachösterltcher Tagung eine neue Flottrnvorlage zugrhrn, begründet sind, daß muß einstweilen dahingestellt bleiben; jedenfalls könnte an rin« Erledigung derselben noch in der gegenwärtigen Session schwerlich gedacht werden. Die strat.egtschen Bewegungen der deutschen ExpeditionStruppen in Südwestasrika zur Um zingelung der rebellischen Herero» nehmen ihre« Fortgang. Nach einer Meldung de» Gouverneur» Lrutwein hat dir Hauptabteilung de» Expeditions korps unter Oberst Dürr am 7. April nachmittag ihren Marsch auf Otjosasu von Okahandja au» angrtreten. Der Brsuch de» deutschen Kronprinzen am Kopenhagener Hofe anläßlich de» 86. Geburt«- feste» König Christian» ist auf» angenehmste ver laufen. Der Verkehr de» hohen Gaste» mit dem König Christian und mit den Mitgliedern de» dänischen Königshauses, sowie mit den übrigen zur Zeit in Kopenhagen weilenden Fürstlichkeiten gestaltete sich ungemein warm und herzlich, so daß sich der Kronprinz veranlaßt sah, seine aus Freitag vormittag angesetzt gewesene Wtrderabreis« um einen Tag zu verschieben.' Am Freitag abend wohnte der Kronprinz einer vom dänischen Kron prinzen anläßlich de» SeburtSsrstr» de» König» veranstalteten Galatafel bei und brachte hierbei einen Trinkspruch auf König Christian au». In der ganzen Schweiz wird der Tod de» langjährigen schweizerischen Gesandten in Berlin, vr. Roth, sehr bedauert, da vr. Roth allgemeine» Ansehen und Bertrauen genoß. Im Nationalrat und im Vtändrrat zollten die Präsidenten bei Eröffnung der Sitzung seinen Verdiensten Aner kennung. Der Präsident de» Ständerat» bemerkte dabei, ohne da» taktvolle und geschickte Auftreten Roth» wäre der Konflikt mit dem Deutschen Reiche im Jahre 1889 nicht so schnell gelöst worden. In dem österreichischen Seebad, Abbazia hat am Sonnabend dir wohl erst in der jüngsten Zeit vrrrtnbartS^Üusammrnkunst »wischen dem Die Erweckung schlafender Länder. Noch ist nicht die geringste Entscheidung zwilchen Rußland und Japan in dem großen Ringen um die Herrschaft im nordöstlichen Asten gefallen, denn die HrrreSiäulen der beiden Gegner sind bet der langsamen Ueberwtndung ungeheurer Transport- und Trrratnschwierigkeiten noch immer nicht nahe genug an einander hrrangekommen, um eine große Schlacht zu schlagen, aber doch sind in dem russisch-japanischen Kriege bereit» Schiller» grandiose Worte wahr geworden: »Auch der Krieg hat seine Ehre, denn er ist der Beweger de» BülkergrschickS!" — Aus wetten Ländergrbirten, die man bisher nur dem Namen nach kannte und die eine Art Schlummrrdasetn führten, dringt auf einmal die Kunde von ihren wahren Zuständen und von einem gewaltigen Anstöße zu einem neuen Leben durch die Welt und zwar lediglich deshalb, weil russische und japanische Heere durch diese Länder, durch die Mandschurei und durch Korea ziehen. Jetzt ist auf einmal da» verachtete Korea da» Land der ausgehenden Sonne und der un ermeßlichen Naturschätze geworden, und die Mand schurei hat man plötzlich al» daS Land der schnellsten und besten Pferde, der tollkühnsten Reiter und der noch ungehobrnen Mrtallschätze entdeckt. Selbst das größte der noch schlafenden Länder, da» bezopfte China, sängt an, von dem gewaltigen kriegerischen Zusammenstöße zwischen Rußland und Japan zu profitieren und zu neuem Leben zu erwecken. Bei allen denkenden chinesischen Staatsmännern, Generälen, Beamten, Gelehrten und Kaufleuten, die alle vor Rußland eine große Furcht haben, hat r» nämlich einen mächtigen