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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 05.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950905
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-05
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Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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hart c« sür ihn sei, 48 Stunden nach seiner Ankunft aus Afrika und einen Halden Tag nach Uebernahmc de« Kommando« seinen Namen unter eine sür die französischen Massen so ver hängnisvolle Kapitulation zu setzen, Bismarck suchte ihn zu trösten, indcni er ihm und der Armee volle Anerkennung spendete. Der König hatte in der Kapitulation bestimmt, daß die Offiziere aus Ehrenwort entlassen werden könnten und den, General v. Wimpfsen und seinem Generalstabe wurde gestattet, sogleich nach Abschluß der Kapitulation ab- z ureisen und ihre Namen wurden nicht in der Liste der Kapitulanten aufgesührt. Die Vergünstigung wurde von Wimpfsen und seinen Offizieren mit lebhaftem Danke ausge nommen, auch sprach Wimpfsen an Moltkc schriftlich seinen Dank aus sür die rücksichtsvollen Formen, in denen die Verhandlungen geführt wurden. Um 12 Uhr war die Kapi tulation abgeschlossen und von Wimpfsen und Moltke unter zeichnet. Sie trägt das Datum: „FrcSnahS, 2. September 1870" und bestimmt, daß die stehende französische Armee kriegsgefangen sein sollte, daß alle Offiziere in anbetracht ihrer tapferen Verthcidigung gegen schriftliche Abgabe de» Ehrenwortes, während des Krieges nicht mehr gegen Deutsch land zu dienen, ihre Waffen und persönliche Habe behalten sollten, daß alle Waffen, Fahnen und Kriegsmaterial in Sedan abgeliesert und einem deutschen Kommissar unterstellt werden, daß Sedan bis zum Abend de« 2. September über geben wird und daß die entwaffneten Truppen am 2. und 3. September auf das Terrain an der Maas bei Jges ge führt und übergeben werden. König Wilhelm, der seit 10 Uhr aus der Höhe von Torch wartete, umgeben vom Kronprinzen von Preußen, Prinz Karl, Großhcrzog von Weimar, Prinz Luitpold von Baiern, Herzog von Koburg, Prinz Wilhelm nnd Herzog Eugen von Württemberg, den Erbgroßherzögen von Sachsen- Weimar u. Mccklenburg-Slrelitz, Erbprinz Leopold von Hohen- zollern und Prinz von Augustenburg, nahm von Bismarck und Moltke die Kapitulations-Urkunde entgegen und ließ sic vorlescn. Dann wandle er sich zu den Umstehenden und sprach: „Sic wisse» nun, »«eine Herren, weich' großes geschichtliches Ereigniß sich zugelragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Thateu der vereinigten Armeen, denen ich mich gerade bei dieser Veranlassung ge drungen suhle, meinen königlichen Dank auszusprechen, um so mehr, als diese großen Ersolge Wohl geeignet sind, den Litt noch sester zu ge stalten, der die Fürsten des norddeutschen Bundes und meiner anderen Verbündeten, deren fürstliche Mitglieder ich in diesem großen Momente zahlreich uni mich versammelt sehe, mit uns verbündet, so daß wir hoffen dürsen, einer glücklichen Zukunft entgegen zu gehen. Allerdings ist unsere Aufgabe init dem, was sich unter unseren! Augen vollzieht, noch nicht vollendet, denn wir wissen nicht, wie das übrige Frankreich es ausnehmen und beurtheilen wird. Darum müssen wir schlagfertig bleiben; aber schon jetzt meinen Dank Jedem, der ein Blatt zum Lorbeer- und Hierauf begab sich König Wilhelm »ach Schloß Bellevue. Der Kaiser kam ihm, von seinem Stabe begleitet, die Stufen des Schlosse« herab entgegen und nach erfolgter Begrüßung begaben sich König und