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»» Der süchfische «rzShler. «ette » 1TGL Die Aufhebung des Paragraph 2 des Jesuitengesetzes. Der BundrSrat ha», nachdem er früher wieder- holt den entsprechenden Antrag de» Reichstage» abgrlrhnt hatte, nun doch drr Aufhebung des § 2 des sogenannten Jesuitengesetzes, drr den Mitgliedern des Jesuitenordens die dauernde Niederlassung im Deutschen Reich verbot, zugrsttmmt und die ver- bündetrn deutschen Regierungen haben eine unter Umständen recht folgenschwere Entscheidung ge troffen. Zwar halten wir den Pessimismus, der in vielen Zeitungen und vielen auigeregten Gemütern schon einen Jrsuitenkur» in drr Regierung Deutsch lands erblickt, sür eine totale Uebertreibung, denn eS ist nicht anzunrhmen, daß die Regierungen der einzelnen deutschen Bundesstaaten mit ihrer Zu stimmung zur Aushebung des JefuitengesetzeS nun auch ihre Billigung etwaiger jesuitischer Umtriebe ausgesprochen haben, zudem finden wir in den Verfassungen und Gesetzen aller deutschen Bundes staaten Bestimmungen gegenüber etwaigen lieber- griffen kirchlicher Orden. Bekanntlich haben sogar Staaten mit überwiegender katholischer Bevölkerung zuweilen ihre Jeiuitenparagraphen gehabt, und be sitzen sie zum teil noch. Es kann also nicht ohne weiteres zugegeben werden, daß die Aufhebung deS § 2 des sogenannten Jesuitengesetzes große Gefahren sür die kirchliche, politische und geistige Entwickelung in sich schließe. DaS deutsche Volk mag auch die Tatsache recht würdigen, daß die Aushebung des § 2 deS Jesuitengesetzes in durch aus verfassungsmäßiger und parlamentarischer Weise stattgrsunden hat, indem bekanntlich schon lange Zeit vorher drr deutsche Reichstag mit großer Mehrheit dem Anträge der Zentrumspartei auf Aushebung dieses GesetzrSparographen zugestimmt hat. Von einem großen Fehler könnte man bet dieser Aufhebung eines vorbeugenden Gesetzes doch wohl erst dann reden, wenn die Besürchtungen hin sichtlich der den kirchlichen Frieden gefährdenden Tätigkeit der Mitglieder deS Ordens Jesu wirklich eintreten würden. Aber in dieser Hinsicht haben sich wohl die Anschauungen sehr geändert, und im übrigen gilt in Deutschland die Glaubens- und Gewissensfreiheit und zwar nicht nur sür die Un gläubigen, sondern auch sür die Gläubigen. Um nach allen Selten hin gerecht zu sein, muß auch zugrstanden werden, daß sich die parlamentarische Lage im deutschen Reichstage schon seit fast zwei Jahrzehnten gewaltig geändert hat, und daß aus der starken oppositionellen Zevtrumspartei, wenn auch keine dominierende Regierungspartei, so doch «ine jetzt unentbehrliche u-id einflußreiche Mit regierungspartei geworden ist. Die Mehrzahl der Regierungsvorlagen konnten ja nur mit Zustimmung der Zentrumspartri zum Gesetz werden. Auch gilt eS die anmaßende Sozialdemokratie in Schach zu halten, dies ist bei der Stärke der sozialdemo kratischen Partei aber nur dann möglich, wenn die ZentrumSpartri mit den Konservativen und einem Teile der Liberalen Zusammenhalten. Der Schlüssel zur Aufhebung des Jesuitengesetzes ist also die regierungsfreundliche Haltung der Zentrumspartei, ohne deren Mitwirkung gegenüber der radikalen Opposition im deutschen Reichstage nichts auszu richten ist. Zudem sind die alten KampfeSstellungen im deutschen Reichstage zwischen den alten Parteien durch die längst erfolgte Revision