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„O, sehr, ich danke Dir für Deine Güte!" „Na, warum nicht gar! Die Hauptsache ist, daß Du bald wieder rokhwangig wirst." Hier trat der neugeworbcne Diener Friedrich ein und meldete Herrn Inspektor Berthold Hiebler an, der seine Auf wartung zu machen wünsche. „Willkommen!" entschied Rose. Der Alte, ein noch rüstiger Herr, ländlich, aber sehr sauber gekleidet, trat ein. Er verneigte sich tief und sagte dann: „Ich heiße Sie willkommen, Fräulein, al« Herrin von Birkau; auch wollte ich nicht verfehlen. Ihnen mein aller- unterthänigste« Kompliment zu machen." „Sehr angenehm, Herr Liebler." Der Alle drehte den breitkrempigen Hut zwischen den Fingern und nahm nur zögernd den Fauteuil an, den Main- sell Ritter hingeschoben hatte. „Auch bäte ich gehorsamst, mir zu verzeihen, daß ich so früh störe; meine Zeit erlaubt es aber nicht ander«." „Nichts zu entschuldigen." „Und Fräulein sind zufrieden?" Rose lachte herzlich. „Wenn die Vormundschaft und Obervormundschast zu frieden sind, lieber Herr, habe ich nicht« mehr zu vermelden; ich bin noch nicht mündig." „Ganz richtig; aber ich wollte doch meinen Respekt ver melden." „Gern angenommen! Wollen Sie ein Täßchen Kaffee mittrinken, Herr Hiebler?" Der Alte schmunzelte: „Kaffee, da« heißt starker Kaffee ist meine Leidenschaft." „Doch?" „Ja, ich ziehe ihn dem Wein vor." Rose lachte und brachte ihm ein Täßchen. „'Nun erzählen Sie un« auch von den Nachbarn!" „Hm," begann der Alte in seiner schlichten Weise, „hier in Birkau sind wir allein aus das Pfarrhaus — e« ist ge rade leer —, auf das AmtShauS, worin jetzt der Herr Handrath wohnt, und auf« neue Gut, da« der Herr Fe lix Poppau bcwirthschastet, angewiesen. Der nächste Nach bar ist Herr Rolf von Wildcnborn, der Gut Adelsberg er worben hat." „Hm, und der Herr Poppau?" „Ist ein junger Mann, aber recht umgänglich und nett." „Und Herr von Wildenhorn?" „Ein passionirtcr Jäger." „Verheirathet?" „Nein, Junggeselle!" „Und der Herr Landrath?" Der Herr von Träger liegt schwer krank; er wird bald einem Jüngeren Platz machen." „Da« Ihut mir leid!" sagte Rose. „Ja, verehrtes Fräulein, der Tod fragt nicht, er mäht bald hier, bald da." Der Inspektor stand auf, empfahl sich und ging. „Ein guter Alter!" meinte Rose. „Elsa, noch eine Tasse? Sie, Mamsell Ritter?" Elsa von Lindblatt reichte die Tasse hin: „Die letzte! — Ich glaube aber, Rose, wir werden wenig auf ihn rech nen können; vielleicht, daß er eine Partie Whist mitmacht? Mamsell, da« müssen Sie auch noch lernen!" „Ach," meinte die Alte, „ich bin doch wohl zu alt, alle die Finessen de« Simple, Eahennc, Grand, 'Null, und Ma- lakow in den Kopf zu bringen." „Li, warum nicht?" Indem trat Friedrich ein und brachte aus einer silber nen Tablette die Post. Rose erhielt Zeitungen und Briefe, darunter auch eine» vom Syndikus Vollbrecht. Friedrich reichte auch Elsa ein Brieschen: beim Anblick der Handschrift rötheten sich ihre bleichen Wange», indcß kämpfte sie ihre Bewegung nieder, las den Bries unbefangen und steckte ihn dann in die Tasche. (Fortsetzung solgt.) Vermischte Nachrichten. — Halle a. S., 15. Juli. Beim Transport eine« Petroleum-Bassinwagen- wurde heute früh in der Wucherer straße der ArbeitSdraht der Oberleitung der elektrischen Stadtbahn zerrissen, ein Drahtende fiel auf den Kessel wagen, der elektrische Strom setzte sich durch die Wagentheile sort und warf die beiden Pferde zu Boden. Eines derselben wurde sofort getödtet, da« zweite erholte sich aus der Be täubung wieder. — Erfurt. Ein weißer Rabe muß e« gewesen sein, der an die hiesige Eisenbahndirektion da« solgcnde Schreiben sandte: „Ich bekam kürzlich von einem Verwandten eine nur für die Heimreise benutzte Rückfahrkarte, die ich, aus Un- kenntniß der dem entgegenstehendcn Bestimmung, zur Rückreise verwendet habe. Um vor mir selber gerechtfertigt dazustehen, erlaube ich mir, zur Ausgleichung des der Eisenbahn durch die vorschriftswidrige Fahrkartenbenutzung etwa erwachsenen Schaden« hiermit 2 Mk. zu übersenden." (Bekanntlich sind Rückfahrkarten nicht übertragbar und die Eisenbahnen lassen die Uebertretung dieser Vorschriften strafrechtlich verfolgen.! — Silberne Hochzeiten werden in