Kaiser allein in ein Zimmer, wo sie eine Viertelstunde allein verweilten. Hier war es auch, wo Napoleon den, Könige seinen Degen überreichte, der jetzt in Berlin neben dem Degen Napoleon I. ausbewahrt ist. Die Unterhaltung de« König« und Kaisers soll sich angeblich nur um die Bestimmung de« künftigen Aufenthalte« des Kaiser« gedreht haben. Ritterlich gesinnt stellte König Wilhelm dem Kaiser Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zur Verfügung, in welchem der so lief gebeugte und so lies gestürzte Mann ihm theure Erinnerungen an seinen Oheim Jerome wiedersand. Nach Beendigung der Unterredung ließ der König den Kron prinzen eintreten und stellte ihn dem Kaiser vor, der ihm die Hand reichte. Es wird erzählt, der Kaiser habe sich zum Kronprinzen gewandt und sich mit innerer Bewegung über das freundliche Wesen des König« geäußert. Sein Mund habe gezuckt, die Rührung habe ihn überwältigt und er habe die hervorstürzenden Thränen mit den Handschuhen, die er in der Hand hielt, abgewischt. Daraus verabschiedete sich der König und Kronprinz bei ihm und fuhren ab, um dem Schlachtfeld einen Besuch abzustatten. Am 3. September trat 'Napoleon mit Gefolge und Ehrengeleit die Reise über Belgien nach Kassel an; mehrere Generäle «heilten mit ihm die Gefangenschaft in Kassel, die ihm infolge de« Entgegen kommen« König« Wilhelm so leicht al« möglich gemacht wurde. Unermeßlich war der Jubel auf dem Schlachtfelde, das der König und Kronprinz abritten, als sich die Kunde von der Kapitulation verbreitete. Gewaltiger aber noch war die Begeisterung in ganz Deutschland, die sich heute kaum noch beschreiben läßt, die man um sie zu begreifen, mit erlebt haben muß. Illuminationen, Gesänge, öffentliche Kundgebungen, Unterbrechung des Amt«- und Geschäftsganges, Beflaggung der Häuser bi« in die entlegensten Dörfer, der Gehöfte, selbst der Förster- und Köhlerhütten verkündeten allerorten die festliche Stimmung. Kriegsgefangen wurden durch die Kapitulation von Frenoi« 30 Generäle, 230 Stabsoffiziere, 2095 Subaltern offiziere und 83,000 Mann. Erbeutet waren 1 Adler, 2 Fahnen, 4l9 Geschütze und Mitrailleusen, 139 Festungsge schütze, 1072 Fahrzeuge, 66,000 Gewehre, 6000 Pferde. Die gefangene Armee wurde so rasch als möglich nach Deutsch land befördert. Das waren die großen Tage de« 1. und 2. September 1870, die allen Deutschen auf ewig unvergeßlich bleiben werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 2.September. Au« zahl reichen Städten de« Reiche«, sowie au« vielen Ortschaften de« Auslandes, wo Deutsche in größerer Zahl Zusammenleben, sind telegraphische Berichte über die großartigen Sedan feiern eingegangcn. Uebcrall herrschte die größte Begeisterung. Die Feiern sind fast überall durch FeldgottcSdienste, Fcstzüge, begeisterte Reden, Speisung der Veteranen re. begangen wor den. Wie in Berlin, waren auch im Reiche die meisten Geschäfte am Nachmittag geschlossen. Ueberall war allgemeine Fcste«sreude. — Alle sozialdemokratischen Versammlungen in Preußen, in denen gegen die Scdanseicr demonstrirt werden sollte, sind vom Minister v. Köller verboten worden. — Berlin, 3. September. Die Rede de« Kaiser« bei der gestrigen Paradetafel im Weißen Saal de- königl. Schlosser erregte allgemeine« Aufsehen. JnSbesondere der Passus, welcher gegen die Sozialdemokraten sich wendet. Der Passus lautet wörtlich: „Doch in die hohe, große Festfreude schlägt ein Ton hinein, der wahrlich nicht dazu gehört, eine Rotte von Menschen, nicht Werth, den Namen Deutscher zu tragen, wagt es, das deutsche Volk zu schmähen, wagt