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IS» Umwechselung angenommen. Die großen Zwanzig» Pfennigstücke au- Nickel werden erst mit dem 31. Dezember 1902 außer Cour» gesetzt. — Die Ziehung der 1. Klasse 141. Königl. sächs. LandeS-Lotterie soll am 7. und 8. Januar 1902 erfolgen. — Für den Miethwechseltermin am 1. April 1902 eraiebt sich au» den Bestimmungen des neuen bürgerlichen Gesetzbuch» eine Schwierig keit. auf die Mirther und Bermiethrr am besten schon jetzt Rücksicht nehmen. Da nämlich der 31. März 1902 ein staatlich anerkannter allgr- meiner Feiertag (Ostermontag) ist, braucht nach 8 193 de» bürgerlichen Gesetzbuch» eine Wohnung, die bi» zu diesem Tage gemiethet ist, erst bi» zum Ablaufe des 1. April, d. h. bi» Mitternacht zwischen dem 1. und 2. April, geräumt zu werden, während der neue Miether die Wohnung schon vom Morgen de» 1. April an beanspruchen kann. — Für die Kündigung von Mirth- wohnungen, vermietheten Geschäftsräumen und dergl. bestimmt da» neue bürgerliche Gesetz buch bekanntlich, falls nicht ander» vereinbart worden ist, daß die Kündigung nur für den Schluß eine» Kalendervierteljahres zulässig ist und noch am dritten Werktage des letzten Kalenderviertel- jahreS erfolgen kann. Vielfach besteht nun die Meinung, daß infolgedessen in allen Fällen die Zeit, während deren gekündigt werden kann, gegen früher um den Zeitraum bis zum Abläufe deS dritten Werktags verlängert worden sei. Das ist aber nicht richtig! Daß die Kündigung noch am dritten Werktage deS Vierteljahrs zulässig ist, gilt an sich nur dann, wenn über die Kündigung gar nichts ausgemacht ist, sodaß dafür die gesetz lichen Bestimmungen anzuwenden sind. Ist aber eine Kündigungsfrist bestimmt, so muß auch frist gemäß gekündigt werden; bei vierteljähriger Kündigung also vor Beginn deS Vierteljahres, an dessen Ende das Miethverhältniß aushört, für den 31. März 1902 z. B. spätestens am 31. Dezember 1901. Ist bei der Festsetzung viertel jähriger Kündigung aus den Umständen zu ent nehmen, daß die Betheiligten damit nur das Gelten der gesetzlichen Kündigungsfrist haben Her vorheden wollen, so kann auch noch am dritten Werktage des letzten Vierteljahrs gekündigt werden. In Zweifelsfällen wird es natürlich gut sein, zu einer Zeit zu kündigen, zu der die Kündigung sicher noch rechtzeitig ist. — Eines der merkwürdigsten Gesuche, die jemals an die Petitionsdeputation des sächs. Landtages gerichtet worden sind, ist dir Petition um Erlaß eines Gesetzes wegen ärztlicher Behand lung unheilbar kranker Personen. Der Gesuch- steiler wünscht, daß ein Gesetz erlassen werde, daS dem Arzte gestattet, unheilbar kranke Personen auf ihren ernsten Wunsch zu vergiften. Der rein menschliche Standpunkt gestattet eine verschiedene Beurtheilung dieses Wunsches, den die Deputation kurz mit dem Hinweise abgelehnt hat, daß dieses Begehren gegen die ReichSgesetzgrbung verstoße. Damit konnte man sich ohne Weiteres einer Besprechung dieses etwas peinlichen Themas entziehen. Die vorliegende Nummer deS „sächsischen Erzählers-ist die letzte, die in dem zu Ende gehenden Jahre zur Ausgabe gelangt. Wir bitten deshalb alle Diejenigen, die den „sächsischen Erzähler" (Amtsblatt) durch die Post beziehen, die Bestellung umgehend zu erneuern, wenn die» bisher nicht schon geschehen ist. Der „sächsische Erzähler" kostet vierteljährlich 1 Mk. 50 Psg., monatliche» Abonnement SO Pfennige. U. Rammenau. Dank der christlichen