Gangbezirk von Gersdorf-Roßwein 155 Der größte Teil der NE—SW streichenden Morgengänge führt Paragenesen des 1. Mineralisationszyklus. Auf Grund der Gangtextur und Mineralzusammenset zung läßt sich bevorzugt auf den oberen Sohlen der „eq-Typ“ feststellen, der nach der Teufe schnell in den „Normaltyp“ der kb-eb-Formation übergeht. Auf einigen Gängen überwiegt stellenweise die Kupferparagenese. Neben dem grauen, „hornsteinartigen“ Quarz I und dem weißen, teils stengelig kristallisierten Quarz II sind an Gangarten auch die Karbonate relativ weit verbreitet. Sie sind eng mit dem Quarz verwachsen und weniger auf eigenen Trümern zu finden. Von den Karbonatvarietäten überwiegen der Braunspat I und Kalkspat I den Siderit I und Manganspat. Bei den Erzmineralen treten die Kiese in ihrer Intensität auffällig zurück. Dabei zeigen sowohl der Arsenkies I als auch der Pyrit I weniger eine feinkristal line Struktur als eine grobkristalline bis derbe Ausbildung (= normaler kb- Typ). Sporadisch waren Arsenkies II und Pyrit II zu beobachten. Zinkblende I, Kupferkies, Tetraedrit I und Bleiglanz I überwiegen quantitativ alle anderen Sulfidminerale. Dabei können lokal die beiden Kupferminerale noch stärker vorherrschen. Der Kupferkies ist ohne Zinkblendeentmischungen. Neben dem Auftreten der Sulfide in Form von feinen Einsprenglingen treten Pyrit I, Zinkblende I und Bleiglanz I auch in kompakten, zentimetermächtigen Trümern auf. Zusammen mit den Karbonaten der eb-Formation sind teils in feinen Ein sprenglingen im Quarz I und II, teils auch in derben Partien bzw. kristallisiert die bekannten Silbersulfantimonide der Ag-Abfolge zu beobachten: Miargyrit, Pyrargyrit I (weitaus vorherrschend), Stephanit (relativ verbreitet), Poly- basit sowie Argentit und ged. Silber. Daneben sind stellenweise noch Freibergit (= Weißgültigerz) mit umgelagerter, z. T. verglaster Zinkblende III, Kupfer kies und Bleiglanz II zum Absatz gekommen. Charakteristisch für die meisten Gänge des 1. Mineralisationszyklus von Gers- dorf ist die Begleitung durch jüngere, „weiche“ Trümer des 2. Mineralisations zyklus. Bereits Werner (1791) erwähnte die große Verbreitung der fba-Formation im Gebiet von Gersdorf. Die Abfolgen des 2. Mineralisationszyklus sitzen teils auf derselben Gangspalte, teils verlaufen sie als eigene Trümer in einem be stimmten Abstand dazu parallel bzw. durchsetzen und verwerfen das ältere Gangtrum. Die jüngeren tektonischen Öffnungsbewegungen führten hier in einem Umfang zur Bildung von Doppelgängen, wie sie sonst nur noch im Zen tralteil des Freiberger Lagerstättenbezirkes (Revier Muldenhütten) beobachtet werden konnte. Daß dabei bestimmte Wechselwirkungen stattgefunden haben müssen, dürfte bei den intensiven Berührungsmöglichkeiten der Mineralabfol gen anzunehmen sein. Die Mineralisation dieser jüngeren Gangbildungen besteht im wesentlichen aus krummschaligem Baryt (Kalkbaryt) sowie Fluorit (lauchgrün bis gelb), Quarz und Karbonaten (Braunspat, Kalkspat), die lagenförmig angeordnet sind (= Kalkbarytparagenese und „Edle Geschicke“). In geringem Umfang sind innerhalb dieser Gangarten noch grobkristallin eingespiengter, silberarmer Bleiglanz, Kupferkies (teils grobkörnig), Schalenblende, Melnikowitpyrit und