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»v. «ach wird tn der Sammer demnächst eine ent sprechende Interpellation elngebracht werden. — Dir Zweite Sammer trat heute vorm. 10 Uhr zur 65. öffentliche« Sitzung zusammen und nahm einen andrrwrttrn Bericht über die Arralerwerbung zur Verlegung de- Seminar» von Dresden- Friedrichstadt nach Dresden - Strehlen in Schlußberatung. Au» dem DrputationSbrricht des Abg. Härtwtg-Oschatz ging hervor, daß die Stadt Dresden den Preis de» Bauplatzes von 300,000 Mk. auf 150,000 Mk. erniedrigt und dabei auch noch die Anltegerbeiträge übernommen hat. Die Deputation beantragte die Bewilligung der Summe von 150,000 Mk., waS nach nahezu zweistündiger Debatte geschah. An derselben be teiligte sich der Abg. Bogel-Dresden (natl.), welcher warm für dir Interessen von Drrsden-Friedrich- stadt rtntrat, und die konservativen Abgg. Wittig- Rabenau, Rentsch-Kamenz, Hiymann-Groß- olberSdorf, Hähnrl-Kuppritz, vr. Stöckel-DreSden, Horst-Glauchau und Andrä-BraunSdorf. Darauf trat da» HauS tn die allgemeine Vorberatung über da» Königl. Dekret Nr. 29, brtnffend die Neuordnung deS GemeindesteuerwesenS, rin. Zunächst ergriff Staatsminister v. Metzsch daS Wort zur eingehenden Begründung deS Gesetz entwurfes, wobei er sich eng an die bekannten Feststellungen der vorliegenden Denkschrift und der Begründung deS Gesetzentwurfs onschloß und grundsätzlich davon absoh, tn seinen Ausführungen allgemeine steuerpolitische Grundsätze zu entwickeln. Der StaatSmintster betonte besonders, daß der Staat die Oberhoheit über die Gemeinde für sich in Anspruch nehmen und darüber wachen müsse, daß die Autonomie der Gemeinde nicht zu Miß ständen führe. Man dürfe im Interesse des Ge meinwohls nicht vor der Beschränkung gewsser Freiheiten zurückschrecken. Wenn die Negierung auf die Anregung der Stände bet Prüfung und Anbahnung der Erledigung der Frage der Reform deS GemeindesteuerwesenS auf gewisse Beschränkungen der Autonomie in Steuersachen zugekvmmen, so sei sie dabet von der Erkenntnis geleitet worden, daß auf vielem Gebiete offensichtliche Miß stände tn dir Erscheinung getreten sind, die zu der Erkenntnis gedrängt haben, daß eine weitere abwartende Stellung die Schwierigkeiten nur ver größern würden. Die Ausführungen des Ministers wurden von der Kammer mit einem in der Regel nicht üblichen Gleichmut ausgenommen und nur hier und da erklangen, hauptsächlich von der linken Seite des Hauses, ablehnende Zwischenrufe. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat zur Stunde seine schon so lange angekündigte Mittelmrerreise angetreten, sofern nicht noch in letzter Stunde ganz unerwartete veränderte Dispositionen in dieser Beziehung getroffen worden sein sollten. Die Reise von Bremerhaven bi» Neapel legt der er lauchte Monarch bekanntlich an Bord des Llryd- dampfrrS „König Albert" zurück, in letztgenanntem Hasen begibt er sich auf seine ihn dort erwartende Aacht „Hohrnzollern" und beginnt mit ihr dann die eigentliche Mittelmeerfahrt. Dieselbe trägt einen durchaus privaten Charakter; eS könnte daher auch etwaigen Begegnungen des Kaisers mit fremden Staatsoberhäuptern keine politische Be deutung betgrlegt werden. Im Mat gedenkt der Kaiser wieder in Deutschland etnzutreffen — wünschen wir ihm eine glückliche Reise und frohe Heimkehr! Berlin, 9. März. Der Kaiser traf um 2 Uhr tn Charlottenburg rin und legte, al» am Todestage weiland Kaiser Wilhelms L, tn der Gruft des Mausoleums eine Kranzspende nieder. Nach kurzem Verweilen begab sich der Kaiser nach dem Atelier deS Prosissors Begas und kehrte von da nach dem Königlichen Schloß zurück. In erhebender und eindrucksvoller Weise hat am Mittwoch mittag in Hannover die Trauer feier für den verewigten Grneralfrld- marschall Trafen Waldersee tn Gegenwart einer zahlreichen und distinguierten Traurrgrsell- fchast stattgesunden, an deren Spitze sich der deutsche Kronprinz al» Vertreter seines erlauchten Vater» befand. An den in der Garnisonktrchr obgrhaltenrn Traurrokt schloß sich die feierliche Uebersührung de» Sarge» mit den sterblichen Ueberrrstrn vr» Frldmarschall» nach dem Bahnhofe an; an der Spitze de» Traurrgrfolgr» schritt der Kronprinz zwischen den beiden Neffen de» Ver ewigten. Truppen bildeten in den tiefen Trauer, schmuck auswrisrnden Straßen, welche der Kondukt berührte, Spalter, dahinter drängte sich ein viel tausendköpfige» Publikum mit ernster Anteilnahme. , Um 5'/. Uhr nachmittag» ging der Sonderzug j mit der Leiche des Generalfeldmarschall» und den Der sächsische Erzähler Gelte ». Angehörige« derselben von Hannover nach Lütjen burg in Holstein ab; am Donnerstag mittag 1 Uhr erfolgte dann die Beisetzung de» ver blichenen in Watrrneverstors bei Lütjenburg. Ein immerhin bedeutsame» Ereignis hat die abgelausene Woche aus dem Gebiete der inneren Politik gezeitigt, dir Zustimmung de» Bunde», rate» zu dem schon vor längerer Zett gefaßten RetchStagSbeschlusse wegen Aushebung de» ß 2 de» Jesuitengesrtze». In welchem Stimmen verhältnis der BundeSrat diese seine Entscheidung, durch welche da» Jesuttengrsetz völlig zertrümmert wird, getroffen hat, da» ist noch nicht genau be kannt, wahrscheinlich wird aber der gewichtige Be schluß nur mit wenigen Stimmen Mehrheit gefaßt worden sein. Nach 8 2 deS Jrsuitengesetze» konnten ausländische Jesuiten aus dem Bundes gebiet auSgewirsen werden, Jesuiten, die Inländer waren, konnte der Aufenthalt in bestimmten Orten oder Bezirken untersagt oder aber gestattet werden; diese Hemmnisse für den Jesuitenorden in Deutsch land sind nunmehr beseitigt worden. Die Folgen und Wirkungen dieses BundeSratSbeschlusseS lassen sich augenblicklich noch gar nicht absehen, nur da» eine kann man einstweilen lebhaft wünschen, daß er nicht zum Ausgangspunkte neuer innerer Wirren und Kämpfe im deutschen Vaterlande werden wöge. Die allgemeine Debatte des Reichs tage» zum Milttäretat ist am Mittwoch nach mehrtägiger Dauer mit der Genehmigung de» AuSgabentitelS I zum Abschluß gelangt. Die MittwochSdiSkufston brachte teilweise nur Wieder holungen aus den vorangegangenrn jüngsten Sitzungen. So verbreitete sich Abg. Bebel (soz.) in langer Rede nochmals über die bekannte Bautzener Affäre, über den Fall Arenbcrg usw., ein Teil feiner Ausführung bestand in einer Polemik gegen den Abg. Stöcker, al» Antwort auf dessen antisozialistische Rede in der Sitzung vom Dienstag. Abg. Stöcker und nach ihm Kriegsminister v. Einem traten Herrn Bebel lebhaft entgegen, wobei der Minister auf den