Nächstenliebe, welche sich ganz besonder» zum lieben WeihnachtSsest bethätigt, konnte auch in unserer Gemeinde in diesem Jahre wiederum in den Nach mittagsstunden de» ersten Weihnachtsfeiertages in dem ersten Klassenzimmer unserer Schule beim strahlenden Christbaum 18 alten, hilfsbedürftigen Personen, welche Geldgeschenke erhielten, sowie 23 ärmeren Kindern, welche mit Kleidungsstücken be dacht wurden, eine WeihnachtSfrrude bereitet werden. Diese schöne Feier wurde mit Gesang sroher Weihnachtslieder, vorgetragen von Schul kindern unter Leitung de» Herrn CantorHrntschke, eröffnet, worauf Herr Pastor Schmink mit er greifenden Worten «ine zu Herzen gehende An sprache an die Geber und Empfänger hielt und herzlich bat, daß man auch in Zukunft da» christ liche Liebeswerk unterstützen möge. Mit schönen Deklamationen und Gesang wurde die für alle Teilnehmer erhebende Feier geschloffen. Die Mittel kamen wiederum von den Zinse« der ge stifteten Legate, von kleinen Ersparnissen, von Geld und Kleidungsstücken, Geschenke von Sr.Exz. General der Kavallerie Herrn v. Kirchbach «ad Familie auf Rammeuau, voa tzerreu Pastor Schmink D« apristvlrr Gott« 4 und Cantor Hentschke. Allen, welche durch Wohl thun Glück und Freude bereitet, sei e», daß sie diese» Unternehmen durch Gaben von Geld und Kleidungsstücken unterstützten, sei r», daß sie ihre Kräfte in diesen Liebesdienst gestellt haben, gebührt herzlicher, inniger Dank. Mögen sie AlleSenug- thuung in den freudestrahlenden Gesichtern der Be schenkten gesunden haben. L Bautzen, 29. Dezember. Noch recht zeitig dem sicheren Todte entrissen wurden die beiden 8- und 9jährigen Knaben der Wittwe de» Lehrer» Mattitzk, die sich auf der mit einer dünnen Eisdecke überzogenen Löbau tummelten und plötz lich an einer über 2 m tiefen Stelle einbrachen, wobei ein Knabe sogar unter die Eisdecke grrieth. Ihre Rettung ist dem schnellen und entschlossenen Eingreifen der beiden Brüder Nitschkr und der Arbeiter UrbanSky und Noppelt, sowie dem sofort hrrbeigerufenrn Arzte, der die bereits bewußtlosen Knaben, von denen einer über 20 Minuten unter Wasser gewesen war, nach großen Anstrengungen durch Anwendung der künstlichen Athmung inS Leben zurückrief und zwar den einen nach einer Stunde, den andern ober erst am andern Morgen. — Vom Hits. Konservativen Verein ist zur Frier des 18. Januar eine größere BolkSfestlichkeit ge plant, bei welcher Herr Geh. Kirchenrath Superin- tendent vr. Pank-Leipzig den Festvortrag über den Fürsten BiSmarck halten wird. Zu der Fest lichkeit haben alle königstreuen Männer und Frauen Zutritt. — In Anerkennung seiner guten Führung und seines Diensteifers wurde Herrn Postschaffner Johann Kurio hier eine silberne Ankeruhr, welche in Gravierung daS Porträt Sr. Maj. de» Kaisers trägt, verliehen und durch Herrn Postdirektor Jacobi überreicht. — Am 1. WeihnochtSfeiertage wurde auf der Dresdner Straße in der Nähe von Rattwitz ein Töpfergeselle auS Göda von einem Unbekannten überfallen, mißhandelt und seines Stockes beraubt. Der Thäter wurde noch an demselben Tage von der hies. Polizei festgenommen und. von dem Ueberfallenen wiedererkannt. Er entpuppte sich als der vom Kgl. Amtsgericht zu Marklissa seit Juni vor. Jahre» steckbrieflich ver folgte Fleischer Klemen» Kreusel auS Grünborn bei Königgrätz. — Herr Wagensabrikant Gall- Bautzen hat eine Laterne für AcetylengaS konstruirt, die an der Wagendeichsel anzubrmgrn geht und die