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SL Auszug deSGchützenkorpS fand die neu errichtete Abheilung mst kleidsamen Joppen viel Beifall. Am ersten Tage that auf der Adlerscheibe den KönigSschuß Herr Armenlassenverwalter August Grohmann, den Marschallsschub Herr Schmiede, meister Mücke; am zweiten Tage wurde König Herr Privatu« Larraß und Marschall Herr RathSuhrmacher Pohland. Die silberne Medaille für 25jährige aktive Dienstzeit beim Scbützen- korp- erhiruen die Herren Hauptmann Sold« arbeit« Bauer, Leutnant Cigarrenfabrikant Lange, Unteroffiiiere Schornsteinfeger Roch, Töpfer Seidlrr, Kürschnermeister Paul Ricbtrr, Seiler« meister Heinrich Kletzsch und Privat»» Moritz Richter. Bischofswerda. Am Dienstag, den 29. Mai, sand in unserer Stadt unter dem Borsitz des Herrn Superintendenten von Radeberg die diesjährige Diöcesanversammlung der Ephorie Radeberg statt, zu der sich zahlreiche Geistliche, Patrone, Kirchenvorstände und Behörden ringe« funden hatten. Zur Ephorie Radeberg gehören die in der Lausitz gelegenen Enklaven: Bischdorf bei Löbau, Beiersdorf, Spremberg, Neusalza, Wilthen, Büdo, Steinigtwolmsdorf, Putzkau, Bischofswerda mit Goldbach und Groß-Drebnitz. Diese Zugehörigkeit besteht seit alterSher und beruht darauf, daß die genannten Orte ur« sprünglich bischöfliche meißnische Besitzungen waren. Im Jahre 1006 schenkte König Heinrich II. dem kurz vorher (968) gegründeten BiSthum Meißen die 3 Burgen Drrbnitz, Göda und Ostro mit all' ihrem Zubehör. Während Bischofswerda und Drebnitz, sowie Göda bischöflich blieben, wurde Ostro später lausitzisch. Für die östlich gelegenen Besitzungen wurde ganz besonders die Srenzurkunde vom Jahre 1241 von entscheidender Wichtigkeit. In ihr scheuste König WenzeSlauS von Böhmen (der Jüngere) dem Bischof von Meißen die oben genannten Gebiete nebst einer Menge anderer Orte. So war der Gau Zagost, d. i. Seidenberg, der Queißkreis, der Eigensche Kreis u. a. im bischöflichen Besitz, gelangten aber später in andere Hände. Ueber dieselben stand dem Bischof die volle Landeshoheit zu; er war hier nicht bloS Bischof, sondern Landes herr. Infolge der sogenannten Carlowitz'schen Fehde im Jahre 1559 wurden diese Enklaven in der Oberlausttz sämmtlich kursSchsisch und sind auch noch 1635, wo die Oberlausitz an Sachsen gelangte, stets zu den Erblonden gerechnet worden. Da» 1845 zu Sachsen gekommene Schirgiswalde ist weder lausitzisch noch erb- ländisch, sondern nur königlich sächsisches Gebiet. Wie ineinander verschoben die Besttzoerhästnisse gewesen sein mögen, geht daraus hervor, daß z. B. auch von Cunewalde eia Theil, wie auch Schönberg, bischöflich meißnisch waren. Der „beim Bischof von Meißen zu Lehn gehende Antheil" von Cunewalde gehörte 1430 einem Kuntze von Radeberg, später dem Herrn von Forst, dann Heinrich von Schlry, der ihn 1524 an Fabian von Uechtritz überließ, von dem ihn 1528 die Herren von Nostitz auf Unwürde er warben. Nach ihnen kamen die Ritter von Haugwitz auf Wilthen und Cunewalde. Ent scheidend für die Zugehörigkeit einer Kirch gemeinde zur Lausitz oder zu dem Erblonde ist die Standart der Kirche. Steht die Kirche auf Lausitzer Boden, so gehört die Parochie in ver« waltuugSrechtlicher Beziehung zur Lausitz. So ist eS z. B. bei Neukirch, wo Ringenhain meißnisch ist und ebenso ein großer Theil des Ortes Neukirch, aber das Gotteshaus steht in „Neukirch, Lausitzer Antheil." Früher bildeten diese meißnischen Enklaven einen Theil der alten Ephorie Bischofswerda, al» diese seit 1559 be stehende Ephorie im Jahre 1879 aufgelöst wurde, kamen die lausttzischen Enklaven mit unter die Diücese Radeberg. Daß mit der Zeit auch hierin eine Aenderung eintrrten wird, steht wohl zu erwarten, da die Einrichtung einen plastischen Werth nicht mehr hat; zum Mindesten wäre für die östlich gelegenen Parochiren der Bequemlichkeit halber (z. B. für Bischdorf, 1»/, Stunde östlich von Löbau) eine Umbezirkung Wünschenswerth. — 6. Juni. Auf dem sächsischen Ge- Nieindetag in Glauchau, der am 6. und 7. Juli stattfindrt, wird die Stadt Bischofswerda durch Herrn Bürgermeister vr. Lange ver treten sein. — Im deutschen Reiche ertrinken jährlich viele Hundert Menschen. Die Mahnung, die darin liegt, springt ohne Weitere» in die Augen: *S sollte mehr, al» e» bisher grthan wird, die Kenntlich de» Schwimmen» unter der heran« wachsenden Jugend verbreitet werden. Wenn die -iShertge Entwickelung noch ein Jahrzehnt weiter- Der sEchffscha «Sa». 1A00 geht, wird man kaum «och einen Erwachsenen antreffen, der de» Radfahren» nicht kundig ist. Gegen diesen Sport läßt sich weiter nicht» sagen, aber man könnte sehr wohl auch den Wassersport etwa» mehr pflegen, al» die» thatsächlich geschieht, wenn man sich nur seiner große« Bedeutung für da» Volksleben und die Volksgesundheit, vor allen Dingen aber für die Verhütung de» Verluste» zahlreicher Menschenleben erst einmal recht bewußt würde. — E» wird un» geschrieben: In Betreff de» einmaligen Eintrittspreise», den wir für die Be sichtigung der gesammten Vorstellungen und aller anderen Sehenswürdigkeiten der Barn um und Bailey grüßte Schaustellung der Erde er« heben, erscheinen so viele falsche Gerüchte im Umlauf zu sein, daß wir Ihnen äußerst ver bunden wären, wenn Sie un» gütigst dazu ver helfen wollten, dieselben richtig zu stellen. Wir wünschen e», Jedermann klar zu machen, daß ein Billet zur Besichtigung aller annoncirten Sehenswürdigkeiten berechtigt und daß auch mit demselben daS Anrecht aus einen Sitzplatz ver knüpft ist, ganz einerlei ob rin Billet für 1 Mk., 2, 3, 4, oder 6 Mk. gelöst ist; weiter hat man nichts zu zahle». Der Unterschied in den ver schiedenen Preisen rechtfertigt nur einen besseren Platz in einer besseren Lage, je nach dem ge zahlten Eintrittspreise, welche sind 1, 2, 3, 4 und 6 Mark. DaS ist amerikanischer UsuS, den wir auch hier einführen, und da dieser bei einer so kostspieligen Schaustellung wie diese, die viele Unter-Abrheilungen einschlirßt, eine Neuerung für hier bedeutet, so kann er leicht mißverstanden werden. Wir haben schon in allen unseren Be kanntmachungen deutlich und ausdrücklichst an gezeigt, daß kein Extra«Entröe zu zahlen ist, daß vielmehr ein EintrittSbillet einen Sitzplatz, ferner die Besichtigung aller annoncirten Sehens würdigkeiten der Menagerie und der Wunder dinge rinschließt, sowie für dir Vorstellungen in den Manegen, der Hippodrom - Rennbahn, auf den Bühnen, in der Luft und auf dem Erd boden gilt. Wir wiederholen, daß nur ein Preis, welcher er auch immer sei, den Inhaber dazu berechtigt, die von un» annoncirten Sehens würdigkeiten unserer Schaustellung zu besichtigen und daß da» eine Billet gleichzeitig für alle Abtheilungen gilt. Der Eintritt in die Separat- Schaustellung