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1»» , . ). dar; wenigsten» giebt eS bislang kein erwähnen», werthere» eigentliche» politische» Ereigniß au» der selben »u vrrzrichnrN. Wo» da« anfgetauchte SrnsationSgerücht anbelangt, in zolltarisfreundlichrn Reich»tog»kreisen wolle man nächsten» den formellen Antrag stellen, die MindtstzÜlle für Te tr e i d e im neuen Zolltürifenlwurs fallen zu lassen, so charakterisirt die'„Deutsche TageSztg.- diese Mittheiluntz al» einen plumpen Fühler. — Die erschütternde Elsenbahnkatastrophr bei Altenbeken hat den preußischen Eisenbahnminister veranlaßt, neue Bestimm» »gen über die Bewährung von Prämien für die Ent deckung oder Verhütung von Eisenbahnschäden und für die Ermittelung von Eisenbahnsrevlern zu treffrn; im Wesentlichen handelt es sich um eine nicht unbeträchtliche Erhöhung der bereit» in dieser Hinsicht bestehenden Prämien. — Energischer gehen die Berliner Universitä tSbrhör- den gegen die polnischen Demonstranten an der Univerfitüt vor. Zwei der Theilnehmer an der polnischen Demonstration in der Vorlesung de» Professor» Schiemann sind durch Beschluß de» akademischen Senat« rrlrgirt worden, zwei anderen Theilnehmern wurde die nämliche Strafe ange droht. Ein fünfter Theilnehmer an jener Demon stration, ein Student au» Russisch-Polen, ist al» „lästiger Ausländer" einfach auSgewiesrn worden. — Der bisherige Beigeordnete der Stadt Metz, Ströver, ist durch landesherrliche und vom kaiserlichen Statthalter vollzogene Verordnung zum Bürgermeister der lothringischen Hauptstadt ernannt worden, zum neuen Beigeordneten wurde Architekt Heister ernannt. Der deutsche Bischof für Südschantung, Panger, hat seinen Jahresbericht für diese chinesische Provinz veröffentlicht. In demselben wird die freundliche Haltung de» damaligen Gou verneur» Juanschikai und seiner Beamten gegen über Panger hervorgehoben und dann erklärt, gegenwärtig herrsche in Südschantung überall Ruhe, iber der Frrmdenhaß wurzele noch tief in der Bevölkerung, auch sei da» Befühl der Unsicher heit allgemein. In Oesterreich ist da« parlamentarische Leben unmittelbar nach den WeihnachtSfeiertazen zunächst in einer Reihe von Einzellandtagen wieder erwacht. Am 27. Dezember wurden die Landtage von Oberösterreich, Mähren, Schlesien, Salzburg, Görz und GradiSka in der herkömm lichen Weise eröffnet. In den aristokratischen Kreisen Wiens droht die bekannte Spielaffaire im dortigen Jockey Club, bei welcher ein Clubmitglied über zwei Millionen Kronen verlor, noch zu einem großen Skandal zu führen. Aus besonderen Befehl des Kaisers hat die Wiener Polizeidirektion eine Untersuchung in dieser Angelegenheit eingeleitet, ein gerichtliches Nachspiel wird Nachfolgen; unter den compro- mittirten Clubmitgliedern befindet sich auch ein Anverwandter deS kaiserlichen HauseS, der junge Prinz Franz Joses von Braganza. Mehrere französische Generäle sind durch Beschluß des MiuisterratheS zu Divisions kommandeuren ernannt worden. Unter ihnen be findet sich auch General Baillard, welcher eine Brigade de» nach China entsandten französischen Expeditionskorps befehligte. Wieder in de« aktiven Dienst eingestellt wurde General GeSlin de Bourgognr, welcher 1900 wegen einer demon- strativen Kundgebung für die monarchistische Partei durch ZurdiSposttionSstellung gemaßregelt worden