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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189507188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-07
- Tag 1895-07-18
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Monat
1895-07
-
Jahr
1895
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folgende Bekanntmachung: Die Schifffahrt a»f dem Kaiser Wilhelm (Rordostsce)-Kanal wird dem 18. d«. Ml», ab sür Schisse bis zu 6 Meter Tiefgang srcigegcbcn. Das in dem Kanal gesunkene dänische Segelschiff „Marie", Kapitän Jürgensen, soll von einer hamburgischen Taucher- Gesellschaft gehoben werden. — Die Schisse mit dem bisher srcigegebenen Tiefgang können ungehindert passiren. — Aus Helgoland, 14. Juli, läßt ein Berliner Blatt sich melden: Auf Veranlassung des RegierungSasscssor» Grafen Bylandt ist die Landungsbrücke unter polizeilicher Assistenz vom Publikum geräumt worden. Durch diese Maßregel gehen die Besucher der Insel eine« der beliebtesten Amüsement«, der sogenannten Lästcrallee, verlustig. Bei Ankunft der Dampfer pflegten sich die Badegäste an den Geländern der Brücke auszustcllcn und die Neuankommcnden mit kritischen Blicken zu mustern. Gegen diejenigen, welche durch die kurze Fahrt auf dem Meere von der Seekrankheit etwa« mitgenommen waren, fielen ost boShaste und spöttische Bemerkungen, welche den meisten die Erinnerung an ihre Ankunft wohl nicht au« dem Gedächtniß schwinden ließ. — Ludwigsburg. Auf dem hiesigen Exerzier plätze ereignete sich Freitag Vormittag ein schwerer Un- glückrfall; anläßlich der Vorstellung de« I. württcmbergischen Feld-Artillcrie-Rcgiment« „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" Nr. 29 stießen bei einer Uebung im AngrissStempo „Marsch- Marsch" zwei Geschütze auseinander; dabei wurde einem Kanonier ein Bein dreimal gebrochen, einem Anderen mehrere Rippen eingedrückt und zwei Mann leichter verletzt. Ein Pferd mußte todtgestochen werden. Ein schenkeldicker Baum, welcher an der östlichen Lisiore des Exerzierplätze« stand, wurde vom Anprall der Geschütze umgeworfen. Die Schuld an dem Zu sammenstöße mag wohl in der sehr starken Staubcntwickelung zn suchen sein. — Em«, 14. Juli. Am Bcuedetti-Stein, der die Aufschrift trägt: „1870, 9 Uhr 10 Min. Morgen«", sand gestern Vormittag eine große patriotische Kundgebung der Kurgäste statt. Die Kurmusik mußte die Wacht am Rhein spielen, die begeistert gesungen wurde. Hieraus folgte ein jubelndes Hoch auf den Kaiser. Die Deutschen allesammt, aber auch viele Ausländer trugen Kornblumen. Am Benc- dcttistein und am Kaiserdenkmal liegen prachtvolle Kränze und zahlreiche Gedichte, auch von auswärts. — Frankreich. Da« französische Nationalscst am Sonntag (Feier de« Andenkens an den Bastillensturm) ist in Pari« ohne jeglichen Zwischenfall verlausen; die Tanzlustbar keiten in den Straßen der Stadt dauerten die ganze Nacht hindurch. Bor dem Standbild der Stadt Straßburg fanden die alljährlichen Kundgebungen statt. Auf dem Longchamps fand eine Truppcnrevue statt, der außer dem Päsidcntcn sämmtlichc Minister und die Mitglieder des diplomatischen Korps beiwohnten. — Bulgarien. Ein schweres Verbrechen ist am Montag Abend gegen Stambulow, den Retter Bulgariens, begangen worden, welches die ganze gesittete Welt mit Abscheu erfüllt. Der Telegraph