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Amts- MS AiiMlatt für d<:n Wrk des Aintsgerichts Eibellstock und dessen Hlrngebung. L8ßVL. M LS« Erscheint wöchentlich drei Mnl und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertel;. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —42. Jahrgang. ' Donncrsta.q, den 24. Oktober Krammarkt in Lchönheide Iveitcrg, crm 1. Wovember 1895. Herbst Kontrol - Bersammlnugen bctr. Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Versammlungen in dem Amtsgerichtsbezirke Eibenstock, zu welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions-Urlauber und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen — Jahrgänge 1888 bis mit 1895 — zu erscheinen haben, werden abgehalten: 1) in Kivenkock am Iieldschtößchen: Mittwoch, den <». November INN», Vormittags llhr für die Beurlaubten aus Eibenstock, Hundshübel, Muldenhammer, Neidhardtsthal, Wolfsgrün, Blanenthal, Sosa, Wildenthal und Carlsfeld. 2) in Schönheide vor dem KaManle: Mittwoch, den k. November titv.», Nachmittag» :r Uhr für die Beurlaubten ans Schönheide, Schönheidcrhammcr, Reuhcide, Ober- und Nnterstützengrün. .Besondere Gestellungsbefehle, sowie Anschläge werden nicht ausgegeben; unent- schuldigles Ausbleiben oder zu spätes Eintressen auf dem Kontrolplatze wird mit Arrest bestraft. Gesuche um Befreiung von der Kontrolversammlung sind gehörig begründet, rechtzeitig an den Bezirksfeldwebel einzurpichen. Eisenbahn-Fahrpreis-Ermätzigung wird nicht gewährt. Das Mitbringen der Militärpässe wird besonders in Erinnerung gebracht. Köllililichcö Bezirks-Kommando Schneeberg. Aus Deutschlands großer Zeit. Znr Erinnerung der 25jähr. Gedenktage des Krieges 187/071. Von Eugen Rahden. 32. (Nachdruck verboten.) Dcr Krieg gegen die Nordarmee I. (Anfänge). Auch auf dem rechten Seineufer machten sich seit Beginn des Oktober« ebenfalls Franktireurs, Mobil- und National garden mehr und mehr bemerklich. In Rouen brachte dcr für die dortigen Distrikte zum Verthcidigungs-Commissar be stellte Deputirte Eslancclin mit Hilfe des Generals Gudin die Mobil- und Nationalgarden der Normandie unter Waffen und warf 15,000 Mann Mobilgarden an den Epteabschnitt; in Rouen und le Havre, letzteres schon nahe der Küste gelegen, wurde eifrig an den Verschanzungen gearbeitet. In St. Quentin, nordöstlich von Paris, wurden Barrikaden errichtet und die Mobilgarden der Umgegend herangezogen. Da die Slreifwachen dcr Deutschen bei Breteuil und an der Eptc auf feindliche Streitkräfte stießen, ordnete der Kronprinz von Sachsen eine Vorbewegung nach 'Nordwesten und Norden an. Prinz Albrecht (Sohn), dcr mit Ulanen, Infanterie, 2 Ge schützen und Pionieren, einer Handvoll Truppen, die Wälder zwischen Oise und Epte bewachte, besetzte Gournay, überschritt die Epte, bestrafte Bazincourt, dessen Einwohner auf die Ulanen geschossen hatten, sehr mild durch die Erschießung dcr fünf Hauptschuldigen und vertrieb den Feind aus Etröpagny, schon sehr nahe an Rouen gelegen, von wo aus er die Gegend bis zum großen Walde von Fleury und la Feuillie in zahl reichen Scharmützeln säuberte. Graf Lippe nahm mit der sächsischen Kavalleriedivision nach hitzigen« Gefecht, in dem er 30 Gesangene machte, am 12. Oktbr. Breteuil, am 17. Montdi- dier, wo er 4 