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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 17.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189508175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950817
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-17
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Monat
1895-08
-
Jahr
1895
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Privat, cine natürliche Beste bildend und noch stark befestigt, das Angrifssfeld vbllig beherrschend, wurde von rem 36,000 Mann starken französischen Corp« Canrobert gehalten. Al« die deutschen Truppen aus St. Privat marschirten, bemerkten sie, daß da« Dors Marie aux ChöneS stark besetzt ivar. So mit galt es, erst dieses Dorf zu nehmen. Die Sachsen sollten eigentlich durch ihren. Druck auf den rechten französischen Flügel dieses Dors nehmen Helsen ; allein sie mußten, um die geplante Umfassung des Feindes vorzunehmen, viel mehr nörd lich bi« über Roncourt hinaus und so mußte da« Dors ohne ihre Mitwirkung genommen werden. Fast im Wettlauf, unter dem lebhaften Feuer der Franzosen, gingen die deutschen (Garde-Jäger und Garde-Füsiliere, 4. u. 2. Garde-Regiment, 108. Regiment, Sachsen) vor, mit Hurrah wurde das massive Dors genommen, wobei einige hundert Franzosen gefangen genommen wurden. Die Artillerie, geführt von Generalmajor Prinz Hohenlohe, nahm nun ihre Stellung von St. Marie bi« Habonvillc, j„ gerader Linie von Nord nach Süd und auch aus diesem Theile wurde die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht und auch hier trat Gcsechtsruhc ein. Da« sächsische Corps hatte inzwischen bei Roncourt einen unglück lichen Kampf bestanden, jedoch gelang es den hinzuziehenden 108ern die mit Wald bestandene Thalmulde, die sich nach Roncourt hinzieht, festzuhalten. Die sächsische Artillerie griff nun auch nördlich von St. Marie ein und eS gelang denn der Infanterie, die sich wieder näher wagenden Franzosen zn werfen, so daß nun auch die Stellung nördlich von St. Marie befestigt erschien. Dann ruhte das Gefecht auch hier. Um 5 Uhr hatte also die ganze lange Linie deutscher Truppen von Roncourt abwärts (südlich) bis zum Gehöft Chantrenne festen Fuß gefaßt zum entscheidenden Vorstoß. Auf dem rechten deutschen Flügel stand bei Gravelotte das 7. Corps, bei Rezonville da« 8. Corps. Ihnen gegen über hatte der französische linke Flügel seine festeste Stellung. Die Pachthöfe Moscou, Point du jour, St. Hubert waren zu äußerst starken Stützpunkten gewählt, da« Gehölz von Genivaux war besetzt worden. Auf der gegenüber liegenden Linie Malmaison-Gravelotte-BoiS des OgnonS fuhren 108 preußische Geschütze aus. Die 33cr, daun die 60cr hatten sich Gravelotte« bemächtigt, aber weder sie, noch die 67cr und 8. Jäger vermochten die Höhenränder zu gewinnen. Es kam zu sehr verlustreichen Gefechten, da die Franzosen im Hof St. Hubert eine ausgezeichnete Stellung einnahmcn. Diesen Hof zu nehmen, war eine ebenso schwere, als nothwcndige Aufgabe. Man entschloß sich zum Sturm und dieser gelang, nicht ohne große Verluste. St. Hubert ward besetzt und von da da« Feuer gegen die nur 300 Schritt entfernten feindlichen Linien eröffnet. Verschiedene Vorstöße der 33er, 60er, 67er und 8. Jäger wurden von den Franzosen zurückgcwiesen. General von Steinmetz schien cs, daß sich immerhin die Franzosen zurückzuzicheu begännen und deshalb ordnete er einen allge meinen Vorstoß mit Kavallerie