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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189510109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951010
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-10
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Monat
1895-10
-
Jahr
1895
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Dagegen sind solche Personen wegzulasse», welche vor diesen. Tage ausgezogen oder erst nach demselben cingezogen sind. Diese Listen sind binnen ltt Tagen nach (Empfang derselben bei der hiesigen Stadtstcuercinnahnie wieder einzureichen, und zwar durch den Hausbe sitzer selbst oder durch solche Personen, welch« über etwaige fragen in Bezug auf die Angaben in der Lifte genügend« Auskunft zu geben vermögen. An die pünktlich« Einhaltung der vorerwähnten Einreichungsfrist wird hierdurch noch ganz besonders erinnert, da nach Anordnung des Königlichen Finanz ministeriums jede Versäumung ohne Nachsicht zu bestrafen ist. Schliehlich wird noch bemerkt, daß mangelhafte und unvollständige Angaben in den Hauslisten die in den Vorbemerkungen unter (! angcdrohten Nachtheile nach sich ziehen. Eibenstock, am 9. Oktober 1895. Der Rath der Stadt. wr. Körner. Beger. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wegen LandcSverrath« und Spionage sind nunmehr von Köln aus fünf Personen nach Leipzig übcrsührt worden, wo der Fall in den nächsten Tagen vor dem Reichsgericht verhandelt werden soll. — Berlin. Die Ernennung de« bisherigen preußischen Gesandten in Hamburg, von Kiderlen-Wächtcr, zum Ge sandten in Kopenhagen hat in diplomatischen Kreisen, wie innerhalb des Cirkcls der höheren Beamtenschaft von sich reden gemacht. Nicht nur, daß Kopenhagen als der schwie rigste aller diplomatischen Posten angesehen wird, gilt es andererseits auch al« sicher, daß nur solche Staatsmänner in die dänische Hauptstadt gesandt werden, welche mit dieser Stell ung gleichsam ihr letztes Examen als gewandte Diplomaten abzulegcn haben, um eine immer höhere Carriöre zu erringen. Bekanntlich laufen auch heute noch in Kopenhagen bedeutsame diplomatische Fäden zusammen, trotzdem die regierende Kaiserin von Rußland heute nicht mehr die Tochter des dänischen KönigSpaarcS ist. Man darf die« mit einem Worte dahin bezeichnen, daß alle« deutschfeindliche in der dänischen Residenz stadt einen gut vorbereiteten Boden findet. In Kopenhagen muß darum ein Diplomat von hoher Begabung plazirt sein, der die innersten Fäden der Beziehungen von Hof zu Hof kennt. Und dies ist bei dem Genannten der Fall, der in Pa, iS, Petersburg und Konstantinopel »HLtig war. — Ueber die Neuregelung de« Militärdienstes der Volksschullehrer von I9tX> an theilt die „Post" mit, daß die eingestellten Lehrer gemeinsam mit den Einjährig-Frei willigen ausgebildet werden, aber, sofern sie nicht im Stande sind, die Kosten ihrer Dienstzeit selbst zu «ragen, in der Ka serne ihre« Regiments wohnen, von dem sie auch sonst die selben Kompetenzen beziehen, wie die zweijährigen Mannschaften. In den Kasernen werden sic jedoch besondere Stuben erhalten. — Der Aufsehen erregende Prozeß gegen den Oi. weil. Max Böhm, früher in Weimar, jetzt in Friedrichöroda, beschästigte zum zwciicn Male das 'Reichsgericht. I)i. Böhm ist beschuldigt, in einer Reihe von Fällen Urkunden ausgestellt zu haben de« Inhalts, daß bei den von ihm in Gera geimpften Kindern die Impfung erfolgreich gewesen sei, obwohl er ge wußt habe, daß die« nicht der Fall war. Da« Landgericht Gera hatte ihn vcrurlhcilt, aber da« Reichsgericht hob auf die Revision des Angeklagten wegen eine« Formfehler« das Urtheil aus. 