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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950921
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-21
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Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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Vereins gehalten und erkläre rein „Goniec Wielkopol»ki" hier mit, daß ich ramil nur meine Pflicht geihan habe und c« als Pflicht eines jeden Bürger« erachte, der Regierung, die ieviel für die preußische Provinz Posen und deren Bürger gethan, die höchste Anerkennung auszudrücken. Hochachtungsvoll Franz Peißert, Veteran/ Peißcrt ist troh seine« deutschen Namen« ein Pole und Polnisch ist seine Muttersprache. Lolche ver einzelte Erscheinungen, so erfreulich sie auch sein mögen, ändern aber nicht« an der Thatsache, daß da« Polenthum in seiner Mehrheit bei der Sedanfeier eine sehr »»patriotische Haltung zur Schau getragen hat, an die man die Herren Polen wird erinnern müssen, wenn sie wieder einmal, um irgendwelche Konzessionen zu erreichen, heuchlerisch »ersuchen werden, gute Deutsche zu sein. — Italien. Etwa 70 deutsche Turner sind in Rom eingetrofsen und sind da seitens der Behörden und ter Bevölkerung sympathisch empfangen worden. Am Mittwoch wohnte König Humbert einem Wcttturnen bei ».richtete an Herrn Hoppe, den Führer der deutschen Turner, eine Ansprache: „Indem ich Ihnen die Hand drücke, möchte ich damit allen Ihren tapfern Landsleuten die Hand gedrückt haben. Ich freue mich, Sie unter uns zu lchen und da un, so mehr, al« Sie dem Lande angehören, mit dessen Sou verän mich innige Freundschaft verbindet. Der herzliche Em pfang, den Sie bei uns gesunden haben, überrascht mich nicht, denn ich kenne die Gefühle meines Volke»." Der König drückte Hoppe nochmals die Hand und die deutschen Turner riefen, indem sic ihre Hüte schwenkten, dreimal „Gut Heil!" Locale und sächsische Nachrichten. — Hundshübel, 18. September. Gestern, Dienstag Abends, fand im Böttcher'schen Gasthofe in Oberstützengrün eine gutbcsuchtc Versammlung von Vertrauensmännern der conservativcn, nationalliberalen und Fortschrittspartei statt, in welcher der für den hiesigen ländlichen Wahlkreis ausge stellte LandtagScandivat Herr Eommcrzienrath RostoSky- Niederschlcma den Wählern sich vorstcllte. Sowohl seine al» auch des Herrn GcmeindevorstandeS Haupt-Schönheide in längerer Rede trefflichen Ausführungen haben sicherlich jeden Anwesenden überzeugt, daß genannter Herr Eommcrzienrath RostoSky der geeignetste Vertreter unsre« Wahlkreise« ist. Bei Staat, Kirche und Gemeinde in hohem Ansehen stehend und mit allen einschläglichen Verhältnissen de« platten Lande« vertraut, ist derselbe in der Lage, insonderheit die Bedürfnisse des Haupterwerbszweiges hiesiger Gegend, der Industrie, nicht minder aber auch die der Landwirthschaft, dessen Betrieb er aus eigner Erfahrung kennt, voll und ganz richtig zu schätzen und in dem, was für uns Lebensfrage ist, bei der hohen Staatsregierung un« am besten zu vertreten. Versäume Keiner am Wahltage seine Pflicht, für Herrn Eommcrzien- rath Roslosky zu stimmen! — Carlsscld, 18. Septbr. Eine Lebensfrage für den hiesigen Ort bedeutet die hier seit langer Zeit betriebene Hohlglasfabrikation, und daher kann es nur mit Freu den begrüßt werden, wenn sich dieselbe, wie im vergangenen Jahre eines guten Geschäftsganges erfreut, so daß bei reich licher Arbeit sehr guter Lohn erzielt wird. Eine der Speziali täten des hiesigen Werke« ist die Preßglasfabrikation, für die im Jahre 1894 immer 12 bis 15 Pressen zur Herstellung kleinerer