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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189510032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951003
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-03
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Monat
1895-10
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Jahr
1895
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Jahrhundert an sich vorbei ziehen sehen. E» war ein alte», mächtige» Geschlecht, dem e» zum Heim diente, mächtig durch Geld und Besitz; denn die Zeit war vergangen, da da« alte Hau» zur Burg, da« zahllose Gesinde zu Kriegsknechten wurde, ruhig und einsörmig floß heute da» Leben hinter Kontobücher und Zahlen dahin. Der alte Herr Christian Wölwung war ein hagerer, ernster Mann, auf dessen glattem, schmalen Gesicht selten ein Lächeln erschien; seine scharfen, dunkle» Augen hatten einen eigenen durchdringenden Blick, den da« ganze Personal fürch tete, seine ruhige Stimme einen so kühlen, erkältenden Klang. Er war niemals freundlich oder herablassend gegen seine Unter gebenen, — selbst der alte Buchhalter de« Hause» erhielt nie ein gütige» Wort, — nie herzlich gegen seine beiden Kinder. Und doch hätten beide eine zärtliche Zuneigung verdient; denn Arwed war nicht nur ein kluger, au«gezeichnct begabter, sondern auch ein schöner junger Mann mit tadellosem Be nehmen, und Elisabeth ein liebliche«, sanfte« Mädchen mit einem gütigen, liebevollen Herzen. Gegen die Tochter jedoch verhielt sich der alte Handelsherr sogar kühl, ablehnend ; denn ein Schaden am Fuß, der Elisabeth» Gang beeinträchtigte, verhinderte ihn, mit ihrer äußeren Erscheinung zu prunken. Da galt e« dem alten Hause durch den schönen Sohn neuen Glanz zu verleihen, und dazu diente am besten eine Heirath mit der reichen Erbin de« verstorbenen Herrn Bekkcrson in H . . .. Unter den befreundeten Vätern war diese Ehe längst beschlossen gewesen, und die Kinder gehorchten, — Arwed, weil er keinen Grund zur Weigerung sah, — denn der freie Besitz einer Million war immerhin angenehm, — und die Braut? Man hatte sic wohl nicht gefragt. „Eine Guirlande hätten sic doch wenigsten» anbringen können," sagte der Buchhalter, Herr Mohn, indem er au» den Fenstern de« Kontor» einen schnellen Blick aus den großen Hof und die geöffnete EingangSthür warf, — „na, der jungen Frau sei Gott gnädig, wenn die so ist wie Fräulein Elisabeth. Meine Alte und ich sind zu Fuß eingezogen in unser Heim, aber bereut haben wir c« beide nicht, und tauschen möchte ich auch nicht mit dem jungen Herrn trotz seine» ReichthumS." Dabei schüttelte der alte Mann sein ergraute« Haupt und griff wieder zur Feder. Dann aber erhob er sich und trat an da« unvcrhüllte Fenster; denn eine Equipage war in den Hof gerollt, und nun sprang Arwed heraus und bot einer Dame die Hand. Der alte Buchhalter konnte sie deutlich sehen, Ivie sie dastand, mit angstvollen Blicken das große düstere Hau« überfliegend, ein banges Lächeln um den kleinen Mund, auf dem zarte», schönen Gesicht Schmerz und Trauer; er konnte deutlich sehen, wie sie ihres Mannes Hand losließ und einen schnellen Schritt vorwärts machte, hinein in den düsteren Treppenflur, hinein in das Haus, das ihr eine