es, die uns geheiligte Person veS allverehrten verewigten Kaisers in den Staub zu ziehen. Möge da« gesammte Volk in sich die Kraft finden, diese unerhörten Angriffe zurückzuweisen! Ge schieht es nicht, nun denn, so rufe ich Sie, um der hochver- rätherischen Schaar zu wehren, um einen Kampf zu führen, der uns befreit von solchen Elementen." — Frankreich, lieber die Ernährung der Bevölker ung von Paris im Falle einer Belagerung sind jetzt auf Befehl de« Kriegsministeriums eingehende Ermittelungen an gestellt. Diese haben ergeben, daß die im Festungsgebiet vor handenen Mühlen nicht im Stande sind, auch nur die Hälfte de« Kornvorraths zu mahlen, der sür den Verbrauch durch die Bevölkerung erforderlich ist. Noch mehr fehlt es an jungen Leuten, welche da« Müllergewerbe betreiben, da ein großer Theil durch die Mobilmachung diesem Handwerk ent zogen wird. Es ist daher eine besondere Kommission ernannt worden, welche Vorschläge ausarbeiten soll, wie diesem Uebel- stande durch Einrichtung besonderer Mühlen und Mahlstellen abzuhelsen sei. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. Septbr. Morgen Donnerstag findet im Sitzungszimmer der städtischen Eollcgien von Vorm. 10 bis Mittags 12 Uhr die Ergänzung« wähl für die Han delskammer, und von Nachm. 3 bis 5 Uhr sür die Ge- werbekammer statt. Stimmberechtigt sind sür die Han delskammer alle Kaufleute und Fabrikanten mit einem jähr lichen Einkommen von über 1900 Mk. und für die Gewerbe kammerwahl alle Kaufleute und Fabrikanten mit einem jährlichen Einkommen von unter 1900 Mk. und alle selbst ständigen Gewerbetreibenden mit einem Einkommen von über 600 Mk., soweit solche nicht etwa vom Stimmrechte bei anderen öffentlichen Wahlen zur Zeit ausgeschlossen sind. Die Han delskammern sind berathendc Organe der Staatsregierung in allen wichtigen Fragen der Handelspolitik, Gesetzgebung, besonders der Zollgesetzgebung, und sonach wichtige Institutionen, den Interessen der Industrie und des Handels gewidmet. Möchte jeder Wähler bei der Wichtigkeit der Wahl seine Pflicht thun und zur Wahlurne schreiten. — Eibenstock. Wie wir in Erfahrung gebracht, werden am nächsten Sonntag die theatralischen Darbietungen, al«: Das laktige Volksstück „Patrioten", das Festspiel „Sedan" und die beiden Marmorbilder nochmals zur Darstellung ge langen. Es ist somit allen denjenigen, welche wegen des über großen Andrange« den ersten Aufführungen nicht beiwohnen konnten, Gelegenheit gegeben, sich diese so gut gelungenen mimischen Leistungen anzusehen. — Schönheide. Bezüglich unserer Sedanfeier ist noch zu erwähnen, daß bei den abgehaltenen Commersen von den Herren Diakonu« Wolf, Lehrer Wehrmann, Zierold und Bauch zu Herzen gehende Reden und Ansprachen gehalten wurden. Bemerkt sei ferner, daß Herr Hoflieferant Flemming den Veteranen 100 Mark überreichte. Desgleichen gedachte Herr Baumeister Unger in freundlicher Weise seiner bei ihm arbeitenden Veteranen, indem er Jeden ein Geschenk von 10 Mark überwies. Am 3. September hatten sich die oberen Klassen zu einem feierlichen Schulart»« versammel», bei dem Herr Lehrer Beier den Kindern die Wichtigkeit dcS Tage« nahe legte. — Ein echte« Volksfest, vom herrlichsten Wetter begünstig», wurde da« für 'Nachmittag geplante Schulfest. Der Zug berührte die obere Straße, den Bahnhof, die Fabrikgasse, bewegte sich auf der Hauptstraße nach dem untern Theil, von da zurück nach dem Fcstplatz. Hunderte von Menschen hatten sich eingefunben, um den fröhlichen Spielen, den muntern Ge sängen zuzuschauen und zuzuhören. Reitschule, Schaukel