GlaSartikel in Betrieb waren. Ebenso gelang es, für die Hauptspczialität, feinstes Milchglas, im Aus- oder In land? ein namhaft größeres Absatzgebiet zu erringen. So war man auch gezwungen, die GlaSschleiferci zu vergrößern. Große Hoffnungen setzt man hier auf die Vollendung der Bahnverbindung mit der Chemnitz-Aue-Adorser Linie, denn dann wird dem Werke erst die Möglichkeit gegeben, sich zu entfalten und erfolgreich in den Wettbewerb mit den anderen, günstiger gelegenen Glashütten einzutreten. — Leipzig. Der Weichensteller Friedrich Dornbusch, an dessen BahnwärtcrhauS sich Sonntag Abend da« schwere Eisenbahnunglück zugetragcn bat, ist mangels Fluchtverdacht« gestern von der königl. StaatSanwaltschast wieder entlassen worden. Dornbusch, der seit 16 Jahren an der Unfallsstclle seinen Dienst tadellos versehen hat, soll neuerdings nicht mehr in Abrede stellen, die Schließung der Schranke verabsäumt zu haben. Entweder ist er schlafmüde gewesen, oder er hat die Sperrung einmal wissentlich unterlassen, weil jene Chaussee zu so später Nachtstunde sehr selten von einem Fuhrwerke noch passirt wird. Für den gesammten in diesem Falle durch Tödt- ung, Verstümmelung und Körperbcschädigung verursachten Schaden haftet den Betroffenen bez. deren Erben der könig lich preußische Eisenbahnfiskus nach dem Reichshaftpflichtge- sctze vom 7. Juni 1871. - Chemnitz, 19. September. Seit heute, Donners tag, Abend verbreitet sich in der Stadt das Gerücht, daß einer der heute Nacht erwarteten Militärzüge ver unglückt sei. Leider bestätigt sich diese tiesbetrübende Nach richt. Soviel wir in Erfahrung bringen konnten, hat sich da« Unglück vor dem Bahnhof Oederan zugetragen, und zwar in der Weise, daß der Militärzug, welcher über 1200 Mann des Zwickauer Regiments beförderte, auf einen vor dem Bahnhöfe haltenden Güterzug stieß. Durch den Anstoß sind die Maschine des Militärzuges und eine Anzahl Wagen beider Züge ent gleist und beschädigt, dabei aber leider auch von den in den Personenwagen befindlichen Soldaten eine größere Zahl schwerer und leicht verletzt worden, ja es wird erzählt, daß selbst einige Todesfälle zu beklage» sind. Von der hiesigen Bahnhofsinspektion sind sofort einige Aerzte an die Unglücks stelle befördert worden, denen bald nachher ein Rettungszug folgte. Wann die Militärzüge hier eintrefscn werde», läßt sich noch nicht sagen, da beide Gleise gesperrt sind und der ZugSvcrkehr über Oederan hinaus unmöglich ist. Der Zug mit dem Chemnitzer Regiment steht gegenwärtig, 12 Uhr Nacht», in Freiberg. — Freiberg. Ein recht gemeiner Bubenstreich ist vorige Woche auf der Wcißenborner Straße verübt worden. Während de» Bivouak» in der Gegend von Bobritzsch wurde aus dem Lagerplatze der Gcschirrführer eine« hiesigen Spann fuhrwerk» von drei jungen Leuten angcsprochen, welche die Rückfahrt nach der Stadt begehrten. Da der Wagen aber bereit» besetzt war, mußte den Leuten ihr Wunsch abgeschlagen werden. Um nun an dem Gcschirrführer ihren Acrger au»- zulassen, warteten die Burschen da» Abfahren de» Wagen» ab und eilten dann auf kürzerem Wege dem Gefährte Vorau» und spannten an einer Stelle, die der Wagen noch zu passiren hatte, einen Draht über die Straße. Den Draht, den die Burschen möglicherweise au» dem Bestand de» Feldtclegraphen, der an jenen Tagen ausgestellt war, gestohlen haben, hatten sie zwischen den Siraßenbäumen in solcher Höhe befestigt, daß Pferde unk Fußgänger bequem darunter passiren konnten, daß aber eine auf dem Wagen sitzende Person von dem in der Dämmerung kaum sichtbaren Draht getroffen werden mußte. Al« nun da» Geschirr die verhängnißvolle