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des zur ge- deS Der Sächsische Forstverein in Bischofswerda. Vermischtes. — Ein frevelhafter Unfug, der unabsehbares Unglück yerbeizuführen geeignet gewesen wäre, wurde vom Berliner Schwurgericht mit außer ordentlicher, aber doch wohlverdienter Strenge geahndet. Wegen vorsätzlicher Gefährdung eine» Eisenbahntransportes war der 24jährige Schleifer A. Beseler angeklagt. Er wurde beschuldigt, an einem Abend im Februar bei Pankow Eisenbahn anlagen zerstört und beseitigt, ferner Hindernisse bereitet und Signale beschädigt zu haben, wo durch der Eisenbahntransport in Gefahr gesetzt wurde. Zum Glück bemerkte der Führer des zunächst passtrrnden Zuges die Gefahren. Der Angeklagte gab an, er habe die Beamten ärgern wollen. Die Geschworenen votirten auf Schuldig, mildernde Umstände giebt e« in diesem Falle nicht; der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Zuchthaus. Der Gerichtshof meinte aber, daß die öffentliche Sicherheit in solchen Fällen eine viel energischeren Schutze» bedürfe. Um «in Exrmpel zu statuiren und damit der Wieder holung eine» solchen Frevel» vorzubeugen, sei von feiten de» Gerichtshöfe» auf S Jahre Zucht- Hau» erkannt worden. — Berlin, 30. Juni Die Kreuzzeituug feiert heute ihr VOjährige» Bestehe«. — Berlin, 30. Juni. Wir da» „Berl. Tagrbl." au» Frankfurt a. M. meldet, ist der Schnellzug Heidelberg—Frankfurt heute früh Sei der Station Ladenburg entgleist. Menschen sind üb« die Hauptergebnisse per von den sächsischen Herren Rrvierverwaltern im Jahre 18SS ge machten ,Erhebungen. Während di« horizontale Verbreitung der Holzarten wegen der geringe« Ausdehnung Sachsen» kein Interesse bietet , habe« die Er hebungen bezüglich der vertikalen Au»breitung interessante Resultate geliefert. Am wichtigsten sind für Sachsen die Radel- Hölz«, und man unterscheidet rin nordsächsische» Kieferngebiet und ein mitteldeutsche» Fichtengebiet. Der Herr Referent giebt nun für die wichtigsten Holzarten, wie Fichte, Tanne, Kiefer und Lärche, an, bi» wie hoch sie in reineu Beständen und dann noch in Mischungen in Sachsen Vorkommen und unterstützt die» durch graphische Dar stellungen. Die Laubholzformation ist in Sachsen beinahe verschwunden und nur die Buche noch al» ton angebend zu bezeichnen. Nach d« Frühstückspause wurde Eibenstock al» Ort der nächstjährigen Versammlung ge wählt. Herr Oberförster Hahn-Postelwitz berichtete über seine trüben Erfahrungen, die er bezüglich de» Leimens gegen den Wildverbiß gemacht hat, er hob besonders die Schädlichkeit des Leimens selbst auf die Pflanzen hervor und wird hierin von vielen Seiten unterstützt. Weißkalk hat sich dagegen als recht gutes Mittel gegen das HerauSreißen frisch gepflanzter Pflanzen durch das Wild bewährt. Ferner wird noch das Duttenhofer - Wild futterbrot erwähnt. Herr Oberförster Schreyer-Pöhla theilt mit, daß « einen völlig unschädlichen Leim erfunden habe. Bon anderer Seite wird eine Mischung von Kalk und RindSblut als sicheres Mittel gegen jede Beschädigung durch Rehwild empfohlen. Herr Rathsförster Schier-Chemnitz berichtet über die neuesten Erfahrungen, die vr. Nüßlin über die Borkenkäfer und kiWoäes-Arten, be sonders über ?. LaroMas gemacht hat und Herr Rathsförster Muth-Berthelsdorf empfiehlt, Versuche mit einer von ihm konstruirten Wurzel verschnittmaschine anzustellrn. Herr Oberforstmeister Francke-DreSden fordert noch zur Mitgliedschaft zu dem Verein „Wald heil" auf. Hieraus dankt der Vorsitzende, Herr Ober forstmeister Täger zum Schluß nochmals beson ders der Stadt Bischofswerda für die freundliche Ausnahme, die der Verein in ihren Mauern funden Hot. Mit einem Hoch auf das Direktorium Vereins wurde die Sitzung geschlossen. Heute Nachmittag wird die Mitglieder Sachs. Forstvereins ein Festessen im Hotel goldnen Sonne zu fröhlicher Runde versammeln. Abends soll im Hotel „König Albert" Kon zert und Tanz stattfinden. * Den morgenden Mittwoch findet der ge plante Besuch des Neustädter StaatSforstreviereS und der Putzkauer und Niederneukircher Ritter- gutSwaldung statt. N. Wird heute