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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189507118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-07
- Tag 1895-07-11
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Monat
1895-07
-
Jahr
1895
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bei.Brunsbüttel 8l) Schifte durch den Kanal, u. A. ein eng lischer Dampfer, welcher wegen seiner Größe reichlich 1700 M. Kanalabgaben zahlen mußte. Obgleich die Abgaben im Kanal clwas höher sind al» die aus ter Lider, wird ersterer doch sehr viel auch von den Segelsahrzeugen benutzt. Wenn ihre Besitzer auch außer den sonstigen Abgaben noch die Schleppkosten entrichten müssen, so wählen sie doch meisten« noch lieber den Kaiser Wilhelm-Kanal al» die Eider, weil wegen de« kürzeren Wege« und der schnellen Beförderung mit den staatlichen Kanal-Schleppdampfern recht viel Zeit er spart wird. Auf der ganzen Kanalstrecke sind jetzt die noch rückständige» Arbeiten überall wieder ausgenommen. In der Hauptsache handelt es sich nur noch darum, die nach und nach von den Userwcrken her in da« Kanalbett gesunkenen Schlammmassen wieder auSzubaggern und überall die vor schriftsmäßige Tiefe herzustellen. — Es liegt unverkennbar im Plane der Reichsregierung, eine Landung deutscher Marinctruppen in Marokko an zuordnen. Wie es heißt, hat der Kreuzer „Kaiserin Auguste" vier Boot«- und Landungsgeschütze, die zur Armirung der zweiten Division gehörten, an Bord genommen. In unter richteten Kreisen wird angenommen, daß dem Piratenwesen an der Küste und den Räubereien im Innern nur durch eine Expedition zu Lande wirksam gesteuert werden kann. ES erscheint nicht ausgeschlossen, daß andere europäische Rationen sich einer solchen Strafexpedition anschließen. — Metz. Zum 2k>. Male kehren die Jahrestage von Eolombeh, von MarS-la-Tour-Bionvillc und von Gravelotte-St. Privat wieder und reicher und schöner denn je zuvor wird da« deutsche Bolk die Gräber der Helden und ihre Denkmäler schmücken. Tausende von Mitkämpfern werden die jetzt so friedlichen Stätten wiedcrschauen, und der verklärte Geist der Gefallenen wird daS lebende Geschlecht zu neuem Schwur für de« Vaterlandes Ruhm und Ehre erwecken. Die Ver einigung der Schmückung- und fortdauernden Er haltung der Kriegergräber und Denkmäler bei Metz versendet aus Anforderu ausführliche Programme über die Veranstaltungen, welche zu Ehren der Gefallenen in diesem Jahre getrosten werden. Hieraus ist hervorzuheben: 14. August: Allgemeine Schmückung der Kriegergräber und Denkmäler auf der Ostseite (Eolombeh, Neuillh, Noisseville). >5. August: Schmückung der Kriegergräber aus der Westseite (Vionville- Mar«-la-Tour, Gravelotte-St. Privat). >8. August: Feierliche Schmückung sämmtlichcr Denkmäler auf der Westseite. Theil- nahmc an der Einweihung de« AuSsichtSthurmcS. Daran anschließend: Gedenkfeier an die Schlacht von Gravelotte. Die Vereinigung übernimmt wie seither die Niederlegung von Kränzen für Angehörige, Freunde u. s. w. hier ruhender Krieger und bittet um thunlichst zeitige Ueberscndung oder vorherige Anmeldung. Geldbeiträge zur Schmückung sind willkommen, auch stehen Sammellisten zur Verfügung. Adresse für Packele und Briefe: „Vorstand der Vereinigung zur Schmückung der Kriegergräber, Metz"; Adresse für Geld sendungen: „Jona», Schatzmeister der Vereinigung zur Schmück ung der Kriegergräber, Metz". Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Das Kaiscrpanorama im „Engl. Hof" führt den Besucher seit Sonntag nach der Lagunenstadt, nach Venedig. Die aus Il8 Inseln erbaute Stadt wird von 137 Canälen durchzogen. Die Häuser ruhen auf einem Roste von Eiscnpfählen, über dem starke Lärchcnholz-Dielen liegen, aus welche dann die Steine aufgesetzt sind. Vor unserem Auge ziehen die königlichen Paläste, Kirchen, vor Allem die wundervolle MarkuSkirche, die Perle aller Wunder werke Venedigs, vorüber, das alles nicht weniger fesselnd als da» eigenthümlichc Leben auf den Canälen, auf den Plätzen und Straßen und insbesondere die Gondel-Auffahrt vor der Ankunft Kaiser Wilhelms II., dessen Ankunft und der Verkehr, Schulschiff „Moltke" Salut gebend, König Humbert, da» Boot verlassend. — Johanngeorgenstadt. In der Nacht zum Sonn abend kam hier in einem neugcbauten Hintergebäude de» Bäckermeisters THemel Feuer au», durch da« dasselbe zer stört wurde. Dar Hauptgebäude konnte erhalten werden. Der Besitzer wurde noch in der Nacht von der Brandstelle weg verhaftet. — Au« Chemnitz, 7. Juli wird berichtet: Anläßlich de» XV. Mitteldeutschen Bundesschießens, da« heute hicrselbst seinen Anfang nahm, war unsere Stadt reich mit Blumen und Flaggen geschmückt. Um 11 Uhr 30 Mi», traf Se. Maj. der König mittelst Sonderzuge» hier ein und wurde auf dem Bahnhose von den Spitzen der Behörden empfangen. Nachdem Se. Majestät die aufgestellte Ehren compagnie abgcschritten hatte, begab Sich derselbe unter dem brausenden Jubel der zahlreich erschienenen Volksmenge nach dem „Römischen Kaiser", woselbst ebenfalls eine Ehrencom- pagnic aufgestellt war. Von dort au« beobachtete der König den Vorbeimarsch de» über 3000 Theilnehmer zählenden Fest zuge«, der sich mit seinen prächtigen Festwagen und seinen historischen Gruppen trefflich ausnahm. Wie zahlreich die Vereine und Korporationen betheiligt gewesen sind, geht schon darau« hervor, daß der Zug, trotzdem große Gruppen eng geschlossen marschirten und keine Stockungen vorkamen, den noch über dreiviertcl Stunden währte; 23 Musikkapellen be gleiteten den Festzug, dessen einzelne Gruppen vor dem Hotel Sr. Majestät Ovationen in Form von Hochrufen, Hurrah«, Heilrufen u. s. w. darbrachten, in die da« Publikum lebhaft einstimmtc. Nachdem der Zug durch eine Abthcilung Chem nitzer Schützen eröffnet worden war, folgte zunächst in einem prachtvoll au«gestattetcn Wagen unter einem von Festjung frauen umstandenen Baldachin da» dem Zuge vorangeführte BundeSbanncr, da« Vormittag« vor dem Gasthaus lur „Linde" von dem BundcSpräsidium dem Polizcidirektor als Vertreter der Stadt feierlich überreicht worden war, welch letzterer da« Banner bis zum nächsten Bundestag für die Stadt Chemnitz in Verwahrung nahm. Dem Banner folgten in zahlreichen Equipagen der Bundesvorstand, Chemnitzer Schützen und der Vereinigte Festau«schuß. Im Zuge marschirten sodann zu nächst die Schützenvereine, denen sich die gewerblichen Ver eine und Korporationen von Chemnitz, die Militärvereine, Gesang, Turn- und Radfahrer-Vereine u. s. w. angeschlossen hatten. Sehr belebt und gehoben wurde da» Bild durch kostümirle Gruppen und reich ausgestattete Prunkwagen, die von verschiedenen Korporationen gestellt worden waren. Be sonder« hervor traten namentlich die Wagen der Schneider- Innung, der Festwagen der Lhemnitia, die verschiedenen Haupt gewerke von Chemnitz darstellend, die Fleischer-Innung zu Pferde sowie die Fleischergesellen, die auf