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Bischofswerda, de« 1 N««t 18S8. - für Ausflüge während des Aufenthalte« daselbst gewährt. — Die Rosen beginnen zu blühen! Es giebt wohl keine Blume auf der ganzen Erde, welche so wie die Role seit undenklichen Zeiten der Liebling aller Völker war. Noch heute steht sie hoch über allen Blumen de« Felde« und de« Barten«. In ihren verschiedeven Arten ist die Rose fast über die ganze nördliche Erdhälft« verbreitet, und überall da, wo sie ihre duftigen, edelgestalteten und farbenprächtigen Blumen zur Entfaltung bringt, ist sie auch die Königin de« Tarten« und der Blumen, wie sie zuerst die griechische Dichterin Sappho treffend nennt. E« ist wohl nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß es im weiten Deutschen Reiche kaum einen wohlgepflegten HauSgarten giebt, in welchem nicht auch der Rose ein Plätzchen eingeräumt wäre; wo immer von liebevoller Hand gepflegte Blumen die Fenster schmücken, da wird man nur selten nach einem Rosenstock vergeblich Umschau halten, und wo bei Ereignissen ernster und heiterer Natur Blumen Verwendung finden, da fehlt auch die Rosenblüthe nicht. Nach der Sage ist die Rose ursprünglich weiß gewesen und sie hat dann vom Blute der BenuS oder des Eros, die sich an ihren Dornen geritzt hatten, die rothe Farbe bekommen. Die Rost ist das Symbol des Räthselhastea und Geheimnißvollen, deshalb malte man in alten Beichtstühlen, RathSsälen und Weinstuben — wir erinnern an den Bremer RathSkcller — eine Rose an die Decke, zur Mahnung, daß jede« Wort sud rosa gesprochen sei und nicht weiter erzählt werden dürfe. Nach einem alten Mythus war die Rose schon im Alterthum dem Gotte der Verschwiegenheit ge weiht, und bei uns ist die rothe Rose daS sinnigste Symbol der Liebe. Dresden. Am Dienstag verschied nach längerem Leiden Herr Wilhelm Theodor Herrmann, Sekretär der Handels- und Tewerbekammer zu Dresden, im Alter von 59 Jahren. 14V, Jahre Hot der Entschlafene, ein geborener Bautzner, seine Dienste der Kammer gewidmet. Er war der Nachfolger des jetzigen Herrn Geh. Re- gierungSrathS Steglich, der damals als Rath mS Ministerium de« Innern berufen wurde. Die seierliche Eröffnung der großen Land- wirthschaftSauSstellung zu Dresden erfolgt am 30. ds. MtS. Mittags 12 Uhr. Prinz Friedrich August wird am 18. dS. al« Protektor der Aus stellung daS geräumige Terrain derselben in Augenschein nehmen. Freiberg, 1b. Juni. Im Besängnißhofe des hiesigen Landgerichts fand heute Morgen 7 Uhr in Gegenwart von Vertretern aller Stände die Hinrichtung des am 6. Dezember 1864 ge borenen Zigarrenmachers Emil Eduard Peschke aus Schöna bei Schandau durch den LandeS- scharkrichter Brand statt. Peschke hat, wie seiner Zeit berichtet wurde, die Wittwe Köhler in GroßvoigtSberg bei Freiberg auf schreckliche Weise ermordet. Nachdem er die alte Frau erwürgt hatte, schob er ihre Leiche in den Backofen und zündete darin Feuer an. DaS Feuer brannte aber nicht fort, da der Mörder die Osenthüre schloß. Nach mehreren Tagen fand man die angekohlte Leiche. — Peschke, der bald darnach verhaftet wurde, wurde am 31. März vom Schwurgericht zu