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Ms- M AiiMdllitt für den Erscheint 1 1 I Abonnement --LLL öMk des Amtsgmchts Elbttlslock LS- ferttonspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. ' Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. _ --- 42. A-Hrgang. - - - i AOS. Dienstag, den 10. September 18SL In das Musterregister ist eingetragen: Rr. 283. Firma: L L»xvn 8»i>uk in Eibenstock ein versiegeltes Packet, 8«rio I, angeblich enthaltend: ein gesticktes Muster für Tücher, Decken, Shaivls und dernl., Iabriknummcr 9669, Flnchciicrzeugnissc, Schutzfrist 2 Jahre, angemeldet am 9. August 1895, Vormittags -/.12 Uhr. Rr. 284. Firma: .4. I Luxer 8öl>ue in Eibenstock ein versiegeltes Packet, 8erio II, angeblich enthaltend: ein tainbourirtcs Muster für Tücher, Decken, Shawls und dergl., Fabriknummer 9670, Flächenerzeugnisse, Schutz frist 2 Jahre, angemcldet am 14. August 1895, Nachmittags 4 Uhr. Eibenstock, am 5. September 1895. Das Königliche Amtsgericht. I.: V.: »r. Leuthold, Ass. Jglt. Bekanntmachung. Nach 8 17 der revidirten Städteordnung sind zum Erwerbe des Bürger rechts berechtigt alle Gemeindcmitglieder, welche 1) die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2- das fünfuudzwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 3) öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahre bezogen haben, 41 unbescholten sind, 5) eine directe Staatssteuer von mindestens 3 Mark entrichten, 6) auf die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuern und Gemeindeabgaben, Ar men- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig berichtigt haben, 7) entweder a. im Gemeindebezirke ansässig sind, oder d. daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz haben, oder e. in einer anderen Stadtacmeinde des Königreichs Sachsen bis zur Auf gabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichtet diejenigen zur Bürgerrechtserwerbung berechtigten Gemeindemitglieder, welche 1) männlichen Geschlechts sind. 21 seit drei Jahren im Gemeindebczirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben und 3) mindestens 9 Mark an direkten Staatsstenern jährlich zu entrichten haben. Diejenigen Einwohner hiesigen Ortes, welche nach Vorstehendem entweder be rechtigt oder verpflichtet sind, das Bürgerrecht Hierselbst zu erwerben, werden daher hierdurch aufgefordert, sich hierzu bis zum 1. Hktover 18;)5 schriftlich in der Rathsregistratur zu melden. Die Unterlassung der Anmeldung Seiten der zum Eriverbe des Bürgerrechts verpflichteten Personen verwirkt eine Geldstrafe von 15 Mark bez. entsprechende Haststrafe. Eibenstock, am 4. September 1895. Der Rath der Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. Graupner. Gefunden und anher abgegeben wurde ein Geldtäschchen mit Inhalt. Ter Eigcuthümer hat sich innerhalb Jahresfrist an Rathsstelle zu melden. Eibenstock, den 4. September 1895. Der Rath der Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. Gnüchtcl. Bckanutmachiln g. Nachdem der dritte Fälligkeitstermin der Gemeindeanlagen, als der 1. Septbr. 1895, bereits überschritten ist, werden die Säumigen aufgefordert, nunmehr unverzüg lich die Gemeindranlagenrcste so wie die noch rückständigen Schulgelder binnen 8 Tagen anher abzusühren, widrigensalles nach Ablauf besagter Frist die sofortige Erccution erfolgen wird. Gleichzeitig wird die Einzahlung der Einkommensteuer für den zweiten Ter min (von jetzt bis zum 30. dieses Monats) in Erinnerung gebracht. Schön heidcrhammer, den 9. September 1895. Lä. kotier, chemeindevorstand. Aus Deutschlands großer Zeil. Zur Erinnerung der 25jähr. Gedenktage de« Kriege« 1870,71. Von Eugen Rahden. 