Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189508136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950813
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-13
-
Monat
1895-08
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Reichs-Jnvalidensond», welche gesetzlich nicht befugt ist, au» diesem Fonds Unterstützungen oder Beihilfen ;u bewilligen. — Der Allgemeine deutsche Handwerkerbund hat ein Rundschreiben an alle Handwerksmeister erlassen, in dem diese zum Beitritt aufgesordcrt werden. ES heißt darin: Während die Innungen und Innungsverbände nach dem Innungsgesetze lediglich die gemeinsame Vertretung der sach gewerblichen Interessen zu üben haben, ist der Allgemeine deutsche Handwcrkerbund allein in der Lage, in gewerbe politischer Beziehung agitatorisch zu wirken. Dieser will sich keiner Partei ««schließen, dagegen aber bei Wahlen nur für Manner eintreten, die auf dem Boden seiner Forderungen stehen und sich vor der Wahl aus ein Programm verpflichten, dar folgende Punkte enthalt: l) Einführung der obligatorischen Innung und Handwerkcrkammcr sowie des Befähigungsnach weise«; 2) Gesetzliche Festlegung der Begriffe Handwerk und Fabrik; 3) Beseitigung der Militärwerkstätten und äußerste Einschränkung der Gcfängnißarbeit; 4) Verbot der HausircnS der Ausländer und möglichste Beschränkung de« Hausirhandel» der Inländer durch Prüfung der Bcdllrfnißfrage sowie Verbot de« Detailreisens bei Privaten; 5) Beseitigung der Konsumver eine, insbesondere der Offizier»- und Beamten-Konsum-Bereinc u. -Waarcnhäuser; gänzliche« Verbot der Wanderlager u. aller Arten von Versteigerungen neuer Handwerks-Erzeugnisse sowie de« Filialgeschästc-Unwcscn«, eventuell progressive Besteuerung dieser; 6) Regelung de« Submission-Wesen«; 7) Vorzugsrecht für die Forderungen der Bauhandwerker; 8) Zugängigmach- ung der Reichsbank für da« Handwerk; 9) Beseitigung der Firmen- und Rcklameschwindcls (unlauterer Wettbewerb); 10) Weitere Erschwerung von Gründungen nach dem Aktiengesetze; ll) Aenderung der Konkursordnung; 12) Gewährung von ReichStagSdiätcn. - Kiel. Seit Eröffnung des Rord-Ostsee-Kanal« ist der Schiffsverkehr lang« der bei Tönning in die Nordsee fließenden Eider, die früher mit dem Eiderkanal die einzige direkte Verbindung zwischen Nord- und Ostsee war, rapid zurückgcgangen. Trafen noch im vorigen Jahre in den beiden an der Eider liegenden Städten Tönning und Fried richstadt vermöge der für den Verkehr freigegebenen Strecke RendSburg-Kiel de« Nord-Ostsee-Kanals größere, direkt von der Ostsee stammende Schiffe ein, so hat sich die« zu Un gunsten der beiden Städte wesentlich geändert. Die kleinen Segelschiffe, welche früher die Fahrt von der Ostsee nach Hamburg und Bremen und zurück machten, müssen der Kon kurrenz der Dampfer und Leichter weichen und benutzen, so fern sie sich zu behaupten vermögen, selbst den Kanal. Jetzt plant man, um einem weiteren Rückgang Tönning« und Friedrichstadt« vorzubeugen, die Vertiefung der Eider um 16 Fuß, damit selbst größere Schiffe, welche von der Weser, von England oder Holland nach der Ostsee wollen, diese benutzen können. Das preußische Abgeordnetenhaus hat eine Petition um Regulirung der Eider der Staatsrcgierung zur Erwägung überwiesen. Wenn cs auch im Interesse der beiden genannten Städte