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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950928
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-28
-
Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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Während der Fahrt fühlte er sich durch dcn Gcnich der Me dikamente, die der Lazarethgehilfc mit sich sührte, derartig belästigt, daß er in Freiberg, wo der Militärzug einige Zeit hielt, aueslicg, mit in einem Hinteren Wagen Platz zu suchen. Wäre der Musikdirektor auf seinem ursprünglichen Platze ge blieben, so würde auch er ohne Zweifel ein Opfer der furcht baren Katastrophe geworden sein. Dem gleichen Schicksal ist ein Einjährig-Freiwilliger entgangen. Derselbe begrüßte auf dem Freiberger Bahnhof während der AufenthaltSzeit einen nahen Verwandten. In der Freude de« Wiedersehens über hörte der Einjährige da« Abfahrtssignal seines Zuge«, we nigsten« vermochte er, al« der Pfiff ertönte und der Zug bald darauf sich langsam in Bewegung setzte, seinen Platz vorn im ersten Wagen nicht mehr zu erreichen. Er sprang kurz ent schlossen in da« nächste Koupee, da« bereit« einem der Hinteren Wagen angchörtc. Auf diese Weise blieb der junge Mann vor Unglück bewahrt. — Freiberg. Am 18. d. M. Nacht« erkrankte unter schweren Cholerasymptomen ein hiesiger Einwohner und ver starb am 20. d. M. Abend«. Die bakteriologische Untersuch ung aus der pathologischen Station im Stadtkrankenhau« zu Dresden ergab bezüglich de« eingcschickten Darminhalt« keine Cholera-Vibrionen. ES handelt sich somit um einen schweren, in kurzer Zeit tödtlich verlaufenen Fall von Olivier» nvetr»». — Reichenbach i. V. Wie zuverlässig verlautet, ist der frühere Bürstenmacher Lenk, welcher seine beiden Kinder erdrosselte und an sich einen Selbstmordversuch beging, nicht wegen eine« aus ihm ruhenden, aber noch nicht genügend er wiesenen DicbstahlSverdachte« entlassen worden, sondern weil er sich ohne jede Erlaubniß zur Wohnung bez. zum Geschäft« Hause seiner Prinzipale einen Nachschlüssel hatte machen lassen. — Wurzen, 24. Septbr. Ein gemeiner Streich wurde dcn Distanzsahrern vom sächsischen Radfahrerbunde bei der 500-Kilomctcr-Zeitfahrt gespielt. In der Lischt wurden nämlich zwischen Machern und Deuben eine Unmasse Schuh nägel auSgestrcut, um die Distanzfahrer durch Pneumaiik- defekte aufzubalten. Zum Thcil sind sowohl die Fahrer al« auch deren Schrittmacher an der Weitcrsahrt verhindert oder aufgehalten worden, sodaß den sauberen Patronen da« schmutzige Handwerk geglückt ist. Unzählige Maschinen zeigten am Sonn tag auf der Leipziger Rennbahn Spuren diese« Frevel«. — Frankenberg. Hier soll demnächst eine ständige Borbildersammlung de« Vogtländisch-Erzgcbirgischen In dustrie-Verein« errichtet werden. Die hiesigen städtischen Kollegien bewilligten einstimmig einen fortdauernden jährlichen Beitrag von 300 M. für die fragliche Ausstellung. — Im Königreich Sachsen macht sich in weiteren Schich ten die Ueberzeugung geltend, daß zur Bekämpfung der Sozialdemokratie eine Verschärfung de« VcrcinS- und VcrsammlungSrecht« nothwendig ist. Ihr wird in dem dieser Tage erlassenen Wahlaufruf de« nationalliberalen Verein« in folgender Weise Ausdruck verliehen: „Um wenig sten« das nachwachsende Geschlecht vor der Ansteckung mit dem Gift, da« von sozialdemokratischen Führern ausgestreut wird, nach Möglichkeit zu bewahren, erscheint c« geboten, jüngere Leute, mindesten« bis zur Volljährigkeit, von der Thcil- nahme an politischen Versammlungen