meldet darüber: Sofia, Montag, 1b. Juli. Stambulow wurde heute Abend 8 Uhr, als er sich in Begleitung Petkow« auf dem Heimwege vom Union- Klub befand, von 4 Personen angegriffen und durch Revolver schüsse und Messerstiche verwundet. Der Zustand Stambulow« soll infolge des großen Blutverlustes sehr ernst sein. — So fia, Dienstag, 16. Juli. Stambulow ist am Kopfe und an beiden Armen schwer verwundet, beide Arme sind amputirt worden; Stambulow ist bewußtlos und es ist wenig Hoffnung vorhanden, ihn zu retten. Die Untersuchung wurde die ganze Nacht hindurch fortgesetzt. Am Thatortc wurden ein türkischer Handjar, ein starke» Messer und zwei Revolver vorgcfunden. Aus die Angaben de« DicncrS Stambulow« und diejenigen Pcikows wurden einige Verhaftungen vorgenommen, doch fehlt bisher jede Spur von den Mördern. Stambulow versuchte vergeblich zu reden. Bei seiner Vernehmung durch Len Staatsanwalt sagte der Diener Stambulow« au«, baß Stam bulow, Petkow und er sich aus der Heimfahrt au« dem Union- Klub befanden, als sie angegriffen wurden. Man vermuthet, daß der Kutscher de« Wagen«, in welchem sich Stambulow befand, Mitschuldiger ist, der Kutscher wurde verhaftet. — Mit diesem Verbrechen dürfte da« Urtheil de« heutigen Bul garien gesprochen sein, da« seine Selbstständigkeit nicht ver dient hat. Daß die Bulgaren die schmachvolle Behandlung Stambulow«, die in der Verweigerung seiner Abreise nach Karlsbad gipfelte, dulden konnten, beweist, daß sie jeder poli tischen Reife entbehren. Dem Morde gingen seit einigen Tagen Gerüchte von Stambulow« bevorstehender Verhaftung voraus, augenscheinlich haben seine Feinde gefürchtet, daß ihr Opfer ihnen dennoch entgehen könne. Die Zustände der öffentlichen Sicherheit in Sofia erscheinen durch da« Ver brechen in einem sehr eigenthümlichen Lichte. Wer nun auch der eigentlich schuldige Mörder sein mag — voraussichtlich wird er seinen Weg über die Grenze gefunden haben — mo ralisch schuldig oder zum wenigsten mitschuldig ist aber die Regierung, welche durch ihr Verhallen gegen Stambulow und seine fortgesetzte politische Mißhandlung ihn geradezu vogelfrei erklärte und jedem politischen Bravo preisgab, der sich von den gemeinsamen Feinden Stambulow« und Bulgariens den Blutlohn verdienen wollte. — Au« Sofia wird Wiener Blättern gemeldet: Unter Vorsitz de» ehemaligen Minister« Tontschcw sand eine Sitzung de« liberalen Kongresse» statt. Tontschew hielt eine große Rede gegen die russophilcn Bestrebungen der der zeitigen bulgarischen Regierung und führte au», die liberale Partei werde niemals eine bedingungsweise Aussöhnung mit Rußland anerkennen. Die Rede wurde von den Kongrcß- Dclcgirtcn, die zumeist der Intelligenz Bulgariens angehören, mit größtem Beifall ausgenommen. — Sämmtlichc Wiener Abendblätter drücken ihre Ent rüstung über da» Sofiaer Attentat au». Die „Neue Freie Presse" schreibt: „Nun hat die neue Aera de» Verhält nisse» zwischen Rußland und Bulgarien ihre erste schauerliche Illustration und der VerbrüderungSIaumel in Petersburg seinen entsetzlichen Widerschein erhalten." Da« „Neue Wiener Tageblatt" sagt: „Dar furchtbare Verbrechen, das gestern Abend in Sofia begangen wurde, muß Europa daran mahnen, daß die Herrschaft de« RussophiliSmu» in Bulgarien eine Aera der Gewaltthätigkeit und de« Terrorismus zu eröffnen