eia Dekret unterzeichnen , in de« die Ermächttzmlg erthrilt mird, unverzüglich in Cadix ei« Hilf»kmqergefchwad« zu formtreu; dasselbe soll au» vi« für dm Krieg ausgerüsteten Dampf- schiffen besteh«. R u ß l « n d. Petersburg, SS. Juni. Nach ein« amtlichen Drahtmekdung verurthellte da» Kriegs gericht zu Andishan am 23. d. M. Muhammed Ali Khan und fünf andere Häupter d« Bande Eingeborener, die den Angriff auf da» russische Militärlager unternommen haben, zum Tode durch den Strava. Da» Urtheil wurde von Eingeborenen vollstreckt. Die eingeborene Be völkerung mußte d« UrtheilSvollstreckung bei wohnen. Darauf wurden vor all« Augen die grünen und rochen Fahnen, die bei dem Angriffe Muhammed Ali Khan» im Zuge getragen worden waren, verbrannt. Dir Meldung fügt hinzu, in Ferghana herrsche vollkommene Ruhe. Der spanisch-amerikanische Krieg. New-Aork, 3V. Juni. Eine Depesche au» Kingston meldet: Der spanische Konsul erhielt ein Kabrltelegramm au» Santiago, wonach der amerikanische Kreuzer „Brooklin" von einem spanischen Geschosse getroffen worden ist; der Kommodore Schlry und 24 Mann sollen um gekommen sein. — Ferner wird gemeldet, ein ausgedehntes Minennetz sei bereits gelegt, um die amerikanische Armee zu verhindern, in den Haken von Santiago einzudringen. — Die amt« lrchrn Washingtoner Kreise messen der vorstehen den Nachricht keinen Glauben bei und nehmen an, Sampson hätte das Unglück gemeldet, wenn es sich wirklich ereignet hätte. In der zweiten Sitzung des Sächs. Forst- vereinS, am Dienstag, 28. Juni so., wurden zunächst die Berichte über die Cassenverhältnisse und Mit- gliederzahl entgegengenommen und der im letzten Jahre verstorbenen Mitglieder gedacht und die selben durch Erheben von den Plätzen geehrt. Ganz besonders betraunt der Verein den Verlust des längere Zeit als Geschäftsführer des Vereins thätig gewesenen Herrn Oberforstmeister Scherel-Moritzburg. DaS Referat des Herrn Oberförster von LindenfelS-Naundorf, welcher am Erscheinen be hindert war, „In welcher Weise ist die theore tische und praktische Ausbildung der Forstlehr linge einzurichten?", hatte Herr Forstassessor Thomas übernommen. Nach einem kurzen Rückblick auf die bis herige Ausbildung der Forstlehrlinge in Sachsen und auf die bestehenden diesbezüglichen Einrich tungen in Preußen, Baiern und Hessen kam der Herr Referent zu dem Schluß, daß eine Reform bezüglich der Ausbildung der Forstlehrlinge in Sachsen nöthig sei. Hierzu gebe es 3 Wege, einmal die Be stimmung von Lehrsorstrevieren im Gegensatz zu der jetzt freien Revierwahl, dann die Gründung von 2 ForstlehrlingSfchulen und schließlich einer Vermischung dieser beiden Systeme. Der 2. Weg wurde als der beste bezeichnet, während der 3. Mängel habe. Herr Oberförster WilSdorf-Hirschberg führt aus, daß, obwohl die Frage nahe läge, die schrift lichen Arbeiten durch Schreiber ausführen zu lassen, sonst aber für den äußeren Dienst Wald wärter anzustellen, doch die Beibehaltung der Förster empfehlenSwerth wäre; nur müßten sie gehörig ausgebildet sein, er erörterte die Ber- hältniffe in Württemberg, Baden, Braunschweig, Thüringen und Oesterreich, hob die Nachtheile der preußischen Einrichtungen hervor und giebt endlich Vorschläge zur Verbesserung der Aus bildung der Forstlehrlinge in Sachsen. Besonders wichtig sei die Gründung von 2 Forstschulen, die nacheinander je 2 Jahre lang zu besuchen sein würden, wozu Moritzburg und Olbernhau am meisten geeignet wären; der Herr Referent bespricht die Einrichtung einer solchen Doppelschule und macht fern« Vorschläge üb« die militärische und sonstige weitere Ausbildung de» forstliche« HilsSperfougf». Auch H«r Oberforstmeister Täger hält eine Reform für nöthig und di« gegebenen Vorschläge für behnzigrnSwerth. Hinauf referirt Herr Fvrstassrffor Beck-Tharandt üb« die Verbreitung d« forstlich und Pflanz,ngeographisch wichtigen Holzarten im Königreich« Sachsen und berichtet nicht verunglückt; eS trat eine 1»/, stündige Ver kehrsstörung rin. — Saga«, 30. Juni. Da» letzte Unwett«, welche» von wolkenbruchartige« Regen begleitet war, hat hier vielen Schaden angerichtet. Ei« Theil der Felder wurde vernicht«, Bäume um gebrochen, Straßen zerstört und Häuser abgedeckt. Mehrmal» hat aüch der Blitz «ingeschlagen, je doch glücklicherweise ohne zu zünden. — Die Stadt Lübben weist, nachdem nun mehr die Lübben—Kottbuser Kreisbahn hergestellt ist, fünf Bahnhöfe auf. Steht die Welt „im Zeichen de» Verkehr»", so darf Lübben wohl mit seinen fünf Bahnhöfen bei 6»/, Tausend Ein- wohnern mit an der Spitze «arschiren. Diese fünf Bahnhöfe haben folgende Bezeichnung: 1) StaatSbahnhof. 