auSzuschließen. In dieser Hinsicht zeigt da« sächsische Gesetz über da« VereinS- und VcrsammlungSrecht eine Lücke, die zur Zeit de« Erlasse« nicht als solche empfunden werden mochte. Andererseits konnte man da« Verbot der Bildung von Zweigvercinen und de« Verkehrs der Vereine unter einander getrost fallen lassen; die sozialdemokratischen Umtriebe hat es nicht zu hindern vermocht, wohl aber hemmt es empfindlich die Entfaltung der staatS- crhaltenden Kräfte. Eine Petition um Abänderung de« Ge setze« in diesem Sinne ist nach dem Beschlüsse der vorjährigen Generalversammlung an die Regierung gerichtet worden; Sache unserer Abgeordneten wird es sein, diese Anregung weiter zu verfolgen." Theater. Morgen findet die letzte Sonntags-Vorstellung statt und ist dazu da« herrliche Halm'sche Schauspiel „Griseldis" oder: „Das Musterbild der Frauen" gewählt worden. Ein besserer Griff konnte wohl kaum gethan werden, denn das Stück ist so recht geeignet, ein gefühlvolle« Publikum zu erschüttern und zu erheben. Die prächtigen Costüme werden wohl auch da» Ihrige dazu beitragen, die Vorstellung zu einer muster gültigen zu machen. — Montag geht wieder eine Lustspiel- Neuheit in Scene von der bekannten Firma M. u. L. Günther. ES ist ein Familiengemälde, wie sic L'Arronge in seinem „vr. Klau«", „HascmanuS Töchter" u. s. w. geschaffen hat und hat nie verfehlt, da« größte Interesse wach zu rufen. Diese Woche findet leider der Schluß der Saison statt, da verschiedene Umstände die Direktion zwingen, die Reihe der Vorstellungen abzukürzen. Amtliche Mittheiluug aus der Sitzung des Stadtrathes zu Hiöeufioch, vom 19. September 1895. Anwesend: 5 RathSmitgliedcr. Vorsitzender: Herr Bürger meister vr. Körner. 1) Von der Verordnung de« Königlichen LandcS-Consisto- rium«, Abtretung von Areal zur Verbreiterung der Haber leithe, nimmt man Kcnntniß. 2) ES werden einige Nachschätzungcn zu den Gemeindean- lagen vorgcnommen. 3) In der Mitte der Poststraße soll, da sie dortselbst eine . große Krümmung hat, ein Einsteigcschacht gebaut werden. Die Kosten in Höhe von 93 Mk. werden nachverwilligt. 4) Da» mit dem Vordrucker Friedrich Bernhard Baumann wegen Verbreiterung der Thcaterstraßc getroffene Ab- kommen wird genehmigt; die Arbeiten sollen noch in diesem Jahre auSgcsührt werden. 5) Diejenigen Wasserconsumcnten, deren Leitung im Innern de» Hause» fertig gestellt ist, können, sobald die Prüf ung der Leitung durch den Wassermeister ersolgt ist, Wasser au» der städtischen Wasserleitung entnehmen. 6) Die Wasserleitung soll vom Bauunternehmer Conrad im Beisein de« Herrn Civil-Jngenieur Menzner Donnerstag, den 10. October ds«. I«. von der Stadtgemeindc über nommen und von diesem Tage ab in Betrieb gesetzt werden. Diejenigen Theilnehmer, deren Privatleitungen bis 15. November ds«. I». noch nicht fertig sind, haben die Anschlußkostcn von diesem Tage ab mit I0"/„ zu verzinsen. Bei der Ucbernahme der Wasserleitung soll der untere Behälter geleert und der obere geöffnet wer den. Hiernach soll ein gemeinschaftlicher Trunk, verbun den mit einem kleinen Essen, folgen. 7) Von der erfolgten Genehmigung de» WasscrleituugSregu- lativ« feiten der Königlichen KreiShaupImannschast nimmt man Kenntniß. 8) Die Wassermesser sollen den Wasserconsumcnten gegen eine an die Wasserwerkskasse zu zahlende einmalige Ver gütung von 45 Mk. käuflich überlassen werden. Aus Verlangen sollen auch Wassermesser gegen Erstattung der EinsetzungSkostcu mit Verzinsung de» Anschaffungspreise« mit jährlich 10"/» in Miethe gegeben werden. 