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25prozcntigen Aufschlag au», ter eine Erschwerung und Ver minderung de« Kanalverkehrs bedeute. In diesem Sinne wird eine Hingabe an da« Reichsamt des Innern gerichtet werden. Eine Tariferhöhung veranlasse die Schiffe, während der ge- fahrvvllstcn Jahreszeit den Weg um Skagen zu wählen. Der Versitzende, Geheimrath Sartari, hob, wie wir einem Bericht der „Berl. Tagebl." entnehmen, hervor, daß der jetzige Tarif zu hoch sei, wie die ungenügende Frequenz dcS Kanals be weise. Die geplante Erhöhung de« Kanaltaris« sei daher entschieden nicht am Platze. Finanziell und wirthschaftlich sei eine Herabsetzung der Abgaben richtig. — In Asien drohen Rußland ernste Verwickelungen. Die Ausführung de« FricdenSvertrage« von Schi mon oseki wird von den beiden vertragschließenden Reichen Japan und China sichtlich hingezögert. Thatsächlich ist zwar die Uebcrgabe der Insel Formosa an Japan erfolgt, doch be findet sich diese« noch nicht im umgestörten Besitze der Insel, da „Schwarzflaggen" nach der kurzen Herrlichkeit der „Re publik" Formosa ihnen jetzt Schwierigkeiten bereiten. Die Räumung der Halbinsel Liaotong wird von den Japanern zweifellos absichtlich hinauSgeschoben, da auch die Chinesen die Zahlung der ersten Raten der Kriegsentschädigung und der aus 200 Millionen Mark bemessenen Entschädigung für den Verzicht auf Liaotong verschleppen. Fast gewinnt cs den Anschein, als wolle China sich in den Verlust von Korea und Liaotong nebst Weihaiwei ergeben, dafür aber auch die Zahl ung der Kriegsentschädigung unterlassen. Die Stimmung in Japan drängt jedenfalls darauf hin, die Errungenschaften dcS Frieden« von Schimonoseki festzuhalten und wenn er sein muß, selbst mit Waffengewalt gegen Rußland zu Vertheidigen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 19. August. Der gestrige Tag, der Tag von St. Privat-Gravelotte, wurde auch in unserer Stadt wie im ganzen Sachsenlande bei seiner 25. Wiederkehr durch eine erhebende Feier ausgezeichnet. Die Einleitung dazu sand durch Zapfenstreich und Weckruf Seiten der Stadt- Kapelle und des Militär-Verein» statt. Vormittag sand unter großer Theilnahme die Kirchenparade der Mitglieder genannten Vereins statt. ES hatte sich da« Gotteshaus au« diesem Anlaß mit einer großen Zahl Andächtiger gefüllt, die mit gespanntester Aufmerksamkeit der lies ergreifenden Fest predigt de« Herrn DiaconuS folgten. Nach Beendigung de« Gottesdienste« nahm der Verein, unter denen sich noch viele Decorirte au« dem Feldzuge 1870/71 befinden, vor der Kirche Aufstellung und marschirte, die Herren Offiziere de« Beur laubtenstandes in Uniform an der Spitze, mit klingendem Spiel nach dem neuen Gottesacker, woselbst nach einer kurzen Ansprache de« Vorsitzenden dcS Militär-Verein« Hrn. Kfm. Herm. Wagner über die Bedeutung des Aktes die Nieder legung von 25 Kränzen aus den Ruhestätten der ehemaligen Kameraden und Theilnehmer dcS Kriege« erfolgte. Dasselbe geschah auch auf dem alten Friedhosc, woselbst sich nur ein Grab eine« ehemaligen Kombattanten befindet. Nachdem der Zug zum Kriegerdenkmal zurückgekehrt war, fand daselbst noch eine Gcdächtnißfeier statt, bei welcher Hr. DiaconuS Rudolph die Festansprache übernommen hatte. Wir werden, da ein großer Theil der Anwesenden den herrlichen Worten wegen der theilwcisen Entfernung nicht folgen konnte, dieselbe in der nächsten Nummer unsere« Blattes wörtlich