Straße 50 m vor den Pferden tageshell erleuchtet. Die Laterne ist gesetzlich geschützt und hat bereits eine gute Aufnahme im In- und AuSlande ge funden. — Herr Gärtnereibesitzer Hentschel hier, der dem Kirchenvorstande 25 Jahre lang angehört, ist von der hies. Kgl. KreiShauptmannschast in Anerkennung seiner Verdienste um daS Wohl der Kirche ein Belobigungsdekret ertheilt und durch die beiden Vorsitzenden deS Kirchenvorstandes auS- gehändigt worden. Kamenz, 25. Dezember. Bei der Wahl von vier Vertretern aus der Klasse der Höchst besteuerten in die Bezirksversammlung wurden die Herren Rittergutsbesitzer Oskar Hustig auf Neu städte! und Geheimer Kommerzienrath Hempel auf Ohorn wieder-, sowie Fabrikbesitzer Ernst Herm. Müller in Kamenz und Fabrikbesitzer Adolf Werner in Großröhrsdorf neugewählt. — Beim hiesigen Bahnhofs-Erweiterungsbau hat sich schon wieder ein Unglücksfall ereignet. Der vom Bau unternehmer Philipp beschäftigte 50jährige Stein arbeiter Klein auS Lirbenau hatte sich trotz wiederholten Verbots de» Schachtmrister» an einem sitzen gebliebenen Sprengschusse mit einer Spitzhacke zu schaffen gemacht. Dabei ging der Schuß plötzlich los, wodurch der Genannte im Gesicht stark verbrannt wurde. Er ist infolge dessen hingrstürzt und auf daS Gestein derartig aufgeschlagen, daß er schwere Kopfverletzungen er litten hat. Sein Zustand ist bedenklich. Zittau, 27. Dez. Im Mühle'schrn Braun kohlenwerke „TotteSsegen" in Olbersdorf ereignete sich am ersten Feiertage ein recht betrübender Unglücksfall. Der mit der Grubenwache beauf tragte 3vjährige Bergarbeiter Willner, Bater von 5 unmündigen Kindern, verschied im Förderschachte de» Werke» durch Einathmen giftiger Grubengase. Meißen. Durch den gleichzeitigen Verlust zweier werthvoller Pferde wurde einem in nächster Nähe Meißen» wohnende« Gutsbesitzer dir Weih- nachtSfreude arg getrübt. Die Thiere hatten sich ia der Christnacht von ihren Halftern loSzumachea gewußt, waren dann nach dem Futterkasten ge gangen und hatten sich gründlich überfrrffeu. Morgen» beim Betreten d«S Stalle» fand man da» «ine bereit» todt im Stalle liegend vor, während da» andere auf dem Wege zu« Thier arzte verendete. Grimma, 28. Dezember. In dem Otte Grechwitz brach« gestern Nachmittag vier Schul mädchen tu» Alter voa 7—10 Jahre« durch da» ,»»» Ei» de» DorsteicheS. Zwei Herbeieilrade Studenten brachten rin» der Mädchen lebend an'» Land und zogen die drei übrigen todt au» dem Wasser. Leipzig, 27. Dezember. Am 20. Septbr. dieses Jahre» war ia einer in der Davidstraße gelegenen Privatwohnuna rin Einbruchsdiebstahl verübt worden, wobei die Diebe Wrrthpapiere, Einlagebücher und Pretiosen erlangt hatten. Der Werth de» Gestohlenen betrug über 8000 Mark. Der hiesigen Staatsanwaltschaft ist es nun ge lungen, die Thäter in einem 41jährigen Reisenden au» Bauernfeld, einem 23jährigen Portier au» Connewitz und einem 23jährige« Lageristen au» Wehlitz zu ermitteln und zu verhaften. — Dem Paletotmarder, der dieser Tage die 1000 Mark in Baar erwischte, ist da» Geld zum verderb ge worden. Der Langfinger, rin 23 Jahre alter Zimmermann au» Heimbühl, begann einen lustigen Tag zu feiern und verjubelte in dem Zeitraum von einigen Stunden 300 Mark. Dir» fiel auf und der Langfinger wurde verhaftet. Leipzig. Geradezu ein Kampf ward am Heiligabend um die Eroberung von Christbäumen geführt. Während in den zwei Vorjahren Bäume in Mengen wieder abgefahren werden mußten, reichte