und Geschützen an; allein die deutschen Streiter wurden mit furchtbarem Feuer empfangen und mußten zurück, wobei die Batterien sehr litten. Jetzt machten aber die Franzosen einen Vorstoß und dieser hätte den Deutschen gefährlich werden können, wenn nicht die 31. Brigade, unterstützt von den 39crn, auf den Plan erschienen wäre. Die 29er waren inzwischen mit ihren Vorstöße» auf MoScou und Point du jour nicht glücklich gewesen und die 69cr waren im Walde von Genivaux ganz auseinander ge kommen; schließlich sammelte sich alle« um St. Hubert. Auch hier, auf dem rechten deutschen Flügel, ruhte um 5 Uhr der Kampf. (Schluß folgt.) Tagesgeschichte. — Deutschland. Der in der reichsländischcn Presse erhobenen Forderung, daß die Negierung den Kricgcrvereinen Len beabsichtigten Besuch der Soldatengriiber in Frank reich verbiete, hat die Regierung Rechnung getragen. Wie au« Metz gemeldet wird, hat der dortige Bczirkspräsident den Veteranen-Dcputationen da» Ucbcrschreitcn der französischen Grenze untersagt. Außerdem wurde verboten, daß die Kränze, welche für die Gräber auf französischem Boden bestimmt sind, Schleifen in deutschen Farben tragen dürfen. Man will damit den in Frankreich betriebenen Hetzereien, welche zu unliebsamen Ausschreitungen führen könnten, die Spitze ab brechen. — Kiel, 14. August. Al« heute bei Beginn der Mit tagspause die Arbeiter der Germaniawerft von einem Torpedo jäger ar, Land gingen, brach die Lausbrücke und die gerade auf der Brücke befindlichen Arbeiter stürzten in» Wasser. Bis jetzt wurden 8 Todte gezählt. — Der Unglücksfall auf der Gcrmaniawerst wird darauf zurückgeführt, daß die Arbeiter sich beim Beginn der Mittagspause zu zahlreich auf der Brücke zusammengedrängt und dadurch die Ueberlastung derselben herbcigefllhrt hätten. Bis heule Abend wurden 12 Todte geborgen, von welchen die meisten Familienväter waren. — Stettin. Der Oberingenicur Albrecht in Swine- münde hat am japanisch-chinesischen Kriege thcilge- nommen und sich in der Schlacht am Aaluflusse besonders ausgezeichnet, weshalb der chinesische Admiral Tingkung vor seinem Tode ein Empfehlungsschreiben an die chinesische Re gierung cinrcichte. Am 9. d. MtS. hat nun Herr Albrecht den aus schwerem Golde gefertigten Drachenorben in der Mitte mit einem werthvollen Edelstein erhalten und dazu folgendes Diplom in Form eine« Erlasse« de« Gcneralgou- verneur« und Chefs der LandeSvertheidigung Lihungtschang: „Die ausländischen Angestellten, die sich in der Seeschlacht gegen die Japaner ausgezeichnet haben, sind von mir dem Throne zur Belohnung vorgeschlagen worden. Am 26. Tage de« 9. Monats de« 20. Jahre« Kwang-Hsu (24. Oktober 1894) ist darauf der Allerhöchste Erlaß Sr. Majestät de« Kaiser« von China ergangen: „Albrecht wird zum Korvettenkapitän ernannt; außerdem verleihen wir ihm die Pfauenfeder und die erste Stufe der dritten Klasse unseres Ordens voin doppel ten Drachen. Dem betreffenden Hamen zur Kcnntniß. Hier von werden Sic mittelst diese« Erlasse« in Kenntniß gesetzt." Die Adresse lautet: „An den Major in der Marine, Inhaber der Pfauenfeder, Oberingenieur aus der „Ting-Yuan", den deutschen Reichsangehörige» Herrn Albrecht." — Bulgarien. Sofia, 14. August. Au« Anlaß de« 9. Jahrc«tagc« der Thronbesteigung de» Prinzen Ferdinand fand heute Vormittag eine Truppen-Revue statt, welcher die Spitzen der orthodoxen Geistlichkeit, darunter Metropolit Klement, sämmtlichc Minister, der Präsident und die hervorragendsten Mitglieder der Sobranje beiwohnten. Nach einem feierlichen Tedeum defilirtcn die Truppen; der Metropolit von Rustschuk, an der Spitze der gelammten Sy node, begrüßte den Prinzen in längerer Rede, sodann hielten der Minister-Präsident und der Bürgermeister von Sofia Begrüßungs-Ansprachen, welche der Prinz einzeln beantwortete. Viele Stabsoffiziere wurden zu Obersten ernannt und zahl reiche OrdenSauSzcichnungen verliehen. 