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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 19.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189511198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-11
- Tag 1895-11-19
-
Monat
1895-11
-
Jahr
1895
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Berlin, 20. November 1870. Die Verhandlungen über die deutsche Frage in Versailles sind zum Abschluß gelangt. Auch Bayern tritt sofort ein. Gewisse Konzessionen sind ihm m Bezug auf das Mili- lärwesen gemacht worden. München, 20. November 1870. Das Kollegium der Gemeinde bevollmächtigten hat fast einstimmig den Beschluß befaßt, die aus der Stadtkasse bewilligten Summen für die Einzugsfeierlichkeiten für den Fall zurückzuziehen und den entsprechenden Betrag einer Jnvalidenstiftung zuzuwenden, wenn Bayern dem auf Grundlage der Verfassung des Norddeutschen Bundes zu gründenden deutschen Bundesstaate nicht bei treten würde, da Bayern dann keinen Anlaß habe, eine Jubelfeier zu veranstalten. Mühlhausen, 20. November 1870. Die deutschen Truppen haben nach langer Abwesenheit am 14. Mühlhausen wieder einen Be such gemacht und sind bis nach St. Louis, Burgfelden und Hüningen, also dicht an die Schweizer Grenze herangerückt. Der Zweck dieser Streifpartie geht weniger auf dauernde Besetzung, als vielmehr dahin, Franktireurs und Mobilgarden abzufangen und die allenfalls noch vor handenen Waffen herausgeben zu lassen. Köln, 20. November 1870. Einem Schreiben aus Brüssel vom 18. November entnimmt die „K. Ztg." Folgendes : „Heute Abend heißt cS hier, daß infolge der Niederlage der französischen Armee bei Dreux die Delegation der Regierung von Tours sofort nach Bordeaux verlegt werden soll. In Tours, wo man außerdem den Anmarsch des Prinzen Friedrich Karl kennt, glaubte die Delegation sich jetzt nicht mehr halten zu können. Zugleich verbreitet man das Gerücht, daß Gambctta ernst lich erkrankt sei. Was Paris anbelangt, so glaubt man, daß sich das selbe dieser Tage ergeben muß. — Vom 12. d. M. ab, so wird als sicher behauptet, soll die Fleischvertheilung eingestellt worden sein." 94. Depesche vom Kriegsschauplatz. Metz, 19. November. Die Cernirung von Montnwdy durch ein Detachement unter Oberst von Pannewitz am 16. d. M. erfolgt, wobei siegreiche kleine Gefechte des 1. und 2. Bataillons 74. Regiments bei Chauvency und Thonelle gegen die Besatzung von Montnn'dy. 47 un verwundete Gefangene, v. Zastrow. Versailles, den 19. November. Im Gefecht bei Dreux am 17. betrug der diesseitige Verlust 3 Mann todt, 35 verwundet. Am 18. siegreiches Gefecht der 22. Division bei Chateauneuf. Diesseitiger Verlust: 1 Offizier und circa 100 Mann, der des Feindes über 300 Todte lind Verwundete und 200 Gefangene, v. Podlnelski. 95. Depesche. Versailles, den 20. November. Feind versuchte am 20. mit 6 Kompagnien und 4 Geschützen La Före zu entsetzen, wurde am rechten Oise-Ufer durch I Bataillon Regiments Nr. 5 mit bedeutendem Verluste zurückgewiesen, desgleichen bald darauf erfolgter Ausfall aus der Festung, v. Podbielski. Ans dem Jetdzuge 187071. Novelle von Alfred Steffens. <S. Fortsetzung.) 3. Der Freiherr von Tattenroth, Vater des uns bereits be kannten Offiziers, hatte in seiner Jugend fleißig den Studien obgelcgen, bis ihn der Befreiungskrieg von 1813—lö in die Reihen der VaterlandSvertheidiger rief. Die wichtigsten Schlachten, die in diesen Jahren geliefert waren, hatte er als Offizier mitgemacht und nach Wieder herstellung des Friedens von Neuem sich kameralistischen Studien in die Arme geworfen. Nachdem er seine Examina absolvirt, war er als vandrath des Kreise«, in welchem er geboren, angestellt worden, hatte sich bald darauf mit einer Baronesse von Wildlingen ver- heirathet und nach einer weiteren amtlichen Beförderung nicht