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1S01 Dresden k»ch- ust hat det gute >gasse 3. Äspg-» l. Et iwäxdtze it-n. Mit der heutigen Weihnachtsnummer überreichen wir — zuvörderst recht frohe und gesegnete Festtage wünschend --- unfern geschätzten Abonnenten einen mit spannenden Weihnachtserzählungen ausgestatteten Bischo^werda^er Ha«S- «nd Wirth- kommenden Jahre das Wohlwollen unserer Freunde und Gönner in ungeschmälerter Weise erhalten bleibe, ist unsere Bitte, welcher zu erfüllen, um dem „Erzähler" die Eigenschaft eines in Stadt und Land gern gesehenen Hausfreundes zu wahren. zuvörderst recht frohe und gesegnete Festtage wünschend — , . "7 7 . ^7 7, " , schafts - Kalender für das neue Jahr, welches unserer gesammten Leserschaft ein recht glückliches sein möge! Daß uns im kommenden Jahre das Wohlwollen unserer Freunde und Gönner in ungeschmälerter Weise erhalten bleibe, ist unsere Bitte, welcher wir die Versicherung anfügen, daß wir nach wie vor bestrebt sein werden, die an ein Lokalblatt zu stellenden Forderungen getreu zu erfüllen, um dem „Erzähler" die Eigenschaft eines in Stadt und Land gern gesehenen Hausfreundes zu wahren. Ne Re»«««»» im» «M»«t«mi »es „MM«« «rMers". Der sächWe Lrzähler, «ezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. AMSblatt »er Sgl. AmiShw-vmomftzaft, der Sgl. Sch«liWrctioll «. der Sgl. Hm-tzollamte- jU Bau-ttl, lowie der Sgl. Amtsgerichts md des StMratheS W BtlchisSwer»«. Weihnachten. Von Neuem feiern wir Weihnachten, dies herrlichste und schönste Fest wenigstens der deut schen Christenheit! Bis in die graue Vorzeit des Germanenthums reichen seine Wurzeln zurück, denn es ist aus dem uralten Julfeste, der Feier der Wintersonnenwende unserer germanisch-heidnischen Vorfahren, entstanden, und aus jener längst ent schwundenen Zeit stammen ja die meisten der lieb lichen und sinnigen Bräuche, welche noch heute Weihnachten umranken, stammt vor Allem auch der lichterflammende geschmückte Tannen- oder Fichtenbaum, das Symbol der altheidnischen Winter sonnwendfeier. Aber in seiner inneren Bedeutung steht unser deutsches und christliches Weihnachten doch hoch über seinem Vorgänger der halb sagen haften altgermanischen Perlode, denn es ist uns das hehre Fest der Geburt des Herrn und Heilands wie der werkthätigen christlichen Liebe und Barm herzigkeit und endlich auch das frohe Fest des Hauses und der Familie, der unschuldsvollen sorglosen Kinderwelt. In dieser seiner dreifachen erhebenden und erquickenden Bedeutung begehen wir iinmer wieder unser Weihnachtsfest, und wenn zum äußerlichen Symbol desselben wiederum der flimmernde und gezierte Nadelbaum geworden ist, der schon bei der Julfeier der alten Deutschen seine festliche Rolle spielte, so symbolisirt er die heutige Weihnachtsfeier denn doch in anderer, weit tieferer und bedeutsamerer Weise, als dies von seinem Urbild an den Heimstätten der heidnischen Germanen vor tausenden von Jahren zu gelten hatte. Aber gern acceptiren wir doch die Ueberbleibsel der heid nischen Julfeier für unser christliches Weihnachts fest, sie verleihen demselben ja erst seinen poetischen Zauber und seinen Märchenschimmer und gestalten Weihnachten durch die eigenartige Verschmelzung des Christenthums mit den Ausläufern des germa nischen Heidenthums zu dem so reizvollen Feste, als welches wir es in deutschen Landen kennen. Wohl, so stellt sich denn Weihnachten stets erneut als das wahre Fest des deutschen Herzens und des deutschen Gemüths, als das eigentliche Fest der deutschen Häuslichkeit,' und dann wieder auch als das Erinnerungsfest jener vor nun neunzehn Jahrhunderten auf dem Boden Palästinas gegebenen religiösen Verheißung dar, die seitdem immer herr licher in Erfüllung gegangen ist. Freude und