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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189510266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-26
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Monat
1895-10
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Jahr
1895
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worden. Der junge talentvolle Mann Hal bei verschievencn Gclegenheilcn seiner vaterländischen und königSlreuen Ge sinnung in unzweideutiger Weite Ausdruck gegeben. In so zialdemokratischen Kreisen wird versichert, daß Liebknecht» Gattin, Frau Natalie Liebknecht, ihre Löhne in eine »ent schieden nationale Richtung" gebracht habe." — Ist dem so, wie da» Münchener Blatt behauptet, dann beweist seine Mit teilung, daß alle sozialdemokratische Agitation gegen die ge sunden mütterlichen Instinkte tüchtiger Frauen ohnmächtig ist. — Stuttgart, 23. Oktober. Da» 50jährige Jubi läum der Eröffnung der ersten württembergischen Eisenbahn wird in diesen Tagen im Königreich Württem berg gcseiert. Bei dem Festbankct, da» anläßlich dieses Jubi läum« am letzten Sonntag in Stuttgart vom Landesverein wllrtlcmbergijcher VcrkchrSbcamtcn abgchalten wurde, hielt auch Ministerpräsident Or. Freiherr v. Mittnacht eine Ansprache, in der er u. A. folgende« auSsührte: Die Eiscn- bahnvcrwaltung erfahre manchen scharfen Tadel. Sei die Kritik de» Publikums mitunter auch nicht begründet, so dürfe man doch nicht vergessen, daß Diejenigen, welche die VerkehrS- anstalten benützen, auch ein Recht haben zur Bcurtheilung und Kritik; die Beamtenunfehlbarkeit sei bei dem Verkehrs wesen am wenigsten am Platze, die Verwaltung lerne am meisten von Denen, welche ihre Einrichtungen benutzen. Er (der Minister) verhalte sich der Kritik oder der Mitarbeit des Publikums gegenüber nicht ablehnend, er sei auch gegen Tadel nicht empfindlich. Eine gesunde Entwickelung des Eisenbahn wesens sei für das Land von höchster Wichtigkeit, da da« Kulturleben, die Volkswirthschaft, das soziale Leben aufs engste damit zusammcnhängcn. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Der bisherige StationScontroleur Zoll inspektor Lucius in Schweidnitz in Schles. ist unter Er nennung zum Oberzollinspector vom I. Novbr. d. IS. zum Vorstand des hiesigen HauptzollanNes ernannt worden. — Eibenstock, lieber die lt. Annonce am Sonntag slattsindenden Zauber-Vorstellungen des Hrn. Agoston schreibt das »Mainzer Tageblatt": „Wenn wir die kunst fertige Menschenhand eines Martinct bewundert haben, wel cher der todtcn Materie Zauberkunststücke lehrt und sic in Bewegung setzt, so eilen wir zu Agoston, wo wir e« nicht mit einer plastischen, sondern mit einer dramatischen Leistung dieser kunstsertigen Menschenhand zu thun haben. Herr Agoston ist nicht nur berühmter Spiritistcn-Entlarvcr, sondern höchst eleganter Magiker, sein Dialog mit dem Publikum ist gewählt und bisweilen von Esprit, alle Bewegungen sind fein und zierlich. Seine Aufgabe ist eine schwierige in der heutigen Zeit, die sehr kritisch und skeptisch ist und sich durch kein Wunder imponiren läßt. Ja, unfer Publikum ärgert sich über alles, was es nicht begreift, steckt die Köpfe flüsternd zusammen und macht Kommentare und Erklärungsversuche. Gewiß trifft cS oft das Richtige — wenn nur zwischen dem Wissen und können nicht eine so tiefe Kluft wäre; doch ebenso kann Agoston rufen: „Du gleichst dem Geist, den du be greifst, nicht mir." Mephistopheles, der in Auerbach'« Keller die Weine in den hölzernen Tisch zaubert, dars sich kaum mit Herrn Agoston messen, der au« Faust'« Krhstallflasche alle Getränke der Erde in wechselndem Reigen hcrvoriprudcln läßt, die Klopfgeisterei citirt und aus amüsante Weise den Humbug eine« Meßner und Eagliostro aufdeckt