Stelle in schnclleiy Gange passirte, wurde der erhöht sitzende Kutscher von dem Draht in Len Hal« geschnitten. Zum Glück konnten die Pferde sofort zum Stehen gebracht werden, und nur diesem Umstand ist c« zu danken, baß der Kutscher mit leichte» Ver letzungen davonkam. — Auerbach, 19. Septbr. Gestern Abend gegen 9 Uhr wurde die hiesige Einwohnerschaft wieder einmal durch Sturmgeläute erschreckt. E» brannte in dem direkt an der Bahn gelegenen NiederlagSgebäude der Firma Agst L John, in welchem Kohlen und Düngemittel von inSgesanum mehreren Tausend Zentnern, sowie circa 2000 lO Meter Rohrgewebc und Verschiedenes mehr lagerten, und wurde in ganz kurzer Zeit da« nur au« Fachwerk bestehende Gebäude vollständig in Asche gelegt. Hierbei sind auch eine ganze Menge zum Theil recht werlhvolle Tauben mit in den Flammen umge- kommcn. lieber die Entstehungsursache de« Brande« ist nicht« bekannt. — Lohmen, 17. September. Heute früh zwischen I und 2 Uhr war in der Kun st Mühle von Julius Wolf Feuer auSgebrochcn und in kurzer Zeit wurde dieselbe sammt den in der Mühle befindlichen bedeutenden Vorräthen an Mehl und Getreide ein Raub der Flammen. Nach 1 Uhr war e«, al» die beiden in einem Seitengebäude der Mühle schlafenden Knechte Hilfe und Feuerrufc der zwei in der Mühle befind lichen Mühlknappcn hörten. Sofort weckte der eine der beiden Knechte seinen auch in der Mühle schlafenden Herrn, während der andere das Dorf alarmirte. Leider ist der Verlust de« Leben» jener zwei in der Mühle befindlichen Gehilfen zu beklagen. Die Thürcn waren in der Nacht ver schlossen, ob die unglücklichen Menschen bis an die Thür gekommen, ob sie durch den Rauch irregesührt oder ob sie von dem überhandnehmenden Qualm schon erstickt worden waren, wird dahingestellt bleiben. Obwohl man die Thüre, bald nachdem das Feuer bekannt und die Hilferufe gehört waren, einschlug, war c» doch zu spät, den Aermsten Rettung zu bringen. — Ani Montag Abend fuhr der von WilzschhauS kom mende letzte Zug der Schmalspur in BLrcnwalde auf ein Kohlensuhruerk und zertrümmerte dasselbe. Die Ueber- gangsstelle der Bahn bei HebcrlcinS Gasthof hatte das Ge fährt bereits hinter sich, der Wagen rollte jedoch plötzlich wieder zurück auf da« Gleis und wurde auch von dem wahrscheinlich infolge des heranbrausenden Zuges scheu gewordenen Pferde nicht wieder weggezogen. Wie man erzählt, hatte der Leiter des Geschirre» gerade noch Zeit, in aller Schnelle da« Pferd vom Wagen lösen zu können und so vor Schaden zu sichern. Der Zug erlitt bei dem Unfall blo« eine geringe Verspätung von ungefähr 15 Minuten. Theater. Vor vollbesetztem Hause ging gestern das Schauspiel „Die Seiltänzerin" in Scene und trug einen vollständigen Erfolg davon. In künstlerischer Vollendung wnrde die Titel rolle von Frau Voigk-KarichS dargcstellt. Dieselbe fand für da« unglückliche, betrogene Mädchen die wärmsten Herzenstöne und spielte mit inniger Hingebung die sehr dramatisch ange legte Parthie. Auch Frau Wallburg wußte ihre Rolle gut zur Geltung zu bringen. Hervorragende« leistete Fr. Grosche als Petronella, der Frau mit der „eisernen Konstitution". Die komischen Momente der Rolle hatte sie vortrefflich heraus- gearbeiict und brachte sie recht geschickt zur Wirkung. Zündend wirkte auch die sehr komische Maske. Ebenbürtig war Herr Neumeister als Hans. Die übrigen Rollen wurden ebenfalls tadellos gespielt. Sonntag wird aus allgemeinen Wunsch das interessante Stück „Die GrabeSbraut" oder: „Gustav Adolf in München" gegeben. In diesem Stück treten lauter historische Personen auf, so z. B. Gustav Adolf, Graf Tilly u. s. w. Es wird sorgfältig