Heimath sein sollte von heute an, — dann setzte sich der Buchhalter abermals an die Arbeit. Die junge Frau halte die breite Treppe erstiegen, auch in der oberen Etage war kein Kranz, kein Blumenschmuck, kein freundliches Willkommen, nur am Eingang zu ihren Ge mächern stand vornehm — ruhig Herr Christian Wölwung und begrüßte sie: „Ich heiße Sie willkommen, Frau Tochter!" Das weiße Frauengcsicht wurde noch um einen Schein blässer, die großen, dunklen Augen hefteten sich wie flehend auf des alten Patriziers Antlitz, ihre Lippen zuckten. Da ließ Arwed ihren Arm, den er wieder ergriffen hatte, frei, und seine volle ruhige Stimme sprach: „Treten Sie ein, Felicitas, hier ist Ihre Wohnung." Seine hohe Gestalt verneigte sich abschicdnehmend, wäh rend er die Thür sür sie öffnete; dann trat er zurück, die schwere Portiere rauschte zusammen, und da stand Felicitas wie erstarrt mit gefalteten Händen und blickte unverwandt aus den silberblumigen Vorhang, al« solle ihr von dort her Trost und Hilfe kommen. Sie sah nicht den schweren Prunk um sich her, nicht die reiche Flucht der Gemächer, ihr Herz zog sich in Heimweh und herbem Schmerz angstvoll zusammen, sic hörte die kühle, formelle Anrede ihres Gatten, und schwere, glühende Thränen benetzten ihre Wangen. Von dem steifen, alten Handelsherrn, der sie Frau Tochter genannt, der ihr nicht einmal die Hand gereicht, begehrte sie nicht«; aber von Arwed, von ihrem Gatten, hatte sic andere« erhofft. An der Schnelle zu ihren Gemächern, dicht an der EingangSthür, fiel Felicitas aus einen Stuhl und rang ver zweifelt die Hände. „Papa, Papa!" schrie sie laut auf, „da« kannst du nicht gewollt haben, so elend sollte dein Kind nicht werden. Laßt mich hinan«, ich will nach Hause!" Und ein Medaillon unter dem Kleide hervorziehend, au« dessen aufspringender Kapsel sie ein edle«, weißumlockte» Männergesicht anlächelte, bedeckte sie mit Küssen und Thrä- ncn, immer dazwischen klagend: „Papa, lieber Papa!" Und unter ihrem Schluchzen dachte sie an den theuren Verstorbenen, an ihr eigenes sonniger, blumendurchduftete« Hau«, da« sie verlassen hatte, um cinzuziehcn in Todeskälte und Schweigen, und die süße Erinnerung überwältigte sic immer mehr, so daß sie aufsprang und hinaureilcn wollte. Da faßten zwei Hände ihre Rechte, und eine sanfte Stimme sagte: „Zürne mir nicht, liebe Felicitas, ich mußte Dich will kommen heißen." Die junge Frau wandte sich überrascht herum und blickte mit ihren schönen, dunklen Augen in ein leidende«, aber lieb liche« Mädchcngesicht, da« sich jetzt herzlich an ihre Schulter schmiegte. „Elisabeth!" e« klang wie ein Jubelschrei, — „ja da« bist Du, da« mußt Du sein. Gott segne Dich, daß Du zu mir kommst, Gott segne Dich!" Und die schlanke, hochgewachsene Felicita« umschlang die zarte, zerbrechliche Mädchcngestalt vor ihr so fest, al« könne ihr von derselben Hilfe kommen. Elisabeth lächelte und löste sanft Hut und Schleier von der Schwägerin Haar, während sie freundlich sagte: „Schon heute Thränen, Felicita»? Sei nicht so trostlos, e« wird Alle» gut werden." „Nein, nein," wehrte die junge Frau hastig, — „c» ist schrecklich hier, ich " plötzlich flog eine heiße Röthc über ihre Wangen, sie hielt inne. Sollte sie e» wirklich au«sxrechen, diese»: ich will gehen, ich will heimkchren in mein Vaterhaus? Wa« nützte ihr da«! Zwang sic damit den Mann, dem ihr Herz gehörte, ohne daß er c» mußte, zu ihren Füßen? Wurde sie dadurch seiner gütigen, herzlichen Worte theilhaftig? Sic richtete sich stolz empor, ihre Lippen zuckten. Nein, nein, bleiben wollte und mußte sie, schon um der Welt willen, vielleicht hinwclken und sterben in der Ei«almosphäre diese» Hauser, aber bleiben und dulden, da» stand fest. „Komm, Elisabeth", sagte sie mit völlig veränderter, be herrschter Stimme, „laß un« nicht länger hier im Eingang verweilen," und schnellen Schritte» ging sic voran in die an deren Räume, die mit großer Pracht, aber in dunklen, glanz losen Farben au»gestattet waren. Der steife Brokat sank faltenlos von Thüren und Fenstern aus da« Parkett herab, die kostbaren Möbel standen in peinlicher Regelmäßigkeit an den Wänden, Lust und Licht schienen verbannt zu sein. Ein müde« Lächeln spielte um die Lippen der jungen Frau. Hier also sollte sie leben? Ohne Sonnenschein und Blumen, die sie sonst so froh gemacht hatten; ob c» wohl möglich war? Elisabeth« sanfte, blaue Augen ruhten forschend auf ihr, dann sagte sie freundlich: „Hat man Dir gesagt, Felicita«, daß Papa Dich um drei Uhr dem Personal vorzustellen wünscht? Ich glaube, e« ist Zeit, daß Du Dich dazu ankleidest." „Ich hatte e« fast vergessen," gestand die junge Frau, „ich möchte lieber bei Dir bleiben, Elisabeth." Fräulein Wölwung lächelte und reichte Felicita« ihre feine Hand: „Laß un« Schwestern sein," bat sie herzlich, „habe Ver trauen zu mir, Felicita«! Man darf in diesem Hause kein Herz haben, da« ist wahr; aber soviel ich gut machen kann an Dir, will ich thun. Wenn Dir meine Gesellschaft ge nügt, sollst Du niemals verlassen und einsam sein." Neidlos half sie dann die schlanke Gestalt der Schwägerin in ein Helles, seidene« Gewand hüllen und strich schmeichelnd über da« reiche, dunkle Haar derselben. Dann ging sie einem Mädchen entgegen, da« knixcnd da« Zimmer betrat, indem sie sagte: „Diesmal, Justine, ist Frau Wölwung schon angekleidet." „Treten Sie näher!" und Felicita« winkte freundlich mit der Hand, „Sie können mir einen Dienst leisten, Justine! Hier sind die Schlüssel zu meinen Koffern, bringen Sie die Sachen unter und hängen Sie da« Porträt, da« Sie finden werden, über mein Bett. Aber recht vorsichtig, e« ist mein geliebter Papa." Dann ging sie, Elisabeths Arm nehmend, in« Nebenzimmer, Justine überrascht zurücklassend. Da« also war die junge Frau Wölwung? So hatte Niemand im Hause sie sich vorgestellt, Justine am wenigsten. Sie war ja schön und holdselig wie ein Bild, kein bischen stolz und hoch- müthig, und eine Stimme hatte sie wie Glockenton. „Komm, liebe Elisabeth," sagte Felicita« indessen, einen Blick auf die vergoldete Stutzuhr auf dem Kaminsims werfend, „c« ist drei Uhr, laß uns gehen." Da« junge Mädchen wich erröthcnd zurück. „Ich kann Dich nicht begleiten," kam e« stockend von ihren Lippen, „zürne mir nicht, theure Felicita»; will Papa glänzen, erinnert er sich ungern meiner." „Du meinst also, wir müßten unsere Zusammenkünfte verheimlichen?" fragte Felicita« mit blitzenden Augen. „Nein, Elisabeth, da« wird nicht geschehen, da irrst Du! Ich werde meine