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, 1 ' Anlage zu Ar. 30 des sächsischen Lrzählers Bischofswerda, de« 15. MSrz 1V04. Sachsen. Bischofswerda, 14. März. Zwischen Winter und Frühling! Der knospende, blühende Lenz naht. Donar, der Donnergott, hat mit seinem Donnerkeile die Wtnterrirsen verjagt und sendet, nachdem er dir Erde geöffnet, au« den Wolken befruchtende« Naß. Die erneuerte Kraft der alles belebenden Sonne rrwrckt die Natur zu neuer Tätigkeit, verjüngt werden die Fluren, neues Gewand ziehen Bäume und Sträucher an. Daher feierten ehemals , um diese Zeit die alten Völker, die nur zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter kannten, das Neujahr. Je nördlicher wir aber gehen, desto später sanden die Neujahrsfeste statt; denn die im Freien zu haltende Feier war sonst durch winterliche Kälte und Schneeflocken gestört. Die Maiseste jener Siegenden sind wohl nichts andere» al» Neujahrsfeste, womit man den Steg de» Gommers über den Winter feiern wollte. Nicht mehr so hart wie unseren Vätern erscheint uns heutzutage der Winter. Simrock bemerkt in dieser Beziehung sehr tnffend: „UnS moderne Treibhauspflanzen, die wir im Winter hinter doppelten Fenstern einen künstlichen Frühling ge- nießrn, hat die Kultur glrichg.ltiger gegen den Unterschied der Jahreszeiten gemacht. Jene naturgemäß lebenden Völker aber empfanden ihn in seiner ganzen Schwere. Der lange Winter hemmte allen Verkehr, alles Leben schien erstorben. Daher wird der Winter von jeher al» Bild des Tode- angesehen.* Wenn den Alten die sür den Winter aufgrspeichrrten Vorräte nicht mehr reichten, so gab es eine Hungersnot. Darum ist die Freude des Volkes leicht begreiflich, wenn die ersten Frühlingsboten eintrafen und das erste Grün daS Erwachen der Lebens- und Schaffens kraft der Natur ankündete. In manchen süd deutschen Städten wurde der erste Storch vom Türmer angrblasen, wofür dem Türmer rin Ehrentrunk zu teil ward. Doch oft versucht der Winter seine Herrschaft zu behaupten und durch Schneegestöber und Kälte den Beginn des Sommers hinauSzuschieben. Daher ist der Frühling die KampfeSzeit zwischen Winter und Sommer, weshalb man der Frühlingsfeter den Charakter von Siegersesten gab. Die Feste galten der Freude über den Sieg des belebenden Sommers über den Winter, der Freude über die Befreiung der Natur aus den Banden des Winter»! Grüne» Laub und Maien, womit der Sommer geschmückt ist, sind die Symbole dieses Sieges. Solche Frühlingsfeste finden wir um diese Jahreszeit schon bet den Persern, Indern, Römern, Griechen usw. Die griechische Jugend durchzog die Straßen unter dem Gesänge von fröhlichen Liedern auf den beginnenden Frühling. Ueber die Frier de- altgermanischen FrühlingS- srsteS berichtet unS die Sage: Dir Güttin wohnte in einem dichten, an einem tiesen schwarzen See ge legenen Eichwald auf der Insel Rügen. Zu Ansang des Frühlings ward sie (jedenfalls ihr Bild) auf einem mit kostbaren Tüchern bedeckten Wagen von den Priestern durch daS Land ge führt, wobei sie Segen spendete. In ihrer Nähe herrschte Freude und Lust. Aller Kampf hatte rin Ende. Nach der Rückkehr wurden Wagen, Tücher und Vieh im See gebadet und darauf wurden die dabei beschäftigt gewesenen Sklaven dem See al» Opser dargebracht. Später ver schwand