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so. Zulage für die Oberstleutnants auf Grund der be treffenden KommifsionSbrschlüsse. Weiterhin fanden die Forderungen für die Militärärzte und die Mtlttärbeamten Annahme; bei der Debatte über die Forderung zur Vermehrung der Unteroffiziers stellen trat Vertagung rin. Die Budgetkommtssion des Reichstages setzte ihre Streichungen beim Marineetat fort; so strich sie an demselben in ihrer Sitzung vom 11. März insgesamt etwa 9 Millionen Mark. DaS preußische Abgeordnetenhaus er ledigte am Freitag den Rest des Etats der Eisen bahnverwaltung und trat dann in die Erörterung des Etats des Ministeriums des Innern ein, wobei sich bald eine die gesamte übrige Sitzung auSsüllrnde Polendebatte entwickelte. Der überraschende Beschluß des BundeSratS, betr. die Aufhrbung des 8 2 des JesuitengesetzrS, ist mit bemerkenswerter Schnelligkeit vom „Reichs anzeiger" veröffentlicht worden und hat somit Ge- fktzeSkrast erlangt. Im übrigen ist der Verlauf dieser bedeutungsvollen Bundesratssitzung noch immer in den Schleier des Geheimnisses gehüllt, doch gilt rS schon jetzt als zweifellos, daß der Beschluß gegen eine erhebliche Stimmenminderheit gefaßt wurde. Nach vorliegenden offiziellen Er klärungen haben Sachsen, Württemberg, Weimar, Braunschweig und Neuß j. L. gegen die Aushebung des 8 2 des JesuitengesetzrS gestimmt, doch ist offenbar die Zahl der verneinenden Bundesstaaten eine weit größere gewesen. In einigen Landtagen find bereits Interpellationen hinsichtlich dieser BundeSratSentlchridung etngrbracht worden. In der baierischen ReichSratSkammer hielt der Thronfolger Prinz Ludwig am Freitag bei der Beratung des Etats der Kettenschleppschiff fahrt auf dem Main eine Rede, in welcher er sich zu gunsten der Förderung der Kanalbau bestrebungen in Deutschland aussprach. Ohne weitere Debatte wurde dann der genannte Etat genehmigt. In Ungarn herrscht wieder gutes politisches Wetter. Ministerpräsident Graf Tisza und die Obstruktionsgruppe im Abgeordnetenhaus haben sich wieder mit einander vertragen, infolgedessen daselbst die RekrutierungSvorlage am Freitag glatt angenommen wurde. So weit ist man in Oester reich freilich noch lange nicht, vielmehr erscheint dort das Zustandekommen der Rrkrutierungsvor- läge wegen der sich im Abgeordnetenhaus« erneut breitmochenden rücksichtslosen Obstruktion der Czechen ernstlich gefährdet. Außerdem bereitet man czechischrrseitS dem Ministerium Körber auch durch die neue Dcutschenhetze In Prag Verlegen heiten; die Zustände in der Hauptstadt Böhmens haben allmählich einen aufruhrartigen Charakter angenommen, es wird wirklich Zett, daß da die Behörden den czechischen Straßcnrebellen endlich die eiserne Faust zeigen. Am Freitag abend blieb es in Prag merkwürdigerweise einmal ruhig. In der französischen Drputiertenkammer geht der Kampf zwischen der Regierung und der Opposition wegen des Gesetzentwurfes, welcher den Kongregationen die Erteilung von Unterricht ver bietet, noch unentschieden weiter. Die Spionage- geschtchte im Marineministerium ist nun soweit geklärt, daß nach den gepflogenen Vorerhebungen dem MarineattachS Japans in Parts von dem inzwischen verhafteten Schreiber Martin gewisse Anerbieten gemacht worden sind, welche der Attachö aber abgelehnt hat. Der neue Prozeß in Ktschtness