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Monetti kalt. „Das habe ich natürlich verbrannt; denn ich dulde solche Papiersetzcn nicht in den Zimmern." Alwin stand einen Moment todtenbleich, an allen Glie dern zitternd, da; dann ries er mit heiser, zornerstickter Stimme: »Unselige, also Du hast es wirklich gewagt, Hand an meine Gedanken, an meine Schöpfungen zu legen! Du hast es gewagt, Monate lange Mühe zu vernichte»! Und weshalb? Weshalb? Weil Du nicht im Stande bist, zu empfinden, daß e« etwas Bessere«, Schönere«, giebt als im Erdentreiben, in niedrigen Dingen unterzugchen, weil Du keine Ahnung von einem Seelenleben hast. Fühle jetzt wenigsten« Deine Schuld, sieh' ein, wie weh' Du mir gethan, daß Du meine halbvollen dete Oper verbrannt hast." „Mache doch nicht die« Aufheben," sagte Julie ruhig, „Du ichreibst sie eben wieder." Monelti lachte laut auf, wie im Wahnsinn. „Ja, ja, ich schreibe sic einfach wieder! Ob aber die Begeisterung, die Inspiration dazu sehlt, Iva« kümmert da« Dich! Dir ist die Musik keine hohe himmlische Göttin, sondern die Kuh, die Dich mit Butter versorgt. Ja, ja, und e« ist gut so, was will auch die Seele dort oben, wo es nicht« zu reinigen giebt!" Und noch einmal laut auflachcnd, ging Alwin hinaus. Jetzt kam Leben in Julie. Ihren Schlafrock überwerfend, eilte sie ihrem Manne nach und überschüttete ihn mit Vor würfen und Scheltworten. Alwin trank schnell mehrere Gläser de« schweren Weine«, dann wandte er sich nach seiner Frau um. „Bist Du noch nicht zu Ende?" fragte er hart, mit un heimlich leuchtenden Augen. „Du sprichst von Dankbarkeit? Davon kann zwischen un« beiden keine Rede sein. Ja, dank bar war ich Deinem Vater, deßhalb habe ich Dich geheirathet; au« Dankbarkeit verließ ich einen Engel," fuhr Alwin leiden schaftlich fort; „ein jeder Tag an Deiner Seite aber machte meine Dankesschuld geringer; denn Du bereitest mir Höllen qualen. Diese« Leben aber ertrage ich nicht länger, Julie! Ich reise in den nächsten Tagen nach Rom; Du aber bleibst hier." „Und Du meinst wirklich, ich werde diesem lächerlichen Befehle folgen?" ries Julie außer sich. „Da bist Du im Jrrthum, ich werbe Dich überall hin begleiten, wohin Du gehst." „Dann wirst Du es bereuen!" Monetti hatte das Hand gelenk Julien« erfaßt und umspannte eS so fest, daß sie laut aufschrie. „Bi« jetzt habe ich geduldet; von heute an aber, Julie, werde ich mit den Waffen der Brutalität gegen Dich kämpfen, also hüte Dich." Dann zog er die sich sträubende Frau ins Nebenzimmer und verschloß die Thür hinter ihr. Da« fahle Licht bc« anbrechenden Morgens, da« durch die unverhülltcn Fenster brach, machte da« bleiche Gesicht Alwins noch blässer. Seine Lippen waren fest geschlossen, auf seiner gefurchten Stirn war ein unwiderruflicher Ent schluß zu lesen. Al« c« aus den Straßen lebendig wurde, erhob er sich, nahm seinen Hut und ging hinaus. Alfred und Dorothea stürmten die Treppe hinab und hätten fast den blassen Fremden zu Falle gebracht, der die selbe eben ersteigen wollte. „Sei doch nicht stet« so wild," tadelte Alfred altklug, seine Mütze abnehmend; „Verzeihen Sic, mein Herr!" „Du hast eben so viel Schuld al« ich," vertheidigte Dorchen sich lebhaft, „Du hast Len Wettlauf angegeben." Dann liefen die Geschwister weiter, und der Herr zog beim Buchhalter Mohn die Klingel. Joseph ging, um zu öffnen, da Ernestine und Frau Mohn noch im Morgenkleide waren. Wortlos stand er einige Minuten da, dann erfaßte er seines Bruder« Hand und zog ihn in das Wohnzimmer. „Papa," sagte Joseph ernst; aber schon war Herr Mohn aufgesprungen und wollte vorwärts eilen, doch seine bebenden Glieder versagten ihm den Dienst, so daß er innehaltcn und