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Amts- M WiMt für den «»scheint « * ß I ck»ck I «bo.n.cment -2LL- Sylt dcs Amtsgmchls LdMolk LML sertionspreis: die kleinsp. len, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. " Verantrvortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. >> —42. Jahrgang. - 118. Sonnabend, den 5. Oktober 18§-L. Am 7. Äkloöer 1895: Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt. Bekanntmachung. Sonntag, den tt. Oktober 1895, Vormittags 7 Mr findet eine Uebung der städtischen Pflichtfeuerwehr statt. Tie Mannschaften stellen im Magazingarlen. Abzeichen find anzulcgcn. Unentschuldiates oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Erscheinen, sowie jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten, insbesondere das Rauchen im Dienste wird unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Entschuldigungen find vorher rechtzeitig bei den betreffenden Zugführern anzubringen. Eibenstock, am 21. September 1895. Der Rath der Stadt. Itr. Hörner. Granpncr. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die auf die Acnderung der Be stimmungen über die Sonntagsruhe im Handelsge- werbc abzielcnden Bestrebungen haben bekanntlich de» Er folg gehabt, daß da« preußische Handelsministerium über diese Angelegenheit bei einer beschrankten Zahl von Interessenten, Handelskammern und anderen Sachverständigen Umfrage ge halten hat. Die Ergebnisse derselben, die inzwischen voll ständig eingelaufen sein werden, unterliegen zur Zeit noch der Begutachtung der gesetzgeberischen Stellen, auch ist noch nicht bekannt, wie das Reichsamt des Innern sich dazu stellen dürfte. Immerhin darf angenommen werben, daß man an leitender Stelle die Nothwcndigkeit von Erleichterungen nicht verkennt und zwar sowohl in Form einer Verlängerung der Verkaufszeit für gewisse Handelszweige (z. B. Zigarren und Lebensmittel) und daneben auch durch Umlegung der gegen wärtigen Verkaufszeit. Ob unter solchen Umständen der Ge setzentwurf noch für die kommende Tagung wird fertig gestellt werden, ist nicht ganz sicher. — Die Arbeiten zur Verbesserung bezw. Ergänzung der Unfall-, Alter«- und Invalidenversicherungs- Gesetze nehtnen, wie die „Bert. Pol. Nachr." versichern, ihren ungehemmten Fortgang. Insbesondere wird darauf hingewirkt, in Zukunft den Verletzten eine schnellere Erlangung der Reute zu ermöglichen. Bei der Fülle der sonstigen Arbeiten ist es aber wahrscheinlich, daß die betreffenden Vorlagen erst im späteren Verlaufe der nächsten Session an den Reichstag ge langen. Wir fürchten daß sic auch diesmal hinter dem üb rigen Material so lange werden zurückstehen müssen, bis schließlich keine Zeit mehr zu ihrer Erledigung ist. — Die Klappkragen bei den Waffenröcken un serer Infanterie, die seit nunmehr zwei Jahren von einzelnen Bataillonen probeweise getragen werden, haben sich durchaus nicht bewährt. Sie gewähren den Soldaten gar keine Er leichterung und es ist gelegentlich der Manöver die besondere Thatsache festgestellt worden, daß die schlapp gewordenen Sol daten zum allergrößten Theil an Stelle des hohen Stehkragen, dem so oft die Schuld am Schlappwcrdcn des Mannes zu geschoben wurde, den neuen Klappkragcn trugen. — Köln. In der LandeSverrathSangelegenheit wurden hier zwei weitere Personen verhaftet. Aus Berlin ist ein höherer Offizier de« KriegSministeriums in Köln ein getroffen, um bei der Untersuchung mitzuwirken. — Aus