und die neuen Spiritistcn-Apostel als Betrüger entlarvt, als da sind: Slade, Home« und Feh, Schrap«, Thorn und Davin, und wie die Clique heißt; auch einige Tage in Leipzig, wo der Spiritis mus so sehr großen Anhang fand, ist e« Herrn Agoston ge lungen, viele Spiritisten zu überzeugen, daß der Spiritismus weiter nichts al« Taschenspielcrci ist. „ — Leipzig, 23. Oktober. Heute Vormittag I I Uhr ist hiersclbst aus den Polizeidirektor Bretsch neider ein Attentat verübt worden, was glücklicherweise ohne Schaden für den Angegriffenen verlaufen ist. Als sich nämlich Poli- zcidirektor Bretschncider aus dem Wege vom Polizeigebäude nach dem Rathhausc befand und eben an der Wartehalle vorübergegangen war, die auf dem Königsplatze denen als Aufenthalt zu dienen bestimmt ist, die auf die Wagen der Pserdccisenbahn warten, richtete ein von der PeterSstraße kommender, ihm begegnender Mann den Revolver auf den genannten hohen Beamten und gab auf ihn zunächst vier Schüsse und sodann noch einen fünften Schuß ab. Wie ge wöhnlich, wenn er zu der RathSplcnarsitzung geht, trug Poli- zeidirektor Bretschncider auch heute ein Aktenstück in der linken Hand bei sich. Zwei der Schüsse, die ohne Zweifel bestimmt waren, durch» Herz zu gehen, trafen zunächst da« Papier und dann drangen sie in den Mantel ein, woselbst sie im Stosse sitzen blieben, ohne das Fleisch zu berühren. Diesem Um stande allein ist die Rettung de« Polizeidirektors zu danken. Die anderen drei Schüsse gingen, da sich der Angegriffene sofort zur Wehr gesetzt hatte, fehl. Zunächst warf ein Schutz mann dem Attentäter, al« welcher der entlassene Schutzmann Ziegen balg erkannt wurde, die Pistole au« der Hand, auch der in Begleitung des PolizeidircktorS befindliche Königliche Baurath Roßbach sprang sofort hinzu, sodaß Ziegenbalg als bald beim Kragen genommen und nach kurzer Gegenwehr überwältigt wurde. Man transportirte ihn nach dem Poli zeigebäude, wo er sofort in ein Verhör genommen wurde. Der Verbrecher trug eine gleichgültige Miene zur Schau, willig folgte er seinen Begleitern. Rach Lage der Sache liegt hier ein vollständiger Racheakt vor. Ziegenbalg glaubte zu Unrecht au« dem Polizeidienst entlassen bezw. pcnsionirt wor den zu sein; da« hatte ihn im höchsten Grade verbittert und verbissen gemacht. Allenthalben suchte er die Leute für fein „Schicksal" zu erwärmen, er wurde zum Querulanten ärgster Sorte. Schließlich griff er zum äußersten und wurde zum Mordbubeu. Vor 8 Tagen kaufte er den Revolver und heute übte er vollständig planmäßig da« Attentat gegen den Polizei direktor au«. Derfelbe hatte sich, nachdem er zum Polizei amte zurückgekehrt, von dem Schrecken bald wieder erholt. Au« allen Kreisen der Bürgerschaft wurden ihn, Kundgebungen der Theilnahme und Glückwünsche zu theil. — Leipzig. In der letzten Monateversammlung de« Vereins Leipziger Gastwirthe theiltc der Vorsitzende mit, daß nach den in Burgstädt gefaßten Beschlüssen der nächste sächsische GaslwirihStag, der zehnte, im Oktober nächsten Jahre« in Leipzig statlsinden und daß damit eine gastgewcrbliche Ausstellung verbunden wird, die einen ganz eigenartigen Charakter tragen soll. ES werden nämlich Ist bis 20 Kost hallen errichtet, in denen Spezialgerichtc der bürgerlichen Küche zubcrcitet und an die Besucher zum sofortigen Ver speisen abgegeben werden. Die Besucher sollen ihr Urtheil über die Speisen in Bücher eintragen, die in den Kosthallcn ausliegen. Man will auf diese Weise nicht blo« eine Aus stellung sür Gourmand« bieten (was die seitherige» Kochkunst- Ausstellungen doch in der Hauptsache waren», sondern eine wirkliche volkSthümliche KoslkunstauSstcUung. Den Hausfrauen sollen die Rezepte über besonder« gut zubercitete Speisen in den Kosthallcn unentgeltlich verabreicht