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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189512103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-12
- Tag 1895-12-10
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Monat
1895-12
-
Jahr
1895
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Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Nach einer vorläufigen Zusammen stellung zählte Eibenstock am 2. Dezember d«. I». bei 1586 Hau»haltungcn 7202 Personen, (3255 weibl. u. 3254 männl.) während e« bei der Volkszählung im Jahre 1820 bei 1532 Haushaltungen 7206 Personen (3270 weibl. und 3236 männl, einschl. 38 auswärts Abwesender) zählte. — Eibenstock. Das Glashüttenwerk des Herrn Ed. Borges in WeiterSglaShütte soll aus seinem Winter schlaf erwecken. ES hat sich eine Eommandit-Gesellschast ge bildet, die den Betrieb genannter Fabrik ausnehmen soll und wird die Fabrikation im Frühjahr 1896 ihren Anfang nehmen. Die Fabrik soll eine wesentliche Aenderung erfahren, und wird sie sich in der Hauptsache mit der Herstellung farbiger Gläser zur Kirchenfcnstcr-Berglasung, insbesondere von Patent-Cathc- dralglaS, befassen. Für die Earlsfelder und Wildenthalcr Umgegend ist e« erfreulich, daß durch die Instandsetzung der WcitcrSglaShüttcr Fabrik ein lebhafter Verkehr sich wieder ein stellen dürste. Zu wünschen bleibt noch, daß der Ellenbahn bau nach CarlSselv jetzt beschleunigt wird. In dieser Vor aussetzung hat sich die fragt. Gesellschaft bestimmen lassen, den Betrieb in WeiterSglaShütte in die Hand zu nehmen. — Eibenstock. Wie wir schon einmal milgetheilt haben, wird der hiesige JünglingSvercin am >8. und 22. Dezbr., Abend« von 8 Uhr an das Mosensche WeihnachtSfcstspiel «Christi Geburt" im Saale de« Feldschlößchen« aufführen. Da« Stück behandelt in 7 Auszügen die WeihnachtSgeschichtc bis zur Flucht nach Egypten. In die Handlung selbst sind Solo- und Ehorgesängc eingelegt. Dazu sind alte, bekannte und weniger bekannte Weihnachtsmelodien verwendet. Die einzelnen Handlungen werden durch Choräle abgeschlossen. Es ist so dem Dichter in vortrefflicher Weise gelungen, die Zuhörer, die er sich al» milsingend denkt, mitspielen und mit- seiern zu lassen. Deswegen ist es wünschcnSwerth, daß der Text der Gesänge oder ein Textbuch, die beide für wenige Pfennige an der Kasse zu haben sein werden, möglichst in der Hand aller Besucher ist. Bei den Aufführungen selbst wirken fast sämmtliche Mitglieder des JünglingSoercine« mit. — Eibenstock, 9. Dezbr. Am gestrigen Sonntag sand im Sitzungssaale de« hiesigen Nachhause» eine Besprechung hiesiger nnd auswärtiger maßgebender Personen darüber statt, in welcher Weise man die von Schneeberg-Neustädtel an ge strebte direkte Bahnverbindung nach Plauen unterstützen könne. Man kam nach stattgehabtcm Meinungsaustausch dahin überein, in erster Linie eine direkte Bahnverbindung über HundShübel nach Kirchberg anzustreben, welches be züglich besserer Verkehr-Verhältnisse beim gegenwärtigen Land tage bereits vorstellig geworden ist. Um die Sache in die Wege zu leiten, wurden die Herren Bürgermeister Oi. Körner, Stadtrath Justizrath Landrock und Kaufmann Rudolph von der Versammlung beauftragt, vorerst Fühlung mit geeigneten Persönlichkeiten in Kirchberg zu nehmen. Bei Verwirklichung eines direkten Schienenwege« von hier nach Kirchberg würde dem Unternehmen Schneeberg-Neustädtel« auch