getrachtet, da er schnell in dem ganzen Kreise, dem er Vorstand, die gcachtestc und beliebteste Person wurde; dann aber auch die umfangreichen Rittergüter, welche er hier in der Umgegend besaß, es ihm Wünschenswerth erscheinen ließen, in ihrer Nähe seine Thätigkeit für die Folge zur Geltung zu bringen. Gewöhnlich hielt er sich wenig in der Stadt aus; die meiste Zeit verbrachte er auf dem herrlichen Stammschlosse Lingen, das nur ein halbes Stündchen von der Kreisstadt entfernt lag. — Hier hatte er die schönste Zeit seine« Dasein« an der Seite der von ihm hochverehrten und innig geliebten Gattin durchlebt, die alle Tugenden eines edlen Weibe« besaß und überaus befähigt war, einen Mann glücklich zu machen. Das erkannte der Landrath sehr wohl; und als ihre Ehe durch die Geburt eines Knaben gesegnet worden, da hatten die Eltern sich in treuer Sorge für diesen überboten und es ihr eifrigste« Bestreben sein lassen, au« ihm einen ausgezeichneten Menschen heranzubilden. Ob ihnen die« gelang? Der Verlauf der Geschichte wird es lehren. In dem Wesen de« alten Landraths lag ein gewisses Etwas ausgeprägt, da« Menschen, die ihn nicht ganz genau kannten, leicht zu der Ansicht bringen konnte, er sei ein über aus harter, adelstolzer und von Borurthcilcn regierter Mann; auf seinem Antlitz lag stet« ein strenger Ernst verbreitet, seine Sprache vcrrieth immer einen Ton, der leicht al« ge bieterisch und rauh gelten konnte; kurz sein ganze« Auftreten und namentlich sein AeußereS stieß bei oberflächlicher Be kanntschaft eher ab, als daß e« für ihn cinnahm. Dabei hatte er seiner Gattin stet« al« höchstes Gut ge golten: die edle Frau wußte am Besten, daß unter der rauhen Umhüllung ein gute«, wohlwollende« Herz schlug; sic hing mit unendlicher Liebe an ihrem Manne und dieser ver diente auch eine solche Liebe. Erich, der Sohn, besaß nicht so ganz das unumschränkte Vertrauen zu seinem Vater. Seine erste Erziehung war eine ziemlich strenge gewesen, da der Landrath von dem Prinzip ausgcgangen, daß ein Knabe mit dem lebhaften Temperament und einem bedeutenden Hange zur Opposition, wie Erich von frühester Jugend an zur Schau trug, vor allem erfahren müsse, daß er sich in der Welt hier und da unterzuordnen habe und daß kein Mensch zum Ertheilen von Befehlen tauge, der nicht zu gehorchen verstehe. Dann war der Knabe schon früh au« dem Ellernhause geschieden; und wenn er auch wohl manche Gelegenheit hatte, zu empfinden, wie warm und mit welcher Fürsorge der Vater an ihm hing, hielt er doch die Eindrücke fest, die er in seiner zartesten Kindheit in sich ausgenommen; er gewann nie da« unumschränkte Vertrauen zu ihm, wie zu der Mutier; ein Anflug jener Scheu, die der strenge Zuchtmeister dem un mündigen Knabe» cingeflößt, blieb ihm bis in« Manne-alter. Er hielt den Vater gewiß nicht für dünkelhaft und von einer abstoßenden Ueberhebung durchdrungen; aber er kannte seinen gerechten Stolz und verwechselte zuweilen Ehrliebe, sein charakterfeste« Auftreten, höchst noble, ihm anerzogene Grundsätze, mit der gehaltlosen Anschauung jugendlicher, un erfahrener und geckenhaft herangebildeter Leute seine« Standes, die den hohen Adel allein für berechtigt hielten, in höchster Fülle da« Dasein zu genießen, und au« dem Grunde ihre« Herzen« nur voll Hochmuth auf den Bürgerstand blickten, wenn sie auch äußerlich in der Regel ihre wahre Gesinnung verbergen mußten. Oft hatte der Landrath früher mit Vorliebe von der jugendlichen Comtessc Königsdorf gesprochen, Tochter eine reichen NachbarbcsitzerS, und nicht undeutlich durchblicken lassen, daß er einst diese zu seiner Schwiegertochter wünsche. — Erich wußte, daß von den beiderseitigen Eltern darüber schon manche« geredet worden; er glaubte, annchmen zu dürfen, daß den Vater hierbei hauptsächlich die Absicht leite, ihn