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ES war etwa vier Uhr Nachmittag«, eine Zeil, in der die Restauralivn am wenigsten besucht zu sein pflegte, und ein einziger Kellner die sämmtiichcn Räume versah. Auch heute war nur der erwähnte Gast anwesend, ob gleich die Teßlersche Restauration zu jeder andern Zeit sich eine« lebhaften und recht anständigen Verkehrs erfreute.. Der Offizier mochte ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren sein; seine Epaulctten wiesen einen Ziern aus, al« Zeichen, daß er bereit« Premier-LeutnantS-Rang besaß. — Von hohem, kräftigem Wuchs, machte seine ganze Erscheinung einen sehr angenehmen, gewinnenden Eindruck; auf seinem Antlitz lagen Frohsinn und Lebenslust ausgeprägt, nichts von jener Geckenhaftigkeit und Anmaßung, Ivie man sic wohl hier und da bei den jungen Leuten der bevorzugten Stände findet, war in seinem Wesen wahrzunehmen. Ein Lächeln unterdrückend, erwiderte er auf die etwas unfreundliche Rede des WirthcS: „Aber Herr Teßler, mir wäre wahrhaftig nichts fataler, als ein Zerwürfniß zwischen uns, denn ich schätze Sie hoch!" „Und Sie wissen nur zu gut, daß ich Sie früher vor Ihren sämmtlichcn Herren Kameraden auszeichnete." „Und jetzt?" „Sie werten sich, wie immer, auch nun als Ehrenmann zeigen." „Das thue ich ganz gewiß!" „Sie meiden also jedes Begegnen?" „Das ist mir nicht mehr möglich und würde meiner Ehre zuwider sein! Doch Sie meinen c« ja so schlimm auch nicht und setzen nur immer die böse Miene aus, sobald wir allein sind." „Weil ich Sic vor anderen nicht belästigen mag und Sic sonst ganz gut leiden kann, nur das eine gesällt mir von Ihnen nicht: daß Sic meiner Tochter besondere Aufmerk- samkeit zollen." „Aber Herr Teßler, ich liebe Ihre Valeska, und sie hängt ebenfalls mit vollster Seele an mir." „Eben deshalb; Sie sollen sie vergessen! — Wären Sie ein Bürgerlicher, wie ich, und nicht Offizier, hätten Sie einen andern Vater, als den stolzen und reichen Laudrath, Freiherr» von Tattcnroth; dann in Gottes Namen, ich würde Ihre Liebe segnen, denn Sic mögen ja ein guter Mensch sein. — Wie ich erfahren, haben Ihre Vorgesetzten große Achtung vor Ihnen und Ihre Untergebenen sind des Lobes von Ihnen voll; aber daß sic meinem Kinde den Kopf verdrehen, um e« für das fernere Leben unglücklich zu machen, leide ich nicht!" „Ich schwöre Ihnen, daß ich nie von Ihrer liebens würdigen Tochter lassen werde!" „Und Ihre Ellern?" „Sie werden mein Lebensglück nicht stören." „Ich weiß, Ihr Herr Vater hat bereit« eine ganz an dere Partie für Sie ausersehen." „Aber er ist mir auch sehr gut, und seine Einsicht wird nicht dulden, daß ich unglücklich werde." „Er würde im günstigen Falle mein Kind hassen, weil es die Schuld daran sei, daß seine Pläne durchkreuzt worden. Doch genug hiervon, ich habe mein letztes Wort gesagt; nun verwirren Sic mich nicht durch Ihre Einreden!" „Wenn ich Ihnen aber die Einwilligung meines Vaters bringe?" Der Restaurateur lachte ungläubig und rief dann: „Wagen Sic den Versuch! Ich fürchte indessen, Sie werden schlecht dabei fahren." Verdrießlich erhob sich der Premier-Leutnant und machte Miene, zu gehen. Der behäbige