Freiberg zum Tode verurtheilt. Das Unheil kam heute zur Vollstreckung. Der Mörder, eine kleine gedrungene Gestalt, betrat verhältnißmäßig gefaßt den Richtplatz und daS Schaffst. In seinem, von schwarzem Bollbart umrahmten blassen Gesicht mit den halb geschloffenen Augen zeigte sich jedoch ein Zug von Muthlostgkeit und Apathie. EmpfinduügS- loS vor sich hinstarrend, nahm er die Mittheilung des Staatsanwalt- entgegen, daß der König sich nicht veranlaßt gesehen habe, von seinem Be gnadigungsrechte Gebrauch zu machen. Der Akt der Hinrichtung dauerte kaum A Minuten. Freiberg, 14. Juni. Auf der Station Hartmannsdorf wurden einem junaen Mann, der den Eisenbahnzug benutzte, beim Zuschlägen der CoupSthür vier Finger der einen Hand voll ständig abaequrtscht. Der Rückgang de« sächsischen Erzberg baues schreitet langsam, aber wie e« scheint unaufhaltsam fort. Im Jahre 1886 betrug die Zahl der durchschnittlich beim Erzbergbau be- schättigten Personen noch rund 8000 und die bei der Knappschaft«-verufSaenoffenschast auSge- wiesen« Lohnsumme rund 4,65 Millionen Mark; im Jahre 1890 war die Zahl der beschäftigten Sachsen. Bischofswerda, 17. Juni 1898. — Am 1. Juli werden in Bautzen und in -Plauen i. v, neue Landbauämter errichtet. An Ädie Spitze de« Königl. Landbauamte« zu Bautzen ist dem vernehmen nach als Landbaumeister der gegenwärtig an der Centralstelle für da« Hoch bauwesen angrstelltr Herr Landbauinspektor Eduard Oskar Baumann berufen worden. — Für den sächsischen Turnkreis werden zur Dheilnahmeam deutschen Turnfeste Sonder züge nach Hamburg von Dresden, Chemnitz, Plauen i. V. und Zittau äuS geplant. Der Dresdner Sonderzug verläßt den Dresdner Hauptbahnhof Sonnabend, den 23. Juli, Vor mittags 12 Uhr 20 Minuten, den Bahnhof Wettinerstroße 12 Uhr 28 Minuten, den Leip ziger Bahnhof 12 Uhr 40 Minuten und trifft 3 Uhr 28 Minuten in Leipzig ein. Der Sonderzug von Chemnitz fährt am selben Tage Dort Vormittags 2 Uhr 10 Minuten ab und gelangt 4 Uhr 30 Minuten nach Leipzig. Eben falls am 23. Juli, Vormittags 2 Uhr 10 Min. verläßt der Sonderzug aus dem Bogtlande Plauen i. V. und trifft 5 Uhr 45 Minuten in Leipzig ein. Der weitere (vierte) Sonderzug auS der Lausitz wird auch den deutsch-österreichischen Jeschken-Jser-Turngau aufnehmen. Seine Ab fahrt erfolgt am 22. Juli, Abends 10 Uhr 30 Minuten auS Reichenberg, 11 Uhr 30 Min. auS Zittau, die Ankunft in Leipzig über DreSden- Riesa Vormittags 5 Uhr 42 Minuten. Die Wetterführung aller dieser Sonderzüge durch die preußische Staatsbahnverwaltung erfolgt auf dem Wege über Halle, Magdeburg, Stendal und zwar wird daS Eintreffen in Hamburg deS Dresdner SonderzugeS am Nachmittage gegen V,3 Uhr, deS Chemnitzer SonderzugeS gegen Uhr und bas der Sonderzüge auS Plauen i. V. und (Reichenberg-)Zittau Nachmittags kurz nach 5 Uhr stattfinden. Für die beiden ersteren Sonderzüge ist der Berliner Bahnhof in Hamburg als Endpunkt angenommen, für die beiden anderen Züge dagegen der Hannoversche Bahn hos. Diese Sonderzüge sind nicht allein für Turner bestimmt, sie können vielmehr auch von anderen Reiselustigen mit benutzt werden. — Die Generaldirektion der Kgl. sächsischen