die religiöse Bedeutung de» FrühltngS- sestr» und e» blieben nur noch einige Zeremonien al» altertümliche Sitte übrig. — Die 4. Klasse der 148. Königlich Sächsischen LandrS-Lotterie wird am 23. und 24. MSrz gezogen. Die Erneuerung der , Lose ist noch vor Ablauf des 14. März bei dem Kollekteur, dessen Namen und Wohnort auf dem Lose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. Wer dir» versäumt oder sein Lo» von dem Kollekteur vor Ablauf de» 14. März nicht erhalten kann, hat die« bei Verlust aller Ansprüche an da» gespielte Lo» der Königlichen Lotterie-Direktion noch vor Ablauf de» 19. März unter Beifügung de» Loses der 3. Klasse und de- Erneuerungs betrag» anzuzrigen. Jeder Spieler eines Teil- lose» hat zur Vermeidung von Nachteilen darauf zu achten, daß da« vom Kollekteur ihm auSge- händigte Erneuerung«!»« denselben Unterscheidungs buchstaben trägt wie da« Borklaffenlo». Jeder Kollekteur ist verpflichtet, die von ihm auSzu- gebenden Lose auf deren Vorderseite recht« mit dem Abdrucke eine» Stempel», welcher seinen Namen und Wohnort angibt, zu versehen, da der Mangel eine» solchen Abdruck» die Ungültigkeit de» Lose» »ur Folge hat. — Häufiges Nasenbluten soll nicht leichtfertig al« etwa« unbedeutendes oder gar al» ein Zustand von übergewöhnlichrr Gesundheit an gesehen werden; wenn, so schreibt der „Praktische Wegweiser*, Würzburg, auch nicht zu verkennen ist, daß sich starke Vollblütigkeit auf diesem Wege einen Ausweg schafft und damit dem gefährlichen Bersten von Blutgefäßen rin Vorschub geleistet wird. In weitaus der größten Anzahl von Fällen steht aber ein andere» Leiden mit der Er- schrinung de» Nasenbluten« in Zusammenhang, namentlich Herzleiden, Nierenleiden, Verfettung, Erkrankung der Blutgefäße, Nasenlridrn usw., so daß immer die Befragung eine« Arztes bezw. eine eingehende Kürperuntersuchung durch denselben not wendig wäre. — Hyacinthenzwirbeln, welche auf Treib gläsern zur Blüte gebracht wurden, können, wie der „Prakt. Wegweiser*, Würzburg, schreibt, nicht wieder verwendet werden; am besten wirft man sie fort. Sie sind so erschöpft, daß die Wetterkultur zwecklos wäre. Nur in ganz seltenen Fällen kommen sie im nächsten Jahre noch einmal zur Blüte, die zudem recht unscheinbar auSsällt. ß— DaS Wandern zu Rade bringt erst dann vollen Genuß, wenn man in der Lage ist, sich über die zu durchfahrenden Gegenden an der Hand eines guten TourrnbucheS vor oder während der Fahrt zu orientieren. — Hierzu ist bei Wanderungen in Sachsen ganz besonders das Tourenbuch des Sächsischen Radfahrer- Bun des geeignet, daS in zirka 500 Touren daS ganze Königreich Sachsen, nebst den an grenzenden Teilen der benachbarten Provinzen, behandelt. Durch dieses Tourenbuch sind für den Radfahrer ganz besonder» das obere Saale- und Elsteitol, daS gesamte Vogtland, das noch zu wenig besuchte Erzgebirge, die Sächsische Schweiz, Lausitzer und Zittauer Gebirge erschlossen worden. — Auch der im Niederlande Sachsen» wohnhafte Radfahrer findet manch lohnenden Zielpunkt für Halb- und GanztagStouren im Umkreise seines Wohnortes angegeben. DaS Buch führt den Wanderfohrer nicht nur auf der Landstraße von einem Ort zum andern, sondern es sührt ihn auch hinein in die bachdurchrauschten Gründe und hinauf auf die waldiger Höhcn unseres