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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 05.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189511053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951105
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
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Monat
1895-11
- Tag 1895-11-05
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Monat
1895-11
-
Jahr
1895
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zusammen zutretcn, mit beauftragen Wir den RciL»kanzlcr mit den zu diesem Zweck nöthigcn Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Hcchsteigenhändigen Unterschrift und beigctruck- Icm Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Neue» Palai», den 30. Oktober 1895. Wilhelm, — Berlin. Am I. November war ein Jahr verflossen, seit Kaiser Alexander III. in Livadia au» dcni Leben schied und sein 26jähriger Sohn Kaiser Nikolaus II. den Thron de» russischen Reiche» bestieg. Die Erwartung, daß sich an diesen Regierungswechsel auch eine Aendcrung der RegierungSpolilik knüpfen werde, ist damals von vorn herein nur von ganz vereinzelten Stimmen ausgesprochen worden. Sie hat sich auch jedenfalls, soweit die inner-rus sische Politik in Betracht kommt, nicht verwirklicht. Vielmehr steht, soweit die kurze Zeit der Regierung de« neuen Zaren ein Uriheil zuläßt, zu erwarten, daß an dem autokratischen Regimcnte, da« unter Alexander III. unter dem Einflüsse religiös-nationaler Momente erneut zu der Bedeutung kam, die c« einst zur Zeit Nikolaus I. besaß, Acnderungen auf ab sehbare Zeit höchsten« in der Bcthätigung der äußeren Form zu erwarten sind. Um so bemerkeu-wcrlher sind die Aenderungcn, die unter Nikolaus II. in der äußeren Politik Rußland« zu Tage getreten sind. Die dem Charakter Alexander« III. und der vorsichtigen Natur de« Herrn v. Gier« entsprechende Zurück haltung, welche die russische Politik kennzeichnete, ist einer un verkennbar gewissen Aktivität gewichen, die namentlich in der Behandlung der ostasialischen Frage zu Tage tritt. — Zum EinjährigendienstderVolk«schullehrer liegt gegenwärtig dem Reichskanzler die Entscheidung über die Frage vor, ob die Seminare unter diejenigen Anstalten aus genommen werden sollen, deren AbgangSzeugniß die Berechtig ung zum Dienst als Einjährigfreiwilliger gicbt. Der Reichs kanzler hat hierüber da« Gutachten der RcichSschulkommission einzuholen. In der UntcrrichtSvcrwaliung steht man den Wünschen der Lehrer zustimmend gegenüber. Demgemäß wer den die Lehrer künftig die Wahl haben, ob sie gleich den üb rigen Einjährigfreiwilligcn ein Jahr auf ihre Kosten dienen wollen oder die Kascrnirung und den Bezug der Kompetenzen der übrigen Gemeinen für die Dauer de« DicnstjahreS nach Maßgabe der unlängst darüber gctrosscncn Bestimmungen vorziehen. — Bei der am 2. Dezember d. I. im Deutschen Reiche stattfindcnden Volkszählung findet in gleicher Weise wie bei der am 14. Juni d. I. stattgesundenen Berufs- und Ge werbezählung eine Erhebung über die zeitliche Arbeitslosigkeit, bezw. vorübergehende Arbeitsunfähigkeit der männlichen und weiblichen Arbeiter, Dienstboten, Gesellen und sonstigen Ar beitnehmer, sowie der HauSindustricllen und Heimarbeiter statt. Neu ist auch bei der diesjährigen Zählung die von den reichSangchörigcn landsturmpflichtigcn Männern im Alter von 39—45 Jahren in der Hausliste zu beantwortende Frage, ob sic militärisch