der Kirchrngesetze und infolge des mächtigen AnschwellrnS der Sozial demokratie doch schon lange ein überwundener Standpunkt, deshalb sollte man auch das Bange machen vor den Jesuiten nicht gelten lassen, auch wenn das Jefuitengesetz gefallen ist. Sachsen. Dresden, 3. März. Nachdem dem Aposto lischen Vikar im Königreiche Sachsen Georg Wuschanski vom päpstlichen Stuhle das Titular- biStum SamoS übertragen worden ist, haben 8e. Majestät der König dem Genannten die Genehmigung zur Führung deS damit verbundenen Bischofstitel» in hiesigen Landen zu erteilen geruht. Lätare! In der ernsten Passionszeit ein Heller, sreudigrr Ruf und der ganzen Christenheit auf Erden gilt er: Lätare, freue dich! Ja wir dürfen froh sein, weil JrsuS Christus daS Kreuz auf sich genommen hat, und wir können nnd dem frommen Gellert jubeln: „Unendlich Glück, du littest uns zu gute; ich bin versöhnt und deinem teuren Blute; du hast mein Heil, da du sür mich gestorben, am Kreuz erworben." Mit einem Jubrlruf hebt darum auch die Lätare-Epistel an: „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unser» Herrn Jesum Christ." Und damit stimmt das Luthrrwort zusammen: „Christus ist mein Heiland; so ich'S glaube und erkenne, ist mir'S «ine ewige Freude, sofern als ich daraus bleibe; wenn ober Christus au» dem Herzen und Ge wissen hinweg ist, so ist die Freude auch dahin." Man hat die christliche Freude vergeblich durch die spöttische Phrase zu entwerten gesucht, die Frommen seien Mucker und Kopfhänger, und Heinrich Heine hätte nicht zu höhnen brauchen, der wahre Christ spaziere „mit ängstlich ver schlossenen Sinnen, wie ein abstrakte» Gespenst, in der blühenden Natur umher." Mit Zügel losigkeit und läppischen Albernheiten hat die christliche Freude allerdings nichts zu tun. Hier heißt r», wie in der Ueberschrift zum Leipziger Gewandhause, R«8 ssvsra vsruni Aauäium, d. i. frei zu deutsch: In ernster Sache liegt wahre Freude! Selbstverständlich will daS Christentum damit noch nicht jeden harmlosen Scherz oder frischen Frohsinn auSschließen. Der Heiland war fröhlich mit den Fröhlichen auf der Hochzeit zu Kano, und unser Luther, der gewiß ernste Aus gaben genug zu bewältigen hatte, liebte bekanntlich frohe Geselligkeit und muntere derbe Scherzredrn. Die christliche Freude ist eben von aller unge sunden Wellflucht himmelweit entfernt! Eine fröhliche Weltoffenhrit, die sich ober niemals sklavisch an die Welt verliert, ist ein Grundzug einer starken christlichen Persönlichkeit. So spricht die morgende SonntagSlosung auch jenem einseitigen Pessimismus das Urteil, der in jedem Atemzuge nur einen Kampf gegen den Tod und in jedem Schritte nur ein Verhüten de» Fallens sehen möchte. Der Christ soll sich wahrlich keine zweck losen Illusionen machen, aber seine alten Ideale kann und soll er betätigen, und dazu gehört das glaubenSsreudige Bekenntnis: Hoffnung läßt nicht zu schänden werden! Mözen wir auch oft ratlos vor den unzähligen Rätseln und Dunkelheiten deS menschlichen Lebens stehen, wir wollen's unS doch nicht einreden lassen, daß diese Welt dir schlechteste aller Welten sei, und wir wollen nicht daran ver zweifeln, daß wir schließlich doch in der Hand einer höheren, alles zum besten lenkenden Macht wohl geborgen sind. Stimmungen wie Verdrossenheit und Mutlosigkeit kommen ja über jeden Menschen einmal, und wir müssen