und mehrerer größerer Ortschaften liegen mag, die Eider zu reguliren, so wird sich auf der Strecke Tönning- Rendsburg, wo die Eider mit dem Kanal durch eine Schleuse in Verbindung gebracht ist, schwerlich ein Durchgangsverkehr entwickeln; für die Schifffahrt, speziell für die Dampfer, bieten die unzähligen Windungen und Krümmungen einen ausschlag gebenden Abhaltungsgrund. In nautischen Kreisen verspricht man sich von einer Regulirung der Eider keinen Vortheil. — Oesterreich-Ungarn. In Budapest findet gegen wärtig ein Nationalitäten-Kongreß statt. Den einzigen Gegenstand der Verhandlungen soll die Feststellung eines ge meinsamen Programm« bilden. Die Veranstalter de« Kon gresses, in erster Linie Rumänen, dann auch Slowaken und Serben, hielten auch schon eine Vorberathung ab. Wie ver lautet, wurde hauptsächlich eine Resolution der Rumänen er örtert, derzufolge diese bereit wären, ihre seit Jahren befolgte Politik der schweigenden Duldung aufzugeben unter der Be dingung, daß der ungarische Reichstag sich in ein Föderativ parlament umgestalte derart, daß die verschiedenen Nationali täten Ungarns als solche gemäß ihrer Kopfzahl eine bestimmt bemessene Anzahl von Abgeordneten in dieses Parlament wählen würden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. August. Gestern hielt der hiesige Turnverein nach mehrjähriger unfreiwilliger Unterbrechung wieder einmal Schauturnen ab, zu dem aus vorherige Ein ladung auch Mitglieder des Turn-Verein Schönheiderhammer, Turn-Club Schönheide, Turn-Verein Hundshübel, Turn Ver ein Carlsfcld und der Turnerschaft Aue erschienen waren. Nach stattgehabtem Umzuge durch die Stadt traten aus dem Festplatze ca. 70 Mitglieder de« hics. Turn-Verein« zu den Freiübungen an, welche exakt zur Ausführung gelangten. Hieraus folgte mit Gcräthewcchsel da« Turnen von 7 ver schiedenen Riegen, dem sich Vorturnerturnen anschloß. Neu beim Schauturnen war da« Auftreten der Damcnriege, welche reigcnartige Freiübungen machte. Dieselben gewannen durch die gleichmäßige Kleidung entschieden an Eindruck und wurden fehlerfrei ausgeführt. Auch beiheiligten sich die Damen mit am Umzüge. Die Leistungen im Wettturnen der Zöglinge waren sehr befriedigend. ES erhielten den I. Preis: Karl Lenk mit 20'/, Punkten, den 2. Prei«: Max Scheffler mit 17 Punkten, den 3. Preis: Otto Hchmann mit 16'/, Punkten. Lobende Anerkennung erhielten: Emil Hahn mit 16 und Paul Lorenz mit 16 Punkten. An dem Riegen turnen der fremden Vereine bctheiligte sich nur die Turner schaft Aue und entwickelte dabei sehr gute Leistungen. — Abend« fand im SchießhauSsaale Commerz statt, welcher sehr zahlreich besucht war. Den Schluß der Feier wird ein heute Abend stattfindender solenner Turnerball bilden. — Dresden. Unter der Bezeichnung „Alt-DreS- den" soll bekanntlich aus der im nächsten Jahre hier statt findenden Ausstellung de« sächsischen Handwerks und Kunstgcwerbe« ein altcrthümlichcr Stadtthcil errich tet werden, der da« lebhafteste Interesse aller Ausstellungs besucher erregen dürfte. Nach den vorliegenden Plänen soll dieser Stadttheil aus der großen, dem Ausstellungsplatz gegen überliegenden Wiese an der Lcnncstraße u. Pirnaischen Straße errichtet werden. Den Hauptanziehungspunkt diese« Stadt- theil- wird ein Marktplatz mit Rathhau» und einem vor