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Dienstag, den 19. Januar. 1901 Der säcUche LnUcr, Bezirksanzeiger fiir Bischofswerda, Stolpe« «nd Umgegend. Amtsblatt dcr Kgl. Amtshauplmmschast, der Kgl. SchnlWeklim u. des Kgl. Hauptzollamtes zu BMm, sowie des Kgl. Amtsgttichts und des Stadttates zu Bischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, Dienstags, Donnerstags und Ermnaseuds, und kostest einschließlich der Sonnabrndi^.rrschrinenden ^heve- tEfche» «e«age- vierteljährlich Mark t bv Pf. Nummer der ZettungspreiSliste «S«7. Ferufprechftelte Nr NN Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bet unseren Zeitungsboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. Acht»«» fSnfzigftrr Jahrgang. Inserate welche in diesem Blatte die wetteste Verbreitung Men, werden di« Montag, Mittwoch und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet die virrgespalten, TorpuSzell« l« Psg., unter ^Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnseratenbetrag so Pf. - Einzelne Nummer 10 Pf. Nach einem Berichte des Landeskulturrats an das Königliche Ministerium des Innern ist der in neuerer Zeit erheblich gewachsene Vertrieb für das Vieh zur Verwendung kommender sogenannter M'i»»»»-, Almat» u»rl Altlvkpalvei- als ein die landwirtschaftlichen Interessen in hohem Grade schädigender Uebclstand zu bezeichnen. Denn wenn schon nach den vielfach gemachten Erfahrungen und vorliegenden Gutachten der landwirtschaft lichen Versuchsstationen der Wert und die Wirkung von dergleichen Präparaten zumeist in offenbarem Mißverhältnis zu den geforderten hohen Preisen stehen, so haben sich doch trotz fortgesetzter Belehrung hierüber noch immer zahlreiche Landwirte durch die aufdringlichen und reklamehasten Anpreisungen irreführen und zu Versuchen verleiten lassen. Die hieraus denselben drohende Schädigung erscheint weiter um so bedenklicher, als die fraglichen Pulver vielfach auch als Heilmittel gegen Tierkrankheiten vertrieben werden und eintretendenfalls durch deren Anwendung die sachgemäße oder rechtzeitige Heilung der Tiere verhindert werden kann. Abgesehen aber von diesen Benachteiligungen der Landwirte und Viehbesitzer verstößt der Vertrieb der fraglichen Pulver unter Umständen auch in verschiedener Hinsicht gegen bestehende gesetzliche Vorschriften. Zunächst sind nach 8 56, Z. 9 und 10 der Reichsgewerbeordnung Arzneien und Geheimmittel, sowie Futtermittel vom Ankauf oder Feilbieten im Umherziehen ausgeschlossen : insofern weiter die betreffenden Präparate trockene Gemenge von Salzen oder von zerkleinerten Substanzen oder von beiden unter einander enthalten — Z. 4 des Verzeichnisses der Kaiserlichen Verord nung vom 22. Oktober 1901, Reichsgesetzblatt Seite 380 —, dürfen sie gemäß 8 1 Absatz 1 dieser Verordnung als Heilmittel (Mittel zur Beseitigung oder Linderung von Krankheiten bei Menschen oder Tieren) außerhalb der Apotheken nicht seilgehalten oder verkauft werden; endlich kann die Anpreisung der Freß-, Mast- und Milchpulver jeweils der Verbotsbestimmung unter Z. 3 der Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 14. Juli 1903 (.Sächsischer Erzähler- Nr. 85) fallen. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß Zuwiderhandlungen gegen die obenerwähnten gesetzlichen Bestimmungen nnnachsichtlich werden bestraft werden. Der Herr Bürgermeister von Schirgiswalde, die Herren Gemeindcvorstände und Gutsvorstehcr wollen der Angelegenheit auch ihrerseits ihre Aufmerksamkeit zuwenden und bei Zuwiderhandlungen strafweise einschreiten oder Anzeige an die unterzeichnete Behörde erstatten. Bei auftretenden Zweifeln hinsichtlich der Beurteilung einzelner Präparate kann die landwirtschaftliche Versuchsstation zu Pommritz um Abgabe eines Gutachtens angegangen werden. Bautzen, am 12. Januar 1904. KöniglicheAmtshauptmannschaft. von Kirchbach Hse Montag, am 25. dieses Monats, von vormittags 140 Uhr ab, Sitzung -es