schönen Sachsen- landeS. Der Freund der Geschichte findet in dem Buche eine Fülle von Notizen, die ihn von seiner Wanderung mit reichem geistigen Gewinn zurück kehren lassen. — DaS Buch ist für daS Königreich Sachsen einzig in seiner Art, kein anderer in Sachsen vertretener Radfahrerverband hat für dieses Gebiet auch nur etwas ähnliche» aufzuweisen und wird dasselbe vom Sächsischen Radfahrer-Bund an seine Mitglieder kostenlos abgegeben. An meldungen zu demselben, sowie nähere Auskunft erteilt bereitwilligst Ortsvertreter Alwin Teich, BelmSdorf Nr. 39. U Seeltgstadt, 10. März. In letzter Schul vorstandssitzung erfolgte die Ablage und Justi- fikation der Schulkassenrechounx, sowie der Rechnung über das Heidr'iche Legat auf daS Jahr 1903. Aus der R crpitulation der ersteren war eine Einnahme von 3963,96 Mk. und eine Ausgabe von 3546,21 Mk., mithin rin Ueberschuß von 417,75 Maik, aus der den letzteren hingegen eine Ein nahme von 73,03 Mk. und eine Ausgabe von 65,59 Mk., mithin ein Kassenbestand von 7,44 Mark ersichtlich. — Da der irit Ostern 1902 an hiesiger Volksschule angestellte Hilfslehrer, Herr Kuno Hesse, als ständiger Lehrer nach Schedewitz bei Zw ckau designiert worden ist, wird Ostern 1904 eine Neubesetzung der hiesigen Hilfslehrer- stelle stattfindcn. — Auch im benachbarten Fisch- bach wird der bisherige HilsSlehrerstelleninhaber, Herr Arthur Richter, insolge Einberufung zum Militärdienst, seinen Wirkungskreis verlassen. — Aus der hiesigen, seit ca. »/. Jahren errichteten Freibank kam heute das erste Stück Rindvieh zur Verpfandung. L Neustadt, 13. März. Der kürzlich hier stattgefundrnr Delrgiertentag der evangelischen Arbeitervereine des Kreitverbande» Pirna ver- einigte Vertreter der Arbeitervereine von Pirna, Sebnitz, Lockwitz, Stolpen und hier. Die Ver handlungen wurden durch den BerbandSvorsitzrnden Herrn Uhrmacher Kramer-Pirna geleitet. Der nächst- Delrgiertentag wird in Pirna abgrhaktrn. — Die hiesige Ortsgruppe des deutschnationalrn HandlungSgrhilsea - Verbände» hielt am letzten Sonntag im GesellschasiShause hierselbst ein« Ver sammlung ab, an der sich auch Vertreter der Ortsgruppen Sebnitz und VischosSwerda beteiligten. Zum Vorsitzenden der hiesigen Gruppe wurde hierbei Herr Kaufmann Hermann Sachse jun. er wählt. — DaS am Sonntag abend vom hiesigen Männrrgesangveretn abgehaltrne öffentliche Konzert hatte den geräumigen SchützenhauSsaal dicht gefüllt. Die unter bewährter Leitung des Herrn Lehrers Zrntsch - LangburkerSdorf zur Darbietung gebrachten Borträge, unter denen sich recht schwierige Tonstücke, wie Becker'» „Mahnruf*, Bruch'» „Römischer Triumphgesang* und Krempl'S „Volkslied* befanden, zeugten von vielem Fleiß und ernteten lebhaften, bisweilen sogar stürmischen Beifall. — Die hiesige freiwillige Turnerfeurrwehr feierte am Freitag vergangener Woche unter reger Teilnahme ihrer Mitglieder und der Anwesenheit einer größeren Zahl von Gästen, unter denen sich Herr Bürgermeister vr. Jrmer, Vertreter der städtischen Kollegien, TurnratSmitglirder und Mitglieder der Nachbar wehren Polrnz, LangburkerSdorf und Ottendorf befanden, ihr 55. Stiftungsfest, bestehend in Konzert, turnerischen Vorführungen, launigen Vorträgen, Theater und Ball. Für 15jährige Mitgliedschaft empfingen hierbei die