demselben stehenden Brunnen bilden. Da« Rathhau« wird einen Thurni und im ersten Stock eine geräumige Veranda erhalten. Der Giebel wird mit einer alterthümlichen Uhr und mit einer Sonnenuhr geziert werden. Am Hauptein gange wird die Statue eine« Roland« aufgestellt. Im Innern de« Baue« soll ein Restaurant, der Rathskeller, untergebracht werden. Die den Marktplatz umschließenden Gebäude werden eine abwcchjelungSreichc Gestalt mit Thürmchcn, Erkern und Trcppcnausgängen zeigen und Werkstätten altdeutscher Kunst enthalten. — Leipzig. Vielfachen Widerspruch hat e« hier er fahren, daß bei den den Kombattanten von 1870/71 zuge dachten Ehrungen die Mitstreiter im großen Kriege, die keinem Mititärverein angehören, ausgeschlossen sind. Hoffentlich ge lingt e« noch, diese Maßregel rückgängig zu machen und damit die Mißstimmung, die sich hier auch in den Kreisen der Mili- tärvereinler zeigt, zu beseitigen. — Plauen. Nachdem die Vorbereitungen für die im Jahre 1897 in Leipzig abzuhaltendc Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe-Ausstellung so weit vor gerückt sind, daß da» Zustandekommen de» geplanten Werk« in einer würdigen und da« Erwerbsleben de« AuSstellunzS- gebiet« fördernden Weise durchaus gesichert erscheint, erachtet c« die Handels- und Gewerbekammer Plauen für ihre Pflicht, die Angehörigen de« Kammerbezirk» auch ihrerseits auf die ihnen gebotene Gelegenheit zur Vorführung ihrer Erzeugnisse hinzuweiscn und zur Benutzung derselben aufzufordern. Mit Rücksicht aus die im Jahre 1896 in Berlin stattfindende In dustrie- und Gewerbe-Ausstellung ist e« für die in Sachsen, Thüringen und den angrenzenden Gebieten vertretenen In dustrie- und Gewerbs-Zweige dringende« Bedürfniß, im Rahmen einer Ausstellung ebenfalls einen Uebcrblick über ihre Entwickelung und Leistungsfähigkeit gewähren zu können und kann e« gerade im Hinblick auf die Berliner Ausstellung für die Industrie Sachsens und Thüringen« nur von Vortheil sein, wenn ihre Erzeugnisse auf der Leipziger Ausstellung in möglichster Vollständigkeit vorgcführt werden. Wie nach den bereits eingegangenen Anmeldungen angenommen werden darf, daß die Industriellen und Gcwerbtreibcnden des Ausstellungs gebiets von der ihnen hierzu durch die Leipziger Ausstellung 1897 gegebenen Gelegenheit in großer Zahl Gebrauch machen werden, so hofft die Handels- und Gewerbekammer Plauen bestimmt, daß insbesondere auch die Industriellen ihres Bezirks in ihrem eigensten Interesse sich an der Ausstellung bethciligen sowie auch sonst da» sür Handel und Industrie de« Kammer bezirks bedeutsame Werk in jeder Weise fördern werden. Im Hinblick auf die voraussichtliche Besserung der allgemeinen geschäftlichen Lage, deren Anfänge in letzter Zeit in verschie denen Anzeichen zu Tage getreten sind, und von der nur zu wünschen wäre, daß sie von Dauer sein möge, darf die Er füllung dieser Hoffnung wohl mit Bestimmtheit erwartet werden. Denn auf das Gelingen der Ausstellung und ihren Nutzen sür die Aussteller kann es nur von günstigstem Ein fluß sein, wenn sic in eine Periode des wirthschaftlichcn Auf schwung« fällt. — Freiberg. Der „Freib. Anzeiger" meldet unterm 8. August: Gestern Abend in der 11. Stunde explodirte im Bereiche der Dynamitfabrik zu Hilbersdorf ein mit 30 Ctr. Dynamit beladener Wagen, der nach