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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189511214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951121
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-11
- Tag 1895-11-21
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Monat
1895-11
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Jahr
1895
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den deutschen Behörden angewiesen worden, sich aus etliche Monate mit Maaren zu versehen, damit bei dem Aufgehen von Paris nicht Theuerung entstehe. Der Vormarsch der deutschen Truppen auf dem nördlichen Kriegsschauplätze geht rüstig von Statten. Seit dem 20. haben preußische Plänkler St. Quentin an der Nordbahn, auf der Straße von la Ft-re nach Eambrai, wieder besetzt. General Bourbaki, der im Nor> den eine Armee sammeln sollte, hat angeblich eine neue Bestimmung erhalten, er soll nach Nevers in der Gegend des Zusammenflusses von Loire und Allier gehen, um der Armee deS Prinzen Friedrich Karl ent- aegenzutreten, welche man dort bald zu sehen erwartet. — Die in Orleans bei den bayrischen Verwundeten und Kranken zurückaebliebenen bayrischen Aerzte sind gegen die Bestimmungen der Genfer Konvention von den Franzosen als Gefangene behandelt u. weiter nach dem Süden IranSportirt worden. Die nach dem Süden vordringenden deutschen Truppen haben vielfach Kämpfe mit Franktireurs, diesem Abschaum der arbeitsscheuen, raub- u. mordgierigen niederen Bevölkerung Frankreichs zu bestehen. Berlin, 22. November 1870. Seit dem 15. November, dem Tage der Unterzeichnung des Vertrages zwischen den deutschen Süd staaten u. dem Norddeutschen Bunde, giebt es wiedereinen Deutschen Bund. Die Bestätigung desselben durch den BundeSrath und den Reichstag wird nicht fehlen. Vom Kriegsschauplätze, 22. November 1870. Bei Chateau- neuf haben 2 Bataillone des 94. Regiments, Sacksen-Weimaraner, mit französischen Linientrupven am 18. ein heftiges Rekognoszirungsyefecht zu bestehen gehabt ; dasselbe dauerte 2 Stunden, kostete dem schließlich durch Bajonnetangriff in die Flucht gejagten Feinde außer vielen Todten 119 Gefangene, hatte aber leider auch auf deutscher Seite große Ver luste, ca. 100 Mann an Todten und Verwundeten, im Gefolge. Unsere Soldaten kämpften schließlich mit großer Muth, wie denn überhaupt ihr Ingrimm von Tag zu Tag größer wird. 96. Depesche vom Kriegsschauplatz. Metz, den 21. November. Im Fort Plappeville ist heute früh V'/4 Uhr ein Munitions-Magazin in die Luft geflogen. Einige Todte und 40 Verwundete. Ursache und Details bis jetzt noch unbekannt. v. Löwenfeld. Versailles, den 21. November. Die bei Dreux und Chauteau- neuf geschlagenen Mobilgarden flüchten nach Westen und Nord-Westen. Landwehr-Bataillon Unna und 2 Escadrons 5. Reserve-Husaren Regi ments am 19. in Chatillon angegriffen, haben sich mit Verlust von 120 Mann und 70 Pferden auf Chateau Vilain zurückgezogen. Von den Armeen liegen sonst keine Meldungen von Bedeutung vor. v. Podbielski. 