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zurückkehrte; c« stand drohend über den Feldern de» Dorfes. Der Morgen tagte, die Lonne wollte anftauchcn, aber ihre Strahlen konnten die schwarze Trauerdeckc nicht durchbrechen; es blieb Nacht, finstere unheilbringende Nacht. Nun schwirrte e« sonderbar in den Lüsten; Klagegeschrei, Kindergewiminer, Todesscufzer, und herein brach Unwetter, eisige Schloßen stürzten nieder, dazwischen wirbelte eine Windsbraut und warf den eisigen Hagel, der au« den Wollen schmetterte in die Lüfte empor. In einem Augenblick war das gol dene Aehrcnmeer, die Saat ring« umher vernichtet, der Sturmschauer entschwand wie er gekommen ; die Sonne schien, aber sie leuchtete auf einem Lcichenfelde untergegangener Hoffnungen. Ausgeschreckt waren die harten Dorfbewohner au« ihre« Glücke« Uebermuth; jetzt wußten sie wa« Elend, wa« Armuth war; mit bleichen Gesichtern standen sie aus ihren Feldern zwischen der niedergcschmetterten Saat, und wie auch ihr Auge umher irrte, nirgend« zeigte sich ein Trost, eine AnShilse, Alle waren Bettler geworden, die kein Brot, kein Saatkorn mehr hatten. Nur Einer Ivar verschont geblie ben ; nur eine« Menschen Feld stand unvcrwüstet und die gol denen Aehren wogten nach wie vor. War e« ein Barm herziger, war c« der Bessere, dessen Saat hier verschont ge blieben ? nein, unbegreiflich hatte hier da« Weltgeschick gewal tet. E« war der Böseste, der Herzloseste, dem Meineidigen war seine Ernte erhalten. Als Richard nun au« Stargard zurückkehrte, erkannte er fast die Stätte nicht mehr, von der er ausgegangen war, denn der Sturm hatte nicht allein die Saaten vernichtet, sondern auch da« Dorf verwüstet, Dächer abgedeckk, Schornsteine umgestürzt, Lehmwände eingeschlagen; wie er aber zu seinem eigenen Felde kam, blieb ihm der Athcm au«, und er traute lange seinen Augen vor freudiger Ueber- raschung nicht. Die niedergeschmcttertc Saat hatte sich wie der erhoben, a>« wären Engel über dieselbe hingeschwebt und sie war über -Nacht fast zum 'Schnitte gereist. Er und jener Wucherer waren die Einzigen, welche eine Ernte zu hoffen hatten. In seiner Wohnung aber fand er Trauer und Wehklage, und die Alte bat ihn weinend, ein Grab zu graben. Er ging sogleich an sein Geschäft; al« die Erde dem Todtcn ge öffnet war und nun die bleiche Mutter herber wankte, ihr todte« Kind — sie war zu arm um einen Sarg zu bezahlen — fest an ihre Brust gebrückt, al« ob e« noch lebe, erkannte erst der Jüngling, wer vor ihm stand, der Spaten entsank seiner Hand und er hatte kaum so viel Kraft, den Tobten au« ihren Armen zu nehmen und ihn zur Ruhe zu betten. Sic hatte in diesem Augenblick, wo sie nur Mutterschmerz fühlte, kein Auge für denjenigen, der ihr so nahe stand; doch al« da« Grab geschlossen war, und Richard ein einfältig Ge bet über des Entschlummerten Hügel sprach, da zuckte sic be bend auf bei dem Tone seiner Stimme. Er war e« ja, er, der damals, al« sie noch schuldlos und unerfahren war, schüch tern ihren Schritten folgte, er, dessen Blicke immer so sehnend auf ihr ruhten und dessen Stimme so seltsam zitterte, wenn er e« wagte, sie anzureden ; er war e« ja auch gewesen, der mit dem bleichen Antlitz von Ferne stand, wenn sie am Brunnen mit dem Krieger koßte. Ach, Alle«, Alle« war bahin! (Schluß folgt ! Vermischte Nachrichten. — Der „Altweibersommer" ist wieder da. Durch die Luft fliegt flimmernd