und Kletterstange sorgten sür Abwechslung. Während die Großen Vögel abschosscn, vergnügten sich die Kleinen mit Preis- und Wettspielen. Zur Erfrischung wurden Kuchen, Kaffee, Würst chen und Bier geboten. Jede« Kind wurde init einem Ge schenk bedacht. ES war keine Kleinigkeit sür Lehrer, Helfer und Helferinnen, diese Massen zu bewältigen. Am Schluß brachte die versammelte Schuljugend aus Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und König Albert ein 3facheS Hoch. Auf Vermittelung des Herrn Oberpostass. Forbrig wurde in der 8. Stunde ein Feuerwerk in Scene gesetzt. Ein fröhliches Tänzchen hielt die Leiter und Leiterinnen des Zuge« bis in die frühe Morgenstunde beisammen. Ohne jegliche Störung und Unfall sür unsere Jugend ist dieser Tag verlausen. Aus jedem Kindermunde konnte man nur hören: „das war schön". — Johanngeorgenstadt, 3. Septbr. Diesjährige Wiederkehr de« SedantageS gestaltete sich in hiesiger Stadt zu einer großen patriotischen Kundgebung. Nachdem schon am Sonntag fast die ganze Stadt in herrlichem Flaggen schmucke prangte, steigerte sich die Feststimmung, als am Abend Zapfenstreich die Stadt durchzog und viele Häuser nach ein brechender Dunkelheit illuminirt waren. Den Festtag selbst begrüßte eine Rcveille Seiten de« Stadtmusikchor«, worauf der Militärverein in pietätvoller Weise die Schmückung der Gräber hier verstorbener Combattanten vornahm. Nach einem scicrlichen Schulaktu« wurde in der Nähe de« alten Berg magazin« Aufstellung zur Kirchenparade genommen, an welche, sämmtliche Corporationen, viele Vereine, Innungen u. s. w. thcilnahmen. Nach Schluß de« Gottesdienste«, bei welchem Herr Pastor Otto eine ergreifende Predigt hielt, sand aus dem Marktplatze die feierliche Grundsteinlegung zum Krieger denkmale in Gegenwart sämmtlicher Vereine :c., welche sich an der Parade betheiligt hatten, statt. Am Nachmittage zogen die mehrcrwähnten Corporationen und Vereine, sowie die Obcrklassen der Schulkinder, nach einem Umzuge durch einige Straßen der Stadt nach der Farbmühle, dem Gasthause in Unterjugcl, wo sich bald ein lustige« Treiben entwickelte, ge würzt durch Gesangsvorträge, Vorführungen de« Turnverein« und Spiele der Kinder. Nach Eintritt der Dunkelheit bewegte sich der Festzug wieder nach der Stadt zurück. In jedem Festlheilnchmer wird sicher der Eindruck, ein herrliches Volks fest erlebt zu haben, zurückgeblieben sein. — Leipzig, 3. Septbr. Gestern Nachmittag, al« sich anläßlich de» Festzuge» auf dem Augustusplatz eine große Menschenmenge angcsammelt hatte, fingen plötzlich die Kleider eine« Mädchens, Namen« Knüpf, Feuer. Nur mit großer Mühe gelang e«, die Flammen zu unterdrücken. Da« un glückliche Mädchen wurde der ersten Sanität-wache zugeführt, wo ihm die nächste Hilfe zu Theil wurde. Da« Unglück ist wohl dadurch entstanden, daß Jemand ein brennende« Streichholz wcggeworfen hatte, das aus die Kleidung de« Mädchen« gefallen ist. Der Zustand der Unglücklichen ist hoff nungslos. Der Mensch, der dar Unglück verschuldet haben soll, ist verhaftet. — Au« dem Erzgebirge. Herr Oberförster Heger in HundShübel, der im 42. ländlichen LandtagSwahlkreisc in einer sehr zahlreich besuchten Versammlung von Vertrauens männern der Eonservativen, 'Nationalliberalen und Fortschritt ler einstimmig al« Candidat sür die bevorstehende Neuwahl ausgestellt worden war, hat auf die Caudivatur zu Gunsten de« Herrn Commerzieurath RostoSky in Niederschlema verzichtet. In einer deshalb am 26. Aug. d. I«. anderweiten in Aue stattgesundeuen Vertrauensmänner-Versammlung ob gedachter Parteien