Fall deS Prinzen Arenberg näher einging. Die weitere Debatte war belanglos. Nach Erledigung deS Titels I fanden noch eine Reihe weiterer Ausgabe posten definitive Genehmigung. DaS preußische Abgeordnetenhaus setzte auch am Mittwoch die Erörterung deS Etats der Eisenbahnverwaltung noch fort. — Reichskanzler Graf Bülow ist von der neuen Kgl. Akademie in Posen zum Ehrenmitglied de» Senat» gewählt worden. — Die über den preußischen Minister deS Innern v. Hammer st ein umlaufenden Rück- trittSgerüchtc sind unbegründet. Die „Nationalliberole Korrespondenz" meldet, eS dürfe als sicher angenommen werden, daß eS dem Reichskanzler gelungen ist, den Widerstand gegen die Gewährung von ReichStagSdtäten, der an maßgebender Stelle bestand, zu überwinden. Dem Reichstage werde in nächster Zeit eine ent sprechende Vorlage zugehen. Sämtlichen acht thüringischen Regier ungen ist am Mittwoch der Protest der Jenaer Studentenschaft gegen die gewährte Zulassung färben tragender katholischer Verbindungen an der rein evangelischen Univer- sttät Jena zugegangen. Au» Deutsch-Südwrstasrika ist nicht» wesentlich neues zu berichten; die Expedition», truppen sind damit beschäftigt, die rebellischen Hereros am Uebertrttt auf englisches Gebiet zu verhindern. Oesterreich. In Prag hat e» den Czechen beliebt, wieder einmal eine Deutschenhetze zu tnscenteren, deren Opfer diesmal die Couleurstudenten der deutschen Universität Ware«; auch am Mittwoch abend erneuerten sich die czrchtschen Ausschreitungen gegen die deutschen Studenten. Die Prager Behörden standen bet Unterdrückung dieser Unruhen offenbar nicht auf der Höhe der Situation. Im öster reichischen Abgeordnetenhaus führten die Prager Vorfälle zu stürmischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Czechen, worauf schließlich Ministerpräsident v. Körber am Mittwoch eine Rede über die Prager Straßenexzesse hielt, in der er bemüht war, die Haltung der Regierung bet den Prager Unruhen möglichst herauSzustreichen. Auch dir Erklärungen, welche Ministerpräsident v. Körber einer von ihm empfangenen Deputation deutsch-böhmischer Abgeordneter, die sich wegen der czechifchen Ausschreitungen gegen die deutschen Studenten in Prag beschwerte, gegenüber abgab, waren ziemlich matt gehalten. . .. Prag, 8. März. Die Urbrrsälle auf deutsche Studenten wiederholten sich in der vergangenen Nacht. Mehrere wurden blutig geschlagen, einer in den Hal» gestochen. Di, allgemein« Aufregung tn Prag wächst. IGG4 Prag, 9. März. Dir Angriffe gegen die deutsche« Studenten wiederholte« sich abend» auf de« Graben. Die Ruhestörer sind organisiert. Die Geschäfte wurden sofort bet Beginn der An sammlungen geschloffen. Kundgebungen fanden statt; sie dauerten bi» V,12 Uhr; erst dann gelang r» der Polizei, die Ordnung tn den Straßen wieder hrrzustellen. Prag, 10. März. Heute früh unternahm die Menge einen Sturm auf da» deutsche Theater; mit der Sicherheitswache fand ein Kamps statt. Bier Polizisten wurden verwundet. Die Unruhen dauern fort. Wien, 10. März. Wegen der infolge der Prager Vorgänge in der Studentenschaft herrschenden Erregung sah der Rektor sich veran laßt, die Universität zu schließen. Vor lesungen finden nicht statt. Frankreich. In Frankreich haben die parlamentarische« Gegner