ausgebildet worden sind oder nicht. Al« mili tärisch ausgebildet gilt nach der gegebenen Anleitung Jeder, der im aktiven Heere oder bei der aktiven Marine mindestens 3 Monate gedient oder als Ersatzrescrvist geübt hat. Auf solche Personen, welche zur Zeit der Zählung der Haushalt ung als Mitglieder angehören, die jedoch am 2. Dezember d. I. aus vorübergehenden Anlaß aus der Haushaltung ab wesend sind, erstreckt sich diesmal die Volkszählung nicht. Im klebrigen enthalten die Zählformulare dieselben Fragen wie bei den früheren Volkszählungen. — Schweiz. Am Sonntag fand in der Schwei; eine Volksabstimmung über eine Milttärvorlage statt, die nicht nur für die Eidgenossenschaft von größter Wichtigkeit ist, son dern auch eine über die schweizerischen Grenzen hinauSreichende Bedeutung besitzt, da sie mit der Frage der Aufrechterhaltung der Neutralität des Landes im engsten Zusammenhänge steht. ES handelt sich, kurz gesagt, darum, das schweizerische Wehr wesen den Kantonen zu entziehen und ganz in die Hände des Bundes zu legen. Bisher stellten die Kantone sämmt- lichc Infanterie- und Schützen Bataillone, Dragonerschwa- dronen, Batterien und PositionS-Artillcric-Kompagnien und ernannten auch deren Offiziere. Ebenso war die Beschaffung der Bekleidung und Ausrüstung sowie de» Unterhaltes die ser Truppcnkörper Kantonssache. Der Bund stellte nur die höheren Stäbe, die berittenen Guiden-Kompagnien, die Train- und Pioniertruppentheile und sorgte für die Ausbildung und Bewaffnung der Armee. Dieses Nebeneinanverbestehen von 25 kantonalen und einer eidgenössischen Militärbehörde führte nun zu Uebelständen, die im Kriegsfälle geradezu verderblich wirken müßten. Oberst Welt! schilderte dieselben kürzlich in einer Rede in Bern wie folgt: »Wenn unsere Armee im Felde steht und sie nur Schnee und schlechtes Wetter zum Feinde hat, so ist sie außer Stande, diesem Feinde zu begegnen. Wichtig ist in diesem Fall der Nachschub. E- mangeln Schube, Waffen :c. Wer soll da eintreten und sorgen? Soll der Divisionär sich an die einzelnen Kanton-regierungen wen den? Soll der Kommandant de« ersten Armeekorps wegen Munition und Bewaffnung mit sechs KantonSregierungen in Korrespondenz treten oder soll er sich an den BundeSrath wenden? Soll der BundeSrath bei 25 Kanton alrcgicrungen und in 30 kantonalen Zeughäusern das Nöthigc zusammen suchen, um cs alsdann dem Kriegskommandanten zu senden? Dies alles sind Dinge der Unmöglichkeit." — Diesen Ver hältnissen will nun die neue Wchrvcrfassung ein Ende machen, indem sie da« gesammte Heerwesen dem Bunde und den be stehenden 8 Divisionskommandos überträgt. Dennoch stoßen diese Vorschläge auf sehr heftigen Widerstand, obwohl Nie mand die Mangelhaftigkeit de« bestehenden Wehrwesen« leug net. ES ist aber der „Kantönligeist", der sich gegen da« Schwinden der letzten Reste kantonaler Militärhohcit auf bäumt. Ferner macht sich eine starke Bewegung gegen den „Militarismus" und die künstlich erregte Angst vor weiteren militärischen Forderungen (man spricht namentlich von einer verlängerten Dienstzeit) bemerkbar. — Amerika. Gegenüber den in der deutschen Presse zum Ausdruck gekommenen Befürchtungen der deutschen Inter essenten, daß von Amerika au« Maßregeln zur umsangrcichen Ausfuhr von Pferdefleisch nach Deutschland ge plant würden, wird dem Depeschen-Bureau „Herold" von zu ständiger Seite versichert, daß diese Befürchtungen durchaus unzutreffend und grundlos