Offiziere und 178 Mobilgarden erbeutete, am 21. Oktober nach kurzer Beschießung St. Quentin ein. General major Sensit v. Pilsach bestand am 28. Oktober mit 3 Com pagnien, 5 Schwadronen und 6 Geschützen ein glückliche« Ge fecht bei Marseille, nordwestlich von Beauvais, zog sich aber, al« sich der Feind verstärkte, außerdem er aber auch im Rücken angegriffen wurde, nach einem Verlust von 20 Mann zurück. Alle diese Plänkeleien und kleinen Gefechte konnten die Bildung der neuen französischen Nordarmee nicht hindern, die sich in der Linie Montdidier-Gournay-Roucn sestsetzte und die Deutschen zwang, sich hinter die Epte zurückzuziehcn. Wenn schon im Augenblick noch nicht« von dieser Nordarmce für die Pariser EinschließungSarmee zu befürchten war, so wurde sic doch später gefährlich genug und e« erforderte schwere und blutige Kämpfe, diese Armee zurückzudrängen und zu zerstreuen. Die Schlachten von Amiens und an der Hallue, von Bapauer und St. Quentin bewiesen, daß diese Nordarmee in ihrer Hartnäckigkeit und Standhaftigkeit ein recht gefährlicher Geg ner war. TagesgeAichte. — Deutschland. Wie ossiziö« gemeldet wird, ist eine bereit« verabredete Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Großherzog von Luxemburg nur wegen Un wohlsein« de« letzteren unterblieben. Der Kaiser versprach dem Großherzog, ihn im nächsten Fahre zu besuchen. — Berlin. Zur Frage der vierten Bataillone wird der »Voss. Zig." geschrieben: „Richtig ist, daß die mit den vierten Bataillonen gemachten Erfahrungen ungünstig au«gesallen sind. Die« ist sehr erklärlich, da diese Bataillone etwa« halbe« sind und bleibe» und da« stört um so mehr, al- man in der deutschen Armee mit Halbheiten nicht zu rechnen gewohnt ist. Wie er aber scheint, möchte man au« den Mängeln einer verfehlten Organisation gegen die zwei jährige Dienstzeit Stimmung machen. Die vierten Bataillone bilden gleich den anderen drei Bataillonen ihre Rekruten regelrecht au«, auch die Kompagnien stehen in ihrer Einzel ausbildung, was Exerziren, Turnen, Schießen anlangk, den anderen nicht nach. Im Felddienst aber, auf dem neben dem Schießen der Schwerpunkt liegt, machen sich schon schwer wiegende Mängel bemerkbar; denn höchstens die Aufgaben der Unteroffiziere und Lieutenant« können'selbstständig von ihnen gelöst werden, für die Hebungen im größeren Umfange müssen die Mannschaften schon von den anderen Bataillonen entnommen werden. Da« Gleiche trifft zu beim Garnison wachtdienst in denjenigen Garnisonen, wo beispielsweise täglich ein Bataillon dazu erforderlich ist. Und um bezüglich der größeren Truppenübungen nur eins anzuführen, so hat man schon jetzt zur Herstellung taktischer Einheiten zu dem Aus kunftsmittel gegriffen, au« den beiden vierten Halbbataillonen einer Brigade ein volles Bataillon zusammenzustcllen und dies dann je nach Bedarf dem einen oder anderen Regiment der Brigade oder Lieser selbst zur Verfügung nach eigenem Ermessen zuzuthcilcn. Die Kommandeure der vierten Ba taillone können unbeschadet des Dienstes ruhig in Urlaub gehen: der Exerzir-, der Schieß- und Fclddienst in seiner Beschränkung kann mich ohne ihre Mitwirkung von dem Kom pagnie-Chef selbstständig geübt werden. Wollen sic einmal, wie es das Reglement während einer gewissen Dienstperiode