97. Depesche. Versailles, den 22. November. Am 21. verschiedene kleine siegreiche Gefechte südlich La Loupe, wobei Regiment Nr. 83 ein Ge schütz nahm. Am 22. ist Nogent le Rotrou ohne Widerstand von dies seitigen Truppen besetzt worden, v. Podbielski. Aus dem Aeldzuge 1870,71. Novelle von Alfred Steffens. (S. Fortsetzung.) Die Frau Baronin faltete die Hände. O, was ging in ihrein bewegten Mutterherzen vor! Stille Gebete sandte sie nach oben. Erich trat dicht zu dem Vater heran, ergriff seine Hand und rief: „Keine Schuld lastet auf meiner Seele, davon seid überzeug«, meine Lieben. Aber dennoch fürchte ich, Euch weh zu thun: ich muß Euch gestehen, daß ich liebe." „Liebe!" wiederholte die Mutter, ebenfalls ihren Sitz verlassend und sich in die Arme des Sohnes werfend. Sie war von diesem Geständniß eher entzückt, als beleidigt. „Nun, ivaS ist dabei Besonderes?" bemerkte der Land rath. „Glaubte ich doch beinahe. Du habest ein Verbrechen zu sühnen." „Meine Geliebte ist aber nicht die Gräfin Königsdorf, sondern eine einfache bürgerliche Dame," führte der Offizier kleinlaut an. „Eine Bürgerliche?" wiederholte die Mutter, llnd man hörte es ihrer Stimme an, daß sie bewegt war. „Eine Bürgertochter?" bemerkte der Landrath. Damit verstummte die Unterhaltung für eine ganze Weile. Erich wagte e« nicht, weiter zu sprechen, auch hielt er eS vielleicht günstiger für sich, wenn er nun den Angriff ab wartete und sich lediglich auf die Defensive beschränkte, bi« der Vater den ersten Sturm verwunden habe, den der Ge danke in ihm erregen mußte, sein Sohn sei willens, ihm eine bürgerliche Schwiegertochter zuzusührcn. Die Mutter trauerte, daß ihr Hosten in betreff der Comlessc zu schänden wurde und fürchtete auch einen Aus bruch de« Unwillens von feiten des Gatten. Dieser aber war in tiefe« Nachdenken versunken, stützte den Kopf auf die Hand und schien gar nicht mehr 'Notiz von der Anwesenheit der Gattin und des Sohnes zu nehmen. So verging eine geraume Zeit. Endlich erhob der Landrath das Haupt und fragte in seinem gewöhnlich harten Ton: „Was ist c« für ein Mäd chen, da« Du mit Deiner Liebe beschenkt hast? Beschreibe sie und ihre Verhältnisse so genau als möglich." Erich zögerte keinen Augenblick, den Eltern da« Bild eines leibhaften Engels zu entwerfen. Mil einer wahren Begeisterung sprach er sowohl von der Schönheit, wie von den Tugenden der Geliebten, daß eben die vollständige Ueber- raschung der Eltern dazu gehörte, sie kälter erscheinen zu lassen, als sie sonst vielleicht bei seinen Schilderungen ge blieben wären. „Also die Tochter eine« Restaurateurs, so eine Art Schenkmamsell, die jedem ein Glas Bier reicht und ein Lächeln obenein schenkt, der häufig da» Lokal de« Vater« frequentirt," sagte der Landrath in einem sehr bittern Ton, al« Erich geendet. Dieser fuhr aus. „Vater," rief er erregt, „ich habe Dir mein Herz enthüllt; aber ich bitte Dich, suche mich nicht zu erniedrigen. Jede hämische Bemerkung über meine Geliebte trifft auch mich; ich sage Dir aber, sic ist ein Engel an Schönheit deS Körper« und Reinheit der Seele und steht gewiß keiner Adligen an HerzenSgüte nach. Wahrlich, ich bin der erste Mann gewesen, für den sie einen freundlichen Blick hatte; und ich glaube, daß ein kurzer Umgang genügen würde, Dich zu überzeugen, wie eine würdige Wahl ich ge troffen habe. Seit meiner Harzreise habe ich meine Geliebte ohne Unterbrechung beobachtet." „Ihr Vater?" forschte der Landrath weiter. „Er hat e» mir zur Ehrenpflicht gemacht, sein Hau« zu meiden, und will von keiner Annäherung etwa« wissen. O diese Leute besitzen auch einen