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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189510299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951029
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-29
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Monat
1895-10
-
Jahr
1895
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Am 31. Oktober gab c« nvck rin ganz geringfügiges (Geplänkel, dann aber war eS einen ganzen Menai lang slili vor Paris. Nur hi» und wieder feuerien die Geschütze der ForlS ans die demjchcn Stellungen. Manch kühner Borposlrn- streich wurde den den deutschen Offizieren und Mannschaften auSgcführi. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die „Brrl. N. N." schreiben: Wiewir au« FriedrichSruh erfahren, ist das Befinden Sr. Durch laucht des Fürsten Bismarck, von den zeitweise immer wie der auslrclcnden GcsichtSschinerzen abgesehen, erfreulicherweise ein ausgezeichnetes, wie sich das auch in der regelmäßigen Bewegung im Freien, zu Fuß und zu Wagen bekundet. Das Antlitz ist wieder voller geworden und hat auch seine rosige Farbe wiedcrgewonnen, das Auge blickt hell und klar wie in seinen besten Tagen. Weniger befriedigend ist dagegen das Befinden seines treuen Arztes, dcS Geh. Rath Professor Schwenniger, der sich in Folge von Ucberarbeilung für län gere Zeit große Schonung aufcrlegen muß. Hr. Geh. Rath Schwenniger wird daher bis gegen lande des Jahres in Fricd- richsruh bleiben, zur Erfüllung seiner amtlichen und akade mischen Pflichten zweimal wöchentlich nach Berlin kommen, aber auf die Ausübung einer größeren Praxis für die nächsten Monate verzichten. — Im RcichSpostamt ist neuerdings die Frage einer Erweiterung der Sonntagsruhe für die Postbeamten in Erwägung gezogen und den Obcrpostdirektionen anheim gegeben worden, wenn möglich durch Einschränkung des Schal terdienstes an Sonn- und Festtagen eine ausgedehntere Sonn tagsruhe herbeizuführen. Es bleibt den Oberpostdirektionen überlassen, diese Frage je nach den örtlichen Bedürfnissen zu regeln. — Für die Landbricsträger soll mit dem Beginn deS nächsten EtatSjahreS eine Gehaltsaufbesserung statt finden. So soll, wie die „Post" vernimmt, bei der Ausstell ung des Etats der Reichspost- und Telegraphenvcrwaltung eine bestimmte Summe zur Aufbesserung der bisher schlecht besoldeten Beamten in Vorschlag gebracht sein. — Oesterreich-Ungarn. Der NationalitätShadcr greift in Ungarn um sich. Die kroatische Sludentenschast in Graz veröffentlicht eine ZustimmungSkundgcbung an ihre Brüder in Agram. In der Kundgebung, der 91 Studenten zustimmlen, heißt eS unter Anderem: „Ihr habt also so ge handelt, wie auch wir gehandelt hätten. Im Herzen eines jeden kroatischen Patrioten besteht eine Feindschaft gegen die Magyaren. ES geziemt weder der Ehre noch dem Stolze und dem Nutzen unseres Vaterlandes, der Magyaren Freund zu sein." Das „Grazer Tageblatt", das die Kundgebung der kroatischen Studentenschaft veröffentlichte, wurde mit Beschlag belegt. — Belgien u. Holland. Wohin man gelangt, wenn man den Sozialdemokraten die Zügel schießen l äßt, zeigt Belgien, wo die königliche Familie in den letzten Jahren mehr als ein Rial aus öffentlicher Straße in gröblichster Weise beschimpft worden ist und zwar erwiesenermaßen von sozialistischen Raufbolden. Aehnliche Niederträchtigkeiten