Kameraden Zeibig und Berge die übliche Auszeichnung. — Vom SchulauSschuß wurden die Herren Lehrer Schönfeldrr-Schönbach b. Sebnitz und Rothmann- Lichtenstein zu hiesigen ständigen Lehrern erwählt. — Vorige Mittwoch veranstaltet der hiesige Ge- werbeverrin einen Vortragsabend, für den Herr Bürgermeister ür. Jrmer einen Vortrag über „Aufgaben der Gemeinde" gütigst übernommen hatte. Dem Vortrag folgte eine Lichtbildervor- sührung: „Tirol". — Heute Sonntag hielt die hiesige „freie Bereinigung ehemaliger 102er" ihr 2. Stiftungsfest ab. Mügeln. Ein wahres Mardernest hat die hiesige Polizei aufgestöbert. Sie nahm auf Er suchen der Staatsanwaltschaft zu Greifswald bei einer vor etlichen Tagen von Stralsund hier zu gezogenen Familie eine Haussuchung vor und fand damit den gegen diese gehegten Verdacht, fort gesetzt Diebstähle verübt zu haben, vollauf bestätigt. Es ist fast unglaublich, waS die Gesellschaft zusammengestohlen Hut, Wäsche in geradezu ungeheuren Mengen, Brötchrnbeutel vom einfachsten bis zum feinsten gestickten, allerhand Geschirr, Flurlampen, Schuhwerk, Reisekörbe, kurz und gut alles, waS auf den nächtlichen Streifzügen sich nicht unter sicherem Verschluß befunden hatte, war einfach mitgenommen worden. Mehr noch, al» in der Wohnung vorgefunden wurde, war bereits in die Leihhäuser gewandert, wie eine mit Pfand scheinen gefüllte Brieftasche ergab. Dem „Leipziger Tageblatt* zufolge wird die vormalige Kronprinzessin von Sachsen in kurzer Zeit — der Termin ist noch nicht bestimmt — die Insel Whigt verlassen, um am Bodensee, unfern von Lindau, ihren ferneren Aufenthalt zu nehmen. Dresden, 11. März. Die Stadtver ordneten erklärten sich in ihrer gestrigen Sitzung damit einverstanden, daß die dem Albertveretne und der evangelisch-lutherischen Diakonissenanstalt für die Zuweisung von Schwestern an die städtischen Krankenhäuser zu gewährende Vergütung erhöht wird, und zwar für die Albertinerinnen auf 40 Mark pro Monat, sür die Diakonissinnen auf 480 Mk. pro Jahr. — DaS Dresdener Adreß buch, welche», wie kürzlich vn lautete, die Firma August Scherl anzukausen beabsichtigte, wird vor- auSstchtltch in den Besitz der vr. Güntzschen Stiftung übergehen. Dresden, 11. März. Im Evangelischen Bunde erwähnte gestern der neue Vorsitzende Pfarrer Blanckmristrr mit ernsten Worten daS tief alle BundrSmitglieder bewegende Vorkommnis der letzten Tage, den Fall Segnitz. So sehr der Bund den Fall seine» früheren Vorsitzenden be dauert, so müsse er den Fall selbstverständlich Sünde nennen. Er könne andererseits nur hoffen, daß Christus in dem Gefallenen den glimmenden Docht de» göttlichen Worte« nicht verlöschen lass?, ihn zur tiefen ernsten Buße sühre. Der Vorstand konstatierte, daß ihm vor Eintritt der Katastrophe auch nicht da« mindeste bekannt geworden ist, und weiter, daß der Pfarrer Segnitz acht Tage vorher den Vorsitz im Dresdner Zweigverein niedergelegt und einige Tage fpätrr auch al« Mitglied au«- geschieden sei. — Der am 5. Dezember 1903 hier verstorbene Herr Postsrkrrtär Mox Hausse hat der Martin Luther-Kirchgrmeinde rin Vermächtnis von 15,000 MI. zu Zwecken der Armen« und Krankenpflege lrtztwillig bestimmt. — Der katho- lisch« Schulleiter Soll mann, hier, welcher am 30. Oktober vor dem KronprinzrnpalaiS durch einen