ist nun Herr RostoSky al« Candidat aus gestellt worden. Der Genannte hat, wie man hört, die Can- didatur auch angenommen. «us vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. <«a«rrua v-rb-i-n>. Dresden, 5. September 1870. Se. Maj. der König Johann hat heute Morgen folgende Telegramme erhalten: „Am I. September in einer zwölfstündigen Schlacht bei Sedan ist die Armee Mac Mähens durch di« Armee des Kronprinzen von Preußen und die meinige ver nichtet. Das sächsische <12.) Korps hat sich brillant benommen. Georg und ich ganz Wohl, Verluste weis, ich noch nicht, doch glaube ich, sind dieselben nicht so groß wie am >8. August. Albert." — „Großer ent scheidender Sieg bei Sedan, wobei das sächsische IIS.) Korps eine ent scheidende Rolle gespielt. Dasselbe hat Trophäen und Gefangene in großer Zahl gemacht, jedoch mit schweren Verlusten. Georg." Dresden, 5. September 1870. Di- Schlachttage von Nouart, Beaumont und Sedan sind besonders für die Korps der unter dem Kom mando des Kronprinzen Albert stehenden 4. Armee thatenvoll und ruhm reich gewesen. Bei Sedan begann das sächs. Armeekorps den Kamps, hatte 4 Stunden allein die heftigen Gegenstöße des Feindes auszuhalten, wurde darnach durcp die preußische Garde und das l. bayrische Korps und noch später durch die 8. Armee unterstützt. Die Schlacht wird in de» offiziellen Berichten als „eine ausgezeichnet geführte" bezeichnet. Die 8. und 4. Armee haben hierher gelangter Nachricht zufolge bereits am 8. September wieder ihren Vormarsch aus Paris angetreten. Das sächs. Armeekorps hat leider wieder schwere Verluste zu beklagen. Frankfurt am Main. Der deutscherseits am 14. August er nannte General-Gouverneur im Elsaß, Graf Bismarck-Bohlen, hat an die Bewohner desselben in deutscher und französischer Sprache eine Proklamation erlassen, in welcher er erklärt, daß die Staatsgewalt an die deutschen Mächte übergegangen, daß aber trotzdem die bisherigen Gesetze in Kraft geblieben seien. Er versichert, daß die Religion, Ein wohner, die Jnstitutivnen und Gebräuche des Landes, die Sicherheit der Person nnd des Eigenthums sich des kräftigsten Schutzes erfreuen und daß alles geschehen soll, um der Bevölkerung die schweren und un vermeidlichen Lasten des Krieges zu erleichtern. Er erbittet ferner Ver- bwtendc iöewatl. Eine solche Proklarnation hat auch der General- Gouverneur von Lothringen, General v. Boni», an die Bewohner Loth ringens erlassen. Paris, 8. September 1870. Der Sohn des Kaisers Louis Na poleon ist heute über Brüssel und Ostende nach England gereist. Di« ehemaligen französischen Minister Chevreau und Palikao, sowie die Kaiserin Eugenik, find vor der am 4. erfolgten Erklärung der Republik aus Paris geflohen und am 5. in Brüssel, bez. in Ramur eingetroffen. Die Republik ist außer in Paris in Lyon, Bordeaux, Grenoble und anderen großen Städten proklamirt. Eine Proklamation des Polizei präfekten Köratry erklärt, das Ziet der Republik sei, wie 1792, die Ver treibung der fremden Truppen von französischem Boden. Paris, ö. September 1870. Das „Journal ossiziel de la re- publique sranyaise" veröffentlicht die Proklamation, welche die Repu blik verkündet und enthält die offizielle Ministerliste. Der gesetzgebende Körper ist aufgelöst. Der Senat sowie die Präsidentschaft des Staats raths ist abgeschasft, volle politische Amnestie erlassen. - Das Ver- theidigungskomitee beschleunigt die Rüstungen zum Verzweiflungskampfe nach Möglichkeit. Dresden, 0. September 1870 Die vom 29. August bis 2. September gefangenen 100,000 Franzosen werden zur Unterbringung