Marienberg im Erzgeb. bestimmt war. Die Detonation wurde in stunden weitem Umkreise vernommen. In den '/, Stunde weiten Ortschaften klirrten die Fensterscheiben und wurden theilweise eingedrückt. In der Fabrik selbst wurde beträchtlicher Schaden angerichtet. Fensterscheiben und Fenstcrkreuzc wurden einge drückt. Stellenweise wurde da» Dach und Mauerwerk be schädigt. Der Betrieb der Fabrik ist vorläufig eingestellt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Eine böswillige In brandsetzung des Wagens wird mit Bestimmtheit angenommen. — Meißen. Eine HochzeitSseier ohne Trau ung ward dieser Tage in der Nähe von Meißen gefeiert. Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich des Aufgebotes waren erfüllt, die 14- beziehentlich 16tägige Frist abgclaufen und der Tag der Hochzeit angesctzt, sowie die standesamtliche als auch die kirchliche Trauung bestellt. Die Gäste waren ge laden, kurz alle Vorbereitungen getroffen, als Mittag« gegen I Uhr (die Trauung sollte um 3 Uhr stattsinden) vom Stan desamt die Nachricht cintraf, daß von einem Orte die Auf- gebotSpapicre noch fehlen und deshalb die Trauung nicht Lorgcnommen werden könne. Aus eine sofortige telegraphische Anfrage bei der betreffenden Behörde traf auch die Rückant wort prompt, d. h. nur reichlich zwei Stunden später ein: „daß die AusgcbotSpapiere bereit« Vormittags mit her Post abgesandt worden sind". Da aber der schnlichst erwartete Brief nicht einging, so mußte auch der aus eine spätere Stunde angeskjtc Trauungstermin unterbleiben. Die HochzeitSgäste waren aber nun einmal versammelt und so feierte man in fröhlichster Weise Hochzeit ohne Trauung. Gegen Abend traf dann auch vom Standesamt die Nachricht ein, daß die Papiere eingegangen sind und die Trauung am folgenden Tage statt finden könne. — Oederan. Auf bedauerliche Weise sind dem Guts besitzer Zimmermann im nahen Thiemendorf zwei Stück Rinder um« Leben gekommen. In dem Futter, welche« den Thieren am Sonnabend Abend gereicht wurde, befand sich eine Kreuz otter, welche die Thierc biß. Al« da« Personal Sonntag Morgen in den Stall kam, sand e» die Rinder mit aufgctriebencn Leibern vor. Die sofort angewendeten Mittel hatten keinen Erfolg, und so mußten die Thiere getödtet werden. — Herrnhut. In tiefe Trauer wurde am Sonnabend Vormittag eine hiesige Familie versetzt, indem der Tod zu gleicher Zeit Vater u. Kind hinwegraffte. Der ca. 30 Jahre alte Kaufmann Eugen Reichel war erst vorige Woche von Aue mit Frau und Kind zu seinen Schwiegereltern nach Herrnhut zurückgekehrt. Da« 1'/^ Jahre alte Töchterchen erkrankte alsbald schwer an Diphtherie. Der sehr besorgte Vater wollte e» au« dem Bette heben, als e« im selben Augen blicke sein Leben ausgehaucht hatte. Darüber auf da» Aeußerstc bestürz», brach der Vater de« Kinde« auf der Stelle zusammen und war sofort eine Leiche. Ein Herzschlag hatte sein junge« Leben vernichtet. Aus vergangener Zeit — für unser« Zeit. Bor 2b Jahren. (Nachdruck verboten). Saarbrücken, IS. August 1870. Der Werth deS bei Saar» genlünd von Truppen der 1. deutschen Armee erbeuteten Proviant- be> trägt 1", Mill. Tblr.; die dort genommene Proviantkolonne enthielt ganze Wagen voll BiScuit, Chokolade, Zucker, Bonbon- und Konfekturen, welche Leckerbissen den französ. Offizieren auf ihrem SiegeSzuge