2) Anschlußbahnhof d« Lübben-Kottbuser Kreisbahn. 3) Sübbahnhof (Nieder!. Bahn). 4) Nordbahnhos (Niedert. Bahn), b) Ostbahnhof (Lübben—Kottbuser Kreisbahn). — AuS Haß schlug in Sablath bei Canth (Schlesien) rin Arbeiter den Gutsbesitzer Kretsch mer mit ein« Sense in» Genick. K. starb an Verblutung. Der Mörder wurde verhaftet. — Erfurt, 30 Juni. Bor dem hiesigen Schwurgerichte begann heute früh die Verhand lung gegen 24 Personen wegen Verbrechen» deS Aufruhrs und wegen Widerstandes gegeu die Staatsgewalt, begangen in den Tagen vom 24. bi» 27. Mai d. I. Beim Verhöre bestreiten zunächst sämmtliche Angeklagte ihre Schuld. ES sind vier Tage für diese Verhandlungen in Aus sicht genommen. r — Bitterfeld, 26. Juni. In den gestrigen Abendstunden kaufte ein Fremder, der elegant gekleidet war, in mehreren hiesigen Geschäften irgend eine Kleinigkeit und bezahlte jedeSmal mit einem Zwanzigmarkstücke. Dem Bäckermeister Meie fiel das Geldstück auf, verglich eS mit . anderen und ließ.eS auf dem Steueramte wiegen. Dort wurde es als Falschstück erkannt. Vorsich tigerweise hatte Herr M. einen Knaben hinter dem Gauner hergeichickt und ihm sagen lassen, er möge nochmal wiederkommen, Herr M. habe sich versehen. Er kam auch und zahlte schließlich das eingewechselte Geld wieder aus, obwohl er allerlei widersprechende Angaben gemacht hatte, ließ man ihn wieder lausen. Schließlich schickte man doch nach der Polizei und mit Hilfe de» Knaben, der sich wieder an die Fersen deS Gauner geheftet hatte, gelang eS, ihn noch im Eisenbahn- wagen zu verhaften, gerade als der Zug abgehen wollte. Bei seiner Durchsuchung fand man noch etwa 700 Mk. in falschen Goldstücken und eine größere Summe eingewechselten Geldes. Auf der Brust unter den Kleidern trug der junge Mensch ein Fläschchen mit Morphium. Wie es scheint, hat die Polizei einen guten Fang gemacht. — Herrnskretschen, 30. Juni. DaS letzte Unwetter hat in der kaum erschlossenen wilden Klamm so schwere Schäden verursacht, daß die Fahrten für einige Zeit haben eingestellt werden müssen. — Budapest, 30 Juni. Gestern und vorgestern gingen über einen großen Theil Ungarn schwere Gewitter nieder, verbunden mit Hagel schlag, und richteten in den Komitaten Sohl, Lipto, Neutra, Bars, Grau, Raab, Oedenburg, Eisenburg, Berzprim, Stuhlweisenburg, Pesth, HeveS, Somogy, Kreisburg, Goemaer und Komorn, sowie in den Städten Großwardein, Kaschau uni» Ungvar-Ujhely ungeheuren Schaden an. Die an den Saaten angerichteten Schäden schwanken zwischen fünf und hundert Prozent. Bei einer einzigen hiesigen Versicherungs-Gesellschaft liefen gestern 8800Anmeldungenüber angerichtete Schäden ein. Verschont blieben von dem Unwetter da ganze Alfoeld, sowie die östlichen und südöstlichen Komitate, sowie Siebenbürgen. — Luzern, 30. Juni. Gestern Nachmittag schlug während eine« heftigen Sturmes ein von fünf englischen Touristen besetzte» Boot bei Meggen um. Zwei Perkonen, ein Herr und eine Dame, ertranken, die Uebrigen wurden gerettet. — Bei Rheinfelden sind bei der Heimfahrt de» Genieverrin» Basel infolge Umkippen eine» Kahne» drei Pontoniere ertrunken. — Petersburg, 30. Juni. Au» Odessa und Cherson melden Telegramme große Feuers brünste. In ersterer Stadt konnte da» im vor nehmsten Stadtviertel auSgrbrochene Feuer nicht sofort bewältigt werden, weil die Wasserleitung infolge d« Beschädigung der Röhre versagte. Der aagerichtete Materialschaden beträgt etwa V, Mill. Rubel. In Cherson brannte eine große Anzahl jüdisch« Bnkaufslädrn au». Die Höhe de» angerichteten Schaden ist gleichfalls» erheblich.