gerechten Stolz!" Ein wenig befriedigt strich sich der alte Herr den Bart. Er erhob sich und schritt au« der Laube fort in da« Schloß. „O mein Erich," begann jetzt die Baronin, leise schluchzend. „Du hast Deiner Vater« schönste Hoffnungen vernichtet!" „Sei gewiß, meine Mama, wenn nicht verwerfliche Stan- deS-Vorurtheile den Vater leiten, wird er sich bald über zeugen können, daß ich da« lieblichste Geschöpf der Erde zu Eurer Tochter erkoren," erwiderte der Offizier zuversichtlich. „Denke doch daran, daß die junge Dame lediglich in kleinbürgerlichen Verhältnissen ausgewachsen ist. Wird sie je im Stande sein, al« Gattin de« Freiherr« von Tattenroth in der Gesellschaft zu erscheinen?" „Sei versichert, gute Mama, meine BalcSka besitzt eine ganz vorzügliche Bildung, so daß sie keiner adeligen Dame im Geringsten nachsteht. Wa« nun aber die gesellschaftlichen Umgangsformen der hohen Aristokratie betrifft, so verlasse ich mich auf meine gütige und seingeschultc Mama: wenige Wochen in Deiner täglichen Umgebung werden genügen, meine reizende Valeska mit all' den steifen Formen der Etikette vertraut zu machen, durch deren Beobachten große Leute sich so häufig hervorthun, die einem jungen, lebensfrohen und zwanglosen Menschen aber zuweilen recht lästig erscheinen." „Erich!" ries die Mutter, ein wenig pikirt. „Verzeih' gute Mama, ich bin weit entfernt, auch Dir einen Vorwurf au« Deinem seinen UmgangSIon machen zu wollen. Du weißt stet« da« richtige Maß zu halten und wirst de-halb überall verehrt; doch die Ziererei und da« Kokettiren vieler unserer Damen au» den ersten Zirkeln ist so abscheulich, daß mir dagegen da« einfache Wesen meiner theuren Valeska millionenmalwerlhvoller und schöner erscheint." Die Baronin war wieder gewonnen. Einen Seufzer halb erstickend, erwiderte sie: „Du bist ein Schwärmer, lieber Erich! und ich glaube beinahe, daß die junge Dame, die Dich so vollständig von sich eingenommen, ein äußerst bevorzugte« Wesen sein muß. Doch glaube mir, da« Schwärmen bat seine Zeit, und c» ist sehr bitter, wenn man später zu der Einsicht kommen muß, daß man sich geirrt." „Valeska ist ein Engel! Nie werde ich mich enttäuscht sehen." „Gebe La« Gott! Doch der Vater " „Er ist durch meine Eröffnung lange nicht so unange nehm berührt worden, wie ich e« bei seinem Adelsstolz fürchtete." „Der Vater besitzt nicht« von jenem Dünkel, den man ganz irrthümlich Adelsstolz nenn«. Freilich trägt er einen gerechten Stolz auf sein wohlverdientes Ansehen in der Brust; doch der ehrenhafte Bürgersmann gilt ihm mehr wie der Adlige, wenn an dessen Rus der kleinste Makel klebt. Bei alledem, mein Sohn, wird ihn Deine Wahl mit großem Kummer erfüllen, denn wir rechneten daraus, daß Du die Comtesse al« Gattin heimsührcn würdest." „Und ich bin der festen Ucbcrzeugung, daß die Gräfin über meine Wahl sehr erfreut sein wird, denn sicher liebt sie mich ebenso wenig, wie ich sic; da« hat sie mir oft genug gezeigt, wir sind über unsere Empfindungen für einander einig." Trotz dieser Versicherung blieb die Baronin in trüber Stimmung; und al« sie an der Seite de» Sohne« den Gar ten verließ und den Gatten aufsuchte, mußte sie wahrnehmen, daß der letztere sehr kühl mit Erich verkehrte und e« möglichst vermied, mit ihm zu spreche». Der Leutnant zog sich ungewöhnlich früh zurück. Aber