'Nunmehr vcrurtheiltc da« Landgericht Gera den Angeklagten abermals und zwar zu zwei Monaten Gcfängniß. (Vom Landgericht in Weimar war er in ähnlichem Falle frei gesprochen worden.) Der Angeklagte bekennt sich zwar al« Jmpfgcgner, hat aber auf Verlangen vieler Eltern sich bereit erklärt, deren Kinder auf eine mildere Art zu impfen. Er hat deshalb die Lymphe inehr als üblich verdünnt und nur ganz leichte Stiche in die Haut der Impflinge gemacht. — Der Rechtsanwalt erachtete die Schuld de« Angeklagten für sestgestellt. Das Landgericht gehe davon aus, daß der Ange klagte gar nicht im Sinne de« Gesetze« impfen wollte, sondern nur unter rassinirter Nachahmung der äußeren Formalitäten das Gesetz zu umgehen beabsichtigte. Nicht das werde dem Angeklagten vorgcworfcn, daß er al« Jmpfgegncr geimpft habe, sondern daß er nur zum Schein geimpft habe. — Daraushin verwarf das Reichsgericht die Revision de« Angeklagten. — Belgien. Brüssel, 7. Oktober. Gestern Abend ereignete sich ein schreckliches Eisenbahnunglück zwischen Wavrc und Ottignie«. Der vollbesetzte Personen-Zug au« NivcllcS wurde von einer Lokomotive angcrannt. Sechs Wagen und beide Lokomotiven wurden total zerstört. Unter den Trümmern wurden bisher 14 Tode und 41 Verwundete hcrvorgezogen. Der Pcrsoncnzug hatte Verspätung, die Loko motive des Gütcrzugc« wurde versehentlich abgelasscn. Gegen Mitternacht trafen mit Extrazug aus der Unglücksstättc Aerzte und Hilfsarbeiter ein, auch Angehörige von Verunglückten. E« ereigneten sich herzzerreißende Sccnen. Brüssel, 7. Oktober. Nach jetziger Feststellung beträgt die Zahl der bei dem Eisenbahnunglück von Ottignie« Getödteten i8; verwundet sind etwa 100 Personen, darunter etwa 30 schwer, von denen niehrerc den Tag nicht überleben werden. Unter den Tobten befindet sich ein Arzt und ein Vikar, die übrigen sind Kaufleute und andere Bewohner der Umgegend. Der frühere Premierminister Beernacrt befand sich in dem ersten Waggon mit 7 Familienangehörigen. Seine Schwägerin, Frau Mourlon, die Gattin eines bekannten Ingenieur«, wurde auf der Stelle gctödtct, Frau Beernacrt leicht an der Brust verletzt, der StaatSministcr selbst nicht verwundet. Die Entstehung des Unglück» ist folgende: Eine von Ottignie« in voller Schnelligkeit daherkommendc Lokomotive fuhr im Bahnhöfe von Mourtry gegen einen in Bewegung befindlichen Zug. Drei Wagen fuhren buchstäblich einer aus das Dach des anderen und zermalmten die Insassen in fürch terlicher Weise. Hilfe wurde unmittelbar von Ottignie« und Brüssel gesandt; die AusräumungSarbcitc» wurden sogleich eingelcitet. Brüssel, 7. Oktober. Jede Stunde vermehrt die Ziffer der Tobten. 'Nunmehr sind 97 Todtc und lld Verwundete fcstgestcllt. Zahlreiche Tode liegen noch unter den Trümmern begraben. Dem Lokomotivführer ist der Kopf vom Rumpfe gerissen. Ein junger Amerikaner ist unversehrt unter einem Lcichenhauscn hervorgezogen, unter dcni er sechs Stunden ge legen hatte. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Oktober. Gestern Abend fand in Hotel Stadt Leipzig hicrselbst eine Versammlung von Wählern der OrdnungSparteicn statt. Hr. Bürgermeister I)i. Körner reserirtc, da die am Mittwoch vor. Woche im Ichützenhause abgchaltenc Versammlung nur schwach besucht war, nochmal« über die in der LandtagSwahlangelegcnhcit bisher geschehenen Schritte. Da eine Vereinigung der Stimmen aus nur einen Candidaten der OrdnungSparteicn für den hiesigen Wahlkreis nicht zu erreichen gewesen ist, so beschloß man, sich für die Eandidatur de« Herrn Baumeister Boch- mann in Aue zu erklären u. wählte ein 7gliedrige« Comitö, welche« in dieser Angelegenheit thätig sein solle. In dasselbe wurden die Herren: Kfm. Otto Unger, Kfm. Hrm. Wagner, Stadtkassirer Beger. Schneidermstr. Pfefferkorn, Kfm. Gustav Schlegel, Kirchner Mühlig u. AmtSstraßenmcister Iah» gewählt. — Dresden, 7. Oktober. Seine Majestät der K ön ig ist heute Vormittag au« Wien hierher zurückgekehrt. — Siche rem Vernehmen nach wird der sächsische Landtag am 12. November eröffnet. — Dresden. Ein entsetzliche« Brandunglück, welche« durch den Verlust eines Menschenleben« und die be gleitenden 'Nebenumstände geradezu erschütternd wirkt, hat sich in der 'Nacht zum Sonntag auf dem Weißen Hirsch bei Dres den zugetragen. Daselbst wohnt in der „Villa Jenny" am Plattleithenweg bereit« sei« mehreren Jahren Fabrikbesitzer Georg Künzclmann, Mitinhaber der Seifenfabrik Ludwig Künzelmann in Dresden. Vor circa 10 Wochen hatte der selbe das Unglück, bei einer Wagenfahrt in der Nähe der Mordgrundbrücke vom Wagen zu fallen und da« eine Bein am Fußgelenk bösartig zu brechen, so daß er noch nicht gehen konnte. Am Sonnabend Abend in der elften Stunde lag Künzclmann auf einer Chaiselongue, zugedeckt mit einer lang haarigen, fellartigcn Decke und rauchte mit vielem Vergnügen eine Zigarre. Frau Künzelmann hatte soeben, um das Nöthige zum Schlafengehen vorzubereitcn, das Zimmer, in dem sich ihr Gatte befand, verlassen, al« sie denselben plötz lich Hilfe rufen hör«. Sic öffnet die Thür des Zimmer», aber bereit« schlagen ihr die Helle Flamme und dicker Rauch entgegen. Darauf eilt sie nach der anderen Thür zu dem Zimmer, diese ist aber von Innen verschlossen, wie die« Nacht« üblich war, und sie hört ihren Gatten vergeblich im Innern versuchen zu öffnen. Nun erfaßt sie da« neben ihr befindliche Kind, zu welchem bereits starke Rauchmengcn gedrungen waren und ruft au« Leibeskräften nach dem HauSmann um Hilfe. Doch unglaublich schnell batte da« Feuer das ganze Stockwerk ergriffen, bereit« war dasselbe mit dickem Rauch er füllt. Der HauSmann suchte daher mittelst einer Leiter von außen in das Zimmer Künzelmann'» zu dringen. Derselbe hatte sich in seinem jammervollen Zustande an das Fenster ge schleppt und schrie entsetzlich um Hilfe. Al« der HauSmann je doch auf der Leiter oben am Fenster erschien, hatte sich der un glückliche Kranke nach einem anderen Fenster zu retten versucht, war jedoch in dem Qualm zusammengcbrochen. Vermuthlich ist er hier von einer Ohnmacht befallen worden. Ehe die Feuerwehr ron Loschwitz, Dresden :c. helfend eingreifen konnte, war an seine Rettung nicht mehr zu denken. Erst um I Uhr, al« der Helle Brand gelöscht war, wurde der verbrannte Leichnam aufgcfunden. Verursacht ist der Brand zweifellos dadurch, daß die fcllartigc Decke, welche Künzelmann auf sich liegen hatte, an der Zigarre Feuer gefangen und dies, vielleicht infolge dc« Umwerfen« der Lampe beim hastigen Löschvcrsuche, sehr schnell um sich gegriffen hat. — Dresden. Die königl. Generaldirektton der Staats bahnen hat, wie das „Dresdner Journal" schreibt, da« ge stimmte Schafsnerpersonal in Rücksicht auf den bevorstehenden Eintritt der winterlichen Jahreszeit