Wittenberg, Prov. Sachsen, gehen un« zu dieser Affäre noch folgende interessante Miltheilungen zu: „Zwei Witten berger Einwohner, ein Buchbinder und ein Wächter, erhielten Einladung zur HochzeitSfeicr de« in Saarlouis in Diensten stehenden FclvwebelS Haase, die dieser mit seiner Braut, Fräulein Richter in Magdeburg, am 23. v. Mts. begehen wollte. Der Buchbinder ist ein Freund und der Wächter der Großvater de« Feldwebels. Der Letztere traf am Tag vor der Hochzeit in Magdeburg ein und erfuhr hier zu seinem Schrecken, daß sich seine Braut in Untersuchungshaft befinde. Bei seinem Stiefvater, einem Unterbcamtcn bei der Forti- fikarion in Magdeburg, wurde von Kriminalbeamten Haus suchung gehalten und selbst der Feldwebel mußte sich eine Durchsuchung seiner Effekten >c. gefallen lassen. ES stellte sich nun heraus, daß die Braut, die sich mit ihrer in Magde burg lebenden Mutter mit Schneidern ernährte, nicht nur mit dem Feldwebel, sondern zu gleicher Zeit auch noch mit einem in Magdeburg weilenden französischen Offizier und einem Arbeiter der Grusonwerkc ein LiebeSverhSltniß unter hielt. Der Offizier scheint da« Mädchen überredet zu haben, mit dem Arbeiter ein Verhältniß anzuknüpfen, lediglich zu dem Zwecke, um Zeichnungen, Geschoßtheile re. zu erlangen. Dafür soll der Arbeiter Bezahlung in französischer Münze erhalten haben, was ihn gerade verdächtig gemacht hat. Die Verhaftung der Braut und de« französischen Offizier« erfolgte in Köln a. Rh. wohin sich da« Paar begeben hatte. — Rußland. Rußland entfaltet große Rührigkeit in der Befestigung seiner Besitzungen im fernen Osten und in der Verstärkung seiner Streitkräfte daselbst gegen Japan. Drei Kreuzer mit Truppen, Ingenieuren, Gcichütz, Munition und Eiscnbahnmaterial seien kürzlich nach Wladiwostok ge gangen. Kreuzer der sogen. „Freiwilligen Flotte" sollen den ganzen Winter über weitere Verstärkungen dahin befördern, damit die russische Armee ist Ostasien im Frühling auf 90,000 Mann gebracht werde. Der „Standard" erfährt aus Kon stantinopel, Rußland treffe auch ungewöhnliche, militärische Vorkehrungen in Batum (also gegen die Türkei), um sür ein rasche« Handeln im Falle von Verwickelungen in Asien vor bereitet zu sein. — Zum Kapitel der franko-russischen Bezieh ung e n werden mitunter in den beiden befreundeten Ländern Stimmen laut, die beweisen, daß keineswegs die von den Führern dcs Preßchorus an der Seine und Newa immer wieder betonten Ansichten hierüber und die gegenseitigen Ver himmelungen ganz allgemein getheilt werden. — So hat noch kürzlich, wie der Münch. „A. Ztg." aus Paris geschrieben wird, eine Dame der dortigen höchsten Aristokratie, deren Salon ein Stelldichein für Diplomaten und Vertreter der gebildeten großen Welt ist, anläßlich der vielbesprochenen „Time«"-Korrcsponden; au« Wien geistreich und treffend ge äußert: „Das Verhältniß Rußlands zu unserem Frankreich gleicht einer morganatischen Ehe, in welcher der legitime Theil den unebcnbürtigen von Zeit zu Zeit an den vorhandenen Abstand erinnert, um ihn möglichst dienstbar und anspruchs los zu erhalten. In gewisser, standesgemäßer Gesellschaft schämt sich sogar der eine Ehegatte des anderen. Jedenfalls wird der Druck des vornehmeren, machtbewußten und rück sichtslosen Theils auf die trcuergcbene Gattin nach den Regeln der Erfahrung nicht abnchmen, sondern stetig wachsen." — Auch der „Grashdanin" macht sich wieder über den Ver- brüderungSkultuS lustig. Au« seinem Artikel