sich auf den Tisch stützen mußte. Jetzt ließ Monetti seines Bruders Hand los und sank seinem Vater zu Füßen, mit tonloser Stimme nur immer da« eine wiederholend: „Ich habe gesündigt im Himmel und vor dir!" „Stehe aus, mein lieber Sohn," entgegnete der tiefbe wegte Vater, den Knicenden aufhebend, „Du bist un« will kommen." An die Brust seiner Mutter gelehnt, weinte Alwin wie ein Kind und beichte all' seine Leiden und seine Schuld. Der reuige Sohn war heimgekehrt an den Platz, von dem er auSgczogen in Verblendung und Hochmuth, dem verlorenen Sohn der Heiligen Schrift gleich, um wie dieser empfangen zu werden. Wie erstaunte Alwin über die hübsche, erblühte Ernestine, den kecken Alfred und da« liebliche Dorchen, die e« gar nicht fassen konnten, daß der fremde Herr ihr Alwin sei; wie wohl befand er sich in dem Frieden de« Elternhauses, wo Julie fehlte. Die sanften Mutterhände suchten die Sorgenfalten auf seiner Stirn zu zerstreuen, der Vater sprach ihm ernst und liebevoll zu, für sie war er nicht der geprüfte, gereifte Mann, für sie war er nur der Sohn, der lange verloren war und nun wieder gesunden wurde. Die scharfe Stimme de» Herrn Christian Wölwung drang laut durch da« ganze Hau« und veranlaßte Arwed, von seinem Schreibtisch aufzustehcn und seine Gemächer zu verlassen. Da stand die hagere, schwarz gekleidete Gestalt de« Handel-Herrn an der breiten Treppe und schalt aus Dorchen und Alfred, welche dieselbe ersteigen wollten. „Was wollt Ihr hier?" herrschte er sie an. „Kinder mit ihrem Lärm haben in meinem Hause nicht« zu suchen." Dorchen« liebliche« Gesicht war ganz bleich vor Schreck geworden Alfred dagegen hatte rothe Wangen bekommen und blickte trotzig in die finsteren Augen über sich. „Wraumachen keinen Lärm," erwiderte der Kleine keck, und Frau Wölwung hat un« cingcladcn." „Nun, so geht nur nach Hause," befahl Herr Christian, c» muß ein Jrrthum sein, und kommt nicht wieder," setzte er hart hinzu. „Papa," unterbrach Arwed ihn fest, willst Du nicht daraus achten, daß die Kinder von Felicita« eingeladen wor den sind?" „Ich begreife Dich nicht, Arwed, Du warst doch sonst nicht sentimental," sagte der Handelsherr mit gerunzelten Braunen, „e« war nie Sitte bei un« —" „Ich hittc Dich, Papa, die Zeiten ändern sich aber," fiel Arwed ehrerbietig, aber fest ein; „ich wünsche, daß diese Kinder zu meiner Frau kommen." Und Alfred und Dorchen winkend, hob er den Vorhang zu Felicita«' Gemächern auf. „Hier wohnt Frau Wölwung, geht nur hinein." „Du scheinst mir andeuten zu wollen, Arwed," rief Herr Christian heftig, „daß die Zeit meiner Herrschaft zu Ende ist, indem Du Dich meinen Anordnungen widersetzest, e« ist in kurzer Zeit nicht da» erste Mal." „Du verkennst die Sachlage, Papa!" entgegnete Arwed ruhig. „Ich werde nie aufhören. Dein gehorsamer Sohn zu sein; aber ich bin kein Kind mehr und möchte Dich nur daran erinnern, daß hier oben meine Wohnung ist, und ich und Feli cita« un« in der Wahl unserer Gäste nicht beschränken lassen." Damit ging Arwed an seinem Vater vorüber in die Zimmer seiner Frau. Süßer Blumcnduft wehte ihm entgegen, grüne Topfge wächse, blühende Hhacinthen und Maiglöckchen machten die früher so düsteren Zimmer wohnlich und freundlich. In ihrem Wohnzimmer saß Felicita» vor ihrem Nähtischchen, während Dorchen sich zärtlich an sie schmiegte, und Alfred vor ihr saß. „Der schwarze Herr sah sehr böse au«," berichtete der kecke Knabe, „und Dorchen wollte schon weinen, al« der junge Herr kam und un« zeigte, wo Sie wohnten, und wir wußten e« doch längst," setzte er lachend hinzu. „Unser Alwin ist auch wieder gekommen," erzählte Dorchen treuherzig, „Papa und Mama haben beide geweint." „Aber Dorchen," mahnte