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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950910
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-10
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Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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getheilt, daß es halbwüchsige Burschen von 17 bi« >8 Jahren waren, etwa süns an der Zahl, welche tert die Jaulen an steckten, indem sie einfach Papier toSIöstcn und die Streich- hölzer daran hielten. In dielen Fällen löschte die Polizei die Flammen, welche hoch aufzüngelten. In anderen Fällen aber wurde die Feuerwehr gerufen, Es war ganz besonder bedrohlich, die Feuerwehr durch die mit Menschen und Wagen vollgepfropften Straßen zu Hetzen. Verschiedene Versuche, die Burschen, auch im Westen, sestzunehnien, mißglückten. Die Polizei war überall in den Außendistriktcn zu schwach vertreten, weil zu viel Mannschaften für das Eentrum abgegeben werden mußten. Die Gesammtzahl der abgebrannten Säulen wird aus fünfzig beziffert. — Ueber eine Veränderung, welche auf die Offiziers säbel Bezug hat, wird Folgendes mitgetheilt: Es hat sich hcrausgkstellt daß der OsfizierSfäbcl in seiner jetzigen Gestalt beim Schnellläufen ost hinderlich wird, so daß der Offizier gezwungen ist, die Scheide mit einer Hand festzuhalten, während die andere Hand den gezogenen Säbel hält. Beide Hände, sind also in Anspruch genommen. Um diesem Uebel- stande abzuhelfcn, soll beim Kriegsministerium ein Modell eingercicht werden, welches eine neue Konstruktion der Säbel scheide zeigt. Dieselbe ist nämlich mit einem Scharnier ver sehen, welche« gestattet, die Säbelscheide zusammcnzuklappcn, so daß die Säbelscheide in Zukunft nur die Hälfte der jetzigen Größe einnehmen würde, wodurch dem vorhcrbczeichnetcn Uebclstandc abgeholsen wäre. Die Säbelscheide erscheint dann kaum viel größer als das Seitengewehr, welches die Soldaten tragen. Dieses neue Modell würde natürlich nur im Felde oder bei größeren Hebungen Verwendung zu finden haben. — Straßburg i. E. Die Aushebungsergeb nisse des Elsasses nähern sich mehr normalen Verhält nissen, dagegen ist die Zahl der jungen Leute, welche sich in Lothringen der Militärpflicht entziehen, immer noch groß, 1893 blieben daselbst von 14,125 Militärpflichtigen 207V (16,<> Proz.) unermittelt; 3045 (2I,:> Proz.) haben sich der Musterung entzogen. Wegen unerlaubter Auswanderung mußten 423 verurtheilt werden und bei 719 schwebte beim Abschluß des Jahres die Untersuchung wegen dieses Vergehen«. Im Ganzen haben 38 Prozent der Militärpflichtigen bei der Musterung gefehlt. Dieser starke Ausfall hängt, wie man dem „Schwäb. Dierk." schreibt, damit zusammen, daß nach dem Kriege zahlreiche Familien mit minderjährigen Kindern fortzogen, ohne die gesetzlichen Formalitäten zu erfüllen. Die Söhne sind aber in den Militärstammrollen weiter geführt worden. Sodann spiele die Nähe der Grenze und die täg liche Berührung mit der französischen Bevölkerung eine gewisse Rolle, sowie der Umstand, daß cs den nach Frankreich gehen den jungen Leuten durch dort lebende Verwandte und Be kannte sowie durch die zahlreichen Hilfsgesellschaftcn vcrhält- nißmäßig leicht gemacht wird, ein Unterkommen zu finden. UcbrigenS wissen es viele der sortziehenden Elsaß-Lothringer so cinzurichten, daß sic sich auch in Frankreich der Militär pflicht entziehen. — Dänemark. Auf Schloß Bernstorfs bei Kopen hagen ist