vorbereitet und fleißig cinstudirt. Da das Stück große Schwierigkeiten bereitet, kann es nur einmal auf geführt werde». Montag bleibt die Bühne geschlossen. Au» vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruckverboten). Dresden, 21. September 1870. Vom Kriegsschauplatz kommen etzt nur einzelne Verwundete, desto mehr aber Erkrankte. So gingen vor einigen Tagen durch Leipzig 230 kranke Landwehrleute, welche sammt» lich von Metz kamen. Von den heute früh in Dresden eingetroffenen 388 Soldaten waren nur 38 Verwundete, die übrigen 350 Mann waren zumeist rühr-, brüst« oder rheumatismuskrank. Riga, 21. September 1870. Der Gouverneur von Riga hat die Stadt zur Zahlung von 100,000 Silberrubeln verurtheilt, weil viele Häuser gelegentlich des deutschen Sieges bei Sedan mit Fahnen geschmückt waren. Die Rigaer Kaufmannschaft hatte 100,000 Rubel für die deut« schen Verwundeten gesammelt; der Gouverneur befahl, die Summe in zwei gleiche Hälften zu theilen, deren eine dem deutschen, die andere dem französischen Hilfskomitee übersendet werden soll. Dresden, 22. September 1870. König Johann von Sachsen hat in Köttewitz bei Schloß Weesenstein ein Privatlazareth, auf 20 Ver- wundete berechnet, errichten lassen. — In den drei in Dresden errich teten Lazarethen lagen heute im ersten 952, im zweiten 461, im dritten 300 Mann. — Dem internationalen Hilfsverein in Dresden wurden durch einen edlen Menschenfreund 570 Thlr. gespendet. Berlin, 22. September 1870. Hier eingelaufenen Nachrichten zufolge haben am 14. 300 Mobilgardisten in Vaucouleurs ein Attentat auf ein daselbst zurückgelassenes Feldlazareth unternommen; 3 Aerzte, die geringe militärische Bedeckung und einen Polizeibeamten aus Berlin, im Ganzen 35 Personen, gefanyen genommen und auf unbewachten Straßen in das Innere Frankrelchs entführt. — Auch zwischen Sedan und Tbionville ist ein SanitätShilfszug von Bauern überfallen, die dabei befindlichen Personen mißhandelt und der Führer des Zuges, Herr Rabus, der das gesammte Reisegeld und die ärztlichen Instrumente bei sich führte, gebunden als Gefangener fortgeschleppt worden. Vor Straßburg, 22. September 1870. General v. Werder hat an den Kommandanten von Straßburg ein Schreiben gerichtet, welches die MassenauSzüge von Stadtbewohnern fortan als unzulässig erklärt und nochmals unter Androhung des Bombardements der Stadt zur Uebergabe auffordet. Vor Metz, 22. September 1870. Jr. einer der letzten Nächte, in welcher man einen für Metz bestimmten Wein- und Ochsentransport ab fing, ist die Entdeckung gemacht worden, daß außerhalb der deutschen Cernirungslinie eine sehr gut geleitete Verpflegungsgesellschaft für die in und um Metz eingeschlossene französische Armee besteht, welche auch Baraine stets mit Nachrichten über die deutschen Truppenaufstellungen versorgt haben muß. — Am 18. hat Marschall Bazaine auS Metz einen Parlamentär nach Pont-ü-Mousson gesandt und um verschiedene Leit ungen gebeten, da er seit 14 Tayen von jeglichem Verkehr abgeschnitten sei und gar nicht mehr wisse, wre es in der Welt zugehe. ES sind ihm darauf alle englischen, belgischen und deutschen Zeitungen, die nur im Hauptquartier aufzutreiben waren, zugesandt worden. Am IS. hat nun Bazaine ein Schreiben gesandt, in welchem er sich bereit erklärte, daß er unter gewissen Bedingungen zu einer Kapitulation bereit sein werde, und ist ein Offizier mit diesem Schreiben in das kgl. Hauptquartier ge sandt worden. Vor Toul, 22. September 1870. Am 18. sind endlich zwei gelangt. Toul muß in kürzester Zeit um jeden Preis in die Gewalt der Deutschen kommen, da eS die Eisenbahnverbindung