9) Bon dem Ergebnisse über die erfolgte Prüfung de« Be hälter« auf seine Dichtigkeit nimmt man Kenntniß. 10) Der bei dem Wasserleitungsbau beschäftigte Monteur Neumeher soll al« Wassermeister angestcllt werden. l I) Von der Verordnung de« Königlichen Ministeriums de« Kultus und öffentlichen Unterricht«, die Pensionirung des Bürgerschullehrer« Kieß vom 1. Januar 1896 ab, nimmt man Kcnntniß. Wegen Wiedcrbesetzung der Stelle soll der SchulauSschnß gutachtlich gehört werden. 12) Bon der Einladung zur BczirkSschulconferenz nimmt der Rath Kenntniß, ebenso 13) von den Entscheidungen der Königlichen Krciihauptmann- schast in Anlagenrekurssachen. 14) Die Drucklegung de« Wasserleitungs-Regulativ« und der Rechnung«- und Vermögensübersicht wird dem Buch druckereibesitzer E. Hannebohn als dcn Mindestfordern den übertragen. 15) DaS Abkommen mit dem Hausbesitzer Zeitzer uud Gen., betr. die Verbreiterung der vorderen Rehmerstraße wird genehmigt. Außerdem kommen noch I l innere VerwaltungSangc- legenheiten zum Vortrag uud zur Beschlußfassung, die des all gemeinen Interesse« entbehren, bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten). Straßburg, 28. September 1870. Hurrah! Hurrah! Seit gestern Abend ist das 168 t dem deutschen Reiche schmählich geraubte Straßburg, Dank der zähen, heldenmüthigen Tapferkeit unserer nord« und süddeutschen Brüder wieder unser! Der alte Karl V. sagte einst mals : Wenn ich in Gefahr wäre, Wien und Straßburg durch feindlichen Angriff zu verlieren, würde ich zuerst Straßburg, diesem Schlüssel zu Deutschland im Westen, zu Hülfe eilen. — Die Thore Straßburgs wur den einen Monat nach Beginn der Belagerung, nach gerade 189jährigem französischem Besitze, von dem französischen Kommandanten den deutschen Truppen wieder geöffnet. Am 27. September 1681 hatte der franzö sische General Montclas unter dem Vorwand einer Musterung in der Nähe Straßburgs 60,000 Mann zusammengezogen, am 30. September 1681 wurde die deutsche Reichsstadt mitten in» Frieden auf Befehl König Ludwigs XIV. von französischen Truppen besetzt. — Die Seele der Vertheidigung von Straßburg soll nicht der Kommandant Uhrich, sondern der technische Dirigent, ein kurz vor der Belagerung eingetroffe ner Jngenieuroffizier Namens Barral gewesen sein. Die Ruhe und Energie dieses Mannes, der seine ganze Umgebung, selbst den Komman danten beherrschte, soll bewundernswerth sein. Vor Paris, 28. September 1870. Seit dem 19. haben die Franzosen aus Paris keinen Ausfall gemacht, sie verhalten sich seitdem abwartend. Bei dem Kampfe am 19. zwischen Sceaux und Montrouge glaubt man das Bestreben der Pariser Besatzung erkannt zu haben, die deutschen Truppen durch Zurückweichen auf unterminirte Stellen zu locken. Es genügte dieses Erkennen aber, um die Absicht des Feindes zu vereiteln. Toul, 28. September 1870. Seit dem 24. ist Toul von den preußischen Infanterie-Regimentern Nr. 89 und 90 besetzt. Die fran zösische Besatzung von Toul, 3000 Mann, ist kriegsgefangen nach Deutsch land abgeführt. Die deutschen Truppen wurden in Toul von den Be wohnern außerordentlich freundlich, gleich Befreiern aus schwerer Noth, empfangen. Dresden, 29. September 1870. Die 2. Verlustliste des 12. (sächs.) Armeekorps umfaßt die Verluste in den Gefechten am 24. August bei Ve.dun, am 27. August bei Buzancy, am 29. bei Nouart, am 30. bei Beaumont, am 31. bei Verfolgung der Franzosen und am I. Sep tember bei Sedan. Als gefallen oder an den Wunden gestorben sind aufgeführt 322, als schwerverwundet 