wegen der in dieser südrusstschen Stadt stattgefundeneu schweren Ausschreitungen gegen dir Juden ist am Freitag beendigt worden. Von insgesamt 54 An geklagten waren 18 des Mordes, die übrigen der Teilnahme daran beschuldigt. DaS Gericht ver urteilte zwei der Angeklagten, Rußnak und Bordtam, wegen Ermordung des Ehepaares Fonarscht zu 4 Jahren, bez. zu 8 Monaten Zwangsarbeit, 1b andere Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen von 4 Monaten bi« zu einem Jahre Gefängnis, die übrigen Angeklagten wurden sreigesprochen. Die Ztvilsorderungen der Juden wurden abgewlesen. DaS Urteil erhält am 2b. April d. I. endgültig Rechtskraft. Eine immerhin wichtige Nachricht kommt aus Konstantinopel. Der „Pol. Korrespondenz" tvlrd von besonderer Seite aus Konstantinopel gemeldet: Die Verständigung zwischen der Türkei und Bulgarien ist zum Abschlüsse gelangt. DaS betreffende BrrtragSinstrument dürste bereits unter- zeichnet sein. Das Einverständnis erstreckt sich auf die Amnestie- und RepartierungSsrage, sowie auf die gegenseitigen Handelsbeziehungen. Außerdem verpflichtet sich die türkische Regierung, die für die mazedonischen BilajrtS vorgesehenen Reformen auch auf Adrianopel auSzudehnen. Bulgarien verzichtet dagegen vorläufig auf dir Regelung der Ler sSchfisch- «--«hier, »eit« » schwebenden bulgarischen Kirchen- und Schulfragrn in der Türket und verpflichtet sich, mit äußerster Strenge gegen die aufrührerischen KomtlSe» vorzu gehen, sowie die Ausfuhr aller Explosivstoffe nach der Türket zu verhindern. Bremerhaven, 12. März. Bald nach der Au-fahrt des „König Albert" zog ziemlich dichter Nebel die Weser herauf. Als der Dampfer an die enge Stelle deS Fahrwassers bet MryerSlrgde kam, war das Wetter so unsichtig, daß vor Anker gegangen werden mußte. Durch drahtlose Telegraphie, mit welcher der „König Albert" gestern von hier eine gute Verständigung sogar mit Kiel hatte, fand ein reger DeprschenauStausch mit dem Lande statt. Darnach war die Stimmung an Bord vorzüglich. Se. Majestät der Kaiser promenierte mit den Herren de« Gefolge« an Deck, besuchte die Kommandobrücke und ließ auch an den Prinzen Heinrich, der bereit- von Bremer haven wieder abgeretst war, einen Funkipruch er gehen. Bei dem Frühstück an Bord gedachte der Kaiser des Geburtstages deS Prinzregrntrn Luit pold von Baiern und sandte demselben, ebenfalls durch Funkspruch, ein herzliches Glückwunschtele gramm, daß von dem Prinzregenten auf demselben Wege erwidert wurde. Um 1 Uhr mittag« kam in Bremerhaven die Sonne wieder zum Durchbruch. Kurz vor 2 Uhr konnten der „König Albert" und der Kreuzer „Friedrich Carl" den Ankerplatz bet Mey:r«legde verlassen, doch kamen die Schiffe nur bis zum Hoherweg-Leuchtturm, wo sie aber mals wegen Nebels ankern mußten. Nach Mit teilung mittels drahtloser Telegraphie, System Telefunken, sind daun die Schiffe um 3 Uhr 35 Minuten wieder Anker auf gegangen, um 4 Uhr 12 Min. Rothrrsand-Leuchtturm passiert und see wärts weitergegangen. Wilhelmshaven, 12. März. Nach zu verlässigen Mitteilungen trifft man auf deutscher Sette ernsthafte Vorkehrungen, nm unerwarteten Ereignissen, welche der russisch-japanische Krieg auch für Deutschland herbeisühren könnte, mit der nötigen Vorbereitung von selten der deutschen Flotte begegnen, respektive gewappnet entgegen treten zu