'Nach der Revue folgte Prinz Ferdinand einer Einladung der Offiziere seiner Leibregimcnt« zu einem Festbankett, zu welchen: auch die Geistlichkeit, die Minister -c. geladen waren. Der Komman deur de« Leibregimcnt« Tonischem brachte einen Toast aus den Prinzen au« und hob die unlösbare Einigkeit zwischen diesem und der Armee hervor. Die Antwort dcS Prinzen wurde mit Begeisterung ausgenommen. Die Offiziere trugen den Prinzen unter den Hochrufen der Menge nach seinem Wagen, woraus der Prinz nach seinem Palais zurückkchrte. Die reich beflaggte Stadt war Abends glänzend illuminirt. — Ein weiteres Telegramm meldet: An dem Tedeum und der Truppenrevue nahm kein Mitglied des Konsularkorps Theil. Die Reden enthielten keinerlei politische Anspielungen, nur die kurze Ansprache des Präsidenten der Sobranje war markirter; derselbe sagte: „Die Bemühungen de« Prinzen um das Glück der Lande» hatten einen vollen Erfolg, das abgelaufene Jahr war ein glückliche»; das Volk freue sich seiner gesetzlichen Regierung, welche dem Volke alle seine Freiheit belasse. Nach dieser Vergangenheit urtheilend, könne man der Zukunft vertrauensvoll entgegensetzen. Der Prinz könne auf die Treue de« Volkes und der Sobranje rechnen." Localc und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. August. Auf Einladung des hie sigen Militär-Vereins versammelten sich am Mittwoch Abend im Speisesaal de» Hotel „Stadt Leipzig" eine Anzahl hiesiger Herren behufs Berathung über die Festlichkeiten zur 25- jährigen Jubiläumsfeier dcS SedantageS. Dieselbe wird der Kürze der Zeit wegen diesmal zwar nicht mit einem Schulfest verbunden sein, jedoch der vor 15 Jahren stattge- habtcn EnthüllungSfeier unsere» Kriegerdenkmals in Bezug auf Vielgestaltigkeit gleichkommen und allen patriotisch gesinn ten Bürgern der Stadt Gelegenheit bieten, sich daran zu be- thciligen. Auf die bei der Feier vorgesehenen Veranstaltungen werden wir in einer späteren Nummer zurückkommcn. — Eibenstock, 16. August. Neber die hiesige Stickerei industrie äußert sich die neueste Nummer des „Confectionär" wie folgt: Klciderstickereien, die fast ausschließlich ein Special artikel einiger Eibenstocker Stickereibesitzer sind, wurden für die Wintersaison sehr stark ausgenommen und zwar waren cS zumeist die billigeren, tuchartigen Stoffgualitäten der Lausitz, die in Massen bestickt wurden, einfarbig couleurt, sowie in schattirten Seiden. Dieser Stickereiartikel spielt auch in den neuen Sommercollectionen, soweit dieselben gezeigt werden, wieder cine hervorragende Rolle, sowohl was Plein- wie Bordurenstickercien anlangt und kann man denselben, soweit .er solid gearbeitet wird, auch eine Zukunft Voraussagen. Ganz verfehlt dürste aber der Versuch sein, zu diesen Stickereien, nur um der Sucht nach Billigkeit zu sröhnen, eine Tussah- seide, ordinärster Qualität, zu verwenden. Unsere Grossisten und Detaillistcn haben denn doch zu viel Geschmack und Kenntniß, al» daß sie einer Preisermäßigung um ein