jetzt wieder der Kreis fürstlicher Gäste, die all jährlich das dänische Herrscherpaar umgeben, sehr zahlreich. ES weilen gegenwärtig dort: die Kaiscrin-Witlwe von Ruß land, der König und die Königin von Griechenland, der Prinz und die Prinzessin Waldemar, die Prinzessin von Wales und ihre Töchter Viktoria und Maud, der Großfürst-Thronfolger, die Großfürstin Xenia, Großfürst Michael, Großfürstin Olga von Rußland, die Prinzen Georg und Andreas von Griechen land und Prinz Hans von Glücksburg. In Kurzem wird auch die Herzogin von Eumberland erwartet. Die Fürstlich keiten werden bis Ende dieses Monats zusammenbleiben, da die Hochzeit der Prinzessin Luise von Dänemark und des Prinzen Friedrich von Schaumburg Lippe zu dieser Zeit in Kopenhagen stattfindet. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Septbr. Gestern Vormittag 11 Uhr sand im Fcldschlößchcn die Uebergabc des kaiserlichen Fahncngeschcnkcs (Schleife und Ragel) an den hiesigen Militär-Verein statt. Nachdem der Verein die Fahne u. da« Geschenk von der Wohnung de« Vorsteher« abgcholt hatte, nahm derselbe im Saale des Feldschlößchen« Ausstellung. Her auf übergab der Vorsteher dem Verein die Ehrengabe Sr. Majestät de« Kaiser« unter entsprechender Ansprache im Bei sein der Herren Premierlt. Justizrath Landrock und Premierlt. Dörsfel und brachte darauf den ehrsurchlvollstcn Dank Sr. Majestät, indem er zugleich auf die Pflichten hinwie«, an die da« kaiserliche Geschenk mahnen soll, nämlich allezeit hoch zu halten die Treue zu Kaiser und Reich, König und Vater land. Da« Sr. Majestät zum Schluß auSgebrachtc dreifache Hurrah fand begeisterten Wiederholt. — Im Garten de« Feldschlößchen« erfolgte darauf noch die photographische Auf nahme der Cobattanten von 1870/71. — Eibenstock, 9. Septbr. Heute wurde Herr Arno Naumann, bisher Lehrer in Kreischa bei Dresden, in das Amt eine« ständigen Lehrer» an unsrer Schule von Herrn Dir. Dcnnhard feierlich cingcwicsen. Möge fein Wirken in Schule und Gemeinde ein reichgesegnetcS sein. — Dresden, 8. Septbr. Einer Einladung des deut schen Kaisers folgend, begiebt sich Se. Majestät der König heute 7 Uhr 19 Minuten mit dem fahrplanmäßigen Schnell zuge nach Berlin und Tags darauf von dort nach Stettin, um den am 10., II. und 12. September bei Stettin statt findenden Kaisermanövern de« Gardekorps und de« 3. Armeekorps gegen das 2. und 9. Armeekorps beizuwohncn. Sc. Majestät übernachtet in Berlin von Sonntag zum Montag in der König!, sächs. Gesandtschaft und setzt am letztgenannten Tage Nachmittags 1 Uhr 43 Min. mit Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich die Reise nach Stettin fort. Die An kunft daselbst steht für Nachmittag« 4 Uhr zu erwarten. Für Se. Majestät den König ist in Stettin beim kommandirenden General de» 2. Armeekorps, General der Infanterie von Blomberg, Excellenz, Wohnung eingerichtet worden. — Dresden. Da« Leibgrenadier - Regiment Nr. 100 ist da« älteste Regiment in den sächsischen Landen. Nur wenige Regimenter im deutschen Reiche, ja in allen europäischen Armeen können sich eine« so weit zuriickreichcndcn Ursprung« rühmen. Seit 200 Jahren hat es den Vorzug, die Monarchen de« Layde« al» Ches« zu besitzen. Diese« älteste Regiment besitzt auch die älteste Fahne de« Heere». Dieselbe wurde in allen Kämpfen vor und nach den Frei heitskriegen vom Regiment geführt. In dem Gefecht am 10. Oktober 1806 deckte Fähnrich von Wolffersdors die Fahne mit seinem jugendlichen