diesmal der Bedarf bet Weitem nicht au» und die Preise schnellten zur Freude der Händler fabelhaft in die Höhe. Für kleinste Tannen wurden 3 bis 4 Mark verlangt und bezahlt. Tausende freilich, welche geglaubt hatten, zuletzt auch am billigsten kaufen zu können, erlangten einen Christbaum überhaupt nicht mehr. Al« am Montag ein bairischer Händler drei Wagen ladungen Bäumchen brachte, umringten eine große Anzahl Händler die Gefährte und bestahlen den Eigenthümer in schamlosester Weise, ehe Polizei zu Hilfe kam. — Bon der Noth der Zeit war während der Festtage nicht« zu spüren, denn alle Theater, BariSlSS und sonstige Vergnügungsstätten waren völlig auSverkaust. — Die unglückliche Buchhaltersehesrau Bogel, die in Verzweiflung darüber, daß ihr Mann sie im tiefsten Elend verlassen hatte, ia ihrer in der Moltkestraße hier befindlichen Wohnung sich und ihre drei Kinder im Alter von 12, 8 und 4 Jahren durch Leucht- gaS erstickte, wurde am Dienstag in aller Stille auf dem Südfriedhofe hier zur ewigen Ruhe be stattet. Die geistliche Tedächtnißrrdr hielt Archi- diakonuS Teichgräber von St. Andreas, der auf Grund der Weihnachtsepistel den Anverwandten reichen Trost spendete. Die Mutter mit dem jüngsten Kinde und die beiden ältesten Kinder waren je in einen Sarg gebettet. Bon dem Ehemann fehlt bis jetzt noch jede Spur. — In einem am Brühl belegenen Gasthofe schoß sich am ersten Feiertage ein auS Dresden hier zugereister Gastwirth zwei Mal in den Kopf und zwei Mal in die Brust. Trotz der hierdurch erlittenen schweren Verletzungen befindet der Unglückliche sich noch am Leben. Mißliche Vermögeus- verhältnisse sind der Grund zur That gewesen. Chemnitz. Die 3 sauberen Bürschchen, welche vor einigen Tagen aus der Besserungsanstalt Sachsen burg entwichen waren, haben in der Nacht zum Dienstag ia einer Schankwirthschaft der BerSdorfer Straße eingebrochen. Durch Eindrücken einer Fensterscheibe gelangten die Spitzbuben vom Hose auS in die Gaststube, wo ihnen 3 Mk. Wechselgeld, ein Paar Herrenstiefeletten mit Gummischuhen, eine Flasche Kaiserpunsch und 1 Mk. als Beute in die Hände fielen. Bei diesem Einbruch konnten die Diebe noch nicht ermittelt werden. Die sauberen Herrchen stellten sich am 1. WeihnachtSseiertag, früh 2 Uhr, in demselben Lokal wieder ein. Dies mal ging es ihnen aber verkehrt, denn der Wirth war in seiner Wohnung noch munter und durch ein verdächtige» Geräusch aufmerksam ge worden. Er schlug Lärm und die Hetzjagd über Mauern und Zäune ging lo». Der Wirth, die Hausbewohner und ein hinzugekommener Schutz mann nahmen die Verfolgung der Verbrecher auf und e« gelang auch zwei derselben festzunrhmen- Der dritte sprang über die Mauer deS alten Friedhöfe« und konnte vorläufig entkommen. Am Donnerstag gelang e» nun der Kriminalpolizei, auch den dritten Kumpan ia einem Vergnügung». Etablissement der inneren Stadt festzunehmen. Die kleine Exkursion von Sachsenburg nach Chemnitz dürfte den Dreien schlecht bekommen. Zwickau. Eine unangenehme Weihnachts überraschung ist der benachbarten Gemeinde Ecker»- bach bereitet worden. Seit ungefähr 14 Lagen hat sich der Ziegeleibrsitzer und Gemeindevorstand Ehrler von dort entfernt «ad ist bi» jetzt noch nicht znrSckgrkhrt. Eine am Weihnacht»hriligea- abend durch einen Beamten der Köntzl. Natt», hauptmaonschast vorgraommear Kaffeareviflon rr-aß da» gehlen von etwa SO,000 Mk. Wettere Veruntreuungen «erden vermachet. tziater dch»