silbergrauc« Gespinnst, da« sich un« an Hut, Gesicht und Nase ansetzt — Altweibersommer nennt'« der VolkSmund, auch Mariengarn, die Jsirfäden der Alter- thum«sreunde, während der Naturforscher nachweist, daß diese feinen Fäden nicht« sind, al« da« Gespinnst sehr kleiner Spinnen. Darüber aber herrscht Einigkeit, daß diese« Ge spinnst den Herbst ankündigt, der un« hoffentlich rech» gute« Wetter bringt. Nicht mehr mit intensiver Gluth, son dern gleichsam gedämpft durch einen feinen Schleier fällt da« Sonnenlicht auf die Bäume, deren Blätter sich allmählich gelb und roth färben und nach und nach zur Erde nieder flattern. — Potsdam. Sämmtliche Kriegshunde de« Garde- Jägcrbataillon« sind an einem Augenleiden erkrankt. Die Hunde, die in« Manöver mitgenommen waren, erkrankten in Pommern an den Augen, und nach der Rückkehr der Thierc nach Potsdam sind auch die hier zurückgebliebenen KriegS- hunde von der Krankheit befallen. Unter allen Hunden am meisten leidend ist der „Franz". Er ist nicht nur von der Augenkrankheit befallen, sondern leidet auch an einer hoch gradigen Lungenentzündung, die er sich im Manöver durch zu große Anstrengungen und durch Erkältung zugezogen hat. Da« Eingehen des werthvollen Hundes ist zu befürchten. — Neusalz a. O. Der „Schles. Ztg." wird berichtet: Ein schreckliche« Unglück ereignete sich Donnerstag, den 19. d. Abend« auf dem hiesigen Bahnhose. Eine Anzahl au« Sprotkau entlassener Reservisten wartete aus dem Bahnhofe, um ihre Reise nach der Hcimath mit dem um 6'/., Uhr von BrcSlau hier eintreffenden Zuge fortzusetzen. Im Uebermuth und anscheinend in angeheitertem Zustande stieß ein Reservist einen dicht neben dem Gleise stehenden Kameraden, den Kanonier Robert Fischbock aus Wischen rückwärts so unglücklich, daß derselbe in die Maschine de« in diesem Augenblicke einsahren- den Breslauer Zuge« fiel, welche ihn 50 in weit mitschleppte und ihn schrecklich zurichtete. Da« rechte Vorderrad der Maschine fuhr dcni Unglücklichen den einen Fuß glatt ab und zermalmte außerdem beide Beine vollständig, auch der Kopf wurde schwer verletzt. In einem traurigen Zustande wurde der Verunglückte au« den Rädern der Lokomotive gezogen, während die übrigen Reservisten und mit ihnen der Schuldige mit diesem Zuge, ohne sich um da« geschehene Unglück weiter zu kümmern, weiter fuhren. Der Verunglückte behielt seine volle Besinnung, bi« er um 8'/, Uhr in« hiesige Krankenhaus gebracht wurde, gleich nach seiner Einlieferung aber wurde er durch den Tod von seinem Leiden erlöst. — Unverhoffte« Wiedersinden. Ein in einem Berliner Vororte wohnender Rentier besuchte vor Kurzem in Dresden eine Kunstauction und fand dabei zu seinem Er staunen eine Cigarrenspitze und einen Spazierstock, beide« Familien-Antiquitäten von großem Kunstwerthe, welche ihm im vorigen Jahre bei einer Erholungsreise in die sächsische Schweiz gestohlen worden waren. Seine Freude war um so größer, al« in einem geheimen, von dem Diebe nicht ausge- sundenen Behälter de« Stocke« zwei werthvolle Brillantringc und eine Anzahl kostbare Steine sich noch vorfanden. — Verfehlter Zweck. Ein gute« Geschäft machte eine« Tage« der durch seine übertriebene Sparsamkeit bekannte Baron Nölten. Dieser trug schon seit undenklichen Zeiten einen Rock, welcher durch da« lange Tragen so blank und glatt wie ein Spiegel geworden war. Trotz seine« Reich- thnm« war doch der alte Geizhals