von Neuem angewiesen, das Coupircn der Fahrkarten während der Fahrt auf die dringendsten Fälle zu beschränken, damit Unglücksfälle vermieden werden. Da« reisende Publikum vermag die ge nannte Behörde bei Durchführung dieser wohlgemeinten Maß regel auf das Wirksamste zu unterstützen, indem es rechtzeitig am Zug erscheint und die Fahrkarten ohne jeden Aufenthalt zur Prüfung bereit hält, damit die Beendigung des Coupirens noch vor Abfahrt de« Zuge» geschieht. — Auerbach. Wieder einmal hat die leidige Putz sucht ein Mädchen in« Gcfängniß gebracht. Die erst seit kurzer Zeit bei dem hiesigen Gemüsehändler Gustav Voigt als Verkäuferin in den Dienst getretene, 2b Jahre alte Klara Kirmse aus Heuersdorf in Sachsen-Altenburg hat ihrer Herr schaft vor wenigen Tagen aus der ihr jederzeit zugänglichen Ladenkasse gegen 30 Mk. gestohlen und zum größten Theile zum Ankauf von KlcivungSgcgenständen verwendet. Die Kirmse wurde deshalb vom Voigt'schcn Laden weg verhaftet und sieht nun ihrer Bestrafung entgegen. — Markranstädt. Infolge mehrfacher nächtlicher Ucberfällc auf unsere Schutzmannschaft, wobei sogar vorige» Jahr beide Nachtschutzlcute verwundet wurden, hat auf An suchen des hiesigen Stadlrathe« das Königl. Ministerium des Innern demselben die Erlaubniß erthcilt, die städtischen Schutz leute bi« auf Weiteres für den Nachtdienst mit Revolvern auszurüsten. — Zwenkau. Um dem Gefangenhalten nützlicher Vogclarten, da« hier einen ziemlichen Umfang angenommen hatte, vorzubeugen, ist von unserer Stadtverwaltung in jüng ster Zeit ein Regulativ auSgcarbcitet worden, nach welchem da« Halten solcher Vogclarten mit einer Steuer belegt wird. Es steht zu erwarten, daß da« Regulativ, das jetzt bei der königlichen AmtShauptmannschast Leipzig zur Begutachtung ruht, die Genehmigung der Verwaltungsbehörde findet und daß die Steuer, die in ihrer Art wohl selten zu finden sein dürste, ehcbaldigst in Kraft tritt. 1. Ziehung 4. Klasse 128. Königs. Sachs. Landes-Lotterie, gezogen am 7. Oktober 1895. Lv,0vt> Mar« aus Rr. 58750. 40.00U Mark aus Nr. 18928. :w,U0ü Mar« aus Nr. 77380. m.autt Mark aus Nr. 78891. Sliuu Mar« aus Nr. 58249 5V8IV «5573 784k« 88888. »MN, Mark aus Nr. I708S LEI 298V5 WISI 39822 4U8L4 41280 58788 75285 81885 ItUM M-r« aus Nr. «gl« 7355 tttOKS IOLKL 18288 12918 22288 24829 L8KL4 28581 38838 38157 382kI 48289 58243 5899» K4844 K774» «8384 80470 «474g 88174 88972 849IS 8781g 87994 8888g 9348g 9453« 98827 98098 98808. LUU Mar« aus Nr. 8885 9874 10071 I2K27 12825 12900 1588« 200K8 21«48 24381 L9K7K g04gk 80858 g»«g7 g9g40 40092 4I7SI 4SS«2 44K22 49297 52582 52898 K8940 85888 «5978 88041 71750 74042 74348 87988 90351 90810 90948 93528 95148 97499. 3110 Mar« aus Nr. 1339 1852 1817 1940 2040 322« 3424 3988 5421 KKI« 7838 8433 8957 9S82 I0V47 10295 10374 10880 12993 14750 IKSKS IS828 18124 I738I 18235 I837I 18837 19032 20044 2.318g 29S92 297gl S0294 30774 3234« 32572 32931 33198 3S099 35282 3811« 37892 39735 40083 41348 41758 4385g 45581 47738 49893 51430 KI8I0 52988 K3582 K44O> 54835 55098 58848 58241 59581 80282 «1494 «188» 822«2 8291» 83343 83354 83448 83915 84255 84988 85818 85927 «8927 87109 89823 8991» 70205 71883 72112 7»897 74248 74525 74838 74951 75802 77990 78171 78257 79041 79707 8ON7 80238 80847 81383 82327 83158 83888 84134 85377 89540 90725 90858 92530 93189 93425 93952 94089 94891 94858 97245 97503 97810 98754. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten). Wien, 10. Oktober 1870. Der Sendbote der 3. französischen Republik, Thiers, ist nach seiner Wiederankunft in Wien gestern vom Kaiser empfangen worden. Er besuchte die Grafen Pvtezki, Andrassy und Taaffe und wollte am II. seine Bittreise nach Florenz fortsetzen. Von Resultaten ist, wie vorauszusehen war, nirgends die Rede. In Italien wird er auch nichts erzielen können, denn Italien hat jetzt nach der Besetzung des Kirchenstaates und der Einnahme Roms selbst mit sich zu thun. Tours, 10. Oktober 1870. Der jetzige französische Minister des Innern, Gambetta, welcher sich im Besitze der ausgedehntesten Voll« machten seitens der Pariser Regierung befindet, ist am 9. in Tours ein« getroffen. Auf der Durchreise durch Rouen hielt Gambetta auf dem Bahnhof eine Ansprache an die Bevölkerung, in welcher er dieselbe auf forderte, entweder bis zum Siege oder bis zum Tode auszuharren. — Der alte Phantast Garibaldi ist am 9. doch in Tours angekommen. Er empfing die Besuche der dort anwesenden Minister. Die Revue eines Bataillons Freischärler, welches sich vor der Präfektur, wo Garibaldi abgestiegen war, aufgestellt hatte, mußte er seines leidenden Zustandes halber ablehnen. Tours, 10. Oktober 1870. Die neueste Nr. des „Eonstitutionel" bedauert lebhaft die Fortdauer von Tendenzen, welche die Regierungs gewalt zersetzen. Hierdurch sei in der Regierung Entmuthigung und Zügellosigkeit eingerissen, zusammenfallend mit dem völligen Mangel an Disziplin in der Armee. Das Blatt fragt: Wo sind die Armeen für die angekauften Gewehre, wo Kanonen, wo die beiden Ersatzarmeen, welche längst nach Straßburg und Paris hätten entsandt werden müssen? Das ganze Land hat Angesichts der Situation den sehnlichsten Wunsch nach schleunigster Aenderung, daß man nicht länger unter dem Vor wande der Nativnalvertheidigung Frankreich vernichte und die Anarchie Vor Paris, 10. Oktober 1870. Aus dem Umstande, daß in den Gefechten vom 19. und 30. Septbr. der Kern der in Paris vereinigten Streitkräfte nicht einmal vermocht hat, die vorderste Linie der Cernirungs- truppcn zu durchbrechen, folgert man, daß die Hauptstadt über kurz oder lang fallen muß. Schreckliches aber fürchtet man davon, daß die Um - vorräthe nach dem Rathe Herrn Thiers zu einer Wüste gemacht worden ist. ES sei schlechterdings unmöglich, eine Bevölkerung von 2 Mill. Menschen Selbst nach Wiedereröffnung,der Stadt mit hinreichenden Vor Metz, lO.^Lklober 1^70. Der^gemeldete^neue Aus aus UM St. Remy, Maxen^und das Schloß Bellevue, aber die Franzosen vermochten trotz aller Tapferkeit nicht, auch nur einen Punkt der Eer- nirungslinie zu durchbrechen; sie wurden vielmehr über die Mosel ge worfen und unter Hurrah von den Preußen mit Kolben und Bajonnet aus ihren früheren Positionen vertrieben. 2500 Mann an Tobten, Verwundeten und Gefangenen ließen sie zurück, der Verlust der Deutschen betrug 600 Mann. Versailles, 10. Oktober 1870. In der Nacht zum 8. ist durch Verrätherci der Bewohner von Ablis eine Eskadron vom 16. Husaren regiment von Freischärlern überfallen. Der Ort, 1000 Einwohner, 6'/i Meilen südlich Versailles, wurde zur Strafe niedergebrannt. Stuttgart, 11. Oktbr. 