al« er auf seinem Schlafzimmer angekommen war, athmete er hoch auf: er war mit sich zufrieden, der erste Schritt war gelhan, um an ein glückliches Ziel zu gelangen ; jetzt hoffte er, durch anhaltende« Bitten und vereint mit der Mutter, den Vater dahin zu bringen, sich seiner bei dem Restaurateur Teßler anzunehmcn und diesen so zu überzeugen, daß er die ernstliche Absicht hege, seine Tochter al« Gattin heimzuführen. Die Frau Baroniu hatte noch von der verdrießlichen Laune ihre» Gemahls zu leiden, bevor sie für diesen Abend die Ruhe fand. — Kaum hatte Erich sie verlassen, al» er seinen Unmuth in Worten Lust machte und die Behauptung aufstellte, wie lediglich die viel zu nachsichtige Erziehung, die der Sohn von frühester Jugend an, namentlich von ihrer Seite erfahren, die Schuld daran sei, daß er nun so leicht sinnig handle, ohne in irgend einer Angelegenheit die Eltern zu Rathe zu ziehen, vielmehr nur seinen Eingebungen folge, wenn diese ihn auch an den Rand de« Verderben« führten. Mit seinem Takt und großer Klugheit ging die Mutter anscheinend völlig auf die Ansicht ihre« Mannes ein und gab zu, wie eS ein höchst bedauerliche« Ercigniß sei, daß ihr Sohn sich eine Braut au« dem gewöhnlichen bürgerlichen Stande gewählt habe. Bedächtig aber fuhr sie fort: „Ich glaube indessen, die junge Dame muß mit ganz besonderen Vorzügen auSgestatte« sein; der Erich war stet« in seinem Umgänge, sowohl mit Herren, wie mit Damen, sehr wählerisch; und gewiß fühlte er sich auch nicht zu dem Mädchen hinge zogen, wenn eS seiner unwerth wäre." „Unwerth wäre!" brummte der Landrath seiner Gattin nach. „Gewiß wird sie ein hübsche« Lärvchen besitzen. Aber da« allein macht nicht glücklich. Ich werde mich überzeugen, noch hat er sic nicht errungen, und er soll sehen, daß ich in so wichtigen Sachen ein Wort mitzuredcn habe!" „Guter Mann, er schätzt Dein Urtheil hoch und fürchtet sich wie ein Knabe, Deinen Unwillen zu erregen." „Das hat er nicht nöthig, wenn er auf rechten Wegen ist." „Du zeigst Dich immer viel schroffer, wie Du in Wirk lichkeit denkst, bester Mann, und der Erich ist so zartbesaitet, er wird dadurch leicht zurückgcschrcckt. Glaube mir, er ver steht Dich noch immer nicht ganz." „Dann wird er e« auch nie lernen; ich dächte, ich hätte ihm stet« einen gütigen und liebevollen Vater gezeigt." „Gewiß, wie Du überhaupt einer der edelsten und brav sten Menschen bist." „Frau, lasse da«! Du weißt, ich mag mein Lob nicht auSposaunt hören." „ES liegt mir auch fern, die« thun zu wollen. Meinen Worten sollte noch ein Nachsatz folgen und zwar der: doch Du läffest zu ost Deinen vortrefflichen Willen durch einen rauhen Ton verstecken, und glaube mir, eben Erich wird da durch so leicht getäuscht." Der Landrath versank in Nachdenken. Nach einer Weile trat er dicht zu seiner Gemahlin heran, küßte ihr voll Zärt lichkeit die Stirn und den Mund und sprach schmeichelnd: „Du hast mich stet« verstanden ; aber Du bist auch da« beste Weib auf der Welt. Na, c« ist gut, daß Du mich immer wieder zurecht führst; der Erich soll mich auch noch verstehen lernen. Wa« ich versehe, werde ich auch wieder gut zu machen suchen!" Die vortreffliche Frau und Mutter schmiegte sich an den Gatten; e« war ein würdige«, alte« Paar, da» noch mit der Zärtlichkeit der ersten Jugendliebe aneinandcrhing