sei die eine be sonder« bezeichnende Stelle mit einer scharfen Beleuchtung der derzeitigen französischen Zustände hcrvorgehoben: „Der Präsident geizte in seinen jüngsten Tischreden nicht mit lau testem Lob für die französische Armee, vergaß aber gleichzeitig auch nicht, die Zusammenstellung von militärischer Vollkommenheit mit dem Siege der Demokratie zu unterstreichen. Da« drängte die Frage auf, ob das heutige staatliche Frankreich denn wirklich nur Illusion zu sein be stimmt sei. Sind diese offiziellen Redner Frankreich« denn wirklich ernstlich von dem überzeugt, wa« sie sprechen, daß nämlich gelungene Manöver und eine glänzende Revue Zeichen größter Ordnung in der Armee und die Resultate eines Re gimes sind, das fünfundzwanzig Jahre lang zerstörte, wa« in anderen Staate» al« Grundpfeiler und Hauptbcdingung der Ordnung und der Vollkommenheit in der Armee und im Leben gilt? Jedenfalls ist da» ein interessantes Thema: ich zerstöre, mein "Nachbar befestigt und wir gelangen Beide ;n demselben Resultat — zur Wiedergeburt. Der Sieg der De mokratie führte zur Wiedergeburt der Armee — das verkün dete der Präsident der Republik al« das Resultat ver seit der Schlacht bei Sedan verflossenen fünfundzwanzig Jahre. Liegt da die Illusion eine« Träumers oder absichtlicher Be trug vor?" — Schweden-Norwegen. Das schwedisch-norwegische Kriegsministcriuin geht mit der Absicht um, Ausrüstungs gegenstände nach preußischem Muster in der schwedisch norwegischen Armee einzuführcn, und hat zu diesem Zwecke vom preußischen Kriegsministerium Proben erbeten, die bereit willigst zur Verfügung gestellt und durch die hiesige schwedisch norwegische Gesandtschaft nach Stockholm abzesandt worden sind. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. Oktober. Vergangenen Mittwoch fand unter Vorsitz de« Hin. OberforstmeisterS Schumann im Schützcnhause auf Einladung de« ReichStrcuen Verein» eine Versammlung von Vertretern der Ordnung-Parteien statt, in der über die bisher geschehenen Schritte wegen der Land tag-Wahl von Hrn. Richard Hertel Bericht erstattet wurde. Danach sind die wiederholten Versuche, die Stimmen der Ordnung-Parteien im Wahlkreise auf Einen Candidatcn au» einer neutralen Stadt zu vereinigen, infolge der Aufstellung einer hauptsächlich den örtlichen Interessen dienenden Eandi- datur der Stadt Aue und des einseitigen, durch den Anti semitismus gestützten Vorgehen« von Schneeberg erfolglos ge blieben. Trotzdem hat man sich in letzter Stunde nochmal» wegen Zurückziehung der Candidatur Bochmann mit Aue in« Einvernehmen gesetzt. Die Versammlung billigte da« in de Sache Geschehene und sprach sich einstimmig vasür au«, daß man nichts unversucht lassen dürfe, um die Verhandlungen mit Aue zu einen für Eibenstock günstigen Abschlüsse zu führen. Wie wir weiter in Erfahrung gebracht, haben die Wähler von Aue in einer Versammlung an demselben Tage die Can- divatur Bochmann zu Gunsten dcs Hrn. Bürgermeister« I)r. Körner zurückgezogen, fall« auch Hr. Bürgermeister v. Wohvt in Schneeberg, wie er versprochen, zurücktrcte uno eine anti semitische Sondercandidatur nicht ausgestellt werde. Der Letztere hat sich inveß geweigert, zurückzutrelen und damit kein gegebene« Wort einzulösen. Es bleibt nunmehr für die Wähler Eibenstock« nichts anderes übrig, al« für die Wahl des Hrn. Baumeister« Bochmann in Aue energisch einzutrcten, da dies den Interessen unserer Stadt am meisten entsprechen