Restaurateur reichte ihm die Hand. „Zürnen Sie inir nicht!" sagte er gunnüthig. „Ich meine eS sowohl mit Ihnen, wie mit meinem Kinde gut. Wir scheiden für immer, aber hofsentlich als Freunde." Brummend entfernte sich der Leutnant mit hastigen Schritten, so daß seine Sporen weithin klirrten und sein Säbcigerassel durch das ganze Hau« schallte. Al« er aus der Straße angckommcn war, sah aus einem Fenster der Beletage ein bildschöne« junges Mädchen und nickte ihm srcundlich lächelnd zu. Aber kaum hatte sic seine trübe Miene gewahrt, als auch ein schmerzlicher Zug über ihr Antlitz glitt und ein banger Seuszer ihren Busen hob. Tattcnroth, der junge Offizier, grüßte ehrerbietig zum Fenster hinauf, als liege eine Fürstin in demselben und nicht die Tochter des cinsachen, bürgerlichen Restaurateur«, der für jeden seiner Gäste, welcher ein Glas Bier trank, ein freund liche« Lächeln hatte, nur für ihn nicht. Schnell eilte er über die Straße fort. Teßler murmelte noch allerlei hinter ihm her, da« seinen Unwillen ausdrückte, wenn c« auch durchaus nicht« enthielt, was den Offizier hätte beleidigen können. Der Restaurateur war ja weit entfern«, den jungen Mann zu hassen; — er hätte e« ganz gern gesehen, ivcnn er öfter sein Lokal besuchte, da die andern Gäste, welche ihn kannten, sich höchst achtungs voll gegen ihn benahmen und er 'Niemand zu nahe trat, son dern gegen Jedermann den fcingebildetcn Mann aus guter Familie herauskehrte; aber er wußte auch, daß er beim Gehen und Kommen zu seiner Tochter hinaufguckte, ja wohl gar grüßte; daß sic Briefe wechselten und selbst schon Gelegenheit erhalten hatten, sich unter vier Augen zu sprechen. Das ärgerte ihn: seine Tochter sollte einen ordentlichen und ehrlichen BürgerSmann heirathen, nicht mit einem ade ligen Offizier tändeln, von deren Zuverlässigkeit in Herzens angelegenheiten er eben nicht in allen Fällen besonders er baut war. — 'Nicht in der rosigsten Stimmung wandte er sich seinen Wohnzimmern in der Beletage zu und suchte dort ValcSka aus. Mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen kam ihm da« junge Mädchen entgegen. Sie hatte soeben da« achtzehnte Jahr zurückgclegt. Wenig über mittelgroß, vermochte die Grazie, die über ihre herrliche Gestalt gebreitet lag. Alle zu entzücken. Ihr nußbraune» Haar siel in langgeringclten Locken weit über den Nacken hinab; die schöne, hohe Stirn verkündete Intelligenz und La« dunkle leuchtende Auge, umrahmt von langen Wimpern, sprach von einer wunderbaren Gluth von Gefühlen. Der kleine rosige Mund und da« lieblich geformte Kinn vollendeten den be zaubernden Eindruck de« klassischen Gesichtchen«. Valeska lieferte ein reizende« Bild, ihr Anblick ver mochte zu fesseln. Aber auch ihr Gemüth war edel, ihr Geist gebildet. Es war in dieser Richtung Alle« geschehen, was in guten bürgerlichen Familien nur erreicht werden kann. Bi« zu ihrem sechzehnten Jahre hatte sic eine vorzüg liche höhere Töchterschule besucht; Musikunterricht nahm sie noch jetzt mit großer Vorliebe und wenn sie dessen ungeach tet der Meinung war, daß sie viel zu wenig wisse, um sich den Verwandten des Premier Leutnant« an die Seite stellen zu können, so