mit einer Gräfin verbunden zu sehen. Er sand die Comtessc nicht« weniger als liebenswürdig, sie war es vielleicht auch weniger gegen ihn, als gegen seine Eltern; denn schon als kleines Mädchen fühlte sie sich durch seine Gleichgültigkeit manchmal verletzt. — Nun war er von heißer LiebeSgluth für eine Bürger liche erfüllt, er sah in Valeska Tcßler, dem wirklich äußerst bevorzugten Wesen, gleichsam das verkörperte Ideal aller Schönheit und Frauenwürde; deshalb fand auch keine Idee von StandcSvorurthcilen mehr in seinem Innern Raum: er fühlte sich berufen, mit allen in Kampf zu treten, die dem Bllrgerstande nur geringere Rechte zuerkennen wollten, als dem Adel. Unter solchen Umständen ist cs leicht erklärlich, daß der junge Offizier sich zu einem Strauß mit dem Vater vorbe reitete ; denn sein Besuch in Lingen sollte ihm ja die Erlaub- niß erwirken, dem stolzen Vater eine bürgerliche Schwieger tochter zusührcn zu dürfen. — Im Schlosse zu Lingen veranlaßte die Ankunst des Offi ziers jedeSmal eine große allgemeine Freude; selbst die ge summte zahlreiche Dienerschaft fühlte sich glücklicher in dem Bewußtsein, daß der junge Herr unterwegs sei; denn sie wußte, dann gab es frohe Tage, ein lauter Jubel zog in das sonst stille Schloß. Der Landrath, so ernst und strenge er auch gewöhnlich erschien, verfiel in einen sichtlich heitere» Ton, wenn es hieß: „Der Herr Leutnant kommt!" Seine tief gefurchte Stirn glättete sich, seine Stimme wurde um viele« biegsamer. Auch jetzt, da er von der Ankunft des einzigen Sohnes Nachricht erhalten, befand er sich in der muntersten Stimmung. „Was meinst Du, Frauchen?" wandte er sich an die Gattin, „ich glaube, der Erich bringt'S einst bis zur Exzellenz. Er ist noch so jung und schon Premier-Leutnant, seine Kennt nisse sind unverkennbar; er wird von seinen Oberen hochge schätzt, und er ist ein hübscher gewandter Mensch, auf den auch die jungen Damen au« den höchsten Familien ihr Auge richten." Die Baronin lächelte. „Du bist sehr eingenommen von Erich, bester Mann!" erwiderte sic sanft. „lind kann ich da« nicht sein?" „Ja, ja, er ist ein recht wohlgcarteter Sohn. Indessen muß man sich nie so ganz dem Glück über da« Wohl der Kinder hingcben: e« wird so leicht vernichtet." „Aber Frau, Du wirst Deines Leben« nicht froh: ewig bist Du von Sorgen und Beängstigungen geplagt." „O gewiß nicht! Aber ist es Dir nicht ausgefallen, baß Erichs letzte Briese lange nicht in dem leichten, sorglosen und übermllthigcn Stil verfaßt sind, wie früher? Au« mancher Bemerkung spricht geradezu ein verhaltener Schmerz oder Kummer; das habe ich ganz besonders beim Lesender letzten Nachricht gefühlt." Der alte Landrath wurde noch ernster wie gewöhnlich. Nach kurzem Sinnen bemerkte er, halb in Gedanken: „Du hast nicht ganz unrecht; doch mache Dir deshalb keine Schmer zen, er wird ja auch immer älter und muß daher den leich ten Ton des Jünglings mehr und mehr oblegen." Die Baronin schüttelte den Kopf. „Ich fürchte," seufzte sie, „es lastet irgend etwa« aus der Seele Erichs, was uns zu eröffnen ihm sehr schwer fällt." „So werde ich bei feinem Hiersein Veranlassung nehmen, ihn zur Beichte zu bringen," meinte der Landrath. — Der Offizier kam am folgenden Tage. Stürmisch schloß er bei der Begrüßung die ihm theuern Eltern in die Arme. Der Vater preßte ihn lange an die Brust, es that seinem alten Herzen wohl, den hübschen junge» Mann in der Garde- Uniform, welcher in jeder Bewegung da« Feuer einer ungc- schwächtcn Jugend verrieth, so nahe bei sich zu wissen. Die Mutter sand kein Ende in ihren zärtlichen Er güssen; o wie viele Liebkosungen hatte sie sür ihr einzige« Kind, da« den größten Theil des Lebens entfernt von ihr verbringen mußte. Dazwischen aber prüfte sie mit rastlosem Eifer seine Züge und suchte in jeder feiner Mienen zu