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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189508294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950829
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-29
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Monat
1895-08
-
Jahr
1895
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die patriotische» Gefühlsäußerungen der dock cbenfall» einer besreundcten Nation angehörenden Deutschen unterdrücken wollte, zumal dann, wenn sie in so diskreter Weise beabsichtigt werden. — Die Börsen steu er hat in dem erste» Drittel de« laufenden EtatSjahre« Erträge gehabt, wie sie bisher noch nicht zu verzeichnen waren. Als die Börsensteuer Mitte der achtziger Jahre ciugeführt wurde, rechnete man daraus, daß ihr jährlicher Ertrag sich um etwa dreißig Millionen herum bewegen würde. Dieser Ertrag ist aber nie erreicht worden. Der höchste Abschluß bezifferte sich nur auf rund 24 Millionen. Inzwischen ist nun die Erhöhung der Steuersätze vor sich gegangen. Für ein Volljahr ist dieselbe noch nicht in Kraft gewesen. Jedoch die Ergebnisse der letzten ll Monate des Etatsjahres 1894,95 hatten gezeigt, daß die Schätzungen, die man bei der Erhöhung der Sätze veranstaltet hatte, nicht zu hoch gegriffen waren. Das laufende EtatSjahr jedoch scheint die Schätzung weit übertreffen zu sollen. — Unter dem Verdacht der Spionage ist in Freiburg ein I8jährigcr Franzose, der die Festungswerke zu Ncubreisach photographirt hatte, verhaftet worden. — Frankreich. Paris, 24. August. Der Abtheil- uugSchef Giodkowitz vom Hause Rothschild öffnete heute einen an Baron Rothschild persönlich adressirten Brief. Letzterer enthielt zwischen zwei Karton» einen Sprengstoff (knallsaure» Salz), der bei der Oeffnung explodirte. Giodkowitz hat das rechte Auge und die rechte Hand verloren. Der Urheber de« Attentats ist unbekannt. Vom Bries ist nur noch ei» Rest de« Umschläge« vorhanden. — Paris, 26. August. Die Polizei neigt gegenwärtig der Ansicht zu, daß das Atten tat auf Rothschild ein anarchistisches war. In Vic-sur-Cere, Departement Cantal, wurde ein ehemaliger Lehrer, 'Namens Bort, verhaftet, angeblich weil er der Urheberschaft de« Atten tats verdächtig erscheint. — Pari«, 26. August. Da« Atten tat auf Baron Rothschild bildet hier da« Tagesgespräch. Die Ansichten über den Charakter desselben gehen auseinander, indem es von den Einen für anarchistisch, von den Anderen für antisemitisch gehalten wird. Der Brief mit dem Explo sivstoff wurde nicht per Post zugestellt, sonder» in den Brief kasten des Palais geworfen. Die Briefmarken des Couvert waren bereit« gebraucht, der Poststempel war mit der Hand gefälscht. Aus dem Bries stand eine Weisung zur Nachsend ung an den Baron Rothschild, fall« dieser nicht anwesend sei. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Angust. In der heutigen Nummer finden unsere geehrten Leser unter der Bekanntmachung des K. S. Militär-Vereins das Festprogramm für die Sedan feier veröffentlicht. Au» seinem reichen Inhalt ersehen wir, daß für Montag Mittag zu Ehren sämmtlicher Kombattanten au« den KriegSjahrcn 1849, 1864, 1866 u. 1870/71 ein Fest mahl im Saale de« Feldschlößchen vorgesehen ist. Wir möchten hierbei daran erinnern, baß die Betheiligung aller patriotischen Männer der Bürgerschaft erwünscht ist und selbige dazu eingeladen