einem Wagen die Wurstfabrikation darstellten u. s. w., reisende Handwerksburschen in charakteristischer Au-stattung, ferner ein Montagewagen der Telegraphen-Bau-Anstalt, die Bäcker-Innung mit einem riesigen Stollen, ein Brauereiwagen der Firma Paul Hempel und ganz besonder» der Wagen de« Jagdschützen-Verein«, de» dramatischen Verein», der den Freischütz in mehreren Bildern verkörperte, und die Schützen-Gesellschaft „Diana". Einen prächtigen Eindruck machten auch die nach Hunderten zählen den Radfahrer, deren Räder sämmtlich mit Blumen geschmückt waren, ferner die verschiedenen Kegel- und Fechlklud«, Mili tär- und andere Vereine, meist auch durch Wagen und Reiter in Kostümen vertreten. Einen hübschen Wagen, al« Rettungs boot gedacht, hatte auch der Verein Steamer Hansa gestellt. Den Schluß de» Zuge« bildeten die Turnvereine und Chem nitzer Schützen. Nach Beendigung de« Festaufzuge« nahm Se. Majestät der König an dem von der Stadt im Kasino veranstalteten Dejeuner «heil. Sodann erfolgte eine Fahrt nach Einsiedel zur Besichtigung der Thalsperre dortselbst. Gegen '/<6 Uhr besuchte der König den Fcstplatz in Alten dors. Dortselbst wurde Se. Majestät mit einem Gesänge de« Chemnitzer Sängerbundes unter Leitung de« städtischen Kapell meister« Pohle sowie mit einer Ansprache de« Schützenvor stehers und Gcmeindevorstande» ehrerbietigst empfangen. Se. Majestät besichtigte die Schießstände, die Festhalte, sowie mehrere Vergnügungszelte. In der nächsten Umgebung Sr. Majestät besanoen sich Ihre Excellenzen die Herren Staat«- Minister v. Metzsch, Oberftallmcister v. Ehrenstein, General- Adjutant Generallieutenant v. Treitschke, sowie KreiShaupt- mann ». Welck. Nach einem halbstündigen Aufenthalte auf dem Festplatze fuhr der König nach Chemnitz zurück und trat die Rückreise nach Dresden an. — Plauen. Nirgend» an der sächsischen Grenze wird der Biehschmuggel so flott betrieben, al« au« dem Eger- lande nach den vogtländischen Dörfern. Meist vom böhmischen Orte Roßbach au« wird da« Rindvieh in dunklen Nächten nach Sachsen getrieben, und die Grenzbeamten wissen genau, daß — wenn in Roßbach viel Vieh in einzelnen Gehöften angesammclt — bald wieder ein Biehschmuggel auSgefiihrt wird. Am Freitag standen drei Schmuggler vor dem Land gerichte, die in der Nacht zum 24. Februar einen Transport Ochsen über die Grenze zu bringen versucht hatten. Den Grenzbeamten war e« damals gelungen, einen der Schmuggler fcstzunehmen, der dann seine beiden Genossen, die mit dem Vieh entkommen waren, verrathen hat. Die Schmuggler er hielten recht beträchtliche Strafen, und zwar der Weber Zimmer au« Bergen, der nur al« Treiber thätig war, 7 Monate Gefängniß und eine Strafverschärfung von einem Monat Gefängniß und der wohlhabende Gutsbesitzer Müller au« Bergen 1 Jahr 6 Monate Gefängniß und eine Straf verschärfung von 2 Monaten Gefängniß. Außerdem hat Müller eine Geldstrafe von 2250 Mark zu bezahlen al« Ersatz für neun Ochsen, welche zu konfiSziren gewesen wären. Der dritte Angeklagte, der Gutsbesitzer Scherzer in Hundsgrün, wurde wegen Mangel an Beweisen freigesprochcn. — Plauen. Eine Rabenmutter, welche sich ihre« eigenen, außerehelich geborenen, 18 Monate alten Kinde« zu entledigen trachtete, befindet sich gegenwärtig hier in den Händen de« Gericht«, bez., da dieselbe Geistesstörung heuchelt, zur Beobachtung im Stadtkrankcnhause. Nachdem körperliche Mißhandlungen aller Art den Tod de« bcklagenswcrthen Kinde« nicht