unsere Lebenswünsche mit der Zett ost herzlich bescheiden gestalten, aber daS Auswärts und Vorwärts, daS tapfere Weiter kämpfen um die Silberblicke des Lebens — daS soll unS nicht ausgehen! Wo aber jemand einen besonderen Kummer zu tragen hätte, oder wo menschliches Leid in säst unaufhörlicher Schwere auf einem Menschenherzen lasten sollte, da will eS dieser Sonntag der Leidenszeit Jesu doppelt und dreifach hineinrufen: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln! Lätan! Freue dich! Bischofswerda. Auf meine Bitte um Beiträge zur Bekleidung armer Konfirmanden ist mir, außer den Gaben in Geld auch ein noch ganz guter, wenig gebrauchter, weil verwachsener Konfir mandenrock geschenkt worden. Ich danke herzlich für diese Gaben. Vielleicht findet sich Im Kleider schrank mancher anderen Familie auch noch solch' alter Konfirmandenanzug, der gleichfalls noch Ver wendung finden kann. Zur Vermittlung ist gern bereit Oberpfarrer Dr. Wetzel. L Bischofswerda, 11. März. (Für unsere Turner.) Der Kretsturntag des 14. TurnkreiseS wird am 29. Mai 1904, am Sonntag nach Pfingsten in Reichenbach t.V. abgehalten. Anträge, die auf die Tagesordnung kommen sollen, müssen spätestens bis zum 8. Mai bei dem 1. KceiS- vertreter Bier - Dresden, eingereicht werden. Die 37. Sitzung des Kreisturnrates findet am 27. und 28. Mai ebenfalls in Reichenbach t. B. statt und sind Anträge für diese Sitzung ebenfalls bis zum 8. Mat einzureichen. — Eine schärfere Beaufsichtigung deS Automobilverkrhr» wird künftighin eintreten. Wie der StaatSmtnister v. Metzsch in der Mittwoch-Sitzung drr Ersten Kammer mittelste, ist vom Ministerium deS Innern unterm 29. Febr. eine Verordnung an die Kreishauptmannschaften ergangen, wodurch diesen eine schärfere Beauf sichtigung de» Automobilverkrhr» anhetmgr- geben wird. X Großdrebnitz. Eine Anzahl Ortsbewohner hat sich zusammengetan, um die erforderliche Summe zum Erhalten des TelrphonanschlusseS aufzubrtngen. Ein bezüglicher Gesuch ist bereit» an dlr kaiser liche Oberpostdirektion abgegangrn und wird in kurzer Zeit mit dem Bau drr Leitung von Bischofs werda aus bcgonnen werden. Somit geht ein längst gehegter Wunsch nunmehr in Erfüllung. lH Obrrneukirch, 11. März. Nachdem am Sonntag der TurnauSschuß und Gauturnrat in Hohnstein die neue BezlrkSrintellung vorgenommen und dem 3. Bezirk die Vereine Bischofswerda, „Jahn" - Bischofswerda, Drmitz - Thumitz, Putzkau, Obrrneukirch, Schmölln und WrhrSdorf mit 84 Vorturnern zugetrtlt; da derselbe bi» jetzt noch ohne BrzirkSturnwart ist, hält nächsten Sonntag, den 13. März, nachmittag» V,3 Uhr, der Tauturnwart Fischer - Bischofswerda eine Be- zirksvorturnrrstunde in unserer Turnhalle ab. Geturnt werden 1. Freiübungen (Tauturnwart). 2. Riegrnturnrn, wozu dir hiesigen Vorturner vorzuturnrn haben. 3. Kürturnen. Hieraus Ver sammlung im Gasthof zur Krone, Besprechung über da» stattgefundene Turnen, Wahl der Be- zirkSturnwartr, Bestimmung der Orte und Tage für die diesjährigen Vorturnervrrsammlungrn. Allgemeines. Da die» die erste Bezirksvorturner- stunde nach der Neueinteilung ist, hofft man aus eine zahlreiche Beteiligung. Gut Heil! (Nachdr. verb.) Bautzen. Am Montag hat sich der S9 Jahre alte Hospttalit und frühere Dienstmann Mitschke entleibt. Grund: andauernde Krankheit. ES ist dies in unserer Stadt drr dritte Selbst mord innerhalb drei