457, als leichtverwundet 724, als verwundet ohne besondere Bemerkung 180, als vermißt 154, bei 115 Namen fehlt jede weitere Angabe. Auf der 1. Liste beträgt die Zahl der Gefallenen im Verhältniß zu dem Gesammtverluste 9,7» laut der 2. Liste aber 16,»o"/«. Darnach ist bei Beaumont und Sedan dem und St. Aivat. Vor Metz, 29. September 1870. Seit dem 26. sind die Ver handlungen zwischen Prinz Friedrich Karl und Bazaine wieder ausge nommen. Bazaine wollte freien und waffenlosen Abzug nach dem Süden, sowie die Fortschaffung der Verwundeten aus der Festung. Prinz Fried rich Karl besteht auf einer Ergebung auf Gnade und Ungnade. — Am 22. und 23. hat Bazaine wieder zwei Ausfälle versucht, dieselben wurden in fünfstündigen blutigen Kämpfen siegreich zurückgewiesen. Das Ge fechtsfeld nahm einen Raum von mehreren Meilen ein. Die Franzosen heben bedeutende Verluste gehabt. Wie bei früherer Gelegenheit, so hat auch diesmal Bazaine die Gefangenen, welche er gemacht hatte, Preußen wieder zugeschickt. Der zweiten norddeutschen Reservearmee, die bereits ihren Auf marsch im Oberelsaß begonnen hat, liegt die Aufgabe ob, diesen Landes- theil von den französischen Linientruppen und den Mobilgarden, welche denselben bis Colmar herab besetzt hatten, wieder zu säubern. — Die in Glogau zusammengezogene dritte Reservearmee scheint ebenfalls im Oberelsaß und in Südfrankreich operiren zu sollen; die am 25. ver ladene Reiterei und Artillerie ging per Bahn bis Freiburg im BreiSgau. London, 29. September 1870. Nachrichten aus der Umgegend von Paris melden: In Paris desertiren die gepreßten Mobilgarden in Schaaren von 20 bis 50 Mann in ihre Heimath. Gegen 200 derselben wurden wegen Widersetzlichkeit erschossen. In die verlassenen Dörfer kehrt die von den französischen Truppen vertriebene Bevölkerung allmählig mit ihrem mitgenommenen Eigenthum zurück und sieht mit Erstaunen, daß die Deutschen keine Barbaren und Menschenfresser sind. Vor Paris, 30. September 1870. Am 24. und 25. donnerten die Kanonen von den Forts um Paris fast den ganzen Tag. Die Franzosen schießen mit schweren Geschützen ihrer Forts auf jede Helm- spitze. Die Cernirungstruppen verhalten sich seit dem 19. ruhig, schieben ihre Feldwachen so weit als möglich gegen die FortS vor und erhalten die Jsolirung der Stadt aufrecht. Haufenweise sich meldende Bauern, welche sich in die Stadt geflüchtet hatten und nun wieder heraus wollen, werden zurückgewiesen. Cherbourg, 30. September 1870. Die französische Flotte ist am 28. im Hafen hier wieder eingetroffen. Zum Schutze des franzö sischen Handels und der Meeresküsten sind zwei Geschwader in der Nord see und dem Kanal zurückgeblieben. 55. Depesche vom Kriegsschauplatz. MundolSheim, den 28. September. An Ihre Majestät die Königin. Berlin. Soeben, Nachts 2 Uhr Kapitulation Straß burgs durch Oberstlieutenant v. LeSzczvnSki abgeschlossen. 451 Offiziere, 17,000 Mann incl. Nationalgarden strecken die Waffen. Um 8 Uhr werden Straßburg- Thore besetzt. v. Werder. 56. Depesche. Ferri öres, den 28. September. Vier telegraphische Leitungen von Paris nach Ronen und nach dem Süden sind im Seine-Bett und unter der Erde diesseits aufgefunden und zerstört worden. Sonst nichts Neues. v. PodbielSki. 