ließ sich unbedingt dagegen behaupten, daß eine sehr große Bescheidenheit ihr inne wohnte. Allerdings mochten ihr einzelne, feinere UmgangSformen der höheren Welt weniger geläufig sein; doch ein Mädchen, wie ValcSka, konnte sich diese, soweit sie ihr fehlten, in zweck entsprechender Gesellschaft sehr schnell aneigncn ; und jedenfalls hatte ihr Anbeter, Erich, Baron von Tattcnroth, bisher nicht« in ihrem Wesen oder Auftreten bemerkt, was ihr in guter Gesellschaft zum Vorwurf hätte gereichen können. „Papa, der Herr von Tattcnroth war ja unten!" rief sie dem Vater zu, als er in ihre Nähe trat. Verdrießlich entgegnete der Angcredcte: „Ja, und mich wundert nur, daß Du nicht herunter kamst. Gewiß hast Du seine Ankunft nicht bemerkt, sondern ihn nur fortgehen sehen." „O ja, wohl sah ich ihn kommen! Mer ich erinnerte mich daran, daß Du jcdeSmal zürnst, wenn ich mit ihm zu fällig einige Worte wechsele." „Ich habe den jungen Mann bewogen, ein für allemal fortzubleihcn!" Valeska machte für einen Augenblick ein sehr trauriges Gesicht. Dann aber rief sie: „Er bleibt doch nicht fort!" „So werde ich ihn bei seinem Kommandeur anzeigen!" „WaS willst Du anzeigcn; daß er mich liebt?" „'Nein, daß ich ihm, wenn auch in höflicher Form, die Thür gewiesen habe und er dennoch mein Lokal wieder be treten hat; da« würde vcrhängnißvoll für ihn werden. Doch der Baron besitzt viel Ehre und Zartgefühl, er hat mich auch gewiß verstanden." Valeska seufzte vernehmlich, der Ausdruck ihre« lieblichen Gesichts wurde ein sehr trüber; halblaut sprach sie: „Dann koninit er gewiß nicht wieder!" Kind, Du bist bcthört!" ries nun der Vater. „Warum willst Du durchaus nicht auf die Ermahnung Deiner Eltern hören? Sei versichert, ver Leutnant kann nie daran denken. Dich zu heirathcn; er ist vollständig von seinen Eltern ab hängig; und würdest Du verlangen, daß er sich Deinetwegen diese zu den ärgsten Feinden umwandelte? Könntest Du je wieder Ruhe gewinnen, wenn Du Dir gestehen müßtest, raß Dein Liebhaber um Dich die letzten Tage seiner Ellern ge trübt?" ValcSka brach in Thränen aus. Sie konnte nichts gegen die Anführungen ihres Vaters einwenden. „Sieh," fuhr dieser fort, „der alte Landrath hat längst für seinen Sohn gewählt: er soll eine Gräfin hcirathen." „Das thut er nimmermehr!" entrang e« sich den Lippen des jungen Mädchens. — In «rüber Stimmung verließ sic ver Vater wieder. Nach seiner Meinung konnte aus einem Liebesverhältniß der jungen Leute nicht« Gute« erwachsen; immer lehnte er sich gegen die Wünsche de« Offiziers auf, und gute Freunde schür ten sein Mißtrauen gegen diesen. Anderseits war er zu schwach, der Sache mit einem Schlage ein Ende zu machen, um so mehr, als seine Frau häufig auf die Seite der Toch ter trat; an ihr fand er keine zuverlässige Verbündete. — Valeska hatte den Offizier auf einem Ausfluge kennen gelernt, den sie während der Pfingstfcicrtage in Begleitung einer sehr achtbaren Familie nach dem Harzgebirge unter nommen. In dem lieblichen Selkethal, vor der Selkcmühlc, hatte die kleine Gesellschaft den Offizier mit einem Freunde ge troffen. Sic waren in eine Konversation gerathen, wie dies aus der Reise ja so