Handlungen zu vertreten wissen, auch vor Deinem Vater. Heute bleibe denn, wenn Du willst; aber ich werde den Weg zu Dir finden, und Niemand soll mich zurückhalten." Und mit einer stolzen, schnellen Bewegung näherte sich Felicita« der Thür, vor der sie kurz vorher verzweifelnd ge sessen hatte, und öffnete sie. In demselben Augenblick wurde dort drüben die Portiere auseinander geschlagen, und die beiden Wölwung erschienen auf der Schwelle. Sichtlich überrascht blickte Christian auf seine Schwiegertochter, während Arwed gedankenlos seinen dunklen Bart strich und gleichgültig duldete, daß sein Vater sein junges Weib die Treppe hinabführte. (Fortsetzung folgt.) vermischte Nachrichten. — Koburg, 1. Oktbr. Im benachbarten Neustadt ist heute Nachmittag zum fünften Male innerhalb vier Wochen Großfeuer auSgebrochcn. Drei Wohnhäuser stehen in Flammen. — Eine neue Bedrohung unserer Landwirth- schaft bildet die Einfuhr von lebendem Vieh au« Australien. Vor einiger Zeit wurden in Sidney 7000 lebende Ochsen auf dem großen Dampfer „Southern Croß" eingcschifft, um nach Europa geführt zu werden. Wenn diese erste Beförder ung von lebendem Vieh aus eine Entfernung von 12,000 See meilen in großem Stile gelingt, wird diese» neue AuSsuhr- geschäft von Australien nach Europa bedeutenden Umfang annehmen. -Durchschlagskraft unseres Militärgewehre«. Bei dem badischen Pionierbataillon Nr. 14 schoß sich der beim Wachkommando zurückgebliebene Sergeant Doll au« Sasbach walden bei Achern mit seinem Dienstgewehr eine Kugel durch den Kopf; kurz nach seiner Verbringung in'S Straßburger Garnisonlazareth verstarb er. Al« Motiv wird unglückliche Liebe angegeben. Die Durchschlagskraft des 8 Mm.-GewehrS zeigte sich auch hier wieder geradezu unheimlich. Außer dem Kopf de« Selbstmörder« durchschlug die Kugel noch zwei Stubcndecken, in der zweiten Stube einen Holzstuhl und erst durch da« Aufschlagen auf einen eisernen T-Träger im dritten Plafond wurde sie platt gedrückt. — Zähe« Leben einer Henne. Als Lehrer F. in K bei Bartenstein i. Ostpr. im vorigen Monat sein Ge treide einfahren ließ, wurde eine im Scheunenfach Eier legende Henne von den Arbeitern unabsichtlich mit Garben bedeckt. Kürzlich fand man dieselbe beim Aufräumen de« Fache« auf dem Neste sitzend vor. Das Thier, welches fast vier Wochen ohne jede Nahrung gewesen, lebte noch, war aber zum Skelett abgemagert und konnte sich nicht bewegen. Durch gute Pflege gelang e«, dasselbe soweit zu kräftigen, daß c« jetzt bereits im Stande ist, mit den anderen Hühnern auf dem Hose umher- zugehen. — Die erste Feuerspritze. E» war ein kunstreicher Meister Han» Hautsch, Zirkelschmied und Bürger von Nürn berg, der im Jahre 1658 die Feuerspritze erfunden und da erste Exemplar gemacht hat. Die Beschreibung dieser ersten Feuerspritze lautet folgendermaßen: „Die große Wassersprützen, so inwendig von Kupfer, Mössing und Eisen gemacht, ist auf eine Schlaiffen gerichtet, daß mau dieselbe in Nöthen alsbald anspannen, sortführen und an seinen Ort, gegen da« Hau» über, so da brennt, setzen kann ; hält in sich an Wasser sieben- zig Brunnen-Eimer, hat zwei Kästen, da man immer Wasser hineinschütten muß; auf jeder Seiten ist eine lange Stange, daran 20 bis 24 Mann ziehen können; je mehr ihrer sind und je stärker sie ziehen, je stärker und höher die Sprützen geht, und können 24 Mann da« Wasser auf80—100 Schuh in die Höhe bringen. Oben aus dem Kasten muß eine Person stehen und die Sprühen regieren und hin und wieder leiten. Die kleine Sprützen ist ganz von Kupfer, Mössing oder Eisen und kann von einem Mann bedient werden. — Fürst Bismarck war bekanntlich ein entschiedener Gegner der neuen Orthographie, welche der Ex-Kultus minister von Pnttkamer den Schulen aufoctroyirt hatte und welche noch heute die größte Konfusion in der deutschen Recht schreibung bewirkt. Bei einem Diner, welches der damalige Reichskanzler im Jahre 1880 den Bevollmächtigten zum BundeSralh im Reichskanzler-Palais gab, brachte er da« Gespräch unter Anderem auf die neue Orthographie,. gegen die, als eine ganze unnütze Beengung der individuellen Frei heit, er gewaltig zu Felde zog, zur großen Verlegenheit de« anwesenden Minister« Hofmann, der die Unvorsichtigkeit ge habt hatte, von ReichSkanzleramtswegen die neue Puttkamerschc Orthographie den Bundesregierungen zu empfehlen, ohne dem Reichskanzler darüber Vortrag erstattet u. seine Genehmigung eingcholt zu haben. In seiner Auffassung von der individuellen Freiheit jede« einzelnen Deutsche» in Betreff der Rechtschreib ung ging der Fürst allerdings weit. Er erkannte namentlich auch gewisse Schreibarten innerhalb der Familien an und erzählte au« seiner Familie von der eigenthümlichen Sprachbildung seine« Vaters. Der habe für da« Wort „jagen zweierlei Imperfecta gehabt: wenn er auf der Jagd gewesen sei, habe er gesagt: „ich jagte"; wenn er aber recht scharf geritten sei, habe er gesagt: „ich jug". — Von einem Friedensrichter in der russischen Stadt Mitau erzählt man folgende« salamonische« Uriheil: Ein Freund klagt über den anderen, weil er die geliehene Summe von 50 Rubel nicht zurückerhalle» kann. Bei der letzten Mahnung hatte der Schuldner geäußert, er werde die schuldige Summe am Tage de« „Heiligen Heinrich" (den man in Rußland nicht kennt) zahlen. Nun wurde er vom Freund verklagt. Der Friedensrichter fragte, ob der Schuldner die Aeußerung betreffs des „Heiligen Heinrich" wirklich gcthan habe. Auf dessen Bejahung ließ der Friedens richter sich einen Kalender reichen und sagte dann mit größter Ruhe: In vier Tagen haben wir den „Allerheiligenlag", unter ihnen muß also der „Heilige Heinrich" mit inbegriffen sein, folglich hat der Schuldner an diesem Tage unbedingt seinem Gläubiger zu befriedigen. — Auch eine „Höllenmaschine". Bei einem Berliner Postamte gab kürzlich ein Unbekannter eine Papp schachtel aus, die „an die Akrobatentruppe Allison, z. Z. im Etablissement Battenberg in Leipzig", adressirl war. In Leip zig hörte ein Postbeamter bei der Abfertigung der Sendung ein verdächtiges Geräusch au« der Kiste dringen, er machte Anzeige, und ein höherer Beamter erschien, der unter athcm- loser Spannung der Umstehenden die unscheinbare Papp schachtel untersuchte. DaS Resultat seiner Untersuchung war die Anordnung der Oeffnung der verdächtigen Schachtel von sachkundiger Hand. Mit der größten Vorsicht wurde hierbei zu Werke gegangen, doch plötzlich stoben alle Anwesenden aus einander — das Räthscl war gelöst. Am anderen Tage erhielt die Akrobatentruppe die an sie adressirte Pappschachtel mit dem amtlichen Vermerke auSgchändigt: „Von der Post geöffnet! Inhalt waren drei lebende Mäuse; dieselben sind bei der Oeffnung entsprungen." — Ungewöhnlich dumm scheint ein Dienstmädchen zu sein, das in das Krankenhaus von Charlotkenburg eingelicsert wurde. Bei ihrer Vernehmung wußte die 26jährige Person nicht einmal ihren Geburtstag anzugebcn; sie wußte, daß sie noch einen Bruder und eine Schwester hat, ob diese aber leben, weiß sie nicht; in einem Orte bei Bütow hat sie fünf viertel Jahre gedient; wie der Ort heißt, ist ihr unbekannt. 'Nach ihrer Wohnung gefragt, gab sie eine Straße in Wil mersdorf an, die Nummer wußte sie nicht! Als sie endlich das Protokoll unterzeichnen sollte, mußte sie drei Kreuze machen, da sie nicht schreiben kann. — So geschehen im Jahre des Heils 1895! — Eine „Soldatenbraut", die sich mit Würde in'S Unvermeidliche zu fügen weiß, ist Fräulein Minna F., Küchen fee in Danzig, die an ihren nach Lauenburg entlassenen I28er folgenden wörtlich abgcdruckten Brief gesandt hat: „Libe Frans! Ich will nur dich mideilen, da» iS nuscht mer. Weil du entlassen wirscht mihr untrei und bloS doch zu Nähren gemacht sacht mein Herren seinem Frau. Und darum bin üch zu schal als immerwescnde Junksrau. Und ich hab mich gantz annrc Schads angcschafst und i« vil großer als du und geivest Huntrowsihr und du »ich mal kein Gefreit! Darum iS au« brauch« nich zu weinen ich auch nicht. Adche besten Gruß. Meine Fohtgrawü schmicß wcch! Minna." — Höchst unwahrscheinlich. Er (nach dem Theater): „Nun wie hat Dir das neue Stück gefallen?" — Sie: „Ganz nett. Etwa« ist aber unwahrscheinlich: Der zweite Akt soll drei Jahre nach dem ersten spielen, und darin kommt noch immer dasselbe Dienstmädchen auf die Bühne." — Anzüglich. Frau eine» Bauunternehmer«: „Wir werden diesen Sommer nach der Schweiz gehen, wir haben e« ja dazu, auf die Berge darf mein Mann nicht mit seinem Schwindel." — Besucher: „'Na, in den Alpen kennt ihn ja Niemand." Vor- und nachher. Run sind sie glücklich Frau und Mann, Das Kriegen ist nun abgethan. Vorüber ist der schöne Wahn, Denn jetzt geht das — Bekriegen an! Mittheilungen des Königs. Standesamts KiSensiack vom 25. September vis mit 1. Oktober 1895. Aufgebote , n. hiesige: Vueut. 1>. auswärtige: Vacut. ivheschließunyen: 58) Der Kaufmann Gustav Emil Kretzschmar hier mit Anna Frrederica Förster hier. Geburtsfälle: 229) Clara Elise, T. des Maschinenstickers Carl Ludwig Heymann hier. 230) Martha Helene, T. des Maschinenstickers Otto Friedrich Heymann hier. 231) HanS Erich, S. deS Musikers Her mann Adolf Kober hier. 232) Willy Hermann. S. deS Schuhmacher- Hermann Joseph FuchS hier. 234) Marianne Magdalene, T. deS Eisen- gieberS Friedrich Gustav Viehweg hier. 235) l S. dem Kaufmann Robert Mohl hier. 236) Melitta Martha, T. de- Handarbeiters Fried rich August Alexander Zimmermann hier. 237) Paul Georg, S. de- GeschirrführerS Gustav Moritz Oppe hier. Hierüber: Nr. 233) 1 unehel. Geburt. Sterbefalle: 177) Emil Oskar. S. deS Maschinensticker- Albert Emil Riebner hier, 13 T. 178) Helene Hermine, T. de- Handarbeiter- Heinrich Gottlieb Weigel hier, 13 T.
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