zur Folge hatten, zwang die entmenschte Mutter ihr Kind schließlich, Salmiakgeist zu trinken, und diese ätzende Flüssigkeit führte allerdings den Tod de» armen Wesen« herbei. — Meißen. Vorige Woche ist der an hiesiger Trie- bischthalschule wirkende Lehrer Arthur Köhler wegen Sitt- l.chkeitSverbrechen in da« Königliche Amtsgericht eingelicfert worden. — Für die Turner, die an der diesjährigen Alpen turnfahrt theilnehmen, bietet sich diesmal beste Gelegenheit, billig Straßburg, die Reichslande und die Schlachtfelder von 1870/71 zu besuchen. Anläßlich des vom 3. bis 6. August in Straßburg stattfindendcn 6. KrciSturnfestc« de» 10. deutschen TurnkreiseS (Badcn-Elsaß-Lothringeii, Pfalz) sind für die Theilnehmer Abschlüsse getroffen worden, die e« jedem Turner, der zur Zeit in Süddeutschland sich aushält, leicht machen, jene historisch wichtigen Punkte aus billige Weise zu besuche». Der Inhaber einer Turnfestkarte — zu beziehen nach An meldung vom Kreisvertreter Nußhagen-Itraßburg bi« zum 27. Juli — erhält dafür: Freie Wohnung vom Sonnabend bi« Montag ; eine Festschrift mit einem Führer durch die Stadt und die Ausstellung, freien Eintritt auf dem Festplatz und die Ausstellung; Fahrpreisermäßigung auf den Eisen bahnen in Baden, Elsaß-Lothringen und in der Pfalz der gestalt, daß man gegen Vorzeigung der Festkarte eine einfache Fahrkarte erhält, die zur freien Rückfahrt berechtigt; endlich Ermäßigung bei den Fahrten auf den Booten der Motor bootgesellschaft. Da« Programm für diese» KreiSturnscst ist ein vielgestaltige«. Zum Schluß sind Turnfahrtcn nach den Vogesen in Aussicht genommen. Günstiger kann wohl kaum Gelegenheit geboten werden, um die „wunderschöne Stadt" Straßburg und die Reichslande kennen zu lernen. — 935 ehemalige Krieger in Sachsen sollen auf Grund de« Gesetzes, betreffend die Beihilfe an bedürftige Personen de« Unteroffizier- und MannschaftSstande«, welche an den Feldzügen von 1870/71 oder an den von deutschen Staaten vor 1870 geführten Kriege» ehrenvollen Antheil genommen haben, Beihilfen von 120 Mark jährlich empfangen. Die« macht eine jährliche Ausgabe von 112^00 Mk. Im Ganzen werden im Deutschen Reiche gewährt für 15,000 Empfänger 1,800,000 Mark. I. Ziehung 1. Klasse 128. König!. SLchs. Lander-Lotterie, gezogen am 8. Juli 1895. 25.000 Mark aus Rr. »7523. 20,000 Mare aus Nr. 44183. 5000 Mark aus Nr. 80024. ZOOO Mark aus Nr. 19535 3100» 48»2I. 1000 Mark aus Nr. 15059 18229 22712 »1720 44108 4972« SISSI 85599 88882 »0850 9S7S4. 500 Mark aus Nr. ISS» 14181 1815» 17485 IS583 2I98I 22928 2494» 25585 40704 49824 49075 54848 59»»» 8299« 88417 8770» 8SS87 78337 82757 »4718. ZOO Mark auf Nr. 570 25S5 2171 52SI 5500 87»S 7455 8485 »7SI 12810 I5S2» 15014 1805» I8S85 I 785I 18»I» >»022 19884 21405 22810 28827 »4S1« 8877» »8055 48»05 45522 48148 50825 54051 55540 58288 5848» 59881 8258» »»804 »4438 84»99 8889» »7843 88285 89120 71148 72707 73384 75824 77241 77158 77888 81804 82594 88398 »5342 »7255 9829t 9985». 2. Ziehung, gezogen am 9. Juli 1895. 30,000 Mark aus Rr, 78S87. IO.OVO Mar» aus Nr. 7827. 5000 Marl aus Rr. 41885. 5000 Mar» aus Rr. 4253». 3000 Mark aus Rr. 1I»47 1548». 1000 Mar» aus Rr. 3243» 4025» 80457 85818 8842» 89882 »0851 92»U »5572. 