zum Abdruck bringen. Hierauf sprach der Hauptmann der Landwehr Hr. Oberförster Lehmann den Theilnehmern am Feldzüge den Dank für ihre dem Vaterlande geleisteten Dienste au«, da« jetzige und Heranwachsende Geschlecht zu gleichem Opfcrmuth auffordernd und ließ seine Worte in einem begeistert aufgenommcnen Hoch auf den ruhmgekrönten Führer und Feldmarschall Se. Majestät König Albert ausklingen. Hr. Sticker Gustav Kunz, ein Mitkämpfer von 1870/71, ehrte das Andenken der gefallenen Kameraden durch Niederlegung eine« Kranzes aus den Sockel des Denkmals, desgleichen wurde von Frl. Hcgcmann ein solcher für die seit dem Kriege Verstorbenen an den Stufen niedergelcgt. Den Schluß der Feier, in welcher auch der Jnstrumcntalvortrag einer Arie eingeflochten war, bildete eine dreimalige Ehrensalve der Gewehrabtheilung de« Militär-Verein«, worauf derselbe zum Albertplatze «drückte, woselbst die Auflösung de« Zuge« erfolgte. In der Thal eine erhebende und würdige Feier dieses denkwürdigsten Tage« des opferreichen Krieges. Auch in Wildenthal, woselbst einige Veteranen wohnen, die dem hiesigen Militär-Verein angehören, wurde der gestrige Tag in würdiger Weise gefeiert. Von unserm Militär-Verein war für den einen auf dem dortigen Gottesacker ruhenden Krieger ein Kranz mit Widmung gestiftet worden, welcher von den Vereins-Mitgliedern unter Pasfender Ansprache de« Kameraden Drechsler auf da« Grab de« Veteranen nieder gelegt wurde. Hierauf fand, unter Bethciligung vieler Orts bewohner, Umzug durch den Ort statt. Die Marschmusik hierzu spielte eine zufällig durchreisende Musikergescllschaft. Nach diesem versammelten sich die Bcthciligten im Gasthof zu einem Frühschoppen, wobei mancher Austausch de« Er lebten in fröhlichster Weise zum Ausdruck gelangte. — Dresden, 17. August. Der soeben von der Bild fläche verschwindende Sächsisch-Böhmische Bahnhof hat nicht einmal ein Alter von 50 Jahren erreicht, denn genau vor diesem Zeitraum, am 23. Juni 1845, kaufte die Königl. Staatsregierung erst das für die Errichtung der Ge bäudes nothwendige Bauland. Es waren dies 52 Scheffel Land, die vor dem Dippoldiswalder Schlage und MoSzinSki'S Garten gelegen waren. Im Herbste desselben Jahres begann der Bau und wurde 1851 beendet. Nach 44jährigem Be stehen ist er verschwunden, und bald genug wird sich die mächtige Kuppel de« Mittelbaues, sowie die AbsahrtShallc mit ihren kühn geschwungenen Bogen auf derselben Stelle erheben. — Dresden. Schon vor nahezu 450 Jahren hatte Dresden seine Fleischbeschau. Dieselbe wurde mit großer Peinlichkeit von den dazu vom Rathe bestellten Meistern au»- gcsührt. Erkannten dieselben ein Fleisch für schlecht, so war der betreffende „Lästerer", d. h. der Fleifchcr, „der auswendig meikweg« von Dresden gesessen war", aus ewige Zeiten von dem Fleischverkaufe ausgeschlossen. Da« Privilegium de« freien FleischmarktcS, der alle Sonnabende in Dresden abge halten wurde, datirt noch au« der Regierungszeit Friedrich « de« Sanstmüthigen (1460). Der Fleischmarkt wurde von dem genannten Regenten eingerichtet, „damit ein jeglicher Inwohner, Arm und Reich, mit Fleisch desto baß versorget werden möge". Da« Privilegium galt „hinfür in Ewigkeit", jedoch mit der Einschränkung, daß der Verkauf nur vom Morgen .bi« daß der Sehger zwelsse oder ein« nachmittag schlchet", geschehen durste. Wer da« Verbot überschritt, dem wurde da« Fleisch weggcnommen und dasselbe dem Spittel