204 Mineralisationsablauf gesamten Lagerstättenbezirk persistenten Mineralabfolgen einwandfrei gegen einander abgegrenzt werden. Durch die damit gegebene Untergliederung in mehrere charakteristische Mineralisationsakte erhält der gesamte Mineralisa- tionsverlauf eine gewisse natürliche Systematik. Dabei wurden die traditionel len, teils im Freiberger Bergbau stark verwurzelten Bezeichnungen für die einzelnen Erzformationen bzw. Mineralabfolgen weitgehend beibehalten. Sowohl ältere Arbeiten als auch vor allem neuere Untersuchungen innerhalb des Freiberger Lagerstättenbezirkes haben ergeben, daß innerhalb der erzgebirgi- schen Metallprovinz mindestens zwei Mineralisationszyklen auftreten, die ver schiedenen orogenetischen und damit metallogenetischen Epochen angehören 17 (Baumann 1966). Der 1. Mineralisationszyklus entstand im Gefolge der varisti- schen Orogenese (Karbon—Perm) und brachte die Sn-W-Formation, die kb- Formation, die uq-Abfolge und die eb-Formation zum Absatz. Zum 2. Minera lisationszyklus (Ob. Trias—Tertiär) gehören neben der eba-Abfolge die fba- Formation und die BiCoNiAg-Formation. Beide Mineralisationszyklen sind innerhalb des gesamten Freiberger Lagerstättenbezirkes verbreitet, wobei ihre Hauptmaxima an unterschiedliche Bereiche und Gangstreichrichtungen ge bunden sind. Seitens des Chemismus ist für beide Mineralisationszyklen ein zyklischer Wech sel des Redoxpotentials charakteristisch, indem beide jeweils mit einem hohen Oxydationspotential beginnen (Bildung der Sn-W-Abfolge bzw. der eba-Ab folge) und mit einer reduzierenden Phase enden (Sulfidbildungen der eb-Forma tion bzw. der Ag-S-Abfolge). Eine zusammenfassende Darstellung von Öffnungstektonik, Altersfolge und Intensitätsablauf der Mineralisation in den Lagerstätten der Freiberger Rand gebiete geben Tabelle 2 und Bild 109 (s. Beilage). 4.1.1. Der 1. Mineralisationszyklus Sn-W-Formation: Bei hohem Sauerstoffpartialdruck kommt es zur Bildung der bekannten erzgebirgischen Sn-W-Paragenesen mit Silikaten (Quarz, Feld spat, Glimmer), verschiedenen Sn- und Fe-Oxiden (Zinnstein, Hämatit) sowie Mn-, Fe- und Ca-Wolframaten (Wolframit, Scheelit). Diese Erzformation, deren Ausscheidung bereits im pegmatisch-pneumatolytischen Stadium beginnt, konnte im Freiberger Raum bisher nur sporadisch nachgewiesen werden. Wie bereits im Zentralteil (Oelsner 1930, Baumann 1958), so wurden auch in den Randgebieten Zinnstein I und Wolframit nur in relativ geringen Mengen ange troffen. Auf Grund des fehlenden pneumatolytischen Quarzes auf den Freiberger Gängen 18 und der hydrothermalen Tracht des Zinnsteins sind diese Bildungen als reliktische katathermale Endglieder der Sn-W-Formation zu deuten. Ver mutlich wurde der größte Teil der primär umfangreicher gewesenen Mineral- 17 Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte man, wie besonders die Arbeiten von BER- NARD (1963 a. b) zeigen, auch in den Lagerstättengebieten der Böhmischen Masse. 18 Im bisher aufgeschlossenen Teufenniveau von Freiberg konnten auf den Gängen einwandfrei pneumatolytische Mineralbildungen noch nicht nachgewiesen werden.