sind. Der Vorbereitungen wegen wolle man aber die Anmeldungen bis Sonnabend Mittag an die in der Annonce bezeichneten Herren gelangen lassen. — Dresden. Einer Einladung de« deutschen Kaiser folgend, wird Se. Maj. der König nächsten Sonntag, den 1. Septbr., Abend« 7 Uhr l9 Min. nach Berlin reisen, um der Tag« darauf stattfindenden Truppenparade beizuwohnen. Die Rückkehr nach Pillnitz erfolgt voraussichtlich in der Nacht vom 2. zum 3. Septbr. — Se. Majestät wird nach den neuerlich getroffenen Anordnungen den bei der Nationalseier am 1. Septbr. Nachmittags 2 Uhr vom Altmarkt abmar- schirenden Festzug aus seinem Pfarsche nach dem Fcstplatze von einer auf der Johann-Georgen-Allcc (am Eingang de« Garten« Sr. königl. Hoh. des Prinzen Georg) zu errichtenden Estrade aus vorbcidefiliren lassen. Hiernach wird sich Se. Majestät gegen 4 Uhr aus den Fcstplatz begeben, um daselbst die Huldigung der Veteranen entgcgenzunchmen. — Leipzig. Wie die Bauhandwerker geprellt werden, da« lehrt instruktiv der Konkurs de« Architekten und geprüften Maurermeisters Em. G. Muschner aus Posen, eines 30jährigen Manne«, der die hiesige Lessingpassagc u. andere Spekulations bauten errichtete. Im Oktober 1892 war er mit seinen Baar mitteln (57,000 M.) z» Ende, und obwohl er von da ab nur noch mit einem Einkommen von 3000—3600 M. rechnen durfte, verbrauchte er doch pro Jahr für 1000—1200 M. Weine und Spirituosen, hatte eine Wohnung im MiethSwerthc von 2—3000 M. und gab für eine Dirne 2800—3000 M. pro Jahr au«! Im Mai 1895 brach Konkurs aus — die Mutter M.'S gab im Zwangsvergleiche 18 Proz., aus der Masse werden noch ca. 7 Proz. kommen. Bon den Bauhand- werkcrn allein sind 55,000 M. angemeldet — diese werden also für den leichtlebigen Herrn, der leider vom Landgerichte nur wegen einsachen Bankerott« mit 2 Monaten Gefängniß belegt wurde, mit 75 Proz. Verlust die Zeche bezahlen. — Leipzig. In einem Geschäft im Brühl war im Laufe der letzten 14 Tage nicht weniger als drei Mal hinter einander eingebrochen worden, wobei die Diebe eine ganze Reihe Pulte ausgesprcngt und Geldbeträge, eine Uhr und ver schiedene andere Effekten entwendet hatten. Als die Diebe am Sonnabend dem Lokal wieder eine nächtliche Visite ab zustatten beabsichtigten, wurden zwei von einer eingerichteten 'Nachtwache attrapirt, während zwei durch die Flucht entkamen, die aber später ebenfalls festgenommen wurden. Die Ein brecher entpuppten sich als vier hoffnungsvolle Jungen im Alter von ll bis zu 14 Jahren, von denen einer früher in jenem Geschäft al« Laufbursche thätig und mit den Verhält nissen vertraut war. — Glauchau. Zwei Gefreite vom hiesigen Landwehr- BezirkSkommando waren während einer Nacht nicht nach Hause gekommen und erhielten dafür 2 Tage Kaste». Der Eine von ihnen glaubte dies nickt übcrwindeu zu können, rannte nach dem ersten besten Teiche, entledigte sich seine« Seitengewehres und WafsenrockcS, legte einen Zettel de» In halt«, daß man diese Gegenstände an da« Königl. Landwehr- Bezirkskommando gütigst ablicsern möge, daraus und stürzte sich in da« Wasser. Dieser Vorgang wurde aber au» der Ferne beobachtet, der Betreffende dem nassen Elemente wieder entrissen und an seine vorgesetzte Behörde abgcliefert. — Olbernhau. Einer überaus frechen Täuschung machte sich gegen die Redaktion de« hiesigen Amtsblattes der hier beschäftigte Tagelöhner und