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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189512141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951214
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-12
- Tag 1895-12-14
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Monat
1895-12
-
Jahr
1895
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sührung wird etwa zwei Stunden dauern. Pen Mittwoch Nachmittag 5 Uhr an werden Eintrittskarten siir resereirle Plätze zu der ersten Aufführung überhaupt nicht mehr zu haben sein. — Dresden, 12. Dezbr. Der Verkehr in unserer Haupt- und Residenzstadt hat sich namentlich in letzter Zeit ganz bedeutend gesteigert, und eine sehr hervorragende Relle spielt hierbei der Fährverkehr. Verkehrsstörungen, Zusammen stöße von Fuhrwerken, Beschädigungen von Fahrzeugen und sogar Gefährdungen des menschlichen Lebens sind keine Selten heiten infolge des sich immer mehr steigernden Verkehrs. Auch au« dem BerwaliungSbcricht der FuhrwerkSbernsSgc- nossenschast geht hervor, daß die Entschädigungssumme für Unfallverletzte eine seit Jahren steigende Bewegung zeigt. Die Ursache der zahlreichen Unfälle auf der Straße liegt wohl zum größten Theil mit daran, daß heutzutage jeder die Zügel in die Hand nehmen darf, der ost vom Fahren nicht die geringste Kcnnlniß hat. Namentlich Sonntag« besteigt mancher den Kittscherbock eine« eleganten AmcricainS, um zu seinem Vergnügen darauf lo« zu kutschiren und durch seine Unkennlniß im Fahren ost da« größte Unglück anzurichtcn. Eine Anzahl angesehener hiesiger Einwohner beabsicht, sich nun in einer Petition an die König!. Polizeidircklio» und an den Rath zu Dresden zu wenden und uni die Einführung eine« FahrbesähungSzeugnissc« zu bitten. - Dresden. Der „Löbt. An;/' schreibt: Vom Ge meindeaml ging dem Klempnergehilscn Bruno Paul Spalte holz eine Geldstrafe von lO Mk. zu, da ihm zur Last gelegt wurde, sich an einem Kandelaber an der Dresdner Straße angclehnt und geschlafen zu haben. ES sonnte dem Beklagten seine Angabe, von einem Verbot, sich nicht an einen Kande laber in Löbtau lehnen zu dürfen, keine Kenntniß besessen zu haben, nicht widerlegt werden und erfolgte seine Freisprechung. — Bautzen. Die Kunde von einem sensationellen Ereignisse durchläuft gegenwärtig unsere Stadt. Einem erst seit acht Tagen verhciratheten Bürger wurde in vergangener Woche die unangenehme Ueberraschung zu Theil, daß gegen seine junge Ehefrau von Dresden aus Haftbefehl erlassen worden war. Die Frau soll in Verdacht stehen, ihrem frühe ren Dienstherr» in Dresden eine nach Tausenden zählende Summe Geldes veruntreut zu haben. — Plauen, IO. Dezbr. Sieben männliche Einwohner von Wildcnau bei Rodewisch, von denen sechs Methodisten, sind der Ansicht, daß cs sich mit der christlichen Lehre nicht verträgt, wenn sic Sonntag« einer Uebung der Pflicht feuerwehr beiwohnen. Sic habe» wegen Vcrsäumniß dieser Uebungen Strafbefehle erhalten und sind aus den von ihnen hiergegen erhobenen Widerspruch auch vom Schöffengericht Auerbach zu einer Geldstrafe verurtheilt worden. Sic riefen nun die Entscheidung de« Landgerichts Plauen an; dasselbe bestätigte aber nur da« Urtheil der Borinstanz, da da« Gesetz über die SonntagSheilignng da« Abhalten von Feuerwehr übungen an Sonntagen zuläßt, wenn dieselben mindestens eine halbe Stunde vor Beginn de« Gottesdienstes beendet werden. — Reichenbach, 7. Dezbr. Vor 25 Jahren, al« man den 7. Dezember schrieb, hatten vom Ausbruch de« Krieges an bi« dahin inSgcsammt 330 