Leibe, al» er schwer verwundet zu- sammcnbrach. Diese vom ersten Bataillon geführte Regiments fahne ist die älteste sächsische Fahne. Sic trägt noch den Namenszug Friedrich August'« de« Gerechten. Aus der anderen Seite befindet sich da« königliche Wappen. Die Fahne ist, wie alle sächsischen Fahnen, weiß und trug bi« zum 18. August 1895 zwei Fahnenbändcr. Das erste wurde dem Regiment am 30. September 1818 zum 50jährigen Regicrungsjubiläum König Friedrich August s de« Gerechten verliehen und zeichnet sich dadurch noch besonder« au«, daß die Stickerei de» Bandes von der Prinzessin Auguste eigenhändig ausgeführt wurde. Mit dem zweiten Fahnenband in den Farben de« Verdienst ordens schmückte König Johann am 30. April 1870 beim 200jährigen Regimentsjubiläum die Regimentsfahne. Es trägt auf der einen Seite die Inschrift .7. 8. 1670, auf der anderen Seite 3. 1870. Die beiden anderen Fahnen sind dem Regiment am 29. August 1822 verliehen worden und erhielten 1862 neue Fahnentücher mit dem Namcnszuge,1. und der Bataillon-nummcr 14 bezüglich >3. Im Uebrigcn unterscheiden sie sich von der älteren Rcgimenissahnc durch ihre grüne Farbe, sowie dadurch, daß sich in den Ecken an Stelle der Granaten Königskronen befinden, eine Auszeich nung, welche auch die Fahnen de« 2. Grenadierregiments besitzen. Alle drei Fahnen tragen seit 1871 das eiserne Kreuz in der Spitze. Das dritte Fahnenband, welches die älteste Regimentsfahne ebenso auch die beiden anderen Fahnen, am 18. August aus den Händen ihre» Regimentsches« de« König- Albert erhielten, hat oben zu beiden Seiten eine stilisirte Lorbeer- und Eichenlaubeinfassung und trägt al« Widmung» Inschrift die Worte: »Zur Erinnerung an den 18. August 1870". Auf dem einen Ende ist da« königl. Staat«-Haus wappen und auf dem anderen Ende der goldene Stern des St. Heinrichsordens eingestickt. Die Schleife trägt den ge krönten königl. Namenszug, während die Rückseite der Bänder mit der sächsischen Wappcnraute geschmückt ist. — Dresden. Das Kaiserabzeichcn für beste Schieß leistung innerhalb der sächsischen Armee hat sich die 2. Kom pagnie des Schützcn-NcgimcntS Nr. 108 errungen. Das Ab zeichen besteht au« einem vergoldeten Eichenlaubkranze, welcher oben in der Kaiserkrone ausläuft. In der Mitte sind zwei kreuzweise gelegte Gewehre angebracht, unter welchen die Jahreszahl 1895 steht. Diese Abzeichen werden aus dem rechten Arm getragen. — Dresden. Am 5. dieses Monat« hat eine aber malige Ausloosung Königlich Sächsischer StaatSpapicre statt gefunden, von welcher die 3"/„ Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855, betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpapicre werden hierauf noch besonder« mit dem Hinzusügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der ge zogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen BezirkSstcuer-Einnahmen und Gcmeindevorständen de« Landes zu Jedermann« Einsicht ausgelegt werden. — Lengenfeld. lieber eine gemeine Handlungsweise wird von hier berichtet: Am Sonntag, dem Hauptfesttag der Nationalfeicr, haben diebische Hände sich an dem Schmuck der Gräber zweier ehemaliger Kombattanten aus hiesigem Friedhöfe vergriffen und von dem einen Grab zwei Schlesien mit Widmungen und von dein andern eine 70cr Kriegsdcnk- münze, ein Kriegervereinszeichen und eine Fahnenwcihdenk- münzc, welche auf einein Ruhekissen aufgenäht gewesen sind, abgerissen. — Vom Lilienstcin. Aus dem Lilienstein sind seit kurzer Zeit die