1870. Der „Staatsanz. f. Württemberg" enthält in seinem amtlichen Theile folgende Erklärung, welche anknüpft an die jüngste Erklärung des Königs, er werde das scinige dazu bei tragen zu einer Gestaltung Deutschlands, welche die nationale Zusammen gehörigkeit aller Staaten, wie die berechtigte Selbstständigkeit der einzel nen Staaten zur Geltung bringt. Die amtliche Kundgebung lautet: Hierin lag die Erklärung, daß die württembergische Regierung die Neu gestaltung der deutschen Verhältnisse nothwendig halte, daß sie den Zeit punkt hierfür für gekommen erachtet und daß der König bereit sei, die jenigen Opfer zu bringen, ohne welche die Einigung Deutschlands nicht vollzogen werden kann. Die Berathungen der Minister ergaben ihre vollständige Uebcreinstimmung. Ein auf die Dauer befriedigendes deutsches Definitivum wurde durch die Lage geboten. Die Umwandlung des bisherigen mehr internationalen Verhältnisses in ein staatsrechtliches, die verfassungsmäßige Einigung Deutschlands mit Zentralgewalt, deutschem Parlament und gemeinsamer bestimmt begrenzter Gesetzgebung und einheitlichem Heere wurden alS Ziele erkannt. Eine genaue Prüfung der Verfassung des norddeutschen Bundes führte zu der Ueberzeugung, daß dieses Ziel erreicht werden könne, auch ohne unverminderte Annahme aller Bestimmungen jener Verfassungsurkunde, welche neben Wesentlichem manches Zufällige enthält und eine freiere Bewegung der Einzelstaaten besonders in finanzieller Beziehung und der Verwaltung Wünschenswerth thätig. Orleans, II. Oktober 1870. Durch die am 11. erfolgte Besitz ergreifung von Orleans steht den deutschen Truppen einerseits der Weg nach Tours offen, wie andererseits die Bahnen nach Nantes, Bordeaux, Toulouse und Lyon in unsere Hände gefallen sind. Durch diesen neuen Waffenerfolg der deutschen Truppen dürfte die bereits als bevorstehend angedeutete Verlegung des Regierungssitzes von Tours nach Toulouse (im äußersten Süden Frankreichs) Wohl etwas beschleunigt werden, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß die Franzosen dem Vordringen unserer Truppen am rechten Loireufer noch ernstlichen Widerstand zu leisten vermögen. In den letzten Tagen sind auch ernstere und umfassendere Maß regeln gegen die Festung Thion Ville erariffen worden. Die Ler- nirungstruppen haben eine bedeutende Verstärkung erhalten. Ferner wurde ein Theil des vor Straßburg disponibel gewordenen Belagerungs geschütze- dorthin dirigirt. Tours, II. Oktober 1870. Während bekanntlich die Regierung schon vor denc Anrücken der deutschen Truppen nach Tours verlegt worden war, kam der Minister des Innern, Gambetta, die Seele der Regierung, erst am 9. Oktober mit dem Luftballon hier an. Derselbe hat auch das Amt des Kriegsminister- übernommen und sofort nach Ankunft in Tours die Truppen an der Loire und im Westen organisirt. Drei neue Armeen sind bereit- gebildet. Eine von Gambetta erlaffene Proklamation giebt die Zahl der Streitenden in Paris auf 400,000 National-, 100,000 Mobilgarden und 60,000 Linientruppen an. Die Zahl der in den Fort- und auf den Wällen stehenden Kanonen sei seit dem 4. September von 500 auf 3800 gebracht worden und die Kanonen würden von den besten Soldaten der Welt bedient. Nunmehr abge schlossene Lieferungsverträge werden zum Erfolg haben, alle in der ganzen Welt disponiblen Gewehre den Franzosen zu sichern. Nur müßten diese noch den Partisanenkrieg vervielfältigen. „Wir müssen dem Feinde Fallen und Hinterhalte legen, müssen ihn unausgesetzt be unruhigen, müssen mit einem Worte den nationalen Krieg anfangen. Die große Nation wird sich den ihr zukommenden Platz in der Welt nicht durch die Invasion von 500,000 Menschen nehmen lassen rc. rc."
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