Militärzüge mit an die Grenze bezw. nach Frankreich zu befördernden Truppen den hiesigen Bahnhos passirt und waren hiersclbst bewirthet worden. Die Kranken- und Vcrwundelen-Züge, auch die Gefangenen-Züge waren dabei nicht mitgezählt. Der Winter fing bereits an, hart cinzusctzen, und an den gegenwärtigen Tagen herrschten durchschnittlich bereits 8—10" 1i. Kälte. Man erinnert sich, daß der 70/71 er Winter einer der kältesten war, die wir in dem verflossenen Vierteljahrhundert überhaupt gehabt haben. Welche Beschwernisse, Mühseligkeiten und Leiden er für die ini Felde stehenden Truppen nut sich brachte, haben die an sich erfahren, die damals mit in Feindesland gestanden haben. Im Vaterlandc daheim mußte die fürsorgende Nächstenliebe nur noch höher angespannt werden, um weitere Opfer zu bringen. Aber die um die gegenwärtige Zeit wieder täglich eintrcffenden Meldungen von blutigen Kämpfen in Feindes land, der Anblick der täglich durchziehenden Kranken- und Verwundetentransporte ließen, wo man keine Angehörigen im Felde wußte, das Glück ungetrübten Familienlebens doppelt empfinden und waren die Triebfeder zu manchem stillen Wohl- thätigkeitSakte. — Interessante Bilder kehrten öfter mit den Gcsangenenzügen wieder. So trafen Anfang Dezember mit einem solchen eines Tages zwei Wagen voll französischer Bauern eines Dorfe« bei AmicnS mit ihrem Bürgermeister (Maire) und ihrem Schullehrer hier ein. Dieselben hatten sich bei einem Angriffe auf deutsche Truppen mit betheiligt. Am 0. Dezember früh ging ein Gefangenen Transport mit 1300 Personen unter starker bayrischer Bedeckung durch, wo runter sich Frauen in Uniform befanden und junge Leute von kaum 14—18 Jahren. Auch einzelne Garibaldianer passirtcn mit, und so blieben die wechselnden Kriegsbilder auf unserem Bahnhof bestehen, indeß harte Kälte im Lande lag und die Menschheit sich zum Feste der Liebe, zum frohen WeihnachtS- sestc rüstete. Aber an wie vielen Stätten sah e« zu jener Weihnacht de« sieg- und opferreichen Jahre» 1870 ernst, ver waist und traurig au«! — Reichenbach, 11. Dezbr. Ein Raubanfali ist am Sonnabend Abend bei Unterhainsdorf auSgefllhrt worden. Der Fabrikarbeiter Paul au« Schönbrunn, welcher in der Paul scheu Färberei zu UnterhainSdorf beschäftigt ist, war im Begriff, nach Schluß der Arbeit und nachdem er zu vor noch seinen Wochenlohn in Empfang genommen hatte, den gewohnten Heimweg anzutreten, al« ihm bei Männel» Holz ganz unerwartet u. in drohender Haltung eine Mannes person entgegcntrat, neben der alsbald noch eine zweite erschien, während er selbst zugleich einen heftigen Schlag auf den Kops erhielt, von solcher Wirkung, daß P. kraftlos zusammcnsank. Die beiden Kumpane beraubten sodann den am Boden Liegen den eine« Theil» seiner Kleider, sowie de« kurz zuvor em pfangenen Wochenlohne«. Der Zustand de» zu Boden ge schlagenen UcbcrfaUenen, da« stürmische Wetter und die herr schende tiefe Finsterniß erleichterten den Wegelagerern ihre verbrecherische Thal. Die beiden Räuber suchten darauf da« Weite. Nicht weit vom Thatorte entfernt wurden andern Tag» im Walde die dem P. weggenommenen Kleidungsstücke wiedergesunden. Bon den Raubgcsellen fehlt z. Z. noch jede Spur. — Königsbrück, 10. Dezember. In der LauSnitzer Haid«, deren prächtige Kiescrwaldungen einen Stolz der säch sischen Forstwirlhschast bilden, hat sich eine alte Sitte vom Großvater aus den Enkel vererbt. Stundenweit von der nächsten incuichlichen Wohnung entfernt liegt in jenem Walde an einem einsamen Kreuzwege ein verfallene« Grab. Im