leicht der Fall ist; der überaus gebildete Mann hatte sich schnell die Sympathie der Gesellschaft zu erwerben gewußt, — er hatte sich ihnen auf der Tour nach dem Mädchensprunge und AlexiSbade, später nach der Roß trappe, der BialShöhle und anderen herrlichen Punkten des Gebirges anschließen dürfen; und war auch in ihrer Nähe geblieben, al» sic endlich die Rückreise antratcn. Aus den kleinen Exkursionen im Harze war c« Tattcn roth manchmal für einzelne Minuten gelungen, unbewacht ein paar Worte zu dem schönen Mädchen sprechen zu können; sic hatte sichtlich Wohlgefallen an dem eleganten Offizier, mit den feinen Manieren und Umgangsformen gefunden; und ihre Herzen waren einander näher und näher gerückt, bis endlich in Berlin auf dem Anhalter Bahnhöfe der Ab schied ersolgen mußte. Von da ab hatte sowohl der Baron, wie Valeska cinge- schen, daß sich ihrer Neigung ernstliche Schwierigkeiten cnt- gegenstelllen: der Vater ValcSka« hatte den Besuch des Offi zier« nicht allein völlig ignorirt, sondern ihm auch in seiner Weise zu verstehen gegeben, daß sein HauS sich nicht zum Uingangc mit hochgeborenen Offizieren eigne. — Wie er nach und nach, als seine Tochter ihm ihre Gefühle klar ge legt, und der junge Leutnant den Muth gewonnen, ihm seine Wünsche zu verstehen zu geben, gegen diesen auflrat, haben wir gesehen. Dessen ungeachtet war cS den Liebenden bisher durch Vermittelung der Freundinnen ValcSka«, die mit bei der Harzpartie gewesen, mehrmals gelungen, sich ohne Zeugen zu sprechen, sich ewige Liebe und Treue zu geloben und den ersten glühenden Kuß auszulauschen. Zuweilen war nun auch der Premier-Leutnant in die Teßlersche Restauration gekommen; doch immer gemessener und kühler hatte ihn der Besitzer daselbst behandelt, ohne ihn indessen im geringsten zu verletzen. — Je öfter Tattcnroth nach den Fenstern seiner Beletage hinaufgrüßtc, je mehr Sorge lagerten sich auf da« Gemüth des einiachen Bürger«; und endlich bei einer passenden Gelegenheit, unter vier Augen, erklärte er dem Offizier, daß seine Tochter durch ihn un glücklich werden müsse; und machte es ihm gewißermaßen zur Ehrenpflicht, seinem Hause überhaupt fern zu bleiben. Es kam zu einem gelinden Wortwechsel, dessen Ende wir im Eingänge der Erzählung ja noch belauscht haben. «Fortsetzung folgt.) —Vermischte Nachrichten. — Brüssel. Ein geheimnißvoller Fund, der sicher ein furchtbare» Verbrechen zur Grundlage hat, be schäftigt derzeit die hiesige Kriminalpolizei. Von Zeit zu Zeit findet im Brüsseler Südbahnhof die öffentliche Ver steigerung der unbestellbaren Frachtgüter und Gepäckstücke statt, deren Erlös in die Stadtkasse fließt. Am 5. d. war wieder ein derartiger BerkaufSIag. Al» die Reihe an die Kiste Nr. 68 kam, drang nach Oefsnen derselben ein so entsetzlicher Leichengeruch in den Saal, baß alle Anwesenden zurückwichen. Man nahm mit Schrecken wahr, daß die Kiste die halbver- weslen Leichen einer etwa 30jährigen Frau und eines ein jährigen Kindes enthielt. Die Polizei wurde sofort verständigt. Die erste Untersuchung ergab, daß die Kiste von einem seither verschwundenen Jahrmarktbudenbcsitzcr aufgegeben und daß sie vor Kurzem von einer Frau