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Amts- Md AiiMMlitt für den «»scheint , * 1 1 /4^ s sll I Ab-nnement ME Seyrk des Amtsgerichts CibMoch serlionspreis: di- kleinsp. len, sowie bei allen Reichs- »».,«« und dessen MmgeSung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bohn in Eibenstock. ' 42. Jahrgang. / 1»L. Dmmcrftag, den 7. November I8N» Gcmcmschaftlichc Sitzvoa der Wtischelt Cottegicii Areilag, de» 8. Movemver 1895, Dvends 8 ?lt)r' im Ratfthaussaale. Eibenstock, am 4. November 1895. Der Raly der Stiidt. Der StMvcrordlictcn-Borstchcr. I»,-. Körner. Wilhelm Dörffel. V«8s«8or«I»uiizx: Wahl eines zweiten Vertreters der Stadt Eibenstock in die Bezirksversammlung. 10. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Colleaiums Sreitag, den 8. Mvemöer ds. As., Ävends 87- Wr im Rathhaussaale. Eibenstock, am 5. November 1895. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Wilh. Dörffel. V«N«8<»r<Iiiunzx: 1) Wahl eines Rathsmitgliedes. 2) Erklärung der Forstrevierverwallung, Beihülfe zur Herstellung des Sosaer Weges betr. 3) Ralhsvorlage, die Festsetzung der Baufluchtlinie für die untere Crottenscestraße betr. 4) Bildung einer Commission zur Vorbcrathung mehrerer die Gasanstalt betreffende Angelegenheiten. 5) Ernennung von Wahlgehülfen zur Stadtverordnetenwahl. Hierauf geheime Sitzung. Wegen des mit Ende dieses Jahres erfolgenden Ablaufs der Wahlperiode macht sich für die Orte Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheidt, welche einen gemeinschaftlichen Wahlbezirk bilden, die Neuwahl zweier Abgeordneten zur Bezirks versammlung erforderlich. Die Vornahme dieser Wahl, deren Leitung dem Unterzeichneten übertragen mor den ist, soll Dienstag, den 18. November 189Z, Nachmittags 5 Uhr stattfinden nnd werden daher die Stimmberechtigten hierdurch eingcladen, sich zur an gegebenen Zeit in dem zum Wahllokal bestimmten Sitzungszimmer des hiesigen Rath hauses einzufinden. Schönheide, am 2. November 1895. Lrustav Haupt, Kemeindevorstand. Aus Deutschlands großer Zeit. Zur Erinnerung der 25jähr. Gedenktage de« Krieges 1870/71. 36. (Nachdruck verboten.) Frankreich im November l87ff. Die Kapitulation von Metz machte in Frankreich einen sehr tiefen Eindruck, einen tieferen, al« alle vorhergegangenen- und al« alle nachfolgenden Ereignisse. Da« Gros der Be völkerung, — jene große Masse, die nicht au« der Politik ein Gewerbe macht und etwas zu verlieren hat, — war nunmehr dem Frieden geneigt, war auch mit der Abtretung von Elsaß- dothringcn einverstanden, natürlich nur, um zunächst Ruhe zu bekommen, in nicht zu ferner Zukunft aber das Verlorene wieder zu holen. Diese Politik hätte einen Sinn gehabt; denn jetzt, nach dem Falle von Metz, hätte man immerhin eher Frieden schließen können, als nach der Katastrophe von Sedan. Vom deutschen Standpunkte au« wäre dieser Frie densschluß verfrüht und deshalb nicht wünschcnSwerth gewesen; zum Glück für Deutschland war in Frankreich die Stimmung der maßgebenden Kreise, der Regierung, grundverschieden von der Volksstimmung. Da» Sand beugte sich jetzt gerade so dem Despotismus des Oppositionsführer«, wie e« sich vorher dem kaiserlichen Despotismus gebeugt hatte. Noch ehe man in Frankreich ob der Metzer Katastrophe zur Besinnung kam, erschien eine Proklamation der Regierung zu Tour«, von Gambetta unterzeichnet, in welcher in glühend-patriotischen Worten der Kamps bi« aufs Wasser proklamirt wurde. Aber auch La« Wort „Verrath" erschien bereit«, womit man die Niederlagen, vor allem den Fall von Metz zu beschönigen ge dachte. In einem Ausrufe an die Armee sagte Gambetta: ..Soldaten, ihr wurdet vcrrathen, aber nicht entehrt; jetzt, wo ihr eurer unwürdigen Führer entledigt seid, kämpft für die Rettung des Vaterlandes." Der alte Thier«, Frankreich« bedeutendster Staatsmann damaliger Zeit, war von seiner Rundreise an die europäischen Höfe zurückgekehrt. Wenn die Männer, welche seit dem 4. September in Frankreich da« Ruder führten, vielleicht geglaubt haben mochten, Europa werde sich zu Gunsten einer au« dem Augenblick heraus geborenen Regierung in'« Mittel legen, so war der greise Staatsmann denn doch zu klug, al« daß er seine Reise zu einem anderen Zwecke unternommen hätte, al» um ev. Vermittelung der europäischen Cabinete anzurufen. E« hieße, die Wahrheit zu leugnen, wenn man sagen wollte, die Sympathien der meisten Staaten seien nicht aus Frank reich« Seite gewesen; aber bi« zur Bethätigung dieser Sym pathien mit den Waffen war eben noch ein weiter Schritt. Der greise Staatsmann fand überall den höflichsten und freundlichsten Empfang, aber nur in Oesterreich verflieg sich der Minister Graf-Beust zu dem Gedanken einer europäischen Gesammtaktion gegen Deutschland, jedoch mit dem Vorbehalte, daß der Anfang nicht von Oesterreich gemacht werben könne. So war denn Thiers am 2l. Oktober unverrichteter Sache nach Paris zurückgekehrt. DaS einzige, was von Seiten der neutralen Staaten geschah u. geschehen konnte, war, die Möglichkeit eine« Waffen stillstände« anbahncn zu helfen, während dessen in Frankreich Wahlen stattfinden konnten und da« Land seinen Willen be züglich des Frieden« kund geben konnte. Von deutscher Seite hatte man daran ein entschiedene« Interesse; nur so war e» möglich, zu einer Verhandlung mit einer legitimen Regierung zu kommen. Graf Bismarck erklärte da« in einer Denkschrift vom 4. November, indem er zugleich die schreckliche Lage dar legte, in welche ein zu lange fortgesetzter Widerstand die 2 Millionen der Pariser Bevölkerung bringen würde; e« wäre bei einem bi« zum äußersten Augenblicke fortgesetzten Wider stande nicht möglich, dann Lebensmittel in genügender Menge und zur rechten Zeit zur Stelle zu schaffen. Er wies auch auf die geringen Aussichten de« Widerstande« hin; in den Gefechten, die bi« dahin vor Pari« stattgehabt, hatten die französischen Truppen nicht einmal vermocht, auch nur die vorderste Linie der CcrnirungStruppcn zurückzuwcrfen. Am 10. November erwiderte Gambetta da« Rundschreiben, indem er betonte, die Gefechte seien für Frankreich siegreich gewesen, die preußische Armee leide selbst Mangel, sie sei entkräftet und demoralisirt re. Auch Frankreich wünsche den Frieden und dieser müsse ein dauerhafter sein. Für Deutschland war e« ein kritischer Augenblick. War die französische Regierung klug genug, durch Ausschreibung von Wahlen da« Land zu befragen, so kam e« wahrscheinlich sehr bald zum Frieden, der dann sicherlich kein dauernder sein konnte. Die Nation hätte die Niederlagen dem Kaiserreiche und dem „Verrathe" ausgebürdct, sich selbst und ihr Paris für unbesiegbar gehalten und binnen Kurzem sich auf einen neuen Krieg, einen Krieg der Rache gerüstet. Indeß war nicht nur die französische Regierung selbst unklug genug, nicht an die Zukunft zu denken, sie war auch allzusehr abhängig von jenen Elementen der Straße, der sic ihr Bestehen zu danken hatte. Am 30. Oktober erschien, mit GelcitSbriefen der Regier ung von Tour« versehen, Thier« in Versailler, begab sich nach Pari«, um dort die nöihigen Vollmachten zu holen und kehrte dann nach Versailles in'« feindliche Hauptquartier zu rück, wo nun die Wafscnstillstandsfragc zwischen ihm und dem Bundeskanzler in mehrfachen Unterredungen verhandelt wurde. Bismarck erklärte sich bereit, eine» Waffenstillstand von 28 Tagen auf Grund des einfachen augenblicklichen Standes der Dinge abzuschließeu. Während des Waffenstillstandes sollten in Frankreich die Wahlen zu einer Nationalversammlung statt finden, für welche deutscherseits jede Erleichterung gewährt werde; auch im Elsaß solle gewählt werden. Jndeß Bismarck kannte seine Leute: die französische Regierung, welche dieses Entgegenkommen wohl al« Schwäche auslegen mochte, instru- irte ihren Unterhändler, nun auch die Verproviantirung von Paris für die Dauer diese« Waffenstillstandes zu verlangen. Man muß Bismarck bewundern, daß er gegenüber dieser naiven Anmaßung ruhig blieb. Wie gesagt handelte jedoch die Regierung nicht mehr frei; sie war abhängig von jenen Leuten, welchen sie beständig die Unbesicglichkcit Frankreichs, die Unmöglichkeit der Ein nahme von Paris, den Verrath der Generale vorgehalkcn, denen sie die Niederlagen al« Siege ausposaunt hatte. Sehr richtig fragten diese Elemente, wozu der Waffenstillstand solle, wenn die deutsche Armee dem Hungcrtode nahe und aufge rieben sei. Die Führer jener Hefe de« Volke« glaubten jetzt ihre Zeit als gekommen. Am 31. Oktober Nachmittag«, al« die Regierung auf dem Stadthaus versammelt war, erschien zunächst eine Deputation, welche jedoch nur die Avantgarde der jetzt rasch und unaufhaltsam cindringenden Pöbelmasse war. 'Nach einer mehrstündigen, wilden Scene war glücklich wieder einmal eine provisorische Regierung ernannt, bestehend aus grimmigen Fanatikern, wie Flourcn«, Milliur«, DeleScluze, Blanqui, Felix Pyat, unter denen selbst ein Rochefort nicht mehr al« voll galt. Die Mitglieder der Regierung wurden al« Geißeln behalten; ihr Leben hing an einem Faden und e« ist wie ein Wunder, daß sie c« behielten. Um 8 Uhr wurden einige von ihnen, Trochu, Arago, Ferry, durch einen muthigcn Angriff eine« Bataillon« 'Nationalgarde befreit, in dem Getümmel entkam auch Picard, der seinen Kopf soweit beisammen hatte, um nun Generalmarsch schlagen zu lassen und eine Anzahl zuverlässiger Nationalgarden zusammenzu bringen, denen e» denn auch spät in der Nacht gelang, die Männer von Belleville, welchem Arbeiterviertel die Rotte größtentheil« augehörte, zu vertreiben und die übrigen Re gierung-Mitglieder zu befreien. Diese hatten, namentlich Jule« Favre, unter den Händen der Aufrührer einen rühmlichen persönlichen Muth bewiesen; sie waren jedoch nach Beendig ung de« Aufruhr» nicht entschlossen genug, energisch gegen die Hochverräther vorzugchcn. Die Regierung ließ sich viel-