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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-26
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Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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fortgcsühr», so daß bald eine dritte Parallele den Glacirfuß der Lünette 53 und 52 berührte und nun die Brcschbailericn mit mehr Erfolg wirken konnten, schon war die stolze Fink- mattkascrne, wo einst Loui« Bonaparte bei seinem ersten Staat-slrcichversuch sestgenommen worden, in flammen aus gegangen, schon war da« Theater, wo so viele Obdachlose Zu flucht gesucht, den Granaten und Brandraketen zum Opfer gefallen und selbst die Citadelle hatte erheblichen Schaden ge litten. Ausfälle, von der Garnison in Berbindung mit Mobil garden und Freischützen mit großer Kühnheit unternommen, blieben ohne Erfolg ; die BesatzuiigSmannschast war zu gering, die Macht der deutschen Artillerie zu überwältigend. Da« Schicksal der hart bedrängten Stadt fand überall die größte Theilnahme. In der Schweiz hatte sich ein Hülfs- vcrein gebildet, welcher wenigsten« Schwache und Kranke au« der Festung herau»zubekommen suchte. Durch die Fürsprache de« Großherzog« von Baden gelang e«, mit Zustimmung der beiderseitigen Heerführer, 800 wehrlose Bewohner, Frauen, Kinder und Greise, au« Straßburg auf schweizerischen Boden zu retten. Da« geschah in der Zeit vom I I.—16. Septem ber. Auch später noch wurden diese Bemühungen fortgesetzt und so im Ganzen 2600 Bewohner au« der Festung herau«- geholt. Als sich, Mitte September, in der Stadt die Nach richt über die Borgängc in Pari« verbreitete, war alle« voll Begeisterung für die Republik, der man Straßburg nun erst recht zu erhalten suchte. Die Auspflanzung de« republikani schen Panier» erzeugte einen neuen Ausschwung, der noch zu nahm, al« Valentin, der frühere Abgeordnete von Straßburg, den die provisorische Regierung zum Präfekten des Niederrheins gemacht hatte, in seiner Vaterstadt ankam. ES gelang ihm, unbe merkt durch die feindlichen Linien zu kommen; dem Feuer der Schildwachen trotzend, schwamm er über das Wasser, näherte sich der Festung und zog, al« er vor den General Uhrich ge führt wurde, ein Schreiben aus dem Acrmel seines Nocke«, durch das er sich al« den neuen Präfekten vorwic«. Er brachte der Stadt und der heldenmüthigcn Garnison den Dank der Republik für ihre patriotische Hingebung. Aber den Fall Straßburgs konnte er nur aus einige Tage verzögern. Am 21. September hatten die Deutschen mit unglaublichen An strengungen und Gefahren unter dem steten Feuer der feind lichen Werke über die breiten Wassergräben einen Damm und eine Tonnenbrücke geworfen und sich der Lünetten 53 und 52 bemächtig», wodurch die französische BertheidigungSfront unhaltbar geworden war. Wie sehr auch die Belagerten mit der größten Tapferkeit und Todesverachtung dem überlegenen Gegner jeden weiteren Schritt streitig machten, die Wirkung de« furchtbaren Belagerungsgeschützes auf die Stadt und die zusaminengeschosscncn Bollwerke der Citadelle halte solche Ver heerungen angcrichtet, daß der Gcsammtangrifs, der Sturm auf die Festung, wie es unausbleiblich schien, unbedingt von Erfolg gekrönt sein mußte. Am 27. September des Morgen« erhielt General Uhrich die Nachricht, Laß eine Bresche im Hauptwall