sind. Der Staatssekretär de» amerikanischen Departement« sür Agrikultur hat bereit« am 22. Mai 1895 entschieden, daß er zur Begutachtung von ge schlachtetem Pferdefleisch keine Inspektoren ernennen könne, da nach allgemein gültigen Begriffen der Amerikaner Pferde fleisch nicht zu den genießbaren Flcischarten gerechnet wird. (Ja, aber wer in aller Welt garantirt denn dafür, daß der Amerikaner nicht dennoch da« Pferdefleisch al« gut genug für die Ausfuhr nach Deutschland hält?) Locale und sächsische Nachrichten. - Eiben sto ck. Der HilfSrichter beim hiesigen König!. Amtsgericht Herr Assessor I)r. Leut hold ist unter dem l. November d. I«. in gleicher Eigenschaft an da« Königl. Amtsgericht Dresden, an seine Stelle Herr Assessor IN. Mahn vom Amtsgericht Neustadt al« Hilfsrichter an das hiesige Amtsgericht versetzt worden. — Eibenstock. Der Vorstand des Vereins gegen Armennoth und HauSbettelci hielt Freitag, den I. November unter Leitung seines neuen Vorsitzenden des Herrn R. Hertel die erste Sitzung in diesem Winter ab, ernannte al« Obmann im 2. Pflegbezirk Herrn DiakonuS Rudolph, besetzte verschiedene frcigcwordene Pflcgeslellen, beschloß über Vergebung der Brodc und Kartofsclliefcrung und erledigte UntcrstützungSgcsuche. Nach dem von Herrn Tittel erstatteten Kassenberichte weist die Kasse einschließlich der Beiträge de« laufenden Vierteljahre« einen Bestand von rund 500 M. aus. — Eibenstock. Der sür morgen Mittwoch Abend im Fcldschlößchen angcsetztc Vortrag der Herren Gebr. Fischer au« Plauen „Die Sachsen in der Schlacht bei St. Privat" scheint ein besondere« Interesse zu beanspruchen und zwar nicht nur für ehemalige Lombattanten de« FcldzugS 1870/71, sondern auch für Alle, welche Interesse und Verständniß für die große Zeit vor 25 Jahren haben. Der „Vogtl. Anzeiger schreibt über den im Pratersaale daselbst gehaltenen Vortrag: Bor einem Kreise cingeladcncr Herren, zumeist Theilnehmer an dem siebziger Kriege, führten gestern Abend die Herren Gebrüder Fischer von hier eine Darstellung der Schlacht bei St. Privat in ganz neuer und eigenartiger Weise vor. Da« dabei zur Anwendung kommende Verfahren der Herren Fischer, die sich schon mehrfach al« erfinderische Techniker bewährt haben, ist gesetzlich vor 'Nachahmung geschützt. ES besteht darin, daß ein kartenmäßigcr Plan de« gelammten Schlacht feldes, in welchen die Stellungen der einzelnen, farbig unter schiedenen Truppcnabthcilungcn cingezeichnct sind, ähnlich wie e« durch ein Skioplikon geschieht, auf eine weiße Wand ge worfen wird. Dort erscheint der Plan in einer neun Quadrat meter großen Fläche. Während nun der begleitende Vortrag die auf dem Schlachtfeld«: vorgezangeuen Bewegungen bespricht und erläutert, sicht man aus dem Plane an der weißen Wand die Truppcnstellungcn dementsprechend i» ähnlicher Weise, wie e« bei Nebelbildern geschieht, wechseln, dadaß man die einzelnen Armeekorps, Divisionen, Brigaden, oft sogar einzelne Kompagnie» und Batterien verfolgen kann. Ilm den Verlauf der ganzen Schlacht vom 18. August darstcllen zu können, sind 44 verschiedene photographische Aufnahmen vcS Planes vom Schlachtfeld auf Glasplatten nothwendig gewesen, die Herr Hosphotograpb Axtmann auSgesührt hat. Bei der An ordnung derselben ist man den genauen Angaben de« General- stabSberichtcS gefolgt. Mittel« einer sinnreichen Vorrichtung ist es den Herren Fischer gelungen, durch fortwährend auf leuchtende Lichtblitze diejenigen