und sein größte« Glück in dem Wohl de» Sohne« sah. — — Am nächsten Morgen in aller Früh erhielt der Premier- Leutnant eine Depesche von seinem Vorgesetzten, die ihn un gesäumt zum Regiment zurückrief. Der Sommer de« Jahre« l87O war ja in« Land ge zogen, c« hatte sich bereit« klar heraurgestcllt, daß c« zu einem Kriege mit Frankreich kommen müsse, und Erich von Tatten roth wurde deshalb in der Garnison bei seinem Truppentheil dringend gebraucht. Ein wenig befremdet nahm der Landrath die Ankün digung von diesem schleunigen Ausbruch entgegen, — erst, als er die Depesche gesehen, welche den Sohn nach Berlin beschied, gab er sich etwas zufrieden. Aber recht war ihm die ganze Geschichte nicht. „Unsinn!" brummte er. „Die Franzosen werden froh sein, wenn wir sie in Ruhe lasse«. E« ist weiter nicht», wie leere« Geschrei. Doch Du muß; natürlich folgen. ES wäre auch recht gut, wenn'« in den Krieg ginge; dann bliebe Dir keine Zeit an Liebschaften zu denken, und bald würdest Du unter den lcichtlebend'en Fran- zösinen da« Fräulein au« der Restauration vergessen." „Nie werde ich meine Valeska vergessen, so wenig al» sie mich!" rief Erich mit sichtlicher Wärme. Der Landrath antwortete nur durch eine finstere Miene, wie er die« häufig that, wenn er unzufrieden war und Jemand ihm zuwider handelte. Bevor Erich schied, fragte er aber noch in bittendem Ton, wa« er in betreff seiner Liebe zu hoffen habe; indessen auch diesmal vermied der Vaier, eine direkte Antwort zu geben. Brummend und verdrießlich entfernte er sich. „Ich bitte Dich, lasse da« Thema!" begann nun die Mutter. „Du wirst den Vater nie verstehen lernen: er ist Dein bester Freund und Berather und wirb Dir gewiß nicht schaden wollen. Geduldige Dich, auch in diesem Falle kann er sich nur ebclmüthig zeigen." „Aber Mama, Ihr verkennt meine Lage!" protestirtc der Offizier. „Ich muß dem Vater meiner Braut eine zu stimmende Erklärung von Euch bringen, sonst darf ich sein Haus nicht wieder betreten, er ist ein Ehrenmann!" „Meide e«!" „Und der Vater?" „Ich glaube, er wird prüfen und dann handeln." „Aber sein Stolz spricht gewiß mit." „Mein Sohn, ich rathe Dir nochmals, zunächst Dir mehr Mühe zu geben, damit Du Deinen Vater kennen lernst." Der Offizier mußte sich endlich entschließen, die Rück reise nach Berlin anzutreten, ohne irgend eine besondere Zu sicherung erhalten zu haben. Der Vater beharrte in seiner Verstimmung und er durste eine bessere Laune nicht abwar ten: der Dienst ries und al« Soldat hatte er diesem Ruf gehorsam und ohne Murren zu folgen. Ein trüber Abschied, — und Erich begab sich aus den Rückweg nach der Garnison. (Forts-tzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Berlin. Eine warnende Belehrung sür Per sonen, die mit Wechseln arbeiten und mit der Abstempelung der Wcchsclstempelmarken nicht genau Bescheid wissen, dürfte folgende« Vorkommniß enthalten: Eine hiesige Firma hatte einen Wechsel in Zahlung erhallen, auf welchem die Stempel marke fehlte. Dieses war um so weniger wunderbar, al« der Aussteller ein kleiner Gewerbetreibender war und solche häufig den Stempel bezahlen, ohne selbst die Marke zu kassiren. Natürlich besorgte die Firma sofort die Nachstempelung de« Wechsels in der üblichen Weise oben am Rande. Der Wechsel mußte zu Protest gehen, bei welcher Gelegenheit