Eindruck gemacht, daß da» große Rußland von dem viel kleineren Japan energisch bekriegt wird und zur See schon Schlappen erlitten Hot. Der große, gährend« Gedanke ist daher in China ent standen, daß sich China nicht mehr alle» von Rußland gefallen zu lassen brauche, wenn r» ähn liche Reformen für seine Staat»versassung, für seine Schulen, für sein Heer, für seine Flotte und für seinen Handel und Verkehr wie Japan rtn- sährr. Beschämt sehen jetzt die Chinesen, daß ihnen dir Japaner im Kultursortschritt weit voraus sind, und sie erkennen auch, daß in dem Kultursortlchritt Japan» Mut und Macht begründet worden ist, welche die Japaner befähigen, mit einem so großen Ust Rußland den Kampf aufzuuehmrn. Politische Wcltschau. Kaiser Wilhelm hat am Freitag nachmittag seinen verhältnismäßig ausgedehnten Aufenthalt in Palermo wieder beendigt und an Bord der „Hohenzollrrn* die Weiterreise zunächst nach Malta, fortgesetzt, wo die Ankunft am Sonnabend erfolgte. — Dir Kaiserin ist mit den Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm, Oskar und Joachim, sowie mit der Prinzessin Viktoria Luise in Plön eingrtroffen, um dafrlbst einige Lage zu verweilen. Alsdann gedenkt die hohe Frau ihren erlauchten Verwandten in Glücksburg einen Besuch abzustatten. Der Reichstag nimmt an diesem Dienstag seine durch die parlamentarische Ostrrpause unter brochenen Verhandlungen wieder auf. Da» Dies« Zeitschrift «scheint wöchentlich drei Mal, uSta-s, LmmerSta»» und Gouuabeud«, und ft einschließlich der Sonnabend» erscheinenden „b«Se- istifch-U «-Ha,«« vierteljährlich Mark 1 bO Pf. Nummer der Zeitung-Preisliste SVS7. Sernfprechstett« Nir »» Bestellungen werden bet allen Popanstalten de» deutsche» Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZrttungSboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. Achtem« fSeosztGster Jahrgam«. Donnerstag, den 14. April, nachmittags 2 Uhr, in der Schulexpedition melden. Maßgebend bei der Verteilung ist die Bedürftigkeit und Würdigkeit der Eltern und der Kinder; auch haben die orts angehörigen Kinder stets den Vorzug vor den nicht ortsangehörigen. Die Collatoren: Diejenigen Eltern, welche auf die Wohltaten dieser Stiftung (teilweisen Schulgelderlaß und Bücher) Anspruch zu haben glauben, wollen sich Auserate, welche tu diesem Blatte die wettrste Bnbrettung Men, werden bi» Montag, Mittwoch mW Freitag früh v Uhr angenommen und kostet die vieraespaltm» Loqm»zrik IS Psg., unter „Eingesandt" 20 Pf. «vagster Jnseratenbetrag so Pf. — Emzrlne Nummer 10 Pf. Der sächWe LrMer, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe« «ud Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtsljau-tmauuschast, da Sgl. SchulWektio« u. des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Montag, den 18. April 1904, Viehmarkt in Kischosswerda Nr. Wetzel. vr. G. Henze. LVO4, mo»«I»m»I1S»gs« L Hdw, sollen in Bischofswerda folgende Gegenstände, als: 17 Bände Meyers Conversations - Lexikon und I Spiegel gegen Barzahlung versteigert werden. — Sammelort: Königs. Amtsgericht. Bischofswerda, am 11. April 1904. Der Gerichtsvollzieher des König! Amtsgerichts. W'weltmgs, Sv» IS. lvU4, »««I,i»ltS»I8 8 Tilir, sollen in Belmsdorf folgende Gegenstände, als: I Sofa. 1 Regu lator, L Ausziehtisch, 1 Hängelampe und S Bilder gegen Barzahlung versteigert werden. — Sammelort: Löhnert's Gasthaus daselbst. Bischofswerda, am 11. April 1904. Der Gerichtsvollzieher deS König!. Amtsgerichts