57. Depesche. FerriöreS, den 30. September. Am 30. früh sind stärkere Mafien französischer Linien-Truppen gegen daS sechste Armee-CorpS auS Pari- vorgebrochen. Gleichzertig wurden die Vortruppen deS fünften Armee Corps durch 3 Bataillone angegriffen, während eine Brigade gegen daS elfte Armee-CorpS demonstrirte. Nach nur zweistündigem Gefecht, in welche,» der Feind sehr bedeutende Verluste erlitt, ohne daß die dies seitigen Reserven einzuareiken brauchten, zog sich der Gegner in großer Eile unter den Schutz der Forts zurück. Diesseitiger Verlust noch nicht bekannt, aber nicht bedeutend ; beim elften CorpS z. B. nur 8 Mann. Mehrere Hundert Gefangene in unseren Händen. v. PodbielSki. Versailles, den 30. September. Am 30. September, dem Ge burtstage Ihrer Majestät der Königin, hat daS sechste Armee-CorpS mit großer Bravour einen Ausfall, welchen der größte Theil des CorpS Vinoy gegen Süden unternahm, glänzend zurückgeschlagen und über 200 Gefangene gemacht. Der Kronprinz war während des ganzen Gefechts zugegen. Gegen das fünfte Corps ebenfalls ein feindlicher Ausfall nach 58. Depesche. MundolSheim, den 30. September. Heute Einzug in Straß burg und sodann feierlicher Gottesdienst in der Thomas-Kirche. Ueber 500 französische Offiziere unterzeichneten Ehrenscheine, 50 bis 100 gingen in Gefangenschaft. Zahl der Gefangenen noch nicht festgestellt, da noch fortwährend deren eingeliefert werden. Die Beute in Straßburg be trächtlich, 1070 Kanonen bis jetzt gezählt; 2 Millionen Francs Staats- Eigenthum in der Bank ermittelt, 8 Millionen noch zweifelhaft. Muni- tion und besonders Tuchvorräthe sehr bedeutend. Im Auftrage v. LeSzczynSki. RheimS, den 30. September. Die Landwehr-Bataillone Lands berg, Frankfurt, Woldenberg des 13. Armee Corps haben am 28. Sep tember wiederholte Ausfälle der Garnison von Soissons abgewiesen. Die Garnison erbat Waffenruhe zur Abholung der Tobten und Ver wundeten. Diesseitiger Verlust gering. v. Krenski. Gottes Wege. Einer pommerschen Sage nacherzählt. (2. Fortsetzung.; Die Alte ballte im wilden Zorne die entfleischten Hände und grollte: „Solche Wohlthat ist mir auch geworden, wie Du hab' ich gefleht uud gezetert und bin nicht erhört worden." Wilder entbrannte ihre Wuth und sie kreischte: „Was die Herzlosen mir gethan haben, will ich ihnen verzeihen, doch wa« sie gegen mein Kind und meinen Enkel verschuldet, soll ihnen mit glühenden Thränen vergolten werden. Aber Ihr hungert, suhr sie sich selbst unterbrechend fort, und ich habe nicht», gar nichts. Die Unbarmherzigen, die hier Hausen, welche da« Eiend und da« Nagen der Armuth nicht kennen, spendeten mir wohl einst karge Speise, aber ihre Wohlthatcn hörten auf, als sie mich nicht mehr fürchteten. Der Milde, der mich hier beherbergt, ist selbst arm, der Sturm hat sein Getreide niedergeschwemmt, und er ist gen Stargard gelaufen, um Hilfe zu suchen gegen dcn bösen Gläubiger, der mich mit falschen Eiden au« dem Hause trieb. Könnte ich doch wan dern bi« der Morgen leuchtet und keine Hand würde sich aufthun, und mir eine karge Labung für Euch spenden. Und doch — doch sollt Ihr essen, ich will hinaus — sie vollendete ihre Rede nicht, nahm ihre Krücke, küßte noch einmal Tochter und Großkind, und humpelte davon. Sie kam näher dem Dorfe; drinnen war Alle« still und im Dunkel gehüllt; nur in dem Wirthshause, da« hart an der Landstraße lag, leuch tete e« noch hell, dort wurde ein Fest gefeiert, Sackpfeife und Geigen lärmten; Einige tanzten, Andere saßen bei schäu menden Krügen, bei Kuchen und Braten. Als die Alte so in da« tosende Getöse hineinlugtc, ohne bemerkt zu werden, murmelte sie in ihrem Jngrimme: „Die Schlemmer, nickt einen Brocken würden die Uebersaiten dem Hungerigen spen den, geschehe ihnen denn Unrecht, wenn der Darbende den Brand aus da« Dach würfe und sie