Tagen. I- Schandau, 8. März. In diesem Jahre stad bis mit 8. März insgesamt 479 beladene Schiffe und 10 Flöße von Böhmen nach Deutsch land eingesahren, weit mehr Elbfahrzeuge sind jedoch von Schandau aus nach Böhmen hinein befördert worden. Mit nächstem Sonntag soll die Personen-Dampffchiffahrt von Dresden nach Böhmen hinein und umgekehrt sür dieses Jahr ausgenommen werden. Dresden, 10. März. Da» „Dresdner Journal" schreibt: „Einige Tagesblätter beschäftigen sich mit drr Frage, welche Stellung die Köntgl. Sächsische Regierung bei der Abstimmung wegen Aufrechterhaltung oder Aufhebung von ß 2 deS Jesuitengesetzes eingenommen habe. Es wird genügen, daran zu erinnern, daß der Bevollmächtigte der König!. Sächsischen Regierung schon frührr angewiesen worden war, gegen die Aufhebung des angezogenen GefetzeSparagraphen im Bundesrat zu stimmen. ES hat kein Anlaß vorgelegen, diese Instruktion abzuändern. Der Bevollmächtigte der König!. Sächsischen Regierung hat daher im Bundesrate gegen die Aufhebung von 8 2 des Jesuitengesetzes gestimmt." Dresden. Der vor kurzem angeregte Ge» danke, unserem großen Dichter Schiller, der am 9. Mat 1805, also vor fast 100 Jahren, die Augen schloß, aus Anlaß dieser Hundertjahrfeier ein Denkmal zu errichten, ist auf fruchtbaren Boden gefallen und verspricht, in absehbarer Zeit verwirklicht zu werden. Im nahen Blasewttz, wo Schiller so gern verkehrte, und in Gesellschaft der „Gustel von Blasewitz", drr hübschen WirtS- tochter Justine Segedine, seiner Laune freien Laus ließ, ist ein Komitee in der Bildung begriffen, daS die ersten Schritte zur Ausführung deS patriotischen Werkes in die Wege zu leiten hat. Oschatz, 9. März. DaS Stadtverord neten - Kollegium beschloß mit allen gegen eine Stimme, der Petition einer Anzahl sächsischer Städte an den Landtag, den Gesetzentwurf betreffend dir Neuregelung des Gemeindesteuerwesens glatt abzulehnen, beizutreten. Auch der Rat hatte mit allen gegen eine Stimme die gleiche Entschließung gefaßt. Leipzig, 9. März. In den letzten Tagen sind fast sämtliche Vorlesungen an unserer Universität geschlossen worden, die akademischen Osterferien haben begonnen; der Anfang deS SommersrmesterS ist auf den 16. April festgesetzt worden. Crimmitschau. Wieder einer! Ein Führer drr hiesigen Sozialdemokraten, Hugo Goethe, der-sich bet der letzten Reichstagswahl besonders rührig zeigte, ist freiwillig auS der sozialdemo kratischen Partei auSgeschiedrn. Plauen i. V., 9. März. Eine Erder schütterung, so heftig, daß dir Fenster geklirrt haben, ist Sonntag abend kurz nach 10 Uhr hier wahrgenommrn worden. DaS Geräusch war derart, wie eS bet raschem Fahren eines schwer beladenen Wagens über Pflaster hinweg erzeugt wird. Au«. Drr erste Geistliche unterer Kirchen gemeinde, Herr Pfarrer Temper, bisher in Klrtn- rührsdorf bet Pulsnitz, h'elt am Dienstag nach mittag mit Familie unter dem Geläute der Glocken seinen Einzug in da» neue Heim, begrüßt durch den Kirchrnvorstand und den Stadtrat. Drr Po- saunenchor brachte am Abend eine EmpfangSmustk. Vom Landtage. Dresden, 10. März. Sowohl die konser vative al» auch die nationalltberale Fraktion drr Zwriten Ständekammer hteltrn heute vor Beginn drr Kammrrsitzung FraktionSfttzungen ab. Gegenstand drr Beratung war die vom Bundesräte beschlossene Aufhebung de» 8 2 de» Jesuitengesetzes. Aller Wahrfcheialichkeit