Stuhlbauer Karl Her mann Börner au« Heidelberg bei Seiffen schuldig, indeyi er am Montag an gedachter Stelle erschien, um seinen eigenen Tod zu melde» und sich al» „erhängt ausgesunden" zu er klären. Er gab sich al« Bruder de» angehlich Erhängten au« und berichtete, der Karl Hermann Börner sei am Sonntag im Walde bei Oberlochmühle erhängt ausgesunven worden; bei der Leiche seien die Papiere re« Tobten und eine Vor ladung de« königl. Landgericht« Freiberg vorgefundcn worden, nach welcher der „Selbstmörder" sich am Sonnabend an AintSstclle hätte einfinden sollen. Furcht vor Strafe sei also wahrscheinlich die Ursache zu dem betrübenden Schritte seine» „Bruder«". Selbstverständlich nahm die Redaktion de« hiesigen Amtsblätter keinen Anstand, die ihr von so authentischer Seite überbrachte Meldung zu veröffentlichen. Inzwischen hat sich aber herauSgestcllt, daß Börner die ganze Geschichte erfunden hat, um da« Gericht zu täuschen und der Vorladung nach Freiberg an« dem Wege zu gehen. Natürlich ist sofort der gelungene Eulenspiegelstreich de« findigen Heidelbergers an zuständiger Stelle angezeigt worden, so daß derselbe nun wohl oder übel doch noch den sauren Gang noch antreten muß. — Ehren srieverSdorf. Am Freitag Nachmittag wurde die Frau de» ZteinmetzmeisterS MaguuS Köpper beim Melken von einem schweren Unglücksfall betroffen. Eine Kuh stieß Frau Köpper derart in da« Auge, daß dasselbe voll ständig frei heraushing. Da« Auge dürste für immer ver loren sei». — In Neuwclt-Untersachsenfeld tritt am l. Sep tember eine Postagcntnr in Wirksamkeit, deren Verbindung durch Botenposten von mW nach Schwarzenberg unterhalten wird. Den Ort«beskellbezirk der neuen Postanstalt bilden die Orte 'Neuwelt und Untersachsenfcld, den Landbeslellbe- zirk die Abbauten Vorderhenneberg und Bonitzgut. Amtliche Mittheiknngen aus der 7. öffentlichen Sitzung des Stadtverordneten-tzollegiums am 22. August 1895, Abends 8 Uhr. Vorsitzender: Herr Stadtverordneten - Vice - Vorsteher Hannebohn. Anwcsenv: 17 Stadtverordnete, 4 enisckuldigt. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Di. Körner. 1) Die vom Herrn Stadtv. Unger geprüfte Schulgeldcrrech- nung aus da« Schuljahr 1893 94 wird vom Collegium richtig gesprochen. 2) Von dem Abdruck de« dem Fürsten von Bismarck über gebenen Ehrenbürgerbriefes nimmt man Kcnntniß. 3) Für die Brandcalamitosen in Brotterode vcrwilligt das Collegium einen Beitrag von 50 Mark. Herr Stadtv. Loren; stellt den Antrag, eine HauSsammlung zu veran stalten, der aber vom Collegium, da bereits schon nennenS- werthc Gaben von Privaten eingegangen sind, Unterstütz ung nicht findet. 4) Gegen die Aufnahme de« Handarbeiters Engclhart in den sächs. Unterthanenvcrband werden nach Lage der Sache Bedenken nicht mehr erhoben. 5) Für Zwecke der Sedaufeier werden au« dem städtischen Dispositionsfonds 510 Mark vcrwilligt und zwar 450 Mark dem Königl. Sächs. Militärvercin und 60 Mark für eine an die Schüler der oberen Klassen zu vertheilende Festschrift. 6) Von dem Einladungsschreiben des RadsahrcrclubS zu seinem 10jährigen Stiftungsfeste nimmt da« Collegium Kenntniß. 7) Die vom Herrn Stadtv. Männel uachgeprüste Armen- kassenrechuung auf das Jahr 1894 wird vom Collegium richtig gesprochen. 