vorhanden und voraussichtlich noch am selben Abend der Sturmangriff zu erwarten sei. Uhrich versammelte seinen KriegSrath und dieser war mit allen gegen 2 Stimmen der Ansicht, daß man lange genug auSgehaltcn habe und der Stadt wenigstens die Gräuel des Stürmen« ersparen könne. So erschien denn am 27. September Nachmittags 5 Uhr die weiße Fahne zuerst aus dem Münster, dann auf anderen weit sichtbaren Stellen. Die Kapitulation von Sedan war im Allgemeinen die Grundlage auch der Ucbergabc von Straßburg. Die Nationalgardc und Franktireurs wurden freigegeben gegen die Verpflichtung, in diesem Kriege gegen Deutschland nicht mehr zu dienen; die Mobilgarden und Linientruppen gingen al« Kriegsgefangene nach Deutschland. Die Offiziere wurden gegen Ehrenwort entlassen. General Barral durfte sofort abreiscn, nachdem er schriftlich sein Ehrenwort gegeben; er ging nach Grenoble, wo er sofort wieder ein Commando übernahm. E« wurden kriegs gefangen 500 Offiziere und 17,111 Mann; erbeutet wurden 1843 Pferde, bedeutende Munition«- nnd Tuchvorräthe, 2 Millionen Franc« StaatScigcnthuin, 50 Lokomotiven, >200 Geschützrohre, 800 Lafetten, 200,(>00 Handfeuerwaffen. Die« glänzende Resultat war durch ein Opfer von 3i1 Offizieren »nd 894 Mann errungen worden. Am 28. September Vormittag« 11 Uhr fand die Ueber- gabc statt. Die Belagerer schlossen einen Halbkreis, in dessen Mitte General v. Werder init dem Großherzog von Baden hielt. Nachdem Werder ein Hoch aus den König ausgebracht, begann der AuSmarsch der Besatzung. Werder und der Groß herzog stiegen von den Pferden und begrüßten Uhrich, der eine würdige Haltung bewahrte. Von den Truppen zogen nur die Marinesoldaten, einige Abthcilungen Jäger und Artillerie in Ordnung vorüber, die Anderen waren in voller Auflösung; viele zerschlugen ihre Waffen noch angesichts der Feinde. Mit Mühe gelang e« den Deutschen, die Ruhe unter den Gefange nen hcrzustellen und der Plünderung de« Pöbel« in Straß burg Einhalt zu thun. Am 30. September 1870, genau 189 Jahre nach der widerrechtlichen Wegnahme Straßburg» durch die Franzosen, hielt General von Werter mit seiner siegreichen Armee seinen Einzug in die wiedcrgewonnenc Tochter de« deutschen Reiche«. In der ThomaSkirche wurde ein Gottesdienst abgehaltcn, dann da« Münster besichtigt, da« nicht wesentlich beschädigt war. Dagegen wie« die übrige Stadt sehr schwere Beschädigungen auf, auch waren viele Bewohner bei dem Bombardement gc- tödtet worden. Die Deutschen richteten sich, ungeachtet der fortgesetzt scindlichcn Haltung der Einwohner, in Straßburg häuslich ein, so daß die Franzosen bald erkannten, daß an eine Rückgabe der Festung nicht mehr zu denken sei. Tagesgeschichte. — Deutschland. Eine Wiedereinbringung de« vor jährigen UmsturzgcsetzeS wird ebensowenig geplant wie ein Sozialistengesetz, so versichern jetzt übereinstimmend alle offiziösen Organe. Der Kaiser nnd der Kanzler seien über die Nutzlosigkeit derartiger Vorlagen einverstanden. Der Kaiser habe seiner Auffassung der Sache in seiner Sedanredc deutlichen Ausdruck gegeben, und bei dieser Berufung an da« Volk, da« allein im Stande ist, den Einfluß der Sozialdemo kratie zurückzudrängen, werde e« sein Bewenden haben. — Die Mittel für die Gewährung warmen Abend- brode« für die Soldaten sollen, wie man hört, in den Etat pro 1896,97 eingestellt