Eine abschließende und umfassende Deutung der tektonischen Daten und Be obachtungen der vorliegenden lagerstättengeologischen Bearbeitung wird z. Z. durch die Tatsache erschwert, daß die neueren Untersuchungen über den Auf bau des erzgebirgischen kristallinen Grundgebirges sowie die petrographischen und tektonischen Zusammenhänge bei der Entstehung des geologischen Rah mens des Freiberger Lagerstättenbezirkes noch keinen endgültigen Abschluß gefunden haben. Wir folgen daher hier im wesentlichen den bereits vorliegenden neuen Untersuchungsergebnissen von Watznauer (1959), Schmidt (1959), Pietzsch (1962) und Baumann (1963). 1.2.1. Tektonischer Bau und Werdegang Das flächige Parallelgefüge s k 2 der Freiberger Graugneise bildet im Bereich des Lagerstättenbezirkes eine elliptisch geformte „Kuppel“ mit einer in Richtung WNW — ESE streichenden Längsachse. Im Zentralteil des Lagerstättenbe zirkes liegt der Kern dieser kuppelartigen Aufwölbung (= „Kerngneise“), öst lich von Freiberg wird die Kuppel durch das Niederbobritzscher Granitmassiv unterbrochen, in dessen Umgebung die Gneise gestört und teilweise aufgesteilt sind. In den peripheren Kuppelteilen fällt das s k -Gefüge im allgemeinen mit annähernd 30° flach nach außen hin ein. Dementsprechend sind die „Unteren Graugneise“ des Kerns von einer Hülle „Oberen Graugneises“ umgeben, die nach außen, z. T. an Störungsflächen, durch Gneisschiefer, Rotgneise, Glimmer schiefer oder Phyllite abgelöst werden. Die Grenze zwischen Gneis und Glim merschiefer ist nicht primär, sondern es liegen meist Störungen vor, die vermut lich in direktem Zusammenhang mit der Faltungstektonik des Grundgebirges stehen. Innerhalb der Freiberger „Kuppel“ liegt gleichfalls keine einfache un gestörte Aufeinanderfolge der Gneislagen vor, sondern es konnten hier neuer dings starke Faltungen aufgeschlossen werden (Gotte. 1956, Baumann 1958 und 1963). Die Achse der großen nordvergenten „Glimmerschieferfalte“ von Brand besitzt dabei die gleiche Streichrichtung (110°/flach E) wie die Kuppelachse. Auch die von Schmidt (1959) bestimmten b-Lineationen der Kerngneise folgen etwa dem Streichen der Kuppelachse. Südlich der großen Graugneisaufwölbung von Freiberg schließt die Saydaer Rotgneiskuppel an. Das Zentrum der durch Störungen stark gegliederten Gneiskuppel besteht aus einem Kern körniger Muskovitgneise (mGn), der von einer Hülle streifiger Muskovitgneise (mgn) und Granatglimmerschiefer (mg) umgeben wird. Die Firstlinie der Kuppel streicht gleichfalls in Richtung WNW— ESE. Gegen die umgebenden Graugneisgebiete wird die Rotgneiskuppel durch Störungen begrenzt. Weiter nach S gehen die Gesteine der Kuppel in die Rot gneise des Katharinaberger Gebietes über. 2 SCHMIDT (1959) bezeichnet das prä- bis parakristalline Flächengefüge mit s k , im Gegensatz zu dem nachkristaliinen Flächengefüge s r , welches das ältere s k unter spitzen Winkeln bis zu 40° schneidet. In den tiefen Teilen der Freiberger Kuppel sind die s r -Flächen gelegentlich rekristallisiert, so daß eine Trennung vom älteren s k sehr schwierig ist. Deutlich ausgeprägte s r -Flächen konnten von BAUMANN (1958, Bild 4a) beobachtet werden.