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Extra-Blatt zum „Amts- und Anzeigeblatt" für Eibenstock. Ausgegeben Sonnabend, 21. September 1895, früh 9 Uhr. Ueber das gräßliche Eisenbahnunglück, welches sich am Donnerstag Abend vor dem Wahnhof Hederan zugetragen und worüber wir in unserer heutigen Ausgabe bereits berichtet haben, sind uns noch folgende nähere Nachrichten zugegangen: > Oederan, 20. Septbr. Ein entsetzliches Unglück trug sich gestern Abend kn« vor 9 Uhr in unmittelbarer Nähe des hiesigen Bahnhofs hinter dem sogenannten Geyersbusch zu. Es fuhren dort ein Militärertrazug und ein Güterzug aufeinander. Beide Züge bewegten sich in der Richtung nach dem Bahnhof Oederan. Der Militärertrazug mit ca. 1200 Mannschaften des 133. Regiments 1. und 2. Bat. (Zwickau) besetzt, fuhr mit aller Gewalt unter der Kraftentwickelung dreier Lokomotiven auf den sich nur langsam bewegenden Güterzug. Drei vollbesetzte Wagen des Militärertrazuges wurden hierdurch vollständig zertrümmert und dadurch gegen <>0 Mann schaften und Unteroffiziere verletzt, darunter 47 verletzt und 8 getodtet. Der Anblick der Unglücksstättc war herzzerreissend, ans den zertrümmerten Wagen hörte man nur ein einziges großes Wehklagen und den Ruf nm Hilfe. Tapfer griffen die in den unversehrten Wagen nntergebrachten Kameraden unter Vvrangeken der Herren Offiziere ein und bald waren auch andere hilfsbereite Hände in Thätigkeit, nm aus dem großen Trümmerhaufen die zu retten, welche berufen, unser Vaterland zu schirmen und zu schützen. Ernst und schwer war die Arbeit; unsere wackere Freiw. Feuerwehr war inzwischen an der Unglücksstelle cingctroffen und griff tüchtig in das RettungSwerk ein. Alle Kraft mußte eingesetzt werden, aller Muth um den Unglücklichen die so dringend nötkige Hilfe zu bringen, nur nach und nach gelang es ca. 30 schwer Verwundete und mehrere Todte herauszuschaffen und dabei das sich immer wiederholende Rufen und Stöhnen ans den Trümmern, die stockfinstere Nacht war gespenstig erleuchtet durch große Feuer aus den Brettern der zerstörten Wagen. Reihe an Reihe wurde zu beiden Seiten der Unglücksstätke voll schwer Ver wundeter. Mit aufopfernder Thätigkeit trat für die Aermstcn sehr rasch Herr Fabrikbesitzer H. Ezech ein, welcher durch ganze Massen von Verbandswatte und sonstige Hülfsleistungen den Unglücklichen die erste Wohlthat erwies. Nach stundenlanger schwerer Arbeit war es endlich gelungen auch den letzten Mann, einen Unteroffizier, aus seiner fürchterlichen Lage zu befreien, ihm waren beide Beine zermalmt, der Tod erlöste den Unglücklichen kurze Zeil darauf. Die schwer Verwundeten und Todten wurden noch des Nachts nach Chemnitz überführt. Wie man heute früh mittheilt, hat die furchtbare Katastrophe 8 Mann und Unteroffizieren das Leben gekostet, schwer verwundet wären gegen 1b Personen und diese alle gehören der 1. Comp. an. Ueber die Ursache des so verbängnißvollen Unglücks sind bis jetzt genaue Nachrichten nicht bekannt. Nachts gegen halb zwölf Uhr traf der Rcttnngszug mit Aerztcn und Arbeitern aus Chemnitz ein. Die unversehrten und leicht verwundeten Mannschaften wurden sammt den Herren Offizieren noch Nachts in der Stadt verqnarliert. Die Namen der Verunglückten sind folgende: Todt: Gefreiter Neßmann, Soldaten Best, Wiese, Schneider, Sehfert III, Opitz, Jung, Franke (8). Schwer verwundet: Gefreiter ZinSmann, Soldaten Conrad, Martin, Flade, Morgenstern, Löffler, Paul, Uhlig II, Auerbach, Ludwig, Fiedler II, Kreher, Uhlig I (13). Leicht verwundet: Sergeant Lötzsch, Sergeant Zahn, Em.-Freiw. Unteroffizier Stauß, Unteroffizier Sachsenweger, Unteroffizier Jahn, Lazarcthgehülfe Gerlach, Gefreite Hertel, Köppel, Schönherr, Tittel, Tambour Schubert, Hornist Fritzsche II (ganz leicht), Soldaten Fischer, Fröhlich, Müller II, Gerlach, Quellmalz, Rudolph, May, Aster, Reichenbach, Kandier, Kaulfuß II, Grohmann, Zimmermann I, Meutzner, Fritzsche I, Köhler, Unger, Hoffmann II, Kreß, Meier, Auer, Weigelt I (34). Sämmtliche Verunglückte gehören der 1. Kompagnie de« 9. Infanterie-Regiments Nr. 133 (Kompagnieches Herr Hauptmann v. Pillement) an. Druck und Verlag von L. Hannebohn in Eibenstock.