nicht dazu zu bringen, sich ein neue« Kleidungsstück zu kaufen. Da verfiel sein Sohn, dem da« nicht standesgemäße Auftreten seine« Vater« schon lange ein Dorn im Auge war, auf eine List. Er beauftragte einen Schneider, für seinen Vater einen Anzug zu fertigen, den er mit hundert Mark bezahlte und ihn durch einen Hausirer für dreißig Mark anbieten ließ, der ihn für den Spottpreis von fünfundzwanzig Mark erwarb. „Denke Dir," bemerkte am anderen Tage der Geizhal« zu seinem Sohne, „gestern habe ich ein brillante« Geschäft gemacht. Habe da für ein Spottgeld von fünfundzwanzig Mark einen herrlichen Anzug erworben, den ich eine Stunde darauf für fünfzig Mark wieder verkauft habe." — Ein amüsanter Druckfehler findet sich im „PöSnecker Tageblatt". Dort heißt e« nämlich: „Zu den letzten Kurgästen in FriedrichSruh (statt Friedrichroda) zählten die Herren Bebel, Liebknecht und Engen Richter." — Diese Herren wären allerding« wohl die Letzten im ganzen Deutschen Reiche, die al« Gäste nach FriedrichSruh kommen könnten. Eine „Kur" dort würde ihnen aber sehr heilsam sein! — Kinderschlauheit. „Mama, ich habe Husten." — „Dann geh zu Bett." — „Nein, Mama, das nützt nicht«." — „Dann wirst Du kalt obgerieben." — „Ach nein, Mama, da wird e« nur noch schlimmer." — „Dann laß e«! Ich habe auch Husten." — „Ach, Du arme« Mamachen! soll ich Dir ein paar Brustkaramellen holen?" — Immer dieselbe. „Die Frau Hosräthin war.eben da und hat sich nach Deinem Befinden erkundigt; sic schien sehr betrübt darüber, daß Du so leidend bist." — „Ach, Au gust, diese Schmerzen .... Wa« hat sie denn angehabt?" — Ein Ausweg. Reisender: „Wa«? Mich wollen Sie hinauswerfen lassen? Meine Firma ist Hoflieferantin!" — Chef: „Johann, dann werfen Sie den Herrn zur Hofthür hinaus!" Kirchliche Nachrichten ans der Hkarochic Kibenflock vom 22. bis 28. September l8Uk>. Getraut: SS) Moritz Ferdinand Mann, Steindrucker hier mit Marie Friederike geb. Mothes hier. Sti) Karl Paul Heymann, Maschinen sticker hier mit Auguste Clara geb. Leistner hier. Getauft - 206) Paula Johanne Bahlig. 207) Hildegard Elise Hor bach. 208) Curt Lein, unehel. 200) Ella Elise Strobelt, unehel. 2>0) Marianne Magdalene Härtling, unehel. 2l>) Willy Herman» Fuchs. Begraben: t7g) Johanne Frida, ehel. T. des Karl August Georgi, Kaufmanns hier, » M. 14 T. >74) Marie Helene, ehel. T. des Karl Ernst Jllert, Schutzmanns hier, l M. 2 T. >70) Hans Erich, ehel. S. des Georg Richard Beck, Malers hier, 2 M. >70) Hans Paul, ehel. S. des Paul Friedrich Dörsfel, Streckenarbeiters hier, 4 M. 26 T. >77) Ernst Heinrich Kunz, Agent hier, ein Ehemann, 65 I. 6 M. >3 T. Am 16. Sonntage »ach Trinitatis: Vorm. Predigttext: Apostelgesch. 16, 22—34. Herr Diaconu« Rudolph. Nachm. Betstunde. Herr Diaconu« Rudolph. Die Beichtredc hält Herr Pfarrer Böttrich. An diesem Lahe wird eine Lolleclc für den tiirchrn- ba» in iiohrbach bc» Grimma ringesammclt. Kirchennachrichtcn aus Schönheide. vom. XVI. x. Drin. (29. Septbr.) Früh 8 Uhr: Beichte und heil. Abendmahl, für die zum Militär Eintretenden und deren Angehörige, wie auch für die Gemeinde. Herr Diac. Wolf. Früh 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Herr Pfarrer Hartenstein. Nachm. 2 Uhr: KindergolteSdienst. Herr Diac. Wolf. Da» Wochenamt führt Herr Pfarrer Hartenstein. Chemnitzer Marktpreis« vom 25. September 1895. 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