VolkSmunde heißt die Stätte „Der todte Schlosser". Bor etwa hundert Jahren, die Zeit läßt sich auch au« den Akten nicht mehr festslcUen, Hai man dort den Leichnam eine« ver unglückten oder erschlagenen Manne« gefunden, der ein Schlosser gewesen sein soll. Man verscharrte den Körper unter einer Kiefer, die von den Holzfällern seitdem verschont wurde und jetzt zu einem etwa 200 Jahre alten Waldriesen emporge wachsen ist, dessen gewaltige Zweige da« Grab überschatten. Im Laufe der Zeit hat sich um da« letztere ein Sagenkreis gebildet, der außerhalb der Bevölkerung der nächstliegenden Dörfer bisher nicht bekannt wurde: wer einen grünen Zweig auf da« Grab wirst, soll von Krankheit und Ungemach ver schont bleiben. Da in der dortigen Waldgegend sehr viel Heidelbeeren und Preißelbeeren wachsen, so wird die Stätte im Sommer von den Frauen und Kindern der umliegenden Dörfer viel ausgesucht, aber kein alte» Mütterchen und kein Kind geht an dem Grabe vorüber, ohne einen grünen Zweig auf diesem niederzulegen. Da« Grab soll jetzt beseitigt werden, da man den Wald an jener Stätte fällen will, aber die Er innerung an jene Sitte wird in der dortigen Bevölkerung sich jedenfalls noch lange erhalten. — Treuen, 10. Dezember. Die Jagdgcnossenschaft Schreier« grün erläßt folgende« Inserat: „Der Waldwärier de« Rittergutsbesitzer« Herrn Adler auf Unterlautcrbach hat c« fertig gebracht, einen von ihm angcschossenen Jagdhund noch lebend unter einem Steinhaufen zu begraben. Wir geben diese Tierquälerei der Ocffentlichkeit preis, um den Charakter und die christliche Empfindsamkeit diese« Menschen zu kennzeichnen. Die gerichtliche Beslrafnng wegen Thier quälerei überlassen wir dem Thierschutzverein; bei Nichtein- grcifen werden wir dafür sorgen." — Falkenstcin, 11. Dezb» Auf hiesigem Bahnhofe entgleiste gestern Vormittag beim Passircn einer Weiche eine Lokomotive und mußte infolgedessen der Vormittag» 10 Uhr 53 Min. von Falkenstcin nach Muldenberg verkehrende Personenzug ausfallen. Nach Aufgleisung der Maschine gegen I Uhr Mittags konnte der Verkehr wieder ausgenommen werden. Bei dem Unfall sind glücklicherweise Verletzungen von Menschen nicht vorgekommen. — Kesselsdors. Nächsten Sonntag, den 15. Dezbr. ist der 150jährige Gedenktag der für die vereinigte sächsische und österreichische Armee so unglücklichen Schlacht bei KesselSdors. ES kämpften an jenem 15. Dezbr. 1745 32,748 Preußen und zwar: 35 Bataillone Infanterie, 25,888 Mann stark, 05 Eskadron« Kavallerie, 6860 Mann, wo bei 2000 Mann Husaren mit 70 leichten und 33 schweren Geschützen unter dem Fürsten Leopold von Anhalt Dessau, gegen 34,558 Sachsen und Oesterreicher und zwar: 39 Ba taillone Infanterie, 25,301 Mann stark, 58 Eskadron» Ka vallerie, 6257 Mann, 4 Ulancn-Pnlk« — 2000 Mann und 1000 Kroaten mit 87 Geschützen; die Sachsen unter dem Befehl des General Grafen von RudowSky, die Oester reicher unter dein Befehl de« General« Grüne. Der Gesammt- verlust der Sachsen betrug an Todte» und Verwundeten: 1 General, 2 Obersten, '1 Major, 54 Offiziere, 3752 Unter offiziere und 'Mannschaften, sowie 727 Pferde, außerdem 48 Geschütze, 6 Fahnen und 1 Standarte. In preußische Ge fangenschaft gcriethen 3000 Mann inci. 141 Offizieren. Der preußische Verlust betrug gegen 1500 Todte und 3000 Ver wundete. Prinz Karl stand mit 46,000 Ocsterreichcrn unthätig in der Umgebung von Dresden. — Dem „Vogtl. Anzeiger" wird von einem Leser folgen de« geschrieben: Wenn ich durch ein vogtländischc« Dorf gehe, so dauert cs mich oft, wenn ich