oder zwei Pfennig willen, an Stelle der glanzreichen echten Seide eine matte, faserige Abfallseide, die sich nicht tragen läßt, als gut hereinnehmen werden und dürfte der Versuch ein un rentables Experiment bleiben. Bei den steigenden Seiden preisen ist cS nicht verwunderlich, daß sich die schon auf da» äußerst: ermäßigten Stickereipreise für gute Ausführungen dauernd al» feststehend erweisen. — HundShübcl. Aus dem Leipziger Tageblatt Nr. 375 entnehmen wir Folgendes: Während in früheren Jahren da» Vogtland und Erzgebirge von Falkenstein bi» Schwarzen berg vom fröhlichen Gesang der Leipziger Ferien-Colonien Widerhall»', trifft man dieselben jetzt nur noch vereinzelt an. Das Waldgut Grünheide b. Rautcukranz, das der Verein für Ferien-Colonien au« dem Vermächtnisse hochherziger Geber angekauft und zu einem Kinderheim umgeschaffen hat, wie unseres Wissens kein zweites in Deutschland zu finden ist, wird in diesem Jahre in mehreren Abtheilungcn nacheinander etwa 500 Kinder ausnehmen. Dafür ist die Zahl der Gast- hokScolonien bis auf drei zurllckgegangen: Grünbach b. Falken stein, Pfannenstiel b. Aue und, zwischen beiden in der Mitte liegend, HundShübcl. Letztere« liegt auf einem Höhenrücken, der parallel dem Kamme Les Gebirges auf der Südseite de« Oberlaufes der Zwickauer Mulde hinstreicht. Der Ort zer fällt in Ober- und Niederdorf. Im oberen Gasthof, 622 m Sechöhe, ist die Colonie untcrgebracht; während da« Nieder dorf östlich etwa 80 m tiefer liegt. Ebenso beträgt der Ab fall nach Süden zum Weißbach und der Mulde gegen lOO m. Gerade nach diesen Richtungen hin lassen sich nun aber die schönsten Partien unternehmen; deshalb ist HundShübcl, nach dem 1884 Mädchen, im folgenden Jahre Knaben verschiedener Altersstufen verpflegt wurden, stet« mit 13—14jährigen Knaben belegt worden. Und gar mancher Jüngling erinnert sich mit Freude seiner letzten großen Ferien, die er in HundShübcl verlebt, wo er bei fröhlichen Märschen und guter Verpflegung Erholung gefunden hat. Mehrere von den ersten Jahrgängen der ehemaligen „Schwächlinge" stehen bei der Fahne. Eine vielseitige Industrie in der Umgebung hilft nicht nur die Kenntnisse bereichern, sondern hat manchem Knaben schon Anregung zum genauen Anschauen und Nachdenken ge geben. HundShübcl selbst liefert jährlich für Hunderttausende Maaren der Scidenstickereibrauchc aus den Weltmarkt, nach Südamerika, Mexiko, Indien u. s. w. Fast in jedem Hause hört man die Tambourirmaschinen rasseln, wenn nicht still am großen Stickrahmen mit Seide oder Perlen gearbeitet wird. Daneben schlagen die Klöppel der Spitzenklöpplerinnen munter aneinander. Eine Klöppelschule sorgt, daß diese — leider so schlecht bezahlte — Kunst weiter gepflegt wird. Wieder in anderen Häusern erschallt der regelmäßige Anschlag der großen Stickmaschinen. Auch an Strickmaschinen und in Handschuhnäherei wird fleißig gearbeitet. Auf den Ausflügen nach außerhalb bekommen die Knaben in Schönheiderhammer den Hohofenbctrieb, Formerei, Eisenkunstguß und Emailliren zu sehen; in NeidhardtSthal Holzschlciferei und Herstellung von Papier au« Holzstoff; in Karlsfeld die GlaSfabrikation; in Bockau da» Ultramarin-Blaufarbenwcrk; am Filzteichc Bergwcrksbetrieb mit Pochwerk und Erzscheidung aus nassem Wege; in Schneeberg am 22. Juli den Festaufzug der Berg leute und bergl. mehr. Ueberall giebt e« zu sehen und zu lernen; am Gebirgsbache die zerstörende und belebende Kraft de» Wasser»; im