zurückacfordcrt worden war, die gleichfalls der Eirkuswelt anzugehören schien. Da die Frau sich aber über ihre Persönlichkeit nicht genügend auS- weiscn konnte, wurde sic abgewicsen. Alle weiteren Anhalts punkte fehlen. Allgemein herrscht die Annahme vor, daß man eS mit einem geheimnißvollen Familicndrama zu thnn habe. — lieber einen Fall von Scheintod wird äuS Sold au berichtet: Neulich Abends meldete die Tochter der Arbeitcrwittwc Anna Berg den Tod ihrer Mutter einem hier wohnenden Verwandten, der da« Mädchen denn auch zur Be stellung eines Sarge« beauftragte und selbst die weiteren Vorbereitungen zur Beerdigung treffe» wollte. Al« man anderthalb Stunden später die Waschung der anscheinend Todten vornehmen wollte, richtete sich diese plötzlich auf und fragte die Umstehenden: „Was wollt Ihr nun eigentlich mit mir vornehmen, laßt mich doch ruhig liegen!" Den Schrecken der Anwesenden kann man sich leicht verstellen. — Gelegenheit zu resp. selbst. Lebenserwerb. In Provinzialblättern erschien unlängst wiederholt die folgende Anzeige: „Christliche Damen, welche über eine Anzahlung von 175 M. verfügen, bietet der Augusta-Bazar durch Uebergabe der Agentur „Errichtung eines Atelier« für Vorzeichnung v. Stickereien aller Art, Verkauf von Schablonen und vorgez. Stickereien >c." auch au kleinen Orten Gelegenheit zu resp. selbst. LebenSerwerb. Vorkcnntnisse nicht erforderlich. Pa.- Referenzen Bedingung. Weitgehendstes Entgegenkommen, resp. Unterstützung. Ausführliche Bewerbungen sind an den Au gusta-Bazar, Berlin, Kaiser Wilhelmstraße 18 bl, einzureichen." Die Fassung dieser Ankündigung könnte den Glauben erwecken, als ob eS sich um ein patriotischen oder wohlthätigen Zwecken dienendes Institut oder eine konfessionell angelegte Vereinigung handele. Der „Geschäftsfreund" macht deshalb darauf auf merksam, daß unter dem hochtönenden Namen „Augusta-Bazar" sich ein kleines, in einer Privatwohnung betriebenes Ztickerci- Vorzcichnungs-Geschäft birgt, dessen Inhaber oder Inhaberin gegen l75 M. Anzahlung Kunden in der Provinz anwerben möchte! — Da« Zweirad als Wunder. Was wir täglich sehen oder hören, nimmt rasch — und erschien e« uns im Anfänge noch so merkwürdig — den Charakter des Selbst verständlichen an. WaS wir gestern noch anstauntcn, finden wir schon heute ganz natürlich. Wir lassen in Wohnungen und Kanzleien das elektrische Licht spielen, al« seien wir bei diesem aufgewachsen. Wir telephoniren so glcichmüthig, al» hätte schon vor unserer Geburt der liebe Fernsprecher ge arbeitet. Vielleicht werden kommende Geschlechter dem lenk baren Luftschiffe nicht mehr Beachtung schenken, al« wir einem Fiaker. Zu den neuzeitigen Schöpfungen, die für uns allen Zauber der 'Neuheit verloren haben, gehört das Zweirad. Nun denke nian sich aber einen Menschen, der plötzlich mitten in unsere Civilisation hineingeschncit kommt und da« Zweirad erblickt — muß er nicht an Hexerei glauben, muß er da« seltsame Fahrzeug, das an ihm vorüberfliegt, nicht für ein Gespenst halten? Plan wird uns sagen, solche Fragen seien Ausgeburt einer müßig schweifenden Phantasie. Aber nein, die Wirklichkeit ist immer erfinderischer, als die