mit Pari- unter bricht. Berlin, 23. September 1870. Der heutige preuß. Staalsan- zeiger veröffentlicht zwei Erlasse deS Bundeskanzlers Grafen v. Bismarck an die Vertreter des norddeutschen Bundes bei mehreren neutralen Re gierungen. Der erste, von RheimS aus datirt, thut die Nothwendigkeit dar, als Garantien gegen einen nächsten Angriff der Franzosen eine bessere Bürgschaft als die deS Wohlwollens zu gewinnen, sondern viel mehr eine materielle Bürgschaft (Zurücklegen der franz. Grenze, Besitz nahme der franz Ostfestungen). Der zweite, von Meaux datirt, beleuchtet das erste Zirkularschreiben Jules FavreS , es betont, daß Deutschland sich nicht in die inneren Verhältnisse Frankreichs einmische, aber von demselben zukünftige Sicherheit als den Preis der bewältigen Anstreng ungen fordern werde, die wir zu unserer Lertheidigung haben müssen. — Derselbe Staatsanzeiger bringt einen Artikel über den sächsischen Kronprinzen, in dem es u. A. heißt: „Im gegenwärtigen Kriege hat der Kronprinz Albert wie 1866 Beweise des höchsten militärischen MutheS gegeben und seine Befähigung zum Feldherrn durch glänzende Erfolge der HeereSführuna dargelegt." Vor Pari-, 23. September 1870. Die Dörfer im nächsten Um kreis von Paris, also über Lagny, dein derzeitigen Hauptquartier, hinaus sind sämmtlich von den Einwohnern verlassen und bieten den Truppen eben nur leere Räume dar, jedes Geräth fehlt. Die Wegweiser sind nicht weggebrochen, sondern umgekehrt worden, sodaß sie falsche Wege zeigen. Vom Eingänge der Ortschaften hat man die Tafeln mit der Bezeichnung des Ortsnamen- und der der Entfernungen entfernt, sodaß nur der Kompaß und die Karte zur Orientirung übrig bleibt. Alles in Feimen aufgestapelte Getreide ist noch bei der Flucht der Bewohner heruntergebrannt worden, sodaß es überall wie von Kohlenmeilern raucht und flammt. Selbst die Kohl« und Kartoffelfelder sind ruinirt, über haupt alle Maßrebeln so ernsthaft getroffen, als ob sich wirklich eine geschloffene Vertheldigung erwarten lasse. 50. Depesche vom Kriegsschauplatz. Mundolsheim, 22. September 1870. Von dem Belagerungs- Evrps vor Straßburg. Gestern Nacht um 11 Uhr wurde nach Lünette 52, die verlassen war, eine Faßbrücke geschlagen und das Werk besetzt. Beim Einlogiren eröffnete der Feind auf das Werk ein sehr starkes Feuer. Das 34. Regiment und eine Eompab»ie Garde-Landwehr (Liffa) behaupteten sich jedoch und logirten sich em. Major v. Quitzow todt, die Verluste noch nicht ermittelt, aber nicht unbedeutend. In Lünette 53 sind 5 Kanonen genommen. v. Werder. An den General v. Hanenfeldt. Ecrouves, 23. September 1870, 5 Uhr 35 Min. Nachm. Toul genommen. v. Krenski. 51. Depesche. Ferri öres, den 23. September 1870. Vor Paris nichts Neues. Pariser Journale vom 22. gestehen über den Kampf am 19. ein, daß vier französische Linien-Divisionen an demselben Theil genommen, in voller Flucht zurückgegangen sind, und die Panique bis in das Innere der Stadt hineingetragen baden. Sie erheben gleichzeitig die Mobilgarde, die nichts gethan hat, auf Kosten der Linie, welche sie mit Schmähungen überhäufen. So eben meldet Großherzog von Mecklenburg: Toul hat sich heut um ö'/y Uhr nach achtstündiger Beschießung mit den Bedingungen der Gottes Wege. ES war ein böser Krieg in dem Lande der Pommern auSgcbrochen; die Mächtigen kämpften mit einander, und die Niedern verbluteten um de« fremden Zwiste» willen; Vic User der Jhna waren mit Waffentroß bedeckt und in da« Dors Jukow zog eine Kriegcrschaar ein. Herrliche, wildschöne Gestalten, deren Helme und Brustpanzer golden in der Lonne strahlten; die blonde, blauäugige Mascha