lesen: sie wollte ja wissen, daß ein geheime« Leid an seinem Herzen nage. klebrigen« war cS durchaus nicht schwer, cinzusehcn, daß der sonst so übermüthige Jüngling einen großen Theil seiner freudigen Zuversicht verloren hatte. Allerdings schmiegte er sich auch jetzt voll Herzlichkeit an die Eltern; aber in seinem ganzen Wesen lag etwas Befangenes, auch wagte er nicht, wie sonst, dem Vater gegenüber Behauptungen aufzustelle», die völlig gegen dessen Ansichten verstießen, in allem, was er that und sagte, lag der Wunsch, auch den kleinsten Anlaß zur Unzufriedenheit feiten« der Eltern zu vermeiden, vielmehr ihre vollste Gewogenheit zu erwerben, und ein derartige« Auf treten mußte nothgcdrungcn die Eltern überzeugen, daß den jungen Mann entweder eine bedeutende Sünde hcrabziehe oder daß er ganz besondere Wünsche in Bereitschaft habe, die er sich noch nicht erdreistete, laut werden zu lafsen. So äußerte sich wenigsten« der alte Landrath ziemlich unumwunden gegen die Gattin, nachdem sie wohl ein Stünd chen in der Gesellschaft de» Sohne» verbracht hatten und dieser sich zurückgezogen, um nach den verschiedenartigsten Strapazen der letzten Zeit etwa» zu ruhen. E« war Abend, im traulichen Kreise saßen die alten Leute zu beiden Seilen ihre« Lieblings in einer dicht ver wachsenen Laube de« Blumengartens dicht neben dem Schlosse. Vor ihnen auf einer Marmorplatte brannte eine große Kri- stalllampe, an die von Zeit zu Zeit kleine Insekten heran- fchwirrten, von dem Hellen Schein angelockt, aber von der Kristallglocke zurückpralltcn, bevor sic ihre zarten Flügel an der Flamme verbrannt hatten. Erich hatte soeben einen vernehmlichen Seufzer anSge- stoßcn, nachdem sein Vater längere Zeit von den Besitzern in der Nachbarschaft gesprochen und dabei auch der reizenden Comtessc von Königsdorf gedacht hatte. „Sage, mein Sohn, was bedeutet dieser Seufzer?" fragte darauf schnell die Mutter. „ES ist uns nicht entgangen, daß Dein Her; von irgend einem Kummer gequält wird." Der Offizier schwieg einen Augenblick. Dann erhob er sich, schöpfte tief Athem und erwiderte: „Ja, c« ist richtig, eine schwere Sorge wohnt in meiner Brust ; ich fürchte, meine guten Eltern, Euch bi« in den Tod zu betrüben, wenn ich Euch damit bekannt mache; und doch besitze ich nicht die Kraft, mich selber zu bezwingen." Ein leises Zittern ergriff den Körper der Baron in. Sie fürchtete, daß der Sohn eine nicht zu sühnende Schuld aus sich geladen habe und bei dem heftigen Charakter ihre« Manne» wohl gar von ihm verstoßen werden könne. Ihr erster Ge danke war: Erich habe den Abschied al« Offizier erhalten. Der Landrath sah weniger schwarz; dennoch wurde auch er von dem feierlichen Ton, in dem der John sprack, ge ängstet. „Ich hoffe, inein Sohn," versetzte er mit dem ihm immer eigenen Ernst, „Du wirst keine Handlung begangen haben, die Dich in den Augen Deine» Vater» oder sonst eine» Menschen herabzusetzcn vermag, deshalb sprich frei und offen, wie e« dem Manne geziemt, was Dich quält; dann wollen wir gemeinschaftlich berathcn, auf welche Weise Du am leich testen den Frieden der Seele wieder gewinnen kannst." . Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Sprottau. Eine Mißhandlung, die an den Fall des Oberförster« Gcrlach erinnert, kam in einer Verhandlung vor der hiesigen Strafkammer zur Sprache. Die Magd Jo hanna Müller hatte ein lange» Leben hindurch treu gedient und fleißig gearbeitet; nun aber war sie alt und krank ge worben und ihre Kräfte schwanden schnell dahin. Am Morgen des II. August sank sie infolge eines SchwächcanfallcS im Hof nieder. Ihre Herrin, die Gutsbesitzerin Anna H., be hauptete, die Magd wolle au» Faulheit nicht arbeiten, und sie rief ihren beiden 3 und 7 Jahre alten Kindern zu: „Sic soll füttern gehen und wenn sic nicht will, so haut