diesen Tagen im Deutschen Reiche in größerer Zahl gefeiert werden. Unmit telbar nach der bekannt gewordenen Mobilmachung im Jahre 1870 und vor dem Ausmarsche der Truppen fanden außer ordentlich viele „Noch - Trauungen" statt. Feldwebel und Unteroffiziere, die verlobt waren, Reservisten und Landwehr leute, die in kürzerer oder längerer Frist einen eigenen Herd gründen wollten und ihre Wahl bezüglich der künftigen Haus frau bereits getroffen hatten, erhielten unter dem Drucke der politischen Verhältnisse den Dispens von allen vorgeschriebe- ncn Formalitäten und wurden kurzer Hand ehelich verbunden sür Leben und Tod. Solch eine HochzcitSfeier dauerte oft nur eine Stunde. Unzählig waren dabei die Thränen, welche der Abschiedsschmerz den eben verbundenen und sogleich wieder getrennten Eheleuten erpreßte. Immerhin zogen die jungen Krieger niit Beruhigung in'« Feld hinaus, wußten sic doch, daß ihr daheim gebliebenes Lieb einen rechtlichen Anspruch aus die Fürsorge de« Vaterlandes hatte. Wie viele junge Ehegatten dieser Tage in Feindesland gebettet liegen, entzieht sich der Schätzung. Aber recht viele sind doch zurückgckehrt, und e« dürfte noch eine recht stattliche Menge sein, welche jetzt die 25. Wiederkehr des Hochzeitstage» feiern. — Bei dem gräßlichen Brandunglück, welche« da« friedliche Städtchen Brotterode vernichtete, hat sich ein überaus charakteristische« Vorkommniß abgespielt: Wie die Hyänen de« Schlachtfeldes haben sich die Viehhändler einge sunden, um die Noch der Armen auszubeuten, die noch ein Stück au« den Flammen gerettet haben. Einer dieser dunklen Ehrenmänner bot für eine Kuh, die gewiß 240—280 Mark Werth war, ganze — 60 Mark. Sollte man da« wohl für möglich halten? Freilich hat der Bürgermeister den schmutzigen Gesellen da« Handwerk gelegt; denn er hat ihnen den Handel mit Vieh einfach verboten. — In einem Bierkeller zu Augsburg geriethen kürzlich fünf junge Burschen mit den, Obermüller Fromm aus Jmmendorf wegen de« Betrag« von 30 Pf. in Streit. Als Fromm da« Lokal verlassen hatte, folgten ihm seine Gegner und drangen auf ihn ein. Der Bedrohte zog einen Stockdcgen und stach aus seine Widersacher ein; einer der Letzteren blieb sofort todt. Ein Zweiter starb in vorvoriger Nacht, ein Dritter von den Burschen ist gestern gestorben. Der Thäter stellte sich selbst der Polizei. — Kuriose Reise-Onkel«. Ein Blatt erhielt kürz lich, wie die „Droguisten-Ztg." schreibt, folgende Anzeige: „Für den Vertrieb von Oelen und Lacken werden Provision» reisende gesucht. Letztere sind im trockenen Zustande glänzend und hart wie Gla«, zerspringen nicht, bekommen keine Risse und sind in dem Handel in Flaschen und Krügen aus dem Bauche mit unserer Firma versehen. — Auch ein Kurgast. „. . Wozu ist denn eigentlich der Herr Baron im Bade?" — „Zur Nachkur!" — „War er denn krank?" — „I wo! Der hat der kleinen Komtesse schon in Heringsdorf die Cour gemacht, und hier macht er ihr die Nachkur!" Kirchliche Nachrichten aus der Narochie Kibenüock vom I«. bis so. Juli I8SS. Ausgtbote»: St) Ernst Ludwig Gtäß, Eisengießer hier, ehel. S. de« weil. Karl Erdmann Gtäß, Maurer» hier und Rosa Therese Rau hier, ehel. T. des Friedrich Theodor Rau, Schuhmachers hier. Getauft: IS4) Fritz Georg Klaust unehel. Begraben: 13I> Karl Moritz Piefky, Musiker hier, ein Wittwer, 8s I. 8 M. 13 T. ISS) Hans Richard, ehel. S. des Albert August Staab, Waldarbeiters hier, 3 M. 17 T. Am 6. Sonntage nach Trinitatis: Vorm. Predigttcxt: Apostclgcsch. 6, 1—7. Herr Pfarrer Böttrich. Nachm. Bibelstunde. Herr DiaconuS Rudolph. Die Beichtrede hält Herr Pfarrer Böttrich. In Wildenthal: Vorm. 0 Uhr Predigt und heiliges Abendmahl. Herr DiaconuS Rudolph. Die Beichtrede hält derselbe. Kirchennachrichten ans Schönheide. vom. VI. p. 'I'rin. (21. Juli.) Früh 8 Uhr: Beichte und heiliges Abendmahl. Herr Pfarrer Hartenstein. Früh 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Herr Pfarrer Hartenstein. Das Wochenamt führt Herr Pfarrer Hartenstein. Chemnitzer Marktpreise vom l7. Juli 1895. ^'^"'sächsisch-Eg-w Roggen, türkischer . hiesiaer » sächs., preuß. - russischer Futtergerste Hafer, sächs., bayerisch. » preußischer Hafer, d. 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