droht. Die gedungenen Meuchelmörder werden, fall« c» ihre Auftraggeber sür nothwendig erachten, bei Stambulow nicht stehen bleiben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Juli. Am heutigen Tage sand die Uebernahmc der von der Firma A. Wagner, früher Drescher u. Co. in Chemnitz sür die hiesige Kirche gelieferte Heiz ungsanlage durch den Kirchenvorstand statt. Nach vor gängig erfolgter dreistündiger Heizung, die eine genügende Wärmemenge erzeugt hatte, wurde nach dem Urtheil de« al» Sachverständigen hinzugezogenen Herrn Director Schotola au« Schönheiderhammer, da« zur Vollendung gelangte Werk, sowohl wa« da» Material al« die Ausführung betrifft, in allen seinen Theilen als ebenso praktisch wie äußerst solid befunden, wovon sich der Kirchenvorstand durch eingehende Besichtigung überzeugte. Hoffentlich wird diese Einrichtung dazu beitragen, während der kälteren Jahreszeit den Kirchen besuch zu heben und durch Förderung des kirchlichen Sinne» ein bleibender Segen für unsere Gemeinde zu werden. — Eibenstock. Nach einer genauen Zusammenstellung zählte Eibenstock bei der am 14. Juni ds«. I«. vorgenomme nen Berufs- und Gewcrbezählung bei 1565 Haushaltungen 7299 Einwohner und zwar 3313 männliche und 3986 weib liche. LandwirthschastSkarten sind IW und Gewcrbebogen 342 eingegangen. — Leipzig. In 3 Monaten 81 Wechsel im Befrage von 38,800 Mark zu fälschen, hat der hiesige Kaufmann Ferdinand Emil Kruse, der unter der Firma Kruse L Seidel in der Packhosstraßc eine Mehl- und Butterhandlung en groS betrieb, fertig gebracht. Deshalb stand er dieser Tage vor dem Schwurgericht zu Leipzig und wurde, unter Zubilligung mildernder Umstände, wegen schwerer Urkundenfälschung zu 4 Jahren Gesängniß und 5 Jahren Ehrverlust verurthcilt. — Frankenberg. Einen traurigen AuSgang hat am letzten Sonntag eine Kindtause Hierselbst genommen: Bei einem Nachmittags-Spaziergang der ganzen Gevatterschaft nach der „Lützelhöhe" fiel plötzlich die Wirthin de« Restaurants „Zum deutschen Krug", Wittwc Meyer, welche etwa« rurück- geblieben war, aus der Hainichencrstraße um und war sofort eine Leiche. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ende be reitet und so 4 noch unversorgte Kinder zu Waisen gemacht. — Wurzen, 14. Juli. Gestern Nachmittag wurde hier von der Polizeibehörde die Beerdigung des FabrikhauSmanne« Schulz beanstandet. Natürlich erregte dies allgemeine« Auf sehen und wurden die verschiedensten Commentare daran ge knüpft. ES wird vermuthet, daß der Tod des Schulz durch Verabfolgung einer zu großen Dosis Opium und Morphium herbeigcsührt worden ist. Ob den beiden Aerztcn, I)r. Str. und dessen Assistenten IN. H., eine Schuld trifft, wird jedenfalls durch die gerichtliche Untersuchung bald festgcstcllt werden. Einstweilen wurde die Leiche vom Sterbchausc nach der Todten- halle gebracht. — Döbeln, 15. Juli. Einer unerhörten Aus schreitung, die alle Augenzeugen auf« Höchste empörte, haben sich gestern Nachmittag 5 Uhr mehrere Soldaten am Schützensestplatz schuldig gemacht. Ein dort anwohnender Hausbesitzer sah sich genöthigt, angetrunkene Soldaten von seinem Grundstück fern zuhalten und verbot ihnen da« Betreten desselben. Einer der jungen Menschen beantwortete da« Ver bot damit, daß er dem Hausbesitzer, einem alten, weißköpfigcn Manne, eine