insofern ge dient, al« die beiden Bahnen sich gegenseitig kreuzen würden, die Linie Schneeberg-Plauen aber dann auch den Verkehr von Eibenstock und Kirchberg nach den voglländischen Orten mit ausnehmen könnte. — Bezüglich der von Schneeberg-Neustädtel an den Landtag gerichteten Petition um Schaffung einer besseren Bahnverbindung zwischen Schneeberg-Neustädtel und Plauen ergeht sich der in letztgenannter Stadt erschei nende „Vogtl. Anzeiger" in einer längeren Betrachtung, wel cher wir folgende« entnehmen: Der Name der Bcrgstadt Schneeberg hat einen guten Klang in der sächsischen Geschichte. Ihre Bergwerke gaben lange Zeit reiche Ausbeute, sodaß der Ruf von den Silberschätzen ihrer Zechen weit hinaus in deutsche Land erklang. Der Reichthum der Schneeberger Handelsherren, der Herren v. Römer, Schnorr und anderer hat mannigfache, für da« Erzgebirge segen-reiche Spuren in Stiftungen hinterlassen. Die Gelehrten und Buchdrucker Schneeberg« haben berühmte Werke geschaffen, die in den BiRiotheken der ganzen Welt zu finden sind und den Namen der sächsischen Bcrgstadt mit Ehren bekannt gemacht haben. Diese einst so blühende Stadt, die noch manche« in sich birgt, da- an die Tage ihrer Glanzzeit erinnert, ist in ihrer Ent wickelung weit hinter anderen Städten Sachsens zurückgeblieben, denen sie einst ebenbürtig oder überlegen war. Die Ursache liegt in der veränderten Richtung, welche der Verkehr seit der Erbauung unserer Eisenbahnlinien genommen hat. Seit im Jahre 1858 die Bahn von Zwickau nach Schwarzenberg gebaut wurde, ist Schneeberg ein „weggesetzter" Ort geworden, dem man auch durch Erbauung der jetzt sekundär betriebenen Sackbahn Niederschlema-Schneeberg einen lebhafteren Verkehr nicht hat schaffen können. — Um den bedauerlichen Nachtheilen, welche Schneeberg au» der veränderten BerkehrSrichtung er wachsen sind, Abhilfe zu schaffen, bemüht man sich jetzt von Schneeberg au« nach Plauen zu bessere Bahnverbindung zu erlangen. Ein dahin zielende« Gesuch ist an die Ständevcr- sammlung vom Stadtrath u. den Stadtverordneten zu Schnee berg, dem Stadtrath und den Stadtverordneten zu Neustädte! und der Einwohnerschaft zu Schneeberg und Neustädtel ab gesandt worden. Da» Gesuch weist hin auf die ungünstigen Verkehr-Verhältnisse der beiden aneinander grenzenden Städte, sowie die schlimmen Folgen, die daraus für sie erwachsen sind. In Plauen aber hat man unsere« Erachten« Ursache genug, die gegebene Anregung aufzugreifen und die Petenten bei ihrem Vorgehen zu crmuthigcn, daß sie auf dem betretenen Wege au-yarren und womöglich noch mehr al- bisher die Kreise der Industriellen in ihrer Gegend und hervorragende Vertreter der Landwirthschaft für geeignete Slbritte gewinnen. Die geschäftlichen Verbindungen Plauen« mit Schneeberg sind in den letzte» zwanzig Jahren sehr rege geworden, ebenso wie die mit Eibenstock; aber mit beiden Städten ist nur eine sehr mangelhafte Bahnverbindung vorhanden, die den nothwendigcn Verkehr außerordentlich erschwert. Dazu kommt, raß vogt ländische Städte, wie Lengenfeld, Auerbach und selbst Falken stein mit dem Entstehen neuer Bahnlinien mehr und mehr von ihrer alten Verbindung mit der Hauptstadt de» Vogt lande« lorgclöst worden sind, eine Thatsache, für die sich au« dem Erwerb«leben, dem Besuche der Lehranstallen usw. manche Belege beibringen ließen. Mit diesen Theilen de- Vogtlande« in der Richtung auf Schneeberg zu eine