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Klassenzimmer, da» schon dicht gefüllt ist aber auch schon nimmt ihn rin lehr freundlicher Herr ln Empfang. „Setz dich gleich hier hinein zu den andern, mein Kleiner", sagt sein neuer Präceptor. Franz sieht noch einmal bänglich die Mutter an. Aber er merkt nicht« vom Stock, wohlwollend wird er gefragt. Er sogt feinen Namen, feine Wohnung, nennt feinen Kopf, feine Beine, alle« ganz leichte Fragen, und wir seine Mutter fort« geht, fühlt er sich schon heimisch mitten unter den andern, e» sind ja viel solche Jungen da wie er. Alle« geht gut von statten. Am Ende macht ihm da« Antworten Vergnügen. E« »st ihm etwa« neue« und unterhaltende«. An der Wand hängen Bilder von Tieren, die alle ganz bekannt sind Er lernt auch schon einige« neue« kennen, da macht ihn neugierig. Freundlich werden sie ent lassen und al« nun der Herr Lehrer fragt, ob sie morgen wollen wiederkommen, sagen alle Ja! auch Franz. E« ist, al« fühlten e« die kleinen Knaben, zu Hause hat sich noch niemand so eingehend mit ihnen beschäftigt wie der Herr Lehrer. Der Nachhauseweg ist viel vergnügter wie der Hingang. Freudig tritt er in die Stube, der schlimme Tang war vorbei: E« ist ihm, al« sei er nun etwa« mehr, er hat doch schon eine geistige Arbeit getan und da« Mittagessen schmeckt ihm, wie kaum jemals. — Da» neue Schuljahr nimmt Montag, den 11. April, seinen Anfang und schließt, da Ostern nächste« Jahr erst aus den 23. April fällt, mit Mittwoch, den 19. April 1905. ES umfaßt also 53l/, Wochen oder — wenn man bi« zum Beginn de» nächsten Schuljahre« (1. Mat 1905) rechnet — gar 55 Wochen. Da« ist beinahe die längste Dauer, die infolge der Beweglichkeit de« Ostrrtrrmln» (zwischen 22. März und 25. April) etntreten kann. — LandeSlottcrie. Die Ziehung der 5. Klasse der gegenwärtig spielenden 145. König, ltch sächsischen Landeslotterie findet in der Zeit vom 13. April bis mit dem 3. Mai statt. ES gibt diesmal 18 Ziehungstage. Die größten Hauptgewinne sind bekanntlich in dieser letzten! Klosse da« große LoS im Betrage von 500,000 Mark, die Prämie von 300,000 Mark, sowie je rin 200,000-, 150,000- und 100,000-Mark-Ge- wtnn. Die Prämie fällt auf den am letzten Ztehungstage zuletzt gezogenen höchsten Haupt gewinn, rS kann also im günstigsten Falle daS große LoS mit der Prämie zusammrnkommen, waS dann einen Gewinn von 800,000 Mark geben würde. — Schonzeit für Fische. Vom Sonntag den 10. April an beginnt nach sächsischem Fischerei gesetze die Schonzeit für die sogenannten Sommer- Laichfische, die bis zum 9. Juni andaurrt. Während dieser Zeit dürfen in fließenden Ge wässern diese Fische weder gefangen, noch auf den Märkten usw. feilgeboten und verkauit oder auch zum Zwecke des Verkaufes versendet werden. Zu den in die Schonzeit tretenden Sommerlaichfischen gehören: Stör, Zander, Rapfen, auch Ranpfen, Napf, auch Schied, Blei, auch Brechse oder Brasse, Matfisch, auch Alse, Aland, auch Nerfling genannt; ferner Finke, Barbe, Döbel, Schleie, Aesche, Karausche, Rotfeder, Barsch, Rotauge, auch Plötze genannt, Schmer!, Zehrte und Weißfische. ES dürfen demnach von den Süßwasserfischen vomMontag an nur noch gefangen und aus den Märkten ver kauft werden: Lachse, Bachforellen, Karpfen, Hechte, Aalraupen und Aale. — Die Schonzeit der Krebse, welche am 1. November begonnen hatte, geht