Truppenkörper kenntlich zu machen, die sich in der vom Vortragenden gerade besprochenen Episode de« Kampfe« im Gefecht befanden. Die Vorführung erregte die Aufmerksamkeit der Anwesenden im hohem Grade und Herr Hauptmann I)r. Schubarth sprach den Veranstaltern derselben den Dank der Zuschauer in warmen Worten au«. — Schönheide. Von jetzt ab ist der Prinz-Georg- Thurm aus dem Kuhberge geschlossen. Für Naturfreunde aber, welche einen klaren Herbst oder Wintertag zum Besuche desselben benutzen wollen, ist der Schlüssel bei dem Thurmwart Leistner in Neuheidc (wohnhaft bei der Schule) und dem Bcrgwirth Brückner in Oberstützcngrün zu haben. Der Verkehr auf dem Berge ist auch in diesem Jahre ein zufriedenstellender gewesen, was folgende Zahlen beweisen. Verkauft sind worden 9572 Eintrittskarten an Erwachsene, 4741 an Kinder, 7164 Postkarten mit Ansicht, und circa 300 Photographien. Besucht wurde der Kuhberg von 49 Schulklassen. — Schönheide. Der Verein für Geflügelsreunde hat in seiner letzten Generalversammlung beschlossen, in diesem Frühjahre eine Ausstellung abzuhalten, zu welcher fremde Aussteller nicht zugclassen werden. Dieselbe soll ein klare» Bild davon liefern, inwieweit die Geflügelzucht im hiesigen Orte Fortschritte gemacht hat. — Dresden. Eine empörende Scene spielte sich am Sonntage auf einem Tanzlocal der westlichen Vororte Dresdens ab. Eine alte, ärmlich gekleidete Frau trat dort gegen 12 Uhr Nacht» auf einen tanzenden jüngeren Mann zu und ermahnte ihn, doch nun nach Hause zu kommen. Dieser aber schlug und stieß die Alte, warf sic zu Boden, ohne daß ein Zuschauer der Frau zu Hilfe gekommen wäre. Erst al« sie begann: „Und wenn Du mich todtschlägst, ich gehe nicht eher vom Flecke, bi« Du mitgehst; Deine Frau liegt schon wochenlang sterbenskrank danieder, die Kinder mußten heute Abend hungrig ins Bett gehen, weil Du die letzten Groschen mitnahmst ic.", — brachte man den gefühl- und herzlosen Menschen hinaus. — Zittau, 30. Oktober. Ein eigenartiger Jagd- unsall ist dieser Tage einem Jäger bei einer Treibjagdaus WeigSdorfcr Revier zugestoßcn, indem derselbe von einem plötzlich au« dem Gebüsch hcrvorbrcchcndcn Rchbock angegriffen und mit dem Gehörn übel im Gesicht zugerichtct wurde, so daß er bewußtlos nach Hause tranSportirt werden mußte. Dem wüthenden Rehbock gelang es, unbeschadet wieder da« Gehölz zu erreichen, da die in der Nähe weilenden Jäger nicht zu schießen wagten, um ihren Jagdgenossen nicht zu verletzen. — OclSnitz i. V., 2. «November. Nach einer argen Züchtigung hat vor einigen Tagen der elfjährige Sohn de» Stellmachers Sack in Sach «grün da» Elternhaus verlassen und war verschollen. Am «Mittwoch wurde der Knabe außer halb de» Orte«, an eine Mauer gelehnt, todt aufgesunden. Die gericht-seitig angcordnete Sektion de« Entseelten ergab, daß derselbe nicht infolge der erduldeten Züchtigung gestorben, sondern in der kalten 'Nachtluft erstarrt war, doch wurde der Vater de« Knaben gefänglich eingezogen. — Rothenkirchen. In unserem Orte wurde vor einigen Tagen eine von allen Seiten hochgeschätzte Frau, die Ehefrau de» Spitzenfabrikantcn Hermann Spitzner, unter großer Thcilnahmc von nah und fern zu Grabe getragen. Die große Verehrung, welche der Verstorbenen allseitig bezeugt wurde, ist deshalb nicht zu verwundern, weil dieselbe durch ihre technische und praktische Bildung der Ipitzenindustrie wesentliche Dienste zum Segen der arbeitenden Bevölkerung