dagegen, welche einige Raritäten und Merkwürdigkeiten, die nicht annoncirt werden enthält, ist extra, denn dieselbe bildet in keiner Weise einen Theil der Großen Schau stellung. Außerdem giebt eS noch nach den CircuS-Borstrllungen „Minstrel" und „Vaude ville" Vorstellungen zu sehen, die ebenfalls weder zu der großen Schaustellung gehören noch annoncirt werden, und für welche der Eintritt 50 Pfennig ist. Au» Vorstehendem geht wohl klar hervor, daß man schon für eine Mark die ganze große Schaustellung mit allen ihren durch Annoncen aagrzeigten SeheaSwürdigstiten in Augenschein nehmen kann, daß man dagegen sich auch einen besseren Platz der je nach Lage 2, 3, 4 oder 6 Mark kostet, sichern kann. Bon jedem Platze au», selbst dem billigsten, hat man einen guten Ausblick auf alle Vorstellungen. Hochachtungsvoll (gez.) Barnum L Bailey. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 5. Juni. Der entlassene Polizeisergeant Hiller aus Görlitz hat sich in Forst erschossen. — In WurbiS hat ein wüthender Messerheld mehrere Personen ge stochen, die eine sogar so, daß sie gestorben sein soll. — Zu Lirbenau (im bühm. Grenzbezirk bei Zittau) ist der 44jähr. Obersteiger Hutmacher Klinger durch Absturz bei einer Feurrwrhrübung schwer verletzt worden. — DaS bOjähr. Schützen, jubiläum feierte in Radeberg den 2. Pfingstfeier« tag der vorm. Buchdruckrreibesttzer Herr Willner, langj. Oberleutnant und Senior. — DaS 50jähr. Ehejubiläum feierte Herr Weber und HauSbes. Wünsche in Ebersbach. — Der Militärvereiu zu Seeligstadt feierte am 27. Mai da» 25jährige Stiftungsfest, wobei Herr Pastor Kütschau« Fischbach die Festrede hielt. Anwesend waren 16 Brrttne mit 12 Fahnen. — Bor Kurzem waren eS 100 Jahre, al» in Bautzen der nach malige Pfarrer der St. Michaeliskirche dort, Herr Ernst Traug. Jacob, (1827 - 54) da» Licht der Welt erblickte. Er war Dichter und wend. Schriftsteller. Er dichtete mehrere herrliche Lieder, gab Predigten heraus und einen deutschen und wendischen Katechismus, ein vortreffliche» RrligionSbuch für Schulen und Hau». — Au» den Erträgnissen der „Zittauer Nachrichten" wird alle 3 Jahre in Zittau ein große» Schulfest ge feiert, an dem Heuer an 4000 Schulkinder Theil nehmen werden. — Der deutsche Verein für da» Fortbildungswesen gedenkt den 6.—7. Oktober, ia Görlitz den fünften FottbildunAchultag. abzu halten. — Der berühmte Professor vr. Virchow au» Berlin, ist in Königstein mit Familie ange kommen, um einige Zeit in der berühmten Sommer frische Schweizermahle zu weilen. tz Oberneukirch, 4. Juni. Bei der hies. Sparkaffe wurden im Monat Mai 196 Ein zahlungen im Betrage von 20,949 Mk. 21 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 70 Rückzahlungen im Betrage von 11,351 Mk. 48 Pf. Der Baar bestand betrug am Ende de» Monat» 11,156 Mark 57 Pf. z Neustadt, 4. Juni. Eine kürzlich statt gefundene gemeinschaftliche Sitzung de» Stadt- rathe» und Etadtverordnetrnkollegium» berieth über die Einführung de» elektrischen Lichtes. Da die vorher eingeleitete Nachfrage nur «inen Bedarf von noch nicht 1000 Flammen ergeben hotte, sah maw" sich nach längerer Debatte veranlaßt, mit der Errichtung eine» städtischen ElektricitätS- werke» noch zu warten. — In den letzten Tagen vor dem Feste traten hier ernste Gewitter auf, begleitet von wolkenbruchartigen Regengüssen, die unsere sonst so harmlose Polenz zum reißenden Flusse