Torfstiche da» fortwährende Wachsthum dieses hier wichtigen Brennmaterial»; im Walde die Anpassung von Thier- und Pflanzcnleben an den jeweiligen Grund. An einem Regen- oder Ruhetage werden zu Hau« Volkslieder gesungen, damit auf dem Marsche ab und zu ein« angestimmt werden kann, oder um am Abend die Dorfbewohner zusammen zulocken und zu erfreuen. Nur selten schleicht sich bei dieser Abwechselung das Heimweh einmal heran, und mit meist schwerem Herzen nehmen die Knaben Abschied von dem in so kurzer Zeit lieb gewonnenen Orte. — Dem sei noch hinzu gefügt, daß in diesem Jahre, bei weitem mehr als in den früheren, auch viele Erwachsene, sämmtlich Leipziger, zur Sommerfrische in HundShübcl weilen. Im geräumigen Gast hof de» Oberdorf- oder in nahe gelegenen Privatwohnungen untergebracht nehmen 70—80 Personen täglich am guten MittagStisch im Gasthofe theil. — Dresden. Am König!. Residenzschlosse hat man damit begonnen, die hohen Holzgerüste, welche die Ost front des Gebäudes bislang verdeckten, abzutragen. Seit einigen Tagen zeigt sich der eine große und der danebenliegende kleinere Giebel in blendender Frische den Augen de« Publi kums. Da die ErneuerungSarbcitcn an der Front dieses Flügel« ihrer Vollendung cntgegengehcn, so wird sich jeden falls bald der ganze Bau in seiner einfachen, aber um so wirksameren Schönheit vollständig präsentiren. Hierdurch ist der Restaurationsbau de« Schlosses nach Außen hin vorläufig als beendet anzusehen. Im vorderen Schloßhofc wurden eben falls verschiedene Veränderungen im Treppenhaus vorgenommen, insbesondere aber dem Vestibüle genügende» Licht durch ein großes cingebrocheneS Bogenfenster verschafft. Im großen Schloßhofe dauern die Arbeiten noch an, da hier mit dem Anbringen eines großen Giebels an der Westfront verschiedene Umbauten des Daches verbunden waren und diese viel Zeit beanspruchten. Bei näherer Untersuchung dieses Hauptflügels im großen Schloßhofc stellte es sich heraus, daß auch der eine Thurm, der sogenannte „Küchenthurm" in seinen Sandstein verkleidungen reparaturbedürftig sei. Diese werden gegen wärtig ebenfalls zu Ende geführt, damit zur Zeit, wenn das Königl. Hoflager zu Pillnitz aufgehoben wird und die Maje stäten das Königl. Rcsidenzschloß wieder beziehen, alle Rüst ungen entfernt sind und das Arbeiten mit Hammer u. Meiscl aufgehört hat. — Leipzig. In der letzten Zeit hatte eine unbekannte Frauensperson die Stadt unsicher gemacht. Dieselbe hatte sich unter verschiedenen Namen in einer ganzen Reihe von Wohnungen einlogirt und war allemal nach Verübung von Diebstählen verschwunden. Uhren, Kleidungsstücke rc. bildeten die Dicbstahlsobjekte, welche die Diebin in zahlreichen Fällen erlangte. Am Montag wurde endlich die Einmietherin in Neuschönefcld in dem Augenblick verhaftet, al« sie wieder eine Wohnung, in der sie einige Stunden vorher eingezogen war, mit verschiedenen gestohlenen Effekten zu verlassen beabsichtigte. Bei der Polizei entpuppte sich die gefährliche Diebin al« eine 29 Jahre alte Kindergärtnerin Namens Wahrmann au» Delitzsch, die wegen ähnlicher Diebereien und verschiedener Betrngsfällc mehrfach vorbestraft worden ist und erst kürzlich nach einer längeren Strafzeit da« Zuchthaus verlassen hat. — Chemnitz. Zum Schutze der Bauhandwerker hat der Stadtrath in seinem von: Ministerium des Innern erbetenen Gutachten vorgeschlagen, künftighin die Bauerlaub- niß an Privatpersonen von der Hinterlegung einer