überwiesen. — Meißen. Am vorletzten Sonntag fischte der Be sitzer de« Gasthause« „Zur Krone", Herr Beger, ein größere« Packet in der Elbe aus, welche« gegen 50 Bücher enthielt. Er schrieb an die aus dem Packet angegebene Absendung«firma und dadurch stellte sich heraus, daß der Markrhelfer diese« Geschäfte« von dem Packet, da« eine Probesendung enthielt, die Marken an sich genommen und in eigenem Nutzen ver wendet, da« Packet aber, anstatt zur Post, in die Elbe beför dert habe. Die Untersuchung wird ergeben, in welchem Um fange der Markthelser diesen Betrug auSgesührt hat, da ihm von der betreffenden Firma eine bedeutende Anzahl dieser Probesendungen zur Beförderung übergeben wurde. — Waldheim. In der Strafanstalt zu Waldheim i. S. ist jetzt nach nahezu 30jährigcr Hast.der Raubmörder Kürschner, der am 2. November 1865 den Kaufmann Mar kart in dessen Laden ermordete, gestorben. Kürschner, der zum Tode verurtheilt war, lag bereit« auf dem Leipziger Richtplatze unter dem Fallbeile, al« ein Begnadigungs-Telegramm vom damaligen König Johann eintraf. Der Landesscharfrichter Brandt wurde noch rechtzeitig durch da« Schreien und Gnade rufen de« Publikums und des Depeschenboten veranlaßt, inne zu halten. Der Todeskandidat wurde wieder von der Guillo tine losgeschnallt und wanderte nun in« Zuchthaus, wo er erst vor kurzer Zeit, al« er seinen Tod fühlte, ein offenes Geständniß feiner Thal abgelegt hat. Im Zuchthause verübte K. vor mehreren Jahren einen überaus verwegenen Mord versuch gegen einen höheren Anstaltsbeamten, der jedoch mit dem Leben davon kam. Seitdem lag K. stets mit Ketten ge fesselt. Sein Leichnam ist der Leipziger Anatomie ausgeliefert worden. — In recht unverantwortlicher Weise ist ein Ehepaar in Nieder-Cunnersdorf b. Löbau mit seinem 5jährigen Knaben umgcgangen. Eltern und Kind begaben sich zum Schützenfest. Al« der Abend hereinbrach, wurde da« Kind müde und sehnte sich nach Ruhe. Um nun nicht den Heim weg mit dem müden Kinde antreten zu müssen, legte man dasselbe einfach etwa« abseits vom Schießtrubel in einen Graben und überließ sich dann ganz wieder den Freuden de« Schützenfeste«, bi« auch dem Elternpaar die Stunde der Heim kehr schlug. Man vergaß de« Knaben und das arme Kind mußte bei der jetzigen niedrigen Temperatur und den öfteren Regengüssen die 'Nacht im Freien zubringen! — Sollte dieser Fall wirklich aus Wahrheit berubcn? — Von der Gesammtflächc de« Königreich« Sachsen ist mehr al« ein Viertel, nämlich 394,300 Im, mit Forsten und Holzungen bestanden. Hiervon sind 218,925 Im im Besitze von Gemeinden oder Privatpersonen, dagegen 175,382 Im im Besitze de« Staate«. Ueberhaupt hat es sich die sächsische Staatsverwaltung angelegen sein lassen, den Besitz an Staatswaldungen stetig zu vermehren, und es ist der Be stand derselben in den letzten zwei Jahrzehnten um lO,7OO Im gewachsen. Die Einnahmen au« den Staatswaldungen be zifferten sich im Jahre 1893 auf etwa 11^18,000 Mk., wo gegen die Ausgaben 4,291,000 Mk. betrugen. E« verblieb also ein Reinertrag von 6,927,000 Mk. Während sich jedoch der Bestand der Staat-Waldungen vermehrt hat, verminderte sich derjenige der iin privaten Besitze befindlichen Waldungen nicht unerheblich und c« ist der Rückgang in den letzten 50 Jahren auf ruud 70,000 Im zu bemessen. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Bor 2ö Jahren. v-rdo,m>. Dresden, 20. August 1870. Nach einer Meldung des Kronprinzen Albert von Sachsen an seinen königlichen Vater hat das sächsische (12.) Armeekorps in der Schlackt bei Rezonville und Gravelotte tapser mit gekämpft, sich sehr brav gehalten, leider aber auch sehr große Verluste erlitten. Nachdem die Eisenbahn von Metz nach Thionville von denl sächsischen Armeekorps genommen und beseht worden ist, sind die Fran zosen von ihrer ganzen Verbindung mit Paris abgeschnitten. Die beiden sächsischen Prinzen (Albert und Georg) find Wohl. — Der Sieg von Rezonville ist in allen größeren Städten Deutschlands, auch in Dresden Weimar, 20. August 1870. Der Sieg vom 18. (Rezonville) wurde hier durch Glockengeläute und auf dem Markte mit dem allge meinen Gesang des Liedes „Nun danket alle Gott" gefeiert. Berlin, 20. August 1870. Der heutige Preutz. Staatsanzeiger sagt aus Anlaß des letzten Sieges: „Wenn die edelsten des deutschen Volkes fallen, fo habe dasselbe den Trost, daß dieser Kainpf nicht wieder vergebens gekämpft werde, wie von unseren Vätern gegen ein Volk voll Herrschsucht und Nebermuth, das Deutschland seine sckönsten Gebiete geraubt. Es wird dem Könige vergönnt sein, einen dauernden Völker frieden herzustellen, im Herzen Europas durch ein großes einziges deut sches Vaterland, als Hort der GotteSsurcht, edler Sitte und wahrer Freiheit!" Berlin, 20. August >870. England machte neue Friedensver- mittlungsversucke. Der König lehnte dieselben ab. Das herausgeforderte Deutschland müsse für die gebrachten Riesenopfer unverrückbare Friedens bürgschaften haben und den Chauvinismus des Nachbars gründlich un schädlich machen. — Ueber die sich öfter wiederholende Verletzung der Genfer Konvention durch die Franzosen äußert sich der Staalsanzeiger u. A. folgendermaßen: Die Franzosen verletzen die Genfer Konvention auf flagrante Weise, indem sie (am 16.) auf die Verbandplätze und A-rzt- schoflen. Sie schossen am 18. aus unsern Parlamentär, welcher nach der gewonnenen Schlackt Mittheilunaen im Interesse der Humanität über die gefallenen Franzosen zu machen hatte und tödteten dessen Trom peter; sie gaben Feuer auf Acrzte, welche mit dem Verbinden franzö sischer Verwundeter beschäftigt waren; sie feuerten aut die deutschen Ambulanten und lieferten damit den Beweis, daß sie in Afrika, in China und Mexiko die Gebräuche verlernt haben, welche sonst bei zivili- sirten Rationen auch im Kriege zur Anwendung kommen. Stuttgart. 20. August 1870. Die von den Württembergern eingeschlossene Vogesensestung Psalzburg Hal am Nachmittag das 20. kapitnlirt. Kehl, 20. August 1870. Gestern Vormittag 7 Uhr hat die Be schießung Straßburgs vom diesseitigen User aus bei Kehl begonnen. Durch da« seindliche Feuer ist in der Stadt Kehl nicht unerheblicher Schaden angerichtet worden, gestern sind >4 Häuser abgebrannt. Heute wurde da« Bombardement aus Straßburg von hier aus fortgesetzt. Dresden, 21. August 1870. Heute ist an unsern König Johann von Pont-a-Mouflon solgend-s Telegramm eingegangen: „Sr. Majestät dem König von Sachsen. Nachdem ich nun den ganzen Umsang de« Anlheils, den Deine Truppen an dem Siege vom 18. August genommen haben, übersehen kann, muß ich Dir zu diesem Erfolge meinen Glück wunsch auSsprechen. Freilich ist der Verlust sehr bedeutend. Wilhelm." Paris, 21. August 1870. Die „ÄbertS" nimmt mit Entsetzen wahr, wa« das eigentlich« Ziel des Kriege» nach der Ansicht der „Ber liner Presse" wenigstens sein soll, nämlich der Verlust