dürfte. — Hunbshübcl. Der hiesige ieit 1839 bestehende Fraucnverein hatte im verflossenen Rechnungsjahr 1894/95 40l> Mk. 14 Pf. Einnahme, darunter lO8 Mk. >0 Pf. Mit gliederbeiträge, 105 Mk. Beihilfen des Schneeberger Bezirks ausschusses, 100 Mk. Königliche Gnadengeschenke und mehrere ansehnliche Gabe» auswärtiger Freunde in Ncidhardtsthal, Wolssgrün und Dresden. Die Ausgaben beliefen sich auf ca. 388 Mk. Vertheilt wurden an .53 Personen I lo Mk. 80 Pf. baar, 4'/? Pfd. Fleisch, Iti2 Brote, u 0 Psd., 39^ Psd. Kaffee, 157 Pack Cichorien, lO/.^ Pfv. Gemüse, ö' Scheffel Kohlen und Bekleidungsstücke im Werthe von 80 Mk. Die Mitglicderzahl ist Dank den Bemühungen der Vorsteherin von 7l auf 85 gestiegen und hat sich im neuangesangenen Rechnungsjahr wiederum um 7 vermehrt. Außer dem zins- lich angelegten Vereinsvermögcn in der Höhe von 300 Mk. verbleibt noch ein Kasscnbestaud von ea. >8 Mk. I. Vorsteherin des Vereins ist seit 1890 Frau ?. Adele Kräh, II. Vor steherin Frau Stickereifabrikant Linda Tröger. Der Familien abend, welcher vorige« Jahr einen Reinertrag von ca. 30 Mk. der Kaffe zuführte, wird dieses Jahr im Falk'schcn Gast hose stattfindcn. Mögen dem Verein für diese seine Bestreb ungen die alten Freunde und Gönner auch künftighin treu bleiben und neue gewonnen werden. — Dresden, 2. Oktober. Bei einer Jagd auf Linde nauer Revier wurde der Leibkoch unsere« Königs, der Königl. Hofküchenmeister Kiel, der als Schütze bctheiligt war, an- ge schossen. Der Schwerverletzte, der mehrere Wunden im Kopfe erhalten hat, wurde nach Anlegung de« ersten Verbände« durch I)r. RudicS-Niedcrlößnitz nach seiner Wohnung (Wiener straße) gefahren. — Dresden. Wie da« Organ für den Königl. Säch sischen MilitärvereinSbund, „Der Kamerad", bekannt giebt, hat der König die neuen BundeSsatzu ngen bestätigt. Da« Bundespräsidium weist nachdrücklich darauf hin, daß die Vercinsvorsteher die Kameraden mit den neuen Satzungen bekannt zu machen, insbesondere auch von der Genehmigung de« BundeSschiedSgerichtS in Kürze in Kennlniß zu setzen ver pflichtet sind. Mitglieder, welche wegen sozialdemokratischer Bestrebungen au« einem Verein ausgewiesen sind und Beruf ung einlegen wollen, haben sich künftig einzig und allein an da« Bundesschiedsgericht zu wenden und sich dessen Entscheid ung zu unterwerfen, da jede« andere Gericht in dieser Sache künftig unzuständig ist. In gleicher Weise werden die Ver- einsvorstände aufgcfordert, zur strengen Durchführung der Beschlüsse, betreffend den Ausschluß von solchen Kameraden au« Militärvereinen, welche einem Konsum- oder anderen der artigen Vereinen angehören, deren Leitung sich nachweislich in sozialdemokratischen Händen befindet. — Zwickau, 2. Oktober. Die heute eröffnete 8. Generalversammlung des Evang. Bundes, welche aus allen Thcilen Deutschlands stark besucht ist, richtete an Seine Majestät den Kaiser folgender HuldigungStelcgramm: „Aller durchlauchtigster, Großmächtigstcr Kaifer! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! In tiefster Ehrfurcht nahen wir uns AUcrhöchstihrem Throne. In Eurer Majestät erhabener Person ist die Einheit Deutschland« verkörpert, die vor fünf undzwanzig Jahren unter der glorreichen Führung von Eurer Majestät Vorgängern durch die deutschen Heere erkämpft worden ist. Finstere Gewalten au« verschiedenen Lagern sind e«, welche die so schwer errungene Einheit gegenwärtig bedrohen.; es bedarf einer scharfen Wacht und einer starken Hand, um