Alfred, „darfst Du denn alle« erzählen!" „Gewiß, ich darf, Alfred! Joseph hat e« mir selbst ge sagt, daß ich e« Frau Wölwung mittheilen sollte," versetzte die Kleine, und dann fügte sie noch hinzu: „Ich sollte Ihnen die Hand küssen und Sie fragen, ob Sie denn noch immer so hartherzig sein wollten. Der liebe Gott, der alle Sünder annimmt und ihnen vergiebt, der wünsche auch von den Men schen, daß sie vergessen und vergeben." Da« hast Du recht brav bestellt, meine Kleine!" sagte da Arweds Stimme. „Nun wollen wir doch einmal hören, was meine Frau Dir antwortet." Felicitas halte sich schnell emporgcrichtet, eine rosige Gluth färbte ihr reizende« Gesicht, al« sie in Arwed» bleiche«, edle« Antlitz schaute, und ihm die seine Hand reichend, sagte sie weich: „Ich danke Ihnen, Arwed!" „Siicht doch, Felicita«," er lächelte freundlich. — „Papa vergaß sich eben. Darf ich sammt den Kindern Ihr Gast sein?" Und sich auf Alfred« Stuhl setzend und den Knaben an seine Seite ziehend, fuhr er fort: „Nun, Dorchen, Du mußt meine Frau noch einmal fragen, sonst bekommt Dein Bruder Joseph am Ende keine Antwort." Felicitas blickte Arwed bittend an: „Rathen Sie mir!" sagte sie flehend. „Die arme, arme Elisabeth!" Dabei fiel eine glänzende Thräne auf Dorchen» Locken. „Sage Deinem Bruder, Dorchen," sagte Arwed ernst, „wenn man bereut, wird man Verzeihung erlangen. Ist Ihnen da« recht, Felicita«?" Die junge Frau nickte stumm. „Und nun lassen Sie un« Kaffee trinken," setzte der junge Mann lachend hinzu, sich auf da« Sopba nicderlasscnd, „wir haben Durst, nicht wahr, Kinder? So, Dorchen und Alfred sitzen al« Gäste neben mir, und Sie, Felicita«, dort; wollen Sie?" Felicitas schenkte, und Justine servirte den Kaffee. „Ach, mein Licblingskuchen!" rief Dorchen naiv beim Anblick der Sandtorte, welche auf silbernem Teller lag. „Ich " „Aber Dorchen!" mahnte Alfred. „Laß sie nur, mein Junge," lachte Arwed, „sie lernt »och früh genug die Talleyrandsche Weisheit de» Verschweigen«. Am Ende trinkst Du auch gern Schokolade?" wandte er sich an da« kleine Mädchen. „O, sehr gern." „Ich wette, da« hat meine Frau gewußt; sieh' nur, Dorchen, die Kanne enthält solche," fuhr Arwed neckend fort. „Warte nur, nächsten« besucht Ihr beiden mich, dann giebt e« Alfreds LieblingSspeiscn." „Wohnen Sie denn in einem andern Hause?" fragte Dorchen erstaunt mit weit geöffneten Augen. „Papa ist immer bei un« und Mama." Felicita« Hand zitterte heftig, so daß sie einige Tropfen de« duftenden Getränke« verschüttete, und Arwed crröthetc. Diese« kleine blonde Mädchen machte ihn zum ersten Mal darauf aufmerksam, daß seine Ehe keine Ehe war; dann ent gegnete er freundlich: „Nein, Dorchen, ich wohne nur an der andern Seite de« Korridor«, und c« ist recht hübsch bei mir. Du mußt kommen und e« Dir ansehen." „Aber — aber Frau Wölwung darf doch mitkommen." „Ah, Du fürchtest Dich sonst, Kleine? Da mußt Du sie fragen, ob sic will? Siehst Du, kleine Mau»," fuhr Arwed fort, „meiner Frau kann ich nichts verbieten und be fehlen. Ich fürchte mich vor ihren Augen, die sehen mich dann so ernst an. Bist Du noch niemals bei ihr unartig gewesen, daß sic Dich so angeschaut hat?" „Nein," schüttelte das Kind das Köpfchen, „ich habe Frau Wölwung sehr lieb." „Du darfst das auch," sagte Arwed plötzlich sehr ernst, „Du besaßest kein Kleinod, da« Du nicht beachtet hast und wirst nun dafür gestraft, Dorchen! Adieu, Kinder, ich habe mehreren Herren versprochen, mit ihnen auSzurciten. Wenn Du Dich hier an da« Fenster stellst, Alfred, kannst Du meinen Emir sehen!" Und Felicita« zunickend, ging der junge Mann schnell hinan». Felicita« eilte strahlenden Auge« an« Fenster. Ja, sie hatte Arwed