bessere, kürzere, bil ligere Verbindung zu gewinnen, ist für Plauen ein dringen de« Bedürfniß. Die« in der rechten Weise zum Ausdruck zu bringen, darf auch in Plauen nicht unterlassen werden. — An höchster Stelle finden die Bemühungen Schneeberg«, sich au« der durch die Ungunst der Verhältnisse geschaffenen Lage emporzuarbeiten, Förderung und Unterstützung. Da« hat sich, al« es sich um die Errichtung de« dortigen Königlichen Gym nasiums handelte, deutlich genug gezeigt. Dem Versuche, der Stadt mit ihrer ehrenvollen Vergangenheit, die einst zu den angesehensten in Sachsen zählte, neue Lebenskraft durch zweck mäßige Erschließung neuer Verkehrswege zuzuführen und ihr so in ihrem Aufwärtsstreben behilflich zu sein, wird gewiß auf die Dauer eine wirksame Verwendung auch an hoher Stelle nicht fehlen. — Bezüglich etwaiger Bedenken über die Weiter führung der Schneeberger Bahn wegen entgegenstehender Ter- rainschwierigkciten sei bei dieser Gelegenheit noch folgende- erwähnt: Die Steigung-Verhältnisse sind nach der Vermessung de« Herrn Oberingenieur« Jäger in Dresden, der dieselbe I863M vornahm, folgende: 3200 lausende Ellen 1 : 44 (vom Bahnhofe Schneeberg bi« zum Dorfe Lindenau), 400" horizontal (bei Lindenau) 7800 " 1 : 44 und I : 45 (von Lincenau über Grie-bachcr Flur bi- zum Bergsattel bei den 3 Häusern. Daß diesen Steigung-Verhältnissen durch Ver längerung der Kurven noch in wirksamer Welle begegnet wer den könnte, braucht nicht besonder« hervorgehoben zu werden, ebensowenig die Thatsache, daß weitere ernstliche Terrain schwierigkeiten dcni Bahnbau nicht im Wege ständen. — Schneeberg, 5. Dezbr. Heute weilte in hiesiger Stadt und in Neustädtel Herr Kreishauptmann von Welck au» Zwickau, um die Angelegenheit des von der hiesigen Be völkerung sehnlichst erwarteten Weitcrbauc« der Eisenbahn mit den in beiden Städten bestehenden Eisenbahnausschüssen zu verhandeln. Am Tage zuvor besuchte der genannte Herr Kirchberg, von wo au- ebenfalls Wünsche in Bezug auf die VerkehrSverhätlnisse dieser Stadt an die Regierung und die Landständc gelangt sind. Herr KrciShauptmann v. Welck schlug nun vor, die von Kirchberg und Schneeberg-Neustädtel au-gegangenen Wünsche zu einem einzigen Projekte zu ver einigen, welche« dann um so eher Aussicht auf Berücksich tigung finden wird. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahken. (Nachdruck verboten). Stuttgart, 10. Dezember 1870. Der „StaatSanz." meldet: Der König hat dem Vorschlag des Königs von Bayern zugestimmt, ge meinschaftlich mit den deutschen Fürsten bei dem König von Preußen anzuregen, daß mit Führung des Bundespräsidiums der Kaisertitel der» bundeu. Heute ist ein Adjutant des Königs mit einem Handschreiben nach Versailles abgegangen. Brüssel, 10. Dezember 1870. Ein vom 0. datirteS Zirkular« schreiben Gambettas kündigt an, daß am 10. die Verlegung der Re gierung nach Bordeaux erfolgt. Gambetta fügt hinzu, diese Maßregel sei getroffen worden, um die freie Bewegung der Truppen zu sichern. Berlin, 11. Dezbr. 