Reste der früheren Befestigung vollstän dig freigelegt worden. Die Ringmauern des vorderen Pla teaus sind sehr gut erhalten, und auch die meterstarken, durch Kalk verbundenen Grundmauern des Hauptgebäudes der alten Burg Ijlgenstein sind vollständig freigelcgt. In dem seit nahe zu 500 Jah.en hier lagernden Schutt hat man riesige be hauene Thorvogcn- und Simsstücke, sowie Theile de« Burg söller« gefunden. Auch zahlreiche interessante andere Gegen stände wurden bei den Lurch den Wirth vom Lilicnstein, Herrn Bergmann, veranstalteten Ausgrabungen zu Tage gefördert. So fand man eine Anzahl eiserner Armbrustbolzenspitzcn, alte verrostete Wasfcntheilc, Hufeisen, Theile von Schwertern u. s. w. Es ist somit außer allem Zweifel, daß der Lilienstein in grauer Vorzeit eine umfangreiche und stark befestigte sor bische Burg trug, welche wahrscheinlich später in dem Besitze de« Burggrafen von Dohna sich befunden hat. Der Wirth vom Lilienstein beabsichtigt nun, demnächst mit Genehmigung der königl. Forstbehördc das HaupteingangSthor der alten Burg, zu dem man die einzelnen Theile nahezu vollzählig gesunden hat, an seiner früheren Stelle, die heute noch deut lich erkennbar ist, wieder aufbauen zu lassen. Ebenso soll eine Zugbrücke an dieser Stelle angebracht und der alte jetzt verschüttete Burggraben soll auSgcräumt werden. Man wird also dann genau wie vor 500 Jahren in den Burghof ge langen und sich ein richtiges Bild von der früheren Beschaf fenheit und Lage der viel angezweiselten Burg Algcnslein machen können. Theater. Wie bekannt, hat gestern die Direktion Karich« wieder einen Cyclus von Theatervorstellungen im Saale des Feld schlößchen begonnen. Die altbewährte Direktion ist von frühe ren Jahren her bekannt und beliebt, daß wir uns jede Lobes erhebung sparen können. Sie hat wieder ein treffliches Künstler völkchen um sich versammelt und eine Reihe neuer Stücke mitgebracht. Die gestrige Eröffnungsvorstellung, welche leider nicht zeitig genug bekannt gemacht werden konnte, erfreute sich trotzdem eine« zahlreichen Besuchs und fand allgemeinen Beifall. Außer den Damen Frau Voigt-Karich-, Fr. Wall burg und Fr. Grosche zeichneten sich noch die Damen Frl. Kitty, Frl. Kott und die Herren Neumeister, Vcß, Voigt, Grosche und Schnee au«. Heute, Dienstag, geht al« erste Novität da« Lustspiel „Die Orientreise" in Scene, ein Stück, welches gegenwärtig die Runde über alle Bühnen macht. Außer „Großstadtluft" hat sich kein Werk der bekannten Ver fasser so unbestrittene Erfolge errungen, al« „Die Orientreise". — Die Vorstellungen beginnen wie gewöhnlich um 8 Uhr Abend«. Morgen wird eine AbonncmentSliste circuliren, es sind aber auch schon im Thcatcrbureau, Feldschlößchen 2 Treppen, einzelne Abonnement« zu haben. ««» vergangener Zelt — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruckverboten). Dresden, 10. September 1870. Prin» Georg von Sachsen hat in seiner Eigenschaft als derzeitiger kommandirender General deS sächs. (12.) Armeekorps am 2. September von Sedan folgenden Tagesbefehl erlassen: Ein entscheidender Sieg ist gestern von den deutschen Waffen über die französischen errungen worden. Das kgl. sächs. Armeekorps hatte daS Glück, hierbei die wichtigste aber auch die schwierigste Aufgabe zu lösen. Es hat dies mit der oft bewährten Ausdauer und Tapferkeit gethan. Zu dem Ruhm von St. Privat gesellt sich der von La Moncelle und Daigny. Viele Trophäen befinden sich in unseren Händen, — sie werden unseren Nachkommen von den Thaten vor Sedan am l. Septbr. 