von Rothenkirchen und Umgegend geleistet hat. Die genannte Industrie stand früher hier in »ollster Blüthe, bi» durch die Maschinenspitzen den Handspitzen eine so mächtige Konkurrenz erstand, daß sich die meisten Fabrikanten hauptsächlich in Rothenkirchen entschlossen, den Modeartikel in geklöppelten Spitzen ganz fallen zu lassen, und nur dieser genialen Frau ist c» zu danken, daß die Firma Hermann Spitzner, welche zugleich Verlegerin der Klöppelschule hier ist, den genannten Artikel nicht verschwinden ließ. Die» war möglich durch die rastlose Thätigkeit und Hingabe der verstorbenen Frau, durch ihre bewunderungswürdigen Leistungen im Entwerfen und Zeichnen neuerer Motcsachen, sowie durch ihre mütterliche Fürsorge für den großen Stamm alter und treuer Arbeiter innen, unter denen sich noch eine Anzahl solcher befinden, welche über 40 Jahre der Firma klöppeln. Sie genoß darum auch die Werthschätzung der kaufmännische» Kreise des Spitzen faches und war weit über die Grenzen der engeren Hcimath hinaus bekannt und beliebt. Viel zu früh ist diese bewährte Kraft dem Industriezweig verloren gegangen. Ein Glück ist er, daß die Verstorbene ihre Befähigung zum großen Theil auf die da» Geschäft jetzt mit leitenden Töchter übertragen hat. Da» Andenken an ihren sinnigen Geist und ihre thätige Hand aber wird in weiten Kreisen ein gesegnetes bleiben. — Neustädte!, 31. Oktober. Se. Majestät der König hat geruht, Herrn Rittergutsbesitzer und Stadtrath H. von Trebra-Lindenau au« Neustävtel al« Mitglied der ersten Ständekammcr zu berufen. Diese Ernennung gereicht un« zu umso größerer Freude, al« nunmehr auch die hiesige Gegend wieder einen besonderen Vertreter in der ersten Kammer hat, wa« seit langer Zeit nicht mehr der Fall war. Herr von Treba hat sich in den zehn Jahren, in welchen er den hiesigen 20. städtischen Wahlkreis in der zweiten Kammer vertrat, durch ein reiches Wissen und seine gediegene Arbeitskraft, namentlich in den Deputationen, ein hohe» Ansehen geschaffen, und e« ist daher sehr erfreulich, daß genannter Herr dem Landtage erhalten geblieben ist. Wir knüpfen an die Beruf ung den Wunsch, daß e« Herrn von Treba gelingen möchte, die besonderen und schon lange gehegten Erwartungen unserer Bevölkerung recht bald ihrer Verwirklichung zuzuführen. — Hammerbrücke i. B., 1. Nov. Der etwa 28 Jahre alte, von hier stammende und im Elternhause beschäftigte Tischler Voigtmann wurde am Donnerstag Vormittag im Walde .todt aufgesunden. Voigtmann hatte sich erschossen. Der Selbstmörder war unverheirathet und hatte al« Soldat gedient. Was den als sehr solid und sparsam bekannten, all gemein beliebten und geachteten jungen Mann zu dem be dauerlichen Schritt getrieben hat, ist unbekannt: man ver- muthet Schwermuth. «u«i vergangener Zett — für nnsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruckverboten). Dresden, 5. November 1870. Heute kamen hier per Extrazug die ersten Gefangenen aus Metz, 2006 Mann, an. Die armen Leute waren buchstäblich mit Koth bis über die Knie inkrustirt, sie sahen elend, verkommen und abgehungert aus. 300 Mann kamen als Kranke an. Bern, 5. November 1870. Nachrichten aus dem schweizerischen Hauptquartier bezeichnen die Lage Garibaldis, der sich immer noch in Dole j befindet, infolge der Einnahme von Dijon durch die^ Deutschen Äüssel, 5. November 1870. Die letzte hier eingetroffene „France" meldet, daß anläßlich der Nachricht von der Kapitulation von Metz