Lothringen« und de« Elsass«« — sich« Departements! - und sie malt nun, nackdem die Eroberung des deutschen Rh-inuser« vorläufig au» ihrem Programm gestrichen ist, den Franzosen alle Schrecknisse, Gefahren und Schäden des Kriege« in den schwärzesten Farben au«. „Zwölsmalhundertlausend Wölfe", schreit sie, „sollen über un« her; sie kamen hungrig au« den Wäldern >c." Fast alle französischen Zeitungen predigen den Mord ein zelner Soldaten. Au« Pari« gehen über die dort herrschend« Stimmung gegen di« napoleonische Dynastie aus dem Umweg« über Brüssel sehr bedenklich« Nachrichten ein. Ein Korrespondent der „N. Fr. Pr." betrachtet di« Proklamirung der Republik als sicher. Legitimisten und Konservative sind bereit« darüber eintg, daß die Proklamirung der Republik nicht mehr zu umgehen ist und daß diese allein im Stande sein wird, den Feind au« Frankreich zurückzuwersen. Di« Kaiserin kennt ihre Lage und zeigt viel Kaltblütigkeit. Eingeweihte machen sogar Andeutungen, daß Napo leon und Eugen» lieber jetzt al« später zurücktreten wollen, um wenig sten« für die Zukunft ihrem Sohne Frankreich« Thron zu sichern und den, in Belgien weilenden Prinzen von Orlean« einen Riegel vorzuschieben. — In einer Versammlung von Deputirten hat Thiers eine vernichtende Rede gegen das Kaiserreich gehalten. 26. Depesche vom Kriegsschauplatz. Dresden, Sonntag, den 21. August, Mittags. Das „Dresdner Journal" veröffentlicht nachstehenden, beim sächsischen Kriegsministerium eingegangenen telegraphischen Bericht über den Antheil de« zwölften (König!, sächsischen) Armee-Corp« an der Scklacht bei Rezonville: „Da« sächsische Armee Corps war neben den preußischen Garden um 4 Uhr mit gutem Erfolge in« Gesecht getreten. Beide Divisionen und die CorpS-Artillerie waren engagirt. Verlust« und Details noch unbekannt. Viele Gefangene gemacht. Engagirt waren das zweite, siebente, achte, neunte, zwölfte, dritte und Garde-Corp« und Artillerie." 27. Depesche. In der Schlackt am 18. waren vorzugsweise engagirt: Garde, 2., 7., 8-, 8. und 12. Armee-Corps. In Reserve befanden sich das 3. und 10. Corps, von diesen nur geringe Abtheilungcn im Gesecht, größten- theilS Artillerie. Der Feind in jestungsähnlicker Position mit seiner ganzen Armee, ausgenommen da» Corps Mac Mahon und 2 Divisionen Failly. Bei Einbruch der Nacht sämmtliche Höhen erstürmt. Verlust noch nicht annähernd zu übersehen. General Craushaar (Sachsen:, Oberst Roeder, Erckert todt. Dauer der Schlacht von 12 Uhr Mittags bis 0 Uhr Abends. Mehrere Tausend Gefangene gemacht, v. Podbielski. Diese, am 22. Morgens 7 Uhr eingetroffene Depesche ist in Pont- ir-Mousson ausgegeben, das Datum der Ausgabe bleibt noch sestzustellen. Berlin, den 22. August 1870. Königliches Polizei-Präsidium, v. Wurmb. Kin Glückskind. (20. Fortsetzung.) Onkel Florian hatte es sich nicht nehmen lassen, als der Letzte derer von Lindblatt die Hochzeit auszurichten; es war dazu Alles im Hotel „Union" bestimmt und bestellt, und schon trafen Verwandte beider Familien, der von Lindblatt« und Rombergs ein. — Rose hatte sich schließlich mit Ella der Hochzeit wegen geeinigt: „Folge Du, liebe Ella," sagte sie, „nur ganz Deinem Herzen und reise zur Hochzeit Elsa» sammt Deinem Gatten hin. E« steht Euch gewiß zu! Mir ist e« nicht vergönnt, da unsere eigene Verbindung ja auf denselben Tag von An fang an festgesetzt war! Wir wollen jedoch, fremd wie wir in meiner Heimalh sind, kein