1870 erzählen. Ich danke allen Offizieren, Unteroffizieren und Mann schaften für ihr ruhmwürdiges Verhalten. Ich traure mit ihnen um die beklagenswerthen Opfer, aber sie sind für unser deutsches Vaterland und für die Ehre der sächsischen Armee gefallen. Georg, Herzog zu Sachsen. Malamcourt, 10 September 1870. Gestern ist auf die Citadelle von Straßburg eine furchtbare Kanonade eröffnet worden, das Südthor derselben wurde in Trümmer geschossen. Heute wüthete wieder ein furchtbarer Brand in der Stadt. Paris, 10. September 1870. DaS französische Ministerium machte heute u. A. folgende Mittheilungen: Die Preußen beobachten strenge Mannszucht und verhindern Verwüstungen. Toul fährt fort, energischen Widerstand zu leisten. Die Garnison macht häufig siegreiche Ausfälle. Kehl, N. Septbr. 1870. Am 8. haben badensche Truppen einen für Straßburg bestimmten Transport von 40 Kisten, gefüllt mit 80,000 Granatzündern, auf dem Oberrhein erbeutet Am 10. und I I. wüthete ein furchtbarer Brand in der Stadt. Paris, II. Septbr. 1870 Ueber die Urheberschaft der Katastrophe in Laon berichtet der „Public": „Gestern (9.) früh um 9 Uhr erschien eine Deputation der Einwohner in Laon, der ein Korps von 500 bis «00 Preußen folgte, beim General Termin (nach anderen Theremin), dem Kommandanten der durch Mobilgarden vertheidigten Citadelle; die Einwohner flehten den General an, den, Feind von diesem einzigen, zum Widerstand geeigneten Punkte Besitz ergreifen zu lassen. Der General willigte ein und ließ die Citadelle sofort von den Mobilen räumen; als jedoch der Feind in die Festung einzurücken begann, ließ der brave (!!) Termin, dessen Name auf die Nachwelt vererben wird, die Citadelle in die Luft fliegen, indem er eine auf seine Anordnung vor bereitete Miene anzündete. Er und «00 Preußen fanden ihren Tod bei dieser Heldenthat, die uns soeben von einer durchaus glaubwürdigen, aus la Fi-re ««gekommenen Persönlichkeit erzählt wird." Berlin, 11. Septbr. 1870. Die „N. A. Ztg." bemerkt zu dem Berichte überden Massen-Meuchelmord, der durch den Kommandanten von Laon begangen wurde: „Wenn solche Dinge in Frankreich möglich sind, und wenn die Verblendung des Fanatismus dort soweit geht den Meineid, die gröblichste Verletzung des militärischen Ehrenworts als eine Helden that zu preisen, dann wahrlich dürfen und können sich die Franzosen nicht beklagen, wenn daS Schicksal des Krieges in aller Schwere auf ihre schuld beladenen Häupter nicderfällt. Eine Nation, welche alle Satzungen des Völkerrechts mit Füßen tritt, Parlamentäre niederschießt, Lazarethe verheert, dem Bruche feierlicher Verträge zujubelt, eine solche Nation hat ihre Anrechte auf humane Behandlung selbst preisgegeben." Paris, II. September 1870. Um den Marsch der Deutschen auf Paris zu erschweren, hat man alle Brücken in der Umgegend abge brochen und die Landstraßen durch Verhaue unfahrbar gemacht. Zugleich hat Trochu jetzt offiziell befohlen, alle Wälder in der Umgegend von Paris niederzubrennen, wenn dieselben von den Truppen, welche man den Deutschen entgegensendet, nicht mehr zu halten sind. Aehnliche Maßregeln stehen in Aussicht, um die Umgebung von Paris in den nächsten Tayen in ein Wüste umzuwandeln. Die Forts vor Paris sind angeblich mit 982 Kanonen, darunter 135 Mörser, ausgerüstet. 