Ohrfeige gab, ein anderer versetzte ihm einen Stoß vor die Brust. Al« der Angegriffene sich in seine Wohnung flüchtete, folgten ihm die frechen Menschen und mehrere Begleiter bi« in die Stube und schlugen ihn vor den Augen seiner Familie blutig. Die rohe Szene hatte da« Ansammeln zahlreichen Publikums bewirkt, von dem c« als ein Glück betrachtet wurde, daß gerade ein Unteroffizier hin zukam und wenigstens einen der rohen Helden arretirte, ein anderer, dein die Achselklappe abgerissen worden war, wurde später auf dem Wcttinplatz von einem Feldwebel ungehalten und verhaftet, die übrigen vermochten sich aber vorläufig der Verantwortung zu entziehen. — Markranstädt. Nach 130 Jahren sind jetzt auf dem hiesigen Amtsgerichte die Akten eines Konkurse« geschlossen worden. Im Jahre 1765 wurde über da« Vermögen de« kurfürstlich sächsischen Kammer-Herrn Karl Heinrich von DieSkau zu Knauthain bei Leipzig da« Konkurs verfahren eröffnet, und im Jahre I8l5, also nach 50 Jahren, zu Ende geführt. Natürlich waren während de« allzu gründ lichen Gerichtsverfahren« manche Gläubiger gestorben. Eine Summe von 621 Thalern 1 Reugroschen und 8 Pfennigen blieb unbeansprucht bi» zum Jahre 1860, also 45 Jahre, unverzinslich im Kassenschranke de« hiesigen Gerichtsamtes liegen. Im genannten Jahre endlich wurde da« Geld in 42 verschiedenen Büchern und Beträgen von 27 Ngr. bi« 98 Thaler 26 Ngr. 8 Pf. den berechtigt Fordernden in hiesiger Sparkasse zinsbar angelegt. Da aber nach 44 Jahren Nie mand das Geld rechtlich beanspruchte, wurde da« Aufgebots verfahren eingeleitet, da» ebenfalls ohne Erfolg blieb. Nun endlich ist das Geld, da« mit den Zinsen auf 6532,Mark angewachsen ist, der Sparkasse entnommen und an den StaatS- fiSkuS abgclicfert worden. — Bärenstein. Zur Warnung für solche Militär pflichtige, welche in dem Glauben leben, sie könnten die Musterung im zweiten Jahre übersehen und e« fei genügend, wenn sie im letzten Musterungsjahre sich zur Aushebung stellen, sei folgende« mitgetheilt. Ein Sohn des Werkführers K. hicrselbst, der sich im zweiten AuShcbungS- jahre in Oesterreich in Kondition befand, kehrte nach hier zurück und vergaß, sich sofort behufs Nachmusterung resp. zu der am 26. Juni in Annaberg stattgehabten General-Muster ung zu stellen. Vor einigen Tagen wurde nun der junge Mann um 1 Uhr Mittag« abgeholt, und am Nachmittage desselben Tages befand sich derselbe bereit« in Chemnitz, um seiner Militärpflicht al» aktiver Soldat zu genügen. — Ansprung b. Zöblitz, 15. Juli. Der Gutsbesitzer Thiele machte mit einer Mähmaschine da» Gra» auf seinem Felde nieder. Sein 3jährige« Söhnchen hat wahr scheinlich den Vater aus dem Felde ausgesucht und setzte sich, unbemerkt von demselben, in da« Gra«, in dessen Nähe die Mähmaschine arbeitete. Auf da» Schmerzensgeschrei de« unglücklichen Kinde» hin sah der beklagenSwerthc Vater, daß dasselbe mit den Füßen in die Mähmaschine gerathen war, welche dieselben entsetzlich zerfleischte, so daß sie abgenommen werden müssen. — In Blasewitz wurde in der Sonntagnacht ein Neubau, der bi» in da« Parterre gediehen war, gewaltsam zerstört. Angcfangene Mauern waren umgcrissen, Steine au« der Lage gebracht u. s. w., kurz e« sah au», als ob die Vandalen dort gehaust hätten. Man nimmt an, daß ein Racheakt »orliegt. E« soll am Sonnabend