durch Deutschland nachgehen sollten. Bon den Küsten, 13. August 1870. Der Kommandant deS französischen Geschwader- vor Helgoland stellte dem Gouverneur von Helgoland und dem britischen Konsul von Kuxhaven ein offizielle- Schrift» stück zu, welche- die deutsche Nordwestküste von Batrum südwärts von morgen an m Blokadezuftand erklärt. Neutralen Schiffen räumt er eine lOtägige Frist zum Auslaufen ein. — Der Kieler Ztg. wird auS Wilster unterm 12. d. M. Mittag- berichtet: Hier ist die Nachricht ein» getroffen, daß französische Kriegsschiffe vor der Elbe sind. Jetzt weiß man, daß sdie französische Flotte aus acht großen Panzer-Fregatten und drei großen Transportschiffen besteht. Zwei Jollen sind in Helgoland angelaufen. Seit anderthalb Stunden starker Kanonendonner seewärts — häufig unterbrochen. Eine kleine Abtheilung von Freiwilligen auS Hamburg passirte gestern hier durch nach Brunn-büttel, heute werden mehr erwartet. Dle in Kuxhafen stalionirten BundeSkriegSschiffe sind ausgelaufen. Wie ein elbaufwärts gehender Dampfer berichtet, ist auch die Flotte von der Jahde ausgelaufen. Saarbrücken, 14. August 1870. Die Stimmung der Bevölker ung im Elsaß wird täglich eine den deutschen Truppen günstigere. Biel trägt dazu bei das humane Auftreten derselben, die alles mit Freundlichkeit fordern und baar bezahlen. Hundertfach hat man schon Fragen gehört: Bleiben wir nun preußisch und dergl. — Zahlreiche auS Frankreich auSgewiesene Deutsche sind in der Schweiz, in der Pfalz und Rheinpreußen angekommen. Toul, 14. August 1870. Abends. (Französ. Amtsdepesche) Die Preußen standen heute Nachmittag 2 Uhr nur noch 1500 Meter ent fernt. Eine Nxkognoszirungs - Patrouille, aus Kürassiren und Gens- durmen bestehend, stieß auf 200 preußische Ulanen, 1 Gensdarm wurde getödtet. Die Preußen ließen durch einen Parlamentär die Festung zur Uebergabe auffordern, letzterer zog sich zurück, nachdem die Aufforderung zurückgewiesen wurde. Die Haltung der Bevölkerung ist exzellent. Die mobile und stabile Nationalgarde eilt auf die Wälle. Petersburg, 14. August 1870. DaS Journal de St. Peters burg sagt: Wir können nicht an die beabsichtigte Austreibung aller Deutschen aus Frankreich glauben. Eine solche Maßregel wäre ein flagranter Widerspruch mit der Proklamation Napoleons vom 28. Juli, worin es heißt: „Von unsern Erfolgen hängt die Freiheit und Zivili sation ab." Wir haben nicht gehört, daß französische Unterthanen, wenn sie nicht die Kriegsgesetze verletzt hatten, aus Deutschland aus gewiesen worden seien. 16. Depesche vom Kriegsschauplatz. Aus dem großen Hauptquartier. Herny, den 13. August, 10'/, Uhr Abends. Ein feindliches Bataillon von Metz per Bahn auf Pont-ü-Mousson dirigirt, zog, als unsere Infanterie heute früh die Stadt besetzte, mit Hinterlassung seines Gepäcks eiligst ab. Nancy ist vom Feinde geräumt. Unsere Lavallerie zerstörte nördlich der Stadt die Bahn Frouard, andere Cavallerie-Ab- theilungen nahmen Fourabe-Transport in den Vorposten der auf dem Glacis von Metz noch befindlichen französischen Truppen. 17. Depesche. Herny, Sonntag. 