werden. — Plauen i. V., 22. Oktober. Al« Ausdruck der unauslöschlichen Dankbarkeit den Männern gegenüber, welche sür da« Vaterland im Felde gestanden haben, wird seitens der hiesigen Bürgerschaft zu Ehren aller in Plauen wohnen den Theilnehmer der Feldzüge der Jahre 1849, 1864, 1866 und 1870 71 an dem Gedenktage heißer Kämpfe, am 30. November d. I«., ein Festmahl veranstaltet. Ein Bllr- gerauSschuß, an dessen Spitze Hr. Oberbürgermeister Di. Ditt- rich steht, hat zu diesem Zweck durch freiwillige Spenden einen namhaften Betrag zusammengebracht. — Schwarzenberg. Die unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Königin stehende Frauen- und HauS- haltungSich ule zu Schwarzenberg erfreut sich eines stetig steigenden Zuwachses, sodaß ihre von Herrn Kommerzienrath Breitfcld in Erla ermictheten Räume nicht mehr auSreichcn und darum im nächsten Jahr ein umfangreicher Neubau an der Karlsbader Straße erstehen soll. Die Frauenschule wurde im Jahre 1884 eröffnet, und hierzu trat 1891 die HauShal- tungSschule. Bereit« über 60 Schülerinnen haben seit der Eröffnung der Anstalt eine gediegene Vorbereitung für da« praktische Leben erhalten. Brauchen auch einzelne Schüler innen die erlangten Fertigkeiten nicht zum Broterwerb, so wird ihnen die Beaufsichtigung ihre« Haushalte« um so leich ter gelingen, weil sie die Leistungen ihrer Dienstboten zu beurtheilen vermögen. Die Lehrgegenstände der Frauenschule sind: Handnähen, Wäschezuschneidcn, Maschincnnähcn, Kleider machen, Puy, kunstgewerbliche Arbeiten und Plätten. Fakul tativ ist der Unterricht im Rechnen, in Deutsch und in der Buchführung. Die Unterrichtsfächer in der HauShaltungS- schulc sind: Heizung«- und ReinigungSarbciten, Kochen, Ser- Viren, Waschen, Bügeln, 'Nähen, Ausbessern, Wäschezuschneiden, Kleidermachcn und Nadclarbeitcn. Hierzu konimt Deutsch, Rechnen und Buchführung. Die Schülerinnen der Frauen schule wohnen in Familien, diejenigen der Haushaltungsschule in der Anstalt. Letztere sind an eine strenge Hausordnung gebunden. In Küche, Keller, den Arbeit«- und Schlasräumcn herrscht peinliche Ordnung und Sauberkeit. Bei dem 'Neubau wird auch die Gartcnanlage eine wesentliche Erweiterung er fahren. In dem kleinen, bisher zur Verfügung stehenden Garten pflegt jede Haushaltungsschülerin ein Beet und lernt die Behandlung der wichtigsten Gartengewächse kennen. — Neustädtel, 23. Oktober. Wiederum hat das Spielen mit Schießgewehren ein Menschenleben zum Opfer gefordert. Vorgestern Abend beschäftigten sich zwei Söhne eine« hiesigen Bergwerkssteigers, l 1 und 5 Jahre alt, in der Wohnstube mit dem Gewehr ihres Vater«. Da er folgte plötzlich ein scharfer Knall, und der jüngere Sohn siel, von seinem älteren Bruder getroffen, todt nieder. Im Laufe de« Gewehre« batte der Ladestock sich befunden; derselbe war dem Kinde in die Brust gedrungen und hatte ihm da« Herz durchbohrt, sodaß der Tod augenblicklich eintrat. Unbekannt ist noch, ob da» Gewehr schon geladen war, ehe e« der ältere Sohn zur Hand nahm, oder ob e« erst von diesem bewirkt wurde. Da» traurige Vorkommniß mahnt wiederum in ernster Weise, Schießgewehre so aufznbewahren, daß Kinder sie auf keinen Fall in die Hände bekommen können. — Meißen. „Ein Kind wurde gefunden" — unter diesen: Stichworte könnte der nächstfolgende Hergang geschildert werden. An einem der letzten Tage voriger Woche machte sich eine Einwohnerin au« Cölln nach Weinböhla auf den Weg, um in den dortigen Waldungen nach Pilzen zu suchen. Selbstredend wurde zu dieser Excursion auch da« Kind mit genommen. Ehe die Mutter sich aus die Suche nach Pilzen begab, legte sic da» Kind an eine geeignete Stelle nieder. Wer beschreibt aber der Mutter Entsetzen, als sie beim Zu rückkommen an jene Stelle da« Kind nicht mehr