des radikalen Kabinett» CombeS einen neuen Ansturm gegen dasselbe gelegentlich der zur Zeit in der Deputiertenkammer zur Beratung stehenden Vorlage, welche da» Verbot de» Unter richte» für die Kongregationen ausspricht, unter nommen. Vorerst ist aber dieser Angriff von der Regierung abgeschlagen worden, denn die Kammer beschloß mit erhrblicher Mehrheit, tn die Spezial- Beratung der genannten Vorlage einzutretrn. — Die NevisionSverhandlung in der Dretfussache vor dem Pariser Kassation-Hofe hat bislang noch keine besonders interessanten Momente gezeitigt. Balkanhalbinsel. Die Säuberung des Belgrader Hofes von den Königsmördern geht weiter. Jüngst wurde der ebenfalls in den KönigSmord verwickelte Oberst Popowitsch aus dem Hofdienst entlassen, aber allerdings dafür zum Kommandanten der Bel grader Militärschule ernannt. Die Erhebung der Albanrsenstämme im Bezirk Djakova scheint im allgemeinen niedergeschlagen zu sein. Zu den mazedonischen Dingen liegt nichts besonder neues vor. Rußland. Eine Verzichtleistung de» Zaren Nikolaus ist zu registrieren. Er hat auf seine Erbrechte, zugleich für seine Nachkommen und daS gesamte russische Kaiserhaus im Großhrrzogtum Oldenburg verzichtet und sie an den Herzog Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein-Sonderburg- Slücksburg abgetreten. Der Zar will durch diesen Schritt die für den Fall de- Erlöschens de» ManneSstammeS de» Troßherzog» Peter von Oldenburg zu befürchtenden Schwierigkeiten be seitigen. In Oldenburg regiert bekanntlich zur Zeit Großhrrzog August, auS dessen Ehe mit Großherzogin Elisabeth der jetzt sieben Jahre alte Erbgroßhrrzog Nikolaus vorhanden ist. — Der Zar hat der Garnison und der Bevölkerung von Wladiwostok telegraphisch seinen Dank sür ihre Haltung bet der Beschießung Wladiwostoks durch die Japaner übermitteln lassen. Afrika. In Marokko herrschen neue Wirren. Zwischen Angehörigen deS MelayastammeS, welcher seinen Sitz tn der Gegend von Melilla hat, kam e» zu einem heftigen Kampf. Wie r» heißt, will der Sultan von Marokko diese Zwistigkeiten dazu be nutzen, daS Gebiet der Meloya seiner Herrschaft zu unterwerfen und zu diesem Zweck Truppen dorthin entsenden. Der Krieg in Ostasien. New-York, 7. März. Nach Meldungen au» Söul lassen sich die russischen Truppen tn Nordkorea viele Ausschreitungen zu schulden kommen. Am 4. März kam e» zwischen koreanischem und russischem Militär zu eine« Zu« sammenstoß in der Nähe der Stadt Kangge, wobei etwa 30 Russen getötet sein sollen. Die Russen wurden über den Aalu zurück getrieben. Auf dem ostasiatischen Kriegsschauplatz« beginnt e» endlich wieder lebendiger zu werden. Dem kürzlichen Bombardement Wladiwostok» durch «in japanisches Geschwader ist ein« Beschießung de» KrtegShasenS Taltrnwan oder Dalny, sowie «ine abermalige Beschießung Port Arthur» durch die Japaner nachgesolgt. Neber da» Ergebnis dieser beiden letzten Aktionen der Japaner liegen indessen noch keine Meldungen vor. Auch zu Lande scheinen nunmehr di« kriegerischen Operationen ernstlicher anhrben zu wollen. Wie „Datlv Tele graph" au» Tientsin meldet, hat «in« Abteilung Japaner den Vormarsch vom Uakufluffe au» aus genommen. Dir Japaner nahmen Fönghwang- tschvng «in und schlugen die Russen in der Nähe