Frieden, Liebe und Versöhnung, stille Erbauung und Beschaulichkeit kündet es in seinem Wehen, welches darum auch das tägliche Hasten und Treiben, das Sorgen und Kämpfen des gewöhn lichen Lebens für eine Weile schweigen heißt. Ist doch gerade das Weihnachtsfest seinem ganzen Charakter so recht geeignet zur innerlichen Einkehr und zur wohlthuenven Sammlung für Geist, Herz und Gemüth inmitten all' des unruhvollen Vor wärtsdrängens unseres aufgeregten nervösen Zeit alters, inmitten der Keinen und großen Sorgen welche das menschliche Dasein nun einmal mit sich bringt, wie der politischen und wirthschaftlichen Fragen und Kämpfe der Gegenwart. Erscheinungen der letzteren Art machen sich ja auch jetzt wieder in unserem deutschen Vaterlande bemerklich, einer seits drückt ^ine schwere CrisiS in unserem Erwerbs leben auf breite Bevölkernngskreise, anderseits ist das RcichSpärlament durch das Problem des neuen Zolltarif» vor eine überaus gewichtige und ernste Entscheidung gestellt, von deren Ausfall die Erhaltung de» inneren politischen Frieden» in Deutsch land vermuthlich abhängt. Indessen, wenigstens in die Weihnachtsfeier sollen diese ernste Tages angelegenheiten nicht hineinspielen, mögen sie wie auch die schwebenden Vorgänge in der großen Weltpolitik Halt machen vor dem weihevollen Zauber unseres deutschen Christfestes! LI Politische Wcltschau. Das schönste deutsche Fest deS Jahres ist nun wieder herangekommen in seinem Strahlen glanze und in seinem poetischen Duste. Wenn gleich Weihnachten vor Allem daS Fest der deutschen Familie, der deutschen Häuslichkeit ist, so übt es seinen Einfluß bis zu einem gewissen Grade doch auch aus die öffentlichen Vorgänge und insbesondere auf die Tagespolitik aus, und so beginnt sich denn auch diesmal weihnachtliche Stille auf dem Gebiete der deutschen politischen Angelegenheiten auSzubreitrn, zumal in sämmt- lichrn zur Zeit versammelten gesetzgebenden Körperschaften in Deutschland nunmehr überall die weihnachtliche Ferienruhe herrscht. WaS die gerade zur, jetzigen Weihnachtszeit aufgrtauchten Gerüchte anbelangt, denen zufolge der Staats sekretär des ReichSschatzamteS Freiherr v. Thiel- mann beabsichtigen sollte, binnen einiger Zeit aus der Reichsregierung auSzuscheiden, so haben sie sich alsbald als müßige Combinationen heraus gestellt; unaufgeklärt ist noch, wie diese falschen Gerüchte überhaupt entstehen konnten. Die vom Reichskanzler Grasen Bülow neulich angekündigte Abwehrpolitik der preußischen Regierung gegen über dem polnischen Ansturm beginnt an scheinend bereits einzusetzen. Wenigstens weiß daS „Pos. Tagebl." zu melden, daß bereit» Maß nahmen in die Wege geleitet worden seien, um zu nächst an den bedrohtesten Punkten des Deutsch- thums im Osten dasselbe gegenüber dem vor dringenden Polrnthum zu stützen und zu stärken. Die in Stuttgart vergangene Woche abgehaltene Eisrnbahnkonferenz der süddeutschen Staaten hat gutem Vernehmen nach eine all- seitige Uebereiustimmung hinsichtlich einer gemein samen Tarifreform aus den StaatSrisenbahnen BaiernS, Württemberg» und Baden» ergeben; die gefaßten Beschlüsse werden jedoch in ihren Einzel heiten noch geheim gehalten. In dem durch da» Ableben de» freisinnigen Abgeordneten vr. > v. Siemens erledigten Reichstag»Wahlkreise Wittenberg-Schweinitz Hot am 20.Dezember die Ersatzwahl stattgefunden; vermuthlich dürfte aber erst eine Stichwahl die definitive Entscheidung bringen. Die hessische Erste Kammer hat in ihrer letzten Sitzung vor der Weihnachtsvertagung ihren von der Zweiten Kammer nicht acceptirten Beschluß, es sei im BunvrSrathe auf baldige Vor legung de» Gesetzentwürfe» an den Reichstag wegen Entschädigung unschuldig Verhafteter hin- zuwirken, aufrecht erhalten. Der neue Bischof von