werden. Wie erinnerlich, wurde die von dem ReichStagSabg. Schädler in der letzten Session eingebrachtc diesbezügliche Resolution mit der Maßgabe ein stimmig angenommen, daß der erforderliche Mehrbetrag, so bald die Finanzlage de« Reiche« e« gestatte, in Ansatz gestellt werde. Zwischen den beiheiligtcn Ressort« sollen nach dieser Richtung hin gegenwärtig Verhandlungen gepflogen werden. — Neber den Bau schwindel veröffentlicht der „Ver band deutscher Schlosser-Innungen" soeben neue» Material, welche« durch die Handel«- und Gewerbekammer de« Bezirk« Dresden gesammelt worden und sich auf sämmtliche Innungen von Dresden und l4 umliegende Orte sowie einige Groß betriebe erstreckt. Die Verluste der Innungen durch unreelle oder betrügerische Bauunternehmer bezifferten sich danach in«- gcsammt auf 248,081,»« Mk. Außerdem verloren Einzelfirmen noch 162,762,rr Mk-, sodaß sich also der Gesammtverlust aus 410,844,i» Mk. beläuft. Wie der „Verband deutscher Schlosser- Innungen" noch hinzusügt, dürfte diese Aufstellung kaum mehr als den dritten Theil aller wirklich erlittenen Schäden reprä- sentiren, da noch nicht alle besragten Innungen resp. Einzel firmen ihre Verlustjiffern mitgetheilt haben. — Ucber den Stand der Thronfolgefragc in Braun schweig bringt die Braunschweiger „LandeSzeitnng" eine Darstellung, au« der hervorgehen soll, daß die Thronbesteigung de« ältesten Sohne« de« Herzog» von Cumberland, Georg Wilhelm, dank den Bemühungen der Herzogin Thyra und der Königin Marie, gesichert sei und zwar für den Augenblick de« Eintritt« de« Prinzen in da« großjährige Alter, da« wäre im Jahre 1898. Voraussetzung sei dabei, daß der Prinz eine deutsche Lehranstalt besuche, in die preußische Armee einträte und nach seiner Volljährigkeit die Anerkennung de« Deutschen Reich« und seine» gesammten staatsrechtlichen Zustande« auS- spräche. — Spandau. Für Verdienste um die Verbesserung des rauchlosen Pulvers hat der Betricbsinipektor der König!. Pulverfabrik Oberingenieur Ichirrmann unlängst vom Kriegsministerium eine Dotation von 5000 Mk. erhalten. ES war nämlich anfänglich der Betrieb in der Fabrik für rauchloses Pulver der Gesundheit recht schädlich. Die Säure arbeiter wurden von den Ausdünstungen der überaus scharfen Säuren derart angegriffen, daß sie nur wenige Wochen hinter einander zu arbeiten vermochten. Nach und nach ist e« den Technikern jedoch gelungen, allerdings mittels bedeutenden Kostenaufwandes — man spricht von Million Mark — Einrichtungen zn treffen, durch welche dem Betriebe die Ge fahr für die Gesundheit genommen ist. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. Septbr. Gestern Mittag kurz nach 1 Uhr ertönte abermals der Feuerruf in unserer Stadt. Auf dem Dachboden des Bäckermeister B o ch m a » n'schen Hause» in der Wiesenstraße war auf bi« jetzt noch unermittelte Weise Feuer auSgekommen. Obwohl die Flammen schon in hoher Lohe über dem Dache emporschlugen, so dauerte e« doch nicht lange, bi» man des Feuer« Herr wurde. Dazu trug nicht allein die massive Bauart de« Gebäudes bei, sondern auch die reiche Wasserzufuhr durch die neue städtische Wasser leitung. Auch die auswärtige Hilfe traf sehr schnell hier ein, und zwar zuerst die Hüttenfenerwehr von Schönheiderhammer und bald nachher die Freiwillige Feuerwehr Hundshübel und dürste diesen beiden Wehren