sehe, wie unsere Landleutc ihre herrlichen warmen Stallmaucrn unbenutzt lassen. ES gehört zu den seltensten Ausnahmen, daß ein Bauer an seiner südlichen Stall- oder Remisenwand Spalierobst oder Wein oder auch nur Stangenbohnen zieht. Und doch könnte oer bedrängte Landwirth seine Lage verbessern, wenn er etwa« mehr Gartenbau treiben ivollle. Mögen unsere Gartenfreunde cs nicht unterlassen, den Landmann anznrcgen und ihm den nöthigcn Sinn beizubringen; den Erfolg, den bereits der erste Anfang haben wird, wird e« dann schon zeigen, wie wohlgemeint u. wie richtig der erthcilte Rath war. — Die durch Schneeverwehungen cingetreten ge wesene Sperrung der Eisenbahnlinien Freiberg-Halsbrücke und Brand-Großhartmannsdorf ist seit vorgestern wieder beseitigt. — Auf künftig erscheinenden Landkarten wird der Grenz ort Stahlberg bei Bärenstein nicht mehr zu finden sein. Jahrelang waren schon Bestrebungen vorhanden, die zwei Gemeinden zu einer zu vereinigen. Diese Bestrebungen haben im Lause diese« Sommer« zu dem erwünschten Erfolge geführt und nachdem das königliche Ministerium des Innern seine Genehmigung ertheilt hat, werden von Neujahr 1896 ab die beiden Gemeinden Bärenstein und Stahlberg zu einer poli tischen Gemeinde unter dem Namen Bärenstein verschmolzen. Auö vergangener Zeit — für unsere Zett. Vor 2K Jahren. (Nachdruck verboten). Vor Paris, 14. Dezember 1870. Immer noch herrscht voll» ständige Ruhe bei den Vorposten von Paris. Aus der Stadt selbst dringt nicht mehr die geringste Kunde, da die französischen Außen posten die Ausgänge auf das Strengste bewachen und dadurch auch den Ueberläufern jede Entweichung unmöglich machen. Der Feuerschein, welcher sich sonst mit blendender Klarheit Abends mit dem Anzünden der Gasflammen über das Häuscrmeer der Stadt lagerte, hat aufgehört, und mit dem Einbrüche des Abends liegt tiefe Dunkelheit über der Stadt. Vor Paris, 14. Dezember 1870. Der Bundesfeldherr hat unterm tt. aus dem Hauptquartier Versailles folgenden Armeebefehl erlassen: „Soldaten der verbündeten deutschen Armee! Wir stehen abermals an einem Abschnitt des Krieges. Als ich zuletzt zu Euch sprach, war mit der Kapitulation von Metz die letzte der feindlichen Armeen vernichtet worden, welche uns beim Beginn des Feldzugs gegenüberstanden. Seit» dem hat der Feind durch die außerordentlichsten Anstrengungen unS neugebildete Truppen entgegengestellt. Ein großer Theil der Bewohner Frankreichs hat seine friedlichen, von uns nicht gehinderten Gewerbe verlassen, um die Waffen in die Hand zu nehmen. Der Feind war uns an Zahl oft überlegen, aber dennoch habt Ihr ihn wiederum geschlagen, denn Tapferkeit und Manneszucht und das Vertrauen auf eine gerechte Sache sind mehr Werth, wie die Ueberzahl. Alle Versuche deS Feinde-, die LernirungSlinie zu durchbrechen, sind mit Entschiedenheit zurückge- wiesen worden, oft zwar mit blutigen Opfern — wie bei Ehampigny und le Bouraet — aber auch mit einem Heldenmuth, wie Ihr ihn überall beweiset. Die Armeen des Feindes, »um Entsatz von Pari- von allen Seiten heranrückten, sind sämmtlich geschlagen. Unsere Truppen, die »um Theil noch vor wenig Wochen vor Metz und Straß burg standen sind heute schon über Rouen, Orleans und DijonS hinaus, und neben vielen kleinen siegreichen Gefechten sind zwei neue große Ehrentage — Amiens und die mehrtägige Schlacht von Orleans — den früheren hinzugetreten. Mehrere Festungen sind erobert und viele- Kriegsmaterial genommen worden; somit habe Ich nur Anlaß zur größ ten Zufriedenheit und eS ist Mir