vorsindct? Von Angst und Sorge geplagt, begann nun ein Durchsuchen der Waldung nach allen Windrichtungen, jedoch das Kind war und blieb verschwunden. Die Mutter kehrte schweren Herzen« nach Cölln zurück, und manche Thräne rollte während dcS Weges über ihre Wangen herab. Später stellte es sich heraus, daß das Kind von einer anderen Pilzesucherin „gefunden" worden war und nahm c« diese in ihre Obhut, da sie glaubte, da« Kind sei völlig aufsichtslos im Walde gelassen worden. Daß die Freude der Mutter groß war, al« sie nach ausge standener Herzensangst ihren Liebling einige Stunden später wieder in ihren Armen hielt, ist leicht erklärlich. — Roßwein, 22. Oktober. Am Sonntag wurde durch den Gendarmerie-Brigadier der Deserteur Lange aus Ottendorf bei Hainichen in Marbach verhaftet und an da« I I. Infanterie-Regiment zu Döbeln abgeliesert. L. war Soldat de« l. Ulancn-NcgimentS in Oschatz und hatte am 19. Juli d. I. sein Regiment verlassen, ohne wiederzukchrcn. Man fand ihn im Heu aus dem Obcrboden bei seinem Großvater in Mar bach versteckt. — Rochlitz, 22. Oktober. Ein sehr praktischer Rettungsapparat wurde durch die Freiwillige Feuerwehr am Stcigerthurm vorgcführt, nämlich eine Klcmmrolle, mit Hilfe welcher Personen oder Gegenstände in kürzester Zeit aus einem brennenden Hause gerettet werden können. Der Apparat besteht au« einem höchst einfachen, massiven kleinen Rollengcstcll, da» durch da« AuScinanderzichen oder Nachlassen zweier Drahtseile herauf- oder heruntergclassen werden kann. Die zu rettenden Gegenstände werden an den Apparat gehängt und gelangen ganz sicher und sanft zu Boden. Mit Hilfe diese« Apparats, der gegen ö>6 M. koste«, wurden innerhalb drei Minuten 12 Personen au« dem oberen Stockwerk de« Steigerthurms herabbesördcrt. — Auch in diesem Jahre wird an der königl. Forst akademie zu Tharandt durch den Professor Or. Ritsche ein Lehrkursu« sür Fischzucht abgehalten werden. Derselbe beginnt Donnerstag, den >4. November, Nachmittags b Uhr und schließt Sonnabend, den 16. November, Nachmittag« 4 Uhr. Der Kursus wird wie früher au» Vorlesungen und praktischen Hebungen bestehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfache Einzcichnung seine« Namen« in die an Ort und Stelle au«liegende Lifte zugänglich sein. Während aber bisher dieser Lehrkursu« vornehmlich die künstliche Fischzucht behandelte, wird er sich in diesem Jahre auf Teichwirthschaft beziehen, und e« sollen in Zukunft beide Gegenstände derart mit einander abwechseln, daß in den Jahren mit gerader Jahreszahl über künstliche Fischzucht, in den Jahren mit un gerader Jahreszahl über Teichwirthschaft gelesen wird. «u» vergangener Zett — für unsere Zett» Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten). Brüssel, 26. Oktober 1870. Ein Dekret der franz. Regierung in Tours verfügt, daß die Militärkommissionen der Departements, welche sich im Kriegszustände befinden, die Vollmacht haben, Pferde und andere Thiere, sowie Vorräthe von Nahrungsmitteln, Wagen rc. auS den De partements fortschaffen, oder, wenn nöthig, vernichten (!) zu lassen. Den Einwohnern werden für das von ihnen hergegebene Eigenthum Empfangsbescheinigungen ertheilt. An die Präfekten und Souspräfekten ist eine ministerielle Depesche ergangen, wonach dieselben die MaireS auffordern sollen, dem Feinde Widerstand zu leisten. Wie ein Tele gramm der „Jnd. belge" meldet, bleibt die Regierung in Tours dabei, keine Bedingung bei dem Abschlüsse eines Waffenstillstandes zuzulassen, welche irgend welche Territorialabtretung in sich schließen könnte. Thiers hat sich nach Pari- begeben und sollte bereits am 26. in Versailles ein treffen. Tours, 26. Oktober 1870. Die Regierung schreibt, da die pro- jektirte Anleihe nicht gedeckt worden ist, Kriegskontributionen