500 Mar» aus Nr. 17854 25528 28205 85598 38328 37321 48931 50081 55131 55914 80438 92088 »8123. ZOO Mar» auf Nr. 1288 8282 I I827 18480 20194 20808 27180 2807» 30455 31089 34978 35374 35840 38251 40139 48472 48031 50022 52588 55088 55801 59388 80320 81048 81804 »1887 83512 85185 70448 72815 72727 80850 8195» 82588 8813» 8S788 »1898 94588 94855 95087 97980 98375 99104 »9125 »»»45. Au» vergangener Zeit — für unser« Zeit. 10. Juli. (Nachdruck verboten.) ! Mit einer Unverfrorenheit und Zudringlichkeit, die beispiellos, be drängte nunmehr Benedetti den greisen König in EmS. Am 10. Juli 1870 suchte der Franzose den König wieder auf der Promenade auf, wiederum in den König dringend, er solle eine der französischen Kammer genehme Erklärung abgeben. Selbst die größte Demüthigung deS König- I aber hätte dem Kaiserlichen Frankreich gegenüber nichts genützt, das den Krieg um jeden Preis wollte. In einer Unterredung GramontS mit dem englischen Gesandten war an diesem Tage nur nocb von einem Verbote des Königs, von einem Rücktritt des Prinzen auf den Rath deS M j Königs dze Rede; der freiwillige Rücktritt war in den Hintergrund ge- k? schoben, während die kriegerischen Vorbereitungen in Frankreich bereits s in vollem Gange waren. 11. Juli. Prinz Leopold, voll Edelsinns und Liebe zum deutschen Vaterlande, t hatte sich, um nicht Ursache eines furchtbaren Krieges zu werden, der den Schein haben konnte, als werde er um dynastischer Interessen willen geführt, auf Bismarcks Rath entschlossen, auf den spanischen Thron zu verzichten; am II. Juli 1870 theilte er dies seinem Vater mit, sowie < der spanischen Regierung. Fürst Anton von Hohenzollern sandte von Sigmaringen aus folgende Depesche an Herrn Olözaga, spanischen Bot schafter in Paris „Ich mache es mir zur Pflicht, Ihnen die wörtliche Copie eines Telegramms zngehen zu lassen, das ich soeben an den Mar schall Prim nach Madrid gesandt: Gegenüber den Verwickelungen, welche Z durch die Kandidatur meines Sohnes Leopold entstanden, Verwickelungen, die notwendigerweise einen gewissen Einfluß auf die Cortes ausüben müssen, sodaß ein Votum derselben nicht wohl ohne Mitwirkung von Elementen möglich wäre, welche der Person, um welche es sich handelt, ' durchaus fremd sind, trete ich im Namen meines SohneS von der Kan- l! didatur auf den spanischen Thron zurück." Man hätte glauben sollen, H daß damit der Streitfall endgiltig erledigt sei. Paris, 10. Juli 1870, Abends. Wie der „Constitutionell" mel det, hat die französische Regieruug heute Morgen die erste Meinungs äußerung des preußischen Kabinets erhalten, welches absolut jedes Inter esse betreffs der Thronkandidatur des Prinzen von Hohenzollern ablehnte. „Constitutionell" hält dafür, daß diese Erklärung Frankreich nicht ge nügen könne, und daß der König von Preußen seinerseits dem Prinzen von Hohenzollern jede Autorisation zur Annahme der Krone verweigern müsse. Paris, 11. Juli 1870, Morgens. Der „Constitutionell" sagt im Anschluß an seine letzte Meldung, daß durch Benedetti an den König von Preußen in Ems das bestimmte Verlangen gestellt sei, daß der König den Prinzen von Hohenzollern zur Ablehnung der spanischen Krone veranlasse. Benedetti sei angewiesen worden, auf Beschleunigung der Antwort zu dringen, da man für dieselbe nur eine kurze Frist ge währen könne. Berlin, 11. Juli. Das Auswärtige Amt hat den Vertretern des Nordd. Bundes in Deutschland mitgetheilt, daß die verbündeten Regierungen, insbesondere die preußische, sich jeder Einwirkung auf die spanische Königswahl bisher enthalten haben und ferner enthalten wer den, indem sie diese Angelegenheit als eine ausschließlich Spanien und den demnächst