23. (Nachdruck verboten.) Die September-Wochen L In Deutschland war e« von jeher natürlich, daß die Zeiten de« Unglück« die Völker und Fürsten enger aneinander schmiedeten; wie die LeidcnSjahre 1806—1812 beweisen. Zn Frankreich war da« mindesten« seit der großen Revolution ander« geworden. Wohl war es dem geschickten, energischen und kühnen Manne möglich, sich rücksichtslos den Weg zum Throne oder zur Diktatur oder zum Präsidentcnstuhle zu bahnen; aber der Sitz an der Spitze de« Staates war und blieb ein unbequemer Sitz, der in Tagen der Noch keine Freunde und Schützer sand. 'Napoleon III. hatte sich zwar sein Wohlverhalten durch da« PlebiScit bescheinigen lassen, allein er hatte dafür auch die Verpflichtung übernehmen müssen, im Kriege unter allen Umständen zu siegen. Hatten die ersten Schlachten dem Kaiser alle« Ansehen beim Heere und Volke geraubt, so zerschmetterte Sedan im Nu den Kaiserthron. Während man in Pari« noch der Hoffnung lebte, daß c« Mac Mahon gelingen werde, sich mit Bazaine zu ver einigen, kam endlich am 3. September Nachmittag« die Hiobs post von Sedan; die wenigen, auch Zeitungen, welche bereit« früher sichere Nachrichten hatten, wagten e» nicht, diese zu veröffentlichen. Um Mitternacht diese« Tage« wurde der gesetzgebende Körper zusammenberufcn. Der KricgSminister gab die Kapitulation bekannt, allerdings nicht in ihrem vollen Umsange und verlangte Vertagung, damit die Regierung ihre Beschlüsse fassen könne. Da erhebt sich Jule« Favre und legt einen Antrag aus da« Bureau de« Hause« nieder, dem er kein Wort hinzuzufügen habe: Louis Napoleon und seine Dynastie wird der Befugnisse, welche ihnen die Verfassung übertragen hat, für verlustig erklärt; e« wird eine Kommission ernannt, welche die Aufgabe hat, die Bertheidigung bis aufs Aeußerstc sortzusetzen; General Trochu wird in seinen Funktionen al» Generalgouverneur von Paris bestätigt. Die Versammlung hatte sich unter tiefem Schweigen getrennt. Am Morgen des 4. September erschien eine Prokla mation der Regierung, in welcher die Kapitulation, allerdings nur theilwcise, zugestanden wurde und versprochen ward, daß man alle Maßregeln treffen werde, welche die ernsten Ereig nisse erheischen. Die Kaiserin, welche von der Gefangennahme de» Kaiser» völlig niedergeschmettert war, hoffte immer noch, man werde sich um sic schaaren; allein sie vergaß jener Ele mente der Straße, die von jeher die Geschicke Frankreich» im gegebenen Augenblicke zu lenken gewußt hatten. Am Mittag de» 4. September traten die Deputirten wieder zusammen. Gras Palikao brachte einen Antrag der Regierung ein, ein Eonseil der Regierung und der nationalen Bertheidigung einzusetzen; ThicrS und andere wollten eine Regierung»- und VcrtheidigungSkommission und baldmöglichst die Berusung einer constituirenden Versammlung; JulcS Favre und Genossen bestanden aus ihren, Absetzungsantrage und sie wußten, daß sie mit Hilfe des Pariser Volke« die Absetzung erzwingen konnten. Während die Deputirten sich in ihre Bureau« zurückzogcn, um über die Anträge zu bcrathen, über wältigte die andrängcnde Fluth des Volke«, gegen welches da« Militär die Waffen zu erheben nicht gewagt hatte, den schwachen Widerstand: in die Vorsäle und auf die Tribünen ergoß sich die Menge. Al« die Sitzung wieder eröffnet wurde, machten zwar Gambetta, Jule« Favre und andere den Ver such, die Ruhe herzustellen; allein schon hatten sich die Volks mengen unter die Deputirten im Saale gemischt und von einer Debatte und Abstimmung konnte keine Rede mehr sein. Die Deputirten verloren sich allmählig au« dem Saale, in dem nun mehr oder weniger harmloser Unfug getrieben wurde. Die große Menge aber und die Deputirten der Linken zogen nach dem Stadthause, wo letztere zu einer „Regierung der nationalen Bertheidigung" zusammentraten. Trochu, der Gou verneur von Pari«, wurde zum Präsidenten ernannt; neben ihm erschienen al« die Männer der neuen Regierung die Führer der Opposition au« Napoleon« Zeiten: Emanuel Arago, Cremieux, Jule« Favre, Gambetta, Glais-Bizon, Pclletan, Picard, Jule« Simon und der am Nachmittag au« dem Ge- fängniß befreite Rochefort. Thier« weigerte den Eintritt in die neue Regierung. E« war eine durchaus unblutige Revolution, die