1870. Nachdem in den vorhergegaugenen Sitz ungen des Reichstages die zwischen dem Norddeutschen Bunde und den süddeutschen Staaten abgeschlossenen Verträge angenommen worden waren, wurde in der gestrigen Abendsitzung das Gesetz, betreffend die Verfassungsänderungen durch Einführung der beantragten Abänderung der Benennung „Deutscher Bund" in „Deutsches Reich" und „Bundes präsident" in „Kaiser" mit 188 Stimmen gegen die 6 Stimmen der Sozialisten angenommen. Darauf wurde LaSlers Adresse an den König von Preußen, den siegreichen Oberfeldherrn der deutschen Heere und den Kaiser des deutschen Reiches, welches ein Reich des Friedens sein werde, angenommen, und mit der Überreichung dieser Adresse eine Deputation von 30 Mitgliedern beauftragt. Hierauf fand der Schluß dieses letzten Reichstags des norddeutschen Bundes unter einem Hoch auf den ober sten Feldherrn der deutschen Heere statt. I 16. Depesche vom Kriegsschauplatz. Versailles, den 10. Dezember 1870. Nach den Kämpfen der letzten Tage sollte den an der Loire befindlichen Truppen für den 10. Ruhe gewährt werden. Der Feind versuchte jedoch am Morgen mit starken Kräften die Offensive wieder zu ergreifen, wurde aber in einem bis zum Abend währenden, vorzugsweise durch Artillerie geführten Ge fechte zurückgewiesen. Diesseitige Verluste sehr unbedeutend. Einige Hundert Gefangene sind in unfern Händen. — General v. Manteuffel meldet, diß Dieppe von Truppen seiner Armee am 9. Abends besetzt worden sei. Ein Theil der 3. Feld - Eisenbahn - Abtheilung nebst 50 v. Podbielski. 11 7. Depesche. Versailles, den 11. Dezember. Abteilungen 'des 9. Armee- Corps trafen am 9. bei Montlivault in der Nähe von Blois auf eine feindliche Division, deren Angriff entschieden abgeschlagen wurde. Der linke Flügel des Corps warf den Feind aus Chambord, wobei ein Hes sisches Bataillon 5 Geschütze erbeutete. Das 3. Armee-Corps verfolgte am 8. den bei Nevov geworfenen Feind bis über Briare hinaus. v. Podbielski. Aus dem Keldzuge 187071. Novelle von Alfred Steffens. <8. Fortsetzung.) Eilig entkleideten die furchtbaren Männer nun den er starrenden Körper bis zur Hälfte; sie zogen ihm die sämmt- lichen Unisormstücke au«, auch die Ringe entwendeten sie; und ließen ihn in einem Zustande liegen, daß Niemand er kennen konnte, ob er Deutscher oder Franzose gewesen; sogar seine Waffen raubten sie, um diese in den nahen Fluß zu Wersen. Der eine dieser Unmenschen band noch da« Roß de« Offiziers lo«, gab diesem einen kräftigen Hieb, daß e« wild davon stürmte; und nun wandten sie sich schleunigst am Ufer der Maa» dem nächsten Orte zu, um ihren Raub möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. ES möchte wunderbar erscheinen, daß solch ein Unwesen in gar nicht zu weiter Ferne von den deutschen Truppen ge trieben werden konnte. Doch dieser Fall steht nicht verein zelt da, wo jene schändliche, fanatisirte Nation die schrecklich sten Verbrechen begangen hat. ES muß eben in Betracht gezogen werden, daß Tattenroth sich völlig isolirt hatte, um ein Stündchen in der Einsamkeit zu verbringen, und daß da« Gebüsch, welche» da» Maarthal durchzieht, den Räubern leicht Schlupfwinkel gewährte. Dann aber herrschte auch unter den deutschen Truppen so großer Jubel, sie waren so völlig von den ersochtenen Siegen berauscht, zum Theil auch noch damit beschäftigt, daß Niemand sich darum künimerte, wa» außerhalb ihre» Kreise« vorging. Der Rittmeister von Hallach hatte den Jugendfreund von ganzem Herzen lieb, und dachte noch auf seinem Rück wege vor dem Weiler viel an die traurige Stimmung de» Kameraden; der doch eigentlich die größte Ursache hatte, sehr glücklich zu sein; denn alle«, wa« da« Leben zu verschönern vermag, besaß er bereit« oder winkte ihm in vollem Maße. Zum nicht geringen Verdruß de« Rittmeister«, wurde