verstanden. Konnte e« denn wirklich möglich sein, daß jene Stunde nicht mehr fern war, wo er sie lieb hatte, wie sie ihn? Sic löste einige der duftenden Maiglöck chen vom Stengel und gab sic Dorchen, da« hohe Fenster öffnend. „Hier, Dorchen, diese Blumen mußt Du meinem Manne zuwcrfen, wenn er vorbcircitet. Und recht geschickt, hörst Du? Wenn Arwed sic aufsängt, schenke ich ich Dir meinen Ring mit dem rothen Stein." Jetzt ertönte Hufschlag, der feurige Hengst tänzelte von Arwed« sester Hand regiert, näher, der junge Mann grüßte die beiden Lockcnköpse im Fenster, ohne Felicita« zu sehen, welche bebend u. heftig athmend am Vorhänge lehnte, u. fing dann lächelnd die weißen Blüthcn aus, welche vor ihm auf den Sattel fielen. Und Felicita« gab dem kleinen Mädchen ihren Ring und küßte da« blühende Gesichtchen so stürmisch, daß Dorchen ganz verwundert war. Wa« war denn dabei, wenn Herr Wölwung die Blumen aufsing, küßte und an seine Brust steckte? Sie gefielen ihm gewiß recht, das war alle« Und reizend waren sic auch, diese silberweißen, duftvollen, schwankenden Glöckchen, da« fand Dorchen selbst. — — Elisabeth saß neben Felicita» in einem Sessel und blickte müde vor sich nieder. In dem Hellen Lampenlicht sah da junge Mädchen noch zarter und leidender au» al« sonst, ob wohl sie die Schwägerin zuweilen freundlich anbiickte. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Eine interessante Beleidigungsklage eines größeren Berliner Radfahrer-Verein« dürfte demnächst die Gerichte beschäftigen. Jener Verein gehört dem „Deulschen- Radfahrcr-Bund" an, der in seinen Bestimmungen den Satz enthält, „jede« Mitglied, welche« im offenen Rennen um Geld preise startet, wird al« Berufsfahrer betrachtet und al« solcher au« dem Bund au-gestoßen. Da« Gleiche gilt von Mitgliedern, die in öffentlichen Rennen überhaupt mit Berufsfahrern starten." Die strikte Durchführung diese« Prinzips hat be kanntlich dahin geführt, daß die besten deutschen Rennfahrer, zur Zeit etwa 20V, aus dem Bund auSgestoßcn wurden. Die Mitglieder des obigen Verein« nun wurden ebenfalls aus geschlossen und in der öffentlichen Liste in der „Deutschen Rabfahrer-BundeS-Zcitung" al« Berufsfahrer aufgeführt. Da diese Mitglieder nun Söhne wohlhabender Fabrikanten, Ban kier« und theilwcise selbstständige Kaufleute sind, so haben diese die Klage angestrengt, durch welche der „Deutsche Rad fahrer-Bund" gezwungen werden soll, zu widerrufen, daß die Erwähnten „Berufsfahrer" sind, in welcher Bezeichnung eine Beleidigung liegen soll. Ein Mitglied, dessen Chef von der Berufsfahrer-Erklärung in den Zeitungen Kenniniß erhielt, hat kurze Zeit daraus den Mann entlassen; der Betroffene hat gegen den „Deutschen Radfahrer-Bund" die Klage auf Schadenersatz angestrengt. — Eine Melkmaschine. Auf der Meierei-AuSstell- ung, die am 8. October in der „Agricultural Hall" in Lon don eröffnet wurde, ist eine Maschine im Betriebe zu sehen, welche die Melkmagd überflüssig machen wird. Mit der Ma schine, auf die ein vr. Schiel ein Patent hat, kann ein Mann, wie dcmonstrirt wird, zehn Kühe mit Leichtigkeit in zwölf Minuten melken. Der mocktm oz«iun<ii ist sehr einfach. Ein Gummibecher wird am Euter angebracht, der da« inter- mittirende Saugen de« Kalbe« nachmacht, wenn die Maschi nerie mit der Hand, mit Dampf oder Elektrizität in Beweg ung gesetzt wird. Für zehn Kühe ist ungefähr Pfcrdekraft nöthig. Da« AuSmelken einer Kuh nimmt drei bis fünf Minuten in Anspruch. Von der Melkmaschine geht die Milch zum benachbarten Ausstellungsgegenstand, einer schwedischen Maschine, genannt „Radiator-Äuttermacher", und bevor die Kuh recht merkt, daß sie gemolken wurde, ist ihre Milch schon automatisch in