die übliche Prämie zufallen. — Eibenstock, 25. September. Ein beklagenSwcrther llnglücksfall hat sich am Montag Abend gegen II Uhr in Blaucnthal zugetragen. Von der Sosaer Kirmcß zurück kehrend, hatte eine Gesellschaft hiesiger Personen im „Gasthof zur Forelle" in Blauenthal noch einmal Halt gemacht. Nach dem Herabsteigen vom Wagen muß der Agent Heinrich Kunz von hier in der Finsterniß in« Stolpern gekommen sein, denn er ist von der Straße kopfüber in die Bockau ge- stürz. und hat bei diesem Falle einen Schädelbruch erlitten, so daß er noch auf dem Transport nach der Stadt seinen Geist aufgab. Da» Vorkommniß ist um so bedauernSwerther, als der Verstorbene eine zahlreiche Familie und noch 4 schul pflichtige Kinder hinterläßt. — Dresden. Die große Majscnspeisung eine« Thcilc« der au« dem Manöver zurückkchrenden Truppen voll zog sich Donnerstag Nachmittag in mustergiltigster Weise auf dem grcßen Feldareal, da« sich vor dem Rothen Schloß, der Nähmaschincnfabrik von Seidel L Naumann auSbrcitet. Zur Unterbringung der Mannschaften waren 6 mächtige Zelte errichtet, deren einzelne Thcilc von der Militärverwaltung geliefert waren. Jede« derselben faßte 260 Mann. Außerdem waren zwei Offizierzelte ausgestellt, die ebenfalls gegen 90 Mann aufzunehmcn vermochten. Dank der umsichtigen Leit ung de« Herrn BahnhofSwirthc« Hänsel, dem die gesammte Speisung der Mannschaft übertragen war, und aller bei der Aussicht und Ausführung betheiligten Personen, klappte Alle» auf da« Vorzüglichste. 'Noch bevor die 134er anlangtcn, waren alle Tafeln mit mächtigen Kesseln von 20 Liter In halt besetzt und vor jedem Platz der Mannschaften lag je ein Commisbrod. Die amtirendcn Offiziere durchflogen noch einmal alle Anordnungen, al« die ersten Truppen auf der von einer lebendigen Menschenmauer umrahmten Fcldflache er schienen, dann erwartete man da« Besetzen der Plätze. Zu der MannschastSmahlzeit waren 40 Ccntncr Rindfleisch und die entsprechenden Quantitäten Rei« verwendet worden, die in fünf Kesseln seit dem Vormittag abgckocht worden waren. Nach Leerung der Kessel wurden diese mit Fleisch und Ge müsekonserven (Erbswurst, Goulasch usw.) beschickt, welche die nachrückenden Truppentheilc erhielten, währcnd die erst am Abend Erscheinenden mit Kaffee bewirthct wurden. 'Noch schleppten die Mannschaften der Grünen Dicnstmann'Sgesell- schaft die mächtigen Kessel herbei, al« die Mannschaften an rückten und unter Aussicht ihrer Offiziere und Hauptleute die Bänke besetzten. Rasch waren die Blcchschüsseln gefüllt und die Mahlzeit mit Heißhunger verzehrt, dann eilten die Leute nach den Wasserpostcn und Bierbuffet«, um die Kehle zu netzen. Immer neue Bataillone schoben sich vor, welche ebenfalls nach den schattigen Zelten und Baracken eilten, sobald die Gewehre zusammengesetzt nnd Helm sowie Gepäck abgelegt waren. Auch die Zelte für die Herren Offiziere und Chargen wurden besetzt, wo nach der Suppe Boeuf ü In. mmle mit Compot und später Butter und Käse gereicht wurde. Nach den I34crn erschienen die 107 er und später die l06cr. Die I39er hatten bereit« bei Kaitz abgekocht und marschirten in der 4. Stunde durch die Stadt nach dem Leipziger Bahnhof. — Dresden. Bei dem Einmarsch der hier garni- sonirenden Truppen am Donnerstag Mittag erregte die 2. Compagnie de« Schützenregiment« Nr. 108 überall bei den