er, nachdem er kaum eine halbe Stunde von dem Freunde ge schieden, mit einer wichtigen Depesche betraut, die er noch am Abend in Empfang nehmen und mit militärischer Eile dem General von Manteuffel, der Metz eingeschlosscn hielt, über bringe» sollte. Grollend sprengte er nach dem kleine» Weiler, an dem eins sowie Me Oa: werdet Stelle hier < die H ist zu > zogen i Kusse, hab'« mB« von i Schis bin«« Är G Schw Pime Majo der hä die ar »ahm fromn fandet bringt alle E Sosor mit - der N 8 «in bei Vermischte Nachrichten. — Berlin. In einem Restaurant der Wedding-Bor stadt hatte der Pappenfabrikant W. eine kleine Festlichkeit ver anstaltet, zu welcher fünfzehn Personen geladen waren. Zwei derselben sagten im letzten Augenblick ab und die nun au» dreizehn Personen bestehende Gesellschaft zeigte mit Rücksicht aus den bekannten Aberglauben Bedenken, sich zur Tafel zu setzen, so daß der Fabrikant sich entschloß, den „Vierzehnten" zu besorgen. Er eilte in die Patcrre-Räume de« Restaurant« hinab und ersuchte dort einen jungen Mann, an dem Souper theilzunehmen. Der Fremde besann sich nicht lange und sprach auch den Speisen recht wacker zu. Al« da« Souper beendet war, spendete man ihm für seine freundliche Mitwirkung fünf Mark, woraus sich der Fremdling empfahl. Al« aber nach beendeter Festlichkeit die „Dreizehn" da» Lokal verlassen wollten, mußte der Gastgeber W. zu seinem großen Schrecken bemerken, daß sein nagelneuer Wintcrüberziehcr verschwunden und an dessen Stelle der abgetragene schäbige Rock de» „Mit esser»" am Nagel hing. Der „Vierzehnte" hatte die günstige Gelegenheit benutzt und sich auf dem durchaus nicht mehr ungewöhnlichen Wege eine neue .Winterhülle" gemardert. — In Amerika werden nun auch die Engel zu Reklamezwecken mißbraucht. Ein amerikanischer Buchhändler, er den Jugendfreund zurückgelassen, um sich von diesem für die nächste Zeit zu verabschieden. Bald befand er sich in der Nähe der Stelle, auf der er Tattenroth zurückgelassen; die Dämmerung war nicht mehr fern. Jetzt überzeugte er sich, daß da« Pferd de« Kameraden nicht mehr zur Stelle war. Aber dort, wo er den Haupt mann verlassen, gewahrte er eine Gestalt, nur mit Unter kleidern angethan, die von Blut strotzten. Im Nu war er bei derselben. Ein furchtbarer Schrei entrang sich seinem Munde, wie ihn der Mann nur auszustoßen vermag, wenn der gräßlichste Schmerz ihn in einer Weise packt, daß er dem Wahnsinn nahe kommt. Hallach hatte den Jugendfreund erkannt. Eilig sprang er vom Pferde, beugte sich über den still Daliegenven, lauschte aus seinen Athem; aber kein Lebens zeichen war in ihm zu entdecken und die gräßlichen Wunden, die der Körper trug, sprachen genugsam davon, daß da» Leben au« ihm entflohen sein müsse. Thränen traten in da« Auge de» Rittmeister», er weinte um den früh geschiedenen Freund und über die verruchte Thal, die an ihm verübt worden. „Armer, lieber Freund," zitterte e» endlich über seine Lippen. Jetzt erst ist mir deine Trauer verständlich: Du ahntest deinen Tod und schiedest nicht gern an» diesem schönen Leben. Ja, cs war sonnig und schön für dich, die» Dasein. Leicht möge dir nun auch die Erde werden, die dich bald decken wird!" Er langte in die Tasche, holte ein Messer daraus her vor, schnitt dem erblichenen Freunde eine Haarlocke ab, preßte einen Kuß auf seine Lippen, bestieg wieder das Roß und jagte davon. O in seinem Herzen wüthete ein