stand oft neugierig in der Thüre, wenn einer dieser trotzigen Streiter die Straße hcrabwandelte; ihre Wangen färbten sich purpurn, wenn er sic mit keckem Lächeln begrüßte; und Abends, wenn sie von dcni Brunnen Wasser holte, verweilte sie oft bis Mitternacht. Daheim in der Hütte saß sie müßig in Träume verloren und die Spindel tanzte nicht mehr zwischen ihren Fingern dahin. Als nun nach einigen Wochen da» Kriegsvolk von dannen zog, war auch Mascha verschwunden, und die jungen Dirnen und die alten Weiber sprachen, sie wäre den Soldknechten nachge- laufcn. O, wohl war c« Unrecht von dem Mägdlein, denn sie hatte eine alte Mutter, eine kranke Mutter, die an der Krücke einherwanktc und oft Tage lang das Lager nicht ver lassen konnte. Aber die Dirne zählte sechszehn Jahre, war thöricht und unerfahren, das Blut siedete heiß in ihren Adern, und damals, wie jetzt, war das Mcnschenhcrz ein schwaches Ding. Doch die Mutter grämte sich und weinte über den Verlust ihres Kindes so sehr, daß sich um ihre Augen ein blutrothcr Rand bildete und sie noch häßlicher al« zuvor wurde. Da begann aufs Neue das Gerücht zu entstehen: Die Alte treibe unheimlich Werk und sei eine Hexe; und wer ihre roth- geschwollenen Augen, den gebeugten Nacken, da« tiefgerunzelte Antlitz sah, zweifelte nicht an der Wahrheit de« Geschwätze». Manches an der Alten war wirklich dunkel und räthselhaft; sie war mit ihrer Tochter in da» Dorf gezogen. Niemand wußte woher u. au« welcher Ferne; da« beste, stattlichste Hau« des Dorfes handelte die Alte ein und zahlte den Kaufschilling aus, in seltenen unbekannten Silbermllnzen, die der Verkäufer des Grundstücke« nur nach dem Gewichte annahm, da er da ungewöhnliche Gepräge nicht kannte. Die Tochter war zart gebaut, der schweren Arbeit nicht gewohnt und auch wohl nicht fähig. Sie befurchten und bcsäeten kein Feld, hielten sich weder Knecht noch Magd, deshalb blieb eS ungewiß, wa« sie darinnen in ihrer Wohnung trieben, und da die Alte nie eine Kirche besuchte, entstand da« Gerede, sie sei eine Zauberin, oder gar eine böse Wedma, zurückgeblieben aus Erden au» der grauen Heidenzeit. Zudem war ihre Krankheit und ihre Körperschwäche wirklich absonderlicher Art, am Tage, im Lichte der Sonne, konnte sie ost nur wenige Schritte an der Krücke umher wanken, aber wenn die Nacht schaltete, besonder« wenn der Mond so recht grell funkelte und in den Sümpfen und Mooren die blauen Irrwische tanzten, ging sie rüstig am Stabe einher. Dann sah man sie ihr Hau« verlassen, dahin huschen auf den Wegen, die zum Kirchhofe führten, oder zu jenem riesigen Grabe, in dessen gewaltigen Räumen die heid nischen Wenden lagen, die von den Christen im frommen Glaubenseifer erschlagen worden, oder dorthin, wo noch jüngst ein Zauberer dm Tod de» Scheiterhaufen« erlitten; wa» sie getrieben in ihren einsamen Wanderungen ist nie erörtert worden. Seit der Zeit aber, wo die Tochter von ihr gegangen, verließ sie ihre Wohnung gar nicht mehr; man hätte nicht gewußt, daß in derselben noch ein menschliche« Wesen Hause, wenn nicht ihr Wimmern und ihre Klagen, die in einer un bekannten Sprache gar schmerzlich und grauenvoll erklangen, die Stille der Nacht gestört hätten. So lange Mutter und Tochter beisammen waren, lebten sie recht gut; die Alte be zahlte Alle» in blankem Silber, und au» dem benachbarten Stargard und dem unfernen Stettin kamen ost wandernde Handelsleute und brachten ihnen Manche«, wa« da» Leben erheitert und dessen Tage verschönert. Seit de« Kinde» Flucht aber trat selten Jemand über die Schwelle, und nur manch-
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