regste Ein bildungskraft. Kürzlich wurde au« dem Zuchthause zu Bruch sal ein Schwarzwälder entlassen, der — wegen eines Morde« zu lebenslänglicher Haft verurtheilt — nach dreiunddrcißig Jahren Begnadigung fand. Er war hinter den Kcrkermaucrn 60 Jahre alt geworden. Al« er nun da« erste Mal auf die Straße trat, kam ei» Radfahrer auf seinem Pneumatik daher. Der in Freiheit gcrathenc frühere Sträfling erschrak über die ihm unerklärliche Erscheinung so heftig, daß er umfiel. — Die ausfallende Wirkung de« Sonnenlich tes auf Thicre, die lange Zeit unter der Erde in Berg werken beschäftigt waren, ist vor Kurzem in den Pcnnsylvanier Hartkohlen-Bergwcrken beobachtet worden. Zech» Maulesel hatten daselbst vier Jahre lang die Kohlenhunte in den Schäch ten gezogen und wurden dann plötzlich wieder zu Tage ge fördert. Während jener Zeit hatten die Thicre kein hellere« Licht zu sehen bekommen, als das der Sichcrheitslampe der Bergleute. Die Sonne stand bereis hoch am Himmel, al» die Maulesel nach der Erdoberfläche kamen. Zuerst schlossen sie vor dem Sonnenlicht die Augen und hielten sie auch noch zu, als sic bereit« weit weg nach dem Weideplatz geführt und dort loSgelasscn worcen waren. Eine Zeit lang standen sic dann zitternd still, al« ob sie ein Unheil fürchteten. End lich öffneten sic aber die Auge» ein wenig und blickten ver wundert um sich. -Nachdem sie sich an da» Sonnenlicht et wa« gewöhnt hatten, erhoben sie die Köpfe und gegen Sonnen untergang wurden die Thicre ganz übcrmülhig und brüllten vor Wohlbehagen. Dann begannen sie wie toll auSzuschlagen, umherzuspringcn, sich auf den Rasen zu wälzen und wie be sessen im Kreise zu drehen. Die Sonne und die freie Lust schien ihnen jetzt mehr werth zu sein, al« Nahrung, denn sie ließen noch eine Zeit hindurch jede« ihnen vorgelcgte Futter unberührt. — Mißverstanden. Arzt: „In welcher Gegend haben Sie zuerst den Schmerz gefühlt?" — Patient: „So zwischen Kufstein und Innsbruck." IIv. SO bis 18.65 p. Meter — sowie schwarze, Weiße und farbige Lennclerg- Seide von 60 Pf. bis Mk. 18.65 p. Met. — glatt, gestreift, karrirt, ge lüsten, Damaste -c. (ca. SM versch. Qual, und 2000 versch. Farben, Dessins ».), porto- unü steuerfrei ins »aas. Muster umgehend. 8sickdN -f»t>ril«sn 6. Kvnnsdsrg (st. a. st. kost.) Türivk. Mittlseilungc« des tstänigk. Standesamts Eibenstock vom 6. bis mit 12. November 189k». Aufgebote: u. hiesige: 72) Der Geschirrführer Ernst Paul Schmal» fuh hier mit Anna Klara Ullmann hier. d. auswärtige: Vac-at. l-heschließungen: 6l) Der Handarbeiter Georg Heinrich Rath hier mit der Näherin Bertha Helene Bohlheim hier. Geburtsfällc: 267) Emilie Friederike, T. des Maschinenstickers Franz Emil Barth hier. 268) Mar Richard, S. des Stickmaschinen» besitzers Ernst Emil Heymann hier. 269) Friedrich Paul, S. des Sattlermeisters Gustav Adolf Göbler hier Hierüber: Nr. 266) 1 unehel. Geburt. Ltcrbefälle: 199) Paul Gustav, außerehel. S. der Aufpasserin Hulda Christiane Müller hier, 1 M. 4 T. 200, HanS Alfred, L. des MaschincnstickerS Erdmann IuliuS Schindler hier, 2 M. 29 T. 201) Die Maschinenstickersehefrau Friederike Emilie Barth geb. Staab hier, 39 I. 1 M. 12 T.