und Verwahrung in Folge getroffener Vereinbarung auf die einzelnen deutschen Staaten nach deren Bevölkerungszahl vertheilt. Auf Sachsen dürften 8000 Mann kommen, davon werden 500 in Leipzig, 500 aus dem Königstein und 4000 in Dresden verwahrt werden. Kehl, 0. September 1870. Die vor Straßburg stehenden Be- lagerungslruppen haben eine zwischen Metz und Straßburg in Thälig- teit gewesene unterirdische Telegraphenleitung entdeckt und zerstört. Kassel, 8. September 1870. Der aus Wilhelmshöhe init einem kleinen Hofstaate residirende Louis Bonaparte darf sich in einem Um kreise von 4 Meilen bewegen. Aus Berlin Hal man ihm 2 Köche ge sendet. Als er heute ausfuhr, präsentirte (!) die Schloßwache vor ihm wie vor einem General. Wilhelmshöhe hat eine Post- und Telegraphen station erhalten. — «Bemerkung der Redaktion: Exkaiser Napoleon wurde bis 19. März 187 l aus Wilhelmshöhe gefangen gehalten und siedelte dann nach Chiselhurst bei London über, wo er am 9. Januar 1873 verstarb.) Wien, 8. September 1810. Die österreichische Regierung wider legt auss Bestimmteste alle Gerüchte über angebliche österreichische Rüst ungen. — Die russische Regierung versichert in ihrem offiziösen Jour nal ebenfalls fortdauernde Neutralität, betont aber, sie werde kein Hemmniß zulaffen, welches sie an der Freiheit der Aktion hindern werde. Paris, 8. September 1870. Die provisorische Regierung Frank reichs hält das barbarische Auswcisungsdekrel ausrecht; alle Deutschen, welche keine besonderen Erlaubnißscheine haben, müssen binnen 24 Stun den di« Regierungsbezirke der Seine und Oise verlassen, widrigensallS sie erschossen werden. 42. Depesche vom Kriegsschauplatz. Rheims, den 8. September, 9 Uhr 20 Min. Abends. Se. Maj. der König haben heute, am 5. September, Ihren Einzug in Rheims , gehalten. v. Podbielski. Die Sedan-Jubiläumsfeier in Eibenstock. Ein Jubelfest hehr und schön liegt hinter uns. Wohl gelungen in jedem Theile seiner Ausführung wie begünstigt vom herrlichsten Wetter ist dasselbe nun zu Ende gegangen, allen Theilnehmern und Bewohnern unserer Stadt nur die angenehmsten Erinnerungen zurücklassend. Der Bedeutung de« großen Tage« angemessen, wurden allüberall im Deutschen Reiche die Vorbereitungen sür eine würdige Begehung der Erinnerungsfeier de« Tages von Sedan, der als der Geburtstag de« neuerstanbenen Deutschen Reiche« betrachtet werden kann, getroffen, und auch in unserer Stadt ist man eifrig bemüht gewesen, der Nationalfeicr den würdig sten Ausdruck zu geben. Wohl müssen wir e« un» des beschränkten Raume» wegen versagen, die herrlichen Worte wiederzugeben, welche in Be geisterung bei diesem Feste gesprochen wurden, wollen aber versuchen, eine möglichst erschöpfende Mittheilung an diejenigen unserer geehrten Leser zu geben, welche nicht allen Theilen der Feier beiwohnen konnten. In gewohnter Weise wurde dieselbe durch Zapfenstreich und Weckruf eingeleitet. Der ErzgcbirgSvercin hatte aus dem Bühl am Vorabende ein hochlodernde» Freudcnfeuer entzündet, leider blieb da« für denselben Abend bestimmte Feuerwerk au« und wird, wie wir bereit« erwähnt haben, erst in den nächsten Tagen abgebrannt werden. Der reiche Flaggenschmuck sowie vielfache Dekorationen an Häusern und Schaufenstern, besonder« aber am Krieger-Denkmal und dessen unmittelbare Umgebung gaben der Stadt einen ungewohnten Fcstschmuck. Eine sinnige Ehrung für die aus dem Felde der Ehre Gebliebenen veranstaltete am Sonntag Morgen der Gesang verein Orpheus durch Vortrag einer Motette am Denkmal
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