sterilisirte Butter verwandelt! — Allerlei Herbst-Unarten. Der Ausdruck paßt zwar nicht so ganz, aber er soll doch augewendct werden, weil eS nicht so leicht ist, einen anderen passenden Sammelnamen zu finden. Obenan unter den Herbst-Unarten steht das Lesen bis in die Dämmerung hinein, welches von Kindern so häufig mit einer Beharrlichkeit betrieben wird, die besserer Dinge würdig wäre. Eltern und Erzieher lassen hier die erforder liche Strenge sehr vermissen, und wenn hinterher das Augen licht der Heranwachsenden Jugend eine Schwächung erfährt, dann zerbricht man sich über die Sache den Kopf. Eine weitere Herbst-Unart sind die so häufigen Versäumnisse in der Flur- und Treppenbeleuchtung während des Herbstes und Winter«. Gewiß, begonnen wird damit schon zu einer be stimmten Stunde, aber den trüben Tagen mit ihrer ausnahms weise frühen Dämmerung paßt man sich oft genug nicht eher an, als bis man durch Schaden klug geworden ist. Eine Herbst-Unart ist auch die Vergeßlichkeit bei der rechtzeitigen Instandhaltung der Lampen, so daß es zur Zeit, wo die Lampe hell brennen soll, erst einen lästigen Oel- und Brandgeruch giebt. Dahin gehört auch der Mangel an Ordnungsliebe, der sich vor Allem bei spätem Tagwcrdcn peinlich bemerkbar macht, wenn die Kinder zur Schule wandern sollen und im herrschenden Halbdunkel bald Die« vergeblich gesucht wird und bald Jenes. Eine Herbst-Unart ist die zu geringe Be achtung von schadhaft gewordenen Schuhen und Stiefeln; da wird in der Nässe herumspaziert, und erst ein Erkältungsleiden läßt den besten Arzt im Schuhmacher finden. Ungenügende Lüftung der Zimmer ist eine Herbst-Unart, wie sie kaum häufiger verkommt, und ihr zur Seite steht als würdiger Zwillingsbrudcr da« Uebcrhcizen der Zimmer, die deshalb so ost eher einem Backofen, denn einem menschlichen Wohn gelaß gleichen. Eine Herbst-Unart ist es auch, die Kinder zu allen möglichen Vergnügungen Erwachsener mitzunehmen, welche die Jugend nothwcndigcr Weise ermüden und zerstreuen müssen. Eine Herbst-Unart ist es endlich noch, wenn man zum Herbst alles Mögliche zu kaufen hat, aber bei den Einkäufen hart näckig an der Geschäftswelt im Wohnort vorbeigeht. — SeltsamkcitderGesetzgcbung. Der„GauloiS" erzählt: Einer der bekanntesten Pariser Advokaten hatte kürzlich in einem Fischereiprozeß die Vertheidigung übernommen und studirte deshalb da« Strafgesetzbuch. Er fand hierbei den nachstehenden, sonderbaren Paragraphen: „Es ist verboten, beim Klange der Trompete, der Querpfeife und jeder Art von Blechinstrument zu fischen". Erstaunt hierüber, ging er dem Ursprung diese« Paragraphen nach und fand, daß es etwa vor einem Jahrhundert in Marseille Brauch war, bei 'Nacht mit Hilfe großer Reißigfeuer („b'uxot") zu fischen. Diese „FagotS" wurden dort zu Lande auch „lNuiron" („Trom pete") genannt und da diese Art zu fischen zu Mißbräuchen führte, wurde sie durch da« Gesetz in einem Paragraphen verboten, der lautete: „II est ckStunäu «I« peeker uu oiuiron". Augenscheinlich la« später irgend ein Gesetzrevisor, der jeden falls nicht au« Marseille war, diesen Paragraphen und dehnte, da er seinen Sinn nicht verstand, bas Verbot de« „Fischfang» beim Trompetenschall" auch auf sämmtlichc übrige Blaßin strumente au«, um der Eifersucht der Musikanten untereinan der vorzubeugen. — Domestiken-Rachc. Bursche: „Einen Esel, ein alte« Rhinocero« hat mich der Herr Major genannt! (Bon dessen zurückgelassener Zigarre die Asche aus den Teppich streifend.) So, jetzt mag er sich hüten, wenn die Frau Ma jorin nach Hause kommt!" — Durch die Blume. Er: „Trudchcn, mit diesem Kusse sag' ich Dir Alles! Hast Du mich verstanden?" — Sie: „Ach, bitte, wiederhol'« nochmal!"