eine Freude und ein Bedürfniß, Euch dies au-zusprechen. Ich danke Euch allen vom General bi- -um ge meinen Soldaten! rc. Wilhelm." Von den Küsten, IS. Dezember 1870. Am 14. sind in Bremen die längst erwarteten französischen Geißeln für die in Frankreich ge» fangen gehaltenen Kapitäne und Mannschaften deutscher Handelsschiffe angekommen. ES sind im ganzen 40, je 10 aus Grav und Vesoul und 20 auS Dijon, durchgängig den höheren Ständen angehörig. Stuttgart, 15. Dezember 1870. Aus einem Feldpostbriefe eines württembergischen Offiziers vom 10. Dezember entnimmt der „Staatsan-." folgende Mittheilung: „Gestern sandte General Trochu den gefangenen Leutnant Z. von uns mit einem preußischen .und zwei sächs. Offizieren wieder heraus. Er behauptete, er könnte sie gegen die Wulh des Pöbels nur dadurch schützen, daß er sie in ein festes Gefäng- niß stecke, und da er dies gegenüber von Offizieren für unrecht halte, so gebe er ihnen die Freiheit. Wir gaben ihm hiergegen vier gefangene französ. Offiziere. Z. sagt, er habe in Pari- noch ganz gut gelebt; Spargel und Beefsteaks habe er in Fülle zu essen bekommen. Ob es in Wirklichkeit so glänzend auSsieht, lasse ich dahingestellt sein." 120. Depesche vom Kriegsschauplatz. Louppy, den 14. Dezember. Die Festung Montmedy hat kapi- tulirt. v. Kameke. 121. Depesche. Versailles, den 1b. Dezember. Diesseitige Abteilungen besetz ten am II. nach kurzem Gefechte Beaumont, westlich Evreux. — Der vor La Fvre erschienene Feind hat den Rückzug angetreten. — In der Verfolgung des Feindes bis OucqueS und Mavcs hat die Armee- Abtheilung des GroßherzogS von Mecklenburg ain 18. 2000 feindliche Marodeurs gesammelt, v. Podbielski. Longuion, den 15. Dezember. Gestern Mittag l Uhr Einzug der preußischen Truppen in Montm<-dy. 85 Geschütze genommen, 8000 Gefangene gemacht, 287 deutsche Gefangene befreit, darunter 4 Offiziere. Diesseitiger Verlust während des Bombardements gering, v. Kameke. Fontaine bei Belfort, den 16. Dezember. Festung setzt energische Vertheidigung fort, macht viel Ausfälle. Wald Bosmont, Le grand Bois und Dorf Andelnans von uns genommen mit Verlust von 2 Offi zieren, 79 Mann; Feind verlor allein an Gefangenen 1 Offizier, 90 Mann. v. Tresckvw. 122. Depesche. Versailles, den 16. Dezember. Der Feind, von stärkeren dies seitigen Avantgarden am 15. angegriffen, hat Vendöme am 16. geräumt. v. Podbielski. Mermischte Machrichten. — Kauft am Orte! Zu jedem WeihnachtSsest erfolgt diese Mahnung, und doch muß sie von Jahr zu Jahr wieder holt werden, damit sie noch immer mehr bcherrigt werde. E« sei vor Allem diesmal auf den wichtigsten Punkt hingewiesen, der besonders manchen scheinbar vortheilhastcn Einkauf ander« Ivo durchaus nicht al« vorthcilhast erscheinen läßt. Warum soll es nicht Stellen geben, wo irgend eine Waare in der Thal billiger ist, als am Platze? Da« mag ohne Weitere« zugestanden sein. Aber wer bürgt nun dafür, da« da« billi gere Stück nun auch praclisch so recht vorlheilhaft ist? E« kann zu groß oder zu klein sein, ein andere« Muster haben oder aber dem Geschmack nicht entsprechen. ES ist also immer hin ein Kaus blinden Zufalls, der oft wunderlich spielt, denn selbst eine wirklich prciSwerthe Waare braucht doch noch lange nicht praktisch oder passend zu sein. Wer dagegen bei seinem altbekannten und altbewährten Lieferanten im Orte selbst bleibt, der wird von vornherein über diesen Punkt der prak tischen Verwendbarkeit beruhigt sei» können, und auch im Preise wird er keine Niete ziehen. Bei einem Einkauf, der in