mit Schluß de« Monats Mat erst zu Ende. — DaS Vogrlheer vermehrt sich nun von Tag zu Tag. ES erscheint im April auch die Schwalbe, der vertrauteste Vogel der Menschen, sie besonder» ist der Bote der warmen Zeit. Außerdem stellen sich ein der geschwätzige Zeisig, die sangreiche Grasmücke, die girrende Turteltaube, daS Blaukehlchen, der Wiedehopf, der neckende Kuckuck und die melodtenretche Nachtigall. DaS Nrstbaurn beginnt allgemein, die meisten Sing vögel legen schon Eier, und die Starr, Lerchen, Amseln, Drosseln sangen im April bereit» an zu brüten. Man schütze die Vogelnester und warne di« Kinder vor dem rohen Zerstören. Auch durch da» späte Verschneiden der Heckenzäune werden unabsichtlich viele Nester zerstört. — Die Dresdner „VeretnStage für innere Mission" finden in den Tagen vom 18. bi» 20. April statt. Bet den Gottesdiensten in der evangelischen Hoskirche und Frauenkirche werden Pfarrer Keller-Döbeln und Professor lüo. tstool. Bachmann-Erlangen predigen. Die Generalversammlung de» Landesverein» für innere Mission wird vom Vorsitzenden v. Otto Traf Vitzthum eröffnet werden. Hieran schließt sich rin Vortrag von Pfarrer I-io. tlreol. Winter-Vockwa über die Frage: „Was fordert da» christliche Ge wissen von un» bei der gegenwärtigen Verwirrung der sittlichen Begriffe?" In der geschloffenen Mitgliederversammlung wird insbesondere die Ver teilung der BußtagS-Kollektr vorgenommen werden Bei der öffentlichen Abrndversammlung am 19. April wird der Verein« geistliche Pastor Weid au er Mitteilungen über die innere Mission im Jahre 1903 machen und Pastor läo Wutttg - Dresden über „Eindrücke vom Bibelfest in London" sprechen. Sonderversammlungen werden abhalten die Männer und JünglingSvrreine, der sächsische RettungShauS- verband und die Jrrensrrlsorgrr. Außerdem sind Konferenzen über dir Fürsorge für die weibliche Jugend und über das TemeinschastSwesen geplant. Neugersdorf. In feierlicher Weise erfolgte hier am Dienstag die Grundsteinlegung zum BtSmarckturm. I-. Schandau, 7. April. Wie in TebirgS- veretnSkrrisrn bekannt geworden, findet am 17. d. M. in Pirna (Hotel Kaiserhos) die erste diesjährige Drlegiertenvrrsammlung des TebirgS- verein» für die Sächsische Schweiz statt. An läßlich dieser Versammlung ist zur NachmittagSzett daS VereinSmusrum für die Mitglieder diese» Verein» geöffnet. — Der Betrieb der hiesigen elektrischen Straßenbahn durch da» Kirnitzschtal bi» zu den Lichtenhainer-Wassersällen kann insolge vorzunehmendrr StraßenauSbesserungen erst in der 3. Aprilwoche ausgenommen werden. Dresden. Der Kronprinz hat dem Be gründer des historischen Museum- auf der Burg Oybin anläßlich de« 25jährigen Bestände» dieser Sammlung eine ehrenvolle Zuschrift unter Beifügung seines BildeS mit Namenszeichnung gewidmet, außerdem den Jubilar durch Sendung einer Glückwunschdepesche ausgezeichnet, welche auch von den Prinzen Georg und Friedrich Ehristian mitunterzeichnet war. Der JubiläumS- tag brachte dem Oybin-Museum auch anderwette reiche Ehrungen. Freiberg. Ein vor mehreren Jahren von ! ErbtSdorf nach Rußland ausgewanderter Berg- > mann, welcher im Auslande zum Wohlstand ge kommen ist, hat der Kirche zu ErbtSdorf 10,000 Mark geschenkt. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat im weiteren Verlaufe seiner M tttelmeerfahrt dem mehrtägigen Auf enthalte in Messina einen ebenfalls mehrtägigen Aufenthalt in Palermo, der Hauptstadt Siziliens, nachfolgen lassen. Auch in Palermo ist dem hohen Reisenden eine begeisterte Ausnahme seitens der Bevölkerung zu teil geworden. Am Mittwoch fuhr der Kaiser nach Monreale, wo der Dom eingehend besichtigt wurde; rS reihten sich hieran ein längerer Spaziergang durch die Besitzung des Grafen Talca, sowie ein Besuch der Capella Palatina im Palazzo reale, woraus die Rückkehr nach Palermo erfolgte. Vom Sultan war der Kaiser zu einem Abstecher nach Konstantinopel während seiner Mittelmeerreise eingeladen worden, der Kaiser hat jedoch die Einladung in Hinblick aus das genau festgesetzte Programm für seine Reise abgelehnt. Der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen ist am Donnerstag zu einem mehr tägigen Besuche am Kopenhagener Hose ein getroffen. Der Kronprinz ist daselbst als Ver treter seines kaiserlichen Vaters bei dem Geburts fest des Königs Christian IX. erschienen, welcher am Freitag sein 86. Lebensjahr vollendete. Die Kopenhagener Reise des Erben des deutschen Kaiser- und preußischen Königsthrones kann demnach al« rin neuer Beweis für die seit dem Besuche des Kaiser Wilhelm in Kopenhagen so herzlich ge wordenen Beziehungen zwischen dem deutschen Katserhause und der dänischen Herrschelfamilir gelten. Die Einweihung des neuen Berliner Dome» soll im Januar kommenden Jahres, am Geburtstag des Kaisers, stattfinden. — Am Dom bau wird, nachdem der Landtag die Baukosten mit 10 Millionen Mark bereit» 1892 bewilligt hatte, seit 1894 gearbeitet. Berlin. Wie da» „B. T." ersährt, stieß da» Automobil de» Prinzen Friedrich Leopold von Preußen aus der Rückfahrt von Kartthorst mit einem Fuhrwerk zusammen. Der Prinz er hielt eine erhebliche Verletzung am Fuße und muß bi» aus weiteres da» Zimmer hüten. Dir Osterwoche hat in üblicher Weise in Deutschland auch diesmal eine ganze Reihe von Bersammlungendrr verschiedensten Art gezeitigt, wie den 13. deutschen Turntag in Berlin, den 1. internationalen Kongreß kür Schulhyzieine in Nürnberg, den Delrgiertentag der deutschen Göthe- künde in Dresden, die Landeskonferenz der sozial demokratischen Partei Sachsen» in Chemnitz usw. Bon diesen Versammlungen war wohl die letzt- gedacht« di« interessanteste, denn e» gerieten in der Chemnitzer Konferenz die „Genossen" wegen de» Falle» Göhre und «egen der Parteinirderlage bet der RrichStagSersatzwahl in Zschopau-Marienberg hort an einander. Schließlich vertrug man sich aber wieder, indem die Konferenz einen Beschluß antrag genehmigte, wonach dem sozialdemokratischen Zentralkomitee wie dem AgitationSkomitee da« Recht zuerkannt wird, bet der Aufstellung von Parlaments kandidaten mitzuwirken und mttzuentschrtden.—Eine» Wechsel im Statthalter-Posten von Tlsaß-Lothringen kündigt eine Münchener Meldung im „Hann. Cour." an. Ihr zufolge soll Fürst Hohenlohe-Langrn- bürg den Wunsch geäußert haben, von diesem Posten enthoben zu werden, zu seinem Nachfolger hätte der Kaiser den Prinzen Leopold von Baiern unter Zustimmung de» Prtnzregentrn Luitpold in Aussicht genommen. Die ganze Nachricht be darf indessen offenbar noch sehr der Bestätigung. — Dem preußischen Abgrordnrtrnhause ist ein Gesetzentwurf zugrgangen, welcher die schärfere Bestrafung de« Spielens in außerprrußifchrn Lotterten und de« Vertriebes von Losen solcher Lotterien bezweckt. Die preußische Regierung tritt jetzt der fortschreitenden Stilllegung der Ruhr kohlenzechen näher. Der Regierungspräsident von Arnsberg hat, vermutlich auf Anweisung von Berlin au«, die ihm unterstellten Landratsämter aufgesordrrt, Bericht über die Schäden infolge deS Stillstände« der einzelnen Zechen zu erstatten. Zur Errichtung einer Nuntiatur in Berlin wird jetzt von zuständiger vatikanischer Seite versichert, daß alle», wa» in letzter Zeit von angeblich amtlichen oder halbamtlichen Verhandlungen über die Errichtung einer Nuntiatur in Berlin erzählt wurde, der Begründung entbehrt. Der erste Schwerverwundete au« dem Herrrokrieg, Oberleutnant Griesbach, ist in Hamburg eingetroffen und in da« Altonaer Tar- nisonlazarett übergesührt worden. Der Zustand Griesbach«, dessen Verwundung aus dem Entsatz kamps vor Omaruru stammt, ist leider nicht unbedenklich. Zur Verstärkung der Schutztruppe für Deutsch-Südwest-Afrtka ging Donnerstag von Hamburg ein Transport in Stärke von 26 Offi zieren und 350 Mann ab. Von Hamburg auS erfolgte dir Ausreise nach Swakopmund am 7. dS. Mts. auf dem Dampfer „Lucie Wocrmann". Berlin, 7. April. Gouverneur Lrutwetn telegraphiert aus Oka Hand ja: 80 Wttbois, 1. Feldkompagnie, sind am 2. d. M. von Windhuk nach Okahandja abgerückt. Nach Aussage von Gefangenen und Ueberläufern ist die Hauptmacht der HereroS noch bet Oganjira; Abteilungen sind bet Okatumba und Katjapia. Glafenap ist am 1. April von Owtkokorero nach Otjikuoko vor gerückt. Ein Trupp der Otjtmbigwe-Herero ist in der Nacht zum 30. März bet Teufelsbach ostwärts über die Bahn gegangen. Von Okahandja ist eine Kompagnie mit der Eisenbahn vorgesandt worden. Bastards verfolgten ihn von Groß- Barmen auS. Der Rest der Ojimbingwe-HereroS ist anscheinend in daS KomaS-Hochland zurück gegangen. Privatberichtrn aus dem Ausstandsgebiete zu folge lautete ein Truppenbesrhl des Gouverneurs vom 15. Februar: „Werften, welche die Waffen freiwillig abgeben, können geschont werden; keinerlei Gnade wird jedoch gewährt den Rädelsführern sowie denjenigen Herero«, welche nachweisbar wehrlose Männer, Frauen oder Kinder ermordet oder Farmen auSgeraubt und verwüstet haben. Sofern deren Persönlich keit festgestellt werde» kann, sind sie sofort nach Krieg-recht zu behandeln." Oesterreich. Unter den Deutschen Oesterreichs macht sich infolge der czechtschen Exzesse gegen die Prager Deutschen eine entschiedene Reaktion gegen da» Czrchentum mehr und mehr geltend. Sie tritt namentlich in den Alpenländern auf und kommt durch zahlreiche Tntlaffungen czechtscher Dienstboten und Arbeiter, sowie durch Boykottierung czechtscher Handwerker und Klein gewerbetreibender zum Ausdruck. Für die Ver gewaltigungen de» deutschen Element» in Böhmen und vielfach auch in Mähren fetten» de» Czrchen- tum» ist die» Vorgehen allerdings eine gerecht fertigte Revanche der Deutschen. — Eine Zu- sammrnkunst de» österreichisch-ungarischen Minister» de» Arußrrn Grasen GoluchowSki und de» itali enischen Minister» de» Aeußeren Tittont im öster reichischen Seebad« Lbbazta kündigt di« römische „Tribuns" an. Sollt« diese Mtnistrrbrgegnung wirklich stattfinden, so würde sie allerdtng» al» ein erfreuliche» Zrugni» für da» Einvernehmen »wischen Oesterreich-Ungarn und Italien namentlich tu Bezug auf die Balkanangrlegrnhetten zu br» ' trachten sein.