anwachsen ließen. Bon den zahlreichen niedergehenden Blitzen setzte leider einer da» der Wittwe Gretschel in Polenz gehörige Wohnhaus in Flammen, so daß dasselbe fast vollständig niederbrannte. Nur den Bewohnern der unteren Räume gelang e», ihr Hab und Gut zu bergen, während den Bewohnern des Obergeschosse» viele» von dem gierigen Elemente vernichtet wurde. Leider hat nur eine der Miethparteien versichert. Dem niedergehenden Regen und der raschen Hilfs bereitschaft der Polenzer und der beiden hiesigen Feuerwehren war e» zu danken, daß sich da» Feuer nicht weiter verbreitete. Bon den beiden auswärtigen Spritzenmannschaften trat die hiesige Landspritze zuerst in Thätigkeit. Leider wurden bei den vorgenommenen Löscharbeiten zwei Polenzer Feuerwehrleute nicht unerheblich beschädigt. Auch in unser neue» Krankenhaus schlug ein Blitzstrahl und beschädiate einige Ziegel de» Daches. Ferner schlug ein Butz in einen Birnbaum zu LangburkerS- dorf. Auch auf dem nahen Baltenberge sollte der Blitz da» dortige RestaurationSgebäude ein geäschert haben. Doch erwie» sich diese Nachricht erfreulicherweise al» unwahr. — Die herrlichen Pfingsttage brachten sowohl dem nahen Unger, auf dem gestern ein Waldkonzert stattfand und morgen eia großes Waldkonzert abgehalten wird, sowie dem Baltenberge einen zahlreichen Besuch. Auf dem letztgenannten beliebten AuSflugSpunkte bestiegen allein am 1. Feiertage nicht weniger denn reichlich 600 Personen den aussichtsreichen Thurm, ein Beweis, welch starker Zuspruch dieser Höhe zu theil wurde. Dresden. Der kaiserliche Oberpostdirektor Geheimer Oberpostrath Halke tritt am 6. Juni einen mehrwöchigen Urlaub an. Mit seiner Ver tretung ist der Geheime Postrath Gräper beauf tragt. Dresden. Erfreulich ist e», au» ver schiedenen OrtSlagrn die Bestätigung zu erhalten, daß die Aussichten auf eine mittlere Obsternte im Steigen sind. DaS Steinobst (Pflaumen und Kirschen, Aprikosen und Pfirsichen) hat zwar stellenweise gelitten, aber steht anderwärts gut an; wa» die Arpsrlblüthe betrifft, so hat sie im Elbthale reich und ruhig abgrblüht. Ist da» Wetter weiterhin günstig, so stehen unsere Aus sichten besser, al» e» erst den Anschein hatte. Dresden. Kommerzienrath Hopffe ist am Sonnabend vor Pfingsten gestorben. Er war zwei Tatze vorher dem Tode nahe au» der Strafanstalt nach Dresden gebracht worden. Die Entlastung HopffeS aus der Strafanstalt beruhte auf einer Bestimmung der Hausordnung, die ia allen ähnlichen Fällen ohne Unterschied der Person zur Anwendung kommt, sofern lebens gefährliche Erkrankung vorliegt, jeder Flucht verdacht nach den Umständen ausgeschlossen er scheint und die Urberfahrung in häusliche Pflege möglich ist. Die Hrimsendung de» Gefangenen hatte einigen demokratischen Blättern Anlaß zu widerlichen Hetzereien gegeben. So schreibt ein Dresdner Blatt in seiner Nummer vom Sonn abend: „Sie glauben gar nicht, wa» für kranke Kommerzienräthe e» giebt. Da ist z. B. einer, der kann da« „Sitzen" absolut nicht ver- tragen, besonder» da» Sitze» in Strafanstalten, denn da» soll wesentlich unbequemer sein, al» da» Sitzen im Borstand de» Albertverrin» und da» Sitzen an der vollen Kaffe anderer Leute. Ünser Freund Hopffe ist jetzt trotz aller Dementis wirklich heimgekehrt — zwar nur auf Kranken- urlaub zunächst, aber wie lange wird'» dauern, da scheint ihm die Gnadeasonne und danu ist er