Abend dort zwischen einer Anzahl Arbeiter und dem Polier zu Lohndifserenzen gekommen sein. «uS vergangener Zeit — für unsere Zett. Berlin, 17. Juli 1870, Abends. Die französisch« Regierung Hai an di« süddeutschen Regierungen di« drohende Aufforderung gerich- tet, sich in 24 Stunden darüber zu erklären, ob sie neutral bleiben wollen. Stuttgart, 17. Juli I87t>. Der König ist heute Morgen ö Uhr hier eingetroffen. Ein sosort stattgehabter Ministerrath hat die sosortige Modilisirung de« ganzen Armeekorps, sowie die Einberusung der Stände beschlossen. Schleswig, 17. Juli 1870. Di« Regierungen von Rußland. England und Nordamerika haben erklärt, daß die Nordsee als neutral zu betrachten sei. Auch da« dänische Kabine! hat beschlossen, Neutra lität zu beobachten. München, 18. Juli 1870. In der heutigen Sitzung der Ab geordnetenkammer brachte der Kriegsminister einen Gesetzentwurf ein, betreffend einen außerordentliche» Kredit sür militärische Zwecke. Der Minister empfiehlt die Genehmigung und bemerkt hierzu, «S handle sich nicht mehr um die spanische Thronfrage, sondern um die deutsche Frage. (Allgemeiner Beifall!) Berlin. 18. Juli 1870, Nachm. Der Kronprinz ist vom Könige zum Oberkommandirenden der gesummten süddeutschen Armee ernannt, ein Beweis nicht minder dafür, wie hochwichtig der König diese Stell ung erachtet, als auch sür die so sehr erfreuliche Thatsache, daß die Schutz- und Trntzbündnisse allerseits in Treue aufrecht erhallen werden. — Zum Uebersall hat Napoleon den Augenblick gewählt, wo in dem Lager von EhalonS die neuen Divisionen zur Ablösung der alten an gekommen, also beide vereinigt sind. Diese Arinee soll 200,000 Mann zählen. Die Westbahn soll sick> verpflichtet haben, sammtlichr Soldaten, Pferde und Kanonen in 18 Stunden an die Grenze zu schaffen. Die ersten Truppen aus Algier sind bereits in Frankreich emgetroffen. Wi- in den meisten franz. Feldzügen wird Süddeutschland den ersten Anprall auSzuhalte» haben. Die franz. Armee wird sich zwischen dem Norden und Süden dazwischen zu fchleden, also auf Mainz vorzugehen und längs de« Main sich auszustellen suchen. In Berlin glaubt man, daß von Luxemburg und von der Pfalz relp. Straßburg her die ersten Vor märsche der Franzosen «rsolgen werden. Die Ansgabe der deutschen Festung wird sich rächen. Pari«, 18. Juli 1870. Der genaue sranzösisch« Feldzug-Plan ist: Einen raschen Stoß nach Hessen hineinmachen, um die drei Mächte des Süden« zu neutralisiren. Frankfurt loSreißen und sich dort be festigen. DaS ganze preußische Gebiet auf dem linken Rheinufrr rein fegen. Dann in Westfalen eindringen und seine Linke auf Hannover und Dänemark stützen. Preußen wird über die Elbe zurückgeworfen. Endlich einen deutschen Bund (Rheinbunds wieder ausrichten, von wel chem Oesterreich und Preußen ausgeschlossen wären. Berlin, 18. Juli 1870. Wollte hat im Minister- und KriegS- rathe in Ueberetnstimmung mit dem Kriegsminister v. Roon erklärt, daß Preußen hinsichtlich seiner HeereSversassung, Ausrüstung, Hilfsmittel :c. noch nie in der Lage gewesen sei, mit solcher Aussicht aus Ersolg einen Krieg anzunehmen, wie gegenwärtig. Er sei sehr genau über den Fort schritt der französischen Rüstungen unterrichtet und demnach sei eine militärische Ileberrumpetung seitens Frankreichs nicht zu fürchten. Wien, 18. Juli 