Fest geben. Wir lassen un« in aller Stille trauen und reisen sodann nach der Schweiz. Wenn wir zurückkommen, mag der Hochzeitsjubel auf Birkau nachgeholt werden." „O, das ist schön von Euch!" „Ich denke, e« ist so am besten!" „Und soll Euch Dein Vormund nicht trauen, Rose?" Rose lächelte: „Wie kann ich verlangen, daß Herr Pastor Romberg das solle? Steht er dem Sohne nicht näher und ist er nicht moralisch verbunden, an dessen Ehrentage in seiner 'Nähe zu weilen?" „Du hast wohl recht!" Ein wundervoller JohanniSmorgen war angebrochen, als sich Elsa von Lindblatt zur Hochzeit ankleiden ließ. Wie schön und duftig sah sic au«. Zwei ihrer Brautjungfern, Verwandte der Romberg«, harrten an ihrer Seite der Wagen, die sie nach dem Dom führen sollten. Die Zeit war längst da, denn die Feier war auf Schlag zwölf Uhr angcsetzt wor den. Noch immer kam der Wagen nicht. Onkel Florian war schon zur Kirche fortgeholt, über die beiden Kranzjung fern und die Braut wollte sich immer noch kein Wagen er barmen. Endlich! Die Kranzjungsern stiegen ein, dann fuhr ein neuer Wagen vor, au« welchem der Brautführer zu dem der junge Oberhosprcdiger und Professor seinen Kollegen, den Professor Doktor Stölling erwählt hatte, herausstieg. Dieser führte Elsa die Treppe hinab und zum Wagen. Die Zofe geleitete sie. Im Trabe sauste da« Gefährt durch die Straßen; end lich war der Dom erreicht. E« kam Elsa Alles wie ein Traum vor. Durch gaffende Menschenmassen schritt sie an der Hand ihres Brautführer« zur Haupt-Sakristei, wo sich die HochzcitSgästc versammelt hatten. Hier sollte nun nach Bestimmung der Bräutigam der Braut cntgegenschreiten. Statt seiner erschien Pastor Rom berg so», und flüsterte Elsa zu: „Eugen ist noch nicht da! E» muß eine Verzögerung eingetretcn sein!" Die Gesellschaft flüsterte gespannt. Da das Rollen eine« Wagen«! Eine Tante Eugen» hatte er übernommen, die Führerin de» Bräutigam« zu sein. Jetzt sprang die Dame au« dem Wagen und trat in die Sakristei — allein. Die Dame eilte zu Romberg Ei. und flüsterte. Die Orgel fing an zu brausen, die Gesellschaft ordnete sich zum Brautzuge, indeß Herr Romberg sen. vergeblich winkte. Er näherte sich Elsa und flüsterte ihr zu: „Arme« Kind, Eugen ist, wie Tante Thusnelda mir so eben mittheilt, nicht gekommen. Die Trauung — erschrick nicht — kann nicht stattfinden." Elsa schwankte, aber sie behielt die Herrschaft über sich. Sic rief Onkel Florian, sie bat ihn, sie zum Wagen zu führen, und flüsterte Romberg zu: „Veranlassen Sie die Umkehr der Gäste." Dann stieg sie mit dem Onkel ein, verhöhnt vom Pöbel, der schrie: „Ein Spaß, ein Hauptspaß; eine Hochzeit ohne Bräu tigam!" Hatte sie e« nicht geahnt? — Keine Thriine trat ihr in die Augen. Onkel Florian schüttelte den Kops. Zu Hause angckommen, riß Elsa den Hochzeitsstaat von sich und zertrat ihn mit den kleinen Füßen. Sie kleidete sich zur Reise an und sagte: „Onkel, die Schmach erlebe ich^nicht zum zweiten Mal; in dieser Stunde reise ich ab nach England, um al« Gouver nante mein Brot zu essen. Der Schändliche!" „Kind, nicht so übereilt!" rief der alte Herr ängstlich. „Was kann nur geschehen sein?" „Ach, da» schlimmste! Ich habe e« geahnt: Eugen tritt zurück!" Und so war e«. Jetzt erschien Eugen« Bote: er trug einen Brief, der an Elsa» Adresse gerichtet war. Elsa erblaßte und wankte, dann griff sie muthig nach der Hiobspost. Eugen Romberg saß bereit« fertig angekleidet auf dem