14. August. Ihre Majestät die Königin hat soeben von Seiner Majestät dem Könige folgende Depesche erhalten: Siegreiche- Gefecht bei Metz durch Truppen des IV. und I. Armee- Corps. Details fehlen noch. Ich begebe Mich sogleich auf das Schlacht feld. Wilhelm. tzin chkückskind. Roman von C. v. Ilmenau. <18. Fortsetzung.) Er reichte ihr die Hand hin, die sic zitternd ergriff. „Rose," flüsterte er kann, „wollen Sie mir diese kleine Hand zum Bunde sür» Leben reichen?" Sie nickte. „O, Du Engel!" Er zog sie zu sich nieder, er küßte den keuschen Mund, den noch kein Mann berührt. O, Edgar von Güldau kannte die Frauen. Nun waren sie verlobt. „Willst Du Dich noch bedenken. Mein Eigen ganz zu sein? Willst Du Dein Herz mir schenken Für ewig und allein?" Ja, sie haue sich entschieden: Edgar hieß die Losung, Edgar sür immer. Mamsell Dora Ritter brachte e« zuerst in Erfahrung. Ei» entsetzlicher Schrecken durchfuhr ihr Gebein, aber — sie schwieg. Als sie Rose ihren Glückwunsch hcrstotterte, dachte sie: Wozu soll ich meinen Liebling ängstigen? E« ist doch zu spät. Der Mensch entläuft nie seinem Schicksal, und was ihm bestimm» ist, das muß er geduldig auf sich nehmen! Möge unser gnädiger Herrgott Alles zum Besten lenken. Groß war die Freude bei Landrath«, als da« Ereigniß bekannt ward, denn Ella hielt viel auf Güldau, während Kurt ost sagte: „Junge, wie hast Du Dich geändert; wie bist Du so lide geworben." Lucie von Raven, die insgeheim auf den Assessor ge rechnet, war am meisten unzufrieden mit den Thatsachen, doch schlug sie sich die Sache bald au« dem Sinn, denn sie hatte zur tragischen Natur durchaus keine Anlagen. Al» Edgar wieder hergcstellt war, berieth er mit Rose beider Zukunft. „Sieh, Rose," meinte er, „während meine« Schmerzens lager« habe ich Alle« überdacht: ich gebe die StaatSlaus- bahn auf und widme mich der Landwirthschaft. Ich brauche Dich dann nie zu verlassen." „O, da« ist entzückend," entgegnete Rose „ja, ja, bleibe stet» auf Birkau bei mir." „Gewiß! Und nun müssen wir uns die Einwilligung der Vormünder cinholen. Ich denke, wir reisen morgen." „Wie Du willst!" Und so geschah ». Die Vormünder hatten nicht« gegen die Person Güldau« cinzuwenden; Bollbrecht erwähnte sogar ihre gegenseitige, wenn auch etwa« weitläufige Verwandtschaft. Am wenigsten zufrieden war Schmalfuß. Er suchte Rose bei Romberg« auf und gewann wirklich einen Augenblick, in dem er mit ihr allein sprechen konnte. „Liebe«, liebe» Fräulein," sagte er, „nun ist es doch ge kommen, wie ich c« am wenigsten wünschte!" Rose lächelte: „ES ist Alles Bestimmung, Herr Kommcrzienrath!" „Ja, fast sollte man'« glauben! Aber ein« thun Sic mir zuliebe!" „Wenn ich'« kann!" „Sie beschränken den — Kredit Ihre« Verlobten, even tuell Ihre« Gatten!" „Wie denken Sie darüber?" „Bis zu 50,000 Thalcr können Sie gehen, da- schadet Birkau nicht»." „Gut," entschied Rose, ich sende c» Ihnen schriftlich." Sie wandte sich an Edgar, der schon fragte: „Was will denn der alte Herr?" „ES sind geschäftliche Sachen, die Du späterhin führen mußt; mir ist'« zu viel!" Edgar von Güldau lächelte; er war befriedigt. In die nächste Zeit fiel die Veröffentlichung der Verlob ung und die Besuche bei den Nachbarn. Am meisten ärgerte sich Rose über Liddi, denn ihre Gra tulation klang wie verhaltener Spott. „Was hast Du, Herz?" fragte Edgar. „O, diese Person," sagte Rose, die doch sonst so mild« dachte, „hasse ich; ich will nicht« mehr mit ihr zu schaffen haben!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)