war. — Die außerordentliche Session der französischen Deputirtenkammer ist am 26. Dezbr. geschlossen worden. Dir mit der Anleihesrage zusammenhängende CrisiS in Bulgarien wird laut einer offiziösen Meldung au» Sofia dadurch ihre Beilegung finden, daß da» Ministerium Karawelow durch den Eintritt einiger Stambulowisten in dasselbe rrconstruirt wird. Inzwischen dürft« die Auslösung der Sobranje erfolgt sein. Der Sultan begab sich am 26. Dezember anläßlich de» Feste» de» 15. Rancezan» mit den Ministern und anderen Würdenträgern aus dem Seewege vom Alldiz-Palast nach Stambul. Abend» kehrte er auf demselben Wege zurück; ein Zwischen, fall ereignete sich während diese» hergebrachten Aus fluge» de» Padischah nicht. In England hat man da» merkwürdige Kunststück fertig bekommen, rin ganz neue« Armeekorps für London aufzustellen. Wenigsten» versichert eine Londoner offiziöse Meldung, das selbe werde 1500 Offiziere und 35,304 Mann mit 1183 Pferden und 90 Kanone« stark sein. Bon diesem stattlichen Sollbrstand wird indessen ein guter Thril wohl auf dem Papier stehen bleiben, außerdem dürfte sich unter dem neuen Armeekorps zahlreiche» Fallstaff-Material befinden. D« Schach« «»Ml«, «ett» » Der chilenisch-argentinische Brenz- ko» slikt, der einen kriegerischen AuSgang zu nehmen drohte, ist noch in der letzten Woche de» alten Jahre» befriedigend beigrlegt worden. Chile und Argentinien sind überringekommen, ihre Mannschaften au» dem strittigen Eordillrrengrbiet zurückzuziehen, die definitive Regelung dieser Grenzfrage aber einem Schiedssprüche England» zu überlassen. Der argentinische Minister de» Aeußern, Alcorta, hat dem betreffenden Protokoll endgiltig zugestimmt und hierbei erklärt, der von seinem chilenischen College« Minister Janez, her- beigeführte Zwischenfall sei bedeutungslos. Bon Janez war ein Wort im Protokoll geändert worden, infolgedessen der Gesandte Argentinien» in Santiago, Portrla, bereit» abermals mit seiner Abreise ge droht hotte. — In der chilenischen Hauptstadt geht das Gerücht von einer in Buenos Ayrr» auS- gebrochenen Revolution. Der seit vielen Wochen in Mexiko ver sammelte panamerikanische Congrrß hat sich jetzt endlich wenigstens hinsichtlich der Errichtung eine» Schiedsgericht» bei Streitigkeiten zwischen den amerikanischen Staaten geeinigt. Neue« Palais bei Potsdam, 29. Dezbr. Zu der gestrigen Abendtasel bei Ihren Majestäten waren der Reichskanzler Graf von Bülow und der Großbritannische Botschafter Sir Fr. LaScelle» geladen. Nachmittags hörte der Kaiser den Bor trag deS Grafen Bülow. Beinahe wäre der Kronprinz ein Opfer deS schrecklichen Unglücks bei Neuenbeken am Freitag geworden. Er ist einen Tag, bevor das Unglück geschah, mit demselben Zuge von Köln nach Berlin gereist, und es hat ursprüng lich in seiner Absicht gelegen, die Reise einen Tag später anzutreten, so daß er dann mit dem ver unglückten Zuge selbst gefahren wäre. Hof, 29 Dezember. Der in der hiesigen Müntzelschen Buchdruckerei, gegründet 1642, er scheinende „Hofer Anzeiger" begeht am 1. Januar 1902 den Tag seines 100jährigen Bestehen». Aus diesem Anlasse ist eine interessante Festschrift erschienen und außerdem ist eine größere lokale Festlichkeit vorbereitet. Lübeck, 29. Dezember. Zur Feier deS 500- jährigen Bestehens der Schiffrrgesellschast vereinigten sich heute