der Thal in« Gewicht fällt, thut schon jeder Geschäftsmann freiwillig sein Möglichstes, er wäre ja auch ein Thor, wenn er den goldenen Quell der PrciSwürdigkeit, auf der allein ein Geschäft floriren kann, verstopfen wollte. Wer aber nur Kleinigkeiten von anderswo her beziehen will, der wird stets etwas darauflegen. Heute hat eine jede Stadtgemeinde ihre Pflichten, aber auch ein jeder Bürger darin, und zu seiner vornehmsten Bürgerpflicht gehört es, daß er dazu beiträgt, seine Heimathsiadt in Blüthe zu bringen. — Schlittschuhe für Landstraßen. Auf der Stan ley Show in London waren auch Schlittschuhe für Landstraßen ausgestellt, denen augenscheinlich noch eine große Zukunft be vorsteht. Sie haben die Form der Schlittschuhe, nur befinden sich unter der Sohle anstatt der stählernen Schienen zwei hintereinander stehende Räber in der Größe kleiner Teller, die mit einem Gummireifen umspannt sind. Da« Gewicht beider Radschuhe zusammen ist etwa drei Kilogramm. Auf guter Straße kann ein geübter Läufer sich mit erstaunlicher Schnelle fortbewegcn. Um die Schnelligkeit zu mäßigen oder im Laufe anzuhallen, genügt e«, den einen Fuß quer hinter den anderen zu stellen und somit al« Bremse zu dienen. Unter diesen Umständen dürfte da« Radschuhfahren sich bald zu einem neuen Sport gestalten, in London z. B. ist e« nicht« seltenes, im stärksten Straßengewühl eine größere Anzahl Leute diesem Sport huldigen zu sehen. — Daß ein einziger Steuerzahler acht Stadt verordnete aus einmal zu wählen hat, dieser seltene Fall hat sich in Elbing ereignet. Dort übt in der ersten Abthcilung der Besitzer'der bekannten Schichau'schen Werft, Geh. Kom- merzienrath Schichan, allein da« Wahlrecht au«, da er allein mehr al» ein Drittel der gejammten in Elbing erhobenen Steuern entrichtet. Herr Schichau wählte nun zunächst sechs Stadtverornete auf sechs Jahre, dann je einen auf vier und zwei Jahre, inSgcsammt also acht Stadtverordnete. — Die alte Streitfrage, ob da« neue Jahrhundert mit dem Jahre 1900 oder l90l beginne, kam in der Pariser Akademie der Wissenschaften allen Ernste« nochmals zur Be sprechung. Die Frage war von einem Korrespondenten der Akademie angeregt worden, der sich auf Goethe, Ludwig den Vierzehnten, Viktor Hugo und andere Gewährsmänner berief, die s. Z. de« 19. Jahrhundert mit dem Jahre 1800 begonnen wissen wollten. Der lebenslängliche Sekretär der Akademie, Bcrtrand, wie« darauf hin, daß trotz dieser gewichtigen Ar gumente der Jrrthum zweifellos sei; e« gab kein Jahr 0, sondern unsere Zeitrechnung begann mit dem.Jahre I. Die anwesenden Astronomen halten hiergegen nichts einzuwenden. — Ländlich, sittlich. In einem hannöverschen Kreis orte wurde kürzlich der neuernannte Landrath in die Krei«- deputirtenvcrsammlung eingeführt. -Nach Erledigung de« ge schäftlichen Theil« bemerkt der Landrath, daß die Deputirten, meist Landbewohner, sich überall mit dem vertraulichen „Du" anrcden. Mit den Sitten und Gebräuchen der Landbevölker ung wohl noch unbekannt, fällt ihm diese« auf, und er erkundigt sich bei seinem Tischnachbar, einem Gemeindevorsteher, wie e« hier denn eigentlich mit der persönlichen Anrede gehalten, und ob da« Duzen überall im Kreise so üblich sei. „Jo, dat i« woll so," erklärt der Gefragte mit harmlosester Miene, „unner un« in'n Dorp fegt wie „Du", blot de Herr Pastor un Du, Ji werd mit „See" anrcdt". Der Landrath soll sehr belustigt gewesen sein; der Gemeindevorsteher ist nachher sein bester Freund geworden.
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