Kautions summe, die voraussichtlich die Forderungen der Bauhandwerkcr decke, abhängig zu machen. Von der Summe könnten je nach dem Fortschreiten des Baues die Handwerker befriedigt werden; die dann noch möglichen Ausfälle bei Ueberschrciten des Bau- anschlageS würden gegen jetzt nur unbedeutend sein. Auch andere Korporationen, Sachverständige rc. haben gleiche, sich nach dieser Richtung bewegende Gutachten abgegeben. Die Einräumung des Vorzugsrechtes für die Forderungen der Bauhandwerker wird von dem Chemnitzer Gutachten verworfen, da dies zu empfindlichen Störungen des PcrsonalkrcditS führen würde. — Chemnitz. Der Fleischermcister Philipp hat seiner Kundschaft das Wurst essen gründlich verleidet, denn er hat schlecht gewordene Würste, auf welchen dicker Moder lag und die auch inwendig vermodert waren, zertheilt und dem frischen Wurstfleisch beigemcngt, derartig verfälschte Würste auch zum Verkauf gebracht. Durch Sachverständigen-Gut- achten wurde nachgewiesen, daß durch die Beimischung ver dorbenen Wurstfleisches auch das gesunde Fleisch der Verderb- niß anheimsällt und den-gemäß erkannte der Gerichtshof gegen den wegen eines gleichen Vergehens bereit« mit Geld vorbe straften Philipp wegen Nahrung«mittelverfLlschung auf drei Monate Gefängniß. — Schneeberg, 15. Aug. Aus dem hiesigen Friedhof ist, vermuthlich im Laufe der vcrg. Nacht, ein schändlicher Grabsrevel verübt worden. Auf der Grabstätte der Familie Robert Wilisch wurden heute morgen die zahlreichen Zier pflanzen herausgerissen und da« Grab selbst in rohester Weise verwüstet vorgefunden. DaS ganze Gebühren läßt auf einen Racheakt schließen. Hoffentlich gelingt es durch die alsbald angestellten polizeilichen Recherchen, den bübischen Thäter zu ermitteln, um demselben für seine niederträchtige Handlungs weise den verdienten Lohn zukommen zu lassen. — Schneeberg. Herr Stadtrath Stahl Hierselbst hat, um das Gedächtniß seiner verstorbenen Gattin zu ehren, der hiesigen Gottesackerkirche einen kostbaren Altaraus.satz, die Grablegung Christi darstellend, geschenkt. DaS kunstvolle Schnitzwerk ist von Herrn Bildhauer Zöfsel hier ausgeführt worden. — Klingenthal. Ein 15jährigcs Mädchen, welche« emsig Schwarzbeeren suchte, empfand bei seiner Arbeit plötzlich einen Stich am Fuße, den c«, al« von einer Biene her rührend, nicht weiter beachtete. Gegen Abend war der Fuß jedoch schmerzhaft angeschwollen. Der jetzt erst herbeigerufenc Arzt stellte hochgradige Blutvergiftung infolge Bisse» einer Kreuzotter fest. Nur der energischen Anwendung von Ge genmitteln gelang es, da« Mädchen vom Tode zu retten. Aus vergangener Zeit — für «nser« Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruckverboten). Von den Küsten, 17. August 1870. Französische Schiffe haben den Hamburger Dampfer „Pfeil" genommen. Die französische Flotte soll 8000 Mann an Bord haben. — Unserer noch jungen Marine, welche durch den AuSbruch deS Krieges überrascht wurde, fiel die Aufgabe zu, Wilhelmshaven, die Elbe und die Ostseeküsten zu decken. Dem Admiral Prinz Adalbert von Preußen war das Oberkommando der 1. Armee zugetbeilt. Vizeadmiral Jachmann übernahm die Seestreitkräfte in der Nordsee, Kontreadmiral Heldt in der Ostsee. Am 17. erfolgte das erste Seegefecht zwischen französischen u. norddeutschen Schiffen, welche letzteren unter Kommando des Korvettenkapitäns Grafen v. Waldersee bei Stral-
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