können! So werden gegenwärtig auf der Wilhelmshavener und Kieler Werft die alten Panzerschiffe, welche schon auseinander genommen, um nach neuestem System umgebaut zu werden, schleunigst wieder nach dem alten Typ zusammen gefügt, und an den neuen Schiffen Tag und Nacht emsig gearbeitet, um sie so rasch als möglich zur Ablieferung bringen zu können! Schießübungen der Panzerschiffe finden täglich statt, ebenso cui Alarmieren der Mannschasten jede Woche einmal, meistens deS Nachts. Alles Anzeichen, jederzeit aus unvorhergesehene Ereignisse gefaßt zu sein! Berlin, 12. März. Es bestätigt sich den „Berl. Reuest. Nachr." zufolge, daß zur Be wältigung des Aufstandes in Deutsch-Südwest- Afrika eine Truppenverstärkung von etwa 1000 Mann gefordert werden soll. Prinzessin Alice von Schönburg-Walden burg hat dem Papst das Gesuch um Ehescheidung unterbreitet. Koburg, 13. März. Die Koburger Zeitung meldet, es hätten nicht nur der Vertreter der Koburg-Gothaischen Regierung, sondern die Ver treter sämtlicher thüringischen StaatSregierungrn im Bundesrat gegen die Aushebung des Para graphen 2 des Jesuitengesetzes gestimmt. Eger. DerGemeinvrauSschuß faßte einstimmig eine Entschließung, in welcher der Ab scheu über die Exzesse der Czechen gegen dir Deutschen in Prag Ausdruck gegeben, die Regierung zur Ergreifung aller Schutzmaßregeln aus gefordert, den Rektoren der Wiener und Prager deutschen Universität aber für ihr mannhaftes Eintreten und der Prager deutschen Studentenschaft für ihr stramme» taktvolles Verhalten der Dank ausgesprochen wird. Die Resolution wurde an den Minister präsidenten und an den Rektor der Wiener und den Rektor der Prager deutschen Universität abgesendct. — Au» Saaz ist, wie von dort berichtet wird, eine Kundgebung ähnlichen Wort laut» abgesendrt worden. Durch die im vergangenen Jahre erfolgten zahl reichen Uebertritte in Komotau ist die evangelische Gemeinde daselbst aus 2128 Seelen gestiegen. In Gablonz traten 23 Familien mit 78 Köpfen, sowie 52 einzelne Personen aus der römisch-katholischen Kirche zur evangelischen über, und in Turn bet Teplitz ist am JahreSschluß der 2000. übergrtrrten. Prag, 12. März. Gestern abend ist eS auch in mehreren Provinzstädten zu heftigen Kämpfen zwischen Czechen und Deutschen ge kommen. Wien, 12. März. Heute kam e» wieder zu großen Ansammlungen vor der Universität. An 2000 deutsche Studenten hielten die Rampe und die Treppen besetzt, so daß die slavtscheu Studenten, die Unmöglichkeit, dort Posten zu soffen rtnsrhend, wieder abzogen. Al» der Abgeordnete Wolf gegen Mittag erschien, wurde er mit stürmischen Hrtlrufen begrüßt, auch deutsche Studenten beteiligten sich am Bummel. Ruhe störungen kamen nicht vor. Sestern wurde durch Straßenkundgebungrn in Aussig gegen di« Prager Deutschrnhetze protestiert. In Komotau kam eS zu größeren Ausschreitungen. Zahlreiche Gebäude von Czechen wurden mit Steinen bom bardiert, die Gendarmerie schritt rin. Wien, 12. März. In einer gemeinsamen Versammlung der Vollzugsausschüsse der slavischen, italienischen und rumänischen Studenten wurde heute die Einstellung der Kundgebungen vor der Universität beschlossen. Paris, 12. März. Der frühere Minister Trartrux ist gestorben. Konstantinopel, 13. März. Durch da» Eintreten der Civilagenten ist die Erlaubnis zum Bau einer bulgarischen