8) Herr Stadtv. Unger bringt die Ucbelständc, welche durch die Verunreinigung de« DorfbachwasscrS entstehen, zur Sprache. Um diesen Uebclständen abzuhelfen, beschließt man den Rath zu ersuchen, soviel und so ost e« die Ge legenheit bietet, die Spülung der Schleußt» durch Ab schlagen des Grüner Graben« zu veranlassen. Hieraus geheime Sitzung. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verbot««). Mündel» heim, 29. August 1870. Heute hat der Bischof von Straßburg einen Vermittelungsversuch gemacht. Derselbe kam nach Schiltigheim hinaus, wo Namens des Generals v. Werder der Chef des badenschen Generalstabes, Oberstlieutenant v. LeszinSky mit ihm kon- ferirte. Der Bischof fand das Bombardement auf Straßburg dem Kriegsrechte widersprechend ; seine Ansicht wurde widerlegt. Er bat dann den Abzug der Bevölkerung zu gestatten, welche Forderung abge lehnt wurde. Die Bitte des Bischofs um einen 24stündigen Waffenstill stand wurde angenommen, falls binnen einer Stunde gemeldet werden würde, daß der Gouverneur von Straßburg überhaupt unterhandeln wolle ; aucb wurde derselbe eingeladen, herauszukommen und von den An^riffsanstalten Kenntniß zu nehmen, eventuell könne dies durch einen Stellvertreter geschehen. Lei der Rückkehr wurde auf den Oberstlieute nant v. Leszinsky,' obwohl er die Parlamentärflagge selbst in der Hand trug, ein förmliches Pelotonfeuer eröffnet; die Flagge wurde von Kugeln durchlöchert. Der Vermittelungsversuch war selbstverständlich erfolglos. Es gelangen jetzt Geschütze des schwersten Kalibers, welche Kugeln bis zu 200 Pfd. Gewicht schleudern, zur Verwendung. Verbrannt sind in Straßburg die neue protestantische Kirche, die Wühelmerkirche, die Stadtbibliothek, das protestantische Seminar, die Bildergallerie an» Kleberplatz, ein großer Theil der Grande Rue, Theile anderer Straßen, viele Häuser der Vorstädte. Am 24. fiel eine Bombe in ein geistliches Pensionat in der Rue de l Arc en Ciel, tödtete 7 Mädchen und zer schmetterte 4 anderen die Beine. Und all der Jammer, weil der wahn witzige Kommandant den unhaltbaren Ort nicht übergeben will. Am 28. ist Kehl durch vie Franzosen vollends zusammengeschossen worden; es ist nun vollständig abgebrannt. Mundolsbeim, 30. August 1870. Das in Straßburg herr schende Elend ist fürchterlich. Am 26. Nachts vernahm man das Herz- zerreißendste Schreien und Gejaminer der Frauen und Kinder und das Brüllen des Viehes aus der Stadt. An demselben Tage bat ein Volon tär die deutschen Truppen um Verbandzeug für Verwundete, da gegen 600 Bürger schwer darniederliegen und es an dem Nöthigsten fehle. Ein am 28. gemachter Ausfall war natürlich wieder erfolglos. Seit gestern wird die unglückliche Stadt mit Bomben beschossen; Brände an vielen Stellen. Der unbarmherzige Kommandant läßt aller 2 Tage auf die Dauer einer halben Stunde ein Thor öffnen für diejenigen Ein wohner, die sich retten wollen. Dann stürzt Alles, Was fort will, hin aus und ergreift die Flucht. Einzelne Geflüchtete, oft im desolatesten Zustande, haben haarsträubende Schilderungen von dem unbeschreiblichen Jammer, der dort herrscht, gegeben. Aber der wahnwitzige Komman dant Uhrig hat geschworen, den Deutschen nur einen Schutthaufen zu hinterlassen und so geht denn das Bombardiren immer von neuem an. Auch im Oberelsaß sollen, hauptsächlich infolge der Einwirkung fana tischer Geistlicher, entsetzliche Zustände herrschen; namentlich in Mühl hausen und Tann üben die brodlosen Arbeiter einen furchtbaren Terro rismus aus