Zuschauern Aufsehen durch da« bei allen Angehörigen am rechten Oberarm getragene Kaiscrabzeichcn (ein golde ner Lorbeerkranz um zwei gekreuzte Gewehre über 1895 und geschlossen durch die Kaiserkrone). Da der Sinn dieser ehren den Auszeichnung noch zum Theil unbekannt ist, dürste folgen de« interessiren: Die betreffende Compagnie besitzt diesen ehrenden Schmuck nur innerhalb eine« Dienstjahre« (Schieß periode); erzielt nun eine weitere Compagnie de« königlich sächsischen Armeecorp« noch höhere Zahlen an Figuren, Ringen und anderen Trefferbezeichnnngcn, so kommt diese in den Besitz de« Kaiscrprcise». — Bon Interesse waren die neuerding« mit Waldhörnern ausgerüsteten Signalistcnzüge der Schützen, welche ob ihrer einzig im ganzen Deutschen Reich dastehenden Jnstrumentirung ausficlcn. Aehnlich den Waldhörnern der Lützower Fußjäger (1813), deren Modell sich im Zeughaus in Berlin befindet. — Leipzig, 22. Septbr. Zu dem schweren Eisenbahn unglück bei Leipzig theilt da« „Lpz. Tgbl." mit, daß nach träglich der Bahnwärter Dornbusch gestanden hat, daß er da« Schließen der Barriere verabsäumt habe. Damit ist die Schuldsrage völlig aufgeklärt. — Chemnitz, 23. Septbr. Der Personenzug von Zwönitz, welcher 3 Uhr 52 Min. hier einzutrefsen hat, kam heute erst 0,6 Uhr hier an. Der Grund der Verspätung lag in einer Entgleisung der ZugSmafchine, die zwischen Burkhardtsdorf und Dittersdorf stattgesunden hatte. Weitere Folgen hatte der Unfall nicht. — Chemnitz. Da« Begräbniß von sechs der bei dem Eisenbahnunsall in der Nähe von Oederan verunglückten Soldaten fand am Sonntag hierselbst unter großem militär ischen Gepränge statt. An dem Zuge »ahmen theil: der Generaladjutant de« König«, Generalmajor v. Trcitschke, der Divisionskommandeur Gcnerallieutenant v. Kirchbach, der Brigadckommandeur Generalmajor v. Hohlseld, da« Zwickauer und da« Chemnitzer Osfizierkorp« und Mannschaften von Zwickauer und Chemnitzer Regimentern. Zwei Regiments kapellen spielten Trauerweisen. Der Garnisonprediger hielt eine tief ergreifende Grabrede; daraus folgten Ansprachen von dem Herrn Oberst de« Zwickauer Regiment« und von dem Herrn Hauptmann der I. Kompagnie. Ihre Maj. der König und die Königin ließen Kränze an dem Grabe niederlegen. Die Todesursachen und Verwundungen der von dem Eisenbahnunglück bei Oederan Betroffenen sind nach einer dem Kriegsministerium vorliegenden Liste: L. Todte: I. Ge freiter (Tambour) Neßmann (Brüche mit Wunden), 2. Soldat Schneider (Schädelbruch), 3. Soldat Franke (Schädelbruch), 4. Soldat Sehffert III (Schädel- und Wirbelsäulenbruch >, 5. Soldat Best (Schädelbruch), 6. Soldat Jung (Schädelbruch >, 7. Soldat Wiese (Bruch der Halswirbelsäule), 8. Soldat Opitz (Bruch der HalSwirbelsäule); II. Schwerverwundete: I. Gefreiter Zinsmann (Bruch des rechten Beine«), 2. Soldat Uhlig I (Bruch de« rechten Beine«), 3. Soldat Fiedler II (Bruch de« rechten Beine»), 4. Soldat Uhlig II (Bruch beider Schienbeine), 5. Soldat Paul (Bruch de« rechten Fußgelenke«), 6. Soldat Morgenstern (Bruch de« rechten Beine« >, 7. Soldat 'Martin (Bruch de« rechten Knie« und rechten Unterschenkel«), 8. Soldat Konrad (Quetschung am Kopfe und der rechten Schulter), 9. Soldat Flade (Verletzung am Kopfe), 10. Soldat Löffler (Bruch des linken Beine»), II. Soldat Auerbach (Doppelbruch de« rechten Schienbeines), 