44. Depesche vom Kriegsschauplatz. Der Königin Augusta in Berlin. Rheims, den II. Septbr., 10 Uhr Abends. Traurige Nachricht auS Laon, wo Citadelle gestern nach Kapitulation und nach Einmarsch unserer Besatzung in die Luft gesprengt ward. 50 Mann todt und 300 Mobilgarden, viele Ver stümmelt, Wilhelm von Mecklenburg verwundet. Unbedingt Verrath liegt vor. Wilhelm. 45. Depesche. Laon der? sechsten Kavallene^Division ergeben^— Nach abgeschlossener Kapitulation besetzte die vierte Kompagnie Jäger-Bataillons Nr. 4 die Citadelle. Als der letzte Mann der Mobilgarde diese verlassen, sprengte der Feind vertragsbrüchig das Pulvermagazin in die Luft. — Furcht bare Zerstörung in Citadelle und Stadt. Herzog Wilhelm contusionirt. 95 Jäger der Kompagnie, über 300 Mobilgarden todt oder verwundet. v. Podbielski. Kin Glückskind. <S7. Fortsetzung.» -Neue« Leben bliihle i» der Natur auf, und in Rose- Herz schien es ebenso zu gehen, hatte doch Edgar seine häu figen Besuche der Adelsbcrger Kreise eingestellt. Doktor Ge orgi, ein junger Arzt, der viel von sich reden machte, war von Edgar nach Birkau berufen, weil er selbst an einem Gc- hörlcidcn erkrankt war. Bei dieser Gelegenheit empfahl der junge Arzt Rose ein Bad. Sie ging aus die Idee ein und sagte zu Elsa: „Du begleitest mich!" „Natürlich." Edgar erklärte, er wolle die Damen dort besuchen und später hcimgcleiten; vorläufig wolle er sich einmal ganz Birkau widmen, wo einschneidende Veränderungen im WirthschaftS- bctrieb vorgenommen werden müßten. An den Reisedispositionen Rose« und Elsas änderte indeß eine Krankheit Onkel Florian« von Lindblatt viele«. Der alte Herr, mit dem c« auf die -Neige ging, verlangte nach seiner Nichte und Elsa reiste ab. „Ich treffe mit Dir im Badeort zusammen!" tröstete sie Rose, und diese trat nun auch im Vertrauen aus bessere Zeiten ihre Reise an. Edgar nahm von ihr aus der Bahnstation zärtlichen Abschied. Drei Tage später war Herr Florian von Lindblatt zu seinen Vätern versammelt; ein Telegramm meldete es Edgar. Er reiste sofort ab. Herzbcbend trat er vor sie hin. „Elsa," sagte er, „länger hätte ich diese Qual nicht ertragen! Wer kann vergessen, daß ihm einmal der Mai echter Jugendliebe blühte?" Elsa wie« aus den bekränzten Sarg. „Richt so und an diesem Ort." „Laß die Todten und gehöre dem Leben!" entgegnete er. „Bestatte ihn und — sei mein!" „O, Edgar," seufzte sie, „wie schwer machen Sie mir meine Pflicht." Er jubelte aus: „Noch ist also nicht Alle« verloren, Elsa! Du liebst mich noch immer?" Sic sah ihn voll an. „Ich liebe Dich, und ich hasse Dich, Edgar von Güldau, Du bist meine Sonne und bleibst mein Ideal und bist der Teufel, der mich au« dem Paradiese treibt." „Sei mein und der Kampf ist zu Ende." Da« Begräbniß war vorüber; Edgar weilte bei Elsa, die den Nachlaß versteigern ließ und sich reisefertig hielt. Er kannte sich selbst nicht mehr, er war fast von Sinnen; all sein Streben, sein Begehren richtete sich nur auf den Besitz de« Weibe«, da« er so unsäglich liebte. Was war Pflicht, was Ehre gegen diese Stimmen? „Elsa," sagte er dumpf, „muß ich Thor« Hammer haben, um Schlag um Schlag gegen Dein Herz zu thun, daß es erwache? Sieh doch ein, daß wir einander angchören." Sie rang bebend mit sich selbst. Er sah es. „Elsa," sagte er da, „wenn ich Rose verlasse, ist sie nicht unglücklicher al« jetzt; wie habe ich gekämpft! Losgesagt habe ich mich längst von ihr. Wäre ich wohl je so tics gesunken, wenn mich der goldene Pantoffel nicht geblendet hätte? Verflucht sei ihr
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