und die deutschen Truppen werden dort von den Besitzenden als ihre Erlöser auS schwerer Noth begrüßt werden. Zum ersten Male haben französische Blätter über militärische Be wegungen, insbesondere über die von Mac Mahon zum Entsätze Ba- zaines auSgeführten, Stillschweigen bewahrt. Während sie erzählten, Mac Mahon habe sich von Rheims aus rückwärts nach Paris zu kon- zentrirt, hatte sich dieser in Eilmärschen nach dem Norden begeben, um von dort auS die Deutschen in den Rücken zu fallen und dem in Metz eingeschlossenen Bazaine Luft zu machen. Wie dieser Plan durch die 4. Armee unter dem Kronprinz Albert vereitelt worden ist, haben die letzten offiziellen KriegSnachrichten erkennen laffen. DaS Hauptquartier Mac MahonS befindet sich zur Zeit in der Festung Sedans dicht an der belgischen Grenze, wo sich auch Napoleon mit seinem Sohne befinden soll. Der alte Abenteurer hat sich durchaus noch nicht ausgegeben. Seine Agenten intriguiren an allen Höfen und sollen sowohl in Florenz und Wien, wie auch in London und Petersburg mancherlei Sympathien gefunden haben. Die Sprache der dasiaen Blätter wird allgemach immer deutschfeindlicher, man gönnt eben den Deutschen die erlangten Triumphe nicht und läßt allerlei Drohungen laut werden für den Fall, daß Deutschland Frankreichs Besitzstand verringern wollte. 32. Depesche vom Kriegsschauplatz. Varennes, 30. August, 2 Uhr 30 Min. Nachm. Die Avant garde des zwölften «Königlich sächsischen) Armeekorps hatte heute Nach mittag ein glückliches Gefecht bei Nouart mit Truppen de- französischen fünften Armee-CorpS. Die die Verbindung von Thionville mit Pari vermittelnde Eikenbahn ist zwischen Thionville und Meziöres an zwei verschiedenen Stellen durch diesseitige Detachement- unterbrochen. Zwei preußische Husaren-Escadrons stürmten, abgesessen, Boncq und machten daselbst viele Gefangene, Turcos, Infanterie und Pompiers. v. Podbielski. 33. Depesche. An die Königin Augusta in Berlin. VarenneS, den 30. August, 3 Uhr 30 Min. Nachm. Wir hatten gestern ein siegreiches Gefecht durch das vierte, zwölfte (sächsische) und erste bayrische Corps. Mac Mahon geschlagen und von Beaumont bis über die Maas bei Mousson zurückgedrängt. 12 Geschütze, einige Tausend Gefangene und sehr viel Material in unfern Händen. Verluste mäßig. Ich kehre soeben auf das Schlachtfeld zurück, um die Früchte des Sieges ^u verfolgen. Möge Gott unS ferner gnädig helfen wie bisher! Wilhelm. Hin Glückskind. Roman von C. v. Ilmenau. l-S. Fortsetzung.) Jetzt schwamm Edgar wieder init dem Strom; der Rennklnb zu AdelSbcrg wußte ein Lied davon zu singen. Brauchte sich ein so schwerreicher Mann auch einzuschränken? Die Pfcrdcliebhaberci war nie bei Edgar erstorben gewesen; sie blühte jetzt unheilvoll kräftiger al« vorher auf und manchen Abend mußte Rose allein auf Birkau zu bringen. Sie seufzte, aber sie klagte nicht; sie versuchte e« stet» aufs neue, Edgar zu fesseln; aber e« gelang ihr nicht immer. Heute dämmerte cs, al» Edgar Friedrich klingelte. Der Diener erschien. „Jagen Sie Jimmy, dem Groom, daß er mir den schwarzen Hengst „Noir" sattelt!" Al« der Diener fort war, fragte Rose: „Willst Du mich wieder verlassen, Edgar?" Er blickte auf: „Wieder? Ich reite aus drei Stunden nach Adelsberg zur Versammlung, Rose!" Sie schwieg, nach einer Weile aber sagte sie: „Bleibe, Edgar, mir ist ängstlich, wenn ich allein