Bezirksausschusses Bautzen, am 14. Januar 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. von Kirchbach. Neber den Nachlaß des Fahrradhändlers und Zimmermanns Clemens Fiedler in Burkau wird heute am 18. Januar 1904, vormittags z/i9 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der OrtSrichter König in Burkau wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 12. Februar IVO4 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 19. Februar 1904, vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum IO. Februar 1004 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Bischofswerda. Am 10. Januar 1904, abends zwischen 5 und 6 Uhr, haben 3 junge Burschen beim Schlittschuhlaufen auf dem sogenannten Froschteich hier eine Schlittschuhläuferin umgerissen und es hat einer von ihnen ihr noch einen Stoß mit dem Fuße derart gegeben, daß sie eine erhebliche Verletzung erhalten hat. Dcr unterzeichnete Stadtrat sichert eine Belohnung non 39 Mark demjenigen zu, der solche Angaben zu machen im Stande ist, daß auf Grund derselben die Ermittelung des beziehentlich der Täter gelingt. Für den Fall, daß mehrere Anspruch auf die Belohnung erheben können, behält sich der Stadtrat die Bemessung der Anteile vor. Bischofswerda, am 17. Januar 1904. Der Stadtrat da selb st. »i-. Lange. Lhm. Der Aufstand der Hereros in Deutsch - Südwestafrika. Die schon längst unter den Herero- in Deutsch- Südwestasrika vorhandene revolutionäre Stimmung Hot leider zu einem Ausstande grsührt. Nach den am 13. und 14 Januar in Berlin »ingrtroffenrn Depeschen hat sich der kriegerische Stamm der Hereros in seiner vollen Stärke in Deutsch-Süd- wrstasrika erhoben, um dir deutsche Verwaltung dort zu vernichten. Die Herero- rückten so schnell und in solcher Stärke ouS dem Hinterlande der Kolonie hervor» daß sie die größte Niederlassung im Innern der Kolonie» Okahandja, rtnschließrn konnten, ohne daß es der deutschen Schutztruppe möglich gewesen wäre, diesen feindlicher, Vorstoß -u verhindern. Ferner zerstörten die Herero» die zwischen Okahaadja und Osona gelegene Eisen bahnbrück« und machten di« Trlegraphenleitung mir Wmdyvtk unbrauchbar, batz allo bi» aus weitere» dir mühsam erbaute Eisenbahn- und Trlegraphenverbindung von Windhoek nach den größeren Niederlassungen im Innern von Deutsch. , Südwestasrika gestört ist. Die» geht auch darau» hervor, daß die Schutztruppenabtrilung, die unter die Führung von zwei Olfizieren von Swakopmund noch Okahandja eilen und diese von den Herero» belagerte Niederlassung befreien wollte, schon in Waldau von aufständischen Herero» angegriffen und dadurch an der Wetterfahrt verhindert wurde. Hoffentlich gelingt r» der Tapferkeit der Schutz truppen und der Umsicht ihrer Führer größere» Unheil in Deutsch-Südwestafrika fernzuhaltrn und vor allen Dingen die große Niederlassung Okahandja vor dem Untergänge zu bewahren. Sicher «st auch, daß e» bei den Herero» nicht nur Freiheits drang, sondern vor ollen Dingen auch Raub- und Mordlust ist, welche^ sie zuHdrm Aufstande ver- , anlaßt haben, denn allen wilden Völkerstämmen ist Krieg und Eroberung immer gleichbedeutend mit Morden und Plündern. Auch scheint die deutsche Verwaltung in Deutsch-Südwestasrika gar kein so starke» und strenge» Regiment auSgrübt zu haben, sonst würden die Eingeborenen nicht in Hellen Haufen plötzlich haben einen fo großen Ausstand in Szene setzen können. Wenn dir Brrwaltung in den deutschen Kolonien nun auch deshalb kein Vorwurf trifft, indem sie vielleicht durch Milde und Wohlwollen hat wirken und die Eingeborenen hat besänftigen wollen, fo zeigt doch dieser Aufstand wiederum ganz deutlich, daß in den wilden oder nur halbcivilisterteu eingeborenen «ölkrrstämmrn aller Koloniolländer stet» noch Jahrzehnt« hindurch drr bös« «eist de» Aufruhr», der Raub- und Mordlust steckt, und auch daun noch fortglimmt, wenn sie besiegt «scheinen. Daraus ergibt sich »eiterdaß den eingeborenen