Staatseisenbahnen erläßt in Anbetracht der be vorstehenden Schulfahrten und der Fahrten für die Ferienkolonien eine Anzahl neuer Be stimmungen, welche dankbar begrüßt werden dürften, da sie für die kleinen Ausflügler die weitgehendsten Erleichterungen bringe». Schüler öffentlicher Schulen oder staatlich konzessionierten und beauf sichtigter Privatschulen werden zu gemeinschaft licher, unter Aussicht der Lehrer unternommenen Ausflügen bei einer Theilnehmerzahl von mindestens 10 Personen einschließlich der begleitenden Lehrer, Lehrerinnen oder deS Schulinspektors in der dritten Wagenklasse zum Militärfahrpreise ohne Freigepäck befördert. Den Schulen in diesem Sinne sind gleichzustellen die Fortbildungsschulen, Seminarirn und Präparandenanstalten, Untrr- richtSanstalten sür Blinde und Taubstumme, so wie alle für die weitere berufliche Ausbildung jugendlicher Personen bestimmten Fachschulen, so weit solche nicht unter die akademischen Anstalten fallen. Für die Benutzung von Schnellzügen, sowie an Sonn- und Festtagen wird die Ver günstigung in der Regel nicht gewährt. Zwei Schüler derjenigen Klassen, welche im allgemeinen von Kindern besucht werden, die das zehnte Lebensjahr noch nicht überschritten haben, werden kür eine Person gerechnet. Als solche Klassen sind anzusehen dir Vorschulklassen und die unterste ordentliche Klaff« der Gymnasien, Realschulen Lateinschulen und höheren Bürger- und Mädchen schulen, sowie die untere Hälfte der Klassen einer Volksschule. Freigepäck wird nicht gewährt. Die Beförderung erfolgt aus Grund eines Beförderungs scheines, welcher von der Fahrkartenausgabe auf schriftlichen Antrag des betreffenden Schulvor standes, der an die Klg. Betriebs-Oberinspektion de« betreffenden Bezirke- (DreSden-Altstadt, DreSdrn-Neustadt, Chemnitz, Zwickau, Leipzig) gerichtet sein muß, auSgrsteSt und nach der Fahrt abgenommen wird. Dieselben Vergünstigungen »erden auch den von Vereinen und Behörden in die Ferienkolonien entsendeten Kindern und den zur Aussicht beigeaebenen Begleitern ohne Rück- rftcht auf die Zahl der Theilnehmrr sowohl für -dir Reis« «ach der Ferienkolonie und zurück al« Personen auf 6700, der Betrag der Löhne Huf rund 4,8 Millionen Mark gesunken, wobei aber der Durchschnitt«lohn eine« Arbeiter« von 584 Mark 70 Pfg. aus 714 Mark 42 Pf. gestiegen war. Weitere 3 Jahre später, im Jahre 1893, sind nur noch rund 6200 Arbeiter vorhanden, und die Löhne betragen 4^ Millionen Mark. Im Jahre 1897 ist die Zahl der Arbeiter auf 5758 und der Betrag der Löhne auf rund 3,7 Millionen Mark herabgegangen, gleichzeitig aber der Durchschnitt-lohn für einen Arbeiter auf 782 Mart 80 Pf. gestiegen. Die BahnhofS-Wirthschaften zu Anna- berg, Elsterberg, Srottau, Grünhainichen, Herrn hut, HerlaSgrün, Johanngeorgenstadt, Kungen- thal, Leisnig, Lunzenau, Niederneukirch, Plauen im Boigtland unterer Bahnhof, Roßwein und Ziegenhain sollen vom 1. Oktober d. I. ab unter den auf den sächsischen Bahnhöfen einzusehenden allgemeinen Bedingungen anderweit auf sech» Jahre verpachtet werden. Pacht-Angebote sind bis zum 25. d. M. an die General-Direktion der sächsischen StaarS-Eisenbahnen