Kirche in Strumitza erteilt worden und damit ist eine seit langen Jahren schwebende Streitsache erledigt worden. — Bor dem Strafgericht-Hof nahm heute die erneute gegen den ZettungShrrauSgeber Takir Bey und Genossen wegen deS OrdenSschwindelS angeordnete Ver handlung ihren Anfang. Petersburg, 12. März. General Karo- patkin ist heute nach dem Kriegsschauplatz abgeretst. Auf dem Wege zum Bahnhofe wurden dem General von der angesammrltrn Menschenmenge begeisterte Huldigungen bereitet. Auf dem Bahn hofe, wo sich inzwischen auch die Großfürsten Nikolaus, Peter Nikolajewitsch und Nikolaus Michajlowitsch, sowie die Herzoge Georg Alexander und Karl Michael von Mecklenburg-Strelitz ein gefunden hatten, überreichte der anwesende älteste General dem General Kuropatktn ein Heiligenbild mit der Inschrift: „In diesem Zeichen siege!" Auf dem Bahnsteige überreichten die Vertreter der französischen Kolonie dem General einen Blumen strauß mit Bändern in den nationalen Farben. Unter begeisterte« Zurufen der Versammelten setzte sich der Sonderzug in Bewegung. Petersburg, 12. März. Der Russischen Telegraphen-Agentur wird von der Station Neu- Buchara der Transkaspischen Eisenbahn tele graphiert: Heute nachmittag überfielen 7 Räuber in kaukasischer Kleidung, mit Gewehren und Dolchen bewaffnet die hiesige Filiale der Russisch- Chinesischen Bank und verwundeten zwei Direktoren und noch eine Person. Beamte der Bank stürzten sich erschreckt aus dem zweiten Stockwerke deS Gebäudes auf die Straße hinab und erlitten schwere Verletzungen. Die Räuber entkamen, ohne etwas geraubt zu haben. Dower, 13. März. Der Kaiser traf mit dem Dampfer „König Albert" heute Nachmittag mit mehrstündiger Verspätung infolge Nebel« hier ein und setzte nach kurzer Unterredung mit Sir William Crundall, dem deutschen Konsul in Dower, kurz nach 2 Uhr die Reise sort. Das Jubiläum der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft verlief glänzend. Bei der Jugendfeirr am Sonnabend nachmittag war die riesige Slbrrthalle in London gedrückt voll von Kindern aus allen Stadtteilen. Am Sonntag fanden Btbelpredigten in fämtlichrn Kirchen statt. Die Hauptfeier ward am eigentlichen JubiläumStage, am Montag, abends V,8 Uhr, ge halten. Im Lause de« Dienstag wurden noch zwei Versammlungen in Queen« Hall veranstaltet» wo die Vertreter der MtsstonSgrsellschasten und die Abordnungen von auswärt« zum Worte kamen. Hier warrn auch verschiedene Abgeordnete deutscher kirchlicher Kreise zugegen. Die Berliner Mission hatte ihren Inspektor v. MerenSky geschickt, die Norddeutsche ihren Vorsitzenden Herrn Johanne- Schröder. Der Sekretär der sächsischen Bibel gesellschaft überreichte in Temelnschast mit einem deutschen Geistlichen au» London ein Glückwunsch schreiben. In ähnlicher Weise beteiligten sich die andern deutschen Bibelgesellschaften. Der Krieg in Ostasien. Tokio, 12. März. Heute wurde «ine KabinrttSsttzung abgehalten, an der auch di« alten Staatsmänner trilnahmrn. In der Sttzung wurde beschlossen, 50 Millionen Ar» durch Auf schiebung öffentlicher Arbeiten und 70 Millionen Den durch Auferlegung einer Kriegssteuer aus- zubringrn. Die Kämpfe vor Port Arthur hören fast gar nicht mehr auf. In der Nacht vom 10. Mär hat nach einem Bericht de» Admiral» Makarow ein heftiger Kampf zwischen sechs russischen Torpedo-