sind auch in Holland keineswegs selten. Man berichtet darüber der „'Neuen Zürich. Ztg." empörende Einzelheiten: „Während deS jüngsten Besuches der Amsterdamer Ausstellung durch die beiden Königinnen wurden diese aus der Fahrt zum AuSstcll- ungsplatze von den Sozialisten' öffentlich insultirt. Ein be trunkener Bursche konnte sich sogar dem Hofwagcn nähern und der jungen Königin Wilhelmine eine SchnapSflasche zum Trinken anbieten, worüber diese derart erschrak, daß sie fast in Ohnmacht fiel. In ähnlicher grober Weise benahmen sich die Sozialisten während der Reise der niederländischen Maje stäten durch die Provinz Oberyssel. Ein katholischer Priester wurde vor Kurzem von einer Bande Sozialisten in dem Augenblick überfallen und mißhandelt, als er einem Sterben den die letzte Oclung überbrachte. Da» Gesindel führte um den Priester einen Tanz auf und trieb Spott mit den Hostien. Ein anderes Mal erzwangen die von einer Volksversammlung heimkchrenden Sozialisten den freien Uebergang über eine Brücke, bei der sonst eine Mauthgebühr zu entrichten ist. Erst dieser Tage versetzten die Amsterdamer Sozialisten die Einwohner der geschäft-reichsten Straße der Hauptstadt in derartigen Schrecken, daß alle Kaufleute au- Furcht vor Plünderung eiligst die Läden schloffen." — Jetzt ruft man in Holland allgemein nach Ausnahmegesetzen gegen die Sozial demokratie, ivas vor einigen Jahren noch einen Sturm sitt lichen Unwillens heraufbcschworcn haben würde und so ver pönt erschien, daß 'Niemand einen solchen „Frevel" wagen mochte. Vielleicht lernen wir in Deutschland davon. — Rußland. Der „Köln. Ztg." wird aus Kopen hagen zur Abreise der russischen Kaiserin-Wittwe ge schrieben, daß sie nach dem ursprünglichen Plane noch länger bleiben sollte, indcß die Nachrichten aus dem Kaukasus lauten so beunruhigend, nicht nur was das Befinden des Großfürstcn- ThronfolgcrS, sondern besonders auch was da« des gleichfalls brustleidendcn Großfürsten Alexander Michajlowitsch, des Ge mahl« der Tochter der Kaiserin, ikenia, betrifft, daß die Ab reise beschleunigt wurde. Die beiden kranken Großfürsten werden demnächst eine in unmittelbarer Nähe von Monaco für sie hergerichtete Villa beziehen, wo auch die Kaiserin- Wittwe einen Thcil des Winter« zu verbringen gedenkt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Oktober. Gestern Abend hatte sich eine Anzahl Herren, hauptsächlich dem Beamten- und Kauf- mann«slandc angehörig, im Saale der „Union" zur einer kleinen AbsckicdSfcicr für den nach Plauen versetzten Ober- zollinspector Hrn. IN', zur. Richter zusammengesunden. In verschiedenen Ansprachen wurde der schon nach so kurzem Aufenthalt hicrselbst erfolgenden TrcnnungSstundc gedacht und dabei hervorgehoben, wie der Scheidende so viele liebe Freunde zurücklaffe. Auch im Namen de« Kaufmännischen Vereins wurde de« Wohlwollen« und der Zuvorkommenheit Erwähnung gethan, welche Herr Obcrzollinspeclor IN . Richter gleich seinem Vorgänger den hiesigen Fabrikanten und Kaufleuten gegenüber im amtlichen Verkehr beobachtet hat. Auch wir schließen un gern dem wiederholt ausgesprochenen Wunsche an, daß es dem Hrn. Obcrzollinspector in seinem neuen Wirkungskreise recht wohl ergehen möge. — Eibenstock, 28. Oktober. Gestern Abend fand im Saale des Feldschlößchen unter Mitwirkung der hiesigen Stadtkapelle eine Vorstellung