aus und verfügt, daß alle Ausgaben für die mobilisirle Nationalgarde von den Gemeinden gedeckt werden müssen. Dieselbe theilt Frankreich in vier Generalgouvernements unter Kommando der Generale Bourbaki, Fü reck, Polsös und Cambriel ein Bourbaki hat in Lille die Demolirung der Häuser, Gärten und lebenden Hecken im ersten Rayon der Stadt befohlen. London, 26. Oktober 1870. Die „Times" nimmt an, daß die Bemühungen der englischen Regierung zur Herstellung eines Waffen stillstands bereits als mißlungen zu betrachten sind. Der ganze Erfolg derselben wäre, daß Graf Bismarck auf eine Zusammenkunft mit Herrn Thiers eingegangen ist. Aber, fragt die „Times", was kann der alte parlamentarische Veteran dem Staatskanzler sagen? Er hat alle Höfe bereist und wahrscheinlich an alle dieselbe Aufgabe gestellt, vereint der drohenden neuen Macht entgegenzutreten, die sich in Mitteleuropa erhebt. Soll er nun dem Grafen Bismarck sagen, daß, da alle neutralen Mächte seine Aufforderung abgelehnt haben, Deutschland von seinen Angriffen absehen müsse, weil Frankreich keine Alliirten hat? Wird er fordern, daß Deutschland aus eigenem freien Willen zurücktreten soll? Und wird andererseits Graf Bismarck Herrn Thiers und durch ibn Frankreich überzeugen, daß Elsaß und Lothringen für Deutschlands Sicherheit un umgänglich nöthig sind? Die Versuche, einen Waffenstillstand herbei zuführen, müssen scheitern, weil Preußen fordert, daß Frankreich eine Gebietsabtretung im Prinzip annehmen soll. Berlin, 27. Oktober 1870. Wie in deutschen Orten, so ist leider auch in Frankreich die Rinderpest vielfach ausgebrochen. ES sind schon über 4000 Ochsen, die zu Armeelieferungen dienen sollten, deshalb er schlagen worden und ist jetzt jeglicher Verkehr mit Rindvieh auf allen Eisenbahnen, Landstraßen und Märkten deshalb auf das Strengste untersagt worden. Alle Rindviehtranspotte für die Armee sind gänzlich eingestellt worden und werden die Truppen nur mit Speck, Hammelfleisch London, 27. Oktober 1870. Die „Times" klagt, daß gar keine Aussicht auf einen baldigen Frieden ist. Die guten Leute in Tour- hätten geglaubt, daß Deutschland seine Ansprüche auf Gebietsabtretungen aufgebe und so wären sie freudig auf die englischen Vorschläge zum Waffenstillstand eingegangen, aber leider gebe Deutschland seine Ansprüche nicht auf und deshalb werde Herr Thiers ebenso vergebens zwischen Paris, Tours und Versailles Herumreisen, wie zwischen London, Peters burg, Wien und Florenz. Das schlimmste Symptom, sagt die „Times", ist, daß die Deutschen so ruhig sind. Der Krieg wird immer desparater werden, sie sehen das voraus, aber ihre Entschlossenheit wird dadurch nicht erschüttert. Man sagt uns mit aller Ruhe, daß der Haß der Franzosen gegen die Deutschen zu einer Art von Manie wird und die Verachtung der Deutschen gegen die Franzosen bildet sich zu einem harten und festen Grundsätze aus. Der Krieg wird ein Rasienkrieg und der Haß der beiden Rassen wird ein beständiger bleiben. Berlin, 28. Oktober 18/0. Einem Wunsche des Königs von Preußen entsprechend, werden dessen Alliirte, die deutschen Fürsten, in den nächsten Tagen sich nach Versailles begeben. Die Konferenzen der dort bereits anwesenden deutschen Minister nehmen, wie man versichert, einen erfreulichen Fortgang. Es soll ganz besonders dem wirksamen Eingreifen des württembergischen und des sächsischen Ministers, v. Friesen, zu danken sein, daß die bayrische Opposition zur Nachgiebigkeit geführt wird. Es heißt übrigens, daß die Regulirung der deutschen Verhältnisse nicht den alleinigen Gegenstand der Beratungen in Versailles bildet, daß man sich dort vielmehr auch über Angelegenheiten schlüssig macht, welche sich auf den Friedensschluß beziehen. 