außer in Paris und St. Etienne noch Ruhestörungen in Marseille, Lyon, Toulon und Perpignan stattgefunden haben. Von den Küsten, 6. November 1870. Kaum sind die Seezeichen in den Ausflüssen der deutschen Ströme wieder aufgestellt und schon wieder haben 0 große französische Kriegsschiffe sich bei Helgoland gezeigt und die Entfernung sämmtlicher solcher Zeichen nothwendig gemacht. Vor Paris, 6. November 1870. Die Forts von Paris lassen wöhnlich vom Mont Valerien eröffnet werden, die deutschen Truppen beunruhigen und ihnen fortgesetzt die Verluste einzelner Mannschaften bereiten. — Die vom Elsaß aus vorgedrungene badische Division und die von Metz aus nach Süden vormarschirenden Korps der früheren Cernirungsarmee sind schon jetzt in Verbindung mit dem in Orleans stehenden Korps des Generals v. d. Tann. Lyon, 6. November 1870. Die Zeitungen enthalten folgende Kundmachung: Der Mnnizipalrath, bestimmt von der Nothwendigkeit, setzt fest: „Bevor die Stadt die Schande einer Uebergabe erleidet, wird sie bis zur vollständigen Vernichtung vertheidigt werden. Nur die Greise, die Kinder und die Frauen dürfen den Platz verlassen. Die Feigen vor dem Feinde werden als Deserteure behandelt. Ihre Namen werden der Schmach überliefert werden. Der Maire von Lyon. Hönon." 82. Depesche vom Kriegsschauplatz. Versailles, den 6. November. Am 6. keine Engagements gemeldet. General von Tresckow meldet aus Les Errues vor Belfort vom 6. November, daß die Division zwischen Colmar und Belfort in mehreren kleinen Gefechten Franktireurs vertrieben hat. Am 2. fanden Gefechte gegen Mobilgarde bei Les Errues, bei Rougemont und Petit-Magny statt; in letzteren ließ der Feind allein 5 Offiziere und 103 Mann todt zurück. Am 3. wurde Belfort cernirt und die Verbindung mit General v. Werder hergestellt. v. Podbielski. Im Watrizieryause. Novelle von v, Borgstede. <12. Fortsetzung.) Alwin empfing die Trauernachricht ohne Freude, aus die Blüthen seiner Seele war allzufrüh vergiftender Mehlthau gefallen, er stand ernst und bleich am Sarge der Frau, die ihn so namenlos elend gemacht und schaute ohne Hoffnung in die Zukunft. Sein Geist hatte längst verlernt, jene herr lichen, duftigen Gebilde zu entwerfen, welche den Hoffnungs vollen entzücken und doch so leicht in nichts zerrinnen. Ja, er war frei; aber trennte ihn nicht ein tiefer, unüberbrück barer Abgrund für alle Zeit von seiner Liebe, seinem Glück? Der stolze, harte Patrizier gab nie seine Einwilligung zu einer Ehe Elisabeths mit einem Manne, der sich seiner Lehr zeit durch die Flucht entzogen hatte und ein Musikant war, wie er eS geringschätzig nannte. Und Elisabeth selbst? War ihre Liebe wirklich groß genug, seine Untreue zu vergessen? Alle« zu vergeben, wa« sie jahrelang um ihn gelitten? Seine Nerven waren auf« Äußerste überreizt, die Aerzte riechen ihm völlige Ruhe und Berglust, und plötzlich kam eine liebenswürdige Einladung Arwed« au« Tcufenberg an ihn. Aus langes Zureden seiner Eltern reiste Alwin zu dem jungen Paar, das einsam zwischen den Bergen lebte. Er kam von der Bahnstation zu Fuß daher durch den rauschen den Wald, der bleiche, leidende Mann, die würzige Sommer lust wehte um seine Stirn und machte ihn still stehen. Tiefe Waldeinsamkeit ringsumher! Nur da« Lispeln der Blätter, die süßen Stimmen der Vögel wurden laut. Am Himmel hing wie ein rosiger Schleier da» Abendroth, ferne Höhen-
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