12. Soldat Ludwig (Bruch de« rechten Oberschenkel«), 13. Soldat Krehcr (Bruch de« rechten Schienbeines). Außerdem sind noch 34 leicht verwundet worden. — Falkcnstein, 23. Septbr. Heute Morgen kurz ngch 2 Uhr ertönten in unserer Stadt die Alarmsignale der frei willigen Feuerwehr und schreckten die Bewohner aus dem Schlafe. An der Südstraße war in der Herrn Spediteur Albert Bühring gehörigen Schcnne Feuer entstanden, und da« entfesselte Element verbreitete sich mit rapider Schnellig keit auch bald auf die anstoßende städtische Scheune. Da« Feuer hat reichlich Nahrung gefunden durch die großen Futter- und Getrcidevorräthe in der Bühring'schen Scheune, sowie durch da« in der der Stadtgemeinde gehörigen Scheune auf bewahrte JahrmarktSbudcnmatcrial. Infolge der entwickelten enormen Hitze geriethcn auch die angrenzenden Garten-Um zäunungen, sowie die im Hofraum de« Holzhändlers Siegel lagernden Stöcke in Brand. Die Feuerwehr war bis zum Morgen mit dem Ablöschen der Brandobjekte beschäftigt. In der städtischen Scheune waren außer den Jahrmarktsbuden noch GaSröhren nnd Thonröhren, der Schneepflug und sonstige Gcräthschasten aufbewahrt. Der südöstlichen Windrichtung ist c« zu danken, daß die unmittelbar neben der Scheune an grenzenden neuen Wohnhäuser vom Feuer verschont blieben. Offenbar liegt böswillige Brandstiftung vor. Der Inhalt der Scheune» war versichert. — Da am nächsten Montag hier Jahrmarkt stattfindet, so ist die Ncnbeschafsung von Jahr marktsbuden eine dringende Frage geworden. — Kirchberg. Letzten Freitag schwebte über den Nach mittag 5 Uhr 17 Min. von WilzschhauS kommenden Zug der Schmalspurbahn am Ouirlsberg hier eine sehr ernste Ge fahr. Zwei in der Nähe der Bahnstrecke spielende Kinder, ein fünf- und ein zehnjähriges Mädchen, halten dort das Gleis eine Meterlänge mit Steinen belegt, damit, wie die Kleine von den beiden Mädchen geäußert habe, der bald kommende Zug nachher „umfliegen" soll. Durch die Vorsicht des Lokomotivführer« ist der Zug vor einem Unglück bewahrt geblieben. Ersterer hatte die Steine noch rechtzeitig bemerkt, die Fahrgeschwindigkeit sofort vermindert und die Steine von den Räumern nach nnd nach von dem Gleise abwersen lassen. — Olbernhau, 21. Septbr. Im Krankenhause zu Lengeseld mußte einer dortigen Gutsbesitzerin der linke Daumen abgelöst werden, infolge einer schweren Bißwunde, welche der Frau vor einigen Wochen gelegentlich eine« ehe lichen Zwiste« von ihrem eigenen Ehemann neben ver schiedenen anderen Verletzungen zugesügt worden war. Theater. Gestern gelangte Philippine Welser zur Aufführung. Das Stück hatte leider nicht die Zugkraft au«geübt, welche man erwartet hatte. Gespielt wurde wie immer au»gezeich- net, selbstverständlich nahm die Darstellerin der Philippine Welser da« Interesse am meisten in Anspruch und da« mit Recht. Selten dürfte uns die Rolle in solch idialer Verkör perung vorgeführt werden, al« e« durch Frau Boigt-Karich« geschah. Leider werden die Tage gezählt sein, an welchen un« Kunstgenüsse wie der gestrige geboten werden. Der sicherste Beweis für die nur noch kurze Dauer der Vorstell ungen ist der Beginn der Benefize. Morgen hat Frau Voigt- Karich« ihr Benefiz und zwar hat sie „Therese Krone«" gewählt. Ein Stück, in welchem sie ihr ganze- Talent glänzend
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