sich ab spielte. Die kaiserliche Regierung setzte derselben nur sehr schwache Demonstrationen entgegen und auf so schwachen Füßen hatte bereit« da« kaiserliche Regime gestanden, daß sich Niemand fand, der für Napoleon und seine Gemahlin auch nur einen Pistolenschuß abfcucrtc. Die Kaiserin, al» sic sah und von ihren wenigen Getreuen darin bestärkt wurde, daß Alle» verloren sei, verließ die Tuilerien, erreichte glücklich und unerkannt einen Hafenort bei Trouvillc und wurde von einer englischen Aacht nach England gebracht. Die Mehrzahl de« gesetzgebenden Körper« hatte sich in einem Saale de« Hotel» ihre« Präsidenten zusammengefundcn und emfing dort von Jule» Simon und Jule« Favre die Kunde von der Bildung der neuen Regierung; die beiden stellten den Deputirten anheim, die neue Ordnung der Dinge zu sanktioniren, indeß werde e» auch ohne diese Genehmigung gehen. Gegen Abend trennte sich die Bcrfammlung ohne Beschluß, den Dingen ihren Laus lassend und ohne wieder zuiammenzutreten. Der französische Senat aber wartete ver geblich aus irgend welche Nachricht; die neue Regierung küm merte sich einfach nicht um ihn und so gingen denn die Mit glieder nach Hause, um nicht mehr wieder zu kommen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie die „Mil. Pol. Korr." wissen will, wird der in den letzten Tagen stattgehabtc Empfang de« preußischen JuslizministerS Hrn. Schönstedt beim Kaiser durch die Willensmeinung des Monarchen erklärt, daß er wogen werde, ob vermittelst der bestehenden Gesetze der socialdemokratischen Aufhetzung gesteuert werden könne. Unter allen Umständen dürfte für die nächste Zeit eine bei weitem schärfere Ueberwachung der socialdcmokrat- ischen Presse cintretcn; auch werde die Ahndung von Ver gehen in der lieget so rasch wie irgend möglich folgen. Da« letztere wird ganz besonder« al« ein Wunsch de« Kaisers bezeichnet. Daß schon mit Hilfe der bestehenden Ge setze manches gegen die Socialdemokratie hätte geschehen können, um ihrem Uebermuth einen Dämpfer auszusetzen, und daß namentlich die Anwendung de« 8 130 de« Straf- Gesetz-Buche« weit öfter, al» der Fall gewesen, sich empfohlen haben würde, ist eine auch von denen getyeilte Ueberzeugung, welche prinzipiell für die Schaffung eine« Aus nahmegesetze« fort und fort das Wort führen zu müssen glauben. Warum man der Iocialdcmokratic nicht herzhafter zu Leibe gegangen ist, dafür wird vergeblich nach einer Erklärung ge sucht. Allerdings würde sich in vielen Fällen wohl erwiesen haben, daß die vorhandenen Gesetze nicht ausreichen, aber da» wäre dann ein um so schärferer Antrieb zu einer Er weiterung der Gesetzgebung gewesen und hätte al« überzeugen de« Beweismaterial für die Notwendigkeit einer solchen ver wendet werden können. Hoffentlich wird jetzt de« Kaisers Verlangen so energisch und umfänglich erfüllt, daß diese Nutz anwendung wenigsten« für die Folge gegeben ist. — Berlin. Ein großer Unfug, von dem e« noch nicht feststehl, ob e« sich vielleicht noch um Schlimmere» handelt, ist am Abend des Sedantage« in Berlin an verschiedenen Stellen der Stadt verübt worden. Eine sehr große Anzahl von öffentlichen Anschlagsäulen, zumeist im Westen, aber auch im Norden sind angezündet worden und zumeist bi« auf die eisernen Säulen abgebrannt. In der Potsdamer straße wurden sämmtliche Säulen von der Steglitzerstraße westlich angesteckt, auch einige in den Nebenstraßen, in der Chaussccstraßc von der Ecke der Tieckstraße eine größere An zahl nördlich gelegener Anschlagsäulen. Die Polizei hält dafür, daß e« sich um eine Ausschreitung halbwüchsiger Burschen handelt und daß die Anwendung von Petroleum zur Befeucht ung der bi« zur Stärke von einigen Eentimetern übereinander geklebten Zettel nicht stattgesunden hat. Infolge der anhalten den Hitze sei da« Papier fo trocken geworden, daß e» sofort auflodcrte, wenn man e« ansteckte. Bon Augenzeugen, welche dem Brennen der Säulen im Norden beiwohnten, wird mit-