73. Depesche vom Kriegsschauplatz. Versailles, den 27. Oktober. Der Königin Augusta in Homburg. Diesen Morgen hat die Armee Bazaine und Festung Metz kapitulirt. 150,000 Gefangene incl. 20,000 Blessirte und Kranke. Heute Nachmittag wird die Armee und Garnison das Gewehr strecken. Das ist eins der wichtigsten Ereignisse in diesem Moment. Dank der Vorsehung. Wilhelm. Mit der am 27. geschehenen Kapitulation von Metz ist der letzte, der wichtigste Punkt in deutschen Besitz gefallen, auf dessen Gewinnung als Basis etwa zu führender Waffenstillstands-Unterhandlungen beson derer Werth gelegt werden mußte; in ihm ist aber ferner der festeste Punkt an der Moselline, nach 318 jährigem französischen Besitz, den deutschen Waffen wieder überantwortet worden, welcher, bisher der Aus gangspunkt der französischen Angriffe gegen den östlichen Nachbar, nun mehr als defensives Bollwerk in deutscherHand festzuhalten vom militärisch strategischen Punkt aus absolut nothwendig ist. 74. Depesche. Versailles, den 28 Oktober. Gestern Abend ist die Kapitu lation unterzeichnet und das Victoriaschießen direkt in Berlin befohlen. Am 29., also nicht am 27., werden die Stadt und die FortS besetzt. — Gefangen sind: 173,000, 3 Marschälle, über 6000 Offiziere. Wilhelm. 75. Depesche. Versailles, den 29. Oktober. Der Königin Augusta in Homburg. Das große Ereigniß, daß nun die beiden feindlichen Armeen, welche im Juli uns gegenüber traten, in Gefangenschaft sich befinden, veranlaßte Mich, die beiden Commandirenden Unserer Armeen, Fritz und Friedrich Earl, gestern zu Feldmarschällen zu ernennen. Der erste Fall der Art in Unserem Hause. Wilhelm. 76. Depesche. Versailles, den 28. Oktober. (Verspätet und per Post einge gangen.) Seine Majestät der König haben den General Freiherrn v. Moltke in den Grafenstand zu erheben geruht. Bei der im gestrigen Telegramm erwähnten Württembergischen Expedition wurden 5 Offiziere. 297.Mobilgarden unverwundet gefangen; außerdem in Montcreau 300 Nationalgarden entwaffnet. Diesseitiger Verlust: 1 Fähnrich, 9 Mann todt, 1 Stabsoffizier, 1 Lieutenant, 40 Mann verwundet. Vor Pari- Alles unverändert, v. Podbiclski. Das gestHge Telegramm, von welchem die Depesche redet, ist hier nicht eingegangen. Berlin, den 30. Oktober 1870. Königliches Polizei- Präsidium. v. Wurmb. 7 7. Depesche. Versailles, den 27. Oktober. (Verspätet und per Post einge gangen.) Württemberg'sches Streif-Commando nach siegreichen Gefech ten bei Montcreau und Nangis Franktireurs gesprengt und Mobilgar den aufgelöst. Feind verlor eine Mitrailleuse, eine Kanone und über 100 Mann an Tobten und Verwundeten. Diesseitiger Verlust: 1 Fähn rich, 9 Mann. v. Podbielski. Bemerkung: Dies ist somit die in dem Telegramm vom 28. er wähnte gestrige Depesche. Berlin, den 30. Oktober 1870. Königliches Polizei-Präsidium. v. Wurmb. Im ^atrizierhause. Novell« von v. Borgstede. (9. Fortsetzung.) „Wie hübsch Sic bitten können," sagte Arwed lächelnd, seiner jungen Frau gegenüber Platz nehmend und in ihr blasse« Gesich^ schauend; „alle Armen und Unglücklichen soll ten sich an Sie wenden, Fclicita«! Ich müßte meinem Vater eigentlich dankbar sein, daß er ungerecht war; so erlauben Sie mir wenigsten». Ihnen mein Mißtrauen abzubitten. Wollen Sie mir vergeben, Felicitas?" „abl daß hcrv die . Schi ich f als i Frav der l solut den Stell den i nonm und s ich d» einml Arwe Lippe: ster » sein > müths Perso, verstai wandt Ansich dete A empsa er ihn Brant C schnell laut a Streit der Al Ä seinem aber n neigte Stuhl scharf, sagen, D und stc „l ausgegt „S verklein lick>, in F° zu blitz» „2 lassen k da« kan „U in da« » heil ges „P lein, höl hoch cm Vater kö „G schwieg Lötts, schiedet deuten! Meine Ham werden bc gesucht. Reisesp Auskunft
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