bin!" Edgar kleidete sich an: „Du hast ja die Zofe!" „Die Zofe, Edgar?" E» klang bitter; da» schien ihn zu verletzen. „Ihr Weiber," sagte Edgar heftig, „schließt un« zuerst in Rosenketten, dann aber werden e« reelle, schwerwiegende Eisenketten, mit denen Ihr uns Männer fesselt!" Rose entgegnete: „Ich halte Dich nicht, Edgar; ich bitte Dich nur, mir auch einige Stunden zu weihen! Gieb mir von dem Olymp der Ehe, den Du mir im Brautstände versprochen, nur einige himmlische Stunden." Jimmy trat ein: „Noir" ist gesattelt, Herr Baron!" Edgar entgegnete: „Sattle ab, ich reite heut nun doch nicht." Rose lachte und sagte: „So ist'« recht, Edgar. Ich will Dir auch alle Deine LieblingSliedcr singen." „Bist Du jetzt nicht immer indiSponirt? Er ließ einen Blick über ihre Gestalt gleiten. „IndiSponirt?" fragte sie. Edgar brummte etwas von „Gejodel" in den Bart, zündete sich eine Zigarre an und warf sich in einen Fauteuil. Rose öffnete den Flügel und sang mit der alten Virtuo sität. Edgar träumte sich weit weg nach Adelsberg. Jetzt waren sie alle beisammen, die Gläser klirrten, die Karten fielen. — Kein Zeichen des Beifall«, kein Wort de« Lobe« ertönte; Rose seufzte und schloß den Flügel. Sie nahm eine Stickerei aus und arbeitete. Edgar erwachte au« seiner Träumerei und — griff zu den Zeitungen. „Edgar!" Er blickte auf. „Ich habe e« mir überlegt," meinte Rose, „ich will an Elsa schreiben, daß sic kommt; mir ist bange, daß ich öfter« allein sein niuß. Mir mangelt passende Gesellschaft." „Muß c« eben Elsa sein, die stolze, herrische Elsa?" „Ah, das ist e» also, was Du gegen sie hast?" „Ich? Gegen sie? Du irrst! Nimm eine Gesellschaf terin!" „Eine Fremde?" „Sie wird un« mit der Zeit lieb und sympathisch!" „Nun, wie Du wünschest!" Er legte die Zeitung hin. „Weißt Du, Rose, daß ich den Herrn Gottfried Eber», den Inspektor der Sparkelein», für Birkau gewonnen habe? Er ist ein tüchtiger Landwirth, und ich will nun einmal ihn wirthschasten lassen!" „DaS ist gut, Edgar!" „Ich habe gedacht, wir könnten auf eine kürzere Zeit nach der Universitätsstadt ziehen." „Jetzt, Edgar, wo ich bald da« — fröhliche Ereigniß erwarte?" „O, da« ist noch lange hin! Wir haben da da« Theater, die Oper; Du mußt Dich zerstreuen, Herz!" Die Worte klangen warm und herzlich. „Nun, dann ja, Edgar!" „Gut, so bleibt cS dabei! Sobald Herr Eber« sich einigermaßen eingelebt, reisen wir; mache Alle» dazu bereit, Rose!" Der Diener meldete, daß der Thee im Speisezimmer servirt sei. Edgar bot Rose galant den Arm und führte sie in den Saal. Er war gut gelaunt, wie e» schien. Sic scherz ten zusammen, bis Edgar plötzlich sagte: „Wa«, liebe Rose, sagst Du dazu, wenn wir zu Deiner Gesellschaft Lucie aus eine Zeitlang zu un« bäten? Ich sehe ein, daß Du Gesellschaft haben mußt!" „Ich danke Dir, Edgar! E« freut mich, Dich um mein Wohlergehen besorgt zu sehen; aber — Lucie? Nein da unerfahrene Ding!" „Sie ist älter al« Du, Rose; ich glaube, sic streift — vsni» sit verdo — stark an die kanonische Grenze!" „Aber sie paßt mir nicht, Edgar!" „Ich glaub'« gerne, Rose; sic ist geziert und prüde, obwohl da» so natürlich an Kurt« Schwester! Du, Rose, bist gerade da« Gegentheil! Nein, ich sehe e« ein, e» geht nicht. Nun, der Rath kommt wohl noch zur rechten Zelt!" Al« er später allein in« Wohnzimmer zurückkehrte.
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