des Illusionisten- und Hof künstlerpaare« Agoston und Frau statt. Da eine derartige Schaustellung hier seit Jahren nicht geboten wurde, so hatte sich auch ein zahlreiche« Publikum eingesunken, welche« mit Interesse den Vorführungen beiwohnte. Dieselben zeigten manches Neue, hier noch nicht Gebotene. Morgen Dienstag findet, wie au« dem Jnseratentheil ersichtlich, noch eine zweite und letzte Vorstellung statt, zu deren Besuch wir hiermit auch an dieser Stelle aufmerksam machen wollen. — Leipzig, 26. Oktober. Bei dem großen Gedränge auf dem Dresdner Bahnhose bei dem Einzug Ihrer Maje stäten gelegentlich der Schlußsteinlegung des ReichSgerichlSge bände« brach dort in einer Länge von 15 in die eiserne Ein- srieoigung infolge Ueberlastung durch da« dieselbe besetzt hal tende Publikum zusammen. Hierdurch wurde ein Knabe er schlagen und 8 Personen «heil« schwer, theil« leicht verletzt. — Plauen. Am vergangenen Montag brannte in Chrieschwitz eine Scheune mit sämmtlichen darin enthal tenen Vorrächen und Geräthschaften nieder. Wie sich jetzt herauSgestellt hat, ist der Brand von zwei im 7. Lebensjahre stehenden Knaben veranlaßt worden. Einer der Knaben kaufte für einen Pfennig, der ihm vorher geschenkt worden war, von dem Besitzer der abgebrannten Scheune, dem Bäcker meister und Materialwaarenhändler Schneider, Streichhölzer und zündete bann Stroh an, da« er unter dem Scheuncnthor der Schneider'schen Scheune hervorgczogcn halte. DaS an dere Bürschchen stand inzwischen Wache. Ein vierjähriges Mädchen hatte den ganzen Vorgang bemerkt und davon zu Hause sofort seiner Mutter Mittheilung gemacht. Die beiden Knaben haben ihre Thal sowohl ihrem Lehrer, al« auch dem Gendarm in allen Einzelheiten erzählt. — Plauen, 24. Oktober. Unsere Stabt schein« ein Elborado für solche junge Mädchen zu sein, deren „höchste« Glück" in dem Bestreben liegt, die „andere Halste" zu finden. In der genannten Stadt sind am letzten Dienstag nicht we niger al« I l Ehen geschlossen worden, und lriumphirend wird hinzugefügt, daß am Pfingst-Hciligabcnd diese Zahl auf 20 gestiegen sei. — Klingt da« nicht recht verlockend? — Dippoldiswalde, 24. Oktober. Gestern früh wurde in Possen do rs hinter der Kirchhofsmauer der Leich nam eines alten Mannes gesunden. Der Mann hatte sich, wie die sofortige ortsbehördliche Besichtigung ergab, mit einem Terzerol gelödtet. In der guten und durchaus sauberen Be kleidung de« Unbekannten fand man die Buchstaben .1. L. verzeichnet, sowie ein Portemonnaie mit M. Inhalt. Da« Vorgefundene 'Notizbuch enthielt die Worte: „Ich bitte nm ein stilles Plätzchen auf diesem Kirchhofe. Der liebe Gott mag mir verzeihen, daß ich eher komme al« er mich ruft. Diejenigen, die mich alten, kranken Mann in den Tod getrieben, haben c« zu verantworten. Ich habe ihnen vergeben, denn unser Heiland hat gesagt: Vergebet, so wird euch auch vergeben. Ich bin geboren am 23. Januar 1823." Ver- muthlich stammt der Entseelte au« Böhmen. — Ocderan, 24. Oktober. In der Zeit vom Monat Juli bis Oktober wurden bei dem hiesigen Musikdirektor War nas; zwei Kammerbrändc noch rechtzeitig entdeckt, so daß größerer Schaden verhindert werden konnte. Die angestellten polizeilichen Erörterungen nach dem Brandstifter führten je doch zu keinem Erfolg. Erst nachdem in den letzten Tagen ein anonymer Brief bei Musikdirektor Warnatz