sie, bi« sie aussteht!" Die beiden verheißungsvollen Mädchen übten ausnahmsweise die Tugend des Gehorsams. Sie nahmen Stöcke und droschen jubelnd auf die arme 61 jährige lo«. Da sie trotz der vielen Schläge nicht aufstchcn wollte, versuchten sie ein andere» Mittel, indem sie mit Steinen nach ihr warfen. Endlich kamen Arbeiter hervor und geboten den kleinen Henker- innen Einhalt. Am andern Morgen war die Magd eine Leiche. Die Anklagebehörde nahm an, daß Fran H. den Tod verschuldet habe. Zum Glück für die Angeklagte erklärte vor Gericht ein medizinischer Sachverständiger, die Müller sei nicht infolge der Verletzungen gestorben, der Tod sei durch dieselben nur beschleunigt worden. Frau H. wurde zu 3 Monat Ge° fänguiß verurtheilt. — Ilmenau. Das räthselhafte Verschwinden eine« jungen Mädchens aus der Umgegend macht hier allenthalben viel von sich reden. Da« bildhübsche, erst 17- jährige Mädchen, da» sich auch noch durch eine weit über seinen Stand gehende Intelligenz und durch vorzügliche Cha raktereigenschaften auszcichnete, hatte bi« zum April diese« Jahre« eine Stellung bei einer hiesigen Familie al« Dienst mädchen inne, gab dieselbe aber auf, da sie ihren Bruder, der in Amerika sein Glück gefunden hatte und besuchsweise nach Hause zurückgekehrt war, über den Ocean begleiten und bei ihm bleiben sollte. Al« sic aber in Hamburg ankam und da« große Wasser sah, überkam sie die Angst, und sie war unter keinen Umständen zu bewegen, auch nur ein Boot zu besteigen. Ihr Bruder dachte, die Scheu würde wohl vorüber gehen und suchte sie allmählich an den Anblick de« Meere« zu gewöhnen, zu welchem Zwecke sie ein paar Tage in Ham burg zusammcnblieben. Auch ein fremder Herr von sehr angenehmen Manieren, den sic in einem Restaurant kennen gelernt hatten und mit dem sich der Bruder befreundete, be iheiligte sich bei den Spaziergängen durch die Stadt und nach dem Hafen, die indcß hinsichtlich der Wasserscheu des Mädchen« vollständig resultatlos verliefen. Al« der Tag der Abreise kam, hoffte der Bruder trotzdem, die Schwester werde doch wohl noch im letzten Augenblicke anderen Sinne« werden; aber umsonst, sie war nicht zu überreden, mit an Bord zu gehen. Schweren Herzen« nahm er nun Abschied und bat den liebenswürdigen Freund, der selbstverständlich da» Paar wieder begleitet hatte, die Schwester wieder zum Bahnhöfe zu bringen und für richtige Abreise zu sorgen. — Seit dieser Zeit nun ist da« Mädchen spurlos verschwunden. Man kann sich den Schrecken der Eltern denken, als nach einiger Zeit ein Brief au« Amerika eintraf, in welchem der John sich erkundigte, ob seine Schwester glücklich nach Hause gekommen. Obwohl sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, ist e« bi« jetzt nicht gelungen, auch nur die geringste Spur von der Verschwundenen zu entdecken. — Ein Fraucnkönigreich befindet sich im russischen Gouvernement Smolensk. Es hat einen Flächenraum von Ist Quadratwcrsi und besteht aus mehreren Dörfern, deren Bauern früher Leibeigene des BeSjukow Kloster« gewesen waren. Den Namen „Frauenkönigrcich" haben die Dörfer deshalb erhalten, weil sie den größten Theil de« Jahres über nur von Frauen und Kindern bewohnt werden. Denn die gesammtc arbeitsfähige männliche Bevölkerung begiebt sich mit Anfang de« Frühjahre« alljährlich aus Zimmerarbeiten nach allen Theilen Rußland», aus Entfernungen von stOO Werst und darüber. Die gcsammte Wirthschaft und alle Feld- und Hausarbeiten werden deshalb ausschließlich von den Frauen besorgt. Ja selbst die Gemeindeversammlungen werden unter dem Vorsitz der Frau de» Gcmeindcvorstande« von den Frauen abgehalten und in diesen Versammlungen alle öffentlichen An gelegenheiten einschließlich Vertheilung der Sieuern und Ab gaben rechtskräftig verhandelt.
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