Metz, Benzler, wirb von der klertcal-protestlrrischen Presse Lothringen» heftig befehdet, weil er au» angeblich politischen Gründen den Pfarrer Eolbu» in Neun kirchen, den früheren protestlrrischen Reichstags abgeordneten, auf eine andere Stelle versetzt hat. In einem Schreiben an den „Corrain* verwahrt sich nun der Bischof energisch gegen diese Preß- angriffe und erklärt, die Versetzung Tolbu»' beruhe lediglich in kirchlichen Ursachen. Abermals wird von französischer Veite eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich befürwortet, und zwar eine solche auf kolonialem Gebiete. Der bekannt« bonapartistische Abgeordnete de Cassagnac hat in seinem Blatte „L'AutoritS* einen Artikel zu ' Gunsten einer kolonialen Verständigung Deutsch land» und Frankreichs veröffentlicht, welchen Ge danken er dann in einem weiteren Artikel näher auSkührt, hierbei aber zugleich betont, von einem wirklichen Bündnisse zwischen den beiden Reichen könne keine Red» sei». Die betreffenden Aus führungen Cassagnac» lassen deutlich erkennen, daß er nur unter dem Einflüsse der so viele Franzosen beherrschenden Furcht einer möglichen Vergewaltigung ihres Vaterlandes in dessen überseeischen Besitzungen durch England zu seinem Vorschläge veranlaßt worden ist. Derselbe hat indessen schon deshalb auf kein Entgegenkommen deutscherseits zu rechnen, weil die offizielle deutsche Politik nach wie vor entschieden nach England hin neigt. In Frankreich betreibt man ebenfalls ein großes Kanalprojekt, dasselbe bezieht sich auf den Bau einer den Atlantischen Ozean mit dem Mittelmrrr verbindenden Wasserstraße. Der be treffende Gesetzentwurf ist von der Marine - Com mission der Deputirtenkammer bereit» genehmigt worden. Die italienische Deputirtenkammer setzte am Freitag die Berathung über die finanzellen Maßnahmen der Regierung fort. Der Finanz- Minister Carcano vertheidigte hierbei den be treffenden Gesetzentwurf in einer längeren Rede, die vom Hause beifällig ausgenommen wurde. In Irland sollen geheime Bestrebungen im Gange sein, um einen Ausstand gegen England zu entfesseln. Möglicher Weise hängt es mit diesen antienglischen Wühlereien auf der „grünen Insel* zusammen, daß dir englische Regierung eine große Versammlung, welche die „United Irisch League* am 22. Drzbr. in RooSky abhalten wollte, verbot. Der deutsche Botschafter am Peters burger Hofe, v. AlvenSleben, erschien am 20. Dezember auf Einladung des Großfürsten« Thronfolgers Michael in Schloß Gatschina, wo er vom Großfürsten - Thronfolger in längerer Audienz empfangen wurde. Offenbar hängt dieser Vorgang mit dem soeben abgestatteten Besuche de» russischen Thronsolger» am deutschen Kaiser- hofe zusammen. Die Meldungen über den Stand de» Grenz streite» zwischen Chile und Argentinien lauten noch immer so widerspruchsvoll, daß e» gar nicht mehr lohnt, auf dieselben näher einzugrhen. Neuerding» ist wieder von einem zwischen beiden Staaten zu treffenden naoäus vivsnäi die Rede; Chile soll der argentinischen Regierung dahin gehende Vorschläge gemacht haben. Der Bau der Ugandabahn in Englisch- Ostafrika schreitet rüstig vorwärts. Dir Legung de» Schienenstrangr» ist jetzt bereit» bi» zum Viktoria - Nyanza vollendet, am Abend de» IS. Dezember erreichte da» Geleise da» Ufer diese« großen ostafrikantschrn Binnensee». Verschiedene Dampser de» Nord deutschen Lloyd waren in australischen Häfen angrhaltrn worden, weil sie die australische» Zollgrsrtze verletzt haben sollten; der Kapitän eine» der angrhalteven Dampfer wurde sogar vorübergehend verhaftet. Die australischen Behörden haben jedoch erkannt, daß seiteu» der deutschen Dampfer keine Verfehlung vorliegt, sie sind deshalb wieder freigegrben worden, womit dieser Zwischenfall sein« Erledigung gefunden hat.