die Mitglieder derselben, sowie Vertreter ähnlicher Gesellschaften in Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Kiel mit den Mitgliedern de» Senats zu einem Festmahle. Die Handelskammer und zahlreiche Vereinigungen überreichten werth volle Geschenke und Glückwünsche. Während deS Festmahls wurde ein BegrüßungStelegramm an den Kaiser gesandt. DaS alterthümliche Gesell- schastshaus ist festlich geschmückt. Biele Häuser tragen Flaggenschmuck. Wien, 29. Dez. Der Dekan der chemischen Schule an dem hiesigen Polytechnikum, Hofrath Perger, ist gestern Abend plötzlich gestorben. Wien, 28. Dez. DaS Unterrichtsministerium ist durch eine Spende in die Lage versetzt worden, das Boecklin'sche Gemälde „MeereS-Jdylle" aus Berliner Privatbesitz für 100,000 Mark für die zu gründende moderne Galerie anzukaufen. Uebergetreten zum evangelischen Glauben sind in Graz im abgelausenen Kirchenjahre 468 Personen, während 21 Personen aus der evange lischen Kirche auStraten, so daß sich ein Zuwach» von 447 Seelen ergiebt. Moskau, 29. Dezbr. Die Zoologische Ab« theilung der hiesigen Naturforscher-Gesellschaft bereitet eine Expedition nach dem Persischen Golf vor. Curayao, 29. Dez. Die venezuelanische Regierung giebt bekannt, daß der Insurgenten führer Mendoza bei La Puerta völlig geschlagen worden sei und die Stadt Ortiz am 24. Dezbr. auf der Flucht und nur von 40 Anhängern be gleitet, berührt habe. Buenos AyreS, 28. Dezbr. Die Kund- gedungen wiederholten sich gestern Abend auf der Plaza de Mayo. Die Polizei ging mehrere Male gegen die Theilnehmer an der Kundgebung vor. Mehrere Personen erlitten hierbei Verletzungen. Willemstad, 28. Dez. Nach hier einge- gangenen Nachrichten breitet sich die Revolution in Venezuela au». Da« ganze Land befindet sich jetzt im Zustande der Revolte. Die Landung br» Generals MatoS, de» Leiter» der aufrührerischen Bewegung, mit Kriegsmaterial wird täglich er wartet. — Die venezuelanische Regierung hat de« Verkehr auf der deutschen Eisenbahn einstellen lassen, weil die Gesellschaft sich weigerte, Truppen zu befördern, ohne Garantien für ihr etwa er wachsenden Schaden zu erhalten. New-Jork, 29. Dezbr. Nach einer Depesche au» Willemstad hat die deutsche Gesandtschaft in Caracas bei der venezuelanischen Regierung nach- dryckstche» Einspruch gegen die Einstellung de» Eisenbahnverkehr» erhoben. Washington, 29. Dezember. Wie hiesige» diplomatischen Kreisen amtlich antgetheilt worden ist, hüt Argentinien seine Weigerung, dem am 25. Dezember ^unterzeichneten Protokoll brizutreten, zwar noch nicht amtlich notifizirt, jedoch sehe man die in nscht formeller Form erhobenen Einwände de» argentinischen Gesandten Porte!« gegen die Bestimmungen de» Protokoll«, welche von der Zurückziehung der Polezeitruppe au» Ultima Esperanza und dem Schiedssprüche de» König» von England handeln, al» eine ernste Gefährdung der Beilegung der Streitfrage an. Born Burenkrieg. Bestimmte Einzelheiten über die neueste empfindliche Schlappe der Engländer in Südafrika, die Erstürmung de» englischen Lager» unter Oberst Firma«» bei Twerfontrin, durch Dewet stehen noch immer au». Englische Privat meldungen sprechen indessen von 100 Tobten und Verwundeten, sowie von 200 Gefangenen, welche Vie Engländer bei dieser Affaire verloren haben sollen. Wenn alsbald daraus von englischer Seite