gewaltiger Schmerz. Er sagte sich, daß e« die höchste Zeit sei, bei der General- Adjutantur zu erscheinen, um die Depesche in Empfang zu nehmen. Er durfte nicht Zurückbleiben, um danach zu forschen, welche Frevlerhand den Freund ermordet; er war Soldat, und al« solcher konnte er keinen Finger breit von dem ihm vorgeschriebcnen Dienst abweichen, nicht einmal verrathen, wo er inzwischen gewesen war, man glaubte ja, er habe nur noch in aller Eile einige Anordnungen in betreff de« Ver bleibs seiner Effekten getroffen und sich zur Tour nach Metz gerüstet. Anderseits hätte er sein Leben daran setzen mögen, etwa- Ihun zu können, um da« Verbrechen aufzudccken. Er traf mit dem Premier-Leutnant von Wiedener zu sammen, ebenfalls mit ihm befreundet, der indessen Tattenroth nicht kannte; aber ja schon insosern Interesse an dem Vorfall nehmen mußte, al« ein preußischer Offizier jedenfalls von französischen Banditen ruchlo« ermordet worden. Schnell erzählte er dem Herrn von Wiedener die ganze Sachlage, so weit er sie kannte; bezeichnete ihm den Platz, wo Tattenroth lag und erhielt da- Versprechen, daß die um- frangreichsten Recherchen erfolgen sollten. Bon Gram erfüllt, ritt Hallach in Begleitung seine» Burschen nach Metz ab. Der Herr von Wiedener brachte nun die Kunde von dem Tode de« Barons von Tattenroth schnell in Umlauf; er wurde aber sogleich nach der Abreise Hallach« ebenfalls mit einem Kommando betraut, da« ihn hinderte, in der Tatten- rothschen Angelegenheit selber thätig zu sein; und legte da« Vermächtniß de« Rittmeister« wieder in andere Hände, die c« noch weniger intercssirte. So kam e«, daß sich wohl da« Gerücht von dem Tode, de« Baron« verbreitete und allerlei dunkle Erzählungen daran geknüpft wurden, auch mehrfache Nachsuchungen erfolgten. Doch kam dabei weder sein Körper zum Vorschein, noch fan den über den Thatbestand nähere Ermittelungen statt. E« war eben ein Tag, an welchem viele Tausende hin geschlachtet, eine Menge Soldaten vermißt wurden und da« Maasihal mit Mcnschenleichen, Verwundeten und Pferdc- Kadavern angefüllt lag; — Niemand hatte gesehen, daß ein Mord an dem Hauptmann von Tattenroth begangen war, sein Regiment wußte vielleicht noch nicht da« Mindesteste von seinem Verschwinden, und al« e« Kunde davon erhielt, er innerten sich die Leute seiner Batterie wohl, daß er bi« zur Beendigung der Schlacht nnd auch noch spater unter ihnen gewesen sei, doch wo er geblieben, konnte Niemand nachweisen. E« war ja Krieg, und wie mancher Mensch verschwand in demselben, ohne daß sich später eine Spur von ihm ent decken ließ. Vielleicht hatte auch längst eine Krankenwärter- Abtheilung den Offizier, der seine Verwundung wohl gar nicht früher bemerkt, bi« er erschöpft umgesunken, fortgeschafst und in Pflege genommen; — e« wurde ja von deutscher Seite alle« nur Erdenkliche gethan, den Verletzten zu helfen und die Todten zu beerdigen; auch hierbei waltete die größte Ge wissenhaftigkeit vor, damit möglichst über den Verbleib jede« einzelnen ein sicherer Nachweis geführt werden konnte. Doch sicher ist, daß die Leiche Tattenroth« am Tage der Schlacht nicht gefunden und rekognoSzirt wurde; welche» letztere ja auch schwer war, da ihn jene Mörder entkleidet hatten. Dieser Umstand machte e» so leicht, daß er unge kannt in die fremde Erde vergraben werden konnte. «Fortsetzung folgt.)
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