durch Hand schriftenvergleichung sestgestellt wurde, daß erst die Firma Len Stempel besorgt hatte. Der Steucrfisku«, der hiervon be nachrichtigt wurde, legte dem Aussteller sowohl al« dem In haber des Wechsels al» Strafe den fiinfzigsachen Betrag de« Stempel« auf. Die von der Firma hiergegen eingelegte Re vision betonte, daß die Firma ihre Schuldigkeit gethan, den Wechsel sofort nach Eingang gestempelt und den Stempel kassirt habe. Dieser Einwand wurde jedoch verworfen und die Strafe unter der Begründung aufrecht erhalten, daß in dem belegten Falle die Marke hinter da« letzte Giro zu setzen gewesen wäre, um sofort kenntlich zu machen, daß der Vor dermann das Aufkleben der Marke unterlassen hatte. Trotz dem die Firma in gutem Glauben gehandelt, sei sie zu be strafen, weil zweifellos eine Verschleierung de« effektiven That- bestandes vorliege. — Sagan. Ein abscheuliche« Vergehen gegen da« Nahrungsmittelgesetz beschäftigte die hiesige Strafkammer. Die verehelichte Getrcivehändler Fanny B. wurde trotz aller Einwände gcrichtSseitig für überführt erachtet, daß sie Scheiben von Speck, die sie ihrem an Halsentzündung erkrankten Gatten 'Nacht« über al« Heilmittel auf den Hal« gelegt hatte, dem Dienstmädchen andern Tage« auf die Frühstücksitullen legte. Der Staatsanwalt nahm nur fahrlässige» Vergehen gegen 8 lL des NahrungSmittelgesctzcS al« vorliegend an, wofür er 50 Mark Geldstrafe beantragte. Der KreiSphysiku« hatte aber die Verwendung de« ekelhaft geworbenen Gcnußmittel« al« gesundheitsschädlich begutachtet, und der Gerichtshof nahm an, daß hier ein wissentliches Vergehen vorliegc. Es wurde daher auf drei Tage Gefängniß erkannt. — Einen Schatz von zweifelhaftem Werth förderten dieser Tage einige bei der Wallregelung in Hamburg beschäftigte Maurer an« Tageslicht. Die Leute, welche die Grundmauern eines Hauses in der Straße „Bei den Hütten" auSzuhcbcn hatten, stießen auf eine kleine eiserne Geldtruhc, in der zwei Schriftstücke lagen. Da« eine hatte folgenden Wortlaut: „Diese« Hau« war mein Eigcnthum; ich habe den Besitz verloren und 20,000 M. dazu. Bevor ich wegziehe, lege ich diesen Zettel hierher, damit inan sieht, daß ein HauS- cigcnthümer nicht immer zu beneiden ist. Hermann Schultz. Hamburg, im März I8öl>." Das zweite Schriftstück war ein Berzcichniß sämmtlichcr Schulden des Schultz, der diese in Galgenhunior dem ehrlichen Finder der Kassette vermacht. Die Schatzhcbcr sollen einigermaßen enttäuscht gewesen sein. — Eine Trichinenepidemie ist in Nowawe» bei Potsdam auSgebrochcn. Einem Bericht der „Allgm. Fleischcrztg." zufolge erkrankten dort kürzlich sechs Personen an Trichinose und die Epidemie griff derartig um sich, daß augenblicklich schon weit über zwanzig, zum Theil überau« schwer Erkrankte darniedcrliegen. Diese Personen bezeichnen sämmtlich Schinken au» dem Laden de« Fleischcrmeister« Sie bert al« die Ursache ihrer Erkrankung, und wirklich sind auch in einem Stück Schinken Trichinen vorgcfunden worden. Der betreffende Fleischer giebt zwar an, seine sämmtlichen Schweine dem Fleischbeschaucr zur Untersuchung übergeben zu haben, seine Angaben weichen jedoch bezüglich eine« Schweine« von den Büchern de« Fleischbeschauer« ab. E« ist daher eine genaue Untersuchung eingelcitet worden.
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