gemeldet worden ist, daß General Hamilton da» Lager de» Kommandanten Prrtoriu» in der Nähe von Orangia überrascht habe, wobei ein Bur getödtrt Und 15 Buren gefangen genommen worden sein sollen, und daß Oberst Dumoulin» in derselben Gegend den Feldkornet Jakobu» Dutoit mit 28 Mann gefangen genommen habe, so machen letztere Meldungen fast den Eindruck, al» seien sie lediglich bestimmt, durch Aufbauschung unbedeutender Vorgänge die englische Niederlage bei Twerfontrin in ihrer Wirkung nach Außen möglichst abzuschwächen. Inzwischen ist den Eng ländern bereit» wieder ein neue» Mißgeschick zu gestoßen. Eine Sbtheilung der berittenen Infanterie de» General» Spener wurde im Bezirke von Ermelo durch die Buren überrascht, wobei sie 10 Todte und 15 Verwundete verlor. Die Engländer suchen glauben zu machen, sie würden jetzt von Buren darin unterstützt, die Ruhe im Lande wiederherzustellrn. ES sei unter den Buren, die sich ergeben hätten, die Bewegung im Wachsen begriffen, sich den National ScoutS anzuschließen und so eine raschere Beendigung des Krieges herbeizuführen. Infolge der vortrefflichen Dienste der ScoutS in letzter Zeit sei die Erlaubniß rrtheilt worden, zwei neue Abthrilungen für Ost- und SüdtranS- vaal zu errichten. Es seien bereits zweihundert Mann unter bekannten Bärenführern, die von ihnen selbst gewählt seien, versammelt. BellierS, der Führer einer der bereits bestehenden Ab- theilungen, habe vor Kurzem aus eigenem Antrieb einen Nachtmarsch unternommen und ein Buren lager aufgehoben. Auch bei den erfolgreichen Unternehmungen Bruce Hamiltons habe ein Buren führer Namens Cronje unterstützend mitgewirkt. Wer weiß, wa» das für Buren sind. Die Meldungen vom Kriegsschau plätze bestätigen nicht nur die Niederlage der Briten am Tafelkop vom 20. d. M., sondern zeigen auch, daß Dewet, der bereits am 18. d. M. ein siegreiche» Gefecht nahe Bethlehem hatte, am 24. Dezember wieder eine von 4 Kompagnien be setzte „Kopfstation", die nach früheren Meldungen schon in das System der Blockhäuser eingereiht war, erfolgreich erstürmt hat. Nach den Gesetzen deS kleinen Krieges hat Dewet die Station nach ihrer Einnahme wieder verlassen, was in der britischen Depeschensprache durch eine „Verfolgung" Dewet» ausgedrückt wird. Zur Erläuterung sei erwähnt, daß die Bahn vor Harrysmith nach Bethlehem eine Lokalbahn ist, die in der Nähe der letzteren Stadt — bei Twerfontrin — zu endigeu scheint. Genaue Einzelheiten über den Ueberfall der Kolonne Firma«» sind noch nicht eingetroffen. Man weiß nur, daß der Kommandant Dewet, unterstützt von Artillerie, einen überaus heftigen Angriff machte. Der eigentliche Kämpf soll sehr kurz gewesen sein. Die JeomanryS wurden gleichzeitig von allen Seiten unter scharfe» Feuer genommen. 100 Mann sollen gefallen sein, da runter Oberst Simon». Dewet soll 200 Ge fangene gemacht haben; der Rest ergriff die Flucht. Diese neueste Hiobspost wirkt in London ungemein nirderdrückend. „Daily Mail" meint, die Meldung könne nur Beunruhigung bei Allen erzeugen, die den KrtegSverlauf noch scharf überwachen. Da» Blatt dringt darauf, daß Kitchener» Armee durch mehr berittene Truppen schleunigst verstärkt werde. Die „Times" trösten sich. Dewet» Angriff könne die Ausführung de» allgemeinen Operation-plane» Kitchener» nicht wesentlich beeinflussen. „Standard-