gewählten Thronkandidaten persönlich angehende jederzeit betrachtet und behandelt haben, wie dies die Achtung vor der Unab hängigkeit Spaniens von selbst bedingt. Das Vorstehende sei der fran zösischen Negierung bekannt, wenn auch eingehende und vertrauliche Er« örterungen durch den Ton verhindert wurden, in welchem die Angelegen heit von Haus aus durch die französischen Minister öffentlich besprochen worden. Berlin, 11. Juli 1870. Krieg-Minister General v. Roon traf cher die z. Zt. hier anwesenden ^limster, der des Innern, des Handels und der Justiz, theilnahmen. Veranlassung hierzu gaben die aus Paris eingegangenen ernsten Nachrichten. Ein Glückskind. Roman von C. v. Ilmenau. (4. Fortsetzung.) Damit erbrach er das Siegel, entfaltete da» Dokument und la«: „Ich, Gert Lüßhorn, setze hiermit bei gesundem Sinne und nach reiflicher Erwägung meine Adoptivtochter, Rose Winding-Lüßhorn, zur Universalerbin meine« gesammten Ver mögen«, meiner Häuser an der Burgwall-Promcnade, am Spielplatz und in der Jüdenstraße, sowie meine« Gute» Birkau ein; doch soll dieselbe gehalten sein, die Verwaltung de« ihr vermachten Vermögen» bi« zu ihrer Mündigkeit in den Hän den de» Herrn Kommerzicnrath« Schmalfuß zu belassen, den ich während einer dreißigjährigen Praxi» als durchaus erprobt befunden habe. Ueber die Anlage der Gelder sollen jedoch die Vormünder, die ich ernennen werde, mit zu berathen haben. „Auch soll meine Erbin gehalten sein, folgende Legate durch den vorbenannten Verwalter des Vermögen«, Herrn Kommerzienrath Schmalfuß, auSzahlen zu lassen: 1) an die drei Kinder de« ehemaligen Gcmeindehirten Joachim Schwelge zu Lüßhorn in Westfalen oder deren Erben je zweihundert Thaler; 2) an die Armenverwaltung zu Lüßhorn in Westfalen zweihundert Thaler; 3) an meine Wirthschasterin, Mamsell Dora Ritter da hier, eintausend Thaler; auch wird diese Dame meiner Er bin derart empfohlen, dieselbe im Hause bei sich leben zu lassen und für ihren Unterhalt zu sorgen; wie denn auch vorbenannte Mamsell Ritter gehalten sein soll, meiner Erbin während deren Minderjährigkeit dienend und rathend mütter lich zur Seite zu stehen; 4) an meinen Gutsinspektor Berthold Liebler aus Birkau zweitausend Thaler, wobei die Voraussetzung in« Auge gefaßt ist, daß selbigem die Gutsverwaltung ohne zwingenden Grund nicht genommen wird; für den Fall einer Entlassung aber soll meine Erbin gehalten sein, dem genannten Herrn jährlich bi» zu seinem Abschiede eine Pension von vierhundert Thalern zu zahlen; b) an die Armenverwaltung dieser Stadt die einmalige Summe von sechstausend Thalern. Die Vormünder meiner Tochter sollen gehalten sein, bi« zu zweitausend Thaler jährlich bi« zur Mündigkeit für deren geistige Ausbildung aufzuwcnden. Mit dem MündigkeitSeintritt hat meine Erbin über den Gesammtbesitz selbstständig zu verfügen. Gert Lüßhorn." Rose erschrak, die Vormünder waren sprachlos, Mamsell Ritter aber flüsterte Rose zu: „Kind, welch ein Glück, welch ein Glück!" Der Präsident la» darauf da« Gutachten de« Gerichts arzte« vor, wonach sich der Erblasser geistiger und leiblicher Gesundheit erfreut habe, al« er da« Testament eigenhändig niederschrieb. Dann folgten die gerichtlichen Akte der Ein tragung. fl r u d d d d tt ri te al st se sa re K Ml ne ab da G: M gci Di die Fr> sie Ho lich ges< die Zw mit beit St< kn Ent 4 b 7 10, 12. N, 19, 20, 22, 24, 2k>, 26, 27,l 29,i 33^ 34^
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