eintraf, worin letzterem angedroht wurde, daß sein Hau« bald in Feuer aufgeheu solle, wurde in dem Briefschreiber, einem Musiker lehrling, auch gleichzeitig der Urheber der beiden Brände er mittelt. Der Lehrling wurde in Haft genommen und ist bereit« an die Könizl. Staatsanwaltschaft Freiberg eingeliefcrt werde» — Aus dem Vogtlande, 25. Oktober. Dem Fehlen der Rebhühner im Vogtlands schließt sich Heuer ein bedauer licher H asenmangel in fast allen Revieren an. Insbesondere fehlen die sogenannten Waldhasen in holzreichen Gegenden fast ganz; sie sind bei dem letzten harten Winter durch 'Nahr ungsmangel in die Felder getrieben worden und dann nicht wieder in die Wälder zurückgekchrt und fallen nun, anstatt eine» Stamm für den nächstjährigen Satz zu bieten, dem Jäger zur Beute. — Wie verlautet, findet im nächsten Jahre im Pogt- landc wieder ein großes Manöver statt. — Die Zunahme der sozialistischen Stimmen, die sich bei der Landtagswahl in Sachsen HerauSgestellt hat, be ruht in der Hauptsache darauf, daß die Sozialdemokraten bei der letzten Wahl vor sechs Jahren nur in einem Theile der zur Wahl berufenen Kreise Kandidaten aufgestellt hatten, diesmal aber in allen. Natürlich kommt dann eine größere GesamnNzahl von Stimmen heraus. Ohne Kandidaten der Sozialdemokratie waren von den 27 Kreisen, die diesmal zu einer ordentlichen Landtagswahl berufen waren, bei der vori gen Wahl elf, nämlich der 5. städtische, der 1., 4., 5., 6., 9., 12., 14., 15., 32. und 42. ländliche Wahlkreis. Wenn man also diesmal elf Wahlkreise mehr mit Durchfallskandidaten besetzte, so mußten sich, weil auch der traurigste Kandidat ein paar hundert gläubige Seelen findet, die für ihn stimmen, schon deshalb einige tausend Stimmen inchr ergeben. Auch ist zu beachten, daß die Kartellparteien ein stärkeres Anwachsen ihrer Stimmenzahl erfahren haben, als die Sozialdemokratie, und daß die GesamnNzahl aller bürgerlichen Stimmen, die Reformer cingeschlossen, weit stärker gewachsen ist, als die der Sozial demokraten. Amtliche Mittheilungen aus der 9. öffentlichen Sitzung des Htadioerordneten-Lollegiums am 2l. Oktober 1895, Abends 8 Uhr. Vorsitzender: Herr Stadtverordnetenvorstcher Wilhelm Dörffel. Anwesend: 2l Stadtverordnete. Der Rath ist ver treten durch Herrn Bürgermeister I)r. Körner. I) Sämmtliche städtischen Gebäude sollen an die ncnerrichtete Wasserleitung angeschlossen werden, wofür vom Rath der nach den vorliegenden Anschlägen sich ergebende Gesammt- kostenaufwand von 2052 Mark verwilligt worden ist. Zunächst wird der Kostenanschlag für die Einrichtung der Wasserleitung einschließlich eine« Bades im Rathhau« vorgetragen und hierzu beschlossen: u. die Mittel zu Pos. I, Hauptleitung bctr., in Höhe von 338 Mark 75 Pf., b. die zu Pos. 2, Leitung nach dem Waschhaus in Höhe von 56 Mark 40 Pf., sowie c. die zu Pos. 4, Einrichtung eines Bades nebst Warm wasserleitung betr., in Höhe von 463 Mk. 90 Pf. zu verwilligen. Auf Antrag des Herrn Stadtv. Tittcl ist mit dem RathhauSpächter Busch ein Vertrag darüber abzuschließen, daß er die Kosten der Anlage unter e mit I2',,"/„ jährlich verzinst, Reparaturen daran nach dem bestehenden Pachtverträge au« eige nen Mitteln bestreitet und das Bad gegen mäßige« Entgelt auch dritten Personen zur Benutzung über läßt; dagegen werden ,1. die Mittel zu Pos. 3, Einrichtung