einzusenden. Die Königliche Brand-BersicheruogS- Kammer zu Dresden veröffentlicht als Sonder beilage zu Nr. 126 deS „Dr. Journ." eine Ueber« sicht der Einnahmen und Ausgaben bei der LandeS-BrandversicherungS-Snstalt deS König reichs Sachsen im Jahre 1897, welche u. a. Folgendes meldet: E» fanden im verflossenen Jahr im Bezirk der KreiShauptmannschast Bautzen 216 Brandfälle statt, ExplostonSfälle keiner, während in den Kreishauptmannschaften Dresden 593 Brandfälle und 1 ExplostonSfall, Leipzig 540 resp. keiner, Zwickau 702 Brand- und 2 ExplostonSfälle, in ganz Sachsen also zusammen 2051 Brände und 3 Explosionen stattgefunden haben. Während die Bezirke Dresden 2,282,249 Mark, Leipzig 905,620 Mk. und Zwickau 3,003,673,75 Mk. an Gesammt-Bewilligung (für die Gebäude- und die freiwillige Versich.-Abtheil.) erhalten haben, bekam der Bezirk der Kreishaupt mannschaft Bautzen im Ganzen 444,959,70 Mk., und zwar der BrandversicherungS-JnspektionS- bezirk Bautzen 181,431,20 Mk. (sür 10 Brand fälle in Städten 9353 Mk., für 70 Brandfälle in Dörfern 172,078,20 Mk.), der Bezirk Kamenz 123,782 Mk. (für 6 Fälle in Städten 20,971 Mark, für 34 in Dörfern zusammen 102,811 Mark), der Bezirk Löbau 117,823 Mk. (8 Fälle in Städten 8444 Mk., 51 in Dörfern 109,379 Mk.) und der Bezirk Zittau 21,923,50 Mk. (13 Fälle in Städten 3253 Mk., 24 in Dörfern 18,670,50 Mk.). Bon den 216 Brandfälle« in den Städten und Dörfern der Kreishauptmann schaft Bautzen waren den Entstehungs-Ursachen nach: 9 Fälle erwiesene vorsätzliche Brandstiftung (JnspektionSbezirk Bautzen 3(Dörfer)); 78 muth- maßlich vorsätzliche Brandstiftung (Bezirk Bautzen 28 (Dörfer)); 17 als Folge von Fahrlässigkit, wovon 7 durch Kinder verursacht (Bezirk Bautzen 2 (Städte) und 2 (Dörfer, darunter 1 durch Kinder)); 24 als Folge muthmaßlicher Fahrlässig keit, wovon 9 durch Kinder verursacht (Bezirk Bautzen 2 (Städte, 1 durch Kinder) und 12 (Dörfer, 5 durch Kinder)); 2 bei Gebrauch ord nungsmäßiger Feuerungs-Anlagen (Bautzen —); 7 bei muthmaßlichem Gebrauch ordnungsmäßiger Feuerungs-Anlagen (Bezirk Bautzen 3 (Dörfer)); 10 bei Gebrauch mangelhafter FeuerungS-Anlagen (Bezirk Bautzen 2 (Städte) und 5 (Dörfer)); 17 bei muthmaßlichem Gebrauch mangelhafter Feue rungs-Anlagen (Bezirk Bautzen 1 (Stadt) und 5 (Dörfer)); 1 bei Gewerbebetrieb ohne Feuerung (Kamenz (Dorf)); 13 durch zündende Blitzschläge (Bezirk Bautzen 3 (Dörfer)); 26 durch kalte Blitzschläge (Bezirk Bautzen 1 (Stadt) und 7 (Dörfer)): außerdem 12 Fälle, in denen die Ent- stehungS-llrsache unaufgeklärt geblieben oder die Erörterungen noch im Gang sind (Bezirk Bautzen 2 (Städte) und 2 (Dörfer)). Konkur« wurde eröffnet: Ueber da« Vermögen de» Bäckermeister« Franz Hermann Käser in Kirchbach bei Oedrrao, über da« de» Stickereifabrikanten Karl Otto Luckner in Plauen, Inhaber der dasigen Firma Karl Luckner, über da« de« Kaufmann« Bruno Emil Münzner — in Firma Emil Münzner — in Hainichen, über den Nachlaß de« Cigarrenfabrikanten Wilhelm Hermann Lorenz, auch Schindler genannt, in Prüfern bei Döbeln, sowie über den de« Erb- aericht«besitzer« Julin« Wilhelm BöhMer in - Rückersdorf bei Stolpen.