1870. Im gestrigen Ministcrrath entschied sich der Kaiser, trotzdem einige Stimmen dagegen waren, für Einhaltung der strengsten Neutralität. Berlin, IS. Juli 1870, Mittags. Der Reichstag de« Nord deutschen Bundes ist von Sr. Maj. dem König Wilhelm mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Thronrede macht Miltheilung von der französischen Kriegserklärung; ani Schluffe der Rede heißt es: „Wir werden nach dem Beispiel Unserer Väter sür Unsere Freiheit und sür Unser Recht gegen die Gewaltthat fremder Eroberer kämpfen, und in diesen! Kamps, in dem Wir kein anderes Ziel verfolgen, als den Frieden Europas dauernd zu sichern, wird Gott mit UnS sein, wie er mit Unfern Vätern war." - Köln, IS. Juli 1870. Die Feindseligkeiten haben begonnen. Der Saarbrücker Zollinspektor meldet: Die französischen Truppen sind heute in preußisches Gebiet eingesallen, sie durchsuchten das Zollamt und nahmen 2 Grenzausseher gefangen. Zu gleicher Zeit sind aber auch die Preußen bei Forbach über die Grenze gegangen. Gin Htückskind. (7. Fortsetzung.) „Dann ist es gut! Lassen Sie öffnen, wenn Sie später al« zehn Uhr kommen!" „Ja wohl!" Sie ging. Rose kam eben in den Hausflur, als sie mit dem an geblichen Diener hinaus wollte. Jener bog den Kopf zur Seite, Rose aber fragte: „Wohin, Elsa?" „Zur Tante," lautete die kurze Antwort und dahin schritten beide bi» zu einer Droschke; der Diener stieg mit ein. „Merkwürdig," sagte Rose zu sich selbst, „war mir da« Gesicht de« Bedienten nicht bekannt? Ich sollte fast meinen." Al« die beiden in der Droschke saßen, flüsterte der angeb liche Diener dem Droschkenlcnker zu: „Die Promenade um die Stadt und hierher zurück." „Sehr wohl." Und jetzt begann Edgar Elsa zu beschwören, die Seinigc zu werden. „Siehe," sagte Edgar leidenschaftlich, „ich bin freilich noch ein gering besoldeter Assessor, aber ich werde Karriere machen. Zwei Jahre, und eine heimliche Verlobung ist doch so reizend, so unsäglich wunderbar." Er hatte ihre Hand ergriffen, er hatte so berauschend gesprochen. Er kannte die Frauennatur. Sic neigte sich an ihn. Al» um 10 Uhr die Droschke hielt und der Diener da« gnädige Fräulein ehrfurchtsvoll bi« an da« Gartengitter geleitet hatte, war Alle« besprochen: die Adresse, unter der man sich postlagernd schreiben wollte, wo und wann da nächste Rendezvous stattfindcn sollte. Elsa schwamm in einem Meer von Wonne; Edgar von Güldau selbst, so herzlos er sonst sein konnte, fühlte sich wie berauscht: da« schönste Weib war sein. Al« Elsa in ihr Zimmer wollte, trat ihr Rose entgegen: „Nun, gottlob, da bist Du ja, Elsa. Was wollte denn die Tante?" „Ach, eine Kaprice, Rose. Ich dachte c« mir; aber bitte, sprich nicht darüber." „Gewiß nicht." „Die Tante wollte mich — verheirathen!" „Wie?" „Mit einem alten — Herrn Rath." „Gott bewahre! Eine Rose und eine Distel Ihut man nicht in einen Strauß zusammen." „Da« dachte ich auch. Ich lehnte ab." „Gottlob! Da« also bedeutete Deine Unruhe?" „Ja, ich wußte davon. Aber ich bin ein arme« Mäd chen, Rost; da hieß c« kämpfen." „Meine gute Elsa! Wa« nun Deine Armuth betrifft, bin ich nicht reich? — Du bleibst bei mir, wenn ich aus mein Gut Birkau ziehe, al« meine Gesellschafterin, al« meine Schwester und Miterbin." „O, Du goldene» Herz!"
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