so schreckte au« ihrem Taumel? — Sie bog seitwärts den Feldweg ein, au« dem Graben und den Rainen begann sic die dem Acker neben- sprießenden Aehren zu sammeln, um die Körner zu zermalmen uud au« denselben eine Suppe zu kochen. Aber der trunkene Feldhüter hatte sie erblickt. Verdammte Hexe und Diebin, kreischte er, stiehlst Du hier de» Nachts den Leuten die grüne Saat? — Ich sammle nur dcn Auswuchs, erwiderte Duvika, der in dem Graben wuchert, oder in den Rainen unbenutzt zertreten wird. Laß mir die Garben, ich habe daheim zwei Hungrige, die ich sonst nicht zu sättigen weiß. Meine Toch ter ist zurückgckehrt und hat für ihr Kind keine Nahrung. — Der rohe Hüter hörte aber nicht auf ihre Reden, sondern riß ihr die gesammelten Garben au« den Händen, sie aber hielt diese fester, al« wären es theure Kleinodien und flehte und bat immer dringender: Erbarme Dich! Erbarme Dich! Denk' an Deine Mutter, denke an Dich selbst, wenn sie Dich an ihrer Brust hungern und schmachten lassen müßte; um Deiner Mutter willen erbarme Dich unserer. Da stieß der Unmensch die Gelähmte vor die Brust und schrie: So Du nicht sogleich weichst, alte Hexe, laß ich die Wachthunde los. — Zornbebend erhob sich die Alte wieder, streckte die Hagern Knochcnarme über die wogenden Felder aus und keuchte in abgebrochenen zerrissenen Tönen au« der noch schmerzenden Brust: So sei denn verflucht die Saat und der Säer! Wer von dieser Frucht Brot ißt, soll sterben über Nacht und nicht wieder sehen da» Licht de« Tage«. — Der Mond verdunkelte sich alsobald, als die Verwünschung ausgesprochen war, und der Nachtwind sauste über da« Feld, daß e« wie eine Weh klage erklang; der Wächter schauderte, und hätte nun gern der Alten die wenigen Garben überlassen, aber wie der Mond wieder leuchtete, war sic bereit« seinen Blicken entschwunden. Mit der Verzweiflung im Herzen kehrte die Alte in ihre Klause zurück; da drinnen waren Mutter und Kind vor Er schöpfung eingeschlafen; Duvika wagte nicht ihren Schlummer zu stören, aber sie lauschte doch ängstlich auf ihre Athemzüge, denn Beide waren todtenbleich. Da regte sich das Kind wie der und fing abermals an zu wimmern; damit cs den Schlaf seiner Mutter nicht störe, hüllte die Großmutter c» in eine weiche Decke und trug c« hinaus ; dort setzte sie sich mit dem Kindlein auf die Schwelle nieder, wiegte c« aus ihrem Schooßc sang und sang ihm Lieder vor, aber in ihrem Gcdächtniß war e« so verworren, sie konnte sich aus kein Kinderlieb be sinnen; eS waren lauter Trauer- und GrabeSiiedcr, die ihr bcifielen, dennoch wurde da» Kind bei diesen Tönen immer stiller und seine Klage erstarb endlich ganz. Da deckte e» die Großmutter noch mit ihrem Tuche, damit e» warm werde und recht lange schlafen möge. Aber da« Kind wurde nicht warm, sondern kalt, denn e« war gestorben. Da zuckte e« furchtbar in dem Antlitz der Alten, ihr Auge leuchtete un heimlich, nicht der Schmerz, der Ingrimm schien ihr Herz brechen zu wollen und ihre Lippen bewegten sich, ohne daß ein Laut hörbar wurde. Der Jubelgesang der nach Hause kehrenden Zecher tönte durch die öde Nacht und weckte sic au« ihrem verstummten Schmerze. Sie heulte laut auf und hielt in dem leuchtenden Mondenschein wie rachcfordernd den Leichnam de« Kinde« gen Himmel empor, und in demselben Augenblicke zog über die goldene Scheib« eine kleine schwarze Wolle, die urschnell erwuchs und in kurzer Zeit Mond und Sterne verhüllte. E« war da« Unwetter de« »origen Tage«, da« abermal«
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