fordert, mit einem geschlossenen Bataillon auf dem Exerzirplatz oder im Gelände erscheinen, so müssen ihnen stets die beiden fehlenden Kompagnien von einem dcr drei anderen Bataillone gestellt werden. Dies sind im allgemeinen die tief einschnei denden Mängel dcr vierten (Halb ) Bataillone. Da nun der Reichstag kaum gewillt sein wird, weitere Mittel für die Er höhung des FriedenSstandcS dieser Bataillone auf vier Kom pagnien zu gewähren, so muß, und da« ist bereit« an maß gebender Stelle in Erwägung gezogen worden, ein anderer Ausweg zur Beseitigung der bestehenden Mängel und Halb heiten geschaffen werden. In militärischen Kreisen beschäftigt man sich, wie wir erfahren, mit der Alternative: entweder es werden die beiden Kompagnien dcr vierten Bataillone einem der drei anderen Bataillone de« betreffenden Regiment« cinverlcibt, so daß diese« dann sechs Kompagnien hätte; oder, und dieser Gedanke scheint glücklicher, man bilde aus den beiden vierten Bataillonen jeder Brigade ein volles Bataillon zu vier Kompagnien und thcile dies dem einen der beiden zur Brigade gehörigen Regimenter zu. Bei Wahl dcr ersteren Alternative würden die sogenannte» lästigen Kommando«, wie z. B. die der Burschen an auswärtige Offiziere oder der Ordonnanzen an auswärtige Institute und Behörden, um die GcsammtauSbildung dcr Bataillone nicht zu beeinträchtigen, nach wie vor nach dem Ermessen dcr Regimentskommandeure diesen beiden Kompagnien übertragen werden können. Sollte die zweite den Vorzug erhalten, dann wäre wenigstens bei einem dcr beiden zur Brigade gehörigen Regimenter eine volle «attische Einheit im Interesse der Ausbildung auch in dem so wichtigen Fclddienst hergestellt. Für beide Fälle aber würden im Militäretat nicht unerhebliche Ersparnisse zu ver zeichnen sein, indem da« eine Mal die sämmtlichcn, andern falls die Hälfte der Stäbe dcr vierten Bataillone abzu setzen wäre." — Nach den Mittheilungen politischer Blätter wird eine Abänderung de« jetzigen deutschen Jnsantericgcwehre« geplant und zwar soll diese darin bestehen, daß der Magazin kasten, ähnlich wie bei den verbesserten Mauscrgewehren, nicht mehr, wie bisher, über den Schaft nach unten vorspringt, sondern sich mit dem letzteren vergleicht, sodaß die Lage de« ersteren eine besser gesicherte ist und da« Schießen weniger gehindert wird. Auch ein neue« Bajonnet soll im Versuch sein. — Oesterreich-Ungarn. Mit der nunmehr erfolg ten Aufhebung de« Belagerungszustandes über Prag beabsichtigt der neue Ministerpräsident Graf Baden! sich der Unterstützung der Jungtschechcn zu versichern. Die maßlose jungtschechische Agitation, die vor Aufreizungen gegen die Dy nastie nicht zurückschrecktc, da« Treiben de« Omladina-Ge- heimbunde« und täglich sich erneuernde Itraßcntumultc in Prag hatten seiner Zeit die Verhängung des Ausnahmezu standes noch unter Taasses Regime verursacht. Auch da« KoaliliouSministcrium sah sich nicht veranlaßt, jene scharfe Verfügung aufzuheben. — Agramer Studenten hatten bekanntlich auf offener Straße die ungarische Fahne verbrannt, was in Budapest furchtbar verschnupft Hai. Die Agramer Stadtverwaltung legt nun den betheiligten Ungarn Wundpflaster auf, indem sic den Ministerpräsidenten Baufsy uns vcn Statthalter Grafen Khuen-Hcdervary zu Ehrenbürgern Agrams er nennt. — Rußland. Ueber den Gesundheitszustand de« russischen Thronfolgers schreibt die «Westminster Gaz.": „Wir bedauern, sagen zu müssen, daß keine Hoffnung besteht, daß der Zarewitsch den Winter überleben wird. Er lag auch schon im Sterben, als er auf dem „Polarstern" die Reise von Kopenhagen nach dem Kaukasus antrat. Der Zarewitsch hätte es gern gehabt, noch einen oder zwei Tage in dcr dänischen Hauptstadt zu verweilen; aber da legten die Aerzte ihr Machtwort ein. Der Zarewitsch segelte von Kopenhagen ab, ohne seinen geliebten Oheim, den Prinzen von Wale«, vielleicht zum letzten Male gesehen zu haben. Freilich, die beiden Jachten trafen seinen Neffen freundlich. wie es heißt, sich demnächst nach dem Kaukasus begeben. Viel leicht wird der Zar seine Mutter begleiten." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Am 13. Oktober dss. IS. feierte dcr „Zweigverein zur Förderung christlicher Liebeswcrkc Eibenstock und Umgegend" in Sosa sein Bibelfest. Die Gemeinde hatte wiederum durch die getroffenen festlichen Veranstaltungen ihren lebendigen kirchlichen Sinn bekundet. Wie freudig die Herzen bewegt waren, bewies der Schmuck der Häuser, be sonders de« ehrwürdigen Gotteshauses und der wohlgclungcne Festzug, an welchem die Gemeinde in allen ihren Korpora tionen sich zahlreich belheiligle. Den Höhepunkt des Festes bildete dcr liebliche, sehr zahlreich besuchte Gottesdienst. Die Festprcdigt hatte Herr Pfarrer v. Seydcwitz au« Leipzig freundlichst übernommen, welcher auf Grund v. Psalm 119,24: „Ich habe Lust zu deinen Zeugnissen; die sind meine Raths leute" den hohen und bleibenden Werth der Bibel in ebenso geistvoller und gedankenreicher wie ergreifender Weise dar- lcgie. Die Predigt machte sichtlich einen tiefen Eindruck auf die Gemeinde. — Die von '/,b Uhr an im Saale des Unger- schcn Gasthofe« abgehaltene Nachvcrsammlnng war, auch von Gliedern auswärtiger Gemeinden, sehr zahlreich besucht. Nach dem Gesänge mehrerer Liedervcrsc, leitete dcr Vorsitzende des Verein« Herr ?. Böttrich-Eibenstock dieselbe mit einer An sprache ein, in welcher er nach einem an die Gemeinde aus gesprochenen Danke von dcr großen Bedeutung dcr Bibel für das evangelische Volk handelte und über den Stand der Bibelsache an« dem 1895er Jahresbericht dcr sächsischen Hauptbibelgesellschaft rcferirte. Hierauf legte Herr I'. Harten stein aus Schönheide in längerer Rede dcr Versammlung die Wichtigkeit der Bibel al« Familienbuch und die Abhaltung von HauSgotteSdiensten an« Herz. Nachdem Herr Bürger meister Or. Körner - Eibenstock Mitthcilungen über die Kassen Verwaltung gemacht, und Herr Diaconu» Rudolph-Eibenstock die von dcr Bibelgesellschaft geschenkten 10 Bibeln mit einer angemessenen Ansprache Kindern an« dcr Sosacr Gemeinde überreicht halte, ergriff der Herr Festpredigcr noch einmal da« Wort und gab in seiner eigenartigen, ebenso geistreichen wie volkSthümlichcn Weise noch eine Auslegung der christlichen Stundcnuhr. Mit Gesang und dem Gebe« de« OcktSpsarrers schloß die Versammlung. Die bei dem Gottesdienste ge sammelte Kollekte hatte den erfreulichen Ertrag von 38 M. 21 Ps. Da« so wohl gelungene Fest hat gewiß allen Bc- theiligten reichen Segen gebracht. h. Der Prinz von Wale« grüßte Die russi'chc Kaiserin-Wittwe wird