von Wasserspülung im Pissoir betr. in Höhe von 113 Mark >2 Pf. auf Antrag des Herrn Stadtv. Hirschberg, der durch Ableitung der Abwässer durch die Schleußt nach dem Dorfbach eine Vermehrung der jetzt schon vor handenen großen Uebelstände befürchtet, abgelchnt. Herr Stadtv. Ludwig beantragt den Rath zu ersuchen, wenigsten« durch Anbringung von Becken dem jetzt be stehenden sehr fühlbaren Uebelstände Abhilfe zu schaffen. Herr Stadtv. Porst ist der Meinung, daß sich da« nicht empfehle, da solche Becken ohne Wasserspülung auch nicht« nützen und mit der Zeit ein unschönes Aussehen erlangen. Hiernach wird beschlossen, die Mittel für Einrichtung der Wasserleitungen in «. der alten Schule mit 285 Mark — Pf., b. der neuen Schule mit 214 Mark 20 Pf., e. der Turnhalle mit 95 Mark 80 Pf,, <1. dem Krankenhause einschl. eine» Bade« mit 396 Mark 20 Pf. zu verwilligen. Zu o. wird auf Antrag de« Herrn Stadtv. Herklotz beschlossen, die Wasserleitung auch »ach dem Schul garten zu legen, damit der Turnplatz bei staubreichcn Tagen gesprengt werden kann, und den Rath um eine Vorlage nach dieser Richtung zu ersuchen. 2) Aus Anlaß der neuen Flurvermessung der Stadt Eibenstock soll beim Centralburcau für Steucrvermeffung ein neues Wenselblatt bestellt werden. Die Mittel von ca. 1200 Mark werden verwilligt und sollen in den nächstjährigen Haushaltplan eingestellt werden. 3) Dem Rathsbeschlusse, wonach der Uebcrschuß der Selecten- klasse im Betrage von 388 Mark 33 Pf. der Stiftung für arme Konfirmanden überwiesen werden soll, wird zu gestimmt. Herr Stadtv. Möckel enthielt sich, al« an der Sache betheiligt, der Abstimmung. 4) Von einem Ankauf weiterer GaSacticn für die Stadtge- meindc soll in diesem Jahre abgesehen werden. Man er klärt jedoch seine Geneigtheit, Aktien unter dem Nomial- werthe freihändig anzukaufen. 5) Dem Wassermeister Neumeyer wird zu seinen Umzugskosten ein Beitrag von 130 Mark aus der Wasscrwerkskasse verwilligt. 6) Die Entschließung über Wahl eines RathSmitgliedS wird bis zur nächsten Sitzung vertagt. 7) Die Stadtkassenrechnung auf das Jahr 1894 wird Herrn Stadtv. Hirschbcrg zur Nachprüfung überwiesen. 8) Die Rechnung über Verwendung der ersten Anleihe ist von Herrn Stadtv. Unger geprüft und richtig befunden worden und wird auf dessen Antrag richtig gesprochen. 9) DaS Abkommen init Magnu« Glaßmann und Frau vcrw. Rechtsanwalt Müller wegen ArealauSIausch am Wege nach der Gasanstalt wirb genehmigt; man erklärt sich damit einverstanden, daß dieser Weg und der nach dem Kober- schen Hanse von der Rautenkranzorstraße au« führende Weg al« öffentlich anerkannt werden. Nach Schluß der Tagesordnung bringt Herr Stadtv. Lorenz noch zur Sprache, daß die HauSanschlüssc für die Wasser leitung in der Nehme noch nicht in Angriff genommen wor den seien. Auf seinen Antrag soll der Rath ersucht werden, auf de» Unternehmer R. W. Conrad dahin cinzuwirken, daß nicht nur die noch ausstehenden Hausanschlüsse in der Rehme, sondern auch die in anderen Stadtthcilen noch vor Eintritt de« Winters hergestellt werden. Hierauf Schluß der Sitzung. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor SS Jahren. lsiachrrna «r°°i,n>. Dresden. SN. Oktober 1870. Die Gewinnung von Metz ist kommen zu s«n. Die Gemüther befinden sich eben unter dein Drucke der Wahrnehmung, daß der Krieg trotz alledem noch nicht zu Ende sein wird und unter dem Einflüsse der Konsequenzen, die sich für Deutsch land aus der Unterhaltung von abermals >73,000 Kriegsgefangenen ergeben. Vom Kriegsschauplatz, 29. Oktober 1870. Durch die Kapi tulation von Metz wird di- Lage der Dinge sich total ändern. Von den Armeekorps, welche zur Cernirung von Metz dienten, soll eine Hälfte znr Belagerung von Paris herangezogen werden, ein anderer Theil im Süden Frankreichs operiren. Es sollen die noch erübrigenden Unter nehmungen gegen den Feind jetzt schleunigst und mit vollster Energie durchgesührt werden. Besanron wird Wohl nur beobachtet, Belfort und Neubreisach dagegen lverdcn jetzt ernstlich bedrängt werden, gleichzeitig werden fliegende Kolonnen die Franktireurs überall ausstöbern und zu Paaren treiben. Vor allen Dingen aber wird die große Menge von Belagerungsgeschützen, welche in Metz gefunden, dazu verwendet werden, die Eisenbahnlinie längs der belgischen Grenze für die Armee srei zu machen, indem die dort noch hinderlichen festen Plätze Thionville, Me- ziöres und Montmedh energisch angegriffen und zur Uebergabe gezwungen werden. Brüssel, 29. Oktober 1870. Die Uebergabe von Metz hat in den französischen Kreisen Brüssels große Ausregung hervorgerusen. Die- sen Leuten ist es ganz unbegreiflich, daß eine solche Armee die Waffen strecken konnte, ohne noch einen letzten Versuch gemacht zu haben, sich durchzuschlagen. Es versteht sich von selbst, daß der Marschall ganz offen des Verraths angeksangt wird, wobei man aber ganz und gar nicht glauben will, daß die Armee von Metz, der e« schon seit einigen Tagen an Salz fehlte, vollständig kampfunfähig geworden war. Aus Metz, 30. Oktober 1870. Die Waffenstreckung der in Metz eingeschlossen gewesenen >73,000 Mann geht unter Manteuffel und Kummer ungestört vor sich. Unter der Kriegsbeute sind 1000 Geschütze größten Kalibers, viele gezogene Kanonen, Mitrailleusen, 100,000 Chasse pots und gan, ungeheuere Vorräthe von Waffen und Munition. In den Lazarethen befinden sich 30,000 Mann. Die Kriegskasse von «0 Millionen soll sich ebenfalls dort befinden und fast alle Staatskassen der östlichen Departements Frankreichs sind bei Ausbruch des Krieges in die Festung gebracht worden; dieselben sollen über 20 Millionen Franks enthalten, wie die aus den Registern gesammelten Angaben des preuß. Gouvernements festgestellt haben sollen. Unter den Gefangenen sind Canrobert, Leboeus, Bazaine, Froffard, Boyer, Cosstnirres und 30 an dere Generale. Telegraphisch ist nun überall die Zufuhr von Lebens mitteln nach Metz angeordnet, wo das Elend unbeschreiblich ist. Tours, 30. Oktober 1870. Gambetta erließ gestern Zirkulare an die Präfekten, besagend: Ich empfange bedenkliche Nachrichten, welche bislang noch unbestätigt sind. Es zirkulirt das Gerücht, Metz habe kapitulirt. Es ist gut. daß Sie wissen, wie die Regierung bei der Meldung eine« solchen Unfalles denken würde. Ein solches Ereigniß kann nur das Resultat eines Verbrechens sein, dessen Urheber außerhalb des Ge setze» gestellt werden müssen. Bleiben Sie überzeugt, daß wir uni nicht durch die schrecklichsten UnglückSfälle niederbeugen lassen. In dirser Zeit von verbrecherische» Kapitulationen giebt es noch ein Etwas, da« weder kapituliren kann noch dars: „Die französische Republik!"
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