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-t»»v. Der sachflsetzr Grzayier. «E 4. !> - und Völker nicht berührt werden. Da» vom Kaiser in» Leben gerufene große Werk bedürfe noch fürsorglicher Aufmerksamkeit fetten» der Staaten, welche auf da» friedliche Gedeihen der Menschheit auf der Grundlage de» Recht» und der Gerechtigkeit bedacht find. Al» Bürgschaft für den Erfolg de» Haager Gerichtshöfe» feien unter anderem da» allgemeine Vertrauen, die Sympathie und dir Achtung anznsehen, welche die Verhandlungen de» Gericht» über die venezuelanische Streitfrage begleiteten. In Südrußland werden anläßlich der russischen Osterfeiertage Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung befürchtet. Die russische Presse hat daher die Anweisung erhalten, sich alle» dessen zu enthalten, wa» die Leidenschaften der Bevölkerung aufreizen und einen Teil der Be völkerung gegen den anderen aufstacheln könnte. Die OrtSbrhörden sind angewiesen, strenge Maß regeln zur Aufrechterhaltung de» Frieden» und der öffentlichen Ruhe zu ergreifen. Spanien. In Barzelona, dem Industriezentrum Spanien», steht der signalisierte Besuch König Alfonso» XIII. unmittelbar bevor. Nicht mit Unrecht befürchtet man in den spantfchrn Re- gterungSkreiien antimonarchische Kundgebungen der zahlreichen republikanischen, anarchistischen und sozialistischen BevölkerungSrlemente Barzelona» ge legentlich de» Königsbesuches. An derartigen Demonstrationen wird eS sicherlich auch nicht fehlen; will doch die republikanische Partei allein am Tage der Ankunft de» Köniz» 52 Versamm lungen abhalten. Die Behörden In Barzelona haben auf direkte Anordnung von Madrid her die strengsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe getroffen. Dir italienische Regierung hat zur Begrüßung König Alfonso» die Kreuzer „Varese" und „Umbria" nach Barzelona entsendet. Amerika. In einem großen Teile der Staaten Ohio und Indiana sind ausgebreitete Ueberschwemm- ungen eingetrrten, durch welche bereit» beträchtlicher Schaden angertchtet worden ist. Eine Anzahl von Städten haben keine Kraft für ihre Wasserwerke, ihre Beleuchtung und für den Betrieb der elek trischen Trambahnen. Viele Fabriken mußten die Arbeit einstellen. Die Schienenwege sind strecken weise unter Wasser, besonders im nördlichen Teile de» Staates Indiana. Die Kohlenbergwerke sind durch das Wasser beschädigt, die Brücken durch die Fluten weggeriffen. Der östliche Teil der Stadt Marion liegt in Trümmern. Der bisher angerichtete Schaden wird auf zwei Mill. Dollars geschätzt. Man befürchtet den Durchbruch der Dämme des großen Sammelbeckens auf der Wasserscheide zwischen dem Ohio und den Seen. Afrika. Die Engländer haben in ihren meist ununter brochenen Kämpfen mit den rebellischen Einge borenen in ihrem westafrikanischen Kolontalgebtet offenbar einmal eine Schlappe erlitten. ES liegt nämlich hierüber folgende Reuter-Meldung aus London vor: Hier etngegangenen Nachrichten zu folge hat die kürzlich gebildete Expedition zur Be strafung der Okpoto», die im vergangenen Jahre zwei englische Beamte getötet haben, im Distrikt Bassa in Nordnigrrta einen scharfen Zusammen stoß mit den Okpotos gehabt. Bei diesen gelang eS den Feinden, in da» englische Karree einzu dringen. Dabei wurden viele Personen getötet. Unter den Getöteten ist kein Europäer. Asien. Dir englische Expedtttonskolonne in Tibet hat ein ernsthaftes Gefecht mit einer sich ihr entgegenstellenden tibetanischen Streitmacht gehabt. Hierbei wurden die Tibetaner, welche un geachtet ihrer schlechten Bewaffnung tapfer kämpften, völlig geschlagen und durch da» britische Artillerte- und Sewehrfruer beinahe dezimiert. Von etwa 1500 Tibetanern soll kaum die Hälfte entkommen sein; sie hatten 300 Tote, zahlreiche Verwundete und viele Gefangene. Die Engländer wollen nur einige Verwundete gehabt haben. Freilich wird man nach dem Borgefallenrn englischerieit» die Fiktion von dem angeblichen friedlichen Charakter der Tibetexpedttion schwerlich mehr aufrecht zu erhalten vermögen. Eine grausige Katastrophe hat sich inSrabien abgespielt. 4000 au» Mekka zurück« kehrende Pilger, meist Perser und Inder, sind von den räuberischen Bedutnenstämmen der von ihnen durchzogenen Gebiete ntrdergrmacht worden, weil sie, wir angegeben wird, nicht imstande waren, den altherkömmlichen DurchzugStribut an die Beduinen häuptlinge zu zahlen. Dir Unglücklichen waren die» nicht imstande, weil sie durch die Aussaugungen de» Bali» von tzrdscha», Achmed Ratib Pascha, von allen Mitteln entblößt worden waren. Drei türkische Bataillone sind im Hasen Janbo am Roten Meere gelandet und haben sich von dort nach dem HedschaS auf den Weg gemacht, um die schuldigen Brdutnenstämme zu züchtigen. Der Krieg in Ostasien. Ueber da» Gefecht bet Tichüngdschu in Nordkorea werden von russischer wie von japanischer Seite fortgesetzt widersprechende Nachrichten ver breitet. So meldet die „Russ. Telrgr.-Agentur" au» Ltautjang hierüber: Der Zusammenstoß mit den Japanern bei Tichüngdschu, der mit dem Siege der russischen Waffen endete, hat für die Japaner zehnmal größere Verluste im Gefolge al» für die Russen. Nach koreanischen Meldungen beerdigten die Japaner gegen 50 Tote. 120 Verwundete wurden mit Hilfe von 500 Koreanern zu der japanischen Hauptmacht befördert. Die Ver wirrung der Japaner war so groß, daß sie zwei Fahnen der Roten Kreuze aushängten zum Zeichen, daß sie sich ergäben. Eine derartige Verwirrung in den Reihen der Japaner war im Kriege mit China nicht zutage getreten. Dir in Liautjang stehenden Truppen wurden durch diese Meldung über das erste glänzende Gefecht in Korea in große Begeisterung versetzt. Japanischerseits wird dagegen an der Behauptung festgehalten, daß dieser Kampf siegreich für die Japaner geendet habe, wie die» auch aus folgender Meldung aus Tokio hervor geht: Japanische Privatnachrtchten besagen, die japanischen Truppen hätten, nachdem sie am 28. März die Russen aus Tschöngdschu verdrängt hätten, einen Tag Rast gemacht und seien am nächsten Tage nach Jorngtschu vorgerückt, von wo sie nach kurzem Gefecht die Russen weiter nach Norden gedrängt hätten. Die Russen zögen sich jetzt auf Ulan zurück. — Aus Port Arthur wird gemeldet, daß das vereinigte russische Geschwader von dort am 26. März ausgelausen sei. Man muß demnach annehmen, daß eS dem Kreuzer geschwader von Wladiwostok gelungen ist, Port Arthur und hiermit die dort befindliche russische Panzerflotte glücklich zu erreichen. Der viel gerühmten Wachsamkeit und Ueberlrgenheit der japanischen Flotte gegenüber der russischen Flotte würde dieser Vorgang allerdings gerade kein rühm liches Zeugnis ausstellen. Die russische Erklärung wegen der Verhängung des Belagerungszustandes über den Hafen Niutschwang ist von der UnionS« Regierung angenommen worden. Die Russen setzen die Vorbereitungen für die Verteidigung Niutschwangs eifrig fort. Zu den japanischen Truppenbewegungen in Korea berichtet eine Reuter-Depesche aus Shanghai vom 4. d. M. folgendes: Nach Meldungen aus Kobe befinden sich gegenwärtig 260,000 Mann japanische Truppen auf dem Marsche. Außerdem sind in den Garnisonen 60,000 Mann unter den Waffen, abgesehen von den Reserven der dritten Klasse, die noch nicht mobilisiert sind. Der General stab bewahrt über denFeldzugSpl an Stillschweigen, man nimmt aber an, vaß die japanischen Streit kräfte in drei Armeen geteilt operieren werden. Jeder Armee wird voraussichtlich eine bedeutende Kavallerieabteilung zugetetlt werden. Der größere Teil der nach Korea abgehenden Artillerie scheint keine fchweren Geschütze zu führen. DaS in Korea und der Mandschurei herrschende Tauwetter hat die Straßen unpassierbar gemacht. — Japanische AusklärungStruppen sind am 4. April in Wtdhuk etngerückt. Die Russen haben sich offenbar über den Jalufluß zurückgezogen. Auch sonst liegen noch mehrfache Nachrichten über die japanischen Truppenbewegungen vor. Ferner sind in Tsche« mulpo wiederum japanische Transportschiffe mit Artillerie, Kavallerie und Infanterie angrkommen. In Port Arthur erwartet man weitere Versuche der Japaner zur Sperrung des Hafeneingangrs von Port Arthur mittels Versenken von Dampfern. RussischerseitS liegt eine Meldung aus Liunjang vor, die allerhand günstiges über die Lage der Russen in der Mandschurei mttzutetlen weiß. Petersburg, 5. Ap ril. DaS Auswärtige Amt benachrichtigte das Rote Kreuz, daß sich die Regierung in Tokio bereit erklärt habe, dem Dampfer „Mongolija" der ostchtnestschen Bahn« grfellfchaft die Rechte zuzugestehen, die KrtrgS- hospitalschiffe auf Grund der Haager Konferenz genießen. — Der Gouverneur von Bessarabien hat ein strenges Verbot gegen Ansammlungen in den Straßen und Versammlungen in Prtvatwohn- ungen, sowie da» Tragen von Waffen erlassen. London, 2. April. „DailyTelegraph"meldet au» Weihaiwei, daß auf dem japanischen Dampfer „Tamten Maru", welcher am 26. März von den Russen in Grund gebohrt wurde, 25 Personen umgekommen sind. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Meißen, 6. April. Die von den Zeitungen gemeldete Ueberwachung der Irrenanstalt Linden- Hof in CoSwig durch Gendarme wegen der angeb lich beabsichtigten Entführung der Prinzessin Liüse von Koburg durch Mattachsich wird dem „Metßn. Tagrbl." von zuständiger Sette al» Erfindung bezeichnet. Berlin, 6. April. Der zweite Transport argentinischer Reittiere ist mit 547 Pferden und 253 Maultieren am gestrigen Tage in Swakop« mund etngetroffen. Stolberg i. Harz. Ein Waldaufseher erschoß au« Eifersucht eine jugendliche Wirtschafterin und sich darauf selbst. Stuttgart, 6. April. Gestern Abend wurde auf den Direktor de» Allgemeinen Bersicherung»- verein» Rechtsanwalt Georgi von einem entlassenen Angestellten de» Verein» ein Anschlag verübt. Der Direktor wurde durch einen Schuß in die rechte Hüfte leicht verletzt. Der Angreifer vrr- suchte hierauf, durch drei Schüsse sich selbst zu erschießen, doch scheinen auch seine Verletzungen nicht lebensgefährliche zu sein. Karlsruhe, 6. April. Die Fürstin Sophie zur Lippe, geborene Prinzessin von Baden, ist heute Morgen 4 Uhr gestorben. Essen, 5. April. Der Dortmunder Rangier meister Freudenthal geriet zwischen 2 Eisenbahn wagen und wurde so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat. Kiel, 5. April. Da» Barhöfter Lotsenschiff fand das holländische Fahrzeug „Emanuel" in schwerer Bedrängnis. Der Schiffer war ertrunken und die Zurückgebliebenen konnten das Schiff nicht weiter führen. DaS deutsche Lotsenschiff rettete die Besatzung und schleppte daS Fahrzeug nach Barhöft. Köln. 3 Kinder eines Arbeiters, die sich in Abwesenheit der Eltern in der Nähe des Ofens befanden, verbrannten. Palermo, 5. April. Se. Majestät der Kaiser traf auf der „Hohenzollern" um 4 Uhr 30 Min. mit den Begleitschiffen hier ein. Die Fahrt ging seit heute morgen bei schönem, klaren Wetter an der Nordküste Siziliens entlang und bot ein ab wechslungsreiches HochgebtrgSpanorama. Beson der» Celalü mit seiner gewaltigen Domkirche auS der Normannenzeit, überragt von den Ruinen deS alten Normannenschlosses auf der Spitze des Vorgebirges, zeigte sich zum Greisen deutlich. Die „Hohenzollern" legte an der Mole an. Die Stadt und der Hafen sind festlich geschmückt. Es wurden Salutschüsse gewechselt. Der Kaiser empfing die Spitzen der Behörden. — Während der Fahrt hörte Se. Majestät der Kaiser den Vortrag de» Gesandten von Tschirschky und Bögendorff, sowie der Chefs de» Militär- und des Marinekabinrtts. Die deutsche Kolonie kam auf mehreren reich be flaggten Dampfern der „Hohenzollern" entgegen und brachte dem Kaiser begeisterte Ovationen dar. Tausende von Personen begrüßten den Kaiser von der Mole au», auf Gondeln und auf Segelbooten. Die Stadt ist festlich illuminiert, in den Haupt straßen sind die Laternen durch GaSpyramtden ersetzt. Dem Kaiser wurde eine Fülle von Blumen spenden an Bord gesandt. Como, 5. April. Ihre König!. Hoheiten Prinz Eitel Friedrich und Prinz August Wilhelm von Preußen sind heute von Bellagio, wo sie in den letzten Tagen mehrere Ausflüge unternommen haben, hier etngetroffen und nachmittag» »ach Mailand abgeretst. Petersburg, 6. April. Wie der „Regierungs bote" meldet, hat der Kaiser die Vorschläge von einigen Beschränkungen der StaatSauSgaben am 19. März bestätigt. Für Kriegszwecke wird vor läufig der frei« Barbestand der StaatSrentet ver wendet, ohne zu anderen Quellen Zuflucht zu nehmen. Außerdem werden durch Streichungen m Budget -1904, besonders deS Zivilreffort» die Nittel der StaatSrentet vergrößert. Die Gesamt« umme der Streichungen beträgt 134,377,106 Kubel. Davon entfallen auf die in den Bor- ähren eröffneten Kredite über 18 Millionen. Der Rest entfällt aus da» Budget 1904. Am bedeutendsten wurden die Ausgaben für Bahn bauten gekürzt, nämlich um 54 Millionen, für Verbesserung bestehender Bahnen, sowie für einige Arbeiten in den KctegShäfen von Wladiwostok und Port Arthur. Im allgemeinen ist da» Budget für 1904 um 5,3 °/„ die gewöhnlichen